1. Scene.


[66] Hochzeitlader. Wirt. Röthelbachbauer. Muckl. Schneiderjackl. Kramerlenz. Baumiller. Loisl. Toni. Loni. Traudl. Stasi. Moni. Resl. Schmiedmargreth. Regerl.


NANDL Bursche und Mädchen.


Tanz.

Hierauf Chor mit Tanz.


Deand'l, geh', dreh' di g'schwind,

Dreh' di um wie der Wind,

's Röckerl, das muß flieget werd'n

G'rad als thät's dein gar net g'hör'n.

Bua, wenn der Handschlag schallt

Und wenn der Juhschrei hallt

Und hell vor Freud' 's Deanerl lacht,

's is a Staat und a Pracht!


Tanz und Gesang und zu Ende und drängt Alles nach dem angrenzenden Gastzimmer.[66]


DER HOCHZEITLADER stellt sich unter die Thüre und drängt mit seinem blumengeschmückten Stabe die Paare in den Tanzsaal zurück.

Halt! da 'blieb'n und net gleich wieder karessir'n,

Jetzt hat der Hochzeitlader 'was zum dist'rir'n!

A and'rer Tanz wird jetzt losgeh'n,

I mein', ihr könnt mi leicht versteh'n,

A Tanz, wo kein Baß brummt und kein Clarinett' pfeift,

Sondern wo a Jeder in sein' Tasch'n 'neingreift.

Ihr müßt net glaub'n, daß man umsonst trinkt und ißt

Und nachher auf's Beste, auf's Weiset vergißt.

Die Braut und der Bräutigam woll'n auch leb'n

Und können net 's Geld blos für eure Mäg'n hergeb'n.

Drum richt's euch jetzt z'samm', daß mir ja keiner fehlt

Und wie i ihm schrei', so zahlt er 's Mahlgeld!


Nach jedem der nun folgenden Aufrufe tritt das Betreffende an den Tisch der Brautleute und legt eine Geldspende auf einen vor der Brautmutter stehenden Teller, welche jede einzelne Gabe in die unter dem Teller stehende Schüssel gleiten läßt. Der Bräutigam reicht sodann jedem Schenkenden den Bierkrug.


Den Anfang macht die ehrsame Jungfrau Anastasia Grübl,

Die hat a Paar Wad'ln wie Rührmilliküb'l.


Jetzt kommt die Jungfrau Monika Briel

Die hat um das z'wenig, was die and're hat z'viel.


D'rauf kommt der Röthelbachbauer, dem fehlt's net an Batz'n,

Aber d' Haar' geh'n ihm aus, d'rum kriegt er a Glatz'n.[67]


Hint' d'rein geht sein Sohn, genannt der schöne Muckl,

Der hat krumme Füß' und an recht breit'n Buck'l.


Jetzt ruf' i d'Schmiedin, das is a rieg'lsam's Wei',

Die wann i möcht', die nähmet i glei'!


D'rauf kommt der Schneider, der meckert und springt,

Und kann's kaum erwarten, bis er 's Gerst'l anbringt.


D' Wirtsloni will auch mitthun; jetzt die kann leicht lach'n,

Thut selber mit'm Schnitzerpauli bald Hochzeit mach'n!


Zum Schluß hätt' i bald den Kramer vergeß'n,

Der mag recht viel trink'n und net wenig eß'n –

Und gern hab'n ihn alle seine Vettern und Bas'n,

Denn er hat an schönen Schmuck, a versoffene Nas'n.


Und jetzt schönen Donk, schönen Dank,

Vom Tisch auf die Bank,

Von der Bank auf'n Tisch,

Und zahlt habt's frisch –

Und wieder kriegt's euer Geld,

Wenn Fastnacht am Aschermittwoch fällt.

WIRT zum Hochzeitlader. Brav hast dein' Sach' wieder g'macht.

LONI. Aber für mi hätt' dir a besserer G'spaß einfall'n dürf'n. Wenn das dein' ganze Weisheit is, kannst di heimgeig'n laß'n, wenn du magst. Ab nach dem Hintergrunde.[68]

WIRT. Hast's auf der unrecht'n Seit'n erwischt.

HOCHZEITLADER. Laß nur gut sein, i krieg's schon wieder auf der recht'n auch! Geht mit dem Wirt nach dem Hintergrund.


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 66-69.
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