6. Scene.


[104] Lehnl. Baumiller. Loni.


LEHNL. Die Müh' könnt' er sich erspar'n, denn der Pauli geht net!

BAUMILLER. Weißt du das so g'wiß?

LEHNL. Leichter tragt a Birnbaum Nuß'n, eh' das g'schieht.

LONI tritt unter die Thüre. Ja, Herr Fritz, im ganz'n Haus such' i schon nach Ihnen; 's Frühstück is schon lang fertig. Soll i 's 'reinbring'n?

BAUMILLER. Na, i komm' schon. Geht ab. Loni will ihm folgen.

LEHNL. Hehe, Deand'l, mi sixt wohl gar net?

LONI springt auf Lehnl zu. Meiner Seel', der Lehnl! Ja wie geht's dir denn, du armer Kerl! Was macht denn dein Kopf?[104]

LEHNL. Mein Gott, so ei'm dick'n Schäd'l schad't net leicht 'was. Wie geht's denn dir? – Schaust net gut aus – hab' all'weil Zeitlang g'habt nach dir und hab' 'glaubt, du b'suchst mi amal.

LONI. I wär' schon kommen – wenn – aber

LEHNL. Wenn – aber – in das Haus gehst net 'nein, gelt?

LONI. Du hast wohl g'hört –

LEHNL. G'hört und g'seh'n g'nug – Deand'l – das war net recht!

LONI. Sagst du auch so! I muß mir schon von den andern Leut' g'nug hör'n.

LEHNL. Meinst vielleicht, i sollt' di noch lob'n auch? Das wär' doch z'viel verlangt. Wer den Pauli g'seh'n hat wie i – wie er heimkommen is, kein Wort g'red't, sein Feiertagsg'wand wegg'worf'n hat und wieder n'aus is bei der Thür' – Deand'l – der kann dir kein Fleißbillet geb'n. Erst am andern Tag' in der Früh' is er wieder 'kommen, und wie i ihn frag'n hab' woll'n, was denn is, hat's g'heiß'n: red nix, wenn du hab'n willst, daß i dir gut bin.[105]

LONI. Du bist halt auch wie die andern; red'st allweil blos von ihm, aber net von mir. Hab' i mi schon so g'freut, daß i mit dir über die G'schicht' disk'rir'n könnt', derweil is das auch wieder nix. – Jetzt is halt aus!

LEHNL. No – das möcht' i g'rad doch net so steif behaupt'n. Wasamal a rechte Lieb' war, diebleibt's auch, mag da g'scheh'n, was will!

LONI. So – du hast ihn net g'seh'n, wie er dag'stand'n is und g'red't hat – a ganz' Mannsbild, wie man sich's denkt – und wie er g'sagt hat: jetzt wenn sagst, zwisch'n uns is nix und zwischen uns wird nix, nachher kannst Recht hab'n! – Und das B'hüt' Gott – i dank'!

LEHNL. Ja, ja – das will i schon glaub'n – aber – wenn auch bei ihm, wie i mein', 's Eis net gar so hart wär' – du kannst ihn ja doch nimmer mög'n.

LONI. Na! Nie! Lieber sterb'n!


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 104-106.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Herrgottschnitzer von Ammergau
Der Herrgottschnitzer von Ammergau und andere Hochlandgeschichten
Ausgewählte Romane und Erzählungen: Der Herrgottschnitzer von Ammergau , Der laufende Berg , Die Martinsklause , Das Schweigen im Walde .4 Bücher
Der Herrgottschnitzer von Ammergau.
Der Herrgottschnitzer von Ammergau
Der Herrgottschnitzer von Ammergau