35.

[50] Und gestern Not und heute Wein,

Das ist's, was mir gefällt;

Und morgen ein Roß, ein schnelles Roß,

Zu reiten in die Welt.[50]


Vergangnes Leid ist kaum ein Leid,

Und süß ist Jubel im Haus,

Und dazu ein Blick, ein heller Blick

In lust'ge Zeit hinaus.


Die Welt ist jetzt so frühlingsgrün

Und hat der Blumen zu viel,

Hat Mägdlein schön wohl nah und fern

Und klingend Saitenspiel.


Und bist du nur der rechte Mann

Und greifest fröhlich drein,

So Ros' als Maid, so Lieb' als Lied

Ist alles, alles dein.


Drum gestern Not und heute Wein,

Das ist's, was mir gefällt;

Und morgen zu Roß, wohl hoch zu Roß

Reit' ich in alle Welt.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1918, S. 50-51.
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