15.

[309] Nach dem Sturm am Himmelsrande

Schwebt der Mond um Mitternacht;

Langsam, schimmernd her zum Strande

Rollt die Flut und brandet sacht.


Ihre dumpfen Schläge mahnen

An ein Herz, das müde pocht;

Keine Spur mehr läßt dich ahnen,

Welch ein Chaos hier gekocht.


Sagt, wohin dies wilde Schwellen

Jauchzender Titanenlust? –

Wer begreift euch, Meereswellen?

Wer begreift dich, Menschenbrust?

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 309-310.
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