[432] Julchen. Simon.
JULCHEN. Ob ich ihn meiner Schwester gönne? Wie könnte sie das von mir verlangen? Sie hat ja das Rittergut. Ich liebe sie sehr; aber wenn ich ihre Ruhe durch den Verlust des Herrn Damis befördern soll: so fordert sie zu viel. Das ist mir nicht möglich.
SIMON. Machen Sie sich keine Sorge. Sie wird es gewiß nicht begehren. Ich muß Ihnen auch sagen, daß sie Ihnen nach dem Testamente zehntausend Taler zu Ihrer Heirat abgeben soll.
JULCHEN. Das ist alles gut. Wenn ich nur meiner Schwester ihren Liebhaber durch dieses Geld treu machen könnte, wie gern wollte ich's ihm geben! Der böse Mensch! Kann er nicht machen, daß ich den Herrn Damis verliere, indem er Lottchen verliert? Aber warum läßt der Himmel solche Bosheiten zu? Was kann denn ich für seine Untreue? Ich bin ja unschuldig.
SIMON. Mein Mündel kann niemals aufhören, Sie zu lieben. Verlassen Sie sich auf mein Wort. Jungfer Lottchen ist zu beklagen. Aber besser ohne Liebe leben, als unglücklich lieben. Wenn sie doch käme!
JULCHEN. Aber wenn sie nun kommt? Ich kann ja ihre Ruhe nicht herstellen. Ich habe sie herzlich lieb. Aber warum soll denn meine Liebe mit der ihrigen leiden? Nein, so großmütig kann ich nicht sein, daß ich ihr zuliebe mich und ... mich und ihn vergäße. Wenn sie doch glücklich wäre! Ich werde recht unruhig. Er sagte, er wollte die Zärtlichkeit der Freundschaft nachsetzen. Was heißt dieses?
SIMON. Bleiben Sie ruhig. Mein Mündel ist der Ihrige. Sie verdienen ihn. Und wenn Sie künftig an seiner Seite die Glückseligkeiten der Liebe genießen: so verdanken Sie es der Tugend, daß sie uns durch Liebe und Freundschaft das Leben zur Lust macht.