Fünfter Auftritt.

[63] Anne kömmt herein.


ANNE. Was ist, was ist?

KARL. Geh hinein, sieh selbst. Sie läuft ins Zimmer, der Graf steht starr und unbeweglich, endlich hebt er so eine Zeichnung auf. Er wirft sie schreckenvoll weg und stürzt zum Zimmer hinaus.


Der Vorhang bleibt aufgezogen, eine dumpfe beklemmende Musik des Orchesters; man bemerkt Unruhe in des Malers Hause, Anne kömmt einigemal herausgelaufen, um etwas zu holen. Hernach Ruhe. – Anne geht über eine Weile zur Hauptthüre hinaus. Dann kommt der Maler heraus, geht über das Theater in ein Nebenzimmer; nach einiger Zeit wankt Lottchen in einer Art von Betäubung heraus, gedrückt unter der Last des Schmerzens; sie sinkt auf einen Stuhl, ihr Gesicht mit beiden Händen auf einen Tisch gelegt. Sie hebt sich auf, man sieht, daß in ihr ein plötzlicher Gedanke entsteht, sie eilt in ihr Zimmer, kommt schnell mit einem Schleier heraus, geht in die Thüre hinein, wo der Vater hinein gegangen ist gleich; kommt sie wieder und stürzt zur Hauptthüre hinaus. Gleich folgt der Maler, wie er seine Tochter nicht mehr sieht, setzt er sich an die Staffelei und malt; das Orchester geht fort, das denn aufhört, als Anne kömmt.


ANNE. Wo ist dann Lottchen? ist ihr wieder besser?

MALER. Freilich, das hatte nichts zu sagen, sie hat so zarte Nerven.

ANNE. Wo ist sie aber itzt.

MALER. In der Franziskanerkirche, ich wollte doch, du gingst ihr nach.

ANNE. Gleich. Geht.


Man klopft an der Thür, der Maler ruft herein.


Quelle:
Das Drama der klassischen Periode. Herausgegeben von Dr. Adolf Hauffen, Band 2, Stuttgart [o.J.], S. 63.
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