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[73] DER .C. JERIG.
Ein ellend wäsen worlich ich hab
Mein körpel bgert nun yn das grab
Kain fröüd ich meer vff erden hon
Ach gott hät ichs nun vberkon
Da ich der wält gantz nüt mer sol
Ein kůles erdtrich thät mir wol
Hät ich min arme seel bewart
So grußt mir nit ab dyser fart
Mich hilfst jetz weder richtumb gůt
Auch das ich bin von edlem blůt
Dar zů ouch alle mine fründ
Für ainen miten mir nütz sind
Erst rüwen mich min iungen tag
Die ich nit widerbringen mag
Wa ich hab glebt wol hundert ior
Vff diser erd sag ich für wor
Vnd hab noch nie betracht das end
Deß bin ich jetz so gar ellend
Von aller dyser welt verlon
Mein boßhait sich ich vor mir ston
Die ich getriben hab mein tag
Darumb ich für ein grosse clag
DER EINSIDEL.
O gůter fründ du thurest mich
So ich also hör clagen dich
Mich wundert was dich btrogen hat
So weißt das clorlich gschriben stadt
Kein bliblich stat ist hie vff erdt
Als vnß erklärt Paulus der werdt
V wir es täglich ouch wol sähen
Ecclesiasticus der thůt ouch iähen
Ein jedes flaisch solt mercken mich
Wirt alten dorren dem hew gelich
Bringst auch vffs lest nüt me dar von
Da gůte werck die du hast gton[74]
DER .C. JERIG.
O gott das selb ich gar wol sich
Mein sünd die thůnd erst rüwen mich
Die ich mein tag ye bgangen hon
So ich yetz gern wolt bůß drumb thon
Dorüber haben rüw vnd leit
Hat mir mein hertz, zung, mund, verseit
Das schafft das ich nit reden kan
Im hertzen ouch kain rüw mag han
Min füß wend mich auch nümme tragen
Mein iomer kan ich niemandt clagen
All richthůmb, eer, gwalt, hat mir gfält
Pfü dich du schnöde böse welt
Du hast mich glon vff gůtem won
Deß ich yn grossen nöten ston
Vnd allzyt gottes vrtheil wart
Hilff mir Maria iunckfraw zart
DER EINSIDEL.
Du fürst worlich ain grosse clag
Hätst duß betracht din iungen tag
Vnd hätst gott allzyt gfolget noch
So gschäch dir glych wie dem Enoch
Isaac, Helyas Abraham
Kain böses läben selten nam
Ein gůtes end sond mercken meich
Dorumb bit ich die all geleich
Die dyses spyl läsen vnd h \ren
Das sie es nit wellen verkeren
Vnd lassen es im yn synem stodt
Ir sähen wol wie es jetz godt
Ob ich vyl hab dar y gelogen
Oder ob mich paulus hab btrogen
Als ich i i anfang hab erclärt
Wie wol Lucas mirs ouch bewert
Vnd spricht solt mercken hie gar schon
Ein folck gern andern wirt vff ston
Ouch ein rych wider das ander sträben
Vyl teürung, hunger, wir got gåben[75]
Erdtbidumb, krieg, werden wir hon
Vyl zeichen sehen i su vnd mon
Als da erschynt zů diser frist
Was trübsal jetz vff erden ist
Vnder fürsten, herren, arm vnd rich
Der geistlich stand deßselben glich
Hat sich ouch gantz v gar verkört
Kain gůtz vff erden man jetz hört
Als schnöd vnd böß ist jetz die welt
Allein ir sach stot vff nun vff gelt
Der vnß das selbig brechte här
Worlich er vnß got wilkum wär
Er sy bapst, kaiser, künig fry
Dem selben wir dan stünden by
Sähen die grechtigkait nit an
Darumb es můß so vbel gan
Das ich worlichen sprechen mag
Es nohe sich dem iüngsten tag
Deß ich eüch jetzundt all herman
Lond eüch das selb zů hertzen gan
Vnd macht eüch den vō Niniue glych
So wirt got vber vnß erbarmen sych
Ouch all trübsal von vnß hyn nän
Vnd glück und heil täglichen gen.
Pamphilus Gengenbach
Hie enden sich die zehen alter, welche sind zůsamē gesůcht vnd i rymē gesatzt durch Pamphilum Gengenbach, Zů lob vnd eren den Ersamen Burgern einer loblichen stat Basel.
SRF
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