DIE UNTERGEHENDEN

[88] Sie rühmen sich ihrer dreifachen verderbtheit: der Stadt des Staates und des Stammes. Es sind dies die zersezten menschengefüge die die macht der grossen gefühle und gedanken nicht mehr anders als im spiele ertragen. Ein wunderbar feines inneres gefädel befähigt sie von aussen jede starke schönheit aufzunehmen die ihnen im inneren fremd blieb. Solange sie noch an ihr saugen und solang sie noch jung sind · gelingen ihnen[88] oft gebilde von schmeichelnder süsse. Später schiesst alles in sie ein was ihnen in den weg kommt. Sie sind wie Guercin und Domenichin nach den grossen malern abwechselnd hoch und hohl · verfeinert und albern · fromm und lüstern. Sie haben von den schäferzeiten her das Geschminkte und Verschnörkelte das nur manchmal durch eine totenhafte trauer erträglich wird.[89]

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Stefan George: Tage und Taten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 17, Berlin 1933, S. 88-91.
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Tage und Taten. Aufzeichnungen und Skizzen
Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 17: Tage und Taten. Aufzeichnungen und Skizzen
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