[29] Eromenes Thoras.
EROMENES.
Du hast mir freundlich stets dein Haus geöffnet,
Nie schien ich dir ein unwillkommner Gast
An deinem Tische, Vater Thoras. Dies
Berechtigt mich zu einer Bitte, die
Ich längst schon gerne ausgesprochen hätte.
Die leuchtend schöne Sonne, die beim Eintritt
In diese Hallen mir entgegenstrahlte,
Hat mächtig mir mein ganzes Herz entzündet
Und mächtig mich zu sich herangezogen.
Ich liebe deine Tochter, Vater Thoras,
Gib sie zur Gattin mir.
THORAS.
Eromenes, nicht gänzlich unerwartet
Kam deine Bitte mir. Du bist von edlem
Berühmtem Stamm und selbst berühmt und edel,
Hoch muss mich also deine Werbung ehren
Und für mein Kind muss herzlich ich mich freun,
Dass sie ein solcher Mann zum Weib begehrt.
Doch wird MEIN einzig Kind nicht dadurch nur
Erworben, dass ein edler reicher Mann
Mir die gewohnten Brautgeschenke bringt.
Wer Thoras Tochter freit, muss Thoras Sohn sein,
Muss denken und muss handelen wie er.
Und was aus ihres Bluts Vermischung aufkeimt,
Muss würdig werden dessen, was der Ahn
Erstrebt und in dem heissen Kampf erkämpft.
EROMENES.
Nicht ganz begreif ich dich.[29]
THORAS.
So höre denn.
Da sich dein Stern so nah in unsre Bahn
Gedrängt, so will ich sie dir offenlegen.
Ich hasse sie, die hier das Szepter hält,
Und mit ihr hasse ich ihr ganzes Haus.
Es ist ein blutig wilder Hass, der nie
Vermindert und gebrochen werden kann.
Auf jenes Stammes Niedersturz und Tod
Baut sich mein Plan und meine Hoffnung auf.
EROMENES.
Wer kurz in deinem Hause nur verweilet,
Merkt bald, dass du kein Freund der Fürstin bist.
Ich selbst bin auch kein Freund der Weiberherrschaft
Und will die Krone in eines Königs Hand,
Doch solcher Groll, wie du im Herz ihn hegst,
Muss viele und gewichtge Gründe haben.
THORAS.
Wie schon seit Uranfang im blutgen Zwist
Die Wölfe und die Lämmer sich befinden,
So ist das Königshaus und mein Geschlecht
In bittrer Zwietracht, seit die Sonne scheint
Im Massagetenland. Der Fürstin Ahn
Hat meinen Vater morden lassen, um
Der Herrschaft sicherer zu sein; er liess
Den Greis von seinen Schergen würgen
Und schaffte ihm ein unbekanntes Grab.
Ich schwur es bei dem höchsten Sonnengott,
Den Mord aufs furchtbarste zu rächen.
Ich wartete und nährte meinen Grimm
Durch lange Jahre, und ich hoffe, dass
Der Tag nicht fern ist, wo die mordbefleckte
Verruchte Zucht dem neuen Throne Platz macht.
Du weisst jetzt alles, was ich sagen MUSSTE.
Drum, wer der Gatte meiner Tochter sein will,
Muss meine Sache zu der seinen machen,
Er muss für mich und sich zu streiten wissen.[30]
EROMENES.
Nicht minder will ich offen sein wie du.
Wenn man die Herrschaft unsrer Königin
Des Hasses und des Neides bar betrachtet,
So kann man sie nicht tadeln. Wer sie selbst
Gesprochen und gesehn, kann sie nicht hassen;
Nur bäumt des Mannes Stolz sich auf, wenn er
Von einem Weib sich soll regieren lassen.
Das ist der Grund, weshalb ich sie verwünsche.
Doch wenn du erst zu deinem Schwiegersohn
Mich machst, will wie dein eigen Blut
Dein eigner Sohn ich fühlen, denken, handeln.
THORAS.
Du bist ein tapfrer und ein edler Jüngling
Und dir vertraue ich mein ganzes Herz.
Es schmerzt mich tief, dass ich den heissen Wunsch
Dir nicht sogleich erfüllen kann. Doch geb ich dir
Ein heiliges Versprechen, dass kein andrer
Als du mein Kind erhalten soll und dass
Sie als dein Weib in deine Hallen einzieht,
Wenn unser Plan, der bald der Reife naht,
Zu unserm Glücke sich verwirklichet.
Doch mag des Schicksals Urne uns bescheren
Glück oder Unglück, Frieden oder Krieg,
Beim nächsten Erntefest ist sie dein Weib.
Bist du zufrieden?
EROMENES.
Jegliche Bedingung
Die du mir stellst, will ich getreu erfüllen.
Doch da ich jetzt dich Vater nennen darf,
Enthülle alles mir ...
THORAS.
Eromenes,
In kurzer Zeit sollst alles du erfahren,
Für jetzt muss das Gesagte dir genügen.
Noch eins: du wirst die Braut jetzt selten sehn.
Artossa führ ich ungern an den Hof
Der Königin.[31]
EROMENES.
Wie? hör ich recht?
THORAS.
Die Schlange
Versucht in ihren Nutzen uns zu ziehn,
Sie fürchtet uns und sucht uns zu versöhnen.
Sie hat mich darum angegangen, dass
Artossa ihren Frauen beigezählt wird.
EROMENES.
Und ihr habt dies Begehren nicht
* * *
Thoras Eromenes
Thoras Eromenes Artossa
Thoras Alastor
* * *
Phraortes hat auf seiner Seite vieles.
Thoras Dank. Heiratet sie ihn, so gibt es .... Cyrus braucht uns.
Spagaspas [zieht] mit .... aus und wird gefangen und getötet.
Die Menge der Truppen sammelt sich vor der Hauptstadt um zu den Persern abzu ...
PHRAORTES CHOR ERINNA. Erinna dass die gesandten ihren auftrag mitgeteilt im ablehnungsfall mit krieg zu überziehen. Chor zieht den krieg vor. Phraortes führt als leztes mittel die feindliche stellung der häupter der stadt besonders des Thoras und erzählt dessen aussprüche gegen das haus der fürstin. Bestürzung beim Chor[32]
PHRAORTES CHOR ERINNA THORAS. Er habe von den gesandten gehört von der gefahr die der stadt drohe. Sonst hätte er das haus des feindlichen geschlechtes nicht überschritten. er gesteht es ein – doch will er solang die feinde drohen seinen hader vergessen und sich zur verfügung stellen. Auch Phraortes bietet er seine freundschaft an. Belobung des Chors.
PHRAORTES CHOR ERINNA. Gerüstet. Phraortes ... auch sich rüsten. Königin aber befiehlt im palast zu seinem schutz zu bleiben. Ab.
PHRAORTES CHOR. Phraortes und des Chors klage, daheim bleiben zu müssen während andre kämpfen. Phraortes über sein geschick.
ERINNA PHRAORTES CHOR BOTE. Bote verkündet sieg: Der hintergrund öffnet sich dann; man hört kriegerisches toben näher. Thoras kommt, kündet völligen sieg. Königin bewillkommnet ihn, der Chor jubelt ihm zu. Phraortes blickt ganz nach dem vordergrund zu, verhüllt sich die augen. Ab.[33]
Buchempfehlung
Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
62 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro