Erste Szene.

[4] Auf roh gezimmerten Flößen nahen, vom Fischfange heimkehrend,


MÄNNER UND FRAUEN.

Regenschwer und nebelgrau

Droht der Himmel, dräuen Wogen;

Heimwärts zu der heil'gen Au

Kommen flehend wir gezogen.

Zünden wir die Weiheglut,

Mög' uns schonen Blitz und Flut.


Sie bergen Geräte und Fang am Ufer. Einzelne haben sich dem Lande zugewandt und gewahren den Moloch.


EINZELNE.

Seht, ein Unhold! An heil'ger Stätte!

Ein Schreckensbild am Weihestein.[4]

ANDERE vom Meeresufer herbeieilend.

Ihr ruft, ihr klagt? Was soll's, was ist? –

Welch furchtbar drohend Antlitz!

FRAUEN aufschreiend.

Wehe!


Alle drängen sich Moloch gegenüber zu wirrem Knäuel zusammen. Aus Molochs Rachen und Augen beginnt schwelender Qualm zu ziehen, wie von nassem Holz, welches nicht brennen will.


ALLE.

Ha! Wolken brechen aus dem Antlitz,

Schlangen ziehen durch die Lüfte,

Dunkler Schrecken stieg ins Land,

Wilde Sagen werden wahr –

Dem fernen König sendet Boten,

Fort, holet Waffen, rufet Teut!


In wildem Entsetzen fliehen sie rechts in den Wald. Sturm kündet das nahende Gewitter an.


Quelle:
Max von Schillings: Der Moloch. Dichtung frei nach Fr. Hebbels »Moloch-Fragment« von Emil Gerhäuser, Berlin [1906], S. 4-5.
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