Vierte Szene.

[39] HIRAM allein, ergreift das noch am Boden liegende Schwert Teuts und schwingt es in wildem Triumphe.

Jetzt bin ich Herr! Das ist so viel,

Als ob das Blut, das Tausenden

Die Adern schwellt, in meine eigenen

Sich gösse und die Riesenkraft,

Die sie durchglüht, in meine Brust

Hinüberströmte, wie wilde Flüsse

Ins stille Meer.

VOLK von ferne.

Heilig Moloch!

HIRAM.

Unsterblich nicht, doch stark genug,

Die rohe Kraft zum Ziel zu lenken,

Will ich des Südens Zauberbild

Als Lockung in Teuts Seele senken:

Ein Bergstrom wälzt sich gegen Rom!

VOLK wie vorhin.

Moloch ist König, ist Herr der Welt!

HIRAM.

So siegt die Rache ob dem Tod!

Denn, was ich will, mit tausend Armen

Führt es für mich ein Jüngling aus!

Dies Götterart, – wenn's Götter gäbe!

Verwaist ihr Thron – es herrscht mein Wille:

Ich habe das Gesetz gestellt,

Zu meinen Füßen liegt die Welt!


Er steht gleichsam verzückt. – Da ertönt, noch von außen, Teuts Schreckensruf in langgezogenen Lauten.
[39]


Quelle:
Max von Schillings: Der Moloch. Dichtung frei nach Fr. Hebbels »Moloch-Fragment« von Emil Gerhäuser, Berlin [1906], S. 39-40.
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