Neunte Begebenheit

von einem Mann, welcher nach genossener süßer Milch und darauf erfolgtem Erbrechen zwei weiße lebendige Hündlein durch den Mund zugleich von sich geworfen, und nachmals wieder gesund wurde.

[384] Im Jahr 1580 begab sich zu Hanau, daß ein Bürger und Schuhmacher daselbst, Namens Albrecht Henke, welcher sich eine Zeitlang übel befand und nach und nach in die äußerste Wassersucht gerathen war, von seinem Weib forderte, daß sie ihm eine süße Milch zu essen gebe. Welche, als er häufig getrunken, von Stund an zu etlichen Erbrechungen gezwungen wurde und mit selbigen, so zu verwundern, zwei lebendige, zwar noch blinde aber doch kriechende und der Farbe nach weiße Hündlein ausgebrochen. Diese[384] Hündlein ließ man öffentlich in einer irdenen Schüssel in der Kirche St. Georg wegen ihrer Rarität zu Jedermanns Verwunderung sehen. Aber was zu merken, diese Hündlein lebten nicht lange, sondern starben bald. Der Kranke aber befand sich nach der Zeit immer besser. Nun könnte man fragen, ob diese Hündlein wahrhaftig und wie aus dem Leib dieses Mannes gekommen seyen, oder ob sie erst eben in dem Augenblick, da sich das Erbrechen ereignet, von dem Teufel oder durch Hexerei hingelegt und dem übrigen ausgeworfenen Magen-Unrath beigemischt worden sind, welches den genauen Untersuchern der Natur zu entscheiden und rechtes Urtheil zu fällen überlassen wird. Aus Mart. Zeiler. Promptuar. Epistol. Cent. III. Epist. 92.

Quelle:
Glorez, Andreas: Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger. Regensburg und Stadtamhof: 1700 [Nachdruck Freiburg am Breisgau 1979], S. 384-385.
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