An Nantchen

[109] Dank für das Glück ihrer Liebe.


Daß mir diese Welt mit allen

Ihren Narren, wohlgefällt;

Daß, vom Dummkopf' angefallen,

Von dem Neider angebellt,

Rach' und Spott zurücke prallen:

Dafür nimm, du Zauberin!

Diesen Kuß zum Danke hin!

Daß ich keine Sorgen nähre,

Titel nicht erschmeicheln mag,

Bunt Gepränge gern entbehre,

Kurz, daß mir ein froher Tag

Mehr ist, als ein Jahr voll Ehre:

Dafür, holde Schmeichlerin!

Nimm dieß Lied zum Danke hin![110]

Daß in zärtlichen Gesängen

Deine Liebe sanften Schmerz

Mit der Freude weiß zu mengen,

So daß Schauer in mein Herz

Sich wie Meereswogen drängen:

Dafür nimm, du Sängerin,

Thränen statt des Dankes hin!

Daß ich oft zur Sternenhöhe

Bald mit heiterm Angesicht',

Bald mit stillen Thränen sehe;

Daß ich dann um Güter nicht,

Nur um dich und Weisheit flehe:

Dafür, du Bekehrerin!

Nimm mein Herz zum Danke hin!

Quelle:
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk: Gedichte. Teil 1–4, Teil 3, Frankfurt a.M. 1821, S. 109-111.
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