1818

[279] Der »Divan« war auch den Winter über mit so viel Neigung, Liebe, Leidenschaft gehegt und gepflegt worden, daß man den Druck desselben im Monat März anzufangen nicht länger zauderte. Auch gingen die Studien immer fort, damit man durch Noten, durch einzelne Aufsätze ein besseres Verständnis zu erreichen hoffen durfte: denn freilich mußte der Deutsche stutzen, wenn man ihm etwas aus einer ganz andern Welt herüberzubringen unternahm. Auch hatte die Probe in dem »Damenkalender« das Publikum mehr irregemacht als vorbereitet. Die Zweideutigkeit, ob es Übersetzungen oder angeregte oder angeeignete Nachbildungen seien, kam dem Unternehmen nicht zugute; ich ließ es aber seinen Gang gehen, schon gewohnt, das deutsche Publikum erst stutzen zu sehen, eh es empfing und genoß.[279]

Vor allen Dingen schien sodann notwendig, die Charaktere der sieben persischen Hauptdichter und ihre Leistungen mir und andern klarzumachen. Dies ward nur möglich, indem ich mich der von Hammerischen bedeutenden Arbeit mit Ernst und Treue zu bedienen trachtete. Alles ward herangezogen: Anquetils »Religionsgebräuche der alten Parsen«, Bidpais »Fabeln«, Freytags »Arabische Gedichte«, Michaelis' »Arabische Grammatik«, alles mußte dienen, mich dort einheimischer zu machen.

Indessen hatten die von unserm Fürsten aus Mailand mitgebrachten Seltenheiten, wovon sich der größere Teil auf Leonardos Abendmahl bezog, im höchsten Grad meine Aufmerksamkeit erregt. Nach eifrigem Studium der Arbeit Bossis über diesen Gegenstand, nach Vergleichung der vorliegenden Durchzeichnungen, nach Betrachtung vieler andern gleichzeitigen Kunstleistungen und Vorkommnisse ward endlich die Abhandlung geschrieben, wie sie im Druck vorliegt, und zugleich ins Französische übersetzt, um den Mailänder Freunden verständlich zu sein. Zu gleicher Zeit ward uns von dorther ein ähnlicher Widerstreit des Antiken und Modernen, wie er sich auch in Deutschland rührt und regt, gemeldet; man mußte von dorther auch über Klassisches und Romantisches polemische Nachrichten vernehmen.

Zwischen allem diesem bei irgendeiner Pause nach dem Griechischen hingezogen, verfolgte ich einen alten Lieblingsgedanken, daß Myrons Kuh auf den Münzen Dyrrhachiums dem Hauptsinne nach aufbehalten sei: denn was kann erwünschter sein als entschiedenes Andenken des Höchsten aus einer Zeit, die nicht wiederkommt? Eben dieser Sinn ließ mich auch Philostrats Gemälde wieder aufnehmen mit dem Vorsatz, das trümmerhaft Vergangene durch einen Sinn, der sich ihm gleichzubilden trachtet, wieder zu beleben. Womit ich mich sonst noch beschäftigt, zeigt »Kunst und Altertum«, viertes Stück.

Ein wundersamer Zustand bei hehrem Mondenschein brachte mir das Lied »Um Mitternacht«, welches mir desto[280] lieber und werter ist, da ich nicht sagen könnte, woher es kam und wohin es wollte. Gefordert und deshalb in seiner Entstehung klarer, aber doch ebensowenig in der Ausführung berechenbar, erschien mir zu Ende des Jahrs ein Gedicht, in kurzer Zeit verlangt, erfunden, eingeleitet und vollbracht. Zu Verehrung Ihro Majestät der Kaiserinmutter sollte ein Maskenzug die vieljährigen poetischen Leistungen des weimarischen Musenkreises in einzelnen Gruppen gestalten und diese, einen Augenblick in höchster Gegenwart verweilend, durch schickliche Gedichte sich selbst erklären. Er ward am 18. Dezember aufgeführt und hatte sich einer günstigen Aufnahme und dauernden Erinnerns zu erfreuen.

Kurz vorher war der siebzehnte und achtzehnte Band meiner Werke bei mir angelangt. Mein Aufenthalt in Jena war diesmal auf mehr als eine Weise fruchtbar. Ich hatte mich im Erker der »Tanne« zu Kamsdorf einquartiert und genoß mit Bequemlichkeit bei freier und schöner Aus- und Umsicht besonders der charakteristischen Wolkenerscheinungen. Ich beachtete sie, nach Howard, in bezug auf den Barometer und gewann mancherlei Einsicht.

Zugleich war das entoptische Farbenkapitel an der Tagesordnung. Brewsters Versuche, dem Glase durch Druck, wie sonst durch Hitze, dieselbe Eigenschaft des regelmäßigen Farbenzeigens bei Spiegelung zu erteilen, gelangen gar wohl, und ich meinerseits, überzeugt vom Zusammenwirken des Technisch-Mechanischen mit dem Dynamisch-Ideellen, ließ die Seebeckischen Kreuze auf Damastart sticken und konnte sie nun nach beliebigem Scheinwechsel hell oder dunkel auf derselben Fläche sehen. Dr. Seebeck besuchte mich den 16. Juni, und seine Gegenwart förderte in diesem Augenblick wie immer zur gelegenen Zeit.

In Karlsbad sah ich voll Bedauern ein wohlgearbeitetes messingenes Rohr mit Gradbogen, wodurch die Polarisation des Lichtes erwiesen werden sollte. Es war in Paris gefertigt; man sah aber hier in der Beschränkung nur teilweise, was wir schon längst ganz und völlig in freier Luft darzustellen verstanden.[281] Desto angenehmer war mir ein Apparat zu gleichem Zwecke, verehrt zu meinem Geburtstage, von Professor Schweigger, welcher alles leistet, was man in diesem Kapitel verlangen kann.

Zur Geognosie waren uns auch die schönsten Beiträge gekommen mit bedeutenden Exemplaren aus Italien. Brocchis Werk über italienische Fossilien, Sömmerrings »Fossile Eidechsen und Fledermäuse«. Von da erhuben wir uns wieder in ältere Regionen, betrachteten Werners »Gangtheorie« und Freieslebens »Sächsische Zinnformation«. Eine angekündigte Mineraliensammlung aus Norden kommt an, Versteinerungen von der Insel Rügen durch Kosegarten, Mineralien aus Sizilien und der Insel Elba durch Odeleben. Die Lage des Zölestins bei Dornburg wird erforscht. Durch besondere Gelegenheit kommt die Geognosie der Vereinigten Staaten uns näher. Was für Vorteil daher entspringt, wird auf freundliche und solide Weise erwidert.

In Böhmen war sogleich die allgemeine Geognosie um desto ernster gefördert, als ein junger, weitschreitender Bergfreund namens Riepl auf kurze Zeit mit uns zusammentraf und eine Karte des Königreichs mir zu illuminieren die Gefälligkeit hatte, des Vorsatzes, in einer eigenen Schrift dieses Bestreben weiterzuführen und öffentlich bekanntzumachen. Man besuchte Haidingers Porzellanfabrik in Elbogen, wo man außer dem Material des reinen verwitterten Feldspates auch das ausgebreitete Brennmaterial der Braunkohlen kennenlernte und von dem Fundort der Zwillingskristalle zugleich unterrichtet wurde. Wir besuchten Bergmeister Beschorner in Schlaggenwald, erfreuten uns an dessen instruktiver Mineraliensammlung und erlangten zugleich am Tage eine Art von Übersicht der Lokalität des Stockwerks. Im Granit einbrechende oder vielmehr im Granit enthaltene und sich durch Verwitterung daraus ablösende Teile, wie z.B. Glimmerkugeln, wurden bemerkt und aufgehoben. So wurden mir auch sehr belehrende kristallographische Unterhaltungen mit Professor Weiß. Er hatte einige kristallisierte Diamanten bei sich, deren Entwicklungsfolge er nach seiner höheren Einsicht mich gewahr werden[282] ließ. Eine kleine Müllerische Sammlung, besonders instruktiv, ward zurechtgelegt; Rosenquarz von Königswart gelangte zu mir, so wie ich einige böhmische Chrysolithe gelegentlich anschaffte.

Bei meiner Rückkehr fand ich zu Hause Mineralien von Koblenz und sonstiges Belehrendes dieser Art. Auf die Akademie Jena war die Aufmerksamkeit der höchsten Herren Erhalter ganz besonders gerichtet; sie sollte aufs neue ausgestattet und besetzt werden. Man unternahm, die älteren Statuten der neuen Zeit gemäß einzurichten, und auch ich, insofern die unmittelbaren Anstalten mit der Akademie sich berührten, hatte das Meinige durch diensame Vorschläge beigetragen. Das Bibliotheksgeschäft jedoch heischte seit Anfang des Jahres fortgesetzte und erweiterte Tätigkeit. Das Lokal wurde in genaue Betrachtung gezogen und hauptsächlich, was an Räumlichkeiten ohne großen Aufwand zu gewinnen sei, artistisch und handwerksmäßig überlegt, auch inwiefern demgemäß die Arbeit selbst begonnen und fortgesetzt werden könne, wohl überdacht. Die Vorschläge zu sicherem Gang der Angelegenheit werden durch die höchsten Höfe gebilligt und entschieden und Akkorde mit den Handwerkern sogleich geschlossen. Die Hauptsache blieb immer die Trockenlegung des untern großen Saals. Wie man von außen gegen Graben und Garten zu Luft gemacht hatte, so geschah es nun auch von innen durch Vertiefung des Hofes. Alles andere, was zur Sicherheit und Trocknis des Gebäudes dienen konnte, ward beraten und ausgeführt, daher die äußere Berappung sogleich vorgenommen. Nachdem auch im Innern gewisse Hindernisse mit Lebhaftigkeit beseitigt waren, ward nunmehr die Schloßbibliothek transloziert, welches mit besonderer Sorgfalt und Vorsicht geschah, indem man sie in der bisherigen Ordnung wieder aufstellte, um bis zur neuen Anordnung auch die Benutzung derselben nicht zu unterbrechen. Überhaupt ist hier zu Ehren der Angestellten zu bemerken, daß bei allem Umkehren des Ganzen wie des einzelnen die Bibliothek nach wie vor, ja noch viel stärker und lebhafter, benutzt werden konnte.[283]

Hier finde ich nun eine Schuld abzutragen, indem ich die Männer nenne, welche mir in diesem höchst verwickelten und verworrenen Geschäft treulich und jeder Anordnung gemäß mitwirkend sich erwiesen haben. Professor Güldenapfel, bisheriger jenaischer Bibliothekar, hatte unter dem vorigen Zustand so viel gelitten, daß er zu einer Veränderung desselben freudig die Hand bot und eine gewisse hypochondrische Sorgfalt auch auf die neue Veränderung mit Rätlichkeit hinwendete. Rat Vulpius, Bibliothekar in Weimar, hatte bisher der im Schloß verwahrten Büttnerischen Bibliothek vorgestanden und versagte zu der Translokation derselben seine Dienste nicht, wie er denn auch manche neue, nötig werdende Verzeichnisse mit großer Fertigkeit zu liefern wußte. Dr. Weller, ein junger, kräftiger Mann, übernahm die Obsorge über die oft mißlichen Baulichkeiten, indem sowohl die Benutzung der Lokalitäten zu neuen Zwecken als auch der Wiedergebrauch von Repositorien und andern Holzarbeiten eine sowohl gewandte als fortdauernde Aufsicht und Anleitung erforderten. Der Kanzlist Compter, der bisherige Kustos der Schloßbibliothek Färber taten jeder an seiner Stelle und auf seine Weise das mögliche, so daß ich in diesem Falle die Liebe zur Sache und die Anhänglichkeit an mich sämtlicher Angestellten nicht genugsam zu rühmen wüßte.

Innerhalb dieser arbeitsamen Zeit war der Verkauf der Grunerschen so höchst bedeutenden Bibliothek angekündigt und sogar der Antrag getan, solche im ganzen anzukaufen und die Dubletten in der Folge wieder zu veräußern. Ich, als ein abgesagter Feind solcher Operationen, bei denen nichts zu gewinnen ist, ließ den Grunerschen Katalog mit den Katalogen sämtlicher Bibliotheken vergleichen und durch Buchstaben andeuten, was und wo es schon besessen werde. Durch diese mühselige und in der Zwischenzeit oft getadelte Sorgfalt erschien zuletzt, wieviel Vorzügliches die öffentlichen Anstalten schon besaßen; über das andere, was noch zu akquirieren wäre, ward die medizinische Fakultät gefragt, und wir gelangten dadurch mit mäßigem Aufwand zu dem Inhalt der ganzen Grunerschen[284] Bibliothek. Schon aber konnte sich diese neue, nun eben erst Bestand gewinnende, in Gefolg ihres akademischen Rufes einer auswärtigen Aufmerksamkeit erfreuen, indem mit freundlicher Anerkennung der Herzog von Egerton die von ihm herausgegebenen Werke sämtlich einsendete. Im November erstattete die Behörde einen Hauptbericht, welcher sich höchsten Beifalls um so mehr getrösten sollte, als der umsichtige Fürst persönlich von dem ganzen Geschäftsgange Schritt vor Schritt Kenntnis genommen hatte.

Die Oberaufsicht über die sämtlichen unmittelbaren Anstalten hatte sich im Innern noch einer besondern Pflicht zu entledigen. Die Tätigkeit in einzelnen wissenschaftlichen Fächern hatte sich dergestalt vermehrt, die Forderungen waren auf einen solchen Grad gewachsen, daß der bisherige Etat nicht mehr hinreichte. Dies konnte zwar im ganzen bei guter Wirtschaft einigermaßen ausgeglichen werden; allein das Unsichere war zu beseitigen, ja es mußten mehrerer Klarheit wegen neue Rechnungskapitel und eine neue Etatsordnung eingeführt werden. In diesem Augenblick war der bisherige Rechnungsführer als Rentbeamter von herzoglicher Kammer an eine andere Stelle befördert, und die beschwerliche Arbeit, die alte Rechnung abzuschließen, die Gewährschaft loszuwerden und einen neuen Etat nebst Rechnungsformular aufzustellen, blieb mir, dem Vorgesetzten, der wegen Eigenheit der Lage sich kaum der Mitwirkung eines Kunstverständigen bedienen konnte.

Auch in dieses Jahr fällt ein Unternehmen, dessen man sich vielleicht nicht hätte unterziehen sollen: das Abtragen des Löbertors. Als nämlich das heiter auch von außen hergestellte Bibliotheksgebäude den Wunsch hervorrief, gleicherweise die nächste bisher vernachlässigte Umgebung gereinigt und erheitert zu sehen, so tat man den Vorschlag, sowohl das äußere als innere Löbertor abzutragen, zu gleicher Zeit die Gräben auszufüllen und dadurch einen Marktplatz für Holz- und Fruchtwagen, nicht weniger eine Verbindung der Stadt in Feuersgefahr mit den Teichen zu bewirken. Das letztere ward[285] auch bald erreicht; als man aber an die innern Gebäude kam, durch deren Wegräumung man einen stattlichen Eingang der Stadt zu gewinnen hoffte, tat sich eine Gegenwirkung hervor, gegründet auf die moderne Maxime, daß der einzelne durchaus ein Recht habe, gegen den Vorteil des Ganzen den seinigen geltend zu machen. Und so blieb ein höchst unschicklicher Anblick stehen, den, wenn es glückt, die Folgezeit den Augen unserer Nachkommen entziehen wird.

Für die Einsicht in höhere bildende Kunst begann dieses Jahr eine neue Epoche. Schon war Nachricht und Zeichnung der äginetischen Marmore zu uns gekommen, die Bildwerke von Phigalia sahen wir in Zeichnungen, Umrissen und ausgeführteren Blättern vor uns, jedoch war das Höchste uns noch fern geblieben; daher forschten wir dem Parthenon und seinen Giebelbildern, wie sie die Reisenden des siebzehnten Jahrhunderts noch gesehen hatten, fleißig nach und erhielten von Paris jene Zeichnung kopiert, die, damals zwar nur leicht gefertigt, doch einen deutlichern Begriff von der Intention des Ganzen verschaffte, als es in der neuern Zeit bei fortgesetzter Zerstörung möglich ist. Aus der Schule des Londner Malers Haydon sandte man uns die Kopien in schwarzer Kreide, gleich groß mit den Marmoren, da uns denn der Herkules und die im Schoß einer andern ruhende Figur, auch die dritte dazugehörige sitzende im kleineren Maßstab in ein würdiges Erstaunen versetzte. Einige Weimarische Kunstfreunde hatten auch die Gipsabgüsse wiederholt gesehen und bekräftigten, daß man hier die höchste Stufe der aufstrebenden Kunst im Altertum gewahr werde.

Zu gleicher Zeit ließ uns eine kostbare Sendung von Kupferstichen aus dem sechzehnten Jahrhundert in eine andere, gleichfalls höchst ernsthaft gemeinte Kunstepoche schauen. Die beiden Bände von Bartsch, XIV und XV, wurden bezüglich hierauf studiert und, was wir dahin Gehöriges schon besaßen durchgesehen und nur einiges, wegen sehr hoher Preise, mit bescheidener Liebhaberei angekauft.

Gleichfalls höchst unterrichtend, in einer neuern Sphäre jedoch,[286] war eine große Kupferstichsendung aus einer Leipziger Auktion. Ich sah Jacksons holzgeschnittene Blätter beinahe vollständig zum erstenmal; ich ordnete und betrachtete diese Akquisition und fand sie in mehr als einem Sinne bedeutend. Eine jede Technik wird merkwürdig, wenn sie sich an vorzügliche Gegenstände, ja wohl gar an solche wagt, die über ihr Vermögen hinausreichen.

Aus der französischen Schule erhielt ich viele gute Blätter um den geringsten Preis. Die Nachbarnation war damals in dem Grade verhaßt, daß man ihr kein Verdienst zugestehen und so wenig irgend etwas, das von ihr herkäme, an seinen Besitz heranziehen mochte. Und so war mir schon seit einigen Auktionen gelungen, für ein Spottgeld bedeutende, sogar in der Kunst und Kunstgeschichte wohl gekannte, durch An ekdoten und Eigenheiten der Künstler namhafte große, wohlgestochene Blätter, eigenhändige Radierungen mehrerer im achtzehnten Jahrhundert berühmter und beliebter Künstler, das Stück für zwei Groschen, anzuschaffen. Das gleiche geriet mir mit Sebastian Bourdons geätzten Blättern, und ich lernte bei dieser Gelegenheit einen Künstler, den ich immer im allgemeinen geschätzt, auch im einzelnen wertachten.

Eine Medaille, welche die Mailänder zu Ehren unseres Fürsten als ein Andenken seines dortigen Aufenthalts prägen lassen, gibt mir Gelegenheit, zur Plastik zurückzukehren. Ich akquirierte zu gleicher Zeit eine vorzüglich schöne Münze Alexanders; mehrere kleine Bronzen von Bedeutung wurden mir in Karlsbad teils käuflich, teils durch Freundesgeschenk glücklich zu eigen. Graf Tolstois Basreliefe, deren ich nur wenige kannte, überschickte mir der wohlwollende Künstler durch einen vorübereilenden Kurier, und daß ich noch einiges Zerstreute zusammenfasse: Das Kupferwerk vom Campo Santo in Pisa erneute das Studium jener ältern Epoche, so wie im wunderbarsten Gegensatz das »Omaggio della Provincia Veneta alla S. M. l'Imperatrice d'Austria« von dem wunderlichen Sinnen und Denken gleichzeitiger Künstler ein Beispiel vor Augen brachte. Von den in Paris bestellten zwei Pferdeköpfen,[287] einem venezianischen und athenischen, kam jener zuerst und ließ uns seine Vorzüge empfinden, ehe uns der andere durch überschwengliche Großheit dafür unempfänglich gemacht hätte.

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 16, Berlin 1960 ff, S. 279-288.
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