1786

(bis zur italienischen Reise)

[155] 7/2232.


An Charlotte von Stein

Guten Morgen Geliebte. Ich bleib zu Hause und richte mich ein. Gebe uns der Himmel ein gutes Jahr. Ich liebe dich herzlich. bleibe mir wenn auch ietzt getrennter als sonst, das mir offt fast zu schwer wird. Lebe wohl. ich bin dein.

d. 1. 86.

G.[155]


7/2233.


An Charlotte von Stein

Wie wäre es wenn meine liebe diesen Nachmittag gleich nach Tische zu mir käme? Es ist so schön Wetter und du könntest dich mit dem Mikroscop unterhalten. Auf den Abend lüd ich die Imhof und Herders. Wie sehr wünscht ich wieder einmal ein Paar Stunden mit dir zu seyn.

d. 3. Jan. 1786.

G.


7/2234.


An Charlotte von Stein

Wie vergnügt ich war dich wieder gestern zu besitzen kann ich dir nicht ausdrucken, da ich um dich zeither soviel Unruhe gehabt habe.

Hier ist der Kalender Lebe wohl.

d. 4. Jan. 86.

G.


7/2235.


An Johann Gottfried Herder

Da wie ich höre ein Rescript an das Oberkonsistorium die Schulverbesserung betreffend nach deinen Vorschlägen ergangen; so will ich, dem guten Exempel deiner Hausfrauen zu Folge, meine pädagogischen Wünsche für das Jahr 86 nicht länger bey mir behalten.

1) Ersuche ich dich deinen Plan auf die Militar[156] Schule zu erstrecken, und darüber nach Belieben zu schalten.

2) Wünschte ich du dirigirtest mit einem Finger die Erziehung der Mandelslohs. Erst waren sie bey Herzen wie die Schweine, iezt sind sie bey Lossius wie die Schafe, und es will nichts menschlichs aus den Knaben werden.

3) Empfehle ich dir Ernst Stein und wollte du nähmst auch einmal Fritzen vor. Damit man die Zukunft einleitete und vorbereitete. Ich will dir über beyde meine Ideen sagen, da ich aber selbst nichts weis, verstehe ich mich auch nicht draus was andere und besonders Kinder wissen sollen.

Ist dir's recht; so sende ich dir den Kriegs Registrator Seeger, um dich wegen der zwey ersten Punckte in forma ersuchen zu lassen, damit ich was zu den Ackten kriege. Lebe wohl.

Vhß. d. 6. Jan. 86.

G.


7/2236.


An Charlotte von Stein

Schon lange sage ich dir einen guten Morgen ohn dir ihn schreiben zu können, nimm ihn ietzt, obgleich spät doch herzlich.

Ich war fleisig, und werde diesen Nachmittag fortfahren, gegen Abend bey dir seyn und mich deiner Liebe freuen. Gestern lies ich dich gar ungerne. Lebe wohl.

d. 6. Jan. 1786.

G.[157]


7/2237.


An Charlotte von Stein

Hier das Zettelgen das mir so zuwider ist. Meine Noten mündlich. Liebe mich meine Gute.

Heut Abend bin ich bey dir. Lebe wohl.

d. 7. Jan. 86.

G.


7/2238.


An Charlotte von Stein

Ich bin fleisig, habe ein Geschäffte das mich interessirt und werde den Tag damit zubringen.

Auf den Abend steht mir die Freude bevor an deiner Seite den Hamlet durchzugehn und dir auszulegen was du lange besser weisst. Liebe mich. Immer dein

d. 8. Jan. 86.

G.


7/2239.


An Charlotte von Stein

Ich habe mich kurz und gut resolvirt nach Jena zu fahren, da die Wasser gros sind und ich den Effeckt der neuen Wasserbaue gern sehn mögte ich lasse mir bey Stein ein leichtes Wägelgen ausbitten. Wenn du glaubst daß es Ernsten nicht schadet; so laß ihn sich geschwinde anziehen. Ich will ihn abholen. Er kann ja sein Knie verwahren. Abends bin ich wieder bey dir.

d. 10. Jan. 86.

G.[158]


7/2240.


An Charlotte von Stein

Danck meine beste für das späte frühe Zettelgen. Mein Herz ist dir zärtlich ergeben was auch mein Auge für einen Blick haben mag. Ist nicht der letzte Theil von Schmidts teutscher Geschichte bey dir? Schicke mir ihn. Hier ein guter Brief vom Prinzen.

d. 11. Jan. 86.

G.


7/2241.


An Charlotte von Stein

Einen guten Morgen und einen Wunsch daß, ich bey meiner Rückkehr meine Liebe recht wohl antreffen möge.

d. 12. Jan. 86.

G.


7/2242.


An Charlotte von Stein

Meiner lieben schicke ich hier Zuckerwerck und Blumen damit sie ein Bild habe wie süs und schön meine Liebe zu ihr sey.

Gehst du heute zu deinem Bruder er hat mich einladen lassen?

d. 14. Jan. 86.

G.[159]


7/2243.


An Charlotte von Stein

Ich freue mich deines Gruses, und schicke dir ein Frühstück. Wie gern wäre ich bey dir und thäte was ich zu thun habe in deiner Nähe.

Heute ordne ich und weis nicht ob ich Abends in das Conzert komme. Lebe wohl ich sehe dich doch.

d. 15. Jan. 86.

G.


7/2244.


An Charlotte von Stein

Hier schicke ich die Zeitungen und einen Brief des Prinzen. Gingst du wohl um zwölfe spazieren?

Es ist zwar ein wenig Wind. Ich kann es kaum mehr ertragen so von dir getrennt zu seyn.

d. 16. Jan. 1786.

G.


7/2245.


An Charlotte von Stein

Gestern Abend meine Gute ist es nicht zum schlimmsten gegangen wenngleich nicht zum Besten.

Im Ganzen fehlt Präcision und Energie wodurch sich der Meister auszeichnet und wird immer fehlen. Bey Tafel wars lustig.

Hier ein Brief von Knebeln an die Herzoginn. Schicke mir ihn balde wieder. Imhof hat mir schöne Mineralien geschickt. Diesen Abend komme ich. Liebe mich wie du mich liebst.

d. 17. Jan. 86.

G.[160]


7/2246.


An Charlotte von Stein

Die regierende Herzoginn hat mich zur Tafel gebeten, vorher komme ich ein wenig zu dir, dir zu sagen wie sehr ich mich deiner Liebe freue.

d. 18. Jan. 86.

G.


7/2247.


An Charlotte von Stein

Herders kommen und also erwarte ich meine liebste auch. Wäre es hell Wetter so lüd ich dich auf einige Mikroscopische Betrachtungen früher ein. Lebe wohl. Stein kommt doch auch.

d. 19. Jan. 86.

G.


7/2248.


An Charlotte von Stein

[19. Januar.]

Es thut mir recht weh daß du nicht kommst. Weil ich Herders vor meinem Gothaischen Abschied nicht wohl wieder haben kann will ich sie nur kommen lassen in der Hoffnung daß du heut Abend zum Essen kommst. Lebe wohl, Liebe mich.

G.


7/2249.


An Charlotte von Stein

Das Wetter ist so schön daß ich mit dir auszufahren wünschte. Wir wollten nach Belweder wo ich[161] mit Reichardten allerley botanica zu tracktiren habe. Wie freu ich mich deiner Liebe.

d. 20. J. 86.

G.


Ich will um halb 11 bey dir seyn.


7/2250.


An Charlotte von Stein

Hier meine liebe, Kaysers Brief und meine Antwort. Da es so schön Wetter ist wirst du wohlthun mich um 11 Uhr mit dem Wagen abzuhohlen. Bis dahin trinck ich Crystallwasser. Lebe wohl! liebe mich!

d. 22. Jan. 86.

G.


Eben erhalte ich dein Zettelgen gern will ich mit dir nach Hause fahren mit dir essen und so lang es geht bey dir bleiben.


7/2251.


An Charlotte von Stein

Ich bin ganz leidlich meine Gute und will morgen reisen. Diesen Abend seh ich dich. Hast du etwa meinen Egmont, die Vögel oder sonst etwas von meinen dramatischen Schrifften? die benandten Sachen fehlen mir und noch mehr.

Weimar d. 23. Jan. 86.

G.[162]


7/2252.


An Philipp Christoph Kayser

Sie haben mir meinen langen Brief, dergleichen, wie ich wohl sagen darf, seit Jahren nicht geschrieben durch Ihre Antwort reichlich vergolten und bewegen mich abermals ausführlich zu seyn. Ihre Bemerckungen zeugen von Ihrem Nachdencken über die Sache, von Ihrer Kunstgewissenhafftigkeit und gutem Geschmack. Hier, was ich zu erwiedern habe.

Den ersten Ackt, dächt ich liesen wir nun wie und wo er ist, bis Sie mit dem ganzen Stücke durchsind, es selbst als ein Ganzes übersehen, hernah wollen wir weiter drüber reden und Sie werden ohne viel reden das beste thun.

Ganz recht sagen Sie von meinem Stücke daß es gewissermasen komponirt sey, man kann in eben dem Sinne sagen daß es auch gespielt sey. Wenn Sie bey dem Gleichnisse bleiben wollen: Die Zeichnung ist bestimmt, aber das ganze helldunckel, in so fern es nicht auch schon in der Zeichnung liegt, die Farbengebung bleibt dem Componisten. Es ist wahr er kan in die Breite nicht ausweichen aber die Höhe bleibt ihm bis in den dritten Himmel, wie hoch haben Sie Sich über den Gemeinplatz der Melodien und Melancholien, des Wasserfalls und der Nachtigall erhoben. Ich habe das Stück in Absicht auf Sie gemacht Sie verstehn mich und übertreffen meine Erwartungen,[163] mein nächstes ist wieder für Sie, wenn Sie's wollen, wir werden uns schon besser verstehn, und sonst habe ich mit niemand für's erste zu schaffen.

Die andre Bemerckung ist leider eben so richtig daß das Stück für ein musikalisch Drama zu angezogen, zu angestrengt ist. Zu viel Arbeit für drey Personen.

Dazu kann ich nun nichts sagen, als daß ich keins wieder machen werde (ob ich gleich ein allerliebstes Süjet zu 3 Personen noch habe, das fast noch reicher und toller als dieses ist).

Jede Erfindung hat etwas willkührliches. Mein höchster Begriff vom Drama ist rastlose Handlung, ich dachte mir das Süjet, fing an und sah zu spät daß es zum musikalischen Drama zu überdrängt war, ich sann auf Mittel und lies es über ein halb Jahr liegen. Endlich endigt ich's, und so ists nun.

Es ist ein Bravourstück, haben wir keine Ackteurs dafür; so mögen sie sich daran und dazu bilden.

Es ist wahr der Sänger will phisisch mehr Ruhe haben, zu laufen, zu springen zu gestikuliren, sich zu balgen und zu singen, so etwas geht wohl in einem Final, aber durchaus fühl ich wohl ists zu toll. Das nächste ist in allem Sinne sedater.

Ihre Erinnerungen wegen des Rhytmus kamen zur rechten Zeit. Ich will Ihnen auch darüber meine Geschichte erzählen.

Ich kenne die Gesetze wohl und Sie werden sie[164] meist bey gefälligen Arien, bey Duetts wo die Personen übereinstimmen oder wenig von einander in Gesinnungen und Handlungen abweichen, beobachtet finden. Ich weis auch daß die Italiäner niemals vom eingeleiteten fliesenden Rhytmus abweichen und daß vielleicht eben darum ihre Melodien so schöne Bewegungen haben. Allein ich bin als Dichter die ewigen Jamben, Trochäen und Dacktylen mit ihren wenigen Maasen und Verschränckungen so müde geworden, daß ich mit Willen und Vorsatz davon abgewichen bin. Vorzüglich hat mich Gluckens Composition dazu verleitet. Wenn ich unter seine Melodien statt eines französchen Textes einen deutschen unterlegte, so müßte ich den Rhytmus brechen den der Franzose glaubte sehr fliesend gemacht zu haben, Gluck aber hatte wegen der Zweifelhaftigkeit der französchen Quantität würcklich Längen und Kürzen nach Belieben verlegt und vorsäzlich ein andres Sylbenmas eingeleitet als das war dem er nach dem Schlender hätte folgen sollen. Ferner waren mir seine Compositionen der Klopstockischen Gedichte die er in einen musikalischen Rytmus gezaubert hatte merckwürdig. Ich fing also an den fliesenden Gang der Arie wo Leiden schafft eintrat zu unterbrechen, oder vielmehr ich dachte ihn zu heben, zu verstärcken, welches auch gewiss geschieht, wenn ich nur zu lesen zu deklamiren brauche. Eben so in Duetten wo die Gesinnungen abweichen, wo Streit ist, wo nur vorübergehende[165] Handlungen sind den Paralellismus zu vernachlässigen, oder vielmehr ihn mit Fleis zu zerstören, und wie es geht wenn man einmal auf einem Weege oder Abweege ist man hält nicht immer Maas.

Noch mehr hat mich auf meinem Gange bestärckt daß der Musickus selbst dadurch auf Schönheiten geleitet wird, wie der Bach die lieblichste Krümme durch einen entgegenstehender Fels gewinnt. Und haben Sie nicht selbst Recitativstellen auf eine unerwartet glückliche Weise in Rytmischen Gang gebracht.

Doch es ist genug daß Sie es erinnern daß es Ihnen hinderlich ist und ich will mich wenigstens in acht nehmen und ob ich gleich nicht ganz davon lassen kann, so will ich Ihnen in solchen Fällen eine doppelte Lesart zuschicken und wenn ich es ia versäumen sollte auf Ihre Erinnerung ieder Zeit nachbringen.

Überhaupt wollen wir an der nächsten nicht eher zu komponiren anfangen, biß wir über das Stück einige Briefe gewechselt, beym ersten wars gut zu thun und nicht zu reden.

Wie wünscht ich Ihnen überhaupt den Plan der neuen Oper vorlegen zu können, im Model kann man noch rucken und drucken, wenn der Stein zugehauen ist nicht Hand und Fus mehr wenden. Eigensinnig bin ich gar nicht, das wissen Sie, ehe zu leichtsinnig in diesen Dingen.

Lassen Sie mich noch einiges sagen was hierher einschlägt. Meistermäßig haben Sie das Duett: aus[166] dem Becher behandelt und auf das glücklichste den Parallelismus der Worte genutzt, und es ist mir schon auf das Duett: Nimm o nimm zum Voraus wohl, wo Sie gewiss das Ihrige gethan haben.

Meine Idee dabey war daß der Ackt auslaufen sollte und indem beyde Scapinen auf dem Rollsessel hineinschieben, dieses Final mit dem: stille! stille! fort! fort! gleichsam verklingen sollte, damit das Final des ganzen Stücks desto brillanter vorsteche und überhaupt ieder Ackt anders endige. Die Trompeten und Paucken nehmen sich herrlich am Ende des zweiten und alle Weiber freuen sich über das: wir haben ihn und singen gefangen, gefangen Chorus mit. Neulich haben wir in der Ordnung die Arie Gern in stillen, nach dem Tanze dal segno wiederhohlt wo sie sich herrlich und befriedigend ausnimmt. Überhaupt wird iedermann iedesmal die Musick lieber, und unsre Proben sind für uns indessen gut, die wir nicht Partituren lesen und uns wie der glückliche Componist eine Oper im Kopfe aufführen können. Ob ich gleich nie ohne heimlichen Ärger noch eine Probe verlassen habe.

Daß Scapin im vierten Ackte gewissermassen sich der Zärtlichkeit nähert werden Sie schon leiten und führen. Der Musikus kann alles, das höchste und tiefste kann, darf, und muß er verbinden, und blos in dieser Überzeugung habe ich mein Proteus artiges Ehpaar einführen können und wollte noch tolleres[167] Zeugwagen, wenn wir rechte Sänger Ackteurs und ein groses Publikum vor uns hätten. Die Stelle im ersten Ackte: ich sah ihn an pp nimmt sich recht gut aus.

Mit Erwin und Elmire habe ich vor Statt Mutter und Bernardo noch ein Paar iunge Leute einzuführen die aus eine andre Weise in Liebes Uneinigkeit leben, also zwey Intriguen die sich zusammenschlingen und am Ende beyde sich in der Einsiedeley auflösen. Vom Gegenwärtigen bliebe nichts als die singbarsten Stücke die Sie auswählen könnten.

Von Claudinen bliebe auch nur was an der Fabel artig und interessant ist. Dem Vater würde ich mehr dumpfen Glauben an das Geister und Goldmacher Wesen geben wie er in unsern Zeiten herrschend ist. Den Basko zu einem klugen mystischen Marcktschreyer und Betrüger machen. Crugantino behielte seinen Charackter, eben so Claudine und Pedro. Die Nichten würden karackteristischer und stufenweise subordinirt auch in die Intrigue mehr eingeflochten. Die Vagabunden, die man durch Nachahmung so eckelhafft gemacht hat, würde ich durch eine neue Wendung aufstutzen, sie machten das männliche Chor, ein weibliches wollte ich auch noch anbringen. pp. Wenn Sie Zeit und Lust haben lesen Sie doch das Stück sagen Sie mir was Ihnen bezüglich auf Musick darinnen gefällt und misfällt, vier Augen sehn mehr wie zweye. Auch ist mir drum zu thun daß ich in beyden Stücken[168] nichts wegwerfe was Ihnen lieb ist. In Claudine würde ich den Sebastian wegwerfenden Pedro thätiger machen und wir haben immer noch Leute genug.

Da ist denn allerley zum Nachdencken und auf Jahre hinaus Arbeit. Es kommt nur drauf an wenn unser erstes Stück fertig ist, daß wir uns ein Publikum suchen, damit alles lebendig werde und auch etwas eintrage.

Die Leichtigkeit die Sie am Re Teodoro rühmen giebt sich blos durch die lebendige Übung, sie fehlt mir selbst noch bey meinen Arbeiten. Der Einsame mögte gern das Werck in sich vollkommen haben und erschweert sich's selbst, wer für Menschen arbeitet, sieht daß eine relative Vollkommenheit würckender ist und bequemer hervorgebracht wird, dieser Begriff leitet ihn und seine Wercke werden würcklich vollkommner indem sie mehr lebendige Folge haben.

Leben Sie wohl und schicken und schreiben balde.

Weimar d. 23. Jan. 86.

G.


Wegen der Prosodie lassen Sie Sich nicht bange seyn was einer schreiben kann wissen wir alle, und das seinere hängt mehr vom Geschmack ab als von irgend einer Regel, wie in ieder lebendigen Kunst.[169]


7/2253.


An Charlotte von Stein

Ich befinde mich wohl und gehe mit besserem Zutraun. Lebe wohl ich nehme dich im Herzen mit.

Hier der Schlüssel der alle deine Papiere beschliest. Liebe mich ich bin dein.

Wahrlich bin ich an der Operette kranck, denn ich habe schon heute früh daran schreiben müssen.

d. 24. Jan. 86.

G.


Ich schicke dir den Ring, laß mir ihn doch machen.


7/2254.


An Charlotte von Stein

Nun muß ich meiner Liebsten ein Wort sagen. Ich bin über Hoffen wohl und es geht mir recht gut. Die Herzoginn sieht übel aus und spricht sehr heiser. Des Abends wird gelesen und man scheint mit mir zufrieden, der Wind saußt entsetzlich auf dem Schlosse, und bläst mein ganzes Zimmer durch, so daß ich am Ofen sitze, an der einen Seite brate, an der andern erstarrt bin.

Der Theater Calender, den ich gelesen hat mich fast zur Verzweiflung gebracht; noch niemals hab ich ihn mit Absicht durchgesehn wie ietzt und niemals ist er mir und sein Gegenstand so leer, schaal, abgeschmackt und abscheulich vorgekommen.

[170] Man sieht nicht eher wie schlecht eine Wirthschafft ist, als wenn man ihr recht ordentlich nachrechnet und alles umständlich bilancirt. Mit der desolantesten Kälte und Redlichkeit, ist hier ein Etat aufgestellt woraus man deutlich sehen kann daß überall, besonders in dem Fache das mich iezt interessirt, überall nichts ist und nichts seyn kann. Meine arme angefangne Operette dauert mich, wie man ein Kind bedauern kann, das von einem Negersweib in der Sclaverey gebohren werden soll. Unter diesem ehrnen Himmel! den ich sonst nicht schelte, denn es muß ia keine Operetten geben. Hätte ich nur vor zwanzig Jahren gewusst was ich weis. Ich hätte mir wenigstens das Italienische so zugeeignet, daß ich fürs Lyrische Theater hätte arbeiten können, und ich hätte es gezwungen. Der gute Kayser dauert mich nur, daß er seine Musick an diese barbarische Sprache verschwendet. Unglücklicher Weise habe ich den Pariser Theater Almanac auch hier gefunden, von dem der deutsche eine deutsche Nachahmung ist. Du kannst dir das Elend dencken, Seckendorfs Prolog des Improvisatore, Vulpius Lob Gedichte auf Herrn Kurz und Mad. Ackermann, ein Prolog von Kozebue auf dem Jenaischen Bubentheater machen die Gedichte aus. Mit den Exkremente der Weimarischen Armuth würzt Herr Reichardt seine oder vielmehr die deutsche Theater Miserie.

Lebe wohl. Ich habe niemanden als dich dem ich[171] meinen grosen Verdruß klagen kann. Ich lese nun meine Sachen hier vor und schäme mich von Herzen indem man sie bewundert und darf nur gegen den Prinzen meine Herzensmeynung sagen, der sehr brav und sehr Kranck ist.

Lebe wohl. Liebe mich ich bin ganz und gar dein, du musst mir eben alles ersezen, ich halte mich an dich.

Gotha d. 26. Jan. 86.

G.


Grüse Stein und Fritz.


Ich komme wohl erst Sonntag Abends, da mich der General Superintendent so gedultig anhört, denn er ist alle Mittag und Abend da; so muß ich auch so höflich seyn und ihn hören. Nach der Kirche sez ich mich ein und fahre fort.

G.


7/2255.


An Charlotte von Stein

Du bist sehr lieb sagst mir aber nichts von deinem Befinden. Ich freue mich dich zu sehen und dir allerley zu erzählen, wozu man allein seyn muß.

d. 30. Jan. 86.

G.


Dancke für's Frühstück.[172]


7/2256.


An Friedrich Heinrich Jacobi

[Januar.]

Deinen Brief habe ich wohl erhalten und die Litteratur Zeitung gleich bestellt. Es wundert mich daß sie noch nicht ankommt, ich will sie gleich erinnern. Die Rechnung lege ich bey was du mir noch schuldig bist.

Wieland hat ich weis nicht welch Bedencken, die Recension einzurücken, also ists recht gut.

Mendelsohns Todt war sehr unerwartet, die zurückgebliebnen werden nun für den Todten fechten und sie haben dadurch gut Spiel. Da ich ausser Herdern niemand sehe noch höre den diese Angelegenheit interessirt so weis ich nicht was deine Schrifft und Mendelsohns Betragen im Publiko für Sensation macht. Überhaupt liegt die Sache zu sehr ausser dem Gesichtskreis der meisten.

Der Herzog ist nach Berlin, dort wie natürlich wohl aufgenommen. Der abgelebte Löwe mag ihn mit seinem letzten Athem seegnen. Der Fürstinn hab ich geschrieben und etwas geschickt. Sende mir doch was sie von Frau v. Stein schreibt, du kannst dencken daß ich neugierig bin. Ich verspreche daß niemand es sehen, noch dessen daseyn erfahren soll.

G.[173]


7/2257.


An Johann Gottfried Herder

[Anfang Februar.]

In beyliegendem Blatte wirst du etwas von Moses Mendelsohns Testament finden. Ich bin sehr neugierig auf das Ganze. Die ausgezogene Stelle finde ich sehr brav.

Der Garnison Informator ist bey mir gewesen und hat dringend gebeten daß bey einer Vakanz die sich iezt ereignet für ihn gesorgt werden möge. Ich weis nicht inwiefern er die nächsten Ansprüche dazu hat. Könnte man nicht mit der Verbesserung der Garnisonschule auch seine Verbesserung verknüpfen. Sage mir überhaupt ein Wort über die Sache die ich gar gerne los seyn mögte.

Es ist iezt etwas von einer heimgefallnen Besoldung da, ehe das auch wieder einen andern Weeg nimmt.

G.


7/2258.


An Charlotte von Stein

Was macht meine Beste? Ich werde dich heute nicht sehen. Durch meine Abwesenheit bin ich sehr zurück gesetzt. Mein erster Rechnungs Monat ist um und ich muß heute Abend nothwendig arbeiten und rechnen. Lebe wohl sage mir etwas guts.

d. 1. Febr. 86.

G.[174]


7/2259.


An Charlotte von Stein

Ich erkundige mich ob meine Geliebte in die Gesellschafft geht? Wonicht, so komme ich gegen sieben.

Schicke mir den Schlüssel den ich dir aufzuheben gab. Ich bin wohl und grüse dich herzlich.

d. 3. Febr. 86.

G.


7/2260.


An Jakob Friedrich von Fritsch

Ew. Excell.

werden mir einen gehorsamsten Vortrag mit einer Anfrage erlauben.

Der Geh. Cammerrath Büttner wird täglich stumpfer und hat am Ende des verflossen Jahrs, gleichsam Abschied von dem Collegio genommen und wird vor der Hand zu Hause bleiben. Die Pachtsachen waren sein vorzüglichstes Referat, und ob er gleich das nothwendigste durch seinen Sohn besorgen lässt, so wünscht ich doch diesen Haupttheil der Cammergeschäffte in eines thätigen Mannes Händen um alle Stockungen beseitigt zu sehn.

Er hat auch die Aufsicht über das Archiv gehabt wofür er 100 f. Emolument erhält. Beyde Geschäffte würde der Geh. Cammerrath Gülicke gern übernehmen, und der iunge Büttner könnte die Aufsicht über das Schloßbrauwesen überkommen die sein Vater auch bisher geführt hat.

[175] Es fragt sich also ob man ihn veranlassen dürfe um völlige Dispensation von der Arbeit nachzusuchen und ob man ihm Hoffnung machen könne, daß er die bisher genossnen Emolumente bis an seinen Todt geniesen solle? Oder ob ihm wenigstens die 100 f. für die Archivs Aussicht abzunehmen und dem Geh. Cammerrath Gülicke zuzulegen seyn mögten?

Ich werde sobald mir Serenissimi gnädigste Gesinnungen darüber bekannt geworden, das nötige zu besorgen ohnermangeln.

Mich mit vollkommenster Ehrfurcht unterzeichnend

Ew. Exzell.

ganz gehorsamster Diener

Goethe.

Weimar

d. 4. Febr. 86.


7/2261.


An Jakob Friedrich von Fritsch

Zugleich bringe ich den iungen Batsch in Erinnerung der Ew. Exzell. nicht unbekannt ist und dessen ich neulich erwähnte.

Beyliegender von ihm auf meine Veranlassung gefertigter Aufsatz wird ihn noch mehr, als einen bescheidnen iungen Mann, der innerlichen Trieb zu seiner Wissenschafft empfindet und sie im Stillen ohne Aufmunterung immer verfolgt empfehlen.

Die Absicht wäre ihn sobald als möglich nach Jena hinüber zu bringen, damit er wieder in den Gang des Akademischen Lebens käme und durch lehren[176] sich üben und gemeinnützig machen könnte. Er würde zugleich einen Plan zu einem botanischen Garten überdencken und vorlegen können und diese drüben fast gänzlich vermisste Wissenschafft wieder einführen und in die Höhe bringen. Unter seiner Aufsicht könnte ein Theil des Fürstengartens zu diesem Gebrauch gewiedmet werden und man würde nach und nach so wohl dadurch daß man das was hier und in Jena an Pflanzen zerstreut ist versammelte, als auch durch Tausch und andre Gelegenheiten ohne grose Kosten dem Institute einen soliden Grund geben können.

Sollte alsdenn der junge Dietrich den Durchl. bey dem Hofgärtner Reichardt in die Lehre gethan, wie er sich anlässt, gut einschlagen, so würde man in der Folge auch um einen botanischen Gärtner nicht verlegen seyn.

Zu den nothwendigsten Bedürfnissen würde Batsch bey seinem Jenaischen Aufenthalte gegen zweyhundert Thaler brauchen und es fragt sich nur was Durchl. der Herzog ihm an dieser Summe gnädigst bewilligen wollen, um einen wahrhafft guten und brauchbaren Menschen aus dem Drucke eines ängstlichen Lebens herauszuziehen und ihn in eine Laufbahn zu versetzen wo er sich zum Vortheile der Akademie für die soviel geschieht bilden könne. Von dem gnädigsten Entschlusse erbitte ich mir einige gefällige Nachricht.

Weimar d. 4. Febr. 1786.

Goethe.[177]


7/2262.


An Charlotte von Stein

Hier Geliebte den Brief wie er an Carlen abgehn soll. Heut Abend seh ich dich beym Thee und freue mich deiner.

d. 6. Febr. 86.

G.


7/2263.


An Charlotte von Stein

Laß mich hören meine Gute was du machst? und was du heute vorhast. Ich sollte heute Abend in das Conzert, wenigstens um die neue Parforce Horn Symphonie zu hören, wenn ich meine Tour machen wollte. Lebe wohl. Liebe mich! Wie hast du geschlafen?

d. 12. Febr. 86.

G.


7/2264.


An Charlotte von Stein

Wirst du denn heute Abend zur Feyerlichkeit kommen? Ich bitte gar sehr drum.

d. 13. Febr. 86.

G.


7/2265.


An Charlotte von Stein

Ich bin zum Herzog eingeladen sonst käm ich zu dir. Ich bin wohl und freue mich wenn du es auch bist und meiner in Liebe gedenckst. Eh ich an Hof gehe komme ich dir einen guten Tag zu sagen.

d. 15. Febr. 86.

G.[178]


7/2266.


An Charlotte von Stein

Den ganzen Morgen hofft ich auf ein Wort von dir. Du erfüllst diesen Wunsch du Gute. Habe du nur mit mir Geduld und laß dich nicht irren wenn mir's manchmal fatal wird. Du bist mein bestes. Das einzige recht zuverlässige auf Erden. In die Comödie will ich gehn.

d. 18. Febr. 86.

G.


7/2267.


An Charlotte von Stein

Ich weis noch nicht was ich machen werde, bey Hofe geh ich nicht. Ich mag dem Hofe gern alles zu gefallen thun nur nicht bey Hofe.

Mit Noth und Angst habe ich einige Pinselstriche gemacht und lasse nun Rähmgen ziehen die sollen das beste thun. Ich suche dich auf, früh oder spat. Ietzo schreibe ich an dem Duzend Briefe. Lebe wohl du Liebste.

d. 19. Febr. 86.

G.


7/2268.


An Christine Gräfin Brühl

Vous etes bien bonne charmante amie de vouloir penser a un ingrat, de lui donner de Vos nouvelles et de l'assurer de Votre souvenir. Il est vrai que[179] je ne le merite pas, cependant Vos lettres me font toujours un plaisir sensible, continues moi Vos bontés et ne me laisses pas trop longtems dans l'inquietude sur Votre santé.

On racconte une histoire qui m'affligeroit beaucoup, si elle etoit vraie, c'est que Naumann a fait une perte considerable qu'on lui a volé quelques mille ecus. Vous ne m'en parles pas, et je la crois fausse car surement Vous l'auries scu et Vous m'en auries dit un mot.

J'ai lu les Vers de Mr. Neumann, adressés au Sprudel et au rochers du Carlsbad. (Il me vient l'idee de parler de Neumann en parlant de Naumann, on les a vu si longtems s'unir pour chanter Vos louanges qu'on est accoutumé a les regarder comme freres rivaux inseparables.) J'ai donc lu ces poesies ou il y a de bien belles choses, surtout l'idee des pleurs sublimés par la chaleur du Sprudel jusques au cieux, m'a paru tout a fait neuve et sublime, il y a encore d'autres mais qui ne valent pas celle la. Mon esperance de Vous retrouver aussi dans ces strophes a eté satisfaite vers la fin. La Reine de Rossignols n'auroit pu etre mieux placée et je souhaite qu'elle se porte bien dans son Lorbeernest.

Notre Duc est revenu de Berlin toutafait content, il a vu Darbes et il a eté tres content du peintre et de ses peintures. On me dit que ce Maitre coquin cache tres bien son pied fourchu, qu'il contrefait[180] le Sage, le complaisant, le modeste, enfin qu'il plait a tout le monde. A ces traits je reconnois mon admirable Mephistophele.

Deux actes de mon opera sont composés par un homme de genie, d'ailleurs solitaire et inconnu, mais qui ne fait que revenir de l'Italie. Je serois curieux de scavoir ce que diroit ma bonne amie de cette composition. Surement il y a des airs qui ne devroit etre chantés que par Vous. J'attends avec impatience le troisieme Acte dont la moitie devroit deja etre arrivée.

On se porte passablement bien ici cet hyver, Mad. la Duchesse Mere nous donne des inquietudes depuis quelques iours, elle est malade d'une fievre dont elle a eté saisie tout d'un coup.

Le printems nous donne les plus belles esperances, le tems se calme et il paroit que les beaux jours vont nous surprendre, puissies Vous en sentir toute l'influence.

Si Vous aimies Vos amis tant que Vous voules nous le faire accroire, Vous auries plus de soin pour Votre santé, Vous ecarteries toutes les idées facheuses et Vous ne Vous occuperies que du plaisir d'etre aimée de tant de personnes, pui trouvent leur bonheur dans Votre felicité.

Mille Compliments a Maurice et a Lolo. Sansdoute que ce petit personnage aura grandi.

Aves vous deja formé des Plans pour cet eté,[181] je ne scais pas encore ce que je pourrois entreprendre, je depends trop des circonstances. Adieu que Votre amitié ne s'altere jamais, c'est ce qu'on peu demander a une jolie femme. Adieu.

Weimar ce 19. Febr. 86.

G.


7/2269.


An Charlotte von Stein

Ich wünsche daß du glücklicher mit des Juden Testament seyn mögest als ich, denn ich habe es nicht auslesen können. Ernsten will ich bedeuten sobald ich ausgehe, schrifftlich wird es zu weitläufig. Adieu liebe mich du gehst doch heute in die Comödie, damit wir wenigstens zusammen leiden.

d. 20. Febr. 86.

G.


7/2270.


An Johann Gottfried Herder

[20. Februar.]

Ich vermelde daß ich das Jüdische neuste Testament nicht habe auslesen können, daß ich es der Frau v. Stein geschickt habe die vielleicht glücklicher ist, und daß ich gleich den Spinoza aufgeschlagen und von der Proposition: qui Deum amat, conari non potest, ut Deus ipsum contra amet, einige Blätter mit der grösten Erbauung zum Abendsegen studirt habe. Aus allem diesem folget daß ich euch das Testament Johannis[182] aber und abermal empfehle, dessen Inhalt Mosen und die Propheten, Evangelisten und Apostel begreift.

Kindlein liebt euch.

und so auch mich. Lebt wohl.

G.


7/2271.


An Charlotte von Stein

Hier meine Liebe die neusten Acktenstücke! Wie klein wird das alles und wie armseelig. Kann doch nicht einmal ein armer Jude ohne geneckt zu werden aus der Welt gehn. Liebe du mich und das recht herzlich, denn ich bin dir ganz eigen.

d. 21. Febr. 86.

G.


7/2272.


An Charlotte von Stein

Gar zu gerne hätte ich dich gestern begleitet. Es that mir das Herz recht weh dich alleine gehn zu lassen.

Ich grüse und liebe dich und hoffe dich heute zu sehen. Lebe wohl. Hier der Rahm.

d. 23. Febr. 86.

G.


7/2273.


An Charlotte von Stein

Ich muß zu Hause bleiben, es will mir gar nicht recht werden. Schon war ich frisirt und im Begriff[183] mich anzuziehen. Wie befindest du dich meine Liebe und was hast du heute vor? Schicke mir meine Zeichnung und deine Pinsel ich habe Lust. Adieu. Liebe mich

d. 26. Febr. 86.

G.


7/2274.


An Charlotte von Stein


N. S. Schon am 1ten Jenner dieses Jahrs, habe ich die Juwelen und Spitzen an Frau von Stein mit dem Postwagen überschickt – Ich hoffte von Zeit zu Zeit auf antwort des glücklichen ankommens – aber vergebens – da nun die garanti des Postams bald zu Ende geht so erbitte ich mir nur zwey Zeilen, um aus der Verlegenheit zu kommen.


Hier ein Wort von meiner Mutter.

Es soll mir sehr angenehm seyn euch heute zum Thee bey mir zu sehen zu Tisch kann ich euch nicht behalten. Wenn Imhof mit käme wäre es recht artig ich will es Herdern sagen lassen, ihr müsstet aber bey Zeiten kommen. Du hast mich doch recht lieb wie ich dich. Gestern Abend hat mir deine Gegenwart rechte wahre stille Freude gemacht. d. 28. Febr. 86.

G.


7/2275.


An Philipp Christoph Kayser

Weimar den 28ten Febr. 1786.

Wenn wir uns noch eine Zeitlang wechselsweise erklären, so werden wir uns gewiß verstehen und[184] vereinigen. Wir sind die Meinungen eines Künstlers, der das mechanische seiner Kunst verstehet immer höchst wichtig, und ich setze sie über alles. Es komt nicht darauf an, was man mit dem einmal gegebenen Organe machen will, sondern was man machen kan.

Sie werden in der Folge sehen in wie fern Sie mich bekehrt haben, und ie mehr wir zusammen arbeiten, ie übereinstimmender werden wir würcken.

Lassen Sie uns iezt vor allen Dingen die erste Oper endigen, Sie sollen alsdenn einige Stücke, und eine Übersicht von der zweyten erhalten, und auch nach Belieben sogleich daran anfangen. Sodann bin ich bereit auch zu einer ernsthaften Oper zu helfen, über deren Manier wir uns zum voraus vergleichen müßen. Wir werden am besten thun dem Fußpfad des Metastas zu folgen, ein erhabenes rührendes Sujet zu wählen, nicht über sechs Personen zu steigen, weder allzugroße Pracht noch Dekorationen zu verlangen, für Chöre zu sorgen, und so weiter. Das alles wird sich finden wenn wir der Sache näher kommen, und uns durch die Opera Buffa erst mit und an einander gebildet haben.

Für unser gegenwärtiges Werck laßen Sie sich nicht bange seyn, es wird sich schon forthelfen, es werden sich Entreprenneurs und Akteurs finden, um die Aufführung möglich zu machen. Haben sie doch ietzo in Mannheim den Götz von Berlichingen wieder[185] hervorgesucht, nachdem man ihn zehn Jahr als einen allzuschweren Stein hatte liegen laßen.

Der Anfang des dritten Akts ist endlich auch angekommen. Ich bin höchst neugierig ihn zu hören, ich habe ihn mir noch nicht einmal können am Clavier vortragen laßen. Daß Sie die höchste Raserei unserer Heldin in den Kahn gestellet, und die Überfarth über den Cozith gleichsam mit stürmender Hand geschehen laßen, dagegen die Arie wo sie den Mißethäter vor Plutos Trohn schlept, auf einen flehenden Vortrag angelegt, und also dadurch den Gang des Dichters umgekehrt haben, mögen Sie verantworten, oder vielmehr wird Ihre Ausführung rechtfertigen. Was Sie übrigens in dem der Partitur beigelegten Blatte empfehlen, will ich bestens besorgen, und Ihnen zur Zeit von allem bestimmte Nachricht geben.

Zu der Pantomime nach der Arie, in eurem finstern Hause, hätte ich folgendes zu erinnern und zu rathen.

Scapine fällt ohnmächtig in den Seßel, der Docktor bleibt ihr zu Füßen liegen, endlich springt er auf, ist ängstlich, sie scheint sich zu erholen, er stehet ihr bei, läuft hin und wieder, bringt ihr zu riechen, sie fällt wieder in Gebährden des Schmertzens, und stößt von Zeit zu Zeit Seufzer und ängstliche Laute aus.

So wünschte ich daß Sie die gedachte Stelle, in dem geschriebenen Exemplar der Oper erst korrigirten.

Dieses stumme Spiel kan wenn es nöthig ist[186] wiederholt werden, und solten Sie es nicht in verschiedenen Theilen mit Reprisen setzen können? wie es bei Balleten geschiehet, so daß es alsdenn von dem Akteur und der Aktrice abhienge, ob sie die Pantomime verlängern oder abkürtzen wollen.

Zulezt wo sie in die Töne des Schmertzens ausbricht, kan ia der Doktor mit dem folgenden Gesang einfallen, und es dadurch zu einer Art von Duett werden.

Skapin läßt sich dann von außen hören, sie klagt und iammert auch noch wenn dieser hereintritt, und ich dencke es soll keinen übeln Effeckt thun, wenn Sie die Interiektionen, ach! weh! weh mir! o Schmertz! u.s.w. in den übrigen Gesang gleichsam hineinsäen.

Ich schicke Ihnen hier eine Arie des vierten Akts, wie ich sie verändert habe. Vieleicht finden Sie solche iezt rithmischer, und ich hätte große Lust einige andere auch auf diese Weise zu behandeln, und sie dadurch Ihrem Wunsche näher zu bringen. Hätten Sie überhaupt noch etwas über den vierten Akt zu sagen, so wär es noch Zeit.

Still ist es, stille

Stille so stille

Regt sich doch kein Mäusgen!

Rührt sich doch kein Lüfftgen!

Nichts, Nichts.

Regt sich doch und rühret sich doch nichts.

War es der Donner pp.[187]

Ich habe diesen Brief dicktirt weil ich nicht wohl bin und keine Lust zu schreiben habe, und Sie doch nicht lange wollte warten lassen.

Ihr Vater hat das Geld. Sie wohl auch. Leben Sie wohl, lieben Sie mich und arbeiten fleisig fort.

Weimar d. 1. März 1786.

G.


Grüsen Sie Frau Schulthes.

Noch eins, wie steht es mit dem Italienischen? Üben Sie Sich fleisig in dieser einzigen Sprache des Musikers.


7/2276.


An Charlotte von Stein

Es scheint als wenn mir die Arzeney recht wohl bekommen wollte, es wurde mir gestern Abend nach 8ten noch viel besser. Liebe mich du gutes Herz und bleibe mir. Ich will so in der Stille fortweben.

d. 1. März 1786.

G.


Knebel hat mir sehr schöne Zeichnungen von Kobel mit gebracht.


7/2277.


An Charlotte von Stein

Es ist mir heute ganz leidlich du bist auch nicht recht fühle ich an deinem Briefgen. Liebe mich und laß dir es eine Freude seyn daß ich dich herzlich liebe.

d. 3. März.

G.[188]


7/2278.


An Charlotte von Stein

Ich dancke dir für dein Wort, vielleicht komme ich gegen Mittag gelaufen, sonst habe ich nicht Hoffnung dich zu sehen. Ich freue mich deiner Liebe, und dencke an dich. Übrigens halt ich mich stille und treibe mein Wesen. Die Ostindischen Händel hab ich durch.

d. 4. März 86.

G.


7/2279.


An Charlotte von Stein

Könnte ich mich doch recht offt deiner Gegenwart freuen wie gestern Abend, ich habe gut geschlafen und bin wohl. Knebel will gerne mitfahren. Laß mir so doch auch einen Plaz leer daß ich mich allenfalls einschieben könnte. Liebe mich wie ich dich.

Weimar d. 6. März 1786.

G.


7/2280.


An Charlotte von Stein

Dieser Tag ist vorbey gegangen ohne daß ich etwas von dir gesehen noch gehört hätte. Ich will dann auch so still für mich endigen. Sag mir ein Wort. Ich war fleisig um das nachzubringen was ich bisher versäumte.

Lebe wohl. Liebe mich.

d. 10. März 86.

G.[189]


7/2281.


An Charlotte von Stein

Sage mir beste wie es mit deiner Gesundheit ist und daß du an mich denckst und mich liebst.

d. 12. März 86.

G.


7/2282.


An Christine Gräfin Brühl

Si les hommes etoit nés avec un peu de conscience, surement ils seroit confondus et desolés par la loyauté des femmes. La veste plus que belle que Vous aves eu la bonté de m'envoyer charmante amie, me prouve combien Vous etes esclave de Votre parole, ou plus tot combien le devoir de la remplir Vous est cher.

Mille et mille remercimens pour ce beau present, j'y reconnois Votre gout, Votre main, Vous meme, pardonnes! il y a un je ne sai quoi qui Vous ressemble et qui me fait un plaisir infini.

Les graces ont presidé a ce travail, diroit notre cher Wieland et j'entends en meme tems Mephistophele s'ecrier: voila de ce Firlefanz enchanteur qui me fait sauter et rire.

J'ai d'abord envoyé ce chef d'oeuvre au tailleur le plus entendu et j'attends avec impatience le moment de me voir paré de Vos mains.

Vous aves bien diviné que ce don m'arriveroit pour un jour de féte et de gala Mdme la Duchesse[190] Mere apres une maladie dangereuse nous est rendue et nous pouvons esperer de la voir bieutot entierement retablie. C'est en me presentant devant Elle pour la feliciter, pour lui offrir mes voeux, que je porterai pour la premiere fois la piece la plus precieuse de ma garderobe presente et avenir. Pour d'autres fêtes je n'en connois pas et je crains fort que nous en resterons la.

Cette lettre devoit partir il y a quinze jours. Vous pardonneres le retard, la maladie de notre chere Duchesse nous a tenu en suspends jusqu' ici, presque tous les jours critiques j'usqu' au 21. ont été marqués par quelque accident facheux et ce n'est que depuis avanthier que nous respirons librement.

Adieu charmante amie. Bien des compliments pour Maurice. Notre Duc ne lui a point ecrit, a ce que j'ai pu scavoir.

Embrasses le bon Lolo plus qu'a l'ordinaire et que ce soit pour moi que Vous l'embrasses. S'il m'aime un peu c'est parceque je l'aime beaucoup, imites ce bon exemple. Adieu encore une fois.

Weimar ce 12. Marz 1786.

G.


7/2283.


An Charlotte von Stein

Wir ists gestern Abend recht wohl gelungen und ich will sehen, ob es heute wieder so geht. Doch seh[191] ich dich vorher. Wenn ich dich nur recht wohl wüsste. Ich habe Hoffnung mit dem nächsten Buche vorzurucken, wenn ich es auch nicht sobald endige. Der Anfang ist immer das schweerste das übrige giebt sich lebe wohl, grüse Stein auf die Reise.

d. 13. März 1786.

G.


7/2284.


An Charlotte von Stein

Einen guten Morgen und hier den Avantcoureur in dem 8ten Blatte wirst du über Werthern etwas finden das mit dem übereinstimmt was ich dir offt gesagt habe. Werde nicht müde wenn ich dir offt wiederhohle daß ich dich herzlich liebe. Gestern Abend ist an der Operette geschrieben worden.

d. 14. März 86.

G.


7/2285.


An Charlotte von Stein

Ich bitte um dein Mikroscop ich will es mit dem meinigen verbinden und einige Beobachtungen machen ich habe Infusions Thiergen von der schönsten Sorte. Heute Abend seh ich dich bey der Imhof. Ich gehe noch erst in die Commödie, halte sie aber nicht aus.

Liebe mich.

d. 16. März 86.

G.[192]


7/2286.


An Charlotte von Stein

Ich habe mich recht herzlich gefreut gestern mit und neben dir zu seyn.

Dancke für das Frühstück. Was mir heute der Geist zurufen wird weis ich nicht mein Herz spricht aber immer von der Liebe zu dir.

d. 17. März 86.

G.


7/2287.


An Charlotte von Stein

Ich bleibe nur zu Hause um dir Freude zu machen. Die Operette und Wilhelm rucken zusammen. Du musst mich recht lieb haben. Heute ess ich beym Herzog und nach Tafel besuche ich dich, Abends schreibe ich wieder und hoffe Donnerstags dir und Herders etwas zu lesen.

d. 21. März 86.

G.


7/2288.


An Charlotte von Stein

Mit einer Anfrage wie du geschlafen hast, schicke ich den Brief von Miss Gore. Liebe mich obgleich meine Gestalt sich verändert hat.

d. 23. März 86.

G.[193]


7/2289.


An Charlotte von Stein

Da die Boten gehn will ich meiner Geliebten ein Wort schreiben. Ich bin glücklich angekommen der Abend war gar schön und ich fand Knebeln unter den Steinen.

Er grüst dich recht sehr.

Wir schwäzen viel und was ich auch höre und rede; so sehe ich doch daß es am besten ist dich recht lieb zu haben.

Gute Nacht. Ich habe allerley Gedancken und Erfindungen die dich zur Rechten Zeit unterhalten sollen. Adieu.

[Jena] d. 24. März 86.

G


7/2290.


An Charlotte von Stein

Wie befindet sich meine beste. Es war mir gestern eine rechte Freude dich vergnügt bey mir zu sehn. Es schien mir auch als wenn du mich recht lieb hättest. Heute hab ich viel zu thun, gehe auch gegen Abend zur Herzoginn Mutter. Dann seh ich dich wenigstens einen Augenblick, ich mögte gern an meinen Werckgen schreiben.

d. 29. März 86.

G.[194]


7/2291.


An den Herzog Carl August

Landsmannschafften und andere Verbindungen der Studierenden können vielleicht nicht ganz ausgerottet, sie können aber geschwächt werden.

Aus denen vorliegenden Votis, die sehr verschiedene Gesinnungen enthalten und deren wenige mit einander übereinstimmen, ziehe ich folgendes in's Kurze.

Anhaltende Aufmercksamkeit und fortdaurende Würckung auf denselben Zweck können das Übel mindern, ihm Einhalt thun, dessen Ausbrüchen zuvorkommen.

Wie sollten Männer die ihre Lebenszeit an Einem Orte zubringen, Erfahrung und Gewalt haben, nicht mit jungen Leuten die längstens alle drey Jahre wechseln fertig werden können? Aber Uneinigkeit und Lässigkeit dieser Häupter, läßt das Übel einschleichen und einwurzeln.

Die Besten zu vereinigen, suche man die Form des Concilii arctioris auszudehnen und seine Gewalt zu vermehren.

Zu dem Prorecktor und den vier Dekanis könnte man noch vier Beysitzer aus den vier Fakultäten hinzusetzen. Z.B. vorerst: Griesbach, Reichart, Loder, Eichhorn.

Zum Versuch auf ein Jahr; man würde die Aufsicht auf die Landsmannschafftlichen Verbindungen[195] diesem Collegio zur Hauptpflicht machen und da es sich zugleich mit allem dem beschäfftigte was bisher die Incumbenz des concilli arctioris gewesen, würde solches durch eine natürliche Folge bald die ganze Disciplin umfassen.

Es bestünde aus 9 Personen, eine Anzahl die weder zu stark noch zu schwach ist, man könnte sich mehr darauf verlassen, als auf das bisherige concil. arct., es hätte nicht die Unbequemlichkeit einer perpetuirlichen Commission pp.

Zum Anfange würde keine weitläufige Instrucktion nötig seyn, wenige Hauptpunckte wären festzusetzen.

Wenn obengenannte Männer eine Zeitlang auf Einen Punckt gemeinschafftlich würcken, wird sich die beste Handelsweise von selbst zeigen.

Dieses neue concilium arctius hätte verbunden mit dem Prorecktor


1.

Auf vorsichtige Annahme zu halten.

Arme kann man nicht geradezu abweisen, so wenig als Studenten die von einer andern Akademie ohne Zeugniß, aber zur rechten Zeit anlangen; iedoch Aufsicht soll man aus dergleichen Leute mehr haben als auf andere. Hingegen die zwischen den halben Jahren ankommen, die von einer andern Akademie relegirte, oder durch ein consilium abeundi entfernte können eher zurückgewiesen werden.[196]


2.

Wäre die Aufsicht auf das Betragen der jungen Leute der Klugheit des Concil. arct. zu überlassen. Fragt sich ob man die Anzahl der Pedellen vermehren, oder den gegenwärtigen etwas zulegen solle? Das Pro und contra liegt in den Votis.


3.

Die Wegschaffung schädlicher Mitglieder auf die glimpflichste Weise, wäre sodann das Hauptgeschäffte des neuen Collegii.

Das gegenwärtige Conc. arct. hat schon das Recht einen unfleißigen, untauglichen Studenten brevi manu wegzuschaffen, weil aber das Gesetz nur gegen solche gerichtet ist, die keine Collegia besuchen, so ist es durch simulirten Fleis der Landsmannschafftlichen Senioren eludirt worden, und es hat ein solches Consil. abeundi bisher nicht stattgefunden.

Man erstrecke die Gewalt auf die Landsmannschafftlichen Verbindungen und damit man für Misbrauch sicher sey, lassen sich verschiedene Bedingungen festsetzen, z.B. daß ein solches cons. abeundi nicht auf einen einzigen Fall gegeben werde, sondern nur solche Studenten treffen könne, deren Lebenswandel schon mehrmal zur Sprache gekommen und die man als schädliche Glieder der Akademie längere Zeit beobachtet.

Die Vota sowohl derer Glieder die bey einer[197] solchen Ertheilung des Cons. abeundi zu als derer die abstimmen, wären zu den Ackten zu geben.

Die Majorität von 5 gegen 3, denn der Prorecktor hat kein Votum, sicherte an sich schon vor dem Misbrauch.

Das Cons. abeundi würde erst nur als Rath, sich binnen einer gewissen Frist wegzuverfügen, ertheilt.

Im Weigerungsfall erst mit dem förmlichen cons. abeundi vorgeschritten.

Überhaupt wäre der Prorecktor mehr an das Conc. arctius zu knüpfen. Er hätte in Zukunft demselben die Untersuchungsackten vorzulegen und nicht blos wie bisher daraus zu referiren.

Um die Untersuchungen förmlicher zu machen, wären die Verhöre im concil. Zimmer anzustellen. Dem neuen akademischen Syndico könnte man bey seiner Annahme zur Pflicht machen, dem Verhöre beyzuwohnen und dem Prorecktor zu assistiren.

Noch manches wird sich bey näherer Prüfung, das sicherste aber durch einen Versuch finden.

Nach diesen Vorschlägen wäre, wenn sie Beyfall fänden, ein Projeckt zu entwerfen und an die mitnährenden Höfe zu communiciren, und zwar sollte es nur das allgemeinste enthalten, damit man in keine Contestationen geriethe und die Sache bald durchginge.

Wäre das Concil. arctius einmal instituirt, so würde man von hier aus mit demselben immer in[198] Connexion bleiben und ohne Aussehn die academische Disciplin dirigiren können.

Die eingesendeten Vota enthalten noch manche gute Vorschläge die theils zugleich mit diesem theils nach und nach in's Werck gesetzt werden könnten.

Nur müßte man sich hüten nicht zu viel thun zu wollen und nicht zu sehr in's kleine zu gehen.

Von der Verlängerung der Prorecktorate schwiege man noch ganz und brächte diese Einrichtung nicht eher zur Sprache, als bis ein Prorecktor im Amte wäre, den man zu behalten wünscht. Gegenwärtig ist es Hennings, auf ihn folgt der Theologe Schmidt, auf diesen ein Juriste, unter diesen könnte sich die neue Form des Conc. arctioris festsetzen, sodann folgen Loder, Eichhorn und Griesbach auseinander und man könnte durch Verlängerung dieser drey Prorecktorate, auf mehrere Jahre hinaus vieles Gute schaffen.

d. 7. Apr. 86.

G.


7/2292.


An den Herzog Carl August

Ich bin recht unglücklich daß ich Ihrer Einladung so nicht folgen kann und zu Hause bleiben muß. Ein Knötgen an dem Zahn der mir vorm Jahr in Neustadt soviel zu schaffen machte und das ich schon eine Woche dissimulire ist nun zum Knoten geworden, spannt und zuckt so daß ich mich ieden Augenblick eines übeln Anfalls versehe. Garten und Wiese habe[199] ich verlassen und bin mit Papieren und Ackten wieder heraufgezogen. Ihre Expedition können Sie zwar gar wohl ohne mich vornehmen und ich werde Wetken der die Sache inne hat hinaufschicken, nur thut es mir leid daß ich Sie nicht in unsere Grüffte einführen soll.

Ihre Frau Mutter grüst und lässt sagen: sie übe sich Ihnen entgegen zu kommen, wenn Sie zurück kehren. Ihrer Frau Gemahlinn ist sie heute schon entgegen gegangen.

Hier ist die Note zurück. Die Situation des französchen Ministerii scheint mir sehr richtig geschildert, und ebendeswegen glaube ich nicht daß etwas zu befürchten ist. Wenn man auch im einzelnen zu schwancken und der Gegenpartey nachzugeben scheint; so wird man gewiss doch in Hauptpunckten festhalten und den Kayser nicht gewähren lassen. Wer Franckreich bereden will, es könne ohne Schaden in den Umtausch von Bayern willigen, glaubt es selbst nicht, und kein vernünftiger Mensch wirds ihm glauben.

Auerhähne und Schnepfen und die Begattung dieses wilden Geflügels werde ich diesmal weder zu hören noch zu sehen kriegen, es scheint als wenn mir nur die Jagd der Infusionsthiere beschieden wäre.

Heute Abend ist das grose Ehrenfest der Schauspieler. Die Frauen werden gezogen, wir wünschen Wielanden alle die Metzner. Einsiedel ist sehr verdrüslich und die Schröter in Verzweiflung! Der[200] Baron Charles tracktirt die bewusste Rolle mit der grösten Negligenz und will erst drey Tage vor der Aufführung zu lernen anfangen. Aus seinem Lesen in der ersten Probe hat man nicht die geringste Hoffnung schöpfen können.

Leben Sie recht wohl und vergnügt und behalten uns empfohlen.

Weimar d. 7. Apr. 86.

G.


7/2293.


An Charlotte von Stein

Mein Backen ist dick doch ohne Schmerzen. Ich brauche ein Mundbad, und dencke es soll vorüber gehn. Liebe mich. Ich hoffte gestern fast dich noch zu sehn.

Ich lasse Infusionsthiergen zeichnen. Wollt ihr etwa Thee bey mir trincken.

d. 8. Apr. 86.

G.


7/2294.


An den Herzog Carl August

Es thut mir sehr leid daß ich Ihre Parthie verderbe und das Geschäft hindre, mit meinem Übel ist es geworden wie ich voraus sah, der Backen ist dick und ich bin genötigt mich mit Kräuterkisslein zu zieren.

Knebel empfiehlt sich, er ist heute nach Jena, sehr schlecht erbaut von seinem patriotisch theatralischen Schmaus. Wielanden ist würcklich ein Streich passirt[201] er zieht ein Loos wen er zu Tische neben sich haben und eigentlich versorgen soll, er liest Mad. Ackermann und ist höchst glücklich. Nachher findet es sich daß Knebel diese Schöne gezogen und wie der Alte sein Billet besieht ists Herr Ackermann. Er will mit aller Gewalt wieder eine Oper machen, ich glaube er hat schon angefangen.

Dagegen ist Herder herab gestiegen und hat ein ABC Buch geschrieben das recht sehr gut und trefflich gedacht ist.

Hierbey schicke ich die verlangte Charte und wünsche ein freundliches Leben.

Weimar d. 8ten Apr. 86.

Goethe.[202]


7/2082.


An Carl Ludwig von Knebel

[8. April]

Ich kann dir selbst sagen daß ich wieder auf guten Weegen bin. Mein Backen ist noch geschwollen, es wird aber auch sich balde geben. Ich dancke für deine Liebe, deinen Anteil, und freue mich der Zeit die uns zusammenbringen wird. Herders büchlein ist köstlich. Adieu. behalte mich in einem guten Herzen.

G.[32]


7/2295.


An Charlotte von Stein

Gar süs wäre es mir gewesen dich bey mir zu sehen, allein du bist auch kranck und stille bey dir. Ich habe den ganzen Nachmittag gezeichnet, es wandelte mich wie ein Fieber an.

Nun noch eine gute Nacht, und laß mir auch ein Wort von dir hören.

d. 8. Apr. 86.

G.


7/2296.


An Charlotte von Stein

Ich bin immer im stillen bey dir und habe nie sehnlicher gewünscht mit dir unter Einem Dache zu[202] seyn als ietzt. Ich fange nun wieder an zu zeichnen und will wenigstens auf dem Papierleben. Mein Backen ist noch ein wenig dick ohne Schmerz wenn ich dich doch recht wohl wüsste.

d. 9. Apr. 86.

G.


7/2297.


An Charlotte von Stein

Der Geschwulst vermindert sich und ich bin noch immer ohne Schmerzen. Sehr wohl wäre mirs wenn du bey mir seyn könntest. Gestern Abend war Herder bey mir und wir haben viel durchs Mikroscop gesehen. Liebe mich, ich habe dich herzlich lieb.

d. 10. Apr. 86.

G.


7/2298.


An den Herzog Carl August

Wie gut war es daß Sie mein Übel für dem gestrigen Ritte bewahrt hat, in Ilmenau mag es nicht freundlich aussehn. Noch besser ists daß Sie Sich auf dem alten Schlosse wohlbefinden und Sich dort ein Quartier bereiten. Der Bauinspecktor soll kommen. Hier folgen die verlangten Ackten und das Buch. Zugleich das Büchlein aller Bücher das Abc. Die Briefe werden bestellt.

Ich muß zu Hause bleiben, mein Übel dauert noch, ohne Schmerz. Hier schicke ich einen Traum aus hiesiger Gegend, und wünsche zur stillen Woche ein still glückliches Leben.

d. 10. Apr. 86.

G.[203]


Vielleicht sind beykommende Bücher Wilhelms eben in der Jahrs Zeit. Im sechsten werden Sie einige Schreibefehler entschuldigen.

Den zweyten Feyertag will eine Gesellschafft iunger Leute auch zu Ehren der wiedergenesen Herzoginn essen und tanzen und bittet um Erlaubnis ihr Fest im hintern untern Zimmer des Commödien Hauses halten zu dürfen.


7/2299.


An Charlotte von Stein

Hier einige Briefe von den schönen Frauen und auch meine Berechnung wegen Fritz. Wie lebst du der Tag scheint heute schön zu werden. Wenn du ausgehst besuchst du mich doch, ich halte mich noch zu Hause. Liebe mich.

d. 11. Apr. 86.

G.


7/2300.


An Charlotte von Stein

Ich grüse meine Gute und werde sie heute sehn. Gestern freute mich deine Gegenwart recht herzlich. Ich habe noch eine Arie zur Operette gemacht. Vielleicht komm ich auch ein wenig zu Herders. Die Oliva sollst du haben. Alle Mährgen sobald sie erzählt sind haben den Reiz nicht mehr als wenn man sie nur dunckel und halb weis. Lebe wohl. Liebe mich.

d. 13. Apr. 86.

G.[204]


7/2301.


An Charlotte von Stein

Einen Guten Morgen meine Beste und den Brief an die Rheingräfinn. Siehe zu daß du das Memoire der Oliva von der regierenden Herzoginn erhältst.

Der Herzog hat es weggenommen. Was hast du heute vor. Gegen 12 will ich spazieren gehn, es ist herrliches Wetter. Adieu.

d. 14. Apr. 86.

G.


7/2302.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Ich weis nicht mehr wo ich mit dir bin lieber Bruder solange habe ich nicht geschrieben und so vielerley ist mir durch den Kopf gegangen. Meinen gewöhnlichen Geschäfften gesellet sich so manche Liebhaberey zu daß ich offt nicht weis wo hinaus.

Botanick und Microscop sind ietzt Hauptfeinde mit denen ich zu kämpfen habe. Dagegen lebe ich auch in einer Einsamkeit und Abgeschiedenheit von aller Welt die mich zuletzt stumm wie einen Fisch macht. Hier ist der Fürstinn Brief der einen glücklichen Humor hat, ich wollte es käm ihr auch der Humor mir einmal ein Wort zu sagen. Die Silhouette hat mir viel Freude gemacht und dir dancke ich für das schöne Kupfer und den Pendant.

[205] Eine neue komische Oper von mir die ietzo komponirt wird macht mir viel Freude. Es wird mit derselben ein Componiste hervortreten, dergleichen sich nicht viele im Stillen bilden.

Hier ist denn endlich auch einmal meine Note, du schickst das Geld gelegentlich.

Was machst du alter Metaphysikus? Was bereitest du Freunden und Feinden?

Grüse die deinigen! Liebe mich.

Wenn dir mit Infusionsthiergen gedient wäre könnte ich dir einige Millionen verabfolgen lassen.

Lebe wohl, und schreibe bald.

Weimar d. 14. Apr. 86.

G.


7/2303.


An Charlotte von Stein

[Mitte April.]

Ich hatte gestern Abend das gröste Verlangen dich zu sehn, zumal da ich dir die köstlichste Geschöpfe zu zeigen hatte. Hätte ich nur meinen Vorsatz ausgeführt, ich wollte nach Hof schicken und dirs sagen lassen. Ich habe nunmer schon Thiere die sich den Polypen nahen, fressende Infusonsthiere.

Liebe mich.

G.[206]


7/2330.


An Charlotte von Stein

[Mitte April]

Ich bin wohl und fleisig und liebe dich durch alles durch. Um 11 Uhr kommt Wieland meine Orest Maske liegt schon da und wird der Alceste aufgeopfert werden. Ich sehe dich heute Abend.

G.[232]


7/2304.


An Charlotte von Stein

Eben wollt ich dir schreiben um etwas von dir zu hören. Heute der Tag wird mir ohne dich hingehn. Doch seh ich dich einen Augenblick.

Du bist mir herzlich lieb, und ich habe dir recht schöne neue Sachen zu erzählen.

d. 24. Apr. 86.

G.


7/2305.


An Charlotte von Stein

Wie offt hab ich heute gewünscht diesen Tag mit dir hier zu zu bringen, er war ganz köstlich. Ohne in Jena anzuhalten, ritt ich gleich nach dem Durchstich und von da nach Lobeda, und fand die gute Bohl, aber ach wie! Ich muß dir ihre Wirthschafft ihr Wesen und Zustand im Detail beschreiben es ist ein seltsam Tableau. Das Saal Thal hat ich noch nie gesehn in solcher Schönheit, ich bin einen Weeg zurück gekehrt den ich dich führen muß, es ist an einem Platze würcklich ein gros Bild.

Nachher hab ich vielerley Menschen gesehen, bin mit Magister Batsch spazieren gegangen, wo wir über Pflanzen, Infusionen u.s.w. gar viel gutes gesprochen und beyde gelernt haben. Ich werde die besten Bücher mitbringen die über das Infusionswesen geschrieben worden.

[207] Nun bin ich in Paulsens Garten eingekehrt, im Schlosse war mir's unmöglich zu bleiben, es ist ein köstlich schöner Abend. Mit Knebeln hoffe ich von dir zu hören.

Liebe mich. Alles bringt mich dir näher und deutet auf dich hin. Grüse Fritzen und lebewohl.

[Jena] d. 25. Apr. 86.

G.


7/2306.


An Johann Gottfried Herder

[30 April.]

Da Camper noch immer schweigt freut mich nur daß mir der Franzose mit lauter Stimme entgegen kommt. Ich theile des theilnehmenden Prinzen Billet hir mit und wünsche wohl zu leben.

G.


7/2307.


An Carl Ludwig von Knebel

Den 30. April 86.

Ich schicke dir das Mikroskop, das du durch Hülfe des Herrn Cammerrath Wiedeburg bald in Ordnung bringen kannst. Die Linse No. 1 fehlt. Ich danke für deine Liebe und Bewirthung. Morgen geht es im Regen nach Ilmenau, damit ich der schönen Jenaischen Tage in Ehren eingedenk bleibe. Ich fürchte für die Maikur. Lebe wohl. Liebe mich.

G.[208]


7/2308.


An den Herzog Carl August

Eichhorn, Griesbach und Loder, welche ich über diese Materie gesprochen sind gleicher Meinung darüber und wünschen alle dreye, daß Serenissimus sich zu diesem Schritte entschließen mögten.

Sie glauben daß Durchlaucht der Herzog ohne die übrigen Höfe zu fragen gar wohl als Landesherr als Rector Magnificentissimus eine solche provisorische Verfügung treffen könnten, und glauben überhaupt daß Durchlaucht viel Gutes stiften könnten, wenn Sie eben diese Eigenschaft eines Rectoris magnificentissimi in Disciplin Sachen manchmal wollten gelten machen.

Nach diesen Voraussetzung fragt sich's ob es Serenissimo gefällig seyn sollte ein Rescript an die Academie zu erlassen des Inhalts:

Sie hätten ungerne vernommen daß das Übel der Landsmannschaftlichen Verbindungen, täglich überhand nähme und es sey Ihr Wille, daß gegen solche ernstliche Vorschritte geschähen.

Die Academie habe also dem Prorecktor aufzugeben daß solche conjunction mit dem conc. arctiori, welches ad hunc actum mit 4 Comissarien (welche zu benennen wären) verstärckt werden solle, gegen gedachte Verbindungen vorschreite.

Es sollten die als Glieder derselben verdächtigen[209] vorgefordert und von ihnen die eidliche Versicherung verlangt werden: daß sie wenn sie in keiner Landsmannschaftlichen Verbindung sich befänden sie in keine jemals treten, wenn sie aber schon in eine sich eingelassen solche sogleich aufgeben und solche nie wieder erneuern wollten.

Ueber dies sey dasjenige was sonst noch dem Prorecktor denen Beysitzern und Commisarien beygehe nach bester Einsicht dem Entzweck gemäß vorzunehmen und auszuführen.

Alles höchster dijudicatur und Entschließung überlassend.

Weimar d. 30. Apr. 86.

Goethe.


7/2309.


An Charlotte von Stein

Ich wünsche dir und mir Glück zum schönen Wetter. Wenn die Sonne Donnerstags so aufgeht so wird sich Merkur gar schön präsentieren. Liebe mich und lebe wohl. Ich habe dich herzlich lieb du einziges Wesen dessen Zärtlichkeit kein qui pro quo zulässt. Adieu.

d. 2. May 86.

G.


Nimm doch ja Fritzen mit.[210]


7/2310.


An Charlotte von Stein

Wie sehr habe ich mich beym Erwachen gefreut daß die Sonne hell schien und daß du das himmlische Schauspiel recht schön wirst gesehen haben. Zu spät fiel mir's ein daß ich durch mein kleines Perspecktiv auch etwas würde sehen können aber ich sah nur die Sonnenflecken und Merkur war schon verschwunden.

Könnt ich doch den schönen Tag mit dir in Jena zu bringen, es wird mir aber nicht so wohl werden, eh uns das Carlsbad vereinigt mit dir zu seyn und ein ruhiges Leben zu führen.

Der Herzog von Meiningen ist hier.

Was der Herzog thun wird weis ich nicht, ich bleibe bis Ende der Woche. Lebe wohl. Liebe mich, grüse Fritzen.

Ilmenau d. 4. May 86.

G.


7/2311.


An Charlotte von Stein

Von meiner lieben habe ich gar nichts gehört, wenn es ihr nur in Jena recht wohl geworden ist. Hier ist auf Waldweise gelebt worden, doch ziemlich mäsig. Der Herzog ist auf Meiningen mit dem Herzog Georg der ihn hier besucht hat. Heute werde ich noch mit allerley Angelegenheiten zubringen und Morgen[211] bey Zeiten wegreiten wenn ich fertig werde, wonicht so komme ich Sonntags.

Laß mich deine Liebe immer gleich finden, es will mit vielem andern nicht recht mehr fort. Lebe wohl grüse Fritzen und liebe mich wie ich dich herzlich liebe.

d. 5. May 86.

G.


7/2312.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Ilmenau d. 5. May 86.

Dein Büchlein habe ich mit Anteil gelesen, nicht mit Freude. Es ist und bleibt eine Streitschrifft, eine Philosophische und ich habe eine solche Abneigung von allen litterarischen Händeln, daß Raphael mir einen mahlen und Shäckespear ihn dramatisiren könnte und ich würde mich kaum daran ergötzen, was alles gesagt ist. Du musstest diese Bogen schreiben, das seh ich und erwartete sie, nur hätte ich gewünscht die Species fackti wäre simpler vorgetragen, alles Leidenschafftliche dabey kann ich nicht billigen und die vielen Um und Anhänge thun auch nicht gut wenn man kämpft. Ie knapper ie besser. Du wirst sagen es ist meine Manier, ieder hat die seine! Gut ich muß es geschehen lassen.

Dann lieber Bruder, daß ich aufrichtig sey, das Strauseney will mir gar nicht gefallen. Als Wort und Rede mögt es noch hingehn wenn es nur nicht hinten noch als Siegel aufgedruckt wäre. Wenn die[212] Gegner nur halb klug sind; so machen sie auf den langhälsigen Verfasser Jagd, der in unendlicher Selbstzufriedenheit aus den Büschen heraussieht und im Schatten sich seiner Superiorität über Elstern und Raben erfreut, und sie haben das ganze Publikum auf ihrer Seite. Lieber Freund man hat Exempel daß Adler Eyer im Schoose Jupiters für einem Pferdekäfer nicht sicher waren.

Wenn Selbstgefühl sich in Verachtung andrer, auch der geringsten auslässt, muß es widrig auffallen. Ein leichtsinniger Mensch darf andre zum besten haben, erniedrigen, wegwerfen, weil er sich selbst einmal Preis giebt. Wer auf sich etwas hält scheint dem Rechte entsagt zu haben andre gering zu schätzen. Und was sind wir denn alle daß wir uns viel erheben dürfen.

Daß dir deine Edlen Infusionen so gut gerathen sind, und dir die Thiergen zu Freuden herauswachsen, gönn ich dir herzlich und ich würde dich beneiden, wenn ich in meiner Seele einen Wunsch aufkommen liese nach irgend einem Gut das mir das Schicksal versagt oder geraubt hat.

An dir ist überhaupt vieles zu beneiden! Haus, Hof und Pempelfort, Reichthum und Kinder, Schwestern und Freunde und ein langes pppp. Dagegen hat dich aber auch Gott mit der Metaphisick gestraft und dir einen Pfahl ins Fleisch gesezt, mich dagegen mit der Phisick geseegnet, damit mir es im Anschauen[213] seiner Wercke wohl werde, deren er mir nur wenige zu eigen hat geben wollen.

Übrigens bist du ein guter Mensch, daß man dein Freund seyn kann ohne deiner Meynung zu seyn, denn wie mir von einander abstehn hab ich erst recht wieder aus dem Büchlein selbst gesehn. Ich halte mich fest und fester an die Gottesverehrung des Atheisten p. 77 und überlasse euch alles was ihr Religion heisst und heissen müsst ibid. Wenn du sagst man könne an Gott nur glauben p. 101. so sage ich dir, ich halte viel aufs schauen, und wenn Spinoza von der Scientia intuitiva spricht, und sagt: Hoc cognoscendi genus procedit ab adaequata idea essentiae formalis quorundam Dei attributorum ad adaequatam cognitionem essentiae rerum; so geben mir diese wenigen Worte Muth, mein ganzes Leben der Betrachtung der Dinge zu widmen die ich reichen und von deren essentia formali ich mir eine adäquate Idee zu bilden hoffen kann, ohne mich im mindsten zu bekümmern, wie weit ich kommen werde und was mir zugeschnitten ist.

Lebe wohl. Vergieb daß ich so hingeschrieben habe wie mirs eben um's Herz war, ich bin hier so allein und schriebe wohl noch viel mehr wenn ich mich nicht scheute ein neu Blat zu nehmen. Leb wohl.

G.[214]


7/2313.


An Philipp Christoph Kayser

Ich habe nun den ganzen vierten Ackt und wünschte ich könnte Ihnen alles gute sagen was ich darüber dencke. Auch bey dem Schlusse hat Ihnen der gute Geist beygestanden und ich muß mich in Geduld fassen daß ich ihn nicht sobald mit allen Instrumenten hören kann, es wird mir gewiss die grösste Freude seyn wenn er einmal ganz vor meiner Seele erscheinen wird.

Ich sehe schon wie bewegt mein Sommer seyn wird. Der Gedancke den ich letzthin äusserte daß ich Ihnen zu Ende Juni Partitur und Stimmen zurück schicken wollte, trifft mit Ihrem Wunsche zusammen. Vom Juni an werd ich nicht zu Hause seyn und wir können vor der Hand die Abschrifft spaaren. Vielleicht verändern Sie eins und das andre und ich erhalte eine reine Abschrifft oder mein korrigirt Exemplar zurück. Nun aber was diese Veränderungen betrifft, diese müssen Ihre Sache bleiben. Sie verstehen Ihr Handwerck, was soll und kann man Ihnen einreden und Sie meistern, wenn Sie fertig sind, sehen Sie Ihre Arbeit noch einmal an und geben Sie Sich auch noch Rechenschafft vom Ganzen, dann sehen Sie wie ein groses Publikum es aufnimmt.

Der Dichter eines musikalischen Stückes, wie er es dem Componisten hingiebt, muß es ansehn wie[215] einen Sohn oder Zögling den er eines neuen Herren Diensten wiedmet. Es fragt sich nicht mehr was Vater oder Lehrer aus dem Knaben machen wollen sondern wozu ihn sein Gebieter bilden will, glücklich wenn er das Handwerck besser versteht als die ersten Erzieher.

Was ich übrigens an dieser unsrer ersten gemeinsamen Arbeit gelernt habe, wird das zweyte Stück zeigen das ich ausarbeite und auch bey diesem wird wieder zu lernen seyn und so immer weiter.

Was Sie von dem Gange der Oper sagen finde ich sehr gut. Die Momente sollen nicht so rasch wie im andern Schauspiele folgen, der Schritt muß schleichender ia an vielen Orten zurückgehalten seyn. Die Italiäner haben die grösten Effeckte mit einzelnen Situationen gemacht, die nur so zur Noth am allgemeinen Faden des Plans hängen. Man verlangt nicht vom Flecke weil das Ganze nicht interessirt, weil einem an iedem besondern Platze wohl wird. Doch hat auch das seine Unbequemlichkeiten, unter andern ist diese Manier an dem völligen Diskredit des dritten Ackts schuld. Kluge Köpfe der neuern Zeit haben dagegen gearbeitet wie der Verfasser der Filosofi ignoranti und des Re Teodoro pp. Auch davon mag das neue Stück zeugen, und mag uns Gelegenheit geben unsre Begriffe mehr zu entwickeln.

Die Arie: seht die Blässe, wird wohl eine meiner Favoritten werden. Mit dem Duett bin ich gar sehr zufrieden, das Rondeau ist allerliebst pp.

[216] Gewiß ich bin Ihnen recht viel Danck schuldig, an einem glücklichen Ende zweifle ich nicht und wünsche nur eine glückliche Aufführung. Ihre Gedancken über meine Vorschläge das Stück zu producieren erwarte ich und habe noch so tausenderley zu sagen. Wenn nur das Schreiben nicht so eine halbe Sache wäre. Acht Tage Gegenwart würde ein schöner Genuß, ein schöner Vortheil seyn. Hätt ich die Italienische Sprache in meiner Gewalt wie die unglückliche Teutsche, ich lüde Sie gleich zu einer Reise ienseits der Alpen ein und wir wollten gewiß Glück machen. Leben Sie wohl, Sie einziger mir aus meiner Jugend überbliebner, in unglaublicher Stille herangewachsner. Leben Sie wohl.

d. 5. May 86. Ilmenau.

G.


Warum habe ich von dem Terzett nichts gesagt? Was hilft aber alles namentliche hererzählen, auch hab ich es so gut wie gar nicht gehört.


7/2314.


An Christian Friedrich Schnauß

So wenig mich der Innhalt Ew. Hochwohlgeb. Billets ergötzt hat, so sehr erfreut und rührt mich, das mir darinn bezeugte Vertrauen. Vielleicht habe ich Gelegenheit über eins und das andre bald mündlich zu sprechen. Fahren Sie fort mir Ihre Freundschafft und Gewohnheit zu schencken und glauben daß[217] ich unveränderlich sey wie Sie mich schon Jahre her kennen.

Mich mit der vollkommensten Hochachtung unterzeichnend

Ew. Hochwohlgeb.

Vhß. d. 9. May

ganz gehorsamen

1786.

treuen Freund und Diener

Goethe.


Das kommunizirte Votum sende sobald ich es gelesen mit Danck zurück.


7/2315.


An Charlotte von Stein

Ich dancke dir meine Gute für das überschickte. Es ist Wort für Wort was mir der gute Geist schon lange sehen lassen und ich habe grose Lust mit Herrn Vicq d'Azyr mich zu liiren.

Ich wollte nach Jena. Der Fürst von Dessau ist da. Ich wollte noch zu Mittage mit dir essen, und weis nicht wie es gehn wird ich sehe dich bald. Leb wohl.

d. 12. May 86.

G.


7/2316.


An Carl Ludwig von Knebel

Schon war gepackt und gesattelt wie dir Sutor sagen wird als der Fürst von Dessau kam. Ich[218] bleibe also hier. Der Fürst bezeigte ein Verlangen dich zu sehn und der Herzog sagte mir ich sollte dirs zu vernehmen geben. Thu also wie du kannst und magst. Gern hätt ich diese Paar Tage bey dir zu gebracht. Lebe wohl. Mündlich mehr. Der Fürst geht Montags weg.

Lebe wohl.

d. 12. May 86.

G.


7/2317.


An Charlotte von Stein

[Jena, etwa 20. Mai.]

Der Tag war unendlich schön besonders der Abend. Wie sehr wünschte ich dich bey mir, du hättest rechte Lust empfunden zu zeichnen, denn einige neue Gegenden habe ich gesehen die sehr reizend sind. Ich dencke an dich und freue mich deiner Liebe. In Knebels Stübgen ist's gar angenehm, wüsste ich dich nicht drüben ich mögte wohl hier eine Weile bleiben. Adieu. Grüse Fritzen und die Schwester.

G.


7/2318.


An Charlotte von Stein

Wie danck ich dir meine Liebe für das Briefgen, ich bin hier still und wohl. Ich habe einige Geschäffte besorgt und den Wissenschafften obgelegen.

Algebra ist angefangen worden, sie macht noch ein[219] grimmig Gesicht, doch dencke ich es soll mir auch ein Geist aus diesen Chiffern sprechen, und wenn ich den nur einmal vernehme; so wollen wir uns schon durchhelfen. Einige botanische Kenntnisse sind auch zugewachsen und so gehts dann immer weiter.

Behalte mich nur recht lieb. Über Ernsten bring ich Starckens Meynung mit.

Die Engländer finden sich hier ganz wohl. Sie haben ein schönes Quartier bey Griesbach bezogen und scheinen eine gute Sorte Menschen.

Knebel grüßt und hofft auf eine Übung zur Italienischen Sprache. Ich habe eine Stunde bey Valenti mit abgewartet er hat eine gute Methode.

Mein Mund ist besser, ich hoffe bald wieder menschlich auszusehn.

An Wilhelm hab ich geschrieben und bey ieder Seite hoffe ich auf die Freude sie dir vorzulesen. Einige Sorge hab ich doch für dieses Buch.

Lebe wohl Liebe mich wie du mit im Herzen bist und bleibst.

Grüse Fritzen und Stein und Ernsten und die schwesterliche Liebe. Adieu.

Jena d. 21. May 86.

G.


7/2319.


An Charlotte von Stein

Ich muß noch einige Tage bleiben es ist mir so ruhig und still hier und ich mögte doch die 4 Spezies[220] in der Algebra durchbringen. Es wird alles darauf ankommen, daß ich mir selbst einen Weeg suche über diese steile Mauren zu kommen. Vielleicht treff ich irgendwo eine Lücke durch die ich mich einschleiche.

Übrigens hat Wiedeburg eine treffliche Methode.

Wir haben dich öffter zu uns gewünscht die Gegend ist gar annehmlich leider das Wetter nicht zum besten.

Von Personen, Charakteren, Geschichten hab ich dir allerley zu erzählen. Die Engländer bleiben hier es sind gute Leute, doch werden sie nicht das Glück machen wie iener Schweizer.

Ich habe an Wilhelm geschrieben und dencke nun bald auch dieses Buch soll glücken, wenn es nur nicht mit allen diesen Dingen so eine gar wunderliche Sache wäre, es lässt sich daran nicht viel sinnen und dichten, was freywillig kommt ist das beste.

Vielen Danck für dein Briefgen. Grüse auch meinen italiänischen Freund. Knebeln verdriests daß mehrere sind die auch nach diesem Lorbeer laufen.

Heute ist hier Jahrmarckt, leider gar schlecht Wetter, sonst wäre es doch lustig.

Lebe wohl Donnerstag oder Freytag sey ich dich. Behalte mich lieb grüse Ernsten, Steinen und die Schwester.

Jena d. 23. May 86.

G.[221]


7/2320.


An Charlotte von Stein

[Jena, 25. Mai.]

Da ich Gelegenheit finde meiner Guten ein paar Worte zu schicken; so will ich ihr vermelden daß ich morgen, wird sein Freytags frühe von hier abgehe.

Wir haben die vier Species durch und wollen nun sehen was geblieben ist; soviel mercke ich es wird historische Kenntniß bleiben und ich werde es zu meinem Wesen nicht brauchen können, da das Handwerck ganz ausser meiner Sphäre liegt. Doch ohne Nutzen wird es nicht seyn.

Sonst sind allerley Scherze vorgefallen und Knebel ist guter Laune.

Übrigens haben wir die schönen Tage mehr verlebt als daß wir viel gethan hätten, doch sind wir einige Dinge geworden die Wilhelmen zieren sollen wenn auch gleich nicht das nächste Buch.

Lebe wohl nun seh ich dich balde wieder. Grüse die deinigen. Ich bin recht wohl nur meine Lippe ist noch nicht in ihre Gränzen zurück. Adieu. Himmelfahrt 86.

G.[222]


7/2321.


An den Herzog Carl August

Unterthänigstes Promemoria.

Bey meinem Aufenthalte in Jena habe ich die wiederhohlten Klagen über das einreisende Landsmannschafftliche Wesen vernehmen müssen, und ich binn auf das dringenste veranlasst worden, höchsten Orts deshalb Vorstellung zu thun.

Obgleich eine nur geringe Zahl der Studirenden als Urheber und eigentliche Triebfedern dieses Unwesens angesehen werden können; so ist doch bereits der gröste Theil der Studirenden theils verführt, theils gezwungen worden sich in solche Verbindungen zu begeben, und die gegenwärtig noch freyen und wohl gesinnten, gehen täglich gut denckende Professoren an, mit der Bitte, daß Anstalten getroffen werden mögten, sie für der Zudringlichkeit der übrigen zu schützen, damit sie nicht auch genötigt seyn mögten, dem Strome zu folgen.

Ein großer Theil der Studirenden ist ietzo in den Ferien abwesend, kommen diese zurück und die neuen akademischen Bürger treten zugleich ein, eh eine Vorkehrung getroffen ist; so wird das Übel immer stärcker und unübersehlicher.

Der iezige Prorecktor Hennings ist ein guter aber schwacher Mann, das Concilium arctius besteht aus den beyden Schmidt, Gruner und Wiedeburg und diese[223] zusammen werden wohl schwerlich eine Resolution fassen, die dem Übel steuern könnte.

Man bittet daher um höchste Hülfe.

Man hält für den Moment für das Beste: wenn nur Commissionsweise, ad hunc actum, noch einige Glieder dem conc. arct. zugesellt würden, und wenn sodann der Prorecktor angewiesen würde, mit diesem verstärckten Conciolio gegen die Landsmannschaften zu würcken.

Man hält für nötig alle diejenigen, welche der Landsmannschafftlichen Verbindungen verdächtig sind und welche von den Pedellen gar sicher angegeben werden können, vorkommen zu lassen, und solche ohne Untersuchung und ohne weiteres abzulegendes Bekänntniß dahin zu bedeuten, daß sie eidlich anzugeloben hätten, wenn sie sich in einer solchen Verbindung befänden, daß sie selbige sogleich verlassen, und niemals wieder darein sich begeben wollten; befänden sie sich nicht darinne, so hätten sie nur das Letzte anzugeloben. Man könnte ihnen ankündigen, daß man die Widerspänstigen und Übertreter mit Strafen ernstlich anzusehen nicht länger säumen würde.

Ein thätiger Porecktor würde dieses von selbst thun ohne anzufragen, allein der gegenwärtige muß in Bewegung gesetzt werden.

Man verspricht sich von einer solchen Operation wenigstens für den Moment alles Gute, diejenigen welche ungern in die Landsm. Verbindungen getreten,[224] werden frey, die ietzo noch übrigen Freyen beruhigt und die neuen bleiben ohne Anfechtung, alles wenigstens für den Moment. Man würde sich freylich sehr betrügen wenn man glauben wollte, daß eine solche Operation nachhaltig seyn könne, allein für den Augenblick hält man sie höchst nötig um Lufft zu gewinnen und hofft, daß denen höchsten Herrn Erhaltern gefällig seyn werde, eine Einrichtung zu treffen, wodurch in der Folge durch anhaltende Aufmerksamkeit die Rückkehr des Übels verhindert werde.

Was endesunterzeichneter, bey seinem letzten Aufenthalte in Jena, über die Landsm. Verbindungen gehöret, kommt mit dem, was die Akademie berichtet, vollkommen überein.

Man sieht die nunmehr geschehene Operation als den Anfang einer Cur an, als eine Vorbereitung, die nur durch das was darauf folgt heilsam werden kann.

Man wünscht vorerst ein geschärftes gnädigstes Rescript gegen die L. Verbindungen, damit die Studiosi sehen, es sey nicht allein der Betrieb der Akademie, oder einiger Professoren, sondern Serenissimi und der übrigen höchsten Erhalter Ernst.

Wenn Serenissimus noster nicht gegenwärtig, aus landesherrlicher Gewalt und als Rector magnificentissimus, ein solches, durch die Akademie anzuschlagendes, Rescript gedachten Innhalts ergehen zu lassen, sich entschliesen wollten; so würde sich die eilige Communication mit den übrigen Höfen desto nothwendiger machen.

[225] Diese Communication wäre nun auch, ohne Aufschub, wegen der Hauptsache anzutreten, ein Projeckt in den allgemeinsten Terminis zu kommuniciren und auf baldige Rescripte deshalb an die Akademie und auf übereinstimmende Antworten dringend anzutragen. Ist das verstärckte Conc. arctius einmal instituirt wird man bald die gedeihlichen Folgen davon spüren. Inzwischen könnten Seren. noster durch ein gn. Rescript der Commission, welche gegenwärtig geendigt hat, und ohne neuen Auftrag nicht weiter beysammen bleiben kann, unter Bezeugung Ihrer Zufriedenheit über das bisher geführte Geschäfft befehlen, sich noch ferner mit genauer Aufsicht auf das Landsmannschaffts Wesen zu beschäfftigen, überall Erkundigungen einzuziehen und sich die schädlichen Glieder der Akademie genau bekannt zu machen, damit in der Folge desto sicherer gegen das Übel gewürckt werden könne.

d. 1. Juni 86.

J. W. Goethe.


7/2322.


An Charlotte von Stein

Nur wenige Worte. Ich freute mich der schönen Zeit in der schönen Gegend noch mehr wenn du bey mir wärest, wie vieles mögt ich dir zeigen, es ist doch hier ein ganz ander Wesen der Natur. Das Entgen hat trefflich geschmeckt. Knebel grüst. Ich[226] bin heute früh schon weit umher geritten und schon bey der Burgemeister gewesen.

Ich werde bey den Herrschafften um ein auserordentliches Geschenk für die Enckel an Leinwand, Cattun pp. bitten. Die Menschen drucken sich iämmerlich. Lebe wohl. Knebel treibt und will spazieren gehn. Adieu Grüse die deinigen. [Jena] d. 4. Juni 86.

G.


7/2323.


An Charlotte von Stein

Ich bin gestern zu Hause geblieben, und werde auch heute vor Abend nicht auskommen. Ich muß ernst machen sonst bleiben viele Sachen liegen, da ich Sonntag oder Montag nach Ilmenau gehe. Bey Imhofs seh ich dich und freue mich darauf. Liebe mich! Am meisten freu ich mich auf unser Zusammenseyn im Carlsbade.

d. 8. Juni 86.

G.


7/2324.


An Samuel Thomas von Sömmering

Wohlgeborner

Hochgeehrtester Herr,

Die mir anvertrauten Schädel, nebst dem Körper in Spiritus, kommen spät, aber mit desto mehr Dank zurück, sie sind mir sehr nützlich zu verschiedenen Beobachtungen geworden und haben meine Neigung zu[227] dem schönen Studio nur vermehrt. Nach Ew. Wohlgeb. hab' ich mich oft erkundigt, und mit Vergnügen gehört, daß Sie sich wohl befinden. Ich bin eben im Begriffe in's Carlsbad zu gehen und empfehle mich auf's beste.

Ew Wohlgeb

Weimar

ergebenster Diener

den 8. Juni 1786.

J. W. v. Goethe.


7/2325.


An Charlotte von Stein

Sage mir wie du geschlafen hast meine Liebe ich hätte dich gestern gerne begleitet als du gingst. Hier das Köpfgen. Schicke mir doch das kleine Portefeuille das dir Fritz geschenckt hat, ich will probiren ob es bequem ist zur Reise.

d. 9. Jun. 86.

G.


Um zwölf Uhr will ich spazieren gehn vielleicht gehst du mit.


7/2326.


An Johann Christian Kestner

Euer Docktor Riedel hat mir sehr wohl gefallen, und hat überhaupt hier Beyfall gefunden. Schreibt mir doch etwas näheres über ihn, seine Familie, seinen Charackter, seine Schicksaale und Aussichten, besonders ein näheres von diesen letzten, vielleicht fände sich etwas für ihn in unserer Gegend, sagt aber weder ihm noch sonst jemand davon.

[228] Ich wünschte sobald möglich darüber einige Nachricht, denn ich gehe mit Ende dieses Monats in's Carlsbad, schreibt aber nur auf alle Fälle hierher. Ich bin wohl und liebe Euch. Wann werden wir und einmal wieder sehn! Grüßt Lotten und die Eurigen und behaltet mich lieb.

Weimar d. 14. Jun. 86.

G.


7/2327.


An Charlotte von Stein

Durch den Cammersekretair Güsfeld, der von hier abgeht kann ich meiner Geliebten ein Wort zu bringen und ihr sagen daß ich recht wohl bin. Meine Sachen gehn so fort und ich habe Heiterkeit genug ihnen nachzugehen und nach zu helfen. Das schöne Wetter hilft zu allem. Ich hab auch den Triumph der Empfindsamkeit bearbeitet und frisch abschreiben lassen, ich dencke er soll nun producibler geworden seyn und eh gewonnen als verlohren haben. Wie lesbar mir das Buch der Natur wird kann ich dir nicht ausdrücken, mein langes Buchstabiren hat mir geholfen, ietzt ruckts auf einmal, und meine stille Freude ist unaussprechlich. So viel neues ich finde, sind ich doch nichts unerwartetes es passt alles und schliest sich an, weil ich kein System habe und nichts will als die Wahrheit um ihrer selbst willen.

Wie sich das nun vermehren wird daran denck ich[229] mit Freuden. Behalte mich nur recht lieb damit ich von dieser Seite des gewohnten Glücks nicht entbehre.

Ernst liegt mir am Herzen, besonders wenn ich dencke was ich den Sommer mit ihm vorhatte. Grüse ihn. Auch Fritzen und Stein und die Schwester.

Lebe wohl. Wenn das Wetter schön bleibt geh ich wohl über Gotha nach Hause und komme Dienstags an. Dann wollen wir uns zur Reise bereiten. Adieu Geliebte. Wenn du doch Wielanden dein Exemplar der Iphigenia zum Durchgehen schicktest, er weis schon was er damit soll. Die kleinen Gedichte hab ich unter allgemeine Rubricken gebracht. Lebe wohl und liebe.

[Ilmenau] d. 15. Jun. 86.

G.

Empfiel mich dem Herzog und melde daß ich über Gotha zurückgehe.


7/2328.


An Charlotte von Stein

Voigt geht zurück und ich grüse dich durch ihn. Das Wetter lässt sich schön an, ich will morgen auf Gotha. Hier ist so weit alles in Richtigkeit daß wir reisen können ob ich gleich um der Sachen willen gern viel länger bliebe. Der Triumph der Empfindsamkeit ist bis auf den ersten Ackt fertig, den ich zulezt gelassen habe, ich wünsche mir soviel Laune zu Durcharbeitung der übrigen. Das Stück hat eine[230] Gestalt, und ich hoffe es soll einen besondern Effeckt thun.

Nun denck ich an Stella und will nicht ruhen biß auch die nach meinem Sinne ist. Du sollst alles sehn und urtheilen. Diese Dinge durchzugehn und wieder in mir zu erneuen macht mich halb fröhlig halb traurig. Wenn ich es nicht müsste ich thät es nicht. Liebe mich! Leb wohl.

Ilmenau d. 16. Jun. 86.

G.


7/2329.


An Charlotte von Stein

Thue meine Liebe was und wie dir's recht ist und es soll mir auch so seyn. Behalte mich nur lieb und lass uns ein Gut, das wir nie wiederfinden werden, wenigstens bewahren, wenn auch Augenblicke sind wo wir dessen nicht geniessen können.

Ich korrigire am Werther und finde immer daß der Verfasser übel gethan hat sich nicht nach geendigter Schrifft zu erschiesen.

Heute Mittag ißt Wieland mit mir, es wird über Iphigenien Gericht gehalten u.s.w. Lebe wohl und liebe

d. 25. Jun. 86.

G.[231]


7/2331.


An Charlotte von Stein

[28. Juni. ]

Ich vermuthe daß du von mir noch einen guten Abend vermuthest, und es ist mir als wenn unsre Geister sich auf halbem Weeg begegneten. Christian Rosenkreuz Hochzeit habe ich hinausgelesen, es giebt ein schön Mährgen zur guten Stunde zu erzählen, wenn es wiedergebohren wird, in seiner alten Haut ists nicht zu geniesen.

Adieu Liebste, gieb mir doch die Sammlung meiner Kleinigkeiten heraus, heute Abend hätte ich gern etwas eingeschrieben. Liebe mich denn es steht geschrieben


Woher sind wir gebohren

Aus Lieb.

Wie wären wir verlohren

Ohn Lieb.[232]

Was hilft uns überwinden?

Die Lieb.

Kann man auch Liebe finden?

Durch Lieb.

Was lässt nicht lange meinen?

Die Lieb.

Was soll uns steets vereinen

Die Lieb.


7/2332.


An Charlotte von Stein

Ich dancke mein bestes Herz! Die Nacht war schön oder Morgen auch. Ich freue mich daß du noch einige Tage bleibst. Ich sehe dich balde.

d. 28. Jun.

G.


7/2333.


An Friedrich Justin Bertuch

[Ende Juni.]

Hier sende ich den noch sehr unzusammenhängenden Versuch der Nachricht damit er mir durch Ihre gütige Theilnehmung lebendiger und ganzer werde. Haben Sie die Güte quoad materiam et formam was Ihnen beygeht ad marginem zu notiren. Vielleicht kommen Sie Morgen Abend etwas früher daß wir das Opus und einige andre Dinge bereden können.

G.[233]


7/2334.


An Friedrich Justin Bertuch

[Ende Juni.]

Hier ein Entwurf zu meiner Erklärung! Sie werden die Güte haben ihn in die Nachricht einzuschalten. Wenn altes von Leipzig zurückkommt, seh ich es ohnedies noch einmal durch und kann noch einige Kleinigkeiten ändern. Könnten Sie mir Ihren Entwurf zur Nachricht eh er nach Leipzig geht zuschicken; so würde mir es angenehm seyn, und ich würde ihn balde zurücksenden.

G.


7/2335.


An Friedrich Justin Bertuchund Georg Joachim Göschen

[Ende Juni.]

. . . . . Ihnen sind die Ursachen bekannt, welche mich endlich nöthigen eine Sammlung meiner sämmtlichen Schriften, sowohl der schon gedruckten, als auch der noch ungedruckten, herauszugeben.

Von der einen Seite droht wieder eine neue Auflage, welche, wie die vorigen, ohne mein Wissen und Willen veranstaltet zu werden scheint, und jenen wohl an Druckfehlern, und andern Mängeln und Unschicklichkeiten ähnlich werden möchte; von der andern Seite fängt man an meine ungedruckten Schriften, wovon ich Freunden manchmal eine Copie mittheilte, stückweise ins Publikum zu bringen.

[234] Da ich nicht viel geben kann, habe ich immer gewünscht das Wenige gut zu geben, meine schon bekannten Werke des Beyfalls, den sie erhalten, würdiger zu machen, an diejenigen, welche geendigt im Manuscripte daliegen, bey mehrerer Freyheit und Muse den letzten Fleiß zu wenden, und in glücklicher Stimmung die unvollendeten zu vollenden. Allein dieß scheinen in meiner Sage fromme Wünsche zu bleiben; ein Jahr nach dem andern ist hingegangen, und selbst jetzt hat mich nur eine unangenehme Nothwendigkeit zu dem Entschluß bestimmen können, den ich dem Publiko bekannt gemacht wünschte.

Sie erhalten in dieser Absicht eine Vertheilung meiner sämmtlichen Arbeiten in acht Bänden.


Erster Band.

Zueignung an das deutsche Publikum.

Die Leiden des jungen Werthers.


Zweyter Band.

Götz von Berlichingen. Die Mitschuldigen.


Dritter Band.

Iphigenie. Clavigo. Die Geschwister.


Vierter Band.

Stella. Der Triumph der Empfindsamkeit. Die Vögel.


Fünfter Band.

Claudine. Erwin und Elmire. Lila. Jeri und Bätely. Die Fischerin.[235]


Sechster Band.

Egmont, unvollendet. Elpenor, zwey Akte.


Siebenter Band.

Tasso, zwey Akte. Faust, ein Fragment. Moralisch politisches Puppenspiel.


Achter Band.

Vermischte Schriften und Gedichte.


Von den vier ersten Bänden kann ich mit Gewißheit sagen, daß sie die angezeigten Stücke enthalten werden; wie sehr wünsche ich mir aber noch so viel Raum und Ruhe um die angefangen Arbeiten, die dem sechsten und siebenten Bande zugetheilt sind, wo nicht sämmtlich doch zum Theil vollendet zu liefern; in welchem Falle die vier letzten Bände eine andere Gestalt gewinnen würden. Das übrige werden Sie nach Ihrer gefälligen Zusage gütig besorgen. . . . .


7/2336.


An Charlotte von Stein

Ich wünschte du konntest sehen wie du mir überall fehlst. Wem soll ich sagen was ich dencke? Wem soll ich meine Bemerckungen vertrauen. Der Erbprinz von Braunschweig ist nun hier, gleicht sehr seiner Mutter und ist ein offnes, fröhliches, redliches Wesen. Der alte Herzog Ludwig ist auch angekommen, von dem mündlich. Noch lässt die regierende[236] Hezoginn uns harren, übrigens ist alles munter. Der Herzog macht Plane mit seiner Gemahlinn nach den Wochen nach Eisenach zu gehen u.s.w.

Und ich habe nun den nächsten Plan dich wieder zu sehen.

Mit Göschen bin ich wegen meiner Schrifften einig, in Einem Punckte hab ich nachgegeben, übrigens hat er zu allem ja gesagt, er wird auf einer Reise nach Wien durch Karlsbald kommen.

So mag denn das auch gehn. Herder hat den Werther recht sentirt und genau herausgefunden wo es mit der Composition nicht just ist. Wir hatten eine gute Scene, seine Frau wollte nichts auf das Buch kommen lassen und vertheidigte es aufs beste.

Wieland geht die Sachen auch fleisig durch und so wird es mir sehr leicht, wenigstens die vier ersten Bande in Ordnung zu bringen, die vier letzten werden mehr Mühe machen.

Du hast mir die Epigramme nicht abgeschrieben noch den Brief, vielleicht hast du sie mitgenommen.

Tina wird nicht liebenswürdiger, sie fängt an sich gehn zu lassen, und das will sie gar nicht kleiden, sie kennt weder Maas noch Ziel und wird gelegentlich höchst gemein und abgeschmackt. Mit Ernsten geht es nicht besser, Fritz dagegen ist lustig und wohl, hier ein Brief von ihm, er hat sich schon in meine Stube einquartirt.

Ich selbst bin schon nicht mehr hier, ich mag fast[237] nichts mehr thun, ob ich gleich noch zu thun habe und sehne mich fort. Der Herzog ist noch unruhiger, und wenn die Fremden nicht wären, er verginge daß er so lang aushalten muß.

Lebe wohl, liebe mich! Ich komme bald.

Weimar d. 6. Jul. 86.

G.


Da Fritz den Brief wieder aufgebrochen hat, kann ich dir auch noch ein Wort sagen. Wegen Carlen freut es mich sehr, er kommt dadurch in den Gang des Lebens und da er leicht ist wird er auch leicht durchkommen.

Ich habe mit Schwester und Schwägerinn zu Nacht gegessen, wir waren ganz allein und sie sehr freundlich und gut. Knebel mit den Engländern ist hier, sie thun ihm wohl.

Die Blumen haben mir wieder gar schöne Eigenschafften zu bemercken gegeben, bald wird es mir gar hell und licht über alles Lebendige. Ich habe Herdern neulich mit der Pflanze, deren Blume zuletzt fortfliegt, bey Tafel regalirt, und sie hat ihm viel Vergnügen gemacht.

Lebe nun wohl meine Geliebteste. Da dieser Brief langsam geht, komm ich ihm wohl balde nach, ich freue mich herzlich dich wieder zu sehen.

Leider werdet ihr übel Wetter haben, bey uns regnets täglich.

Grüse Franckenbergs und Ziegesarn aufs beste.[238]


7/2337.


An Charlotte von Stein

Sonntag d. 9. Jul. 86.

Ich bin nun fast so überreif wie die fürstliche Frucht, und harre eben so meiner Erlösung; meine Geschäffte sind geschlossen und wenn ich nicht wieder von vorne anfangen will muß ich gehen; nun kommt dein Brief und vermehrt die Sehnsucht dich wiederzusehen. Heute hab ich Götz v. Berlichingen durchgegangen, und Wielands und Herders Bemerckungen verglichen und mich über verschiedne Korreckturen decidirt. Hierbey liegt Herders Zettelgen womit er mir das Stück zurücksandte; ich fahre nun fort; was ich hier thue hab ich im Carlsbad zu gut und kann dort meine Gedancken zur Iphigenie wenden.

Die Schwester und Schwägerinn sind sehr artig, sie haben bey mir gegessen, ich habe ihnen gelesen und deine Gesundheit ist getruncken worden.

Wielands Frau hat eine Tochter gebohren, er hat die schöne Gräfinn nicht zu Gevatter gebeten.

Der Herzog Ludwig bleibt biß zur Taufe die wir alle erwarten.

Nun ein Wort von des Afrikaner Einsiedels Negotiation! Er war bey der Werthern Bruder und hat freundschafftlich mit ihm getruncken. Dieser edle Bruder ist des Morgens düster, nachmittage betruncken[239] und das Resultat der Unterhandlungen ist sehr natürlich und sehr sonderbar ausgefallen. Münchhausen erklärt: daß wenn seine Schwester von ihrem Manne ordentlich geschieden, mit ihrem Liebhaber ordentlich getraut seyn werde, er sie für seine Schwester erkennen und bey der Mutter ausdrücken wolle daß sie auch als Tochter anerkannt und ihr das Erbtheil nicht entwendet werde. Für einen Truncknen ein sehr nüchterner Vorschlag. Nun aber unsre Flüchtlinge! Wie abscheulich! – Zu sterben! nach Afrika zu gehen, den sonderbarsten Roman zu beginnen, um sich am Ende auf die gemeinste Weise scheiden und kopuliren zu lassen. Ich hab es höchst lustig gefunden. Es lässt sich in dieser Werckeltags Welt nichts auserordentliches zu Stande bringen.

Diese und andre Geschichten verlangt mich sehr dir zu erzählen, da ich nie recht schreibseelig bin. Diesmal sitz ich am Kamine und trotze der Kälte und Nässe. Ich bin von tausend Vorstellungen getrieben, beglückt und gepeinigt. Das Pflanzenreich raßt einmal wieder in meinem Gemüthe, ich kann es nicht einen Augenblick loswerden, mache aber auch schöne Fortschritte. Da ich meine alte Schrifften durchgehe, werden auch viel alte Übel rege. Es ist eine wunderbare Epoche für mich, in der du mir eben fehlst. Heut über acht Tage hoff ich nicht weit von dir zu seyn. Das schlimmste ist, ich habe in Jena noch drey Tage zu thun. Hätt ich die Verspätung[240] unserer Hoffnungen ahnden können; so wäre ich indessen hinüber gegangen und hätte meine Sachen vollendet, und wäre von hier gerade auf Carlsbad abgereist.

Auf alle Fälle kann's nicht länger als diese Woche dauern und ich bitte dich, mir wenn du diesen Brief erhälst ein Quartier in deinem Hause etwa vom 16ten an zu akkordiren, ich bringe Vogeln mit und brauche zwey Betten. Wenn ich in deiner Nähe bin ist mir's wohl. Wäre es in deinem Hause nicht; so sieh dich sonst um, du brauchst aber alsdenn nicht abzuschliesen.

Fritz ist sehr lustig, Ernst geduldig, mit seinem andern Fuße ists zwiefelhafft, die Chirurgi behaupten es sey auch gut ihn aufzumachen, nur getrauten sie sich es nicht um der Vorwürfe willen. Ich verstehe nichts davon, und da mein Wunsch ihn im Carlsbad zu wissen nicht erfüllt worden; so habe ich für den armen Jungen keinen mehr zu thun. Seine Leidenskrafft geht über alle Begriffe. Voigt besucht ihn und schafft ihm Bücher, und wie er nur keine Schmerzen hat ist er lustig.

Der alte Herzog – daß ich doch ein Wort von ihm sage – ist eben von den Kindern dieser Welt, denen ich ihr Wesen gerne gönnen mag, ich will dir ihn recht mahlen wenn ich komme; Schade daß er nicht regierender Herr war. Denn ich sage immer wer sich mit der Administration abgiebt, ohne regierender Herr zu seyn, der muß entweder ein Philister[241] oder ein Schelm oder ein Narr seyn. Diesen, wäre er Prinz von Oranien gewesen, hätten sie vergöttert; so war er des Prinzen v. Or. Verstand, nun haben sie ihn zum Teufel geschickt. Über diese Materie mach mich reden wenn ich zu dir komme; Zu schreiben ist's nicht, man sagt zu viel oder zu wenig. Und ich mögte dir doch gerne mancherley sagen und das bestimmteste.

Am meisten freut mich ietzo das Pflanzenwesen, das mich verfolgt; und das ists recht wie einem eine Sache zu eigen wird. Es zwingt sich mir alles auf, ich sinne nicht mehr drüber, es kommt mir alles entgegen und das ungeheure Reich simplificirt sich mir in der Seele, daß ich bald die schwerste Aufgabe gleich weglesen kann.

Wenn ich nur jemanden den Blick und die Freude mittheilen könnte, es ist aber nicht möglich. Und es ist kein Traum keine Phantasie; es ist ein Gewahrwerden der wesentlichen Form, mit der die Natur gleichsam nur immer spielt und spielend das manigfaltige Leben hervorbringt. Hätt ich Zeit in dem kurzem Lebensraum; so getraut ich mich es auf alle Reiche der Natur – auf ihr ganzes Reich – auszudehnen.

Nun lebe wohl du Geliebteste einzige, der sich meine ganze Seele enthüllen und hingeben mag; ich freue mich deiner Liebe und rechne darauf, für alle künftige Zeiten. Ich bringe dir ein Geschenk in's[242] Carlsbad mit das dich freuen wird, ich war recht glücklich es zu finden. Lebe wohl. Ich lasse den Brief noch auf weil ich vor Abgang der Post noch auf einen fürstlichen Erben hoffe. Leb wohl.

d. 10. Jul. 86.

G.

Es ist zehn Uhr und noch alles wie es war.

Die Imhof giebt mir ihren Brief mit der Bedingung daß ich ihn nicht lese.


7/2338.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Du bist in England und wirst des Guten viel geniesen; wenn du wiederkommst werde ich nach einer andern Weltseite geruckt seyn, schreibe mir nicht eher bis du wieder einen Brief von mir hast der dir den Ort meines Aufenthaltes anzeigt.

Ich bin indeß stille und fleisig. Im Pflanzenreiche werd ich nach und nach recht einheimisch; und da ich, so zu sagen, über die Mauer gestiegen bin; so komme ich von neuen Seiten und auf sonderbaren Wegen zur Erkänntniß.

Jetzt plagt michs ein wenig daß ich meine Schrifften herausgeben muß. Es ist mir von jeher eine unangenehme Empfindung gewesen, wenn Dinge, die ein einzelnes Gemüth, unter besondern Umständen beschäfftigten, dem Publiko hingegeben werden sollen. Es sey denn! da ich's nicht ändern kann. Die herumfliegenden Nachrichten werden dir das weitre sagen.

[243] Die Wildenberger Mineralien sind angekommen, ich dancke dafür; es war nichts ausserordentliches, aber schöne wohl erhaltne Stücke. Vielleicht bist du so artig mir aus England etwas mitzubringen.

Noch lieg ich immer hier und warte auf der Herzoginn Niederkunft.

Lebe wohl. Liebe mich. Weimar d. 12. Jul. 1786.

G.


7/2339.


An Carl August von Hardenberg

Euer Excellenz

haben mir durch Ihren gefälligen Brief einen neuen und höchst schätzbaren Beweis Ihrer Freundschaft gegeben, ich wünschte nur, daß ich dem Herrn Bruder mehr als geschehen zu seinen Absichten hätte förderlich seyn können.

Den Anfang unseres Bergbaues hatte er schon gesehen und sein hiesiger Aufenthalt war kurz bey übler Witterung.

Indessen habe ich einige angenehme Stunden mit ihm zugebracht und wünsche, daß sie ihm nicht ganz ohne Nutzen mögen gewesen seyn.

Unsere liebe regierende Herzogin läßt uns noch immer auf ihre Entbindung warten und diese Hoffnung, die sich immer zeigt und entfernt, läßt bey uns jetzt fast keinen andern Gedancken Raum. Ich empfehle[244] mich Euer Excellenz auf das angelegentlichste und bitte die freundschaftliche Gesinnungen zu erhalten.

Euer Excellenz

Weimar

ganz gehorsamstem Diener

d. 12. Jul. 86.

Goethe.


7/2340.


An Samuel Thomas von Sömmering

Nur mit wenig Worten kann ich Ew. Wohlgeb. für die überschickte Disputation danken, die mir sehr lehrreich und angenehm gewesen ist. Desto unangenehmer war mir die Nachricht, daß die Knochen nicht ganz wohlbehalten angelangt und daß eine falsche Unterkinnlade dem Kameelschädel beigelegt worden. Ich kann nicht begreifen wie es zugegangen. Denn ob ich ihn gleich nicht selbst eingepackt, so ist doch nichts ähnliches unter meiner kleinen Knochensammlung, auch hab ich bei allem Nachsuchen und Nachsinnen noch nicht so glücklich sein können den ächten Kiefer zu entdecken. Ich werde aber alle Sorgfalt anwenden um es möglich zu machen.

Fahren Ew. Wohlgeb. ja fort uns von Zeit zu Zeit mit Ihren Beobachtungen und Entdeckungen bekannt zu machen. Von Herrn Prof. Camper habe ich einen sehr interessanten Brief erhalten.

Geh. Rath Jakobi ist, wie Sie wissen, in England, was wird er uns mitbringen? Ich bin eben[245] im Begriff in's Carlsbad zu reisen und wünsche von Herzen wohl zu leben.

Ew. Wohlgeb.

Weimar

ergebenster Diener

den 12. Juli 1786.

Goethe.[246]


7/2340a.


An Johann Cornelius Rudolf Ridel

Sie erwarten wohl werthester Herr Docktor nicht diesen Brief von mir, der Ihnen eröffnen soll daß man in Weimar Absichten auf Sie hat und Sie hierher zu ziehen wünscht.

Es ist die frage ob Sie Sich unserm Erbprinzen wiedmen wollen, der gegenwärtig im vierten Jahre steht. Man würde Sie auch ausserdem so zu placiren suchen, daß Sie in einen Geschäfftsgang kämen und in eine Carriere einträten, wo Sie dem Staate nützlich werden, und wegen Ihres Schicksals auf alle Fälle beruhigt bleiben könnten.

Weiteres zu sagen würde gegenwärtig überflüssig seyn, bis man weis inwiefern Sie Neigung zu einem solchen Anerbieten haben und ob Sie anderwärts nicht schon zu fest gebunden sind.

Schreiben Sie mir auf's baldigste deshalb und adressiren Ihren Brief nach Karlsbad im Schwanen an der Brücke.

Es sollte mir sehr angenehm seyn wenn unsere zufällige Bekanntschafft Ihr Glück zu befördern Gelegenheit geben sollte. Ich wünsche recht wohl zu leben und bitte mich dem Herrn Grafen zu empfehlen.

Weimar d. 12 Juli 1786.

Goethe.[208]


7/2341.


An Charlotte von Stein

Mittwoch d. 12ten Jul. So weit sind wir und noch alles stille; es ist eine gute Geduldsprobe für uns alle. Stein hat die besten Hoffnungen und für Mutter und Kind sind wir ruhig. Sehr sonderbar ists mir daß ich durch diese Verzögerung gebunden werde, da ich aber einmal auf diese Entbindung wie auf einen Orackelspruch compromittirt habe; so soll mich nichts zur Unruhe, nichts ausser Fassung bringen. Es scheint ich werde gezwungen Lavatern zu erwarten, es kommen Briefe an ihn schon bey uns an. Wie gerne wär ich ihm auf seinem apostolischen Zug aus dem Wege gegangen, denn aus Verbindungen, die nicht bis in's innerste der Existenz gehn, kann nichts kluges werden. So wie ich dein bin, ists die alleinige Freude iemanden anzugehören; wenn ein Verhältniß nicht aufgehoben werden kann.

Was hab ich mit dem Verfasser des Pontius Pilatus zu thun, seiner übrigen Qualitäten unbeschadet. Wir wollens abwarten und unser Auge Licht seyn lassen.

[246] Fritz setzt sich eben zu mir und läßt sich gekochte Kirschen mit einer recht süßen Sauce herrlich schmecken; er grüsst dich da er hört daß ich an dich schreibe und will auch ein Blatt beylegen. Es sind auch schöne Kirschen und Melonen angekommen, wie sehr wünscht ich sie dir. Ich will sie der Schwester schicken damit die sich erfreue die deine Abwesenheit so sehr fühlt.

Fritz freut sich sehr daß ich ihn an's Camin zu mir sitzen lasse, das nicht immer gestattet wird weil er unruhig ist und Unfug macht. So sitzen wir zusammen, die deinigen.


Freytag d. 14ten.

So geht ein Tag nach dem andern hin und Geburt stockt mit der Wiedergeburt. Diese Tage sind noch an Begebenheiten schwanger, der Himmel weis ob es gute Hoffnungen sind.

Im Vertrauen! – Herder ist sondirt worden ob er einen Ruf nach Hamburg an die Ober-Pfarrerstelle annähme. Er will es nicht ablehnen, und ich kann nichts dagegen sagen. Er verbessert sich nicht, aber er verändert sich doch, und seines Bleibens ist hier nicht. Laß niemanden nichts mercken, es ist auch noch entfernter Antrag. Ich verliere viel wenn er geht, denn ausser dir und ihm wäre ich hier allein.

Ich habe viele, viele Gedancken und bin ein wenig dunckel drum wirst du heute nicht mehr von mir hören.

Lebe wohl. Grüse die zu grüsenden. Ich mag[247] gar nicht dran dencken wie viel Zeit von deiner Curzeit verstreicht. Richte dich ia ein, daß du mit mir noch bleiben kannst.

Ich höre ungerne auf, muß aber doch enden denn es wird späte. Leb wohl und liebe.

G.


7/2342.


An den Herzog Carl August

[Mitte Juli.]

Hier schicke ich den verlangten Auszug was von Baumaterialien zu Ihren Anlagen abgegeben worden, mit der Bemerckung: daß man wünscht Sie möchten den Betrag davon nicht gleich sondern am Ende des Jahres im Ganzen der Baukasse restituiren. Die Ursache davon ist diese: weil alsdann erst der Bauschreiber das davon erlangte Geld der Hauptkammerkasse abliefern kann, er müsste es also diese Zeit über bey sich liegen lassen und würde auf diese Weise eine Art von Kasse kriegen welches nicht gut ist. Er kann aber wöchentlich Ihnen einen Auszug liefern was an Jentschen abgegeben worden und kann von Zeit zu Zeit zusammentragen was zu iedem Bau erforderlich gewesen; so wissen Sie iederzeit wieviel Sie an Materialien schuldig sind und sehen was am Ende des Jahrs zu restituiren seyn wird.

Auch liegt ein Brief an Dr. Riedel bey den ich[248] abschicken will, wenn Sie und Ihre Frau Gemahlinn noch des Sinnes sind.

Zugleich bitte ich den Brief an Miss Gore gelegentlich einzuschliesen.

G.


7/2343.


An Charlotte von Stein

Montag d. 17. Jul. Nun weis bald kein Mensch mehr woran er ist und es bleibt uns nichts mehr übrig als die Vernunft gefangen zu nehmen. Deine Curzeit geht vorüber und ich muß auf eine schmälige Weise diese Tage hier verpassen. Ich habe auch fast nichts mehr zu sagen, den ich dencke und thue kaum etwas und alle Empfindungen lösen sich in's allgemeine Warten auf. Ich will heute nach Jena gehn einige Sachen bey Seite zu schaffen. Knebel ist nicht recht wohl, ich habe lang nichts von ihm gehört.

Gestern erhielt ich deinen lieben Brief vom ... du wirst nun auch die meinigen haben, einen vom 6ten und einen vom 14ten.

Grüse Dr. Scherer recht vielmals und sage ihm es thue mir herzlich leid ihn wahrscheinlich nicht mehr zu finden. Grüse Franckenbergs und Zigesar. Wegen des üblen Wetters hab ich dich sehr bedauert, wir konnten es schliesen denn es war hier eben so. Lebe wohl. Liebe mich du beste! Wie viel hab ich dir nicht zu sagen und zu erzählen. Leb wohl.

G.[249]


7/2344.


An Charlotte von Stein

Endlich meine liebe ist das Kindlein angekommen, ein Mägdlein und der Prophet gleich hinter drein. Die Götter wissen besser was uns gut ist, als wir es wissen, drum haben sie mich gezwungen ihn zu sehen. Davon sollst du viel hören. Er hat bey mir gewohnt. Kein herzlich, vertraulich Wort ist unter uns gewechselt worden und ich bin Haß und Liebe auf ewig los. Er hat sich in den wenigen Stunden mit seinen Vollkommenheiten und Eigenheiten so vor mir gezeigt, und meine Seele war wie ein Glas rein Wasser. Ich habe auch unter seine Existenz einen grosen Strich gemacht und weis nun was mir per Saldo von ihm übrig bleibt.

Montag denck ich von hier, Dienstag von Jena zu gehn; wenn es der Wille der Himmlischen ist, die seit einiger Zeit gewaltsam liebreich über mich gebieten, und so wäre ich Donnerstag Abends bey dir. Wie lang wirst du mir bleiben?

Stein wird Morgen erwartet. Die Herzoginn ist wohl. Adieu meine beste. Grüse deinen Bruder danck ihm für seine Sorgfalt für mich. Ich habe seiner Frau gerathen ihm gerade zu die Confidenz von einer Thor heit zu machen die sie begangen hat, er soll es artig aufnehmen sag ihm. NB. Der Prophet hatte sehr auf dich gerechnet es hat ihn geschmerzt daß du[250] seinen Netzen entgangen bist, es ist mir lieb und leid daß du ihn nicht gesehen hast. Liebe mich! mein Herz ist dein!

d. 21. Jul. 86.

G.


Ich mache den Brief wieder auf da ich deine lieben Zeiten vom 16ten erhalte. Wir erwarten Steinen in einigen Tagen und könnte wohl wegen Ernstens Tansportirung Resolution gefasst werden. Nur stimmt leider Starcke selbst ietzt nicht mit ein, oder wenigstens verspricht er nicht viel davon. Der andre Fus ist nicht aufgemacht worden, aber es ist und bleibt ein trauriger Zustand. Wenn Stein kommt wird sich's zeigen, ich bin nun selbst irre und unentschlossen, so sehr ich vor sechs Wochen entschlossen und gewiß war.

Lebe wohl. Heute ist das Kind getauft worden. Herder hat schön gesprochen. Die Herzoginn ist wohl.

Grüse Franckenbergs und Zigesar.


7/2345.


An Johann Christian Kestner

Mit der heutigen Post geht ein Antrag an Dr. Riedel ob er sich unserm Erbprinzen wiedmen will, nur im allgemeinen, indeß wird sich nach seiner Antwort das Nähere geben. Sagt noch niemand nichts davon. Unsre Herzoginn ist glücklich von einer Prinzess[251] entbunden, die heute getauft wird. Lavater war hier, es freut mich daß er überall guten Eindruck gemacht hat.

d. 24ten werde ich endlich in's Carlsbad abreisen wenn nicht neue Hindernisse sich in den Weeg legen. Lebet wohl grüset Lotten und die Eurigen und behaltet mich lieb.

Weimar d. 21. Jul. 86.

G.

Dies in Antwort Eures Schreibens vom 16. Jul. das ich heute erhalte.


7/2346.


An Philipp Seidel

Aufträge an Seideln.

Er erbricht in meiner Abwesenheit alle unter meiner Adresse ankommende Briefe.

Wenn darinne etwas vorkommt was die Kriegskommission angeht und eine baldige Expedition erfordert hat er es an des Herrn Geheimen Assistenzrath Schmidt Hochwohl. zu melden.

Ingleichen in Sachen den Weegebau betreffend an des Herrn Kammerherrn v. Hendrich Hochwohlg.,

und in Sachen das Bergwerk oder H. Steuerwesen an des Herrn Hofrath Voigts Wohlg.,

in besondern Fällen an Frau Oberstallmeister von Stein.

Die Gelder, welche von dem Buchhändler Göschen[252] an mich kommen soll er an den Herrn Kommerzienrath Paulsen auf Rechnung übermachen.

Wenn er selbst Geld braucht, hat er sich an den Kammermeister Löschner zu wenden.

An Herrn Commerzienrath Paulsen sind für Rechnung Herrn Joh. Phillipp Möller 200 rh. zu bezahlen.

2 Kasten und 1 Packet gegen Schein auf das Archiv.

Bücher nach beyliegendem Verzeichniß nach Göttingen.

NB eins hat Waiz.

Weimar den 23. Jul. 1786.

J. W. v. Goethe.


7/2347.


An den Herzog Carl August

Die Hoffnung den heutigen Tag noch mit Ihnen zuzubringen hat mich nicht allein getäuscht, sondern auch um ein Lebe wohl gebracht. Eben war ich im Begriff Ihnen zu schreiben als der Husar ankam. Ich dancke Ihnen daß Sie mich noch mit einem freundlichen Worte beurlauben wollen.

Behalten Sie mich lieb, empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn, die ich mit herzlichen Freuden wohl verlassen habe, und leben selbst gesund und froh.

Ich gehe allerley Mängel zu verbessern und allerley[253] Lücken auszufüllen, stehe mir der gesunde Geist der Welt bey!

Die Witterung lässt sich gut an und ich freue mich derselben sehr. Leben Sie noch und abermals wohl.

Jena d. 24. Jul. 1786.

Goethe.[254]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 7, S. 246-255.
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