1803

[161] 16/4603.


An Christian Friedrich Tieck

[Anfang 1803.]

Herr Tieck wird ersucht nachstehende Fragen gefällig zu beantworten:

1. Wo befand sich die von Benvenuto Cellini für Fontainebleau in Basrelief gegossene Nymphe, als sie Herr Tieck in Paris sah?

2. Wo sah derselbe die beyden Victorien welche für die Gehren über dem Halbrund gearbeitet gewesen?


16/4604.


An Anton Genast und Heinrich Becker

[Concept.]

Die bey dem hiesigen Theater von Zeit zu Zeit bemerkten Mängel und Nachlässigkeiten hat Fürstl. Commission bisher deshalb stillschweigend übergangen, weil bey den Mitgliedern überhaupt ein so vorzüglicher guter Wille und ein schätzbares Anstrengen herrschend ist.

Da aber leider zuletzt manche Unregelmäßigkeiten wiederholt, ja sogar öffentlich, vorgekommen, so sieht man sich genöthigt, nachstehendes zu verordnen:

Sollte ein Mitglied ohne Urlaub verreisen; eine Probe gänzlich versäumen, oder besonders bey Hauptproben aufzutreten verweilen; bey der Aufführung aus[161] irgend einer Scene völlig wegbleiben, oder sein Auftreten verspäten; sollte anderes Unziemliche als Lärm in den Garderoben oder aus dem Theater vorkommen: so wird solches mit genauer Bemerkung der Umstände bey dem Rapport folgenden Tages angezeigt, damit nach Befinden der Umstände die desfallsige Zurechtweisung und Ahndung vor Ende der Woche ungesäumt verfügt werden könne.

Weimar den 3. Jänner 1803.

Commissio.


16/4605.


An Franz Kirms

Daß man Maschinen und Decorationen, bey einem Theater, als Mobiliar ansehen will, scheint mir keinesweges, weder der Natur, noch der Bestimmung gemäß.

Beydes sind integrante Theile des Gebäudes, ohne welche dasselbe nicht gedacht werden kann.

Ebensogut könnte man die Bänke im Parterre für Theile des Mobiliars ansehen.

Decorationen könnte man allenfalls schätzen; wie sollte man es aber mit den Maschinen machen? Doch glaube ich, um die Sache nicht aufzuhalten, machte man ein Verzeichniß der Decorationen die in Lauchstädt sind, setzte ihren Werth an, wie man sie wieder neu haben kann und zöge die sämmtliche Summe von der Summe der 10 000 rthlr. ab.

Weimar am 5. Jan. 1803.

G.[162]


16/4606.


An Friedrich Schiller

Lassen Sie mich wissen wie es Ihnen geht? Mein einziger Trost ist der Numismatische Talisman, der mich, auf eine bequeme und reizende Weise, in entfernte Gegenden und Zeiten führt. Sagen Sie mir ob Sie etwa heute Abend mich besuchen mögen? Wollen Sie aber Sich noch in der Stille verschloßen halten; so wünsche guten Erfolg.

W. d. 6. Jan. 1803.

G.


16/4607.


An Johann Friedrich Cotta

Zwey Aushängebogen vom Cellini sind angekommen; wovon mir die Einrichtung des Druckes recht wohl gefällt. Haben Sie die Güte mit der Correctur recht sorgfältig fortfahren zu lassen.

Mit der heutigen fahrenden Post geht das dritte und vierte Buch ab, dessen Ankunft ich mir zu seiner Zeit zu melden bitte. Auch liegt eine Zeichnung des Cellinischen Portraits und der vollständige Titel bey.

Den Anhang werde auch bald besorgen und wünsche recht wohl zu leben.

Weimar am 7. Jan. 1803.

Goethe.

[163] Hierinnen liegt das Portrait und der ausführliche Titel, wie beydes für den ersten Theil in Kupfer gestochen würde. Der Titel zum zweyten Theile würde blos gedruckt auf die erste Seite des ersten Bogen.

Weimar am 7. Jan. 1803.

G.


16/4608.


An Friedrich Schiller

Gestern hörte ich daß Sie die vorjährige Idee, eine Abendgesellschaft, Sonnabends, nach der Comödie, einzuleiten wieder aufgenommen. Und vergaß Sie darüber zu fragen.

Sagen Sie mir doch wie weit Sie damit gekommen sind? Ich vernehme daß Durchl. der Herzog etwas ähnliches vorhaben und wünschte daß beyde Plane sich begegneten und nicht aufhüben.

Wohl zu leben wünschend.

Weimar am 13. Jan. 1803.

G.


16/4609.


An den Fürsten Adam Czartoryski

[Concept.]

[13. Januar.]

Ew. Durchl. besitzen die große Gabe sich eines jeden zu erinnern der irgend das Glück gehabt hat Höchstdenenselben vorgestellt zu werden, und zugleich die noch höhere sich in den Herzen aller derjenigen[164] die eines solchen Vorzugs genossen unauslöschlich einzuschreiben.

Den weimarischen Freunden welche gewürdigt wurden eine Zeit lang an einer Gesellschaft Theil zu nehmen in welcher Ew. Durchl. als die höchste Zierde glänzten war es oft eine erfreuliche Unterhaltung wenn Sie sich jener günstigen Zeiten erinnerten.

Mit welchem Entzücken wir daher durch Ihre so hohen als liebenswürdigen Angehörigen ein Zeichen des gnädigen Andenkens erhielten und eine Erneuerung jener guten Tage in der Gesellschaft des edlen Paars genossen, haben Ew. Durchl. als Geber so vieles Guten und Verbreiter so mancher Glückseligkeit gewiß voraus empfunden als Sie uns dieses Fest bereiteten.

Empfangen Höchstdieselben dafür meinen lebhaftesten Dank so wie ich zugleich ein ferneres gnädiges Andenken und Vergebung meines einigermaßen verspäteten, für den Tag der Wünsche, die ich hier feyerlich abstatte, verspaarten Briefs, angelegentlichst bitten muß.

So wie mir auch gewiß der Gebrauch einer Sprache verziehen wird welcher Ew. Durchl. Sich so gut wie mancher anderen bedienen und in der ich am besten auszudrucken glaube, mit welcher Anhänglichkeit und Verehrung ich mich aufrichtig unterzeichnen darf.[165]


16/4610.


An Johann Jacob von Willemer

Weimar, den 24. Januar 1803.

Indem ich das kleine artige Stück, als bey uns nicht aufführbar, zurücksende, halte ich es, nach unsern alten freundschaftlichen Verhältnissen, für Pflicht, die näheren Ursachen anzugeben:

Wir vermeiden auf unserm Theater, so viel möglich, alles, was wissenschaftliche Untersuchungen vor der Menge herabsetzen könnte, theils aus eigenen Grundsätzen, theils weil die Akademie Jena in unserer Nähe ist und es unfreundlich scheinen würde, wenn wir das, womit sich dort mancher sehr ernstlich beschäftigt, hier leicht und lächerlich nehmen wollten.

Gar mancher wissenschaftliche Versuch, der Natur irgend ein Geheimniß abgewinnen zu wollen, kann theils für sich, theils auch durch Charlatanerie der Unternehmer, eine lächerliche Seite bieten und man darf dem Komiker nicht verargen, wenn er, im Vorbeygehen, sich einen kleinen Seitenhieb erlaubt. Darin sind wir auch keinesweges pedantisch; aber wir haben sorgfältig bisher alles, was sich in einiger Breite auf philosophische oder litterarische Händel, auf die neue Theorie der Heilkunde u.s.w. bezog, vermieden. Aus eben der Ursache möchten wir nicht gern die Gallische wunderliche Lehre, der es denn doch, so wenig als der Lavaterischen, an einem Fundament fehlen möchte,[166] dem Gelächter Preis geben, besonders da wir fürchten müßten, manchen unserer achtenswerthen Zuhörer dadurch verdrießlich zu machen.

Haben Sie übrigens Dank daß Sie bey dieser Gelegenheit sich meiner erinnern wollen und erhalten mir auch künftighin ein freundschaftliches Andenken.


16/6411.


An Carl Friedrich Zelter

Der Hoffnung Ihres Besuchs kann ich nicht so stillschweigend entgegen sehen, um so weniger als ich Ihnen für so manches zu danken habe.

Die überschickten Lieder haben mir und andern viel Freude gemacht und sind schon mehrmals, in kleinen Concerten, die ich, mit Rücksicht auf Ihre Ankunft, zeither veranstaltete, fleißig gesungen worden. Freylich erwartet, wie ich wohl spüre, die Ausführung noch Ihre letzte Hand.

Brächten Sie denn wohl einige nicht zu schwere mehrstimmige Sachen mit? auf daß Ihre Gegenwart für unsern Kreis auf mancherley Weise von Wirkung sey.

Ich sage nichts weiter und, damit dieses Blatt, welches ohnehin schon einen Posttag liegen geblieben, heute fortkomme, nur so viel. Ihre Wohnung, die Sie kennen, ist, nebst einem kleinen Schlafzimmer, eingerichtet, so daß Sie selbst unangemeldet kommen[167] möchten. Ich selbst befinde mich in einer günstigen Lage, um in dem nächsten Monat Ihres Hierseyns mit Ruhe und Sammlung genießen zu können.

Lassen Sie mich also je eher je lieber wissen daß Sie kommen und daß Sie sich eingerichtet haben einige Zeit bey uns zu verweilen.

In Hoffnung bald mündlich manches Interessante zu verhandeln, wünsche ich gute Gesundheit und frohen Muth zur Reise.

Weimar am 24. Jan. 1803.


Haben Sie doch ja die Güte was Sie von unsern Freunden, Herder, Voß, Schiller componirt haben, mitzubringen, damit auch diese sich freuen durch Ihr köstliches Organ sich reproducirt zu finden.


16/4612.


An A. E. Thiele

Ew. Hochedelgeb.

danke für die zuletzt überschickten Kupfer, welche mir um so mehr Vergnügen machen, als die vorzüglichen darunter recht gute Abdrücke sind.

Sollte man die auf beyliegendem Blättchen des neuen Katalogs unter der Nummer 210 angegebene Blätter von Thomas Wyk vor der Auction abzulassen geneigt seyn; so gäbe ich wohl einen Conventionsthaler dafür. Auf alle Fälle haben Sie die Güte in[168] der Auction für mich bis auf gedachten Preis darauf zu bieten.

Ich lege 5 Ducaten bey, theils um die alte Schuld von 13 rthlr. 3 gr. zu saldiren theils für diese kleine neue Bestellung etwas in Ihren Händen zu lassen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 24. Jan. 1803.


16/4613.


An Friedrich Schiller

Schon einigemal dachte ich zu fragen wie es Ihnen ginge, und thue es jetzt. Damit Sie aber Lust haben einigermaßen ausführlich zu seyn; so erzähle ich folgendes von mir:

An dem Supplement zu Cellini ist es zeither sachte, vorwärts gegangen. Ich habe manches Fördernde gelesen und gedacht.

Einige neue Kupfer sind mir zugekommen, die mir Vergnügen und Unterricht gewähren.

Einen ungeschickten Abguß des Kopfs einer Venus Urania, von Kassel, habe ich, mit Liebe, ausgeputzt und restaurirt, damit er nur einigermaßen anzusehen sey. Ich mußte, theilweise, das Nebulistische vorwalten lassen, das denn, bey der bestehenden köstlichen Grundform, in diesem Collisivfalle gelten mag.

An Humboldt habe ich einen langen Brief abgelassen.

[169] An den Münzen ist wenig geschehen; doch giebt jeder Ein- und Anblick neue Belehrung.

Doctor Chladni ist angekommen und hat seine ausgearbeitete Akustik in einem Quartbande mitgebracht. Ich habe sie schon zur Hälfte gelesen und werde Ihnen darüber mündlich, über Inhalt, Gehalt, Methode und Form manches Erfreuliche sagen können. Er gehört, wie Eckhel, unter die Glückseligen, welche auch nicht eine Ahndung haben, daß es eine Naturphilosophie giebt und die nur, mit Aufmerksamkeit, suchen die Phänomene gewahr zu werden, um sie nachher so gut zu ordnen und zu nutzen als es nur gehen will, und als ihr angebornes, in der Sache und zur Sache geübtes Talent vermag.

Sie können denken, daß ich, sowohl beym Lesen des Buchs, als bey einer mehrstündigen Unterhaltung, immer nach meiner alten Direction fortgeforscht habe, und ich bilde mir ein, einige recht gute Merkpuncte, zu weiteren Richtungen, bezeichnet zu haben.

Überhaupt sehe ich es als ein gutes Omen an, daß er eben jetzt kommt, da wir, mit einiger Wahrscheinlichkeit Zeltern erwarten.

Auch hatte ich eben die Farbenlehre einmal wieder durchgedacht und finde mich, durch die, in so vielem Sinn, kreuzenden Bezüge, sehr befördert.

Möchten Sie wohl Chladni eine Viertelstunde gönnen? damit Sie doch auch das Individuum kennen lernen, das, auf eine sehr entschiedene Weise, sich und[170] seinen Wirkungskreis ausspricht. Vielleicht geben Sie ihm, da er, von Jena aus, gern Rudolstadt besuchen möchte, eine empfehlende Zeile mit.

So weit für dießmal! ob ich gleich noch einiges Plus und Minus zu vertrauen hätte, wovon denn eins das andere übertragen mag.

Leben Sie wohl! und sagen mir auch von sich etwas ausführliches und lassen Sie uns, da wir uns beyde gegen das Ausgehen sträuben, wenigstens, wie jene Verliebte, über den Schirm correspondiren.

Weimar am 26. Jan. 1803.

G.


16/4614.


An Joseph Hoffmann

[Concept.]

Das Zimmer, für welches das bey Ihnen, werthester Herr Hoffmann, bestellte Gemählde, als Platfond, bestimmt ist, nahet sich nunmehr seiner Vollendung und die Architekten wünschen es an seine Stelle zu setzen. Wollten Sie daher die Gefälligkeit haben mir, baldigst, Nachricht zu geben, wann Sie glauben solches überschicken zu können.

Mögen Sie mir, zu gleicher Zeit, einige Nachricht von Sich und von den Fortschritten in Cölln in Wissenschaft und Kunst geben; so werden Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 26. Jan. 1803.[171]


16/4615.


An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

Wenn der Januar nicht vorbey gehen soll, ohne daß ich einen Brief an Sie abschicke, so muß ich mich, aus dem Stegreife, einen Abend, da alles in der Comödie ist, entschließen zu dictiren, ohne daß ich eben weiß was ich zu sagen habe. Denn was könnte ich Ihnen sagen, da Sie im Genuß alles dessen sind über dessen Entbehren ich zeitlebens nicht zur Ruhe komme. Es vergeht kein Tag, daß ich nicht beym Anblick des großen Prospects von Rom, oder irgend einer andern Charte, besonders da mein Knabe jetzt römische Antiquitäten studirt, halb unzufrieden ausrufe: Diesen Weg können nun die Freunde machen, wenn es ihnen beliebt! Sie gehen um die Colossen auf Monte Cavallo, die ich nur noch wenige Minuten in meinem Leben zu sehen wünschte, ganz bequem herum und von da hängt es blos von ihnen ab, sich zu andern köstlichen Gastmahlen hinzubewegen, indeß wir arme Nordländer von den Brosamen leben, die keineswegs vom Tische fallen, sondern die wir uns, noch überdieß, mit Mühe, Zeit und Kosten zu verschaffen haben. Damit Sie aber geneigt werden, mir zu jeder Stunde auch nur das Augenblicklichste Ihres Zustandes zu melden; so will ich, ohne Bedenken, ob das was ich schreibe auch werth sey eine so große Reise zu machen, hiermit folgendes erzählen.

[172] Eine Indisposition, die mich übrigens an einer leidlichen Stubenexistenz nicht hindert, hält mich, seit dem Anfange dieses Jahrs, zu Hause, hier sind die 1400 Mionnetischen Schwefelpasten antiker Münzen, für die Anschauung ein großer Gewinn. Ich habe sie so lange angesehen und von allen Seiten betrachtet, bis ich fremder Hülfe bedurfte, dann nahm ich Eckhels fürtreffliches Werk vor, und freute mich an der breiten Erfahrung, an dem schön geordneten Vortrag, an der großen Redlichkeit zum Geschäft und der daraus herfließenden durchgängigen Treue.

Wie angenehm ist mirs, keinen Widerspruch mit meinen eignen Ansichten und zugleich das ganze historische Bedürfniß so kräftig und zweckmäßig dargestellt zu finden.

Hierzu tritt noch Meyer mit seinem scharfen Blick in die Unterscheidungszeichen der Kunstepochen, dadurch denn eine schöne Unterhaltung bewirckt wird.

So sieht es also von dieser Seite, wenigstens im kleinen Format, noch ziemlich leidlich aus! Ferner sind mir einige eigenhändige Radirungen trefflicher Meister, diese Tage, zugekommen, wodurch ich in die Eigenthümlichkeit ihres Naturells und ihrer Studien ganz erfreuliche Blicke werfen konnte, so wie die Kenntniß des Ganzen doch immer dadurch erhalten und aufgefrischt wird.

Die Stunden, in welchen etwas Productionsähnliches bey mir sich zeigte, habe ich auf die neue Ausgabe[173] meiner Übersetzung des Cellini verwandt, wozu ich, in einem Anhang, einiges hinzufüge, das den Zustand damaliger Zeit und Kunst einigermaßen näher bringen soll. Wenn Sie es künftig einmal in Rom lesen, so haben Sie Nachsicht! Es sind mehr Nachklänge als daß es der Ton selbst wäre.

Schiller wird wohl selbst schreiben. Ich habe ihn in mehrern Tagen nicht gesehen, er hält sich auch zu Hause, um eine Arbeit zu vollenden, die er sehr glücklich angefangen hat.

Meyer hat sich in diesen Tagen verheirathet und ist, wie billig, in seiner eignen Häuslichkeit geschäftig.

So haben Sie also, von einem ziemlich einsamen Freund aus Norden, wo es seit länger als vierzehn Tagen, ohne Schnee, sehr heiter kalt ist, die ersten Nachrichten. Ich werde fortfahren, gegen Ende jedes Monats Ihnen ein Blatt solcher Confessionen zu schicken und bitte mir das Gleiche aus. Ich weiß von Alters her, daß man entfernten Freunden gar nicht schreibt, wenn man darauf warten will, bis man ihnen etwas zu schreiben hat. Daß ich Ihnen beyden für die Nachrichten von Florenz und für alle freundliche Erinnerung von Herzen danke, versteht sich. Können Sie mir, da Sie wissen was mich freut, gelegentlich etwas schicken, so werden Sie mich sehr verbinden. Bezeichnen Sie mir nur, ohne Umstände, Ihren Geschäftsträger, dem ich die Auslagen sogleich erstatten kann. Vielleicht nimmt Fernow was mit?[174] Denn man wünscht doch immer wieder, durch etwas Gutes, neu gereizt zu werden. Bey meiner Durchreise durch Kassel bemerkte ich einen sehr schönen Kopf in Marmor, einer wahrhaften Venus Urania, davon ich jetzt einen Abguß besitze; leider ist das Original beschädigt und der Abguß ungeschickt geformt. Und doch macht er mir große Freude. Wie glücklich sind Sie, in der Nähe so mancher unschätzbaren Originale zu wohnen. Küssen Sie der Minerva Iustiniani doch ja von mir die Hand.

Wie es jetzt in Rom mit den sogenannten Ciceronen, mit den Künstlern und dem Kunsthandel aussieht, schreiben Sie mir doch ja und gedenken Sie mein auf allen sieben Bergen, so wie im Tiberthal, von Ponte Molle bis nach St. Paul fuor de mura, und über alles erhalten Sie sich gesund.

W. d. 27. Jan. 1803.


Bisher habe ich mich mit den beyden Freunden besprochen, das fernere soll an die liebe Frau besonders gerichtet seyn.

Sie haben mir, durch den Bericht über die Gemählde in Spanien, einen Schatz hinterlassen, für den ich Ihnen nicht genugsam danken kann. Er wird oft genug consultirt, wenn die Rede davon ist, wohin manches bedeutende Gemählde gekommen sey. Nun werden Sie aber auch mancherley Fragen nicht entgehen, die ich aus Rom von Ihnen beantwortet wünschte.

[175] Zuvörderst wollte ich Sie bitten mir von den lebenden Künstlern einige Nachricht zu geben, und zwar vor allen Dingen von den deutschen. Wer daselbst übrig geblieben, oder neuerlich hingekommen? wie es mit ihrer Persönlichkeit steht und ihren Arbeiten, was sie am besten machen, was sie fertig haben, was sie sich für ihre Arbeiten, wenn man sie bestellte, bezahlen lassen? Besonders wie es mit Reinhardt ist. Sehen Sie sich doch auch nach einem Stuttgarder um, der sich auszeichnen muß, dessen Nahmen ich aber vergessen habe.

Ehemals war auf dem Corso ein Kunsthändler, den man den Genuesen hieß, er hatte meist nur alte Sachen. Besteht er noch? und wie siehts in seinem Laden aus?

Ist vielleicht, aus dieser Sündfluth der Revolution, irgend etwas neues der Art entstanden?

Überhaupt thun Sie es ja, daß Sie mir, wenn Humboldt auch nicht Zeit hat, alle Monate schreiben, Sie sollen in gleicher Epoche einen Brief von mir haben, der wenigstens meinen Zustand ausdruckt, andere Freunde und Freundinnen werden wieder, von andern Seiten, die Fäden fortspinnen, die Sie mit uns verbinden.

Daß Frau von Wolzogen zurückgekommen ist, wissen Sie wohl schon, daß sie aber von ihrer republikanischen Reise als die entschiedenste Tyrannenfeindin zurückgekommen, ist Ihnen vielleicht noch nicht[176] so ganz klar. Ich muß Sie hiervon benachrichtigen, damit es Sie nicht überrascht, wenn uns die Verfasserin der Agnes von Lilien nächstens mit einer Charlotte Corday in Erstaunen setzen sollte.

Lassen Sie sich es auch nicht verdrießen, mir von Jahrszeit und Witterung einiges zu melden, man mag doch gar zu gern wissen wie sich der Himmel in fremden Landen aufführt. Bey uns ist nach langer anhaltender trockner Kälte seit gestern die erste Schlittenbahn. Und hiermit meine besten Wünsche für Ihr Wohl.

W. d. 29. Jan. 1803.[177]


16/4615a.


An Johann Heinrich Meyer

Schlagen Sie doch nach wann Sachtleven gebohren ist. Die letzte Landschaft ist von 1646, die beyden kleinen von 1667. Der Unterschied der Jahre ist hier, wie immer, interessant.


d. 29. Jan. 1803.

G.[88]


16/4616.


An Carl Friedrich Zelter

Nur mit wenigem will ich melden, daß der gute Doctor Chladni hier ist und, etwa bis den 9., 10. Februar, in der Gegend bleibt. Vielleicht hat dieß einigen Einfluß auf die Bestimmung Ihrer Reise. Wenn Sie ihn hier noch treffen könnten, sollte es eine recht lebhafte musikalisch-akustische Unterhaltung geben.

Nur so viel, um nochmals meinen lebhaften Wunsch Sie bey mir zu sehen zu bezeugen.

Weimar den 31. Jan. 1803.

Goethe.[177]


16/4617.


An Christian Gottlob Voigt

Da ich diese Tage verschiedenes, im Stillen, bedachte, habe ich auch unsere Jenaische botanische Angelegenheit wieder vorgenommen und bin so frey folgendes darüber, vertraulich, zu eröffnen.

Weder die schriftlichen noch mündlichen Nachrichten, welche eine Schilderung von Doctor Schwägrichen geben, erregen zu diesem Manne ein vorzügliches Vertrauen. Er mag ganz gut seyn, doch ein wenig sonderbar. Auch ist Botanik nicht sein eigentliches Fach, woran uns doch vor allen gelegen sein muß.

Schrader ist in Göttingen fest und von den übrigen scheint mir niemand eligibel, außer Doctor Roth, von Vegesack, auf den auch früher schon die Aufmerksamkeit gerichtet war.

Von seinen Eigenschaften als Mensch giebt beyliegendes Blatt ein gutes Zeugniß; daß er als Partikulier, an dem gegenwärtigen Orte seines Aufenthalts, einen botanischen Garten anlegte, beweist seine Neigung zur Wissenschaft, so wie seine Schriften von seiner Einsicht, und in allen diesen Rücksichten scheint er unser Mann zu seyn. Wobey freylich die Frage, ob er sich zum Docenten qualificiren werde, unbeantwortet bleibt.

[178] Ich habe Nachricht daß er nicht nach Oldenburg geht und also wohl zu haben seyn möchte.

Es fragte sich nun: ob man, auf diese Anzeigen hin, diesen Mann wenigstens sondiren ließe?

Das Anerbieten könnte seyn: Zweyhundert Thaler Besoldung, so wie sie Batsch gehabt, freyes Quartier, und den Titel eines ord. honor. Professors der Philosophie, wollte man ihm, da er practischer Arzt ist, auch die extraord. Professur bey der Medizin geben; so würde er von dieser Seite wohl auch an seiner Stelle seyn.

Diese Angelegenheit gegenwärtig zur Sprache zu bringen veranlaßt mich der akademische Wunsch: daß der Nahme des, an Batschens Stelle, zu berufenden, in den neuen Lectionscatalogus kommen möge und es an einer Ankündigung botanischer Collegien für diesen Sommer nicht fehle.

Ich gebe daher anheim, ob nicht, bey Gelegenheit des zu erstattenden Berichtes, bey Serenissimo deshalb angefragt werden dürfte? Auf erhaltene Resolution würde ich alsdann an den Freund in Bremen schreiben, durch den mir die ersten Nachrichten zugekommen.

Weimar am 31. Jan. 1803.

s. m.

G.[179]


16/4618.


An Friedrich Schiller

Lassen Sie mich nun auch wieder bey Ihnen anfragen, wie es geht und ob ich auch bald von dem tragischen Schmause etwas werde zu genießen haben?

Was mich betrifft, so kann ich weder auf mich selbst, noch auf etwas Geleistetes zu Gaste bitten; doch ist ein vortrefflicher Abguß der Büste der sogenannten Venus von Arles, womit mich der Prinz durch Ihren Herrn Schwager beglückt hat, wohl einer Wallfahrt in meine Einsiedeley werth.

Mögen Sie mich heute Abend besuchen; so wird es mich sehr freuen Sie einmal wieder zu sehen. Sollte es Ihrem Herrn Schwager und den beyden Damen gleichfalls beliebig seyn; so würde es an einiger Unterhaltung und an nothdürftiger Nahrung nicht fehlen, worüber ich mir bey Zeiten einen Entschluß erbitte.

Indessen ein herzliches Lebe wohl wünschend.

Weimar am 4. Febr. 1803.

G.


16/4619.


An Friedrich Schiller

Sagen Sie mir doch ein Wort wie die gestrige Vorlesung abgelaufen? denn ein geübter Autor weiß wahre Theilnahme von Überraschung zu unterscheiden,[180] so wie Höflichkeit und Verstellung zu würdigen. Zunächst bitte ich um Mittheilung des Stücks, wodurch mir für diese Abende ein großes Fest bereitet würde.

Ferner ergehet Antrag und Bitte freundlichst dahin daß Sie mit Ihrem Herrn Schwager und beyden Damen, entweder Montags statt der Komödie, oder Dienstags nach dem Chladnischen Concert, bey mir einsprächen, auf alle Fälle aber ein freundschaftliches Abendessen bey mir einnähmen.

Daß ich indessen mit dem Cellinischen Anhang beynahe fertig geworden, wird Ihnen auch erfreulich seyn. Sie wissen daß es keine verwünschtere Aufgabe giebt, als solche Resultate aufzustellen. Wie viel muß man lesen und überlegen! wenn es nicht auf eine Spiegelfechterey hinauslaufen soll. Auch bin ich mit Einsiedeln, wegen der veränderten Mohrensclavin, völlig einig, und erwarte nur die Ansicht von höhern Orten. Ich kenne zwar Ihre Plane nicht, aber indessen, wenn dieses Lustspiel einstudirt wird, könnte man die Rollen Ihrer Tragödie ausschreiben, alles überlegen und gleich zum Werke schreiten. Doch davon mündlich das nähere.

Mit lebhaften Wünschen für Ihr Wohl.

Weimar am 5. Febr. 1803.

G.[181]


16/4620.


An Johann Friedrich Cotta

Die ersten neun Bogen des Cellini sind angekommen, Druck und Einrichtung gefällt mir recht wohl, nur finden sich leider recht böse Druckfehler, wovon ich folgende anführe.


Fol.45.Lin.15.stattzu umfassenliesumzufassen

59.– 8.-einsamen-gemeinsamen

67.– 3.-Antonius-Antinous

69.– 22.-Frommen-Frauen

79.– 7.-Brücken-Bänken


Andere Kleinigkeiten nicht zu gedenken. Die letzten Bogen habe ich noch nicht durchgesehen und fürchte mich beynahe davor.

Führen Sie doch, werthester Herr Cotta, Ihren Correctoren die Sorgfalt zu Gemüthe, mit der ein Schriftsteller, der etwas auf seine Sachen hält, ein Manuscript durchgeht, um die Darstellung des Sinnes ins bessere und klarere zu bringen. Welche abscheuliche Empfindung ist es nun, wenn man sieht daß der Leser, durch solchen Widersinn, gerade um den Genuß solcher Stellen gebracht wird, bey deren Bearbeitung man sich vielleicht lange verweilt hat.

Ein Exemplar Delphine ist auch angekommen, wofür ich der Verfasserinn vielen Dank schuldig bin.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 7. Febr. 1803.

G.[182]


16/4621.


An Nikolaus Meyer

Sie haben uns, werther Herr Doctor, abermals in den Fall gesetzt für manches Überschickte zu danken, und ich kann versichern, daß wir mehrmals bey den trefflichen Fischen und dem köstlichen Wein vergangener guter Stunden mit Neigung und Freundschaft gedenken.

Wie sehr hatte ich gewünscht Ihnen etwas von unsern mittelländischen gebürgischen Producten zuzuschicken! wenigstens wollen wir nicht vergessen Ihnen, wenn etwas leibliches oder geistiges, angenehmes und transportables vorkommt, davon Theil zu geben. Durch die kleinen, gelegentlichen Producte Ihrer Muse haben Sie auch auf eine freundliche Weise Ihr Andenken erneuert. Die Werbung (ich würde lieber Bewerbung gesagt haben) ist eine recht artige Variation von Was wir bringen und, so viel ich beurtheilen kann, dem Local gut angepaßt.

Nur würde ich rathen, da die Poesie ohnehin von Ihren guten Landsleuten einigermaßen abstehen mag, den Eingang dieser edlen Kunst nicht durch difficile Sylbenmaße zu erschweren. Zwar sind Sie in Stanzen, Sonetten, Terzinen und dergleichen gewandt genug, doch können Sie bey oft wiedergefordertem gleichem Reim den uneigentlichen Ausdrucken nicht[183] entgehen, wodurch zwar manchmal eine schöne Wendung gelingt, aber auch oft der Vers dunkel und schielend wird, das ein ungeübtes Publikum irre macht, und ein geübtes nicht befriedigt; deshalb rathe ich die leichtesten und freyesten Versarten bey solchen Gelegenheiten zu gebrauchen und sich der schwerern nur als Würze zu bedienen.

Verzeihen Sie mir diese vielleicht etwas pedantische Bemerkungen und haben die Güte beyliegendes Blättchen Herrn Doctor Roth zu Vegesack zu communiciren und mir deshalb, bald möglichst, eine Gegenerklärung zu verschaffen. Hoffentlich wird noch vor Abgang der Post eine kleine Beylage aus meinem Hause fertig, wodurch Sie von unsern Winterzuständen und Lustbarkeiten einige Nachrichten erhalten.

Der ich recht wohl zu leben und glücklichen Erfolg Ihrer Thätigkeit wünsche.

Weimar am 7. Febr. 1803.

Goethe.


[Beilage.]


Durch den Tod unsers verdienstvollen Batsch ist das neue botanische Institut, in Jena, verwaist. Die Nothwendigkeit ein solches anzulegen entsprang aus der sehr beschränkten Lage des alten botanischen Gartens und andern akademischen Verhältnissen. Der obere Theil des Schloßgartens ist dazu eingerichtet, dessen schöne Lage Sie kennen. Das Haus ist nach[184] alter Weise gebaut; aber für eine nicht allzugroße Familie geräumig und bequem, wie Ihnen dieses alles wohl selbst genugsam bekannt ist.

Nun haben wir, um den an dem Prof. Batsch erlittenen Verlust zu ersetzen, die Augen auf Herrn Doctor Roth in Vegesack geworfen, dessen schöne Einsichten in die Botanik uns durch den allgemeinen Ruf, mehr noch durch seine Schriften bekannt geworden und für welchen, außer dem Zeugniß eines trefflichen Charakters, noch der Umstand besonders einnimmt, daß er, als Privatmann, sich selbst einen Garten zu solchen Zwecken angelegt, woraus sich folgern läßt, daß ihm der praktische und technische Theil der Gartenkunst nicht fremd sey.

Auch ist unser Institut von der Art, daß ein Mann, der durch seine Kenntnisse und Persönlichkeit, mit wenigem, viel zu thun weiß, für dasselbe eigentlich zu wünschen ist.

Dieses Institut hängt blos von dem hiesigen Hofe ab und steht, in so fern, mit der Akademie in keinem Zusammenhang. Dem Vorsteher desselben würde man den Titel eines Professors der Philosophie, wie ihn der selige Batsch gehabt hat, verschaffen.

Zugleich bietet man 200 rh. Besoldung und freye Wohnung an.

Überdem erhält derselbe 200 rh. auf Berechnung, wovon die ordinären Ausgaben für den Garten zu bestreiten sind, worunter auch das Tractament für[185] einen geschickten jungen Burschen, der dabey angestellt ist, sich begriffen findet und dafür, nebst einigen Tagelöhnern, die nöthige Handarbeit verrichtet.

Wollten Sie nun, werthester Herr Doctor, jedoch im Vertrauen und in der Stille, Herrn Doctor Roth zu sondiren die Gefälligkeit haben, und, wenn er nicht abgeneigt wäre, zugleich die Frage an ihn ergehen lassen ob er wohl zu rechter Zeit bey uns eintreffen könnte um diesen Sommer Vorlesungen zu halten, worauf ich mir die Freyheit nehmen werde Sie, sobald als möglich, von dem endlichen Beschluß zu benachrichtigen.

Ein einziges habe ich noch hinzu zu fügen, worüber Herr Doctor Roth gefällig mit sich selbst zu Rathe gehen wird: ob er sich nämlich ein Lehrtalent zutraut, theils in Absicht auf Communication seiner Kenntnisse überhaupt, theils in Absicht eines Kathedervortrags. Denn hierdurch werden sowohl vorzüglich die akademischen Zwecke, welche wir im Auge haben, erfüllt, als auch diese Stelle für den der sie bekleidet nutzbar und ehrenvoll.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar den 7. Febr. 1803.

Goethe.[186]


16/4621a.


An Wilhelm von Wolzogen

Herzlich thut es mir leid, daß ich Ihnen, werthester Freund, und Ihren hohen und lieben Gästen nicht aufwarten kann. Ich getraue mich noch nicht, nach einer so langen Pause, den Einwirkungen der Luft auszusetzen.

W. d. 7 Febr. 1803

Goethe.[136]


16/4622.


An Friedrich Schiller

Könnte ich bald erfahren? Ob Sie heute Abend, eingeladnermaßen, zu mir kommen? Ob nach dem Conzert, oder früher?

Mögen Sie bey dem schönen Wetter Schlitten fahren; so schicke ich das Fuhrwerck gegen Mittag.

W. d. 8. Febr. 1803.

G.


16/4623.


An Friedrich Schiller

Die Mohrin wird schon heute über acht Tage können gegeben werden. Ich melde das, damit Sie etwa das Theaterexemplar des Trauerspiels gefällig beschleunigen und die Rollen in der nächsten Woche abgeschrieben werden können. Man hielte alsdann den 22. oder 24. Leseprobe, welches ein großer Vorsprung wäre.

Mögen Sie morgen Mittag mit mir essen? Schelling kommt wahrscheinlich herüber. Mündlich alsdann mehr.

W. d. 12. Febr. 1803.

G.


16/4624.


An Friedrich Hildebrand von Einsiedel

Mit vielem Vergnügen gebe ich dir, lieber Freund und Bruder, die Nachricht daß in der gestrigen Leseprobe[187] die Mohrin recht gut vorbereitet worden, so daß sie schon heute über acht Tage, den 19., gegeben und dabey das Ballet wiederholt werden kann.

Künftigen Dienstag Abends um 5 Uhr wollen wir eine zweyte staatlichere Lectüre bey mir vornehmen, wozu du schönstens eingeladen bist. Du wirst dich über den guten Humor der Schauspieler und über den meist gehörigen Ausdruck freuen. Auch wäre es um so besser daß du diesem Versuch beywohntest, weil ich wohl schwerlich Freytag in die Hauptprobe gehen kann und daher wünschen muß daß du auch dieser einige Stunden schenkst. Kleidung, Masken und so weiter sind besorgt. Im ganzen bin ich überzeugt daß es einen recht guten Effect machen wird.

Lebe recht wohl.

W. d. 12. Febr. 1803.

G.


16/4625.


An Amalie von Imhoff

[15. Februar.]

Lassen Sie es uns, liebe Freundin, nicht als einen Zufall ansehen, daß ich eben an Sie dachte, als ich Ihr liebliches Blättchen erhielt. In Hoffnung, Zelter bald hier zu sehen, hatte ich bisher gezaubert, unserer lieben Prinzessin Caroline und Angehörigen ein kleines Concert anzubieten, weil die Direction des Meisters die vorzüglichste Wirkung versprach. Nun sind wir[188] aber uns selbst überlassen und unsere Gäste werden auch den guten Willen als etwas zu berechnen haben. Wahrscheinlich da ich dieses schreibe befinden Sie sich auf dem Ettersberge in lebhafter Gesellschaft. Möge Sie, wenn Sie ein wenig frostig zurückkehren, mein Gruß am warmen Ofen recht freundlich empfangen.

Goethe.


16/4626.


An Nikolaus Meyer

Für die schnelle gefällige Besorgung des Auftrags an Herrn Doctor Roth danke ich zum schönsten, obgleich das Resultat unsern Wünschen nicht entspricht. Die von Ihnen nicht vermuthete Ursache der abschläglichen Antwort ist mir um desto auffallender, als vielleicht, in allen unsern Verhältnissen, keine unabhängigere und ungestörtere Stelle zu finden wäre.

Sie würden mir daher eine ganz besondere Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie, auf eine geschickte Weise, erfahren könnten, auf welchen Wegen Herrn Doctor Roth eine so ungünstige Schilderung zugegangen. Ich kann versprechen, solches nur zu eigner Belehrung nutzen zu wollen.

Heute nichts weiter. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 25. Februar 1803.

Goethe.[189]


16/4627.


An Friedrich Schiller

Ich will also meine Gesellschaft morgen aufgeben und nur etwas Musik, zur Probe, machen; denn mich verlangt gar sehr den neuen Tenoristen, so wie die neue Composition vom Reuterlied zu hören.

Über die gestrige Leseprobe hoffe ich bald mit Ihnen zu sprechen, so wie man Donnerstag oder Freytag eine bey mir halten kann, wozu ja vielleicht Ihre Frauenzimmer kämen, und man sonst noch einen Freund einlüde, damit, zugleich mit diesem Geschäft, eine gesellige Unterhaltung entstünde, an der es ohnehin mitunter bey uns gebricht.

Mögen Sie, wenn Sie heute Abend nicht gar zu spät fertig werden, noch auf ein Stündchen bey mir einsprechen; so werden Sie mir willkommen seyn.

Weimar am 28. Febr. 1803.

G.


16/4628.


An Amalie von Imhoff

Darf ich Sie denn einmal, liebe Freundinn, in einer stillen Morgenstunde besuchen und eine Anfrage an Sie bringen, die schon früher auf dem Wege war.

Erzeigte mir wohl unsre liebe Prinzeß, nächsten Dienstag, die Gnade einer kleinen Musick beyzuwohnen? wobey neue Stimmen und neue Compositionen[190] aufwarten sollten. Brächten Sie das wohl recht freundlich vor? und empfehlen mich Frl. v. Knebel aufs beste und kämen dann zusammen hübsch um sechs Uhr und bestellten die Kutschen nicht zu frühe.

Leben Sie recht wohl wie ich in der Hoffnung Sie nach so langer Pause endlich einmal wiederzusehen.

W. d. 3. März 1803.

Goethe.


16/4629.


An Friedrich Schiller

Mögen Sie wohl beyliegende Austheilung nochmals beherzigen, und, nach gegenwärtigen Umständen, revidiren, da Schall abgeht und Zimmermann, Oels und Brandt antreten. Ob der letzte bis dahin brauchbar seyn wird ist eine Frage. Einen Bauerbräutigam sollte er immer vorstellen lernen. Wie ist der Spazirgang durch Europa bekommen?

d. 8. März 1803.

G.


16/4630.


An Wilhelm von Wolzogen

Indem ich Ew. Hochwohlgeb. die mir mitgetheilten Kupferwerke mit Dank zurücksende und um fernere Communication des übrigen schönen mitgebrachten[191] bitte, ersuche ich um gefällige Nachricht: wann wohl Durchl. der Erbprinz zurück erwartet wird.

Ich lege eine Notiz bey, welche ich von Geheime Hofrath Loder erhalten, und bedaure, Sie gestern Abend in unserm freundschaftlichen Zirkel nicht gesehen zu haben.

Der ich bey diesem lappländischen Wetter gute Gesundheit wünsche.

Weimar am 9. März 1803.

Goethe.


16/4631.


An Friedrich Schiller

Die heutige Probe ging so gut von statten daß ich gar nicht zweifle das Stück werde den 19. gegeben werden können. Mögen Sie heute Abend zu mir kommen, so würden wir das Ganze nochmals besprechen können, um so mehr, da es mir noch in frischem Andenken ist. Befehlen Sie Überbringern wann er mit der Kutsche kommen soll.

W. d. 10. März 1803.

G.


16/4632.


An Carl Friedrich Zelter

Ich begreife recht wohl, daß eine Entschließung dazu gehört seinen Kreis zu verlassen und, in dieser Jahrszeit, auswärtige Freunde aufzusuchen. Dießmal[192] aber hat mich Ihr absagender Brief in gar vielfachem Sinne betrübt. Außerdem was wir, für das Allgemeine und Höhere der Kunst, durch Communication, würden gewonnen haben, bin ich noch in dem besondern Fall, daß ich, diesen Winter, mit der Organisation der Oper und des Orchesters mehr für die Zukunft als für den Augenblick beschäftigt bin, wobey ich Ihren Beystand mir als ganz unentbehrlich gedacht habe.

Die Wichtigkeit des alten sprichwörtlichen Rathes: gehe vor die rechte Schmiede! ist mir früh einleuchtend gewesen; aber was hilft die Einsicht, wenn die Schmiede so weit liegt, daß man mit seinem Geschirr sie nicht erreichen kann.

Ich darf daher die Hoffnung Sie zu sehen nicht aufgeben und thue deswegen einen Vorschlag den Sie freundlich aufnehmen werden.

Wäre es möglich daß Sie mehr oder weniger Zeit fänden einen Ausflug zu uns zu unternehmen; so würde ich, in meiner gegenwärtigen Lage und in Rücksicht des großen Vortheils den ich für die Anstalten die mir am Herzen liegen, durch Sie erwarte, mich verpflichtet fühlen Ihnen wenigstens die Kosten der Hin- und Herreise zu erstatten und für Ihren hiesigen Aufenthalt zu sorgen. Wollten Sie alsdann die Beschwerlichkeit der Reise und die Verwendung Ihrer kostbaren Zeit gegen das Vergnügen aufrechnen, das Sie allenfalls bey uns genießen möchten; so blieben[193] wir doch nicht in so hohem Grad Ihre Schuldner und es ließe sich vielleicht eine Leitung treffen, daß wir uns, wo nicht mit Ihrem großen Vortheil, doch wenigstens ohne Ihren ökonomischen Nachtheil, auch künftig öfters sehen könnten.

Bedenken Sie das und sagen mir Ihre Gedanken über diesen Vorschlag, auf den ich um so eher eine günstige Antwort hoffe, als Sie wegen der Zeit keineswegs genirt sind, und binnen hier und Pfingsten Ihre Ankunft uns Jeden Tag willkommen seyn würde.

Noch steht Ihr Zimmer ruhig und bereit Sie zu empfangen.

Alle Freunde gedenken Ihrer mit Enthusiasmus, welcher durch die gestern erst wieder aufgeführten neuen Compositionen des Reiterliedes und der Zwerge aufs neue angefacht worden. Schiller dankt sehr lebhaft.

Es ist ein neuer Tenor bey uns angelangt, der eine sehr schöne Stimme hat, aber in jedem Sinne noviz ist. Was würde ihm und uns ein Wink seyn, auf welche Weise er sich weiter zu bilden hätte. Ich nenne nur dieses einzige Glied aus der Kette der Verbindlichkeiten die wir Ihnen schuldig zu werden wünschten.

Daß die Verbesserung unsers Theaters und besonders der Musik, in Rücksicht der Vermählung unseres Erbprinzen, und der in dem letzten Viertel des gegenwärtigen Jahres nothwendigen Feste u.s.w. ein[194] ernsthaftes Geschäft sey, brauche ich nicht zu sagen, so wie ich meine gethane Vorschläge und Bitten nicht wiederhole.

Die verlangte, sehr liebenswürdige Composition liegt bey.

Wenn Sie die von Herder ehemals herausgegebenen Volkslieder durchlaufen, so wie seine zerstreuten Blätter, finden Sie gewiß manches was Sie anspricht. Ich wünsche sehr, daß, in meinen kleinen Conzerten, jener Freund sich über sich selbst verwundere, wenn er seine Arbeiten durch Ihr Organ wieder vernimmt.

Sagen Sie mir doch ein gründliches Wort wie Sie Madame Mara gefunden?

Leben Sie recht wohl und lassen mir bald ein erfreuliches Wort hören.

W. d. 10. März 1803.

Goethe.


16/4633.


An Friedrich Joseph Schelver

[Concept.]

In so fern ich Sie, mein werther Herr Doctor, durch Ihre Arbeiten, durch Männer die ich schätze, und durch eine kurze Unterhaltung habe kennen lernen, fühle ich wohl den Wunsch in mir erregt: daß Sie zu den unsrigen gehören möchten; nur ist die Frage: ob die, durch den Tod des guten Batsch, erledigte[195] Stelle, um welche Sie sich, nebst andern, bewerben, von der Art ist, daß Sie solcher, auf die Dauer, mit Zufriedenheit, vorstehen mögen.

Dagegen hat Fürstl. Commission, bey Besetzung dieser Stelle, so manches in Betrachtung zu ziehen, daß sie bisher zu einem Entschluß nicht gelangen können, welche Bedenklichkeiten jedoch gehoben seyn würden, wenn Sie, werthester Herr Doctor, sich entschließen könnten, die Besorgnis gedachten Instituts, etwa auf zwey Jahre, zu übernehmen, so daß beyden Theilen, vor Ablauf derselben, eine Aufkündigung des bestehenden Contracts frey bliebe.

Sie würden in dieser Zeit zweyhundert Thaler, welche Professor Batsch erhalten, gleichfalls genießen, wobey man das freye Quartier zuzugestehen geneigt ist, wogegen Sie sich aller Obliegenheiten unterziehen, das Institut möglichst zu befördern und der Akademie zu nutzen suchen würden.

Eine solche Übereinkunft ist um so eher denkbar, als diese neue Anstalt mit der Organisation der Akademie in keinem Verhältnisse steht, sondern von einer unmittelbaren Commission dirigirt wird.

Hat man nun bey einer solchen Einrichtung keine andere Absicht, als, in einer bedeutenden Angelegenheit, welche Serenissimum persönlich interressirt, mit schuldiger Vorsicht zu Werke zu gehen; so wünscht man nichts mehr, als daß, nach Ablauf gedachten Contractes, derselbe, mit beyderseitiger Zufriedenheit,[196] verlängert, ja auf die Lebenszeit eines geprüften Mannes ausgedehnt werde.

Mögen Sie mir im Allgemeinen Ihre Entschließung melden; so würde ich um so mehr das Besondere bald nachsenden als zu wünschen ist, daß Sie, im Bejahungsfall, nächstens eintreffen möchten.

Weimar am 10. März 1803.


16/4634.


An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

[14. März.]

Der Februar ist vorbeygegangen, ohne daß ich einen Brief an Sie abgelassen hätte. Mein Anhang zum Cellini und dessen schließliche Redaction hat mir noch viel zu schaffen gemacht. Einige Parthieen davon, hoffe ich, sollen Sie mit Vergnügen lesen. Diese Arbeit wäre ich nun los, und gleich rückt schon wieder manches andere an.

Doctor Chladni war vor einiger Zeit hier. Durch ein abermals neuerfundnes Instrument introducirt er sich bey der Welt und macht sich seine Reise bezahlt; denn bey seinen übrigen Verdiensten um die Akustik könnte er zu Hause sitzen, lange weilen und darben. In einem Quartbande hat er diesen Theil der Physik recht brav, vollständig und gut geordnet abgehandelt. Wenn man sich nach einem höhern Standpunkte umsieht, wo das Hören, mit seinen Bedingungen, als ein Zweig einer lebendigen Organisation[197] erschiene; so ist es jetzt eher möglich dahin zu gelangen, weil eine solche Vorarbeit gemacht ist, die dann freylich, von den Nachfolgern, noch tüchtig durchgeknetet werden muß.

Die von ihm entdeckten Figuren, welche auf einer, mit dem Fiedelbogen, gestrichnen Glastafel entstehen, hab ich die Zeit auch wieder versucht. Es läßt sich daran sehr hübsch anschaulich machen, was das einfachste Gegebene, unter wenig veränderten Bedingungen, für manchfaltige Erscheinungen hervorbringe.

Nach meiner Einsicht liegt kein ander Geheimniß hinter diesen wirklich sehr auffallenden Phänomenen.

Für das Gehör, im höhern Sinne, hat indessen auch unser wackrer Zelter gesorgt, der durch Compositionen einiger Lieder, von Schiller und mir, unsre Winterstunden sehr erheitert hat. Er trifft den Charakter eines solchen, in gleichen Strophen, wiederkehrenden Ganzen trefflich, so daß es in jedem einzelnen Theile wieder gefühlet wird, da wo andere, durch ein sogenanntes Durchcomponiren, den Eindruck des Ganzen durch vordringende Einzelnheiten zerstören.

Er hatte uns Hoffnung gemacht diesen Winter zu kommen; ist aber abgehalten worden, wodurch ich, für Genuß, Belehrung und Beyhülfe, sehr viel verliere.

Wie langsam die Posten gehen, können Sie daraus sehen, daß ich Ihren Brief vom 28. Januar erst heute den 4. März erhalte. Sonst gingen sie nicht länger als 16 Tage.

[198] Seyn Sie mir, auf dem Berge der Dreyfaltigkeit, gegrüßt! wo ich selbst so oft hin und wieder wandelte.

Dank für die Nachricht von Künstlern und Kunstwesen. Ich hefte Ihre Briefe besonders zusammen, fahren Sie also ja fort, mich mit den dortigen Zuständen bekannt zu machen, damit ich nach und nach zur ganzen Einsicht gelange.

Zu dem glücklichen Zusammentreffen mit Fernow wünsche ich Ihnen beyden Glück, so wie, daß es von einiger Dauer seyn möge. In welchen seltsamen Conflict Fernow in Deutschland, besonders in Jena kommen wird, davon haben Sie selbst, ob Sie gleich vor kurzem in diese Complicationen hineingeschaut haben, keinen Begriff. Die ganze deutsche Masse, der, ich will nicht sagen Theoretisirenden, wenigstens Didacktisirenden, vom Gründlichsten biß zum Flächsten, trennt sich in zwey Haupttheile, die leicht zu unterscheiden sind, deren Untertrennungen aber, in einem ewigen Wechsel des Anziehens und Abstoßens durch einander gehen, so daß man beym Erwachen Morgens den als Widersacher antrifft, von dessen Theilnahme und Neigung beruhigt man gestern Abend zu Bette ging.

Ich habe den besten Willen gegen Fernow, aber es hängt keinesweges von uns ab, zusammen in gutem Verhältniß zu bleiben. Weil alle die Haufen klein sind, in die sich die Parteien trennen, so ist es ein ewiges Hetzen, Werben, Compromittiren, wobey niemand gewinnt, als die die nichts zu verlieren haben.[199]

Gesegnet also der auf dem Berge der Dreyfaltigkeit wohnet! und den solche absurde Bewegungen nicht anwehen.

Sollte Fernow noch reisen, so lassen Sie mir ihn allerley antiquarische Kleinigkeiten mitbringen, um die schon gebeten habe.


16/4635.


An Friederike Unzelmann

Sie haben mich, liebe kleine Freundin, durch Ihr köstliches Geschenk auf's Angenehmste überrascht, indem Sie mir zugleich einen Beweis Ihrer Neigung und eine musterhafte Arbeit überschicken. Man sieht nicht leicht an Form, Farbe, Verguldung, Behandlung etwas so Vollendetes.

Daß Sie bei Vorstellung der Iphigenia eine satte Farbe an der Kleidung mit gebraucht, erfreut mich sehr. Das schreckliche, leere, melancholische Weiß verfolgt uns vom Augenblick des Negligés bis zur höchsten Repräsentation. Man flieht die Farben, weil es so schwer ist, sich ihrer mit Geschmack und Anmuth zu bedienen.

Mit Ihrem Söhnlein werden Sie Geduld haben, wenn manchmal die Nachricht einer kleinen Unvorsichtigkeit zu Ihnen gelangt. Solche Kinder, in fremde Verhältnisse versetzt, kommen mir vor wie Vögel, die man in einem Zimmer fliegen läßt; sie fahren gegen[200] alle Scheiben, und es ist schon Glück genug, wenn sie sich nicht die Köpfe einstoßen, ehe sie begreifen lernen, daß nicht alles Durchsichtige durchdringlich ist.

Ich kenne das Pädagogische überhaupt und besonders die Theaterpädagogik gut genug, um zu wissen, daß eigentlich hauptsächlich Alles darauf ankommt, daß der Mensch einsehen lerne, was ihm fehlt, wodurch er es alsdann gewissermaßen schon erlangt, weil zu der Einsicht des Rechten und Nützlichen sich das Wollen sehr geschwind gesellt.

Wir haben in diesem Augenblicke bey unserm Theater ein halb Dutzend Individuen, die alle etwas zu werden versprechen. Stünde ich in einem größeren Verhältniß, so müßte ich ihrer funfzig haben; denn was an Einem geschieht, sei es wenig oder viel, geschieht am Andern, und eigentlich ist, wie oben gesagt, die Hauptsache, daß nach und nach die Aufmerksamkeit eines Jeden auf sich selbst erregt werde, eine Operation, die in der Masse viel leichter ist als im Einzelnen.

Solche Reflexionen, die, wie ich merke, beinahe ein pedantisch-rodomontisches Ansehen gewinnen wollen, verzeihen Sie mir gewiß, wenn Sie bedenken, daß ich dadurch nur der Mutter Geduld und Nachsicht empfehlen will, die ich selbst gern in hohem Grade ausüben mag. Wenn Ihr Karl erst einmal unsern ganzen Theaterkurs durchlaufen hat, mit in Lauchstädt und Rudolstadt gewesen ist, einsehen lernt, daß[201] man, um dauernden Beifall zu gewinnen, etwas über sich selbst vermögen muß, so wird vielleicht geschwind entstehen, was wir wünschen. Bis jetzt habe ich recht gute Hoffnung und sehe, wie billig, über Alles weg, was auf die Mittelzeiten der Bildung hindeutet. Die Hauptfrage ist, ob wir zu den Epochen unserer Zwecke gelangen können? Sie sollen darüber zur rechten Zeit meine aufrichtigen Gesinnungen vernehmen.

Leben Sie recht wohl und fahren fort, meiner mit Neigung zu gedenken.

Weimar, den 14. März 1803.

Goethe.


16/4636.


An Friedrich Schiller

Mögen Sie mich wohl heute Abend mit Ihrer Gegenwart erfreuen? Und mir indessen Europa wiederschicken, damit an dem Auszug für Humbold fortgefahren werde.

W. d. 15. März 1803.

G.


16/4637.


An Franz Ludwig von Hendrich

Hochwohlgeborner

Insonders Hochzuehrender Herr.

Ew. Hochwohlgeb. ist bekannt, welcher anständigen Ruhe wir uns in dem weimarischen Schauspielhause erfreuen; besonders haben sich die jenaischen Studirenden,[202] seit der veränderten Einrichtung des Saals, musterhaft betragen, indem von denselben weder ein Zeichen der Ungeduld, noch des Mißfallens, selbst nicht eines allzulauten Beyfalls ausgegangen. Um so unerwarteter war es, daß, nach dem Schluß der Braut von Messina, ein, dem Dichter zwar schmeichelhafter, den Verhältnissen aber unangemeßner Dank ausgerufen wurde.

Hätte man diesen Zuruf als reine Ergießung des guten Willens, einer fremden, mit den hiesigen Einrichtungen unbekannten Jugend ansehen können; so ließe sich allenfalls darüber hinausgehen; auffallend mußte es dagegen seyn, daß die Veranlassung zu dieser Acclamation vom Balkon ausgegangen, noch mehr aber, da, von mehrern Seiten, als gewiß angegeben wurde, daß der jüngere Herr Schütz sich einer solchen Übereilung schuldig gemacht.

Ew. Hochwohlgeb. habe ich daher auf besondern Befehl Serenissimi den Auftrag zu ertheilen: daß Dieselben gedachten Doctor Schütz vor sich kommen lassen, um von ihm zu vernehmen, wie er als ein Eingeborner, dem die Sitten des hiesigen Schauspielhauses bekannt seyn mußten, sich eine solche Unregelmäßigkeit habe erlauben können? wobey Sie ihm Serenissimi Mißfallen und eine bedrohliche Weisung für künftige Fälle, auf das nachdrücklichste, werden zu erkennen geben.

Als Fürstl. zu diesem Geschäft bestellter Commissarius[203] habe ich ferner Ew. Hochwohlgeb. angelegentlich zu ersuchen: bey schicklicher Gelegenheit, die akademische Jugend zu Fortsetzung einer ruhigen Theilnahme am hiesigen Schauspiel, durch diensame Vorstellungen, zu ermahnen.

Bey und kann kein Zeichen der Ungeduld Statt finden, das Mißfallen kann sich nur durch Schweigen, der Beyfall nur durch Applaudiren bemerklich machen, kein Schauspieler kann herausgerufen, keine Arie zum zweytenmal gefordert werden. Alles was den gelaßnen Gang des Ganzen, von Eröffnung des Hauses bis zum Verschluß, auf irgend eine Weise, stören möchte, ist bisher unterblieben und darf auch in der Folge nicht Statt finden.

Wobey ich noch die Bemerkung hinzuzufügen habe, daß die Wache, nach der schon lange bestehen den Einrichtung, höhere, nunmehr wiederholte Ordre hat, jeder ungewöhnlichen Bewegung nachdrücklich zu steuern. Deßwegen die Vorsteher eines, ohnehin dornenreichen Geschäftes, nichts lebhafter wünschen müssen, als daß ein, durch Geist, Mühe, Sorgfalt und Aufwand vorbereitetes öffentliches Vergnügen nicht in die unangenehmsten Ereignisse und Weiterungen übergehen möge.

Der ich in Erwartung baldiger Nachricht des Ausgerichteten mich mit besonderer Hochachtung unterzeichne.

Ew. Hochwohlgeb.

ganz gehorsamster Diener

Weimar am 21. März 1803.

J. W. v. Goethe.[204]


Zugleich erhalten Ew. Hochwohlgeb. den Auftrag, im Nahmen Serenissimi, Herrn Hofrath Schütz zu erkennen zu geben: Höchstdieselben hatten Sich von ihm versprochen, daß sein Sohn besser gezogen seyn würde.

Weimar am 21. März 1803.

J. W. v. Goethe.


16/4638.


An Friedrich Schiller

Hierbey das gerettete Venedig, wenn Sie Zeit haben, so sehen Sie es durch und wir sprechen heute Abend davon. Mich verlangt sehr Sie zu sehen. Die verwünschte Acclamation neulich hat mir ein Paar böse Tage gemacht. Befehlen Sie die Stunde der Kutsche.

W. d. 22. März 1803.

G.


16/4639.


An Carl Friedrich Zelter

Zu den Argumenten meines letzten Briefs füge ich noch hinzu daß Überbringer dieses, Herr Professor Gentz, in vier Wochen nach Weimar zurück kehrt. Machen Sie ihm die Freude einen solchen Reisegesellen zu besitzen und verschaffen uns den unschätzbaren Genuß Sie wieder zu sehen.

Weimar am 22. März 1803.

Goethe.[205]


16/6440.


An Jakob Philipp Hackert

[Concept.]

Aus Ihrem Brief an Herrn von Gore habe ich gesehen daß Sie, werthester Herr Hackert, noch eben in der schönen Thätigkeit ununterbrochen fortfahren, die ich früher in so manchen glücklichen Stunden zu bewundern Ursache hatte. Wie viel Vergügen, wie viel Belehrung bin ich Ihnen nicht schuldig geworden, und wie sehr habe ich nicht in späteren Zeiten, da ich manches besser einsehen lernte, gewünscht wieder in Ihrer lehrreichen Nähe zu seyn.

Gegenwärtig wird bey mir nicht geringe Zufriedenheit erregt, da wir Hoffnung haben ein Paar Meisterwercke von Ihrer Hand bey uns zu bewundern. Durchl. der Herzog wünschen ein Paar Bilder

von 3' 9" Höhe

5' 2" Breite

das Stück zu 200 Zechinen. Möchten Sie, werthester Herr und Freund, ein Paar recht interessante Gegenden aussuchen. Etwas Fiesolanisches, oder von Val ombroso.

Wir werden stolz seyn von Ihrer neusten Arbeit zu besitzen, da Gotha von Ihren früheren Schöpfungen aufzuweisen hat. So klein unser Ort ist; so ein guter Platz ist es zur Ausstellung eines Kunstwerks, da außer den einheimischen Freunden der Kunst[206] viele Fremde sowohl durchreisende als verweilende theil nehmen. Auch ich werde nicht unter den letzten seyn die sich Ihres großen Talentes wieder erfreuen. Nur eines bemerke ich noch, daß man wünscht die beyden Bilder von verschiedenen Seiten beleuchtet zu sehen, indem sie an denen für sie bestimmten Plätzen verschieden gegen das Licht hängen werden.

Der ich recht wohl zu leben wünsche, und mich zu freundschaftlichem Andenken empfehle.

Weimar d. 22. März.


16/4641.


An Friedrich Joseph Schelver

[Concept.]

Sie erhalten hierbey werthester Herr Doctor den von Fürstl. Commission unterzeichneten Contract; das gegenseitige Exemplar werden Sie bey ihrer Hierherkunft unterschreiben. Es enthält derselbe vorläufig die Hauptbedingungen. Was sonst noch zu bedenken ist wollen wir besprechen und deßhalb eine Instruction aufsetzen.

Wir wünschen daß Sie bald möglichst in Weimar anlangen möchten, weil ich nicht weiß ob ich mich so bald nach Jena verfügen kann. Ist alles unter uns arangirt; so können Sie alsdann in Jena gleich antreten.

[207] Im Lecktionscatalogus sind Ihre Vorlesungen der Botanick schon angezeigt.

Der ich indessen recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 23. März 1803.


16/4642.


An Wilhelm von Wolzogen

W., 27. März 1803.

Dürft' ich Sie, bester Freund, ersuchen, uns ein entscheidendes Wort über die kleine Collation zu verschaffen, die ich unserm lieben Prinzen morgen Abend nach dem Schauspiel in Ehrfurcht angeboten habe?

G.


16/4643.


An Johann Friedrich Cotta

Heute erhalte ich die neun Bogen des zweyten Theils zugleich mit der Anfrage wegen der Cartone. Ich sollte denken man ersparte sich diese Mühe und Kosten. Haben Sie nur die Gefälligkeit die Ihnen bekannt gewordenen Druckfehler am Ende anzuzeigen. Ich hatte nicht Zeit das Abgedruckte weiter durchzusehen.

Schreiben Sie mir doch wenn Sie in unsere Gegend kommen? damit ich mich einigermaßen einrichten kann Sie nicht zu verfehlen. Zu einem Taschenbuche, denke ich, soll es auch noch Rath[208] werden, ob mich gleich die lyrische Muse, nicht, wie ich hoffte, begünstigt hat.

Sonst wird sich auch noch wohl manches besprechen lassen.

Ich wünsche recht wohl zu leben und empfehle mich geneigtem Andenken.

Weimar am 28. März 1803.

Goethe.


16/4644.


An Joseph Hoffmann

Mit vieler Ungeduld habe ich bisher einige Antwort auf mein Schreiben vom 26. Januar erwartet. Vielleicht überraschen Sie mich, werthester Herr Hoffmann, bald mit der Übersendung des bestellten Platfonds. Sie würden mich aber besonders verbinden, wenn Sie mir bald einige Nachricht ertheilten, vorzüglich wenn Sie etwa in Ihrer Arbeit wären gehindert worden, weil die Architekten, bey Vollendung des Zimmers, immer dringender werden und, in Ermanglung gedachten Platfonds, andere Zierrathen in die Decke vorgeschlagen haben.

Der ich zu hören hoffe daß Sie sich recht wohl befinden und sich der Kunst mit Ernst und Liebe befleißigen.

Weimar am 28. März 1803.

Goethe.[209]


16/4645.


An Caroline Jagemann

Weimar, 3. April 1803.

Indem ich anfrage, wie Sie auf Ihre gestrigen Reisen aus Leidenschaft geschlafen haben, lassen Sie mich Ihnen für die schönen Bemühungen danken, womit Sie meine Bilder ins Leben geführt.

So wenig Stimmen auch noch zu mir erschallen, so scheinen doch alle sich zu Ihrem Lobe zu vereinigen, wozu ich Ihnen und mir Glück wünsche. In Hoffnung Sie bald wiederzusehn.


16/4646.


An Nikolaus Meyer

Ob ich Ihnen durch Übersendung beyliegender Bogen eine Ausgabe für Porto verursachen sollte, da ich sie nicht ganz frankiren kann, war ich einigermasen zweifelhaft; doch wenn ich bedenke daß einem Autor die Aushängebogen immer ein angenehmer Anblick sind, so entschließe ich mich sie einzusiegeln. Aus einem beyliegenden Zettel werden Sie unsere letzten theatralischen Unternehmungen gewahr werden. Schreiben Sie mir doch auch gelegentlich etwas von Ihrem Theater, besonders von den Talenten Ihrer Schauspieler.

[210] Der ich recht wohl zu leben wünsche und uns allerseits zu geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 4. Apr. 1803.

Goethe.


16/4647.


An Marianne von Eybenberg

Schon einige Wochen, in denen ich wieder, mit Ihrer guten Chokolade, ein erwünschtes Frühstück nehme, fühlte ich mich verpflichtet, Ihnen zu danken, und nun kommt gar Ihr lieber Brief dazu, der mich auf's Neue an diese angenehme Pflicht erinnert.

Sie haben – daß ich Sie doch auch einmal ganz direct lobe – unter so vielen liebenswürdigen Eigenschaften die besondere, daß Sie die kleinen, grillenhaften Wünsche Ihrer Freunde für etwas halten, und, um sie zu befriedigen, sich eine gefällige Mühe geben mögen. Sie wissen vielleicht selbst nicht, daß diese Eigenschaft so selten ist. Man liebt seine Freunde, man schätzt sie, man mag ihnen gern einmal einen derben Dienst, auch mit einiger Aufopferung, erzeigen, aber einem flüchtigen Geschmacke, einem launigen Einfalle, irgend einer Grille genug zu thun sind wir, ich weiß nicht, zu bequem, zu nachlässig, zu trocken, zu falsch-vornehm, und bedenken nicht, daß eben diese wunderlich scheinenden Gelüste, befriedigt, den angenehmsten Genuß geben.

[211] Mit dieser langen, aber nicht unzeitigen Reflexion soll der Dank eingeleitet werden, den ich Ihnen für die versprochnen Münzen und für die aufgefundnen falschen Juwelen schuldig bin. Mögen Sie wohl das aus diesen letzten Ihnen angebotene Halsband, das, wie Sie schreiben, aus einzelnen, an einander sich reitenden Theilen besteht, völlig anschaffen? Ich will die drey Dukaten, die es ohngefähr betragt, in das nächste Packet stecken, das ich an Herrn von Retzer abgehen lasse.

Hätte nur Herr Gentz noch einige Zeit bey uns verweilen können! Erst nach seiner Abreise fielen mir einige Fragen ein, die er mir gewiß so gut wie manche andre zu meiner völligen Zufriedenheit würde beantwortet haben. Wenn man nicht mehr reisen mag, so ist ein solcher Reisender eine höchst willkommene Erscheinung, nur Schade, daß sie von dieser Art so selten sind.

Was mich betrifft, so habe ich diesen Winter ziemlich einsam gelebt und unter andern ein etwas sonderbares Stück verfertigt, das, wie Sie aus beyliegendem Zettel sehen, gestern gespielt worden.

Die Rolle der Eugenie ist sehr bedeutend, und Dlle. Jagemann hat sie sehr gut gespielt. Wenn Sie, liebe Freundin, dereinst dieses Stück lesen, sollen Sie beurtheilen, ob dieses »natürliche Töchterchen« wohl in der Reihe ihrer übrigen weiblichen Geschwister stehen darf. So viel kann ich nur sagen, daß sie sehr jung[212] supponirt ist, und daß ich versucht habe, das weibliche, in die Welt aufblickende Wesen, von kindlicher, ja kindischer Naivetät an bis zum Heroismus durch hunderterley Motive hin und wieder zu führen. Im Ganzen nimmt sich's gut aus, im Einzelnen kann ihm hie und da nachgeholfen werden, da sich's denn wohl auf unserm Theater erhalten möchte. Ob es auf andern Theatern durchgehen wird, mag sich zeigen.

Die Proben und überhaupt das Arrangement dieses Stückes haben mir seit vierzehn Tagen so viel zu schaffen gemacht, daß ich diesen schon längst angefangenen Brief nicht fortbringen konnte, und auch heute würde er wieder liegen bleiben, wenn ich mich nicht kurz und gut entschlöße, hier abzubrechen, Ihnen nochmals für alles Gute und Freundliche zu danken, und mich schönstens zu empfehlen.

Nochmals ein Lebewohl.

Weimar, am 4. April 1803.

Goethe.


16/4648.


An Charlotte von Schiller

Je seltner dem Dichter, in unsrer Zeit, auf seine Mittheilungen, eine erwünschte, theilnehmende Stimme entgegenkommt, um so erfreulicher war mir Ihr Blat, das mir einen schönen Lohn, für meine stillen, treuen Arbeiten darbietet. Nehmen Sie dafür meinen herzlichen[213] Danck und verzeihen, wenn ich mit einer Vorlesung zögere. Durch die anhaltende Arbeit, so wie durch die vielen Proben, ist mir eine Art Überdruß entstanden, der sich, hoffe ich, bald verlieren wird, um mir, in Ihrer und der Ihrigen Gegenwart einen neuen Genuß zu erlauben. Leben Sie recht wohl.

W. d. 5. Apr. 1803.

Goethe.


16/4649.


An Johann Isaak von Gerning

Wenn ich Ihnen, verehrter Herr Legationsrath, noch nicht, für das übersendete Werk, gedankt; so geschahe es deswegen, weil ich es erst durchgehen und, da mir manches einzelne daraus bekannt ist, übersehen wollte, wie Ihnen die Zusammenstellung des Ganzen gelungen.

Da ich aber gegenwärtig mich in einem Kreise von Beschäftigungen gefangen sehe, wo mancherley Aufgaben zu lösen sind, kann ich eine ruhige Betrachtung Ihrer Arbeit zunächst nicht hoffen.

Nehmen Sie also vorläufig meinen schönsten Dank, für Ihre freundschaftliche Aufmerksamkeit, und erhalten mir ein geneigtes Andenken.

Weimar am 6. April 1803.

Goethe.[214]


16/4650.


An Franz Ludwig von Hendrich

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeb. erhalten gegenwärtiges durch Herrn Doctor Schelver, welchen Sie gefällig aufnehmen werden.

Haben Sie die Güte ihn vorläufig in den fürstl. Botanischen Garten einzuführen und ihn auch dem Hofgärtner Wagner als seinen künftigen Vorgesetzten vorzustellen.

Lassen Sie ihn das Haus sehen und sollten einige Zimmer zu beziehen seyn, ohne daß man weißte und dergl., da Batsch doch eine reinliche Haushaltung geführt hat; so könnte er sich gleich hinein begeben, um aus dem Gasthofe wegzukommen.

Ich überlasse das alles Ihrer einsichtsvollen Beurtheilung. Übrigens hoffe ich Sonntag den 17. mich bey Ihnen einzufinden und das übrige mit Ihrer Beyhülfe zu besorgen pp.

Weimar, am 10. Apr. 1803.


16/4651.


An Robert Langer

Sie erhalten hierbey, werthester Herr Langer, das Resultat der Unterhaltung hiesiger Kunstfreunde über Ihre eingesendeten schätzenswerthen Zeichnungen. Sie sind zur rechten Zeit angekommen und uns hat die[215] Betrachtung derselben gar manches Vergnügen verschafft. Gegenwärtig sind sie, wohl eingepackt, wieder abgesendet worden, und ich wünsche, daß sie glücklich ankommen mögen.

Auch steht Ihre Lucretia, wohl verwahrt, bey mir und ich würde sie auch, in dieser schönen trocknen Jahreszeit, abgehen lassen, wenn Sie mir etwa ein Haus in Frankfurt anzeigen wollten, wohin ich sie addressiren könnte, daß sie von dort sorgfältig weiter spedirt werde. Oder soll ich sie, ohne Zwischenstation, von hier aus dem Postmagen anvertrauen.

Was Sie mir wegen der neuen Aufgabe, des polyphemischen Gegenstandes, schreiben erkläre ich mir recht wohl daraus, daß Ihr schönes Talent mehr die historische als poetische Ansicht der Gegenstände zu fassen liebt.

Bleiben Sie ja Ihrem Naturell getreu, und sehen Sie eine Aufgabe, die Sie nicht anmuthet, als nicht gegeben an.

Überhaupt ist es mit bestimmten Aufgaben immer eine bedenkliche Sache. Nimmt man es recht genau, so kann sich jeder nur selbst seine Aufgabe finden, und Sie wissen, aus Erfahrung, daß diejenigen Bilder am besten gerathen, die uns beym Lesen eines Dichters oder Geschichtschreibers, ganz unvermuthet, in ihren Haupttheilen, fast unwillkürlich erscheinen, und zu unserm eignen Erstaunen in uns selbst entsprungen sind.

[216] Geben Sie uns also auch forthin, wie bisher, das Eigenthümliche was Ihre Kunst auszeichnet und seyn Sie versichert daß wir Ihre Fortschritte mit wahrer Theilnahme beobachten werden.

Mit Vergnügen höre ich daß Düsseldorf seine Kunstschätze, vermehrt, wieder erhalten wird.

Empfehlen Sie mich Ihrem würdigen Herrn Vater vielmals und leben unserer eingedenk!

Weimar d. 12. Apr. 1803.

Goethe.


Das Werk ist seinen Elementen nach ganz schicklich erfunden. Das einfache, wenig geschmückte Zimmer, die simplen Geräthschaften, die Oekonomie der Figuren, die kräftige und zu der ernsten Scene recht gut passende Beleuchtung, alles dieses verdient Billigung und ist mit wahrem Kunstsinn angegeben. In dessen scheint es die Anmuth des Ganzen würde dadurch noch etwas gewinnen können, wenn die Gebärden der beyden Weiber und des Knaben, der sich an die Mutter lehnt, weniger heftig, inniger und zarter wären, mit einem Wort, wenn ihnen der Anstrich vom Theatralischen, der ihren übrigen recht guten und lobenswerthen Eigenschaften nachtheilig ist, noch benommen werden könnte. Das an der Erde sitzende Kind hingegen ist naiv und kindlich. Des Coriolans kräftig ausgesprochene Gebärde und rasche Bewegung zeigt den Charakter eines Kriegers; doch scheint er über die[217] Schultern, da er als Held gedacht werden muß, etwas schmal, die Brust nicht gewölbt genug, der Arm vertrüge vielleicht elegantere Umrisse und die Beine könnten etwas stärker werden, besonders das linke, gegen den Fuß hin. Die Falten des Unterkleides fallen allerdings zierlich; aber es wäre doch wohl gut wenn sie, durch Weglassung einiger Unterabtheilungen, besonders auf der Lichtseite, einfacher und breiter gehalten würden; zu häufig scheinen sie auch am Gewande des Knaben. An den beyden Weibern sagen die Drapperien sehr zierlich, an der Mutter nur möchte, im Schatten, noch etwa eine Vertiefung so angebracht werden, daß die Form des Körpers besser angedeutet würde, und aus den Lichtpartien wäre einiges überflüssige Detail wegzulassen.


16/4652.


An Marianne von Eybenberg

Die mir, durch Herrn von der Beck, zugesandte kleine Münzsammlung kam zu sehr gelegner Zeit, sie erheiterte einige trübe Stunden und gab unserer kleinen Societät von Münzfreunden eine lehrreiche und angenehme Unterhaltung. Sagen Sie dem gefälligen Manne, der diese artige Sendung ausgesucht hat, recht vielen Dank! Er hat dabey gehandelt wie ein Pflanzenkenner, der, geschwind durch einen wissenschaftlichen[218] Garten eilend, aus den Hauptbeeten Blumen verschiedner Art abbräche und daraus einen bedeutenden Strauß bände. Von den allerliebsten atheniensischen Nachteulen an, durch die griechischen Könige und Städte, durch die römischen Familien und Kaiser wird man schnell durchgeführt und durch wohl erhaltene Exemplare an alles, was dazwischen liegt, erinnert.

Vielleicht könnte ich durch ähnliche Gefälligkeit von Zeit zu Zeit ein Verzeichniß von Münzen, die man ablassen möchte, mit beygesetzten Preisen erhalten. Zu unsern Zwecken ist nicht von raren Münzen die Rede, sondern nur von gut erhaltnen Exemplaren, aus denen, für bildende Kunst, bedeutenden griechischen und römischen Epochen.

Was ich in meinem ersten Briefe über dieses mein Studium gesagt, erinnere ich mich nicht ganz, verzeihen Sie also wenn ich mich wiederhole, damit Sie doch auch Ihrem Freunde zeigen können, daß seine Gunst nicht übel angewendet war.

Da ich mich von dem Anschauen größerer Kunstwerke, hier in meiner Lage, entfernt sehe; so ist die Betrachtung von Münzen eine besonders belehrende Unterhaltung, indem man die Kunstgeschichte aus ihnen sehr gut studiren kann, besonders wenn sich das Auge am Marmor hinlänglich geübt hat. In früherer Zeit hatte ich selbst einiges gesammelt, hiesige Freunde haben auch Neigung zu solcher Kenntniß und solchem[219] Besitz, wir haben die erste Sammlung der mionettischen Pasten angeschafft, wodurch wir denn schon einen Blick in die Breite des bessern vorhandenen thun können. Das große gothaische Cabinet steht in unserer Nähe, so wie das Cabinet der Gräfin Bentinck in Meinungen befindlich ist und zum Verkauf ausgeboten wird.

Bey diesen Umständen und Anlässen kann man denn schon nach und nach zu einiger Einsicht gelangen, um so mehr als das fürtreffliche Werk von Eckhel dieses ganze Wissen so sehr erleichtert.

So sieht es, meine Liebe, über diesen Punct mit mir aus, erlauben Sie mir nur noch einen kleinen Nachsatz:

Um auch über die neuere Kunstgeschichte mich, auf demselben Wege, mehr als schon geschehen, aufzuklären, habe ich gesucht besonders päpstliche Medaillen, dergleichen in dem 15. und 16. Jahrhundert häufig in Kupfer geschlagen worden, anzuschaffen. Es versteht sich von selbst daß es Medaillen sind, welche zur Lebzeit des Papstes geprägt worden, denn von den Sammlungen welche spätere Künstler, mit dem Bildniß verstorbener Päpste, geprägt, kann die Rede nicht seyn. Sollte Ihren Freunden gelegentlich etwas von dieser Art vorkommen, so geschähe mir damit ein besonderer Gefalle und ich würde einen billigen Preis gerne zahlen.

So viel von diesen Studien und Neigungen die ich[220] doch gern so wie mein übriges Wesen vor Ihnen in einigem Zusammenhang hinlegen möchte.

Nächstens von andern Dingen, die auch Sie interessiren. Mit lebhaftem Dank, daß Sie meinen kleinen stillen Wünschen ein so freundliches Gehör geben wollen. Mit herzlichem Wunsch für Ihr Wohl

W. d. 25. Apr. 1803.

J. W. v. Goethe.


16/4653.


An Christiane Vulpius

Nachdem wir sehr böse Wege überstanden haben, sind wir glücklich in Lauchstädt angelangt. Die Pferde haben mich oft gedauert; allein da der Kutscher auf jede Weise sorgfältig fuhr, so ist alles gut abgelaufen und daß sie sich wohl befinden zeigt der gute Appetit. Es war ein Glück daß wir trocknes Wetter hatten. Geist und Bloß sind wohl den halben Weg gegangen und ich habe mich auch oft auf die Beine gemacht.

Hier in Lauchstädt ist es ganz angenehm, die Linden theilweise grün, andere im Ausschlagen. Die Kastanienbäume fangen an zu blühen und die sämmtlichen Obstpyramiden, um den Teich, stehen in voller Blüthe.

Der neue Gärtner hat sich sehr thätig bewiesen und das Ganze wird ordentlicher und reinlicher aussehen[221] als vorm Jahre. Besonders hat man den guten Einfall gehabt das ganze Heckenwesen, unten, im sogenannten Boskett, wegzuschlagen, wodurch man eine freye Aussicht, über so viele schöne Lindengänge, bis hinaus auf die Wiese hat.

Zwischen dem Theater und der Landstraße haben sie eine Lindenanlage gemacht, die nicht ganz zu tadeln ist. Das alte Schauspielhaus ist abgebrochen und es sieht aus als wenn der Platz nunmehr planirt und der alte Leimenhügel, der schon ziemlich geschmolzen ist, völlig abgetragen werden sollte. Genug es sieht aus als ob die Herren Sachsen sich, nach unserm Beyspiel, auch einmal rühren wollten.

Das Haus hat sich den Winter durch recht gut gehalten und wenn es nun noch abgeputzt wird, so denke ich, soll sichs von außen auch gut ausnehmen.

Ferner wirst du die Hallen neu angestrichen finden und was dergleichen mehr ist, woraus du siehst daß man die Gäste gut zu empfangen denkt. Ich werd morgen als den 5. nach Halle und Giebichenstein gehen. Wie es nachher weiter mit mir wird weiß ich selbst noch nicht. Grüße Gusteln aufs beste und lebe recht wohl und vergnügt.

Lauchstädt am 5. May 1803.

G.[222]


16/4654.


An Nikolaus Meyer

Mit vielem Dank für die interessanten Nachrichten Ihres Briefes schreibe ich heute nur weniges über die kleinen Speditionsangelegenheiten, so unter uns obwalten. Eine für Sie gepackte Kiste wartet auf einen Fuhrmann, sie enthält:

1 Packet mit Strumpfhosen von Egloffsteins.

2 – – in Wachstuch von Herrn Secret. Vulpius.

2 Packete dergl. in Papier.

1 Kistchen von Herrn Prof. Meyer.

2 Packete Bücher von mir.

Aus nachgesetzter Rechnung werden Sie sehen wie wir zusammen stehen. Die 21Thlr. 20 Gr. sächs. habe ich an das Industrie Comptoir noch nicht bezahlt, es kann aber gleich geschehen, sobald Sie mich dazu autorisiren.

Heute nichts weiter als viel Glück zu allen Ihren Unternehmungen.

Weimar am 12. Mai 1803.

Goethe.


Für Rechnung Herrn Doctor Meyers ausgezahlt.


1.An gewirkter

Strumpfwaare60Thlr. 20Gr. – Pf.

2.An desgl. Auch für

eine Observations-

uhr 15 Thlr. 8 Gr.

sächs16 " 14" 8"[223]

3.Für ein Pfeifenbeschlag an

Straube1 " 15" – "

Für Masken an Klauer.6 " 12" – "

Für Bärte an Lohmann.1 " 16" – "

4.Bücherlotterie

12 Thlr. sächs. 13 " – " – "

Accouchements Modelle

21 Thlr. 20 Gr. sächs.13 " 15" 8 "

123Thlr. 21Gr. 4 Pf.

Nun bin ich nach beiliegender Rechnung an Dieselben 125 Thlr. 49 Grote gut Geld schuldig welches

nach unserm Cours ohngefähr macht135Thlr.

Davon abgezogen obenstehende123 "

bliebe ich ohngefähr mit12Thlr.

im Reste über welche gelegentlich zu disponiren bitte.

So eben vernehme ich, daß Sie mit Goullon wegen ein paar Mandolinen im Handel stehen. Er hat mir die bessere auf mein Verlangen zugeschickt und verlangt für die bessere im Futteral 2 Carol. Die geringere will er schon weggeschenkt haben. Haben Sie also noch Lust zu der bessern, so will ich sie ihm abkaufen und dadurch unsere Rechnung saldiren, worüber mir gefällige Nachricht erbitte und nochmals wohl zu leben wünsche.

Viel Grüße von den Meinigen.

G.[224]


16/4655.


An Friedrich Justin Bertuch

Ew. Wohlgeb.

eine vertrauliche Eröffnung zu thun, werde durch verschiedene Umstände bewogen.

Schon lange sind mir die Mißhelligkeiten, welche, zwischen unsern Jenaischen Lehrern, sich in heftigen Ausbrüchen gezeigt, so wie andern Freunden der Wissenschaft, höchst bedauerlich gewesen, weil offenbar dadurch ein so schönes Institut manchen Schaden erleiden mußte. Leider haben hiezu manche nicht genugsam überdachte Ausdrücke in periodischen Blättern und Schriften die nächste Veranlassung gegeben. Die Übel, welche daraus entstanden, habe ich als Privatmann innig bedauert.

Nun tritt aber ein Umstand ein, der mich, im Geschäftsgange, aufmerksam macht. Die zur Oberaufsicht über das neue botanische Institut im Fürstengarten zu Jena bestellte Commission hat bey der Correspondenz, welche sie wegen Wiederbesetzung der, durch den Tod des Professors Batsch erledigten Stelle geführt, zu bemerken gehabt, daß man gedachtes Institut auswärts verrufen und dadurch Personen, von der Annahme des Rufs, abschrecken wollen.

Ohne untersuchen zu wollen woher solche Insinuationen gekommen seyn mögen, sieht sich fürstl. Commission veranlaßt besonders die Herrn Redacteurs der[225] allgemeinen Litteraturzeitung auf alles dasjenige aufmerksam zu machen, was ihr sowohl wegen des Instituts selbst als wegen den litterarischen Arbeiten des nunmehr dabey angestellten Professor Schelvers eingesendet werden könnte. Man muß ausdrücklich wünschen, daß nichts unangenehmes, noch verkleinerndes vorkommen möge, damit eine, im Wachsen begriffene Anstalt nicht gehindert noch verletzt werde.

Ew. Wohlgeb. ersuche ich um diese Gefälligkeit im Nahmen fürstl. Commission nicht ohne höheres Mitwissen und bin zu allen Gegendiensten gerne bereit.

Weimar am 13. May 1803.

J. W. v. Goethe.


Nachschrift. Professor Schelver wird zu Einleitung seiner Vorlesungen ein kurzes Programmschreiben, wovon ich eine Anzeige für die Litteraturzeitung einzusenden nicht abgeneigt bin.

G.


16/4656.


An Friedrich Schiller

So überrascht uns denn doch das jüngste Gericht!

Zugleich sende den Nepotian zu gefälliger Beurtheilung.

Meine Wagen sind beyde lahm, sonst würde ich heute zu einer Spazierfahrt einladen. Nach 11 Uhr aber gedenke ich Sie ein wenig zu besuchen, weil ich[226] manches zu besprechen wünsche. Denn morgen Nachmittag denke ich nach Jena zu gehen.

W. d. 13. May 1803.

G.


16/4657.


An Franz Ludwig von Hendrich

Bey Ew. Hochwohlg. werden Steffanysche autorisirte Quittungen eingereicht werden, welche zusammen 80 rthlr. 12 gr. 5 3/10 pf. tragen. Sie werden aus der botanischen Hauptcasse bezahlt, sollte nicht soviel darin seyn so nehmen Sie einstweilen, bis der Pacht eingeht, so viel aus der Gartencasse herüber. Der ich bald persönlich aufzuwarten hoffe.

Weimar am 13. May 1803.

J. W. v. Goethe.


16/4658.


An Johann Jakob Graff

[Concept.]

Dem Hofschauspieler Herrn Graff wird hierdurch auf die von ihm gethanen Anträge erwiedert:

Daß Serenissimus gnädigst geruhen ihm eine Pension von 200 rthlr. auf den Fall zusichern zu lassen, wenn derselbe bey dem hiesigen Theater durch Alter oder Krankheit in den Fall kommen sollte, die Obliegenheiten eines Schauspielers nicht weiter erfüllen zu können.

[227] Daß Höchstdieselben ferner fürstl. Theatercommission erlaubt haben ein Capital von 250 rh. zu garantiren, um Herrn Graff von einzelnen Schuldposten zu befreyen, worauf denn aus gnädigsten Rücksichten eine jährliche Gratification von 100 rh. aus fürstl. Chatoulle erfolgen soll, daß sowohl diese Summe als der bey der Hofcasse bestehende Vorschuß nach und nach getilgt werden könne. Vorausgesetzt daß Herr Graff geneigt sey, über den bis zu Ostern künftigen Jahrs bestehenden Contract, sich noch auf zwey fernere Jahre bis Ostern 1806 bey dem hiesigen Theater zu engagiren.

Welches zu dessen Notiz und weiterer Erklärung demselben hiermit bekannt gemacht wird.

Weimar den 13. May 1803.


16/4659.


An Friedrich Schiller

Hier, mein bester, die Papiere, die meine Gegenwart diesmal wohl ersetzen mögen. Grüßen Sie Cotta schönstens und hören sonst seine Entschlüsse und Beschlüsse. Ich befinde mich leidlich, doch muß ich an mehr Bewegung und Anregungen von außen dencken. Wenn es so fort geht concentrirt sich meine ganze Existenz innerhalb des Sömmeringischen Wassers. Mein Spiritus wird aufgewartet haben. Ich hoffe in diesen acht Tagen einen tüchtigen Ruck in die[228] Ausarbeitung der Farbenlehre zu thun und dencke das Wesen einmal derb anzugreifen; jetzt liegt es mir wie eine unabtragbare Schuld auf. Leben Sie wohl und thätig und mir gewogen.

Jena d. 15. May 1803.

G.


16/4660.


An Johann Friedrich Cotta

Unterzeichneter überläßt zum Verlag, für Eine Auflage, Herrn Cotta nachstehende Arbeiten:

Was wir bringen, Vorspiel,

Benvenuto Cellini übersetzt,

Die natürliche Tochter, Trauerspiel in fünf Aufzügen,

Eine Anzahl neuer Lieder.

Das erste und zweyte ist schon gedruckt, das dritte wird als Taschenbuch, das vierte als Theil eines Taschenbuchs gedruckt, wozu Herr Hofr. Wieland den andern Theil verfaßt. Mit welchem Herr Cotta das nöthige besprechen wird.

Beyde Taschenbücher werden bey Herrn Frommann gedruckt, mit welchem Herr Cotta das nöthige wird in Leipzig abgeredet haben.

Herr Cotta zahlt dagegen an Unterzeichneten die Summe von vierhundert Carolin, in Laubthalern, vier auf den Carolin gerechnet. Hievon gehet ab der von Herrn Cotta verschiedentlich geleistete Vorschuß[229] nebst Auslagen weßhalb man sich eine schließliche Abrechnung erbittet.

Ferner zahlt Herr Cotta gegenwärtig einhundert Carolin in Laubthalern, worüber Quittung beyliegt und giebt, wegen des Überrestes, Anweisung auf Herrn Cammerrath Frege in Leipzig, zu successiver, gelegentlicher Erhebung.

Mit dem Abdruck kann alsbald angefangen werden.

Ferner überläßt Herr Ehlers 24 Lieder zur Guitarre eingerichtet an Herrn Cotta für funfzig Thaler in Golde. Wovon er sich die Hälfte gegenwärtig erbittet. Gedachte Lieder werden mit den Liedern des Taschenbuchs in Bezug gesetzt. Angenehm wäre es daher wenn auch dieser Notendruck bey Herrn Frommann geschehen könnte.

Jena d. 15. May 1803.

Goethe.


16/4661.


An Friedrich Schiller

Da ich durch den Eigensinn des Genius zwischen der deutschen Zeitmessung und der Farbenlehre hin und wieder getrieben werde, auch nach einem gesegneten Anfang hoffen kann einigermaßen zu prosperiren, wenn ich meinen hiesigen Aufenthalt verlängere, so überlege ich daß ich mit Herrn Cotta eigentlich weiter nichts zu verabreden habe, und daß ich also gar wohl hier bleiben kann. Sie erhalten daher Sonnabend früh[230] durch die Boten einen kurzen Aufsatz über die typographischen Verhältnisse und eine Quittung über das Geld das Cotta mitzubringen gedenkt.

Es kann mich ängstigen daß der May schon vorüber und von keiner Seite was gethan ist.

Leben Sie recht wohl und erfreuen sich Ihres neuen Dramas.

Jena am 18. May 1803.

G.


16/4662.


An Friedrich Schiller

Heute Abend, mit den Boten, sende ich den Aufsatz für Cotta. Indessen grüße ich Sie schönstens durch Überbringern, den ich, die chromatischen Acten zu holen, nach Weimar schicke, und durch welchen ich auch einige Nachricht von Ihnen zu erhalten hoffe.

Wie ist das neuliche Drama abgelaufen und was ist sonst merkwürdiges begegnet?

Das Farbenwesen denke ich hauptsächlich dadurch zu fördern, daß ich aus den Acten das brauchbare ausziehe, die unnöthigen Papiere verbrenne, das übrig bleibende in Ein Format zusammenschreiben lasse und, nach dem Schema, in Ordnung lege. Es wird sich alsdann zeigen daß schon viel gethan ist, und der Muth die Lücken auszufüllen wird zunehmen. Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Jena d. 20. May 1803.

G.[231]


16/4663.


An Friedrich Schiller

Mit ein Paar Worten muß ich Ihnen nur sagen: daß es mir dießmal, bis auf einen gewissen Grad, mit der Farbenlehre zu gelingen scheint. Ich stehe hoch genug um mein vergangenes Wesen und Treiben, historisch, als das Schicksal eines Dritten anzusehen. Die naive Unfähigkeit, Ungeschicklichkeit, die passionirte Heftigkeit, das Zutrauen, der Glaube, die Mühe, der Fleiß, das Schleppen und Schleifen und dann wieder der Sturm und Drang, das alles macht in den Papieren und Acten eine recht interessante Ansicht; aber, unbarmherzig, excerpire ich nur und ordne das auf meinem jetzigen Standpunct Brauchbare, das übrige wird auf der Stelle verbrannt. Man darf die Schlacken nicht schonen, wenn man endlich das Metall heraus haben will. Wenn ich das Papier los werde, habe ich alles gewonnen; denn das Hauptübel lag darin, daß ich, ehe ich der Sache gewachsen war, immer wieder einmal schriftlich ansetzte, sie zu behandeln und zu überliefern. Dadurch gewann ich jedesmal! nun aber liegen von Einem Capitel manchmal drey Aufsätze da, wovon der erste die Erscheinungen und Versuche lebhaft darstellt, der zweyte eine bessere Methode hat und besser geschrieben ist, der dritte, auf einem höhern Standpunct, beydes zu vereinigen sucht und doch den Nagel[232] nicht auf den Kopf trifft. Was ist nun mit diesen Versuchen zu thun? sie auszusaugen gehört Muth und Kraft, und Resolution sie zu verbrennen, denn Schade ists immer. Wenn ich fertig bin, in so fern ich fertig werden kann, so wünsche ich mir sie gewiß wieder, um mich mir selbst historisch zu vergegenwärtigen und ich komme nicht zum Ziel, wenn ich sie nicht vertilge.

Und so viel von meinen Freuden und Leiden. Schreiben Sie mir auch bald was, wie es Ihnen geht.

Herrmann und sein Gefolge hat sich also schlecht exhibirt. Das Goldene Zeitalter hat seine Nachkömmlinge nicht sonderlich versorgt.

Leben Sie recht wohl.

Jena d. 22. Mai 1803.

G.


16/4664.


An Friedrich Justin Bertuch

Ew. Wohlgeboren

haben mich seit so langen Jahren zum ersten Male mißverstanden, sonst würden Sie ein so wunderliches Schreiben nicht an mich erlassen haben.

Mein Losungswort ist Gemeinsinn! der sich, wenn er ächt ist, mit Weltsinn recht wohl verträgt.

Mehr füge ich nicht hinzu, um das weitere[233] mündlich abzuhandeln; da sich dann Übereinstimmung am geschwindesten finden wird. Mit bestem Lebewohl

Weimar den 7. Jun. 03.

J. W. v. Goethe.


16/4665.


An August Hermann Niemeyer

Ew. Wohlgeb. ist es gewiß interessant zu vernehmen, daß Die Fremde aus Andros gut gegeben und gut aufgenommen worden. Ich hoffe beydes soll auch in Lauchstädt zu Ihrer Zufriedenheit geschehen. In Hoffnung Sie und die Ihrigen, denen ich mich bestens empfehle, diesen Sommer wieder zu sehen, unterzeichne ich mich

Ew. Wohlgeb.

ergebensten Diener

W. d. 8. Juni 1803.

J. W. v. Goethe.


16/4666.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Erlauben Sie, würdiger alter Freund, eine vertrauliche Eröffnung.

Geheime Hofrath Loder folgt einem Ruf nach Halle an Meckels Stelle, und wie natürlich ist es, bei einer solchen Gelegenheit an Sie zu denken, uns[234] die Frage aufzuwerfen: wäre es wohl möglich, daß Sömmerring der unsrige würde?

Geben Sie mir gefällig über diese Möglichkeit einen Wink, und ich will alsdann das Weitere melden. Können wir Ihnen gleich weder königliche Bedingungen noch Hoffnungen anbieten, so sind wir doch gegenwärtig im Falle etwas thun zu können das bei uns nicht oft vorkommt.

Mögen Sie mir gefällig diese Präliminarfrage beantworten; so soll alsdann das Weitere erfolgen, und ich werde indessen schon in Hoffnung angenehme Tage verleben.

Der ich das Beste wünsche. Mit bekannten Gesinnungen

Weimar am 8. Juni 1803.

Goethe.


16/4667.


An Johann Friedrich Unger

Sie haben mich, werthester Herr Unger, durch Übersendung der sehr schönen Ausgabe Kleistischer Werke, auf die angenehmste Weise überrascht. Gedichte sowohl als Briefe versetzen uns in eine Zeit zurück, die sich freylich von der jetzigen sehr verschieden darstellt.

Vergangene Messe hoffte ich Sie in Leipzig zu sehen, auch war ich schon bis Halle gelangt, von wo mich aber die Umstände wieder grade nach Hause nöthigten.

[235] Das vollgedrängte, so klein und fein ausgeführte Preußische Wappen ist ein neues Zeugniß Ihres außerordentlichen Talents. Ich habe den Abdruck durch eine starke Vergrößerung angesehen und Ihre Arbeit nur noch mehr bewundert. Leider ist in unserer Zeit kaum Hoffnung mit dieser schönen Technik höhere Kunstzwecke zu verbinden.

Gegenwärtig genieße ich der Freude Herrn Zelter in meinem Hause zu besitzen. Die Anmuth seiner Productionen, die auf einem so soliden Grunde ruhen, erregt allgemeine Zufriedenheit. In seinem Umgang ist er so unterhaltend als unterrichtend. Doch was sage ich Ihnen das da Sie ihn mehr kennen.

Wiederholten lebhaften Dank für das freundliche Andenken.

Weimar den 8. Juni 1803.

Goethe.


16/4668.


An Sophie von Herda

[Concept.]

Da ich mein Gut zu Oberroßla, worauf Ew. Gnaden mir zwey Tausend Thaler, gegen Consenz, geborgt, gegenwärtig verkauft habe, sehe ich mich in dem Falle von der, beyden Theilen vorbehaltenen vierteljährigen Aufkündigung Gebrauch zu machen und gehorsamst zu erklären daß ich nach Verlauf gedachter Frist das Capital nebst denen fälligen Interessen auszuzahlen gedenke.

[236] Die Übermachung des Geldes ließe sich wohl durch Gefälligkeit des Herrn Landkammerrath Ortmanns besorgen, weßhalb Ew. Gnaden weitere Anweisung erwarte.

Sollten Hochdieselben etwa das Geld früher brauchen können so würde sich die Zahlung auch wohl früher leisten lassen; der ich mit Dank für das bisher gegönnte Zutrauen mich mit Verehrung unterzeichne.

Weimar d. 8. Jun. 1803.


16/4669.


An Friedrich Schiller

Hier überschicke ich meine Lieder mit Bitte das Einzelne und Ganze zu beherzigen. Auch dem fünften eine Überschrift zu geben.

Heute Abend seh ich Sie ja wohl bey mir.

W. d. 15. Jun. 1803.

G.


16/4670.


An Christian Gottfried Körner

[Concept.]

Durch unsern Schiller erfahre ich von Zeit zu Zeit daß es Ihnen und den Ihrigen wohl gehe, woran ich herzlichen Theil nehme und nur wünsche, daß meine Plane, Sie einmal wieder zu besuchen endlich gelingen mögen. Wie gerne hätte ich den[237] trefflichen Zelter, dessen Bekanntschaft Ihnen gewiß viel Freude gemacht, begleiten mögen.

Den Überbringer des Gegenwärtigen Herrn Prof. Sartorius aus Göttingen, den Sie als einen um Geschichte und Staatsverwaltung verdienten Schriftsteller wohl schon kennen, nehmen Sie auch ohne weitere Empfehlung gern und günstig auf. Ich wünsche daß es dem wackren Manne besser in Dresden als in Wien gelingen möge, denn leider hat ihn an diesem letzten Orte eine bösartige Krankheit überfallen.

Lassen Sie mich gelegentlich hören wie Sie meiner gedenken und empfehlen mich den verehrten Ihrigen aufs beste.

Weimar am 16. Juni 1803.


16/4671.


An Johann Friedrich Cotta

In der, an vergangener Messe, mir übergebenen Rechnung finden sich folgende für meine Rechnung ausgezahlte Posten:

1799. Den 1. Aug.an Isopifl. 473.

an Berrein.271.

an Golla.150.

fl. 894.

Hievon wünschte ich die Originalquittungen, welche noch in Ihren Händen seyn werden, zu erhalten, weil[238] ich sie zur Berechnung mit der Schloßbaucasse brauche. Ich werde Sie dagegen, durch einen Empfangschein, oder auf beliebige Weise sicher stellen.

Sobald das angekündigte Papier ankommt, soll der Druck der Almanachs sogleich angefangen werden, wozu alles bereit liegt.

Das Manuscript des Cellini wünschte ich gelegentlich wieder zu erhalten, weil ich solches, besonders wegen der Interpunction, mit dem Druck vergleichen möchte.

Die 400 Stück Lbthlr. nebst den Exemplaren Cellini habe von Herrn Hofrath von Schiller erhalten, wofür ich schönstens danke. Von dem Überrest welchen Sie bey Herrn Frege zu meiner Disposition gestellt, werde zu seiner Zeit Gebrauch machen.

Sollte mich eine Reise in Ihre Gegend führen, so wird mir ein Aufenthalt in Tübingen gewiß einer der angenehmsten Ruhepuncte seyn.

Für die Engl. und französischen Miscellen, wovon die ersten immer interessanter zu werden scheinen, danke schönstens. Das zweyte Stück des achten Bandes ist mir verloren gegangen, welches, bey Gelegenheit, mir erbitte.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich Ihnen und den Ihrigen bestens empfehle.

Weimar am 18. Juni 1803.

Goethe.[239]


16/4672.


An Gottlob Heinrich Rapp

[Concept.]

Sie verzeihen, werthester Herr Rapp, wenn ich wegen eines kleinen, ehemals unter uns verhandelten Geschäftes, nochmals nachfrage.

Eine, von Herrn Cotta vergangene Leipziger Messe, erhaltene Hauptrechnung bringt nunmehr einige andere Berechnungen zur Sprache, welche ebenfalls abzuthun sind, ich ersuche Dieselben daher über folgende Puncte um einigen Aufschluß.

Sie erhielten am 10. Apr. 1800 von Herrn Cotta 165 fl., wegen dieser sind zwey Quittungen in meinen Händen wovon ich die Copien beylege. Sollte sich bey Ihnen notirt finden worin die Auslage von 55 f. Rheinisch bestanden; so würde es mir angenehm seyn solches zu erfahren.

Ferner erhielten Sie den 19. Apr. desselben Jahres von eben demselben 495 fl. wegen deren Verwendung ich mir einige Nachricht und die von den Empfängern ausgestellten Originalquittungen, wenn solche sich noch in Ihren Händen befinden, erbitten wollte. Wogegen ich Dieselben durch einen Empfangschein oder auf beliebige Weise zu sichern nicht verfehlen werde.

Der ich zu vernehmen hoffe daß Sie sich mit den Ihrigen recht wohl befinden und meiner in Ihrem Kreise gedenken.

Weimar am 18. Jun. 1803.[240]


16/4673.


An Christiane Vulpius

Mit dem schlechten Wetter müßt Ihr freylich Geduld haben und sehen wie ihr euch in Sälen und sonst unterhaltet, dagegen kann es bald recht schön werden und ich sehe gern wenn du solange dort bleibst als dir's gefällt. Im Hause vermissen wir dich sehr und Ernestine wird für Sorgen schon ganz mager, auch muß ich manchmal ein neu Gemüß, oder sonst was zukaufen, weil das Ausgesetzte nicht reichen will. Das ist aber eigentlich ein Spas und August ist sehr thätig bey dieser Gelegenheit. Er wird dir selbst schreiben. Wir kommen fast nicht voneinander und er ist gar unterhaltend und artig. Nach Lauchstedt möchte er gar zu gern. Vor Allem will ich Schillers Reise abwarten und dann auch an die meinige dencken.

Jetzt arbeite ich an dem kleinen Stücke und will sehen wie weit ich komme. Fahre nur fort mir täglich zu schreiben, wenn es auch nur wenig ist. Mir macht es viel Vergnügen zu vernehmen wie du deine Zeit hinbringst. Lebe wohl und gedencke mein.

Ich liebe dich herzlich.

W. d. 21. Jun. 1803.

G.


Ehlers soll wegen seiner Exemplare unbesorgt seyn.

Grüße alles.[241]


16/4674.


An Friedrich Schiller

Hier das erste Conzept. Lassen Sie uns das Eisen, da es heis ist, schmieden! Wenig wird zu brauchen seyn. Zu mancherley Betrachtungen giebt dieser erste Versuch Anlaß.

Mündlich mehr. Mögen Sie wohl heute kommen und wann?

W. d. 23. Jun. 1803.

G.


16/4675.


An Christiane Vulpius

Du bist recht lieb und gut daß du so viel schreibst, fahre nur fort, denn es macht mir viel Vergnügen auch im Einzelnen zu wissen wie dir's geht. Bleibe nur in Lauchstädt solange du Lust hast, auf alle Fälle sehe ich gern wenn du dich den ganzen Monat Juli dort aufhältst, denn ich habe eine wichtige Arbeit vorgenommen, wobey mir die Einsamkeit wohlthut, ob ich mich gleich oft genug nach dir sehne. Bin ich damit zu Stande, so komme ich dich abzuholen, das mir auch gut seyn wird.

Im Hause läßt sich's auch besser an, und da der Herzog wieder hier ist werde ich öfter nach Hofe geladen, manchmal bin ich in Tiefurth und da ich öfters reite, so vermisse ich die Pferde auch nicht. Sey also nur froh und ausser Sorgen.

[242] August hält sich sehr brav und bleibt gern bey mir, auch gehen wir oft zusammen spazieren.

Der guten Mutter ist eine große Freude begegnet wie du aus beyliegendem Blat sehn kannst. Zeige das Blat niemand ob du gleich das allgemeine der Geschichte erzählen kannst.

August grüßt. Er hat das Heumachen besorgt, gehauen ist es und wird, bey dem schönen Wetter, auch wohl glücklich hereinkommen. Lebe tausendmal wohl.

W. d. 28. Jun. 1803.

G.


Ich mache den Brief wieder auf um noch einiges hinzu zu fügen.

Bis den 14. Juli, wo das Gut übergeben wird und Reimann zahlt, muß ich auf alle Fälle hier bleiben, weil bey so einer Gelegenheit doch mancherley vorfällt.

Schreibe nur wie bisher hübsch ausführlich und umständlich wie es dir geht.

Ich werde wohl auch auf einige Tage hinüber nach Jena gehen.

Wenn du Geld brauchst kannst du dir das Nöthige vom Cassier geben lassen.

Auf den Sonnabend geht Prof. Gentz nach Lauchstädt durch welchen du ein Paar Worte erhalten sollst.

Grüße alles und besonders auch was von Halle und Giebichenstein kommt.[243]


16/4676.


An Carl Friedrich Zelter

Nehmen Sie, werthester Herr und Freund, ein kleines Gastgeschenk mit Neigung an, das Ihnen Herr Geh. Rath von Wolzogen überbringt.

Der Spaniol des Herrn von Knebel schmeckte Ihnen und es fand sich noch ein Vorrath. Wo? Sollen Sie erfahren, wenn er glücklich in Ihre Hände gelangt. Füllen Sie damit die Dose und gedenken manchmal meiner Liebe und Verehrung, wenn Sie allein oder in guter Gesellschaft eine Prise nehmen. Das ist ja immer ein behaglicher Moment.

Der Sämann wenn er gesät hat entfernt sich und läßt die Saat keimen; Schade daß Sie nicht sehen können wie manches Gute aufgeht was Sie unter uns ausgestreut haben.

Lassen Sie bald von Sich wissen und leben mit den Ihrigen wohl und glücklich. Die Meinigen grüßen.

Weimar, den 1. July 1803.

Goethe.[244]


16/4678.


An Carl Gustav Brinkmann

[Concept.]

Hochwohlgeborener

Hochgeehrtester Herr

Durch Fräulein von Imhoff, von welcher ein Brief beiliegt, erfahre ich von Zeit zu Zeit, daß Sie noch gern an uns denken und sich der Tage, die Sie in Weimar zubrachten, mit Vergnügen erinnern. Sollten Sie einmal wiederkehren so würden Sie finden daß Siex bisher von uns nicht ganz abwesend waren.

Sie erlauben daß ich Ihnen durch gegenwärtiges Herrn Prof. Sartorius aus Göttingen empfehle, der Ihnen gewiß durch seine Schriften[245] als ein Mann bekannt ist, der sich um Staatsverfassung und Geschichte verdient gemacht hat.

Mögen Sie Ihn bey seinem Aufenthalte in Berlin mit würdigen Männern Ihres Kreises bekannt machen, so werden Sie Danck verdienen und mich zugleich besonders verbinden. Der ich mich freuen werde auch wieder einmal unmittelbare Nachricht von Ihrem Befinden zu erhalten und mich mit besonderer Hochachtung unterzeichne Ew. Hochwohlgeb. ganz gehorsamsten Diener J. W. v. Goethe.

Weimar, d. 1. Juli. 1803.[246]


16/4677.


An Friedrich Maximilian Klinger

[Concept.]

St. Petersburg, das sonst so weit von uns lag, scheint sich nach und nach zu nähern, man reist schon[244] mehrmals hin und wieder und die Bleibenden erhalten öftere Nachrichten und erlangen genauere Kenntnisse.

So kann ich auch dießmal verehrter alter Freund ein Wort gleichsam unmittelbar zukommen lassen, indem unser Prinz und seine Geleitsmänner Ihnen meine besten Grüße mündlich bringen werden.

Was wir von dort erwarten ist von dem größten Werth und so wissen auch die unsrigen den Antheil zu schätzen den Sie mit treuem Biedersinne an allem dem nehmen was uns betreffen kann.

Mehr füge ich nicht hinzu als daß ich um die Erhaltung Ihrer freundschaftlichen Gesinnungen angelegentlich bitte.

Weimar am 2. Jul. 1803.[245]


16/4680.


An Christiane Vulpius

Da sich eine Gelegenheit findet dir zu schreiben; so sage ich dir nur daß ich heute nach Jena gehe, wohin ich freylich hätte schon früher gehen sollen. Es wird Zeit daß die Taschenbücher in Ordnung kommen. Ich werde das Kind mitnehmen und nicht lange drüben bleiben.

Heute Sonntag wird es wohl sehr brillant bey euch seyn. Herr Hofr. v. Schiller ist nun auch dort und ich wünsche dir viel Vergnügen.

Was du mir mit dem Boten schreibst gieb den Wöchnern, daß es an Herrn Hofk. Rath eingepackt wird, dieser schickt es mir gleich nach Jena.

Zwölf Bouteillen Wein hast du erhalten, ich will sehen ob ich dir bey dieser Gelegenheit noch 6 andre mit fort schaffen kann.

Lebe wohl, gedencke mein! Ich liebe dich herzlich und verlange sehr dich wieder zu besitzen.

W. d. 3. Jul. 1803.

Goethe.


16/4681.


An Friedrich Schiller

Jena am 5. Juli 1803.

Wegen dem Druck des verschiednen Zeugs, das ich in die Welt sende, bin ich hier, um, mit Frommann,[249] Abrede zu nehmen, der in seiner Sache gut eingerichtet ist und dem es an einem fütrefflichen Maitre en page nicht fehlt. Daher dieß Geschäft mit wenigem abgemacht ist.

Loder ist eben von Halle zurück gekehrt, wo er sich ein Haus gemiethet hat. Wenn ich mit ihm über seinen neuen Zustand spreche, so freut michs herzlich daß seine Würfel so gefallen sind. Welcher Lebemann möchte gern, wie wir andern wunderlichen Argonauten, den eignen Kahn über die Isthmen schleppen? das sind Abentheuer älterer, unfähiger Schiffahrer, worüber die neue aufgeklärte Technik lächelt. Versäumen Sie ja nicht sich in Halle umzusehen, wozu Sie so manchen Anlaß finden werden. Ob ich überhaupt komme? weiß ich nicht. Die noch drey brauchbaren Monate, nach meiner Weise, zu nutzen und das von Außen geforderte nothdürftig zu leisten ist jetzt mein einziger Wunsch.

Das Altdeutsche wiedererstandene Drama bildet sich, mit einiger Bequemlichkeit, um. Ich wüßte nicht zu sagen ob sichs organisirt, oder krystallisirt? welches denn doch zuletzt, nach dem Spachgebrauch der verschiedenen Schulen, auf eins hinauslaufen könnte.

Übrigens bekömmt es uns ganz wohl, daß wir mehr an Natur als an Freyheit glauben und die Freyheit, wenn sie sich ja einmal aufdringt, geschwind als Natur tractiren; denn sonst wüßten wir gar nicht[250] mit uns selbst fertig zu werden, weil wir, sehr oft, in den Fall kommen, wie Bileam, da zu segnen wo wir fluchen sollten.

Möge Ihnen viel Freude auf Ihrer Fahrt gewährt seyn; denn es ist für Sie doch immer eine große Resignation sich in das zu begeben was man Welt heißt. In das abgeschmackte, momentane Bruchstück, das recht artig wäre, wenn sie es nicht wollten für ein Ganzes gelten lassen.

Zu der Beylage jage ich nichts, weil sie sich selbst gewaltig ausspricht. Es ist Ihnen aber vielleicht in diesem Moment doch bedeutend genug.

Nur daß Sie körperlich nicht leiden mögen, wünsche ich, und wenns möglich ist daß Sie sich in der Bewegung des Strudels behaglich finden. Ich erwarte kein Schreiben von Ihnen, nur ein freundliches Willkommen, wenn wir uns wieder sehen, da ich manche Sonderlichkeiten werde zu erzählen haben.

G.


16/4682.


An Christiane Vulpius

Gegenwärtiges schreibe ich dir aus Jena und hoffe es soll noch durch Dürrschmidt zu dir gelangen. Hierher mußte ich gehen wegen des Drucks der Taschenbücher wobey, wenn sie artig werden sollen, gar manches beobachtet werden muß. Besonders machen[251] die Noten von Ehlers manches zu schaffen, ich denke indessen daß auch diese Hefte artig werden sollen. Grüß ihn von mir.

August setzt sich nun in die Lenzischen Stunden und beschäftigt sich sonst den Tag über, auf diese und jene Weise, daß er mir nicht zur Last fällt.

Mit meinem Vornehmen und Unternehmen komme ich auch etwas weiter und die übrigen Dinge gehen so ganz leidlich.

Höchst erfreulich war mirs daß Herr Hofrath v. Schiller sich entschloß nach Lauchstädt zu gehen und ich verlange sehr zu hören wie es Sonnabend, Sonntag und Montag ergangen ist.

Ob ich komme weiß ich nicht. Laß dich aber dadurch nicht irre machen und bleibe so lange es dir gefällt. Gefällt es dir nicht mehr; so laß einspannen und fahre nach Hause.

Grüße die Wöchner! auch wer sonst, auf eine heitere Weise, ins Ganze des Geschäftes eingreift. Ich wollte sie hätten alle Lust an dem was sie thun, weil sonst ohnehin dabey weiter nichts herauskommt.

Fahre nur ja fort dein Tagebuch zu führen, damit ich mir vorstellen kann wie dirs geht.

Jena am 5. Juli 1803.

G.[252]


16/4683.


An Christiane Vulpius

Gestern habe ich deinen Brief erhalten der mir viel Vergnügen macht. Fahre ja so fort mir täglich zu schreiben was dir begegnet, wir lesen alsdann zusammen das Tagebuch und manches fällt dir dabey wieder ein. Ich will versuchen diesen Brief auf der Post zu schicken und bin neugierig wann er in deine Hände kommt.

Mit den Äugelchen geht es, mercke ich, ein wenig starck, nimm dich nur in Acht daß keine Augen daraus werden. Nach deiner Beschreibung muß es jetzt sehr artig in Lauchstedt seyn und da du leicht in die Nachbarschaft fahren kannst; so giebt es doch auch Abwechslung genug. Genieße das alles mit frohem Herzen. Mit der Geldzahlung habe ich gar keine Plage, es geschieht nur in meiner Gegenwart, Berechnung und alles machen übrigens Stichling und Kirchner.

Seit einigen Tagen bin ich in Jena, wo auch die Sachen ganz gut gehen. Geh. Rath Hufeland von Berlin ist hier, da sind Abends große Thees und dergleichen.

Meine Arbeiten rücken vor und ich dencke Sonnabend wieder hinüber zu gehen, und mit dem nächsten Boten hörst du mehr von mir.

Wie sehr von Herzen ich dich liebe fühle ich erst[253] recht, da ich mich an deiner Freude und Zufriedenheit erfreuen kann.

Durch Ludekus und Dem. Probst hast du wieder einigen Wein erhalten. Bey nächster Gelegenheit will ich sehen dir noch etwas hinzuschaffen.

Grüße Herrn Hofr. Schiller! Ich wünsche daß er sich wie du in Lauchstädt gefalle und lange dort bleibe.

Auch die Silie grüße schönstens. Lebewohl und liebe mich und gedencke mein, wie ich mit Sehnsucht an dich dencke. August ist mit hier und beträgt sich sehr artig.

Jena Donnerstag d. 7. Juli 1803.


Bemercke ja, wenn du diesen Brief erhältst. Möge er dich zur guten Stunde treffen. G.


16/4684.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Endlich bin ich im Stande, verehrter alter Freund, wegen der anatomischen Stelle einen bestimmteren Antrag zu thun. Die Herrn von der Facultät werden Ihnen am besten und klarsten vorrechnen, was Besoldung aus dem akademischen Fiscus, Facultäts- und Responsengebühren betragen und wie hoch der Lehrstuhl zu nutzen sei.

[254] Wenn sie das zusammen gegen 3000 Thlr. anschlagen, so sagen sie nicht zu viel; man darf wohl behaupten, daß es mehr als gedachte Summe betrage.

Hiezu bietet man Ihnen von Seiten des Weimarischen und Gothaischen Hofes 1000 Thlr. außerordentlichen Zuschuß, als das Maximum das man gleich ohne zu markten ausspricht.

Ferner ein freies, anständiges und hinreichendes Quartier in einem Seitengebäude des Jenaischen Schlosses. Ein geräumiges Auditorium, Platz zu einem großen Cabinette, in dessen Nähe man den Anfang einer Herzoglichen zootomischen Sammlung aufstellen wird. Diese sehr schönen und hohen Zimmer nehmen den Raum über der Reitbahn ein.

Den Geheimen Hofraths-Charakter, als unsern höchsten akademischen, wird man mit Vergnügen ertheilen.

Da freilich bei einer so wichtigen Veränderung Sie hauptsächlich Ihre Convenienz zu Rathe zu ziehen haben, so will ich keine weiteren Argumente von unserer Seite anführen. Das aber darf ich wohl sagen: daß noch niemals bei den Höfen, auf der Akademie, in dem Publikum, ein so allgemeiner Wunsch, als der, Sie hier zu besitzen, lebhaft geworden.

Und so darf ich Sie denn auch wohl um eine baldige gefällige Antwort ersuchen, da die Zeit verstreicht und Michael herandroht.

[255] Mit dem Wunsch, auch zugleich von Ihrem Befinden gute Nachrichten zu hören, empfehle ich mich zu freundschaftlichem Andenken.

Weimar am 8. Juli 1803.

Goethe.


16/4685.


An Carl Wilhelm Stark

Ew. Wohlgeb.

versäume nicht anzuzeigen, daß ich von Weimar aus zu einer Communication mit Herrn Hofr. Sömmerring befehligt worden und daß mein Brief an ihn heute auf die Post kommen wird.

Könnten Sie veranlassen daß der akademische Antrag verabredeter Maßen baldigst an ihn abginge; so würde diese Angelegenheit dadurch sehr beschleunigt werden.

Das Verordnete habe ich gebraucht und verspüre guten Effect.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

Jena am 8. Jul. 1803.

Goethe.


16/4686.


An Christiane Vulpius

Dienstag d. 12ten Jul. 1803.

Erst heut erwarteten wir deinen Brief der uns desto größere Freude machte als er schon gestern Abend unvermuthet ankam. Daß dir alles glücklich[256] von Statten geht freut mich sehr, du verdienst es aber auch, da du dich so klug und zierlich zu betragen weißt. Mache dir wegen der Ausgaben kein Gewissen, ich gebe alles gern und du wirst zeitig genug in die Sorglichkeiten der Haushaltung zurückkehren. Sonnabend d. 16ten werden die Kaufgelder bezahlt, da es denn hinter drein manches zu bedencken und zu besorgen giebt. Aus dieser und andren Ursachen komme ich nicht nach Lauchstedt, wo ich ohnehin, ausser dir, nichts zu suchen habe.

Dir aber wollte ich rathen nach Dessau zu fahren und etwa Dlle Probst mitzunehmen, damit du dort auf eine anständige Weise erschienst. Schlösse sich noch andre Gesellschaft an; so wäre es auch schicklich. Doch das wirst du schon selbst am besten einrichten. Du brauchst vier biß fünf Tage zu dieser Tour, wenn du alles sehen und mit einiger Ruhe genießen willst und so ginge dir der Monat vergnügt hin. Die Kosten mußt du nicht scheuen! Mein einziger Wunsch ist daß du heiter und liebend zurückkommst. Auf deine Erzählungen freu ich mich sehr. Wenn ich es kann möglich machen; so schicke ich dir Gusteln damit du ihn nach Dessau mitnehmen kannst. Übrigens ist er gar artig und hat so auf die Lauchstedter Reise ziemlich Verzicht gethan.

Mittwoch d. 13ten.

Deinen Brief von gestern habe ich heut nach Tische erhalten und freue mich dir immer zu folgen[257] wohin du gehst und aus deinen Nachrichten zu sehen daß es dir recht gut geht.

Seit meiner Rückkunft von Jena greift sich die Köchin besonders an und kocht sehr gut. Die Bohnenstangen sind auch angekommen, die noch fehlten, das war das einzige was im Garten abging und ich wüßte überhaupt nichts was dir Sorge zu machen brauchte.


Donnerstag. spät.

Herr Hofrath ist angekommen und hat mir deinen Brief gebracht. Ich freue mich deiner Freude und schicke dir Gegenwärtiges durch einen lieben Boten.

Er wird hoffe ich glücklich bey dir eintreffen und dir sagen wie viel wir an dich gedacht haben. Dem Kutscher habe ich einen Cronenthaler mit gegeben daß er für August unterwegs bezahlen soll, höre was übrig geblieben ist und gieb dem Menschen ein gutes Trinckgeld. Auch erhältst du nach 6 Bouteillen Wein.

Jetzt da du Augusten hast besinne dich nicht lange und fahre auf Dessau und wieder auf Lauchstedt zurück, bleibe noch etliche Tage und komme Ende des Monats wieder; so hast du einen hübschen Genuß, gehabt und ich werde mich an deiner Erzählung nachfreuen.

Schicke mir mit nächster Gelegenheit deine letzten, neuen, schon durchgetanzten Schue, von denen du mir schreibst, daß ich nur wieder etwas von dir habe[258] und an mein Herz drucken kann. Lebe wohl. Grüße Silien und dancke ihr für ihren artigen Brief.

Schreibe mir so bald als möglich wieder.

W. d. 14. Jul. 1803.

G.


Deine Briefe habe, wie du siehst, sämmtlich erhalten.

Da du mehrere Personen in Lauchstedt findest welche in Dessau getreten; so erkundige dich nur nach der Art und Weise wie man dort verfährt. Die Trinckgelder in Wörliz, wo man an soviel Gärtner und Castellane zahlen muß, betragen vielleicht einen Carolin. Ein Lohnbedienter macht das gewöhnlich. Du mußt ja alles sehen. Lebe recht wohl und liebe mich.


16/4687.


An Christiane Vulpius

Ob ich dir gleich alles gute gönne und dir mit August eine Reise nach Dessau wohl gewünscht hätte; so ist es mir doch auch sehr angenehm daß du früher zurückkommst; denn freylich fehlst du mir an allen Enden.

Mit der Gutsübergabe ist es recht artig und glatt gegangen. Kirchner (der Cammerkonsulent) hat als Notarius sein Hocuspokus recht ordentlich gemacht, am Schlusse ließ ich etwas Kaltes aufsetzen. Das Geld schaffe ich wieder fort, und, durch eine Verbindung,[259] von Umständen, komme ich mit den Intressen sehr leidlich weg. Wenn du zurückkommst wollen wir unsern Haushalt recht schön ordnen und von alten Sünden völlig reinigen.

Thue mir aber nun die Liebe und übertreib es, diese letzte Zeit nicht mit Tanzen und schließe deinen Aufenthalt mit einem mäßigen Genuß. Grüße August. Ich erwarte dich mit herzlicher Sehnsucht.

W. d. 20. Jul. 1803.

G.


16/4688.


An Ernst Christoph Grattenauer

[Concept.]

Für die gefällig übernommene Bemühung, bey Gelegenheit der Münzauction, bin ich besonders dankbar und freue mich um so mehr über die Acquisition der Kupfermünzen als es nicht gelingen wollen die silberne sämmtlich zu erhalten. Da Sie alle Vorsicht gebraucht und von Münzkennern zu dem Ankauf animirt worden; so ist kein Zweifel daß mir die große Anzahl Münzen durch Kunstwerth und Mannigfaltigkeit viel Vergnügen machen werden.

Mit der heutigen fahrenden Post habe ich 77 fl. in Lbthlrn abgeschickt. Ich lege deßhalb etwas zu Ihrer Rechnung zu, weil ich wünsche daß jedes in den drey Säcken befindliche Stück einzeln in Papier gewickelt und überhaupt alle Sorgfalt beym Einpacken beobachtet werde, weshalb ich denjenigen, dem Sie es[260] übertragen, nach Belieben zu honoriren bitte. Sollte ich bey dieser Gelegenheit noch außerdem etwas schuldig werden so bitte mir es anzuzeigen.

Könnten Sie auch etwa erfahren in welches Cabinet die päpstlichen Silbermünzen, auf welche ich Commission gegeben hatte, gekommen sind; so würde mir es gleichfalls lieb seyn.

Übrigens bitte ich mir durch den Postwagen das Erstandene zu senden.

Der ich mit wiederholtem Dank recht wohl zu leben wünsche und Herrn Thon bey seiner Rückkunft bestens zu grüßen bitte.

Weimar am 23. Julius 1803.


16/4689.


An Jakob Andreas Conrad Levezow

Leider habe ich gegenwärtig das Stück nicht zu Hause, sobald ich es wieder erhalte steht es mit Vergnügen zu Diensten. Ich wünsche nur daß nähere Bekanntschaft die lebhafte Theilnahme nicht vermindern möge, wodurch Sie mir eine so besondere Freude gemacht haben.

Der ich mich, mit aufrichtigen Wünschen für Ihr Wohl und mit wahrer Hochachtung unterzeichne

Ew. Wohlgeb

ganz ergebenster Diener

W. d. 26 Juli. 1803.

Goethe.[261]


16/4690.


An Christian Gottlob Voigt

Leider ist meine Vermuthung wegen Sömmrings eingetroffen! Wohl ihm indessen daß er sein Schicksal nicht an diese hoffnungslose Existenz geknüpft.

Um Authorisation beyliegenden Zettels bitte gehorsamst, so wie um Erlaubniß, nächstens einige ähnliche vorlegen zu dürfen. Da wir die Menschen verlieren, müssen wir einsweilen die Sachen aufstutzen. In Hoffnung baldiger Zusammenkunft.

W. d. 28. Jul. 1803.

G.


16/4691.


An Carl Friedrich Zelter

So oft bin ich Ihnen in Gedanken gefolgt daß ich leider versäumt habe es schriftlich zu thun; heute nur weniges zur Begleitung beyliegenden Blättchens. Ich werde diese Betrachtung fortsetzen und nur, so kurz als möglich, die Hauptpuncte berühren, die Ausführung werden Sie ihm schon selbst geben.

Von Mozarts Biographie habe ich noch nichts weiter gehört, ich werde mich aber darnach, so wie nach ihrem Verfasser erkundigen.

Ihre schöne Königin hat auf der Reise viel Glückliche gemacht, niemand glücklicher als meine Mutter, ihr konnte in den letzten Lebensjahren nichts erfreulicheres begegnen.

[262] Schreiben Sie mir ja von Zeit zu Zeit und schicken mir doch etwa alle Monate die Comödienzettel. Schreiben Sie mir doch auch etwas von der Aufführung der natürlichen Tochter, nur gerade zu und ohne Rückhalt. Ich habe ohnehin Lust einige Scenen zu verkürzen, welche lang scheinen müssen, selbst wenn sie vortrefflich gespielt werden.

Mögen Sie mir einmal die Pflichten eines Conzertmeisters skizziren? so viel als allenfalls für unser einen zu wissen nöthig ist, um einen solchen Mann einigermaßen zu beurtheilen und allenfalls zu leiten.

Madame Mara hat Dienstag in Lauchstädt gesungen, wie es abgelaufen ist weiß ich noch nicht.

Für die Lieder, die ich durch Herrn von Wolzogen erhalten habe, danke ich zum schönsten, in meinem Nahmen und im Nahmen der Freunde.

An Production war die Zeit nicht zu denken. Nächstens hoffe ich Ihnen die Aushängebogen meiner Lieder zu schicken, mit Bitte sie die erste Zeit geheim zu halten, bis sie im Buchhandel erscheinen. Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Weimar am 28. Jul. 1803.


[Beilage.]

Sie haben nunmehr die Braut von Messina gedruckt vor sich und wissen genauer zu schätzen was der Dichter geleistet hat, so wie Sie aus seiner Vorrede erfahren, wie er über die Sache denkt und in[263] wie fern Sie mit ihm übereinstimmen. Ich will, bezüglich auf Ihren Brief, meine Gedanken über diesen Gegenstand hinwerfen, wir werden ja einander durch wenig Worte verständlich.

In der griechischen Tragödie zeigt sich der Chor in vier Epochen.

In der ersten treten zwischen dem Gesang, in welchem Götter und Helden erhoben, Genealogien, große Theater, ungeheure Schicksale vor die Phantasie gebracht werden, wenige Personen auf und rufen das Vergangene in die Gegenwart. Hievon findet sich ein annäherndes Beyspiel in den Sieben vor Theben, von Aeschylus. Dieses wären also die Anfänge der dramatischen Kunst, der alte Styl.

Die zweyte Epoche zeigt uns die Masse des Chors als mystische Hauptperson des Stücks; wie in den Eumeniden und Bittenden. Hier bin ich geneigt den hohen Styl zu finden. Der Chor ist selbstständig, auf ihm ruht das Interesse, es ist, möchte man sagen, die republikanische Zeit der dramatischen Kunst, die Herrscher und Götter sind nur begleitende Personen.

In der dritten Epoche wird der Chor begleitend, das Interesse wirft sich auf die Familien, und ihre jedesmaligen Glieder und Häupter, mit deren Schicksalen das Schicksal des umgebenden Volks nur lose verbunden ist. Der Chor ist untergeordnet, und die Figuren der Fürsten und Helden treten, in ihrer abgeschloßnen Herrlichkeit, hervor. Hier möchte ich den[264] schönen Styl finden. Die Stücke des Sophokles stehen auf dieser Stufe. Indem die Menge dem Helden und dem Schicksal nur zusehen muß und, weder gegen die besondere noch allgemeine Natur etwas wirken kann, wirft sie sich auf die Reflexion und übernimmt das Amt eines berufenen und willkommenen Zuschauers. In der vierten Epoche zieht sich die Handlung, immer mehr ins Privatinteresse zurück, der Chor erscheint oft als ein lästiges Herkommen, als ein aufgeerbtes Inventarienstück. Er wird unnöthig und also, in einem lebendigen poetischen Ganzen, gleich unnütz, lästig und zerstörend, z.B. wenn er Geheimnisse bewahren soll, an denen er kein Interesse hat und dergl. Mehrere Beyspiele finden sich in den Stücken des Euripides, wovon ich Helena und Iphigenie auf Tauris nenne.

Sie sehen hieraus daß man, um sich musikalisch wieder anzuschließen, Versuche aus den zwey ersten Epochen machen müßte, welches durch ganz kurze Oratorien geschehen könnte.

Weimar am 28. Jul. 1803.

G.[265]


16/4691a.


An Johann Heinrich Voß

Leider habe ich neulich, mein Bester, Ihren Empfohlen nicht gesehen. Die wenigen Stunden, die er sich in Weimar aufhielt, war ich ausgeritten. Übrigens wird jeder, den Sie mir zuschicken, willkommen seyn. Nun hoffe ich bald Sie wieder zu sehen und mich in Ihrer Unterhaltung der schönen Musenkünste zu freuen. Wie oft bin ich in Gedancken bey Ihnen mit Fragen und Theilnahme und verwünsche die Entfernung unsrer Wohnungen.

Möge ich Sie mit den Ihrigen, wenn ich komme recht wohl und heiter finden.

W. d. 30. Jul. 1803.

Goethe.[136]


16/4692.


An Carl Friedrich Zelter

Nehmen Sie heute mit Nachstehendem vorlieb und lassen sich meine genetische Entwicklungen gefallen. Natur- und Kunstwerke lernt man nicht kennen wenn[265] sie fertig sind; man muß sie im Entstehen aufhaschen, um sie einigermaßen zu begreifen.

Ich lege einige Abdrücke von dem großen Siegel bey. Es läßt sich manches dabey erinnern; doch wünsche ich daß es Ihnen zu Ihrem Zweck nicht mißfällig seyn möge.

Schon habe ich eine über Erwartung gute Zeichnung: Ulyß und Polyphem, als Lösung der dießjährigen schweren Preisaufgabe erhalten. Es ist erfreulich wie der ächte Kunstsinn so leise in Deutschland herumschleicht. NB. Es ist von einem jungen Künstler der bey uns noch nicht concurrirt hat.

Hierbey ein Brief des Jenaischen Advocaten in den Fichtischen Angelegenheiten. Der Handel wegen des Hauses hat, wie ich höre, indessen eine günstige Wendung genommen.

Wie steht es um die Musik des zweyten Theils der Zauberflöte? und so nur noch ein herzliches Lebewohl.

W. d. 4. Aug. 1803.

G.

[Beilage.]

Wie sich nun die griechische Tragödie aus dem lyrischen loswand, so haben wir noch in unsern Tagen ein merkwürdiges Beyspiel, wie sich das Drama aus dem historischen, oder vielmehr epischen, loszuwinden trachtete. Wir finden es in der Art mit welcher, in der Charwoche, in katholischen Kirchen,[266] die Leidensgeschichte abgesungen wird. Drey einzelne Menschen, wovon einer den Evangelisten, der andere Christum, der dritte die übrigen Zwischenredner vorstellt, und der Chor (turba) stellen das Ganze dar, wie Ihnen genugsam bekannt seyn wird. Zur schnellern Übersicht will ich ein Stückchen hersetzen.

Evang. Da sprach Pilatus zu ihm:

Interlocutor. So bist du dennoch ein König?

Evang. Jesus antwortete:

Christus. Du sagests! ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.

Evang. Spricht Pilatus zu ihm:

Interlocutor. Was ist Wahrheit?

Evang. Und da er das gesagt, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen:

Interlocutor. Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit daß ich euch einen auf Ostern losgebe, wollt ihr nun daß ich euch der Juden König losgebe?

Evang. Da schrieen sie wieder allesamt und sprachen:

turba. Nicht diesen, sondern Barrabam!

Evang. Barrabas aber war ein Mörder.

Verweisen Sie nun die Function des Evangelisten blos auf den Anfang hin, so daß er eine allgemeine historische Einleitung, als Prologus, spreche, und[267] machen, durch Kommen und Gehen, Bewegen und Handeln der Personen, die von ihm gegenwärtig emanirenden Zwischenbestimmungen unnütz; so haben Sie schon ein Drama recht gut eingeleitet.

Man hat, wie ich mich erinnere, in Passionsoratorien schon diesen Weg eingeschlagen; doch ließe sich wohl, wenn man recht von Grund und Haus aus zu Werke ginge, noch etwas neues und bedeutendes hervorbringen.


16/4693.


An Piat Le-Febre et fils

[Concept.]

Messieurs

Le dernier envoy des tapis est arrivé a temps, leurs Altesses etant sur le point d'entrer au chateau nouvellement arrangé. Monseigneur en a eté tres satisfait et Vous aures reçu Mess. le Payement ces iours par Ms. Vhlemann d'ici.

Pour cette fois je Vous prie de m'envoyer un second rouleau du tapis d'escalier, meme dessein et meme couleur. Vous le feres partir ou d'abord ou avec l'autre tapis, dont Vous m'aves fait esperer une prompte execution.

D'ailleurs soies persuadé de l'interet que je prends a Votre etablissement, qui nous a fourni de si belles choses, et de la parfaite consideration avec la quelle j'ai l'honneur de me souscrire

W. ce 5. Aout 1803.[268]


16/4694.


An Johann Christian Reil

[Concept.]

Das von Ew. Wohlgeb. mir übersandte bedeutende Werk habe ich mit vielem Antheil und zu meiner Belehrung durchlesen, es war mir um so willkommner indem Sie darin die wichtigsten Puncte der Naturforschung berühren und Ihre eigne Überzeugung dabey an den Tag legen. Führt mich das Glück wieder in Ihre Nähe, so wird durch eine solche vorläufige Bekanntschaft das Gespräch schneller eingeleitet und belebt. Worauf ich mich im voraus freue.

Erlauben Sie daß ich einen Versuch beylege, wie ich das was Sie p. 58 ff. so schön vortragen, poetisch auszusprechen gewagt habe.

Der ich mit vorzüglichster Hochachtung


16/4695.


An Christiane Vulpius

Hierbey ein Brief von Silien die ihre Mutter verlohren hat.

Damit du aber siehst daß es nicht gut ist wenn man immer in der Welt herumfährt und gar nicht zu Hause bleiben kann; so vermelde ich dir daß gestern das Schwarzköpfchen hier gewesen ist und sich eine[269] ganze Hand voll Haare ausgerissen hat, als er dich nicht fand.

Lebe indessen wohl und vergnügt. Gustel grüßt.

W. d. 20. Aug. 1803.

G.


Herrn Major viele Empfehlungen und Danck für die Nachrichten.


16/4696.


An den Herzog Carl August

Bey einiger erlangten Kenntniß von dem Wasserbau, besonders insofern er an unsern kleinen Flüssen anwendbar ist, habe ich, mehrere Jahre, mit Vergnügen die dahin einschlagenden Geschäfte besorgt, und manche, wie der Erfolg zeigt, nicht unzweckmäßige Anordnungen getroffen. Jetzt, da mir meine Gesundheit nicht mehr erlaubt, in Früh- und Spatjahr diejenigen wiederholten Expeditionen vorzunehmen, welche zu Leitung solcher Arbeiten nöthig sind; so stelle ich anheim: ob nicht Serenissimus geneigt seyn möchten, die Wasserbaucommission aufzulösen, und das Geschäft zurück an Fürstl. Cammer zu weisen.

Es kann dieses um so leichter geschehen, als mein verehrter Herr Mitcommissarius auch dort zur Leitung der Geschäfte mitwirkt, und der Hauptmann Vent als Mitglied gedachter Cammer indessen eingetreten ist.

Sollte eine solche Veränderung beliebt werden; so würde ich rathen, daß Fürstl. Cammer einen Bericht[270] von dem Wege-Commissair Götze forderte, über das was zunächst im Herbst und Frühjahr, im Amte Jena und Dornburg, vorzunehmen sey.

Ich werde alsdenn sehr gern auf Verlangen einen solchen Bericht, mit denen von Fürstl. Cammer zu beauftragenden Personen durchgehen, und über die bisherigen Grundsätze und Anlagen die nöthige Auskunft geben, auch bey jedesmaliger Disposition und in vorkommenden zweifelhaften Fällen meine Überzeugungen gerne mittheilen.

Weimar, am 27. August 1803.

J. W. v. Goethe.


16/4697.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

In der Voraussetzung, daß Ew. Wohlgeboren Sich's diesen Mittag bei mir gefallen lassen, ersuche ich Dieselben Sich um 10 Uhr bei Herrn Geheimen Rath Voigt einzufinden, wo ich gleichfalls erscheinen werde.

Unter Anwünschung eines guten Morgens

Ew. Wohlgeboren

ergebenster

Weimar am 28. August 1803.

Goethe.[271]


16/4698.


An Christian Gottlob Voigt

Indem ich mich erkundige wie die Expedition und Operation abgelaufen? übersende Herrn Eichstedts Promemoria wodurch die Sache schon um Vieles vorrückt.

Darf ich etwa um 9 Uhr aufwarten; so bestelle ich ihn, daß er um 10 Uhr gleichfalls kommt und man beruhigt ihn über die Hauptpunckte.

Serenissimum sprach ich noch gestern Nachts und fand mit Freuden lebhafte Theilnahme.

Mit Schillern habe ich die Materie auch abgehandelt dessen Mitwirckung viel verspricht.

Mit dem besten guten Morgen.

W. d. 28. Aug. 1803.

G.


16/4699.


An Christian Gottlob Voigt

Beyliegendes war geschrieben als ich Ihr liebes Blat mit den erfreulichsten Gaben erhielt. Wenn der Mensch wie man behauptet vorzüglich an sich selbst denckt; so kann ich doch aufrichtig versichern daß an mein Daseyn gar nicht dencken mag ohne das Ihrige demselben gepaart zu wissen. Erhalten Sie mit Ihre Theilnahme, Ihre Mitwirckung und bleiben Sie mit den verehrten Ihrigen meiner gewiß. Die[272] Münzen liegen schon an ihren Stellen und leuchten wie neue Sterne von der ersten Größe. Das schöne Mineral füllt auch nun freundlich wieder die Lücke die mich lange geschmerzt. Tausend Danck! den ich bald mündlich zu wiederhohlen hoffe.

d. 28. Aug. 1803.

G.


16/4700.


An Carl Friedrich Zelter

Weimar d. 29. Aug. 1803.

Ich muß einen Anlauf nehmen um mich der Schuld gegen Sie zu entladen. Es ist die Zeit her so wild und wunderlich bey uns zugegangen, daß ich an das wertheste Abwesende nicht habe denken können.

Also zuerst Dank für Ihre Lieder, welche nach Ihrer Anweisung vertheilt und sonst gut untergebracht worden; ingleichen für die Blätter, welche sich auf Musikdirection beziehen. Ich werde sie, sobald unsere musikalischen Übungen wieder angehen, praktisch beherzigen und hoffentlich in den Stand kommen Sie um weitere Aufklärung zu bitten.

Das große Siegel liegt fertig und sauber gearbeitet bey mir; sobald das kleine eben so weit ist, sollen beyde zusammen ankommen.

Fichte hat einen sehr schönen und liebenswürdigen Brief über die Eugenie an Schiller geschrieben. Danken Sie ihm dafür und sagen Sie ihm zugleich daß wir[273] seine Angelegenheit bestens beherzigen. Leider ruhet auf dem, was Advocatenhände berühren, so leicht ein Fluch.

Was sagen Sie zu dem Unternehmen die Litteraturzeitung nach Halle zu verpflanzen. Wir andern, die wir hinter den Coulissen stehen, können uns nicht genug wundern, daß sich ein königl. preußisches Cabinet, so gut wie jedes andere Publikum, durch Nahmen, Schein, Charlatanerie und Zudringlichkeit zum besten haben läßt. Als wenn sich eine solche Anstalt erobern und transportiren ließe, wie der Laokoon, oder ein anderes bewegliches Kunstwerk.

Wir setzen sie eben in Jena immer fort, und da der thätigste Redacteur, Hofrath Eichstädt, bleibt; so geht alles seinen alten Gang. Neue Menschen die beytreten, neue Mittel die man vorbereitet, sollen, hoffe ich, der Sache einen ehrenvollen Ausschlag geben.

Wollen Sie von den unsrigen seyn so sind Sie bestens dazu eingeladen. Wie schön wär es wenn Sie den Weg der Recension dazu benutzten, um das was über Musik gegenwärtig zu sagen so noth ist, in einer gewissen Ordnung ins Publikum zu bringen.

Ich werde räthlich und thätig bey der Sache mitwirken, Schiller, Voß, Meyer sind geneigt ein gleiches zu thun, und ich hoffe das nächste Jahr soll sich vortheilhaft vor dem gegenwärtigen auszeichnen. Sagen Sie das auch Fichten, welcher gleichfalls eingeladen[274] ist, Schiller wird ihm deßhalb noch umständlicher schreiben.

Wissen Sie uns sonst noch einen tüchtigen Mann, in Berlin, in welchem Fache es sey, dem der alte Sauerteig Schützisch-Bertuchisch-Böttigerischer Schaubrote widersteht; so ziehen Sie ihn mit ins Interesse. Überhaupt können Sie von dieser Sache öffentlich sprechen. Das Privilegium für eine Societät, die gedachte Fortsetzung unternehmen will, wird eben ausgefertigt und nächstens wird eine vorläufige öffentliche Ankündigung erscheinen, so wie ich auch bald das weitere melde.

Sagen Sie mir doch: wer ist der Verfasser der Bekenntnisse einer Giftmischerinn? Ein tüchtiger Mann in jedem Sinne.

Herr Unger schreibt mir vor einiger Zeit um einen achten Theil. Ich kann weder zu- noch absagen. Nicht ab, weil ich wirklich gern die Zahl voll machte, nicht zu, weil meine nächsten Arbeiten an Cotta versagt sind, mit dem ich sehr zufrieden zu seyn Ursache habe. Mögen Sie Herrn Unger ein freundliches Wort darüber sagen, daß er mein Stillschweigen nicht ungleich auslege.

Daß Cellini auf Sie wirken sollte, hoffte ich voraus, denn welch eine Welt kommt nicht aus diesem Werk entgegen. Die Zeit, welche ich auf die Bearbeitung verwendet, gehört unter die glücklichsten meines Lebens und ich werde fortfahren noch manches[275] dafür zu thun. Hat Sie diese Lectüre in einem gewissen Sinne traurig gemacht, wie ich recht gut begreife, so wünsche ich daß der heitere Effect nach kommenmöge.

Übrigens fühle ich durchaus mit was Sie im allgemeinen und besondern beklagen. Das beste Lebewohl.

G.


16/4701.


An Silvie von Ziegesar

Ihren lieben Brief zu erhalten, meine schöne Freundinn, war mir höchst erfreulich. Golla ist sogleich abbestellt worden und ich stehe zu andern Aufträgen immer zu Befehl.

Die beykommenden Regimentsstäbe bitte der Frau Mutter, mit meinen gehorsamsten Empfehlungen, zu überreichen, ich hoffe bald persönlich von der guten Ruhe zu profitiren, die dadurch in Ihren Zimmern erhalten wird.

Wegen der Stationen thue ich folgende Vorschläge:

1. Besuch

2. Bekanntschaft

3. Gewohnheit

4. Neigung

5. Leidenschaft

6.

7. Freundschaft

NB. No 6 bleibt ein Ungenanntes und Unbekanntes, das sich jeder selbst suchen oder schaffen muß.[276]

Wollten Sie nun, liebenswürdige, diese wichtige Angelegenheit recht zu Herzen nehmen und mit gefühlvollen Nachbarinnen, die ich schönstens begrüße, das Weitere vorbereiten, so wird unsere nächste Zusammenkunft schon mehr befördern.

Suchen Sie ja indeß die schönsten Plätzchen aus. Höhen, Gründe, Felsen, Bäume, Aussichten und Beschränkungen, alles müssen Sie in Betracht ziehen, damit jede Stelle den wahren Charakter ausspreche der Station, die dahin verlegt ist.

Leben Sie recht wohl und lassen Sich überall freundlich und geneigt finden.

Der Ihrige

W. d. 31. Aug. 1803.

Goethe.


16/4702.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren habe hierdurch anzeigen sollen, daß man wünscht Dieselben Freitag bei guter Tageszeit hier zu sehen. Die bevorstehende Abreise unseres gnädigsten Herrn zu den Herbstmanoeuvres nöthigt zu Beschleunigung gewisser Maßregeln.

Es soll mir sehr angenehm sein wenn Sie gleich bei mir absteigen und überhaupt den Tag bei mir zubringen wollen. Könnte sich unser treffliche Voß entschließen Sie bei der zu hoffenden schönen Witterung zu begleiten, so würde ich mich eines längst gewünschten Festes freuen.

[277] Der ich die Ehre habe mich mit vorzüglicher Hochachtung zu unterzeichnen

Ew. Wohlgeboren

ganz ergebenster Diener

Weimar am 31. August 1803.

J. W. v. Goethe.


16/4703.


An den Herzog Carl August

Ew. Durchl.

ist aus unterthänigsten Vorträgen genugsam bekannt, und wird aus beygehendem Actenfascikel das mehrere dargelegt werden können, wie die jenaischen Angelegenheiten überhaupt, besonders aber der Litteraturzeitung sich auf einem sehr guten Wege befinden. Unterzeichnete würden auch die Eichstädtischen förmlichen Vorschläge abgewartet haben, um diese Sache wieder zur Sprache zu bringen, wenn nicht Umstände einträten welche eine Beschleunigung nöthig machen.

Der übelwollende Theil jenaischer emigrirender Professoren benutzt das diesseitige vorsichtige und sachgemäße Stillschweigen, um die Erschütterung, die Furcht vor einem vorgespiegelten Untergang zu vermehren und den Unglauben an eine mögliche Rettung auszubreiten.

Wir halten es unter der Würde, Ew. Durchl. mit einem Detail hiervon zu behelligen, welches jedoch völlig mit den öffentlichen Äußerungen in Einstimmung ist.

[278] Unterzeichnete wagen daher Ew. Durchl. unterthänigst zu bitten das wegen der Fortsetzung der Litteraturzeitung in Jena beschlossene Privilegium auf das baldigste ausstellen zu lassen und auf die patriotischen Männer zu richten welche, aus eignen Kräften, in diesem gefährlichen Augenblicke ein solches Unternehmen wagen.

Professor Eichstädt könnte als Repräsentant aufgestellt, durch einen Revers vinculirt und das Ganze höherer Leitung vorbeyhalten werden.

Noch ein Umstand macht diesen unterthänigsten Vortrag dringend. Ew. Durchl. erfreulicher Geburtstag steht bevor, die mineralogische Gesellschaft hält eine große Zusammenkunft im Schlosse, wohlgesinnte akademische und städtische Bürger haben sich, in Vertrauen und Hoffnung, kleine Feste ausgedacht; könnte man auf diesen Tag eine völlige Entscheidung ins Publikum bringen, so sind wir überzeugt daß alles auf einmal ein anderes Ansehen gewinnen und ein neuer Zustand sich herstellen würde.

Wir können nicht bergen daß man fortfährt unter Vorspiegelung eines nahen Untergangs Professoren, Privatdocenten, Repetenten, Studirende, mit Versprechungen zu sollicitiren um, bey der Rathlosigkeit einzelner Menschen, dadurch mehrere, wo nicht zu gewinnen, doch äußerst zu beunruhigen.

Daß bey dieser vorgeschlagenen Eile alles mit größter Vorsicht geschehen und das gegenwärtige, so[279] wie das künftige Beste bedacht werden solle, dürfen diejenigen versichern die sich mit Verehrung unterzeichnen

Ew. Durchl.

Weimar

unterthänigste treu gehosamste

am 31. Aug.

J. W. v. Goethe.

1803.

C. G. Voigt.


16/4704.


An Franz Ludwig von Hendrich

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeb.

haben Sich in diesen gefährlichen Augenblicken so wacker und patriotisch bewiesen, daß Ihnen jeder, dem die Erhaltung unserer so sehr bedrohten Akademie am Herzen liegt, nicht genugsam danken kann.

Dagegen finde ich mich in dem Fall Ihnen vorläufig zu melden daß Durchl. die Fortsetzung der allgemeinen Litteraturzeitung in Jena beschlossen haben und deßhalb eine Gesellschaft zuverlässiger Männer mit einem ausschließlichen Privilegium beehren werden. Zu Neujahr cessirt die gegenwärtige Entreprise gänzlich, der bisher bey derselben schon so thätige Herr Hofrath Eichstädt setzt die Redaction fort, und an lebhafter Mitwirkung von mehreren Seiten soll es nicht fehlen. Sagen Sie dieses allen treuen Bürgern der Akademie und Stadt, die sich[280] gewiß bey dem bevorstehenden Geburtsfeste unsres fürtrefflichen Fürsten auch der Wiedergeburt erfreuen werden, welche dem jenaischen Wesen in manchem Sinne bevorsteht.

Der Secretair Vulpius, welcher morgen hinüber kommt, wird manches umständlicher erzählen, so wie ich hoffen kann Sie, mein werthester Herr Major, Sonnabends bey mir absteigen zu sehen.

Der ich mit neuen Hoffnungen für unser gutes Jena die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Weimar am 31. August 1803.


16/4705.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Indem ich Ew. Wohlgeboren die in Ihrem Schreiben gewünschte Erklärung sogleich übersende, verspare ich über alles andre Freitags das Weitere zu sprechen.

Mein Einladungsbrief wird in dieser Stunde bei Ihnen angekommen sein.

W. d. 31. Aug. 1803.

Goethe.


16/4706.


An den Herzog Carl August

Als man, nicht ohne Überlegung, das kühne Wort aussprach: die allgemeine Litteraturzeitung in Jena fortsetzen zu wollen, sah man voraus daß, besonders[281] Anfangs, bey jedem Schritt Hindernisse entstehen würden, die sich einzeln wohl würden überwinden lassen.

Nachdem nun schon manches in kurzer Zeit beseitigt und eingeleitet ist; so tritt gleich eine Hauptfrage ein, mit welchen bedeutenden Männern man sich verbinden, wen man zur Theilnahme einladen wolle?

Es sey mir erlaubt von zwey derselben zunächst zu sprechen.

Der Präsident Herder ist durch seine Schriften, seinen Stand, seine Persönlichkeit in großem Ansehen durch ganz Deutschland. Ihn, der sich aus mancherley Ursachen und auf mancherley Weise zurückgezogen, glaubt man für das neue Institut gewinnen zu können, wenn Serenissimus die Gnade hätten die bisher verweigerte Anerkennung, bey seiner Rückkunft, aus dem Bade, zu gewähren. Unterzeichneter würde dadurch Gelegenheit erhalten ein, vor kurzem, wieder angeknüpftes altes freundschaftliches Verhältniß zu beleben und ihn mit dem neuen Institute zu befreunden.

Doctor Paulus ist der zweyte den man der Akademie und besonders auch dem Institut zu erhalten wünscht. Der Akademie, weil, nach seinem und Griesbachs Abgang, die Theologische Facultät selbst mit großen Kosten kaum wieder zu restauriren wäre; dem Institut, an dem er bisher den thätigsten Antheil genommen, indem er, bey seinen großen Einsichten in den alten und neuen Orient, eine sehr große Breite der Litteratur beherrscht und glücklich beurtheilt.

[282] Sein, von allen Seiten her, als unaufhaltsam geschilderter Abgang scheint mir noch zu hintertreiben, wenn Serenissimus geneigt wären, auf irgend eine Weise, ihm Fürsorge und Wohlwollen zu bezeigen.

Hofrath von Schiller, der mit ihm in sehr gutem Verhältnisse steht, könnte deßhalb einen unpräjudicirlichen Versuch machen.

In der gegenwärtigen Lage bleibt nichts übrig als die Akademie und Zubehör von allen Seiten zu bedenken, und sowohl die wissenschaftlichen als Landesherrlichen Kräfte sämmtlich aufzubieten. Ich sehe ein Vierteljahr von Mühe, Sorge, Verdruß und Gefahren vor mir, welche alle unnütz überstanden wurden, wenn nicht, von oben herein, die Hebel der Gaben, der Gunst, der Gnade, der Theilnahme gleichfalls angelegt würden.

Weimar am 1. Sept. 1803.

J. W. v. Goethe.


16/4707.


An den Herzog Carl August

Daß die Herren Abiturienten in Jena auch mich in ihre schmutzige Sache ziehen möchten giebt mich nicht Wunder, da sie zu Deckung ihrer Schande nach allen Seiten herumgreifen.

Mit meiner Unterhaltung mit Herrn Griesbach verhält es sich folgendermaßen:[283] Ich sah den würdigen, so sehr kranken Mann, täglich, früh, durch den Schloßhof fahren, um seiner Lehrer-Pflicht unausgesetzte Folge zu leisten. Da ich, bey meinem kurzen Aufenthalt und der großen Hitze, ihn in seinem Garten, wie ich sonst wohl thue, nicht besuchen konnte, ließ ich mich früh, als er herein gefahren war, bey ihm anmelden und ging um 9 Uhr, als sein erstes Collegium geendigt war, zu ihm hinüber. Ich wünschte ihm und uns zu seiner beharrlichen Thätigkeit Glück, worauf denn, natürlicher Weise, das Gespräch auf die gegenwärtige Lage der Akademie fiel. Ich erinnere mich einiger bedeutenden Stellen des Gesprächs recht gut und habe sogar seine eigentlichen Worte in einem Brief an Herrn von Ziegesar wiederholt gefunden; daß aber von der Versetzung der Litteraturzeitung nach Würzburg, auf irgend eine bedeutende Weise, die Rede gewesen, erinnere ich mich nicht; ja ich erinnere mich nicht einmal deutlich daß davon die Rede gewesen.

Nimmt man nun dazu daß seit geraumer Zeit zwischen Herrn Griesbach und mir kein officielles Verhältniß vorgefallen, so wie ich mich überhaupt seit geraumer Zeit nur als Freund der Wissenschaften und der verdienten Lehrer gerirt; ingleichen daß meines Gedenkens Herr Griesbach sein Verhältniß zur Litteraturzeitung gegen mich niemals verlauten lassen; so tritt der Ungrund jener Vorspiegelung noch mehr zu Tage.

[284] Ich füge noch einige Bemerkungen hinzu:

Dieser Besuch war keineswegs eine von Herrn Griesbach veranlaßte Zusammenkunft, wie es sich geziemt hätte, wenn derselbe mir irgend etwas officielles hätte communiciren wollen, sondern eine freundschaftliche, ich kann wohl sagen, herzliche Attention, den Tag vor meiner Abreise. Wie hätte denn Herr Griesbach diesen vorgeblichen Auftrag ausgerichtet, wenn ich abgereist wäre, ohne mich bey ihm melden zu lassen.

Mein Besuch geschah, wie ich aus meinem Tagbuch sehe, Montag den 10. August. In beyliegenden Acten sehe man fol. 9 einen Griesbachischen Brief vom 24. Aug. an Herrn Geheime Rath Voigt, als an die rechte Instanz. In diesem Briefe gerirt er sich aber mals keineswegs officiell, indem er etwa von Seiten der Unternehmer der Litteraturzeitung die Versetzung derselben nach Halle ankündigte; sondern er spricht aus den Zeitungen und giebt, als ein biederer Patriot, seine Besorgnisse zu erkennen. Er gedenkt mit keiner Sylbe einer, vor 14 Tagen, an mich gethanen officiellen Erklärung, wie es doch erforderlich gewesen wäre, so wenig als Herr Legationsrath Bertuch, indem derselbe am 25. Aug. die wirklich erste officielle Anzeige, bey Herrn Geheime Rath Voigt, anbringt, einer schon an mich gelangten erwähnt.

Nach diesem überlasse die Qualification der Loderischen Äußerungen höherem Ermessen und bedaure[285] nur, daß Männer, die ihre Zeit in Klätschereyen nicht zu verderben glauben, andere, die ihre Stunden besser anzuwenden wissen, zu einem ähnlichen Zeitverlust nöthigen dürfen.


Nachdem ich vorstehendes mit möglichster Sammlung dictirt, habe ich den Loderischen Aufsatz nochmals durchgelesen und kann die Indignation nicht bergen, welche die dreymalige Wiederholung des ganz grundlosen Vorgebens, der Officialität jener Zusammenkunft, in mir erregt. Wie mögen die übrigen Gründe der Entschuldigung beschaffen seyn, wenn ein Hauptgrund völlig erdichtet ist.

Man bemerke ferner das Insidiose der Äußerung, da sie zum erstenmal vorkommt. Es heißt: »Beyde Herren Directoren der allgemeinen Litteraturzeitung versicherten mich«. Wer sind die beyden Directoren? doch wohl Schütz und Bertuch? also nicht Herr Griesbach, also nicht etwa vorliegende Acten, belehrten den Schreiber. Zum gelindesten genommen erscheint hier die Loderische leichtsinnige Übereilung in ihrem höchsten Lichte.

Weimar am 1. Sept. 1803.

G.


16/4708.


An Christian Gottlob Voigt

Ich habe noch, mit Schiller und Niethammer, einige Stunden und zuletzt mit dem ersten allein, die[286] Angelegenheit durch, und abermal durchgesprochen, so daß ich sie, für heute Abend wenigstens, von Herzen satt habe. Das Resultat blieb immer: Wir können Kotzebue und Consorten nicht Lügen strafen, bis wir sagen können Paulus bleibt! Wir können die neue jenaische Litteraturzeitung nicht anzeigen, bis wir sagen können Paulus sitzt mit im Rath; denn alle übrige Protestationen und Redensarten helfen nichts.

Haben Sie die Güte baldigst zu sondiren was allenfalls für ihn geschehen könnte? die Art es an ihn zu bringen soll unverfänglich seyn, daß man sich keinem Refüs aussetzt.

Sobald wir uns sprechen, mehr von dem heutigen Colloquio, indessen wird auch das morgende seine Beyträge liefern. Ich habe noch immer die beste Hoffnung; aber ohne mächtige Mitwirkung von oben geht es doch nicht.

Indem ich wohl zu schlafen wünsche bitte ich um ein Paar Bände Münzbelustigungen deren bunter Inhalt mir sehr Noth thut.

Weimar am 1. Sept. 1803.

G.


16/4709.


An Sabine Wolff

Madame!

Es hat sich vor einiger Zeit ein junger Mann bey mir gemeldet und den Wunsch geäußert auf[287] unserm Theater angestellt zu seyn. Bey einer genauen Prüfung fand ich daß er nicht ohne Anlage sey und als ich mich näher nach seinen Lebens- und Familienumständen erkundigte, erfuhr ich dieselben besonders durch Ihren mütterlichen Brief vom 12. Aug. wodurch ich bewogen werde gegenwärtiges an Sie zu erlassen.

Der Schauspieler befindet sich bey uns keineswegs in der Lage wie etwa noch in Oberdeutschland. Er ist, so lange er sich zu dieser Kunst bekennt, weder von guter Gesellschaft, noch andern wünschenswerthen Verhältnissen ausgeschlossen; so wie er auch, wenn er sie verläßt, wohl Gelegenheit findet irgend eine bürgerliche Stelle zu bekleiden. Es kommt alles darauf an was er leistet, wie er sich beträgt und ob er sich beym Publikum Neigung und Achtung zu erwerben weiß.

In solchen und andern Rücksichten habe ich, nach wiederholtem Gespräch und vielfacher Überlegung, Herrn Wolf nicht abrathen können die Bühne zu betreten. Wird er sich einige Jahre, durch Fleiß, Betragen und Wirthschaftlichkeit, auszeichnen; so ist voraus zu sehen daß er, unter Begünstigung glücklicher Umstände, seiner Natur gemäß, ein zufriednes Leben führen werde.

Stille sowohl als brausende Leidenschaften, welche dem Menschen die Tage verbittern, sind in allen Ständen rege, wie Sie selbst in Ihrer Familie erfahren.[288] Aber glücklicherweise kann man sich auch in jedem Stande sittlich bearbeiten und bilden.

Gönnen Sie Ihrem Sohn fortan Ihre mütterliche Liebe und den Beystand, dessen er in der ersten Zeit noch bedarf, bis er sich, durch sein gesteigertes Talent, in eine bequemere Lage versetzen kann.

Ich wünsche daß Sie sich durch diese Betrachtungen beruhigt fühlen, um so mehr als ich versichern kann daß es nur von dem Betragen des jungen Mannes abhängen wird, bey uns in gutem Verhältniß zu stehen und zu bleiben.

Weimar d. 1. Sept. 1803.

J. W. v. Goethe.


16/4710.


An den Herzog Carl August

[Concept.]

Nachdem sich die Hoffnung, die Jenaische Litteraturzeitung zu erhalten und gewissermaßen wieder herzustellen, täglich vermehrt; so ist es Pflicht zuförderst sich nach solchen Männern umzusehen, deren wissenschaftliches Gewicht die Schaale des neuen Instituts begünstigte.

Wir konnten uns in Deutschland nicht umher sehen ohne zunächst Herrn von Zach zu erblicken, dessen Nahme, (um uns, der Kürze willen einer vielleicht nie so adäquat gebrauchten Formel zu bedienen) anstatt einer großen Lobrede gilt.

[289] Möchte derselbe, von seinen großen angeborenen und erworbenen Mitteln, der neuen Anstalt einiges freygebig zufließen lassen! möchte er das wissenschaftlich bedeutende und treffliche, was er zu verbreiten wünscht, in den Weg gedachter neuen Zeitung leiten, möchte er die Männer anzeigen, auf deren Urtheil in dem weiten Felde das er übersieht am meisten zu trauen seyn dürfte; so würde jene Angelegenheit, welche Ew. Durchl. ganzes Interesse erregt, höchlich gefördert werden.

Geruhen Ew. Durchl. diese frommen Wünsche, nach Ihro schönem Verhältniß zu Herrn von Zach, bestens zu unterstützen; so wird Unterzeichneter, bey günstiger Äußerung, den verehrten Mann selbst begrüßen und das nähere mit Freuden anzeigen und vernehmen.

Der ich dieses Geschäft und mich zu Gnaden empfehle.

W. d. 4. Sept. 1803.


16/4711.


An Johannes von Müller

Hochwohlgeborener

Hochzuverehrender Herr

Von Euer Hochwohlgeboren habe seit unsrer frohen Zusammenkunft in Zürch nichts unmittelbar vernommen, Destomehr kann ich sagen, daß ich mittelbar in Verhältniß zu Denenselben geblieben bin.

[290] Vielleicht sollte ich der Briefe nicht gedenken, welche ohne, ja wider Ihren Willen in's Publikum gekommen sind; allein für diejenigen war es eine große Gabe, die den Mann, der soviel geleistet, in der Fülle jugendlichen Strebens nach unendlicher Breite und Höhe zu bewundern fähig waren.

Auch gegenwärtig, da mein Freund der Hofrath von Schiller, der sich Ihnen bestens empfiehlt, die Legende von Tell, als Tragödie, zu bearbeiten unternommen, war sein Erstes, sich mit Ihrer Schweizergeschichte bekannt zu machen und mir Theil an seinen Studien zu vergönnen. Wer kann den Geschichtschreiber mehr schätzen als der Dichter, der Stoff zu seinen Arbeitenaufsucht! Wer kann den glücklich bearbeiteten Stoff, der ihm entgegen gebracht wird, von dem rohen besser unterscheiden!

Füg' ich nun hinzu, daß ich von dem wackern Professor Sartorius vor einiger Zeit vernommen, daß Sie ihm bei seiner traurigen Krankheit in der Kaiserstadt mit leiblicher und geistiger Hülfe die beste Erquickung geleistet; so darf ich wohl behaupten, daß Sie mir immer gegenwärtig geblieben sind.

Mit desto mehrerem Zutrauen wage ich daher, Sie um Theilnahme in einer Angelegenheit zu bitten, welche mir sehr am Herzen liegt.

Professor Schütz zu Jena hat sich durch die bedeutenden Vortheile, welche demselben unter Beding, einer Wandrung nach Halle dargeboten worden, bewegen lassen, den letzten Ort zu seinem Aufenthalt[291] zu wählen; dadurch wird das Band der Jenaischen Litteraturzeitung zerrissen, und es ist Pflicht, bald wieder ein neues zu ähnlichen Zwecken zu knüpfen.

Es hat sich deshalb die eminente Majorität Weimarischer und Jenaischer Gelehrten und Gelahrtheitsgenossen mit Eifer ein solches Werk zu unternehmen verbunden. Ew. werden die Schwierigkeiten dabei mit einem Blick übersehen, ohne daß ich sie umständlich aufzähle, und mit mir zugleich einstimmen, daß die neue Societät nichts angelegners haben kann, als genialische, wissenschaftlich gründliche, verdient berühmte Männer zu einiger Theilnahme aufzufordern.

Wo treffen diese und noch so manche andre Eigenschaften in schönerem Gleichgewicht zusammen, als bei Euer Hochwohlgeboren! Welch Verdienst würden Sie Sich durch Geneigtheit um uns, Ihre wahren Verehrer, erwerben, und vorzüglich den Dank des besten Fürsten verdienen, dem an Erhaltung und Beförderung alles Guten soviel gelegen ist, und der Sie seit sovielen Jahren kennen und schätzen gelernt hat. Dürfte ich daher in allen diesen Rücksichten anfragen, ob Ihnen vielleicht ein neueres historisches Werk im Sinne schwebt, worüber Sie öffentlich Ihre Meinung zu sagen geneigt wären? Dürfte ich Sie an unsers Freundes Sartorius Geschichte des hanseatischen Bundes erinnern? Dürft' ich um gefällige baldige Antwort bitten, ob wir uns eines so köstlichen[292] Beitrags vielleicht vor Schluß des Jahrs erfreuen dürften? wobei ich denn immer noch um Vergebung einer solchen Zudringlichkeit bitten muß, so wie ich mich kaum bei einem unschätzbaren Gegenstand eines Preises zu erwähnen getraue.

Ich schließe diesen Brief mit der freudigen Empfindung, daß Vorfälle, die sonst manches Unangenehme haben, mir Gelegenheit geben, ungeheuchelte Gesinnungen, die ich so lange hege, Denenselben aufrichtig darzubringen; der ich mich in Hoffnung künftig fortzusetzender Verhältnisse die Ehre habe zu unterzeichnen

Euer Hochwohlgeboren ganz

gehorsamsten Diener

Weimar d. 4. Sept. 1803

J. W. v. Goethe.


16/4712.


An August Wilhelm Schlegel

Für so manches Gute und Angenehme habe ich Ihnen noch nicht gedankt, nicht für Jon, nicht für Calderon. Ein angefangner Brief liegt schon lange da und Muße zum Briefschreiben kommt nie wenn man sie erwartet. Nun regt eine äußere Veranlassung mich auf, Ihnen zu schreiben, eine alte Schuld abzutragen und neue Verhältnisse anzuknüpfen.

Das alte Band der jenaischen Litteraturzeitung löst sich auf, neue müssen geknüpft werden und ich[293] mag wohl, um des allgemeinen Besten willen, aus meiner Ruhe heraus treten und mit an einem neuen Institut Theil nehmen, wozu sich alles was wacker und tüchtig bey uns ist, zu versammeln verspricht.

Sage ich Ihnen daß man auch Ihre Theilnahme aus der Ferne wünscht; so vernehmen Sie nichts unerwartetes. Ihr Geist, der sich, in Production sowohl, als Urtheil, thätig zeigt, wird sich gewiß zu einer Anstalt neigen, die nicht sowohl Zerstreutes versammeln, als das was von Natur zusammen gehört, vereinigen möchte.

Haben Sie daher die Güte mir vorläufig zu schreiben: ob, und in wie fern Sie beyzutreten gedenken? ob Ihnen Bücher im Sinne schweben über welche Sie Ihr Urtheil sagen möchten und ob wir noch manches vor Weihnachten erwarten dürften?

Sobald ich Ihre Gesinnung näher weiß schreibe ich weitläufiger und freue mich zum Voraus darauf, daß dieser Anlaß unsere Correspondenz beleben wird, welche, selbst unter Gleichgesinnten, ohne besonderes Interesse, gewöhnlich ermattet.

Sie haben unter Ihren Freunden gewiß noch manchen jungen Mann, der, mit schönen Talenten und Kenntnissen, einen vorschreitenden Geist und mäßige Gesinnungen verbindet; wollten Sie mir wohl Nahmen und nähere Verhältnisse bekannt machen.

Der ich für dießmal schließe, recht wohl zu leben wünsche und mich bestens empfehle.

[294] Wenn Sie an Ihren Herrn Bruder nach Paris schreiben, so grüßen Sie ihn schönstens von mir. Auch ihm bin ich einen Brief schuldig und wohin bin ich nicht Briefe schuldig!

Weimar am 5. Sept. 1803.

Goethe.


16/4713.


An Nikolaus Meyer

Die Nachricht, werthester Herr Doctor, von Ihrer so zweckmäßigen als angenehmen Thätigkeit hat uns, da wir immer viel Theil an Ihnen nehmen, besonders erfreut. Wir wünschen nur zu hören, daß Sie durch diese viele Mühe, wo nicht ökonomischen Vortheil, doch die Zufriedenheit, die Zuneigung und das Zutrauen Ihrer Landsleute gewinnen mögen.

Nun einige Anfragen und Bitten. Sie haben von Nürnberg eine Anzahl kupferne Münzen mitgebracht und neulich davon meinem August eine ansehnliche Parthie zugeschickt, worunter sich mehrere befanden, welche zur Kunstgeschichte des funfzehnten und sechszehnten Jahrhunderts lehrreichen Beytrag liefern. Indessen haben wir, aus einer nürnbergischen Auction, beynahe Tausend Stück erhalten und hierdurch, so wie durch die Freygebigkeit verschiedener Freunde, hat sich ein sehr lehrreiches Cabinet zusammengebildet. Fänden sich nun unter den Ihrigen noch Stücke aus gedachten beyden Jahrhunderten und Sie hätten, wie ich aus[295] der Sendung an August vermuthe, an diesen Gegenständen kein weiteres Interesse, so wollte ich um gefällige Nachricht und allenfalls um Übersendung derselben bitten, wogegen ich sehr gerne etwas Ihren Wünschen und Liebhabereyen Gemäßes erstatten werde.

Eine zweyte Gefälligkeit, um die ich Sie ersuche, besteht in folgendem: Herr Hofrath Schütz begiebt sich nach Halle, um dort eine Litteraturzeitung zu schreiben. Die eminente Majorität der weimarischen und jenaischen Gelehrten hat sich sogleich vereinigt, um in Jena ein ähnliches Blatt herauszugeben, und sie haben sich daher unter den würdigsten, den Wissenschaften ergebenen Männern umzusehen und sich ihre Theilnahme zu erbitten. Möchten Sie wohl, werther Herr Doctor, die Herren Schröter und Olbers für diese Anstalt interessiren und noch etwa andere Freunde zu derselben einladen uns mit wissenschaftlichen Nachrichten und Urtheilen zu beehren. Wollten Sie sich selbst dabey auf irgend eine Weise thätig bezeigen, so wird es zu wechselseitigen Vortheilen gereichen können. Wenn Sie gedachte und ähnliche Männer vorbereitet haben und mir ihren guten Willen ankündigen, so werde ich ihnen selbst schreiben und in nähere Verbindung mit ihnen zu treten suchen. Es sollte mir sehr angenehm seyn auf diese Weise mit mehrern Ihrer Landsleute in Verbindung zu kommen, um dadurch noch nähern Anlaß zu finden künftigen[296] Sommer Ihren freundschaftlichen Einladungen Folge zu leisten.

Der ich mit vielen Empfehlungen der Meinigen recht wohl und vergnügt zu leben wünsche.

Weimar am 6. Sept. 1803.

G.

Es steht auch die angeschaffte Mandoline schon lange wohl eingepackt bey uns. Vielleicht wissen Sie einen baldigen Anlaß zu geben daß dieses Instrument zu Ihnen transportirt werde.


16/4714.


An Friedrich Schiller

Heute ist es das erstemal daß mir die Sache Spaß macht. Sie sollten den Wust von widersprechenden und streitenden Nachrichten sehen! ich lasse alles heften und regalire Sie vielleicht einmal damit, wenn alles vorbey ist. Nur in einem solchen Moment kann man am Moment Interesse finden. Nach meinem Nilmesser kann die Verwirrung nur um einige Grade höher steigen, nachher setzt sich der ganze Quark wieder nach und nach und die Landleute mögen dann säen! Ich freue mich Ihrer Theilnehmung und sehe Sie bald.

Weimar d. 6. Sept. 1803.

G.[297]


16/4715.


An Johann August Reichardt

[Concept.]

[etwa 6. September.]

Bey dem zurückkommenden Aufsatz, welcher im Ganzen gut und zweckmäßig gefaßt ist, wäre folgendes zu bemerken:

ad 1. Wäre wohl die unterstrichene Stelle wegzulassen, weil zwar Herrn Hofrath Eichstädt, auf den Fall daß er in Jena verbleiben und bey der fortgesetzten Litteraturzeitung sich thätig erweisen würde, wünschenswerthe Versicherungen zugegangen; allein die Übertragung einer Stelle kann nur bey Organisation des Ganzen, durch die eigentlichen Theilnehmer geschehen.

ad 6. Diesen Paragraph wünscht man folgendermaßen gefaßt:

Wenn nun die hiesigen medicinischen Anstalten, durch das, nicht blos für die Aufbewahrung, sondern zugleich für die Kur der Kranken errichtete Irrenhaus, einen neuen Umfang gewinnen, wenn das naturhistorische Museum, besonders im mineralogischen Fache, bedeutend erweitert worden, wenn die ehemalige Büttnerische Bibliothek im Herzogl. Schlosse geordnet, ein besonderes Botanisches Museum im Fürstengarten errichtet wird, wenn sich eine nahe Aussicht auf ein Seminarium philologicum, dessen Stelle bisher die erneuerte lateinische Gesellschaft[298] vertrat, nicht weniger auf ein Prediger- und Schulmeister-Seminarium zeigt; so gehet auf das deutlichste hervor daß es unserer Akademie weder an Thätigkeit noch an Antheil fehle. Wie wir denn auch noch mehrern und größern großmüthigen Unterstützungen der Durchlauchtigsten Herren Ernährer der Akademie zuversichtlich entgegen sehen.


16/4716.


An Friedrich Immanuel Niethammer

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

danke zum besten für den lebhaften Antheil, an dem gegenwärtigen Vornehmen. Erhalten Sie denselben und überzeugen sich daß man die Mitwirkung wohl denkender Männer, zu einem so schönen Zwecke, wünscht, und ihr auf jede Weise entgegen gehen wird.

Möchten Sie mir nicht einige neuere, in der Litteraturzeitung bisher noch nicht recensirte Werke, aus Ihrem Fache, nennen, welche Sie zu recensiren geneigt waren. Ersuchen Sie Herrn Prof. Thibaut in meinem Nahmen um ein gleiches, mit vielen Empfehlungen, und versichern Sie jeden, der einiges Vertrauen in mich setzen mag daß ich mich dieser neuen Anstalt nach allen Kräften annehmen werde.

Weimar am 7. Sept. 1803.[299]


16/4717.


An Friedrich August Wolf

[Concept.]

[etwa 7. September.]

Also sind Sie wirklich wieder zu Hause angekommen, ich habe es lange nicht glauben wollen weil ich der Hoffnung so leicht nicht entsagen konnte Sie bey uns zu sehen. Ihr Zimmer war bereit und auch schon für Ihre Gesellschaft gesorgt. In wie vielem Betracht wäre mir Ihre Ankunft wichtig gewesen.

Indessen bin ich ganz unerwartet auf eine eigne Weise mit Ihnen verwandt geworden. Herr Riemer, der mit Herrn Prof. Fernow aus Rom gekommen, hat sich entschlossen diesen Winter bey uns zu bleiben und besonders den Unterricht meines Knaben im Griechischen und Lateinischen über sich zu nehmen. Sie kennen den lebhaften Knaben und wissen daß es mit seiner Kenntniß der alten Sprachen nicht sonderlich aussah, worüber ich zwar bisher manche Sorge hatte, dem Übel aber nicht abhelfen konnte. Nun glaube ich geborgen zu seyn und auch für mich persönlich nicht wenigen Vortheil von diesem Umgang zu haben.

Schon wird es Ihnen bekannt seyn daß wir durch den Abgang des Herrn Hofrath Schütz nach Halle genöthigt worden in Jena auch eine allgemeine Litteraturzeitung zu unternehmen. Auch ich muß[300] mich von hier aus verinteressiren, denn in dem Fall, in welchem wir uns befinden, wird wohl niemand von treuen, an einem Zustand haltenden Personen zurück bleiben sondern seine Kräfte gern hergeben um ein Übel abzuwenden und ein Gutes zu gründen.

Kann sich ein neues Institut gegenwärtig der Art empfehlen so muß es dadurch geschehen, daß es in den gegenwärtigen Zustand der Wissenschaften eingreift und sich vor parteyischen Retardationen und Anticipationen hütet.

Mögen Sie mir über Ihr Fach, das Sie so ganz durchschauen, mit Ihrer gewöhnlichen Großheit und Freymüthigkeit ein bedeutendes Wort sagen so wird es bey mir um so eher fruchten als ich im Falle bin durch den Umgang mit Ihrem würdigen Schüler gewiß in Ihren Sinn einzudringen.

Ich lebe der Hoffnung daß uns irgend ein günstiger Stern zusammen führen und ein immer wachsendes Interesse an wahrer Wissenschaft und Kunst uns immer näher verbinden wird.

Lassen Sie die Pausen unserer Correspondenz künftig nicht so lange dauern und das gewiß immer fortwährende stille Andenken in ein lautes und erweckendes verwandeln.[301]


16/4718.


An Carl Wilhelm Stark

Ew. Wohlgeb.

kann heute nur mit wenig Worten versichern, daß ich mich des Geschäfts, die allgemeine Litteraturzeitung betr., mit Eifer annehme und den besten Erfolg hoffe.

Was die übrigen Academica betrifft, so bitte solche an Herrn Geh. Rath Voigt direct gelangen zu lassen, da derselbe den Vortrag in akademischen Sachen hat und ich von der Folge des Geschäftsganges nicht unterrichtet bin, ob ich gleich Gelegenheit habe, von Zeit zu Zeit etwas davon zu vernehmen und allenfalls meine Gedanken über die Lage der Dinge zu eröffnen. Der ich, Ihnen und der Akademie alles Gute wünschend, die Ehre habe mich zu unterzeichnen

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

Weimar am 8. Sept. 1803.

J. W. v. Goethe


16/4719.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Wenn Herrn Frommann und Ihnen, mein werthester Herr Riemer, aus einem achttägigen Aufenthalt in Jena Vergnügen und Nutzen erwachsen kann so ist es auch mir sehr angenehm, ob ich gleich die[302] Ungeduld des kleinen Schülers kaum zu mildern weiß, der mit Leidenschaft seinen neuen Lehrer erwartet.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 10. Sept. 1803.

Goethe.


16/4720.


An Friedrich Schiller

Schreiben Sie mir doch wie Sie sich befinden und ob Sie heute Abend ins Schauspiel gehen können, ich sehe Sie heute auf alle Fälle. Indessen bitte ich um Ihren Rath. Indem ich daran denke Humboldten etwas freundliches zu erzeigen, so fällt mir ein ihm die natürliche Tochter stückweise zu schicken. Zugleich aber auch das Bedenken daß der Verlust eines Kindes der Gegenstand ist. Soll man hoffen durch die nachgeahmten Schmerzen die wahren zu lindern oder soll man sich vor dem stoffartigen Eindruck fürchten?

Ich wünsche zu hören daß Sie wieder wohl sind.

Weimar am 17. Sept. 03.

G.


16/4721.


An Johann Friedrich Blumenbach

Ew. Wohlgeb.

sagt Herr Geheime Rath Voigt mit mir recht vielen Dank, für das Musterstück des athmosphärischen Steins.

[303] Ich lege dagegen manches zusammen, was früher oder später aufwarten soll.

Meines Augusts weitläufigen Brief nehmen Sie als einen Beweis seines guten Willens Ihnen, in so bedenklicher Zeit, einen heiteren Augenblick zu bereiten.

Bleiben Sie unsers lebhaften Antheils gewiß und lassen von Zeit zu Zeit etwas von sich hören.

Weimar

Ew. Wohlgeb.

am 17. Sept.

ganz ergebenster Diener

1803.

J. W. v. Goethe


16/4722.


An Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. haben bey dem freundlichen Besuche mit dem Sie uns auf Ihrer Durchreise beehrt, einer alten bronzenen Medaille erwähnt, welche auf das Florentiner Concilium verfertigt worden und sich in Florenz verkäuflich befindet.

Sollten Dieselben etwa eine nähere Beschreibung in Ihren Papieren finden; so wollte ich darum gebeten haben, so wie um den Nahmen des Besitzers indem ich, durch Herrn Hackert, die Negotiation allenfalls erneuern könnte.

Herr Fernow ist diese Tage angekommen mit einem Fieber, das er glücklicherweise in Weimar verlor. Ich wünsche daß dieser brave Mann sich bald[304] bey uns völlig erholen und sich einer lebhaften Thätigkeit erfreuen möge so wie ich den aufrichtigen Wunsch hege daß Ew. Wohlgeb. sich bey Ihrer Versetzung aus dem lieben und jetzt so traurigen Süden recht wohl befinden und in Ihren neuen Verhältnissen recht zufrieden leben mögen.

Der ich unter vielen Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin, meine werthe Landsmännin, mich mit besonderer Hochachtung unterzeichne.

Weimar am 17. Sept. 1803.


16/4723.


An Marianne von Eybenberg

[Concept.]

[18. September.]

Sie haben, wertheste Freundin, in einem Ihrer Briefe etwas von meinen Zeichnungen verlangt, nun habe ich aber leider niemals gezeichnet sondern nur nach der Natur und der Idee gepfuscht. So lange ich nicht wußte worauf es ankam gab ich mir Mühe, jetzt da ich's weiß erschrecke ich vor jedem weißen Blatt Papier.

Indessen findet sich eine Gelegenheit daß ich Ihnen ein Blättchen zuschicken kann durch ein Paar Freunde die mit der Intention abreisen nach Wien zu gehen. Es ist ein schon bejahrter Engländer, Mr. Gore, und Geheime Rath von Einsiedel, Oberhofmeister bey der Herzogin Mutter. Letzterer hat auch das Blatt übernommen[305] und wird, wenn Sie indessen etwas für mich ausgelegt haben, meine Schuld abtragen und wenn Sie von den pierre de stras angeschafft haben, diese blinkende Waare gern mit zurück nehmen um sie zur rechten Opern- und Theaterzeit hierher zu bringen.

Gedruckte kleine Waare sollen Sie von mir auch bald erhalten, der ich gute Aufnahme zum voraus er bitte.

Leben Sie recht wohl und wenn die Freunde ankommen geben Sie mir doch einige Nachricht, zugleich auch ja von Ihrem Befinden und was es in dem großen herrlichen Wien sonst Neues giebt.


16/4724.


An Derling

[Concept.]

[18. September.]

Wohlgeborner

Insonders Hochgeehrtester Herr.

Aus Ew. Wohlgeb. gefälligem Schreiben habe ich, mit Vergnügen, gesehen, daß dieselben den Vertrieb der jenaischen Litt. Zeitung zu begünstigen geneigt sind. Ich habe daher sogleich diese Gesinnung den eigentlichen beyden Unternehmern Herrn Hofr. Eichstädt und Herrn Commissions Rath Heun bekannt gemacht und ersuche Ew. Wohlgeb. sich mit gedachten Männern in ein unmittelbares Verhältniß zu setzen.

[306] Der ich übrigens, zu gefälligen Diensten bereit, die Ehre habe mich mit besonderer Hochachtung zu unterzeichnen.


16/4725.


An Christian Gottlob Voigt

Beyliegendes Concept der Vorstellung erhalte ich so eben von Jena. Es scheint mir im Ganzen recht gut und zweckmäßig und beyderseitigen Planen und Wünschen gemäß. Einige Bemerkungen über einzelne Stellen communicire, wenn Sie erlauben daß ich halb 9 Uhr aufwarte und glückliche Reise wünsche.

Weimar am 19. Sept. 1803.

G.


16/4726.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

danke für die Mittheilung des im Ganzen sehr gut und zweckmäßig gefaßten Schreibens und werde solches mit einigen kleinen Bemerkungen Mittwoch durch die Boten zurückschicken, zugleich auch wegen des mir mitgetheilten Nahmensverzeichnisses das Umständlichere zu erkennen geben.

Der ich mit besten Wünschen für das unternommene Geschäft mich mit besonderer Hochachtung unterzeichne.

Weimar

Ew. Wohlgeb.

am 19. Sept.

ergebenster Diener

1803.

J. W. v. Goethe.[307]


16/4727.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren übersende das Concept hierbei; es ist vollkommen zweckmäßig, nur habe ich eine Stelle zu verändern räthlicher gefunden, wie ein beigestecktes Blatt andeutet. Morgen Abend mit der Post melde ich einiges von Recensenten und noch nicht recensirten bedeutenden Büchern. Professor Meyer sorgt vor die Siegel.

Alles Gute wünschend, unterzeichne ich mich mit vorzüglicher Hochachtung

Ew. Wohlgeboren

Weimar

ganz ergebenster Diener

am 21. September 1803.

J. W. v. Goethe.


16/4728.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Recensenten betreffend.

Berlin.

1. Rath Schlegel.hat günstig geantwortet,

wäre einzuladen

2. Professor Bernhardi.Philosoph. Sprachlehre,

Kunsttheorie. Einzula-

den mit Bezug auf mich.

3. Professor Fichte.Gleichfalls.

4. Geheimer Kriegs-Gleichfalls. Antiquitäten,

rath Uhden. besonders in Bezug auf

Kunst.[308]

5. Architekt Genelli.Einzuladen; habe ihn be-

grüßen lassen.

6. Zelter.Einzuladen; hat mir schon

günstig geantwortet.

Stolpe in Pommern.

7. HofpredigerSpeculative, besonders

Schleiermacher. praktische Philosophie,

philosophische Geschich-

te, einige Theile der

Theologie; einzuladen

mit Bezugauf mich.

Halle.

8. Professor Wolff.Erwarte Antwort auf

einen Brief.

9. Musikdirector Türk.Einzuladen.

10. KapellmeisterGleichfalls.

Reichardt.

Leipzig.

11. Rath Rochlitz.Im musikalisch-theore-

tisch-ästhetischen Fache,

etwa in acht Tagen

einzuladen; werde ihn

indessen vorbereiten.

Wien.

12. Staatsrath v. Müller.Erwarte Antwort;

indessen einzuladen.

13. Hofrath Gentz.Einzuladen; werde

nächstens schreiben.[309]

Regensburg.

14. von Globig.Wünsche, daß mit der

Einladung innegehalten

würde, weil ich hier in

Weimar einen fürtreff-

lichen Mann für dieses

Fach interessieren

möchte.

Frankfurt a.M.

15. Resident v.Wäre einzuladen; werde

Schwarzkopf. ihn begrüßen lassen.

Rom.

16. von Humboldt.Werde nächstens an den-

selben schreiben.

Weimar

17. Hofrath v. Schiller.

18. Geheimer Assistenz-Publica.

rath Thon.

19. Regierungsrath Voigt.

20. Professor Meyer.

21. KammerjunkerCameralia, Technologie,

v. Herda. Berg- und Salzwerke.

22. Doctor Hunnius.Medicin.

23. Assessor Weyland.Französische Literatur:

24. Rath Falk.

25. Riemer.Allgemeine Grammatik,

besonders griechische

und lateinische.

(Die Einladungsschreiben an die Herren in Weimar könnten mir zugeschickt werden, damit ich sie mit einem freundlichen Empfehlungsschreiben übergäbe.)[310]

Jena.

26. Doctor Niethammer.

27. Professor Fernow.

Paris

28. Mendelssohn.Ist mir als Correspondent

in Paris Empfohlen; er

wird ehestens durch Wei-

mar gehen, wo man ihn

näher kennen lernt.


16/4729.


An Johann Gottfried Herder

Zur glücklichen Wiederkehr wünsche Glück! Möge Bade- und Reisekur guten Erfolg haben!

Deiner Angelegenheit ist indessen auch gedacht worden. Hier das Resultat:

Du unterzeichnest dich bey Expeditionen mit dem adelichen praefixo, die Canzeleyen werden angewiesen, dich gleichmäßig zu ehren. Hierdurch wird der gewünschte Effeckt erreicht, nur daß die Operation nicht durch Rescripte geschieht, aus Gründen die bisher der ganzen Sache im Wege standen.

Möge dir hierdurch etwas angenehmes geschehen! Alles kann bey Seren. Wiederkunft sogleich berichtigt werden.

Nächstens mehr, wenn ich komme mich deines Wohlbefindens zu freuen.

Der Deine

W. d. 22. Sept. 1803.

Goethe.[311]


16/4730.


An Friedrich Schiller

Möchten Sie wohl beykommendes Blatt an Fichten abgehen lassen? Leider steht die ganze Sache nicht erfreulich, Fichte steht bey seinem großen Verstande noch im Wahn, als könnte man vor Gericht auf seine eigne Weise Recht behalten, da es doch daselbst hauptsächlich auf gewisse Formen ankommt. Auch ist, wie Sie aus dem Blättchen sehen werden, Salzmann, der von Grund aus nichts taugt, abzuschaffen. Mich verlangt sehr Sie zu sehen. Möchten Sie wohl bey dem schönen Tage heute Mittag mit nach Tiefurt fahren? ich habe mich anmelden lassen und man wird Sie gewiß auch sehr gerne sehen, ich würde nach 12 Uhr kommen um Sie abzuholen.

Weimar am 23. Sept. 1803.

G.


16/4731.


An Friedrich Schiller

Mit einer sehr unerfreulichen modernen Römerin sende ich Ihnen einen interessanten Brief von Johannes Müller und frage an, ob wir uns diesen Nachmittag etwa irgendwo begegnen können. Um 6 Uhr ist Hauptprobe vom Julius Cäsar.

Weimar am 30. Sept. 1803.

G.[312]


16/4732.


An Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher

[Concept.]

[September oder October.]

– – – – – – – – – – – – –

gebracht hätte, gelegentlich, äußere; da ich selbst meine früheren Bemühungen, schon längst, aus mancherley Ursachen, zu unterbrechen genöthigt war. Ich darf einen solchen Wunsch um so mehr äußern, als sich gegenwärtig eine Gelegenheit findet mit Männern denen es Ernst um Wissenschaft ist, in ein näheres Verhältniß zu treten.

Die Versetzung des Herrn Hofrath Schütz nach Halle bringt eine Veränderung in der Redaction der jenaischen Litteraturzeitung hervor.

Eine Gesellschaft jenaischer und weimarischer Gelehrten haben sich vereinigt, um jenes Blatt mit allem Ernst fortzusetzen, oder vielmehr zu erneuern, sie laden daher würdige, deutsche Männer ein, sich mit ihnen zu verbinden, zu allem was die Wissenschaften wahrhaft fördern kann.

Möchten Ew. Hochwürden durch Nachrichten und Urtheile, oder auf irgend sonst eine Weise, Theil an diesem Institut nehmen; so würde die Gesellschaft sichs zur Ehre rechnen.

Ein scharfsinniger Mann, der originelle Blicke in viele Fächer hinwirft, findet, besonders in unserm Vaterlande, gar manches Hinderniß das ihm wenigstens[313] die Freude der Mittheilung verdirbt; ein geistreicheres Ausland ist dagegen oft gerechter. Jede Gelegenheit zu Rectificationen und Recapitulationen kann daher erwünscht seyn.

Vielleicht interessirt Sie gegenwärtig irgend ein Buch, welches Sie anzeigen möchten, es sey einheimisch, oder gehöre unsern lebhaften Nachbarn an. Könnten wir wohl eine solche Recension vor Weihnachten erwarten?

Wüßten Sie übrigens noch einige ernstgesinnte deutsche Männer, deren Mitwirkung das Institut consolidiren dürfte; so bitte solche mir zu nennen und auf eine directe Einladung vorzubereiten.

Verzeihen Sie daß ich mich zu meinen Briefen einer fremden Hand bediene, da mir das eigenhändige Schreiben sehr beschwerlich und in einer gewissen Folge fast unmöglich wird.


16/4733.


An Friedrich Schiller

Ich habe mich sehr über das gestern geleistete gefreut, am meisten durch Ihre Theilnahme. Bey der nächsten Vorstellung schon hoffe ich die Erscheinung zu steigern, es ist ein großer Schritt, den wir gleich zu Anfang des Winters thun.

Ich will gern gestehn, daß ich es auch in dem Sinn unternahm Ihre wichtige Arbeit zu fördern;[314] für mein Vornehmen habe ich auch schon Vortheil daraus gezogen.

Ein Blatt an Trabitius liegt bey. Möge Ihnen das einsame Zimmer recht gute Stimmung geben.

Die zwey Bände Bücherkatalog erhält die akademische Bibliothek zurück, wogegen ich einen ausgestellten Zettel erhalte.

Leben Sie bestens wohl.

Weimar am 2. Oct. 1803.

G.


16/4734.


An August Wilhelm Schlegel

Weimar am 2. Octbr. 1803.

Die Beylagen werden mich genugsam entschuldigen, wenn ich auf Ihre theilnehmende Briefe nicht schneller antwortete, ja wenn ich heute nur einen flüchtigen Laut von mir hören lasse.

Seit einigen Wochen bin ich mit der Ausstellung beschäftigt, deren Einrichtung immer viel Mühe macht, die Abende habe ich meist dem Cäsar gewidmet, um ihn, im einzelnen und im ganzen, zu probiren. Ich habe mich recht gesammelt, mit völligem Bewußtseyn diese schwierige Unternehmung zu leiten, und ich kann sagen daß alle, die dabey zu thun haben, sich nach Vermögen bestrebten mit dem Autor und Übersetzer zu wetteifern.

[315] So eben erhalte ich ein Billet von Freund Schillern und lasse ihn sprechen:


Diesen Vormittag gehe ich nach Jena. Ich nehme einen großen Eindruck mit und über 8 Tage bey der zweyten Vorstellung werde ich Ihnen etwas darüber sagen können. Es ist keine Frage daß der Julius Cäsar alle Eigenschaften hat um ein Pfeiler des Theaters zu werden. Interessante Handlung, Abwechslung und Reichthum, Gewalt der Leidenschaft und sinnliches Leben vis a vis des Publikums- und der Kunst gegenüber hat er alles was man wünscht und braucht. Alle Mühe, die man also noch daran wendet ist ein reiner Gewinn und die wachsende Vollkommenheit bey der Vorstellung dieses Stücks muß zugleich die Fortschritte unsers Theaters zu bezeichnen dienen.


Wie gern möchte ich Sie nun bald mit diesem Stück bewirthen um es durch Ihre Gegenwart, Berathung und Theilnahme immer weiter zu steigern.

Wie Sie uns besuchen, so gewinnen wir für das kritische Institut sehr viel; denn schreiben läßt sich warlich jetzt nicht was man über die Lage unserer Litteratur denkt.

Schreiben Sie mir voraus wann Sie einzutreffen denken? kann ich Sie nicht selbst logiren; so besorge ich Ihnen ein Quartier in der Nähe und an meinem Tisch sollen Sie immer heitere Gesellschaft finden. Bis dahin sey manches verspart. Heute nur noch so viel:

Haben Sie ja die Gefälligkeit Herrn Steffens zu ersuchen daß er bald die Reihe Schriften anzeigt,[316] welche er nachzuholen und zu beurtheilen geneigt ist. Sobald ich nur ein wenig zur Besinnung komme schicke ich einen Brief für ihn. Es thut mir sehr leid ihn nicht gesprochen zu haben.

Dank für die Blumensträuße! Es sind wirklich Erscheinungen aus einer andern Welt.

Wenn Sie zu uns kommen hoffe ich Ihnen wenigstens einige Scenen aus dem Calderon bey verschlossenen Thüren sehen zu lassen. Ich habe didaskalische Stunden eingeleitet, die mir viel Vergnügen gewähren und wodurch die öffentlichen Vorstellungen sehr gewinnen. So habe ich seit acht Wochen drey Junge Leute, die noch nie oder kaum auf dem Theater gewesen, dergestalt zugerichtet, daß sie im Cäsar ein lingend auftreten konnten. Ohne diese Vorbereitung wäre diese Vorstellung unmöglich gewesen.

G.


16/4735.


An August Wilhelm Schlegel

Weimar am 2. Octobr. 1803.

Vom werthen Schelling weiß ich leider nichts zu sagen als daß jeder Gedanke an ihn von dem Bedauern über seinen Verlust begleitet ist. Man sagt er sey in Würzburg wirklich angestellt. Ich wünsche ihm, wo er auch sey, das Glück das er verdient.

So eben gehen mir noch Belobungsschreiben wegen der gestrigen Aufführung zu. Man bemerkt daß das[317] Stück in England nie unverkürzt und seit 50 Jahren gar nicht mehr gegeben worden weil Garrick selbst einmal daran gescheitert war. Man erinnert sich des großen Aufwandes den Herr v. Dalberg in Manheim vormals gemacht hatte ohne das Stück beleben oder lebendig erhalten zu können.

Sie nehmen gewiß Theil an der Freude dieses Gelingens. An Sorgfalt haben wir es wenigstens nicht fehlen lassen. Nächstens mehr.

G.


Am 3. Octobr.

Bey dem Rumor, welchen die Aufführung des Cäsars erregt, hat es mich sehr gefreut daß das Publikum unaufgefordert einsieht daß nur Ihre Übersetzung eine solche Darstellung möglich gemacht. Ich wünsche daß Sie Zeuge seyn mögen von der guten Disposition die dadurch entstanden.


16/4736.


An August Wilhelm Schlegel

Meine letzten Blätter die ich abschickte, waren, so viel ich mich erinnere, nur voll von Julius Cäsar, und Sie haben gewiß, statt mir diese Leidenschaft zu verargen, mein Interesse getheilt. Heute und morgen Abend beschäftigen mich wieder die Proben davon, um so manches nachzuholen und aufzuputzen. Sonnabend den 8. wird die zweyte Vorstellung seyn.

[318] Einen Kunstgriff muß ich Ihnen noch mittheilen, den ich gebraucht, um die Sinnen zu reizen und zu beschäftigen; ich habe nämlich den Leichenzug viel weiter ausgedehnt als das Stück ihn fordert, und, nach den Überlieferungen aus dem Alterthum, mit blasenden Instrumenten, Lictoren, Fahnenträgern, mit verschiedenen Feretris, welche Städte, Burgen, Flüsse, Bilder der Vorfahren, zum schauen bringen, ferner mit Freygelaßnen, Klageweibern, Verwandten etc. ausgeschmückt, daß ich dadurch auch die rohere Masse heranzuziehen, bey halbgebildeten dem Gehalte des Stücks mehr Eingang zu verschaffen und gebildeten ein geneigtes Lächeln abzugewinnen hoffe.

Ich breche ab, mit dem Wunsche daß Sie es selbst sehen mögen; denn sonst käm' ich in Gefahr wieder ein Blatt nach dem andern mit Betrachtungen über den Werth des Stücks, so wie der Übersetzung, über unsere bisherige Leistungen und über unsere ernstlichen Vorsätze auszufüllen.

Lassen Sie uns dagegen ein Wort von dem kritischen Institute sprechen. Sie haben das was dabey zu thun ist in Ihrem ersten Briefe so gut geschildert, daß ich nichts hinzu zu setzen brauche.

Die versäumten Bücher nachzuholen ist allerdings ein Haupterforderniß und kann gleich dadurch das erste Vierteljahr gehaltvoll werden. Mögen Sie mir also Beyträge zu dem Verzeichniß, mit einigen Vorschlägen der Vertheilung, liefern, so[319] werden Sie unsere Entschlüsse beschleunigen und bestimmen helfen.

An Herrn Steffens lege ich einen Brief offen bey; Sie werden auch aus demselben sehen daß wir durchaus einstimmig sind. Es kann auch wohl bey Männern die die Sache durchschauen nur Eine Stimme seyn.

Durchaus hoffe ich das Beste. Denn wenn diejenigen, die productiv sind und auf mancherley Weise etwas leisten können, die Kritik, im eigentlichen Sinne, nicht wohl treiben mögen; so ist es denn doch auch erfreulich gelegentlich die Ideen und Maximen, von denen unsere übrige Thätigkeit geleitet und bestimmt wird, auszusprechen und auch durch die Reflexion dem Unsichtbaren und Unaussprechlichen eine Art von Körper zu leihen. Und dieß bey Gelegenheit, nicht etwa ex professo, wozu man sich nicht leicht entschließt. Hiermit lassen Sie mich endigen, damit der Brief heute fortkomme.

Sollte es Ihre Lage, wie ich wünsche, erlauben uns zu besuchen; so wünsche ich es bey Zeiten zu erfahren damit Sie mich in Weimar finden.

W. d. 6. Octobr. 1803.

G.[320]


16/4737.


An Heinrich Steffens

[Concept.]

Sehr ungern habe ich vernommen daß Sie sich in unserer Gegend befunden, ohne daß ich das Vergnügen gehabt Sie zu sehen; man kann in kurzer Zeit so vieles durchsprechen, wozu man schriftlich fast niemals gelangt. Ich ergreife indeß die Gelegenheit, welche die Veränderung der jenaischen Litteraturzeitung mir anbietet, um einiges zu wiederholen was, wenn ich nicht irre, Herr Rath Schlegel schon an Sie gebracht hat.

Ich eile gleich in die Mitte der Sache und erneue Ihre eigne Äußerung gegen gedachten Freund daß die eigentliche Arbeit des Recensirens für Sie nicht erfreulich seyn könne, daß es kein angenehmer Auftrag sey über eine isolirte Schrift ein Urtheil aufzustellen, daß Sie sich wohl aber entschließen könnten eine Reihe Schriften aus demselbigen Fache zusammen zu behandeln.

Nichts könnte uns erwünschter seyn als eine solche Zusage; indem ich selbst überzeugt bin, daß ein kritisches Blatt dadurch den höchsten Werth erhält, wenn tüchtige Männer darin sich productiv erzeigen und durch Darstellung fremder und eigner Ansichten nicht Kritiken sondern Werke der lehrbegierigen Welt liefern. Möchten Sie mir bald möglichst diejenigen[321] Schriften nennen welche Sie auf diese Weise zusammen fassen würden.

Ich vermuthe daß Schellings Arbeiten, die sich auf Naturlehre beziehen, wohl vorzüglich darunter begriffen seyn möchten. Die Austheilung dieser und ähnlicher, von unsern Vorgängern theils verschwiegenen theils auf eine eigne Weise abgefertigten Schriften will ich suspendiren, bis Ihre Antwort zurückkommt.

Dürfte ich sodann auch noch den Wunsch hinzufügen, daß Sie uns vor Ausgang dieses Jahrs mit einem Theil Manuscript erfreuen mögen! damit die Gabe unserer ersten Monate auch durch Ihren Beytritt desto gehaltvoller werde.

Lassen Sie mich dieses Blatt mit der angenehmen Hoffnung schließen daß sich auf diesem Wege eine belebende Communication zwischen uns eröffnen wird. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Gattin und gedenken Sie mein im Guten.

Weimar am 7. Oct. 1803.


16/4738.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Über einige Verhältnisse in Bremen.

Die Herren Olbers und Schröter haben zwar die Einladung abgelehnt, allein ich sollte denken es würde von gutem Nutzen sein, wenn Ew. Wohlgeboren solchen Männern das Compliment machten daß wenn sie auch zu einer förmlichen contractmäßigen Verbindung[322] sich nicht entschließen könnten, man doch das Institut ihrer allgemeinen Vorsorge empföhle. Eine solche Höflichkeit macht sie geneigt vielleicht durch andere etwas zu wirken.

Doctor Albers, durch seine Kenntnisse der ausländischen medicinischen und naturhistorischen Litteratur rühmlich bekannt.

Professor Mertens, ein guter Botaniker.

Professor Roller, ein wackrer Historiker.

Von diesen dreien erwarte ich Nachricht; doch will ich überlassen, ob sie nicht geradezu einzuladen wären.

Die Briefe wollte ich besorgen.

Weimar am 8. October 1803.

G.


Wegen Herrn Doctor Schad scheint mir folgendes räthlich: ohne daß ich seine letzten Schriften kenne, habe ich doch viel Vertrauen zu ihm und ich glaube, daß er in beiden Fächern dasjenige, was er sich zutraut, leisten wird. Da man aber Ursache hat in beiden vorsichtig zu Werke zu gehen, so wünschte ich Herr Doctor Schad entschlösse sich eine Recension der Vorlesung über die Methode des akademischen Studium von Schelling zu fertigen sowie auch seine Gedanken über die gegenwärtigen Religionsstreitigkeiten in Bayern aufzusetzen; man würde daraus am besten ersehen, wie er die Maximen, die er in dem mir communicirten Aufsatze und in einem Briefe an mich bekennt, anwendet und gelten macht.[323]


16/4739.


An Carl Friedrich Zelter

Ich versäume nicht Ihnen sogleich für das Packet, das ich durch Herrn Grafen von Lichtenberg erhalten habe, bestens zu danken. Fahren Sie fort mir die Comödienzettel gelegentlich zu schicken, wenn die Sammlung auch nicht ganz vollständig seyn sollte.

Da das Theater ein gedrängtes Leben darstellt, so sind die Schicksale von Ebbe und Fluth auch desto auffallender. Indessen recroutirt sich doch alles mehr oder weniger bald, denn es steht doch noch immer manches Talent im Hintergrunde.

Meine Theaterschule, wozu Unzelmann mir den ersten Anlaß gab, ist schon auf 12 Personen angewachsen. Nächsten Donnerstag wird von ihnen das erste Stück, mit allem Apparat, jedoch bey verschloßnen Thüren, vorgestellt. Ich hoffe viel Gutes von dieser Bemühung.

Könnten Sie Sich wohl genau um den jungen Locheri, Sohn des königl. Balletmeisters, erkundigen, er ist beym Cadettenhause in Berlin angestellt. Wir brauchen in unsern Verhältnissen mehr einen Mann der den Tanz versteht, als der tanzt, einen der eine leichte Methode im Unterricht und Geschmack zu theatralischen Arrangements und Divertissements hätte. Er ist hierher empfohlen und ich möchte gerne durch Sie näher von ihm unterrichtet werden.

[324] Mit unserer Litteraturzeitung geht es recht schön; es haben sich schon recht wackere Auswärtige für uns erklärt.

Möchten Sie nicht gleich den letzten Jahrgang der musikalischen Zeitung, der eben jetzt abgeschlossen worden, vornehmen, mit Rückblick auf die vorhergehenden. Mich däucht es wär' eine schöne Gelegenheit über das ganze musikalische Wesen im allgemeinen etwas zu sagen und künftige Urtheile einzuleiten.

Den Almanach habe ich selbst noch nicht; er muß aber nun bald erscheinen. Ich weiß nicht wodurch er aufgehalten worden.

Von unserer dießjährigen Kunstausstellung, welche ganz interessant geworden, sollen Sie nächstens hören.

Leben Sie recht wohl und lassen mich nicht lange ohne Nachricht von sich.

Weimar am 10. Oct. 1803.

Goethe.


16/4740.


An Christian Gottlob Voigt

Ohne weitere Betrachtungen über die Gesichter, welche dieses Geschäft abermals zu schneiden anfängt, theile ich hier den flüchtigen Entwurf eines Schreibens mit, das ich an diesen Kautz abzulassen rathen wollte.

[325] »Die beyden Schreiben seyen zu Ihren Händen gelangt, das Privilegium am 7. October resolvirt und in der Expedition begriffen, und seyen Sie bey Ausfertigung desselben willens gewesen den Herrn Supplicanten einzuladen mündlich über diese Gegenstände zu conferiren. Gedachte Gesuche griffen, wie sogleich in die Augen falle, in so mancherley Verhältnisse ein, daß eine unbedingte, augenblickliche Zusage derselben nicht gedacht werden könne; deßwegen man auch bey seinem Hierseyn vor 3 Wochen dieselbe vorläufig abzulehnen in dem Falle gewesen wäre. Seit der Zeit habe man die Sache reiflich durchgedacht und sey bereit ihm hierüber umständliche Auskunft zu geben wenn er sich, da ihm an Beschleunigung der Sache gelegen, morgen herüber bemühen wolle.«

Ich würde rathen einen solchen Brief durch einen Boten sogleich nach Jena zu schicken, damit er nicht über Versäumniß zu klagen hätte; ob sich es gleich die beyden Herren zur Maxime gemacht haben auf ihre Antworten und Erklärungen warten zu lassen. Deßhalb auch seine deßfallsige Entschließung durch den rückkehrenden Boten zu verlangen wäre. Ich bitte um Erlaubniß nach Tische aufzuwarten.

Weimar d. 11. Oct. 1803.

G.[326]


16/4740a.


An Johann Ludwig von Herda

Vielleicht gäbe beygehendes Buch, eher Werk als Dissertation zu nennen, Gelegenheit zu einer interessanten Recension, weßhalb ich es Ew. Hochwohlgeb. zuschicke und wenn Sie es nicht etwa schon selbst besitzen sollten, mein Exemplar zu diesen Gebrauche anbiete.

In Hoffnung mich bald wieder einmal mündlich zu unterhalten, empfehle mich zu geneigtem Andenken

Weimar am 12. Oct. 1803.

Goethe.[78]


16/4741.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren übersende hierbei, da ich Gelegenheit finde, noch verschiedenes:

1. zwei mir communicirte Briefe von denen Herren v. Zach und Schlegel;

2. das Promemoria von Doctor Schad;

3. einen Brief von einem Herrn Harl aus Berlin;

4. ein paar Blätter Recensionen und Recensenten betreffend;

5. meine Gedanken über die Bezeichnung der Recensenten;

6. einige Exemplare von der Anzeige unserer diesjährigen Kunstausstellung sowie dergleichen die polygnotischen Gemälde in der Lesche zu Delphi betr. Ew. Wohlgeboren finden ja wohl Gelegenheit diese Blätter auszustreuen, um dadurch einige mehrere Aufmerksamkeit auf die Recension gedachter Kunstausstellung zu erregen, in welcher diese für Kunst und Alterthumsliebhaber so interessante Materie abgehandelt werden wird.

Der ich, glückliche Reise wünschend, mich bestens empfehle.

Weimar am 13. October 1803.

Goethe.[327]


[1. Beilage.]

Bücher.

Recensenten.


Delphine von Madame de Staël.

Bekenntnisse einer Giftmischerin.

Castis Werke

Animali parlanti.

Novellen.

Lyrische Gedichte.

Opern.

Frau v. Berlepsch Reisen nach Schottland, 3 Bände.

Wollte ich sämmtlich

übernehmen; auch sind

die Exemplare schon

in meinen Händen.


Schlözers Biogaphie.

Dessen Nestor.

Wem theilte man diese

bedeutenden Werke

wohl zu?


Der Scheintod von Ackermann.

Hat Herr Dr. Hunnius

schon erhalten.


Reil, psychologische Curmethode für Wahnsinnige.

Das Werk ist hier und

ich wollte allenfalls

für eine collective

Recension sorgen, weil

es von verschiedenen

Seiten zu betrachten

ist.


Musikalische Zeitung letzter Jahrgang, der mit dem Anfang Octobers geendigt ist.

Herrn Zelter; ich würde

darüber noch besonders

an ihn schreiben.


Voß, Gedichte.

Wollen wir in Weimar

gern übernehmen.[328]


Dessen Prosodie.

Zu deren Recension ist

Herr Rath Schlegel

geneigt.


Sartorius, Geschichte des Hansebundes.

Verspricht Herr Hofrath

v. Müller vor dem

Neuen Jahre.


Bernhardi, philosophische Grammatik, 2. Theil.

Dornedden, Neue Theorie zu Erklärung der griechischen Mythologie.

Herr Riemer?


Dogmatik von Reinhard.

Theologische Moral von Lange.

Doctor Niethammer.


Schellings Werke bezüglich auf Naturphilosophie.

Herr Doctor Steffens hat

sich schon willfährig

im Allgemeinen erklärt,

daß er eine Reihe von

zusammengehörigen Büchern

gern recensiren wolle;

die nähere Bestimmung

erwarte ich in Antwort

auf einen neuen Brief.


August v. Herder, Dissertation vom Rechte der Vierung.

Ist schon an Herrn v.

Herda abgegeben. Der-

selbe wünscht auch

noch Mineralogie in

sein Departement.


Stieglitzens Werke, nach welchen Ew. Wohlgeboren gefragt, sind nicht auf der hiesigen Bibliothek.[329]


[2. Beilage.]


Indem ich manche Verhältnisse, welche bald bei der Jenaischen Litteraturzeitung zur Sprache kommen werden, bedenke, stoße ich auf folgende Betrachtungen.

Es muß allerdings sonderbar scheinen, wenn man ein kritisches Werk, das von so vielen dem Ort nach zerstreuten und den Gesinnungen nach keineswegs verbundenen Männern geschrieben wird, als eine Einheit behandeln und ihm dadurch ein scheinbares Ansehen geben will. Die Redaction wird dadurch sehr erschwert und ich halte – wenn man etwas Bedeutendes liefern und sich nicht nach und nach der Nullität nähern will – in dem Conflict unserer Tage eine ausgleichende Operation fast für unmöglich.

Sollte man nicht daher nach dem Beispiel früherer und noch bestehender kritischer Institute die Recensenten durch Buchstaben oder Zeichen unterscheiden. Die Verantwortlichkeit des Redacteurs verminderte sich dadurch ungemein und man brauchte es so genau nicht zu nehmen, wenn auch hie und da ein Widerspruch unterliefe, welches ohnehin nicht zu vermeiden ist, da ja selbst die Menschen, welche über Principien einig sind, über die Anwendung derselben oft sehr lebhaft streiten.[330]


16/4742.


An Carl August Böttiger

Auf Ew. Wohlgeb. gefällige Anfrage habe ich die Ehre zu erwiedern: daß ich unterm 4. October denen Herren Riepenhausen das gedruckte Blatt, welches durch ihre Umrisse veranlaßt worden, zugesendet habe, theils um meinen Antheil zu bezeigen, theils um sie vorläufig auf das aufmerksam zu machen, was zu verändern seyn dürfte. Nach geendigter Ausstellung, bey Zurücksendung der Blätter, werde ich meine Überzeugungen umständlicher darlegen, so wie meine Wünsche die noch obwaltenden Mängel verbessert zu sehen.

Indem sich die Künstler damit beschäftigen, können sie auch indeß diejenigen Tafeln, welche unverändert stehen bleiben, in Kupfer und das Geschäft vorwärts bringen.

Auf Neujahr gedenke ich, bey Gelegenheit der Recension dießjähriger Ausstellung über die Spuren polygnotischer Kunst überhaupt, besonders aber über die Delphischen Gemählde meine Gedanken zu eröffnen; nicht um die Materie zu erschöpfen, sondern um Künstlern und Gelehrten vorzuarbeiten und die Auflösung dieser Räthsel einigermaßen zu beschleunigen.

Dieses ist es was ich für meine Person zu Gunsten des Riepenhausischen Unternehmens vorhabe, dem ich viel Glück und die Theilnahme aller derjenigen wünsche,[331] die es, in litterarischem oder artistischem Betracht, zu fördern im Stande sind.

Mit besonderer Hochachtung Ew. Wohlgeboren ergebenster

Weimar d. 15. Oct. 1803.

Goethe.


16/4743.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Der von Ew. Wohlgeboren mitgetheilte Aufsatz hat sowohl einigen Freunden, denen ich solchen um mehrerer Sicherheit willen communicirt, als mir selbst höchst zweckmäßig geschienen und wir glauben, daß derselbe ohne weiteres Bedenken sogleich dem Druck übergeben werden könne. Eine kleine Veränderung hat man sich erlaubt, damit eines unwürdigen Blattes auch nicht von ferne gedacht werde. Bald hören Ew. Wohlgeboren mehr von mir.

Der ich Ihnen zum Angriff eines so schweren und beschwerlichen Geschäfts dauerhafte Gesundheit und Heiterkeit aufrichtig und lebhaft wünsche.

Ew. Wohlgeboren

ergebenster Diener

Weimar am 23. October 1803.

J. W. v. Goethe.[332]


16/4744.


An Carl Gustav Brinkmann

[Concept.]

[24. October.]

Die Fortdauer Ihrer geneigten Gesinnungen habe mit lebhaftem Vergnügen, aus dem durch Herrn Prof. Sartorius erhaltenen Bericht, ersehen; empfangen Sie meinen besten Dank für die gute Aufnahme dieses wackren Mannes und lassen Sie eine Bitte statt finden die ich im Vertrauen auf Ihre Neigung wage.

Möchten Sie nicht Ihre Kenntniß nordischer Litteratur, zu Gunsten des in Jena vom Neuen Jahre an herauskommenden gelehrten Blattes, verwenden? und von Zeit zu Zeit über Vergangenes und Gegenwärtiges jener Sphäre Ihre Gedanken dem Publikum mittheilen?

Sie erlauben daß Herr Hofrath Eichstädt Ihnen deßhalb eine förmliche Einladung zuschicke; so wie Sie mir vergönnen, von Zeit zu Zeit, durch irgend einen Durchreisenden, mein Andenken erneuern zu dürfen. Ein herzliches Lebewohl!

Weimar d. 24. Oktb. 1803

Goethe.


16/4745.


An Nikolaus Meyer

Ich verfehle nicht zu melden, daß heute ein Kästchen an Sie abgegangen, mit Bilderbüchern, einigen Almanachen u.s.w. Ich wünsche guten Empfang.

[333] Darf ich Sie bitten Inliegendes an Herrn Professor Roller abzugeben mit höflicher Empfehlung von mir.

Die Meinigen grüßen und ich schließe mit dem Wunsche daß Sie Ihren Winter so gesund und froh als thätig zubringen mögen.

Weimar am 24. Octob.

1803.

Goethe.


16/4746.


An Charlotte Kestner, geb. Buff

Nicht besser weiß ich zu zeigen wie sehr mich Ihr Andencken, Ihr Zutrauen erfreut, als wenn ich sogleich vorläufig antworte und soviel melde, daß ich heute nach Göttingen geschrieben und mir von dorther einiges Zeugniß von Lehrern und Freunden Ihres Sohnes erbeten. Was ich gutes erhalte soll sogleich, mit einem Schreiben von mir, an Herrn Stadtschultheiß Moors abgehen, wovon ich denn Nachricht gebe und zugleich die Abschriften mitschicke. Wie sehr wünschte ich dadurch etwas zu Erheiterung Ihrer Lage zu wircken, die ich recht herzlich bedaure. Verzeihen Sie die Kürze dieses Briefs in Rücksicht auf seine Beschleunigung und fahren Sie fort meiner mit alter Neigung und Freundschaft zu gedencken.

Weimar d. 26. Octb. 1803.

Goethe.[334]


16/4747.


An August Wilhelm Schlegel

Erlauben Sie, daß ich heute meine eilige Depesche auf einen gebrochenen Bogen dictire, damit ich nachtragen kann, was mir später einfallen möchte.

Wir führen hier den Julius Cäsar, wie alle Stücke, die einen größern Apparat erfordern, nur mit symbolischer Andeutung der Nebensachen auf und unser Theater ist, wie ein Basrelief, oder ein gedrängtes historisches Gemählde, eigentlich nur von den Hauptfiguren ausgefüllt. Die Shakespearschen Stücke lassen sich besonders so behandeln, weil sie wahrscheinlich zuerst für beschränkte Theater geschrieben worden. Sie auf eine größere Bühne zu verpflanzen, wo die Wirklichkeit mehr gefordert wird, wenn das Wahrscheinliche geleistet werden soll, ist eine Aufgabe, welche Iffland von seinem Standpunkt aus am besten lösen wird.

Gern füge ich jedoch, nach Ihrem Wunsch, meine Gedanken über Ihre besonderen Fragen bey.

Den Unbequemlichkeiten, auf die man freylich stößt, aus dem Wege zu gehen thue ich folgende Vorschläge: Man lasse den dritten Act beysammen und fange ihn mit der Sitzung des Senates an, allein um die Bänke wegräumen und Cäsars Leiche, ohne daß sie vor den Augen des Publikums aufgehoben wird, wegbringen zu können, lasse man nach den Worten des Antonius[335] »Leih deinen Arm mir« einen kurzen Straßenprospect fallen und schiebe eine Scene ein, welche nicht schwer zu schreiben seyn wird. Man bringe einen Theil der vom Capitol fliehenden Senatoren, so wie des Volks, in der Agitation vor, die auf eine solche That folgen muß. Mittleid mit dem Todten, Furcht vor allgemeinem größerem Übel, persönliche Furcht u.s.w. nur lakonisch und zur Zeitausfüllung knapp hinreichend, so daß sie sich an die folgenden Ausrufungen der Bürger auf dem Forum »wir wollen Rechenschaft, legt Rechenschaft uns ab« gleichsam anschlösse.

Die Scene mit Cinna dem Poeten, die auf dem Forum recht gut gespielt werden kann, möchte ich nicht gern entbehren; sie schließt den höchst ernsten dritten Act lustig und schrecklich man sieht das Volk in seiner ausgesprochenen Vernunftlosigkeit und sieht es nie wieder.

Die Scene mit den Triumvirn würde ich, zwar ungern, doch lieber entbehren, als sie an den dritten Act anschließen, denn ich halte selbst dafür, daß ein anständiges ruhiges Zelt, das den ganzen Act über stehen bleibt, sehr gut thun werde. Die Art, wie wir uns, bey Verwandlung aus der ersten in die zweyte Scene, durch einen Baldachin geholfen, war, selbst für unsern knappen Hausrath, etwas zu knapp.

Ich weiß wohl, daß es gut und schön ist, daß Octavius sich selbst exponire und Lepidus so exponirt werde; aber die Wirkung dieses Auftritts könnte recht[336] gut durch eine kurze Exposition zwischen Brutus und Lucilius, am Anfange des vierten Actes Statt finden, wo man den Zuschauer, auf eine prägnante Weise, von dem Andringen einer mächtigen Gegenpartey und von den unzeitigen Händeln zwischen Brutus und Cassius unterrichten könnte.

Wenn Sie ein paar solcher Scenen schreiben möchten, so theilen Sie mir solche mit; oder jeden andern Gedanken den Sie haben, um die Erscheinung dieses so werthen Stückes bequemer und eindringlicher zu machen.

Dem Poeten, der pag. 116 vom Himmel fällt, aber nach meinem Gefühl unerläßlich ist, um dem Zuschauer eine Diversion zu machen, und das Vergangene auszulöschen, habe ich ein Dutzend gereimte Verse gemacht, wodurch er sich deutlicher exponirt und seine Wirkung lebhafter äußert.

Überhaupt bin ich mit dem Stücke noch immer in einer Art von Conflict, der sich vielleicht nie lösen kann. Bey der unendlich zarten Zweckmäßigkeiten dieses Stücks, in die man sich so gern versenkt, scheint kein Wort entbehrlich, so wie man nichts vermißt, was das Ganze fordert, und doch wünscht man, zur äußern theatralischen Zweckmäßigkeit, noch hie und da durch Nehmen und Geben nachzuhelfen. Doch liegt, wie bey Shakespeare überhaupt, Alles schon in der Grundanlage des Stoffs und der Behandlung, daß, wie man irgendwo zu rücken anfängt, gleich mehrere Fugen zu[337] knistern anfangen und das Ganze den Einsturz droht. Die Vorstellung auf dem Berliner Theater bringt uns hierüber gewiß zu größerer Klarheit und ich wünsche nichts so sehr, als ein so schätzbares Werk auf der Bühne erhalten zu helfen.

Leben Sie recht wohl und lassen mich bald von den Vorschritten dieses Unternehmens etwas erfahren.

Weimar, am 27. Oct. 1803.

Goethe.


16/4748.


An Friedrich Schiller

Hier der Kaufmann von Venedig mit Bitte um gefällige Übernahme der Revision und der Proben. Über die Austheilung denken Sie beym Durchlesen nochmals nach und wir sprechen darüber. Vielleicht mögen Sie morgen Abend um 6 Uhr zu mir kommen, es wird allerley dramatisch-musikalische Proben geben.

Hierbey ein Exemplar Taschenbuch.

Am 29. Octobr. 1803.

G.


16/4749.


An Franz Kirms

Am 31. Oktober 1803.

Ich hätte gar nichts dagegen, wenn der Bittende irgend auswärts ein besseres Schicksal finden könnte.

[338] Ew. Wohlgeboren überlegen ja wohl in meiner Abwesenheit was allenfalls zu thun seyn möchte. Der ich indessen wohl zu leben wünsche.

G.


16/4750.


An Johannes von Müller

Herr Falk, der mir so viel Gutes und Freundliches von Ihnen mitgetheilt hat, wird gegenwärtiges Blättchen einlegen. Sie erlauben, daß ich mich einer fremden Hand bediene; auf diese Weise unterhalte ich mich freier und öfter mit Freunden, da ich der Feder fast ganz entwohnt bin.

Ihren empfohlenen Schweden habe ich freundlichst aufgenommen und konnte ihn um so besser nach Göttingen befördern, als Professor Sartorius eben in meinem Hause wohnte und ihm mit Vergnügen einige Adressen dorthin gab. Auch in der Zukunft soll mir jeder, der einen Brief oder eine Karte von Ihnen bringt, sehr willkommen sein, und ich werde ihn gern, so weit meine Bekanntschaft reicht, weiter leiten.

Ihr früher Antheil an unserm litterarischen Institut war ein glückliches Omen; es haben sich viele und wackre Männer für uns erklärt, und wir dürfen das Beste hoffen. Mit welchem Verlangen erwarte ich Ihre erste Sendung, und mit welchem Vertrauen Alles, was Sie uns aus dem weiten Kreise Ihrer[339] mannigfaltigen Kräfte, Thätigkeiten und Verhältnisse zusichern; so wie ich sehr gespannt bin, was für einen Weg der Bildung der Süd-Ost nimmt? Möchte es doch nicht auch der tumultuarische seyn, den jede retardirte Cultur, leider, ergreifen muß.

Die Herren Schiller, Sartorius, Eichstädt grüßen zum besten; und ich empfehle mich zu fortdauernder Neigung.

Jena d. 5. Nov. 1803

Goethe.


16/4751.


An Christian Gottlob Voigt

Bey den hier wieder zurückgehenden Rechnungen und Acten äußere ich folgendes:

Serenissimus haben ja wohl die Gnade unsere über die herzoglichen Bibliotheken zu führende Oberaufsicht auch über die Museen zu erstrecken und davon fürstlicher Kammer Nachricht zu geben. Ich würde alsdann den Amtsschreiber Bartholomä vorschlagen, dem man sowohl den Vorrath als das Michaelisquartal zur Kasse geben könnte. Man gäbe ihm zugleich von Commissions wegen eine Verordnung, daß er dem Bergrath Lenz vierteljährig 12 Thlr. 12 Gr. in Laubthalern zu 1 Thlr. 12 Gr. als Besoldung auszahlte, übrigens aber commissarisch autorisirte Zettel allein respectirte, so würde sich dieses kleine Geschäft ganz leicht machen lassen.

Jena am 7. Nov. 1803.

G.[340]


16/4752.


An Friedrich Constantin von Stein

Ich ergreife eine Gelegenheit mein Andenken bei dir, lieber Freund, zu erneuern. Durch eintretende Veränderungen und Verhältnisse sehe ich mich genöthigt, für die in Jena herauskommende Litteratur-Zeitung, von Neujahr an, einige Sorge zu tragen, wobei der Umstand vorkommt, daß man gern einige gute Recensenten der Schriften, die Schlesien unmittelbar betreffen, finden möchte. Hättest du selbst Lust mit anzutreten? und wußtest du, in verschiedenen Fächern, uns einige Freunde zuzuweisen? Sobald ich deine Einstimmung und sonstige Nachrichten erhalte, so sollen die förmlichen Einladungen und gewöhnlichen Contracte nachfolgen.

Du wirst mir eine Gefälligkeit erweisen, wenn du bei deiner Kenntniß des Landes und bei deiner Bekanntschaft mit so mancherlei Personen dich unserm Institut freundlich und nützlich erzeigest.

Ich wünsche zu hören, daß du dich von deinen Übeln gut erholt hast, und empfehle mich deinem freundschaftlichen Andenken.

Jena, am 10. November 1803.

G.[341]


16/4753.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Da ich morgen nach Weimar zu gehen und etwa Sonntag den 20, wiederzukommen gedenke, so habe ich nicht verfehlen wollen Ew. Wohlgeboren folgendes zu bemerken.

1. Sende das französische Werk zurück und bitte solches bis nach erhaltener Nachricht von Göttingen bei Sich zu bewahren.

2. Folgt der Meßkatalog. Da ich weder die Bücher noch die Recensenten kenne, so ersuche ich Ew. Wohlgeboren auch das ästhetische Fach nach Überzeugung zu vertheilen. Das Verzeichniß der Recensenten habe bei mir behalten, um mich in der Folge nach und nach mit ihnen bekannt zu machen.

3. Könnte man nicht auch bei dem Institute sämmtliche Lectionskataloge anderer Akademien vereinigen? theils um sie öffentlich zu nutzen, theils um von fremden Zuständen unterrichtet zu sein.

4. An folgende allenfalls einzuladende Personen will erinnern:

Rivini in Wien, Hofsecretair, für ungarische Litteratur;

Forkel, Göttingen, historischer Theil der Musik;

Schmidt, Wien, Hofrath, Augenarzt.[342]

5. Hätten meine Anmerkungen zu dem neu abzudruckenden Contract allenfalls bis zu meiner Wiederkunft Zeit?

6. Den Fiorillo erbitte ich mir zurück um solchen an Professor Meyer abzugeben.

7. Athenäus und Nitsch folgen hier gleichfalls.

8. Das gestern mitgetheilte Intelligenzblatt wünschte zu behalten, wenn es Ew. Wohlgeboren entbehren könnten.

Ew. Wohlgeboren

Jena

ergebenster

d. 11. November 1803.

Goethe.


16/4754.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Wollten Ew. Wohlgeboren von Herrn Ebel die Adresse des Herrn Ölsners verlangen, so könnte man, indem man an den Bürger Pougens schreibt, gleich einen Brief an Ölsner beilegen und dergestalt das Geschäft beschleunigen. Herr Ebel hat mit meinem kleinen Kopf gesiegelt, dessen Abdruck ich mir von einem aberrmaligen Briefe unversehrt zu erhalten bitte.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 12. November 1803.

Goethe.[343]


16/4755.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren erhalten hiebei den Scharfischen Brief zurück. Man ist hier des Dafürhaltens daß ein Promemoria der Unternehmer eingereicht werden solle. Ich bringe einen Entwurf dazu bei meiner nächsten Ankunft hinüber.

2. Das pariser Bücherverzeichniß bis zum 15. October.

3. Einige günstige Nachrichten von Regensburg, weshalb ich die weitere Besorgung überlasse.

Die Kupferplatte der Preiszeichnung wird etwa in zehn Tagen fertig sein; Herr Professor Meyer wünscht sie nach Leipzig zu schicken, um sie dort abdrucken zu lassen, weil der außer der Bertuchischen Officin sich hier befindende Kupferdrucker Kolbe nicht zuverlässig ist; wollen Sie hierüber an Herrn Professor Meyer direct Ihre Meinung sagen, welcher das Nöthige besorgen wird. Der ich mich bestens empfehle und recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 17. November 1803.

Goethe.


Herrn Reinholds Brief kommt wieder zurück; wollen Sie ihm die roth unterstrichenen Bücher zur Recension überlassen, so habe ich nichts dagegen zu erinnern. Die Recension selbst bringe ich mit.

[344] Auch kann ich die angenehme Nachricht melden, daß Herr Steffens vor Ende des Jahres eine Recension der Schellingischen physikalischen Schriften einsenden wird. Morgen erhalten Sie mit dem Kammerwagen das erste Paket Journale mit einem Lieferschein und einer Bemerkung, wie wir es künftig mit dem Hin- und Widerschicken dieser Schriften halten wollen.

Auch liegt ein Verzeichniß bei wegen einiger Recensenten zu den noch offenen Fächern.


[Beilage.]


Für Bienenzucht

Jagd

Fischerei

würde der Kammerarchivarius Kruse allhier ein guter Beurtheiler, zumal er gut und präcis schreibt. Er kann auch englische und französische Schriften dieser Art vornehmen.


Forstwissenschaft

kann ebenderselbe nöthigenfalls übernehmen. Er hat viele Kenntnisse in diesem Fach und ist ein in der Jugend, als eines Wildmeisters Sohn, darin theoretisch und praktisch geübter Mann.


Straßenbau

Der Conducteur Sartorius in Eisenach.


Schönschreibekunst

hierin ist der Geheime Canzlei secretarius Vogel ein wahrer[345] und urtheilender Kenner; es wird allenfalls leicht sein seine Urtheile in eine Form zu bringen.


Galvanismus

will Herr Steffens übernehmen. Ich dächte man übertrüge ihm diese Partie ganz unbedingt, da man wegen einzelner Schriften in so großer Entfernung nicht wohl mit ihm tractiren kann.


Heraldik

Hiezu erbietet sich Herr Bibliothek secretarius Vulpius, welcher zugleich in der

Diplomatik

Sächsischen Geschichte und

Deutschen Alterthümern

zu brauchen wäre.


Kochbücher

Der Mundkoch Durchlaucht der Herzogin Mutter, Goullon, ist ein sehr gebildeter Mann und schreibt recht gut französisch. Wenn Sie mir irgend einmal ein paar Kochbücher schicken wollten, so machte ich einen Versuch mit ihm; dann fände sich ja wohl für diese ohnehin nicht weitläufige Recension ein Übersetzer.


Weimar den 17. November 1803.

G.[346]


16/4756.


An Christian Gottlob Voigt

Mit vielem Dank für die Mittheilungen bemerke ich folgendes:

1. Wegen dem an Ackermann versprochenen Quartier im Schlosse, welches man diesseits nie das Loderische genannt hat, dächte ich, verführe man folgendermaßen: Man antwortete Schnaubert: da der Zusammenhang dieses Quartiers schwer zu beschreiben sey; so wolle man einen leichten Riß davon machen lassen, eine kurze Beschreibung hinzufügen und sie Herrn Ackermann übersenden.

Übrigens sey das Quartier vor kurzem noch von Geh. Rath Loder mit Papiertapeten und Bordüren sauber ausgeziert worden, wofür er vor seinem Abgang von fürstl. Kammer eine Vergütung erhalten, und werde dieses Quartier Herrn Ackermann von fürstl. Kammer reinlich und wohnbar übergeben werden.

Sobald ich wieder nach Jena komme will ich sorgen daß alles in solchen Stand gesetzt werde.

2. Die Confirmationsurkunde will ich mit nach Jena nehmen und sie Lenzen vorlesen, welchem dieser Aufsatz zu großer Freude gereichen wird.

3. Dürfte ich um eine Abschrift des Schellingischen Abschiedsdecrets bitten, daß ich Sie ihm zusenden und dabey ein freundlich Wort sagen könnte.

4. Ich habe mir gewöhnlich, wenn ich sonst eigener[347] Arbeiten wegen mich in Jena aufhielt, jährlich einige Klafter Holzanfahren lassen, welche mir sodann zugerechnet wurden, dießmal gehen sie im Geschäft, ohne weitern Nutzen für mich selbst, auf, um so mehr als ich wegen beständigen Zuspruchs das große Zimmer heizen muß. Es wäre ja wohl billig daß sie zu dem herrschaftlichen Holze geschrieben würden, welches vorräthig liegt um Commissionen und sonstige höhere Personen zu erwärmen. Der Amtschreiber würde deßhalb einige Weisung empfangen.

5. Noch etwas wegen Ackermann. Er tritt erst das Frühjahr an und kann auch wohl nicht eher auf die Emolumente Anspruch machen.

Das Honorar für die Anatomie fiel' also wohl Fuchsen anheim, wegen der übrigen ordentlichen und außerordentlichen Besoldung fragte sich ob man nicht etwas davon zum Kabinetsfond erhalten könnte? Freylich wird auch Reisegeld zu zahlen seyn das man vielleicht davon zu bestreiten denkt.

6. Meine Abreise nach Jena wird etwa auf künftigen Donnerstag den 24. fallen.

7. Zugleich lege ich einen Entwurf eines kurzen Promemoria vor, wie Sie es dem Minister, Graf Schulenburg vorzulegen gedacht.

Wenn es im allgemeinen Beyfall erhält, so kann in stylo hie und da nachgeholfen und dasselbe, da ich es in stylo relativo concipirt, vielleicht gar ohne Unterschrift versendet werden.

[348] Wenn es völlig ajustirt wäre, communicirte man es Eichstädt, welcher die nöthigen Beylagen verschaffen müßte.

So viel für dießmal mit einem herzlichen guten Morgen.

Weimar d. 18. Nov. 1803.

G.


16/4757.


An Johann Martin Wagner

Mit Vergnügen habe ich Ihnen, mein werthester Herr Wagner, anzuzeigen: daß Ihnen der Preis unserer dießjährigen Ausstellung mit 60 Ducaten zuerkannt worden.

Da ich aus Ihrem Briefe vom 8. Juli fast vermuthen könnte daß Sie indessen eine Reise angetreten: so frage ich durch gegenwärtiges nach: ob Sie sich noch in Würzburg befinden? um Ihnen gedachte Summe, nebst der Zeichnung, wenn der kleine Umriß darnach genommen ist, ungesäumt zuzusenden.

Wollten Sie mir, in Ihrem nächsten Schreiben, noch einige Nachricht von Ihrem Geburtsorte, Ihrer Kunstbildung und sonstigen Schicksalen geben; so wurde es mir sehr angenehm seyn.

Ich würde dagegen ein Empfehlungsschreiben an des Herrn Grafen von Thürheim Excellenz beylegen, da mir die besondere Gunst dieses Herrn gegen Gelehrte und Künstler genugsam bekannt geworden.

[349] Sollten Sie in der Folge nach Paris oder Rom gehen so würde ich Ihnen dahin noch einige bedeutende Addressen geben können.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar, d. 18. Nov. 1803.

Goethe.[350]


16/4757a.


An Koch

[Concept.]

Ihre zwölf mahlerische radirten Kupfer sind, mit den wenigen Blättern Erklärung, zur rechten Zeit bey uns eingegangen. Sie werden auf Neujahr, in dem gewöhnlichen Programm über unsere weimarische Ausstellung, welches mit der jenaischen allgemeinen Litteraturzeitung ausgegeben wird, eine Recension Ihrer Arbeit finden. indessen ersuche ich Sie mir zwey Exemplare, als wozu sich Liebhaber gefunden, herzusenden und mir den Preis zu melden. Der ich übrigens wohl zu leben wünsche.

W. d. 18. Nov. 1803.[88]


16/4757b.


An Primavesi

[Concept.]

[18. November 1803.]

Wenn Sie, mein werther Herr Primavesi, zu unserer dießjährigen Ausstellung einige Proben Ihrer Arbeit gesandt hätten; so würde dieses eine gute Einleitung gewesen seyn Ihr Unternehmen zu empfehlen.

Könnten Sie aber baldigst eine Probe der Blätter, welche Sie ankündigen, hierher senden; so würde man nach Befinden, bey Gelegenheit des Programms, welches mit der jenaischen Litt. Zeitung auf Neujahr herausgegeben wird, wohl noch etwas zu Ihren Gunsten sagen können.

Der ich, unter vielen Empfehlungen an Dem. Delph, recht wohl zu leben wünsche.[89]


16/4757c.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Damit eine Antwort an Herrn von Müller nach Wien nicht etwa aufgehalten werde, sende ich seinen Brief sogleich zurück, die beyden andern bringe ich bey meiner Hinüberkunft mit.

Die Philosophica müssen wir noch einmal recht überlegen.

Nächsten Donnerstag denke ich gewiß einzutreffen und eine Zeit lang zu bleiben. Der ich recht wohl zu leben wünsche. Weimar am 19. Nov. 1803.

Goethe.[78]


16/4758.


An Robert Langer

Ich wünsche daß die vorlängst übersandte Lucretia wieder glücklich bey Ihnen möge angekommen seyn.

Heute ist, mit der fahrenden Post, Coriolan, mit den beygefügten Zeichnungen, abgegangen, für deren Mittheilung ich sehr zu danken Ursache habe, noch mehr aber für den Cato; den Sie mir zum Eigenthum bestimmen.

Sie haben in diese Arbeit so viel hineingelegt, daß man immer gern wieder dazu zurückkehrt, welches denn doch die beste Eigenschaft des Kunstwerks ist, das nun einmal so da steht und da stehen soll.

Lassen Sie das Wenige, was wir auch über Ihre schätzenswerthen Arbeiten, in dem Programm, das der jenaischen allgemeinen Litteraturzeitung beygefügt seyn wird, vortragen werden, zur Anmunterung gedeihen, ferner mit unserer bescheidenen Anstalt in einigem Verhältniß zu bleiben.

Verzeihen Sie wenn ich auf Ihre Rolle zugleich ein Bild von Herrn Peter Cornelius, von der[350] Düsseldorfer Akademie, mit aufgewickelt habe, um nicht zwey Kasten dorthin abzuschicken. Wobey ich nicht leugnen will, daß ich noch einen höhern Zweck im Auge hatte. Würde Ihr Herr Vater, würden Sie sich selbst dieses jungen Mannes dergestalt annehmen, daß er über manches was ihm noch im Wege steht, leichter hinüberschritte und in die ächten Regionen der Kunst eindränge; so würden Sie sich ein großes Verdienst erwerben. Vielleicht sehe ich schon übers Jahr die Früchte Ihrer Einwirkung.

Die dießjährige Ausstellung hatte sich gar mancher Cyklopen, nicht weniger auch einer Restauration nach Polygnot zu erfreuen, welche die Herren Riepenhausen, von Göttingen, nach Anleitung einer Beschreibung des Pausanias gearbeitet hatten.

Unter vielen Empfehlungen an Ihren würdigen Herrn Vater, wünsche ich Muth und Kräfte zu allem künstlerischen und menschlichen Guten.

Weimar d. 21. Nov. 1803.

Goethe.[351]


16/4758a.


An Christian Johannes Riepenhausen

[Concept.]

[21. November 1803.]

Beykommenden Bemerkungen wünschen wir eine freundliche Aufnahme. Aus einer weitern Abhandlung über Polygnotische Kunst, welche zu Neujahr mit der jenaischen allgemeinen Litt. Zeitung ausgegeben wird, ersehen Sie gefällig das mehrere. Ihre Zeichnungen, für deren Mittheilungen wir Ihnen nochmals[89] danken, gehen mit der heutigen fahrenden Post, wohl eingepackt, ab. Zu dem Unternehmen Ihre Arbeiten zu publiciren wünschen wir Glück und hoffen übers Jahr Ihre Kupferstiche mit ausstellen zu können.[90]


16/4759.


An Georg Melchior Kraus

Herr Rath Kraus wird ergebenst ersucht Vorzeigern dieses, Herrn Riemer, meinem Hausgenossen, das Gemählde von Guido gefällig sehen zu lassen.

Weimar am 22. Nov. 1803.

Goethe.[351]


16/4760.


An Wilhelm Carl Ludwig Moors

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

erlauben daß ich, im Vertrauen auf frühere freundschaftliche Verhältnisse, einen jungen Mann empfehle, der, wie ich vernehme, von Dero günstigen Gesinnungen eine glückliche Wendung seines Schicksals hoffen darf.

Es ist der Doctor medicinae Kestner, mit dessen würdigen Eltern ich, seit langer Zeit, in genauer Verbindung stand und den ich vor einigen Jahren, bey einem längern Aufenthalt in Göttingen, habe näher kennen lernen.

Da ich indessen doch von seinem guten Betragen, von seiner Neigung zu den Studien, von seinem männlichen Ernste bey denen ihm obliegenden Geschäften nur im allgemeinen würde sprechen, auch dergestalt nur allenfalls gute Vermuthungen für ihn würde erregen können, so habe ich zweckgemäßer gefunden von seinen ehemaligen Lehrern glaubwürdige Zeugnisse zu erbitten, welche günstig genug für ihn lauten, und welche beyzulegen ich mir die Freiheit nehme.

Mögen Ew. Wohlgeb. hieraus hinreichende Gründe zu Begünstigung des jungen Mannes entnehmen, um mit Überzeugung den Wünschen des, durch die ungünstige Lage seines Vaterlandes, aus seiner Laufbahn gerückten jungen Mannes Gehör zu geben.

[352] Der ich mit dem Wunsche, durch irgend eine Art von Gegengefälligkeit mich dankbar erzeigen zu können die Ehre habe mich mit vollkommener Hochachtung zu unterzeichnen.

d. 23. Nov. 1803.


16/4761.


An Charlotte Kestner, geb. Buff

Die soeben angekommenen Zeugnisse von Göttingen habe gleich an Herrn Stadtschultheiß Moors abgesendet, sie klingen vortheilhaft genug und ich wünsche die beste Wirckung.

Sie haben mir, liebe Freundinn, durch Ihren Brief und diesen Auftrag große Freude gemacht, wie gern versetze ich mich wieder an Ihre Seite, zur schönen Lahn, und wie sehr bedaure ich zugleich daß Sie durch eine so harte Nothwendigkeit dahin versetzt worden; doch; richtet mich Ihr eignes Schreiben wieder auf, aus dem Ihr thätiger Geist lebhaft hervorblickt. Leben Sie wohl. Gedencken Sie mein, und lassen mich allenfalls durch Ihren Schwager wissen welche Wendung die Angelegenheit Ihres Sohnes nehmen mag.

Wiederholt mein

Lebewohl!

Weimar d. 23. Nov. 1803.

Goethe.[353]


16/4762.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Indem ich die communicirten Werke meistens zurücksende bemerke ich folgendes.

1. Vielleicht könnte der junge Klaproth, der sich in Weimar aufhält, und mit chinesischen und orientalischen Gegenständen sich viel abgegeben hat, etwas Schickliches über die chinesischen Costums sagen. Von Seiten der Kunst ist nichts dabei zu bemerken.

2. Den ersten Band der Coburg-Saalfeldischen Organisation sende an Herrn Geheimen Rath Voigt, welcher denselben zu sehen verlangt.

3. Die Moniteurs können abgeredetermaßen jederzeit mit der fahrenden Post unfrankirt an Herrn Geheimen Rath Voigt zurückgeschickt werden.

4. Wenn die Absicht ist, daß die auf einem Blättchen verzeichneten Landkartenwerke von Herrn Güßefeld recensirt werden, so will ich sorgen, daß er sie nach und nach aus der Sammlung Serenissimi erhalte.

Mich bestens empfehlend

Jena den 27. November 1803.

Goethe.


16/4763.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Indem ich den Schlegelschen Brief mit Dank zurücksende, bemerke ich, daß meo voto sämmtliche Vorschläge zur Unterzeichnung zulässig sind.

[354] Es giebt außer den gedachten noch eine Art, die ich sehr eingeführt wünsche daß mehrere Gleichdenkende sich einerlei Zeichens bedienten, wie wir z.B. in Weimar mit der Chiffre

W.K.F.

zu thun gedenken. Dadurch kann in diesem zerstreuten Wesen wieder Massen geben, welches denn auch sehr wünschenswerth ist.

Jena am 27. November 1803.

Goethe.


16/4764.


An Friedrich Schiller

Wenn ich nicht bey Zeiten schreibe, so unterbreche ich später noch schwerer das Stillschweigen; also will ich nur sagen, daß ich diese Paar Tage vorerst angewendet habe um Antworten und Promemorias in allerley Geschäften los zu werden. Mancherley auf das neue kritische Institut beziehendes, das auf eine wunderliche Weise zu floriren verspricht, hat mich auch beschäftigt. Zunächst brauche ich vielleicht acht und mehr Tage zur Redaction des Programms, über die Kunstausstellung und das Polygnotische Wesen. Ist dieses in Druckers Händen; so will ich sehen, obs nicht möglich ist irgend etwas Erfreuliches zu produciren. Geht es nicht, so werde ich auch deßhalb mich zu trösten wissen.

[355] Recht angenehme Stunden habe ich mit Schelver, Hegel und Fernow zugebracht. Der erste arbeitet, im botanischen Fach, so schön aus was ich fürs Rechte halte, daß ich meinen eignen Ohren und Augen kaum traue, weil ich gewohnt bin, daß jedes Individuum sich, aus närrischer Sucht originaler Anmaßung, vom schlichten Weg fortschreitender Potentiirung, mit fratzenhaften Seitensprüngen, so gern entfernt.

Bey Hegeln ist mir der Gedanke gekommen: ob man ihm nicht, durch das Technische der Redekunst, einen großen Vortheil schaffen könnte. Es ist ein ganz vortrefflicher Mensch; aber es steht seinen Äußerungen gar zu viel entgegen.

Fernow ist, in seiner Art, gar brav, und hat eine so redliche und rechtliche Ansicht der Kunsterscheinungen. Wenn ich mit ihm spreche, so ist mirs immer, als käme ich erst von Rom und fühle mich, zu einiger Beschämung, vornehmer als in der so viele Jahre nun geduldeten Niedertracht nordischer Umgebung, der man sich doch auch mehr oder weniger assimilirt.

Es ist merkwürdig, daß das Historische, das so viel ist, wenn es würdige Gegenstände behandelt, auch etwas an und für sich werden und uns etwas bedeuten kann, wenn der Gegenstand gemein, ja sogar absurd ist.

Doch das deutet von je her auf einen jämmerlichen Zustand, wenn die Form alle Kosten hergeben muß.

[356] Die Herren sind übrigens fort und gehen fort und es fällt niemanden ein, als ob dadurch etwas verloren sey. Man läutet zum Grabe des tüchtigsten Bürgers allenfalls noch die Stadt zusammen und die überbleibende Menge eilt mit dem lebhaften Gefühl nach Hause, daß das löbliche gemeine Wesen vor wie nach bestehen könne, werde und müsse.

Und somit leben Sie wohl, leisten Sie das bessere, in so fern es Ihnen gegönnt ist. Sagen Sie mir etwas von Zeit zu Zeit, ich will mir zum Gesetz machen wenigstens alle acht Tage zu schreiben, um von meinen Zuständen Nachricht zu geben.

Jena am 27. Nov. 1803.

G.


16/4765.


An Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Möchten Sie wohl beykommende Schrift durchsehen und mir bey gelegentlicher Zusammenkunft Ihre Gedanken darüber sagen.

Jena am 27. Nov. 1803.

Goethe.


16/4766.


An Severin Graf Potocki

[Concept.]

Hochgeborner Graf

Hochzuverehrender Herr.

Das Vertrauen womit Ew. Excellenz mich beehren, indem Hochdieselben, bey Besetzung einiger Stellen auf[357] der Akademie Charkof, Vorschläge von mir zu vernehmen wünschen, habe ich in beyliegendem gehorsamsten Promemoria zu verdienen gesucht, weßhalb ich Ew. Excellenz weitere Befehle erwarte.

Hochdero verehrliches Schreiben vom 12. Octobr. ist mir erst den 10. Nov. zugekommen, worauf ich die von verschiedenen Seiten einzuziehenden Erkundigungen nicht früher habe sammeln können.

Ich wünsche daß meine Nachrichten nicht zu spät kommen mögen und bitte um Verzeihung, wenn ich mich meiner Muttersprache bediene als in welcher ich mich am bestimmtesten auszudrücken glaube.

Zugleich muß ich bekennen daß ich den Ort, von welchem Ew. Excellenz Ihro Brief abgelassen, nicht zu entziffern vermocht, deswegen ich auch Gegenwärtiges durch Einschluß an des Herrn Fürsten Czartorisky Durchl. abzusenden mir die Freyheit nehme.

Der ich mich übrigens zu gnädigem Andenken empfehle, und die weiteren Entschließungen erwartend pp.

W. d. 27. Nov. 1803.


[Beilage.]

Ganz gehorsamstes Promemoria.

Des Herrn Senators Grafen Potocki Excellenz haben, als Curator der Akademie zu Charkof, von Unterzeichnetem die Benennung einiger Professoren, zu verschiedenen daselbst noch offenen Stellen, verlangt.[358] Man ermangelt daher nicht, nach Kenntniß mehrerer Subjecte, nach eingezogener Erkundigung und angestellter Prüfung, sich dieser angenehmen Pflicht sogleich zu entledigen.

Zur Professur der Moral, des Naturrechts und des allgemeinen Staatsrechts sowohl als zu allen Vorlesungen, welche die theoretische und praktische Philosophie enthalten, kann man Herrn Doctor Schad empfehlen.

Es ist derselbe ohngefähr 40 Jahr alt, ein geborner Francke. Er hat, von Jugend an, sich erst in alten und neuen Sprachen, besonders aber in der alten Litteratur umgethan und sich nachher vorzüglich der Philosophie ergeben, dabey die Dogmen der verschiedenen christlichen Kirchen, die Gesetzgebung überhaupt, so wie die Geschichte zu studiren nicht versäumt, auch sich der Redekunst beflissen und, als Mitglied verschiedener litterarischer und kritischer Anstalten, fleißig gearbeitet.

Seit sieben Jahren hält er sich in Jena auf, wo er theils seine philosophischen Studien fortgesetzt theils die dem Philosophen unentbehrlichen empirischen Kenntnisse zu erweitern gesucht. In der Beylage sind seine Schriften verzeichnet, welche er seit vier Jahren herausgegeben. Ein Compendium der Moralphilosophie, des Naturrechts und der Politik liegt zum Druck bereit. Es hat ihm, ohngeachtet der großen Concurrenz philosophischer Vorlesungen, hier[359] niemals an Zuhörern gefehlt. Man rühmt an ihm einen deutlichen und bündigen Vortrag und er ist nicht abgeneigt einen Ruf zu einem größern Wirkungskreise anzunehmen.

Was die Chemie betrifft findet sich ein empfehlungswürdiges Subject, Herr Ludwig Schnaubert, Sohn des hiesigen verdienten Hofrath Schnauberts, ohngefähr 24 Jahr alt. Er hat sich früh auf der hiesigen Universität mit den Naturwissenschaften bekannt gemacht, ist sodann nach Erfurt, in das chemisch-pharmacevtische Institut des Herrn Tromsdorf aufgenommen worden und hat daselbst die praktische Chemie, die Apothekerkunst und die dabey erforderliche Waarenkunde studirt, auch in der Officin förmlich zur Lehre gestanden und ist als ein gelernter Apotheker entlassen worden.

Hierauf kehrte derselbe nach Jena zurück und ergab sich fleißig dem Studium der neusten zahlreichen chemischen Schriften, lieferte verschiedene Abhandlungen in chemische Journale, deren Verzeichniß die Beylage enthält, nahm den Doctorgrad an, und ist im Begriff auf Ostern seine Vorlesungen anzufangen.

Ob nun gleich auch dieser junge Mann keine Ursache hat sich von Jena wegzusehnen; so schien ihm doch der Antrag auf eine von einem so großen Monarchen beschützte Akademie, als einem thätigen ein ganzes Leben vor sich sehenden Manne, höchst anziehend. Von seinen besonderen Wünschen werde ich[360] mir die Freyheit nehmen unten etwas weiteres zu erwähnen.

Zur Professur der Physik und der angewandten Mathematik, würde sich der Professor Herr Johann Carl Fischer vollkommen eignen. Es ist derselbe ein geborner Thüringer, seine Jugend brachte er auf verschiedenen angesehenen Schulen zu, dergleichen in Sachsen und Thüringen mehrere eingerichtet sind, und befleißigte sich, auf der Akademie Jena, vorzüglich der Mathematik, Physik und der Cameralwissenschaften.

Er machte sich durch mehrere geschätzte Schriften, deren Verzeichniß beygefügt ist, bekannt. Seinen mathematischen Vorlesungen fehlte es niemals, ohngeachtet der Concurrenz, und seinen physischen, ohngeachtet ihm ein vollständiger Apparat abging, welchen der eigentliche Professor der Physik besitzt, an zufriedenen Zuhörern.

Dieses ist ohngefähr dasjenige was man zu Schilderung obgedachter drey Männer vorlegen wollte. Sie sind sämmtlich protestantischer Religion, von unbescholtnem Rufe. Der letzte ist verheyrathet und Vater von 2 Kindern.

Unterzeichneter wünscht nun daß es des Herrn Grafen Potocki Excellenz gefällig seyn möchte, das nähere, was Männer, die sich jener Anstalt widmen, erwarten dürfen, gefällig bekannt zu machen.

Uns ist die Verordnung Ihro Kaiserl. Majestät wegen der Akademie Wilna zu Gesicht gekommen[361] und wir vermuthen daß solche im allgemeinen auch für Charkof gelte.

In dem Briefe an Unterzeichneten bestimmen des Herrn Curators Excellenz die Summe der Besoldung zu 2000 Silberrubel. Man wünschte nun zu erfahren:

Wie es mit einer Pension nach etwa 25 Dienstjahren gehalten würde.

Was, bey früherm Absterben des Mannes, Frau und Kinder allenfalls zu erwarten hätten.

Welche Reise- und Transportkosten auf diesen so weiten Weg gezahlt würden.

Wann die Reise unternommen und die Stelle angetreten werden müsse.

Ob man hoffen dürfe die Besoldung etwa ein Vierteljahr vor Antritt des Amtes schon zu genießen.

In wie fern auch zu Charkof wie zu Wilna auf ein physisches Cabinet, auf ein chemisches Laboratorium und dergl. höchste Begünstigungen zu rechnen sey.

Nächstdem bittet der Chemikus Doctor Schnaubert um Erlaubniß zu Errichtung eines chemisch-pharmacevtischen Instituts junge Apotheker zu bilden, weßhalb ihm denn die Direction der Universitätsapotheke wünschenswerth wäre. Er offerirt sich zu Anlegung eines Cabinets der pharmacevtischen Waarenkunde und würde bey allen technischen Anstalten, Fabriken und Manufacturen, die sich nach den Umständen des Locals schicklich anlegen ließen, seine Thätigkeit gern erproben.

[362] Welches alles man des Herrn Curators Excellenz weiser Beurtheilung hiermit gebührend anheim stellen will.


16/4767.


An den Fürsten Czartorisky

[Concept.]

Indem ich in Begriff stehe Ew. Durchl. für das abermalige gnädige Andenken den verbindlichsten und aufrichtigsten Dank abzustatten, finde ich mich in der Verlegenheit eine kleine Ungeschicklichkeit bekennen zu müssen, deren ich mich aber gegen einen so trefflichen Herrn und Gönner nicht zu schämen gedenke.

Beyliegender Brief enthält diejenigen Nachrichten welche ich den Wünschen des Herrn Grafen Severin Potocki gemäß gesammelt habe und nunmehr demselben zuzuschicken wünsche.

Nun war es aber sowohl mir als meiner Umgebung unmöglich den Ort zu articuliren, woher gedachten verehrten Mannes Brief datirt worden, ich nehme mir daher, mit gewisser Überzeugung Vergebung zu erlangen, die Freyheit meine Antwort und Ausrichtung an Ew. Durchl. einzuschließen.

Der ich, zu allem was Höchstdieselben mir aufzutragen geruhen möchten stets bereit, mich zu fortdauernden Gnaden empfehle.

[Jena] d. 28. Nov. 1803.[363]


16/4768.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Hier abermals eine Parthie moniteurs.

Beykommenden Extract aus einem Petersburger Briefe bitte zu beherzigen und mir gelegentlich Ihre Gedanken darüber zu sagen.

Jena am 29. Nov. 1803.

G.


16/4769.


An Johann Friedrich Rochlitz

[Concept.]

Wohlgeborner

Hochgeehrtester Herr.

Ew. Wohlgeb. haben, wie ich vernehme, sich entschlossen an dem jenaischen kritischen Institut Theil zu nehmen, wofür ich, auch von meiner Seite, vielen Dank abzustatten habe, und auf diesem Wege nun öfter etwas von Ihnen zu vernehmen hoffe.

Zugleich nehme ich mir die Freyheit Sie abermals um eine mir schon erwiesene Gefälligkeit zu ersuchen. Ich wünschte nämlich einen Katalog des letzten Winklerischen Auctionstheils, die italienische Schule enthaltend, mit beygeschriebenen Preisen zu besitzen wie Sie mir schon vormals einen früheren zu verschaffen die Güte gehabt. Die Auslage erstatte mit vielem Dank und wünsche zu hören daß Sie sich recht wohl befinden.

Jena am 29. Nov. 1803.

[364] Indem beyliegender Brief schon geschlossen ist fällt mir ein dass Sie mir ein freundliches in Berlin geschriebenes Wort über die Natürliche Tochter zusagten. Lassen Sie mich solches ja nicht entbehren. Bey dem seltenen Charivari, das gleich im deutschen Publicum entsteht, wenn man vor ihm irgend eine Production aufstellt, hat der Schriftsteller warlich nöthig diejenigen zu vernehmen die sich einstimmend verhalten. Ich bitte daher um jenes Blatt um so mehr, als ich zur Fortsetzung wirklich Aufmunterung brauche.

G.


16/4770.


An Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling

Gegenwärtiger Brief und seine Beilage, die ich wohl lieber niemals abgeschickt hätte, wird Sie nun wahrscheinlich in Würzburg treffen, wo ich Ihnen Glück und Gedeihen wünsche.

Wir flicken unsere alten akademischen Zustände und, nach Eigenschaft lebendiger Wesen, so ist auch hier jene Hülfe die beste, die sich, bei geringer Anregung, die Natur selbst giebt. Sie finden sich in einem neuen Zustand, der sich auf eine sonderbare Weise bildet; möge viel Gutes durch und für Sie entspringen.

Das jenaische kritische Institut gewinnt viele active Theilnehmer. Eine solche Gesellschaft wird nach und nach einer unsichtbaren Akademie ähnlich,[365] die aus einer Menge geheimer Lehrstühle besteht, von wo herab sich so heterogene Naturen aussprechen, als immer auf einer sichtbaren Akademie geschehen mag.

Daher könnte ich, bei allem guten Fortgang, der Sache keinen Geschmack abgewinnen, wenn man sich nicht entschlossen hätte eine Einleitung zu treten, welche Sie aus einer abschriftlichen Anfuge kennen lernen.

Dadurch wäre ein für allemal ausgesprochen, was sich in der Ausführung ohnehin ergeben würde: daß hier von keinem anmaßlichen Ganzen, sondern von einem Nebeneinandersein gleicher, ähnlicher, ungleicher und unähnlicher Ansichten und Gesinnungen die Rede sein könne.

Möchten Sie denn wohl auch dieser Anstalt, mit oder ohne Chiffer, die Recension irgend eines bedeutenden Werkes zuwenden? Vielleicht findet sich eins, das Sie günstig darstellen, dessen Verdienste Sie vor den Augen des Publikums entwickeln möchten. Was wir an andern billigen, versetzt uns selbst in eine productive Stimmung und diese wirkt immer wohlthätig.

Leben Sie gesund und froh und gedenken mein im schönen Franken. Mich kann Ihre Imagination noch immer in den einsamen Zimmern des jenaischen alten Schlosses finden, wo mich die Erinnerung der Stunden, die ich daselbst mit Ihnen zugebracht, oft zu beleben kommt.

[366] Schließlich melde ein Ihnen gewiß nicht unangenehmes Ereigniß: Wir haben einem würzburger Künstler Martin Wagner, den Sie der Michaeliskirche gegenüber erfragen können, unsern diesjährigen ganzen Preis von 60 Ducaten zuerkannt.

Können Sie etwas von Ihrer Seite thun ihn hervorzuziehen, weil er wenige Mittel zu haben scheint; so werden Sie sich Verdienste um die Kunst und Freude zugleich machen. Es ist, recht genau besehen, unglaublich, was er in seiner Lage geleistet hat, ob gleich noch manches zu erinnern ist.

Können Sie ihm den Unterschied zwischen allegorischer und symbolischer Behandlung begreiflich machen; so sind Sie sein Wohlthäter, weil sich um diese Axe so viel dreht.

Glauben Sie, daß es Herr Graf v. Thürheim freundlich aufnimmt, wenn ich ihm diesen jungen Mann empfehle; so werde ich es mit Vergnügen thun. Besonders wenden Sie allen Ihren Einfluß an, daß er gerade nach Rom und nicht zuerst nach Paris geht; denn diese falsche Instradation verwindet das größte Talent nicht.

Ein herzliches Lebewohl.

Jena, den 29. Nov. 1803.

Goethe.[367]


16/4771.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Professor Meyer schreibt mir, daß wenn Papier zu den Kupfern in Jena zu haben wäre, ihm die gehörige Quantität zu den erforderlichen Abdrücken möchte übersendet werden; so wolle er drüben drucken lassen.

Die Umrisse drückten sich ohnehin leicht und Probeabdrücke seien ganz gut gerathen.

Wenn also Ew. Wohlgeboren solches Papier hier finden können, so wäre es gut solches bald hinüber zu schicken, wo nicht, so würden Sie der Kürze halber heute Abend mit der Post nach Leipzig an Herrn Penzel schreiben, der sonst solche Aufträge übernimmt.

In der Allgemeinen, nunmehr zu Ulm herauskommenden Zeitung steht die Erklärung ans Publicum der alten Litteraturzeitung vom 23. September; wollen Sie nicht auch eine Gegenerklärung an Huber schicken?

Jena am 1. December 1803.

G.


16/4772.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Was soll man Herrn Werneburg antworten? Es ist ein guter, aber seltsamer Kopf. Ich dächte man[368] schrieb ihm: er möchte eine solche Recension einsenden, jedoch würde er es nicht übel nehmen, wenn man sie allenfalls, nach Befinden der Umstände, mit Dank für seine gute Intention, wieder zurück schickte.

Jena am 1. Dec. 1803.

Goethe.


16/4773.


An Friedrich Schiller

Herr Regierungsrath Voigt hat mich diesen Nachmittag besucht und mich abgehalten Ihnen zu schreiben, dagegen habe ich ihn gebeten Sie bald zu sehen und Sie vom glücklichen Fortgang unserer litterarischen Unternehmung zu unterrichten. Hätten Sie nicht für jetzt das bessere Theil erwählt; so würde ich Sie bitten uns bald ein Zeichen Ihrer Beystimmung zu geben.

Für mich ist dieses Wesen eine neue sonderbare Schule, die denn auch gut seyn mag, weil man mit den Jahren doch immer weniger productiv wird und also sich wohl um die Zustände der andern etwas genauer erkundigen kann.

Mich beschäftigt jetzt das Programm, das in zwey Theile zerfällt, in die Beurtheilung des Ausgestellten und in die Belebung der Polygnotischen Reste. Jenen ersten Theil hat Meyer zwar sehr schön vorgearbeitet, indem er alles zu Beherzigende trefflich bedacht und ausgedruckt hat; doch muß ich noch einige Stellen ganz umschreiben und das ist eine schwere Aufgabe.

[369] Für die Polygnotischen Reste ist auch gethan was ich konnte; doch alles zuletzt zusammen zu schreiben und zu redigiren, nimmt noch einige Morgen weg; indessen führt diese Arbeit in sehr schöne Regionen und muß künftig unserm Institut eine ganz neue Wendung geben. Nun kommt auch noch der Druck dazu, so daß ich das ganze Geschäft unter vierzehen Tagen nicht los werde. Das Programm wird dießmal ohngefähr vier Bogen.

Voß habe ich erst einmal gesehen, da ich wegen der Nässe mich kaum bis in die Bachgasse getraue. Er hat nun Burkhardt Waldis an die Reihe genommen, um dessen Worte und Redensarten ins Wörterbuch zu notiren. Ich muß mich erst wieder zu ihm und seinem Kreise gewöhnen und meine Ungeduld an seiner Sanftmuth bezähmen lernen. Dürfte ich an was Poetisches denken, so läse ich mit ihm wie sonst; denn da ist man gleich in der Mitte des Interesses.

Knebel hat sich bey Hellfeld, in Ihrer ehemaligen Nachbarschaft, am Neuthor, eingemiethet, weit genug von Voßen um von dessen Rigorismus nicht incommodirt zu werden. Dafür wird er auch unserm Prosodiker das Wasser nicht trübe machen; denn dieser wohnt am Einfluß, er aber am Ausfluß des Baches.

Ihren Vorschlag Fernow und Hegel zusammen zu bringen habe ich ins Werk zu setzen schon angefangen. Übrigens giebt es morgen Abend bey mir einen Thee,[370] bey dem sich die heterogensten Elemente zusammenfinden werden.

Der arme Vermehren ist gestorben. Wahrscheinlich lebte er noch wenn er fortfuhr mittelmäßige Verse zu machen. Die Postexpedition ist ihm tödlich geworden, und somit für heute ein freundliches Lebewohl.

Jena am 2. Dec. 1803.

G.


16/4774.


An Johann Heinrich Meyer

Beyliegende Chartenblätter können Sie, werthester Freund, zum besten überzeugen daß diejenigen abgeschieden sind, die dem Kindlein nach dem Leben strebten. Kommen Sie also, wann es Ihnen bequem ist, und bleiben Sie einige Tage hier. Ich habe vieles Bedeutende, für jetzt und für die Folge, mit Ihnen zu besprechen. Sie finden eine warme Stube, ein gutes Bett, einen guten Tisch, und was man sonst behaglich heißen mag.

Ich setze voraus daß, wegen Abdrucks der Kupferplatte, alles eingeleitet ist, weil darauf doch so vieles ankommt.

Schreiben Sie mir, mit den Boten, wie Sie denken und können.

Es ist jetzt ein sehr prägnanter Moment, der weit hinaus deutet, wo wir uns zusammen nehmen müssen,[371] wo wir aber auch, bey dem in Povertät ersoffnen Dünkel unsrer mit 10,000 rthlr. schlecht ausstaffirten Gegner, doch im Grunde mit leichter Wendung die Oberhand behalten müssen.

Der Polygnotische Theil des Programms ist schon im Druck. Könnte ich mit Ihnen über den Ihrigen sprechen, ehe ihn der Setzer in die Klauen kriegte, so wäre es sehr gut. Dieß alles sey Ihnen mit dem besten Lebewohl ans Herz gelegt.

Jena d. 6. Dec. 1803.

G.


16/4775.


An den Herzog Carl August

[Concept.]

Unterthänigstes Promemoria.

Die, wegen der Angelegenheiten der jenaischen mineralogischen Societät, veranstaltete Sendung sieht sich Endesunterzeichneter bewogen mit einiger Anfuge zu erläutern.

Es erfolgt nämlich hierbey

1. Ein unterthänigstes Bittschreiben, mit beygefügten Statuten, in Hoffnung gnädigster Confirmation.

2. Eine historische Nachricht von gedachter Societät, vom Jahre 1801, gedruckt, welcher die seither hinzugekommene Mitglieder, handschriftlich, bey gelegt sind.

3. Ein Band Protokolle um daraus zu ersehen wie[372] das bey der Gesellschaft verhandelte aufgezeichnet wird.

4. Zehen Bände Correspondenz, jeden zu Einhundert Briefen, woraus die gute Aufnahme der Einladung und die gefällige Mitwirkung von vielen Seiten erhellet.

5. Der neugefertigte Katalog, von dem nunmehr mit dem Societätscabinette verbundenen Gallitzinis chen, nach sehr lobenswürdiger, und zu didaktischen Zwecken höchst gemäßer Einrichtung und Ordnung, wie die Exemplare auch im Cabinette liegen. An den folgenden Abtheilungen wird gegenwärtig gearbeitet.

Womit diese Anstalt und sich selbst zu Gnaden empfiehlt und

6. Den Katalog einer der Societät gehörigen kleinen Büchersammlung gleichfalls beylegt

Jena d. 7. Dec. 1803.


16/4776.


An Christian Gottlob Voigt d. J.

Mit Dank, lieber Herr Regierungsrath, erwiedere ich Ihren Brief, und wünschte nur, daß Jena näher an Weimar läge, oder daß wir uns die Loderische Beweglichkeit zu eigen machen könnten.

Wenn das metallne Modell zur Medaille ausgearbeitet ist, so besuchen Sie mich wohl, aber bei[373] früher Tageszeit und nähmen Ihr Mittagessen mit bei dem Major, oder bleiben bei Nacht, wo für Sie und Ihre liebe Gesellschaft gut gesorgt sein soll.

Meine Büste möchte ich nur im äußersten Nothfall, so gern ich sonst willig bin, hergeben. Ein so guter Abguß wird schwerlich wieder hergestellt, und die Meinigen haben eine Art von Neigung zu diesem Exemplar, die bis an den Aberglauben grenzt, die ich gern respectire. Übrigens liegt die Form von dieser Büste bei mir, woraus man allenfalls wieder einen Abguß nehmen könnte. Ich weiß nicht, ob sie Wolf oder Hoffmann bei ihrer Abreise an mich geschickt.

Da die Fabrik des Alten Literarischen Zahnpulvers nun völlig weggewichen, so muß man sehen, ob die Neue in Reinigung des Gebisses, welches die Autoren gewöhnlich vernachlässigen, eine bessere und durchgreifende Wirkung thut.

Bei meiner Überzeugung, daß jeder Mensch in der Welt sehr entbehrlich ist, muß ich mir eine Illusion machen, daß ich gegenwärtig hier nöthig sei; das kann man nur durch ununterbrochene Thätigkeit, worin mich eben Freund Meyer zu unterstützen kommt.

Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Vater, welcher ein kleines Packetchen mineralogisirenden Inhalts empfangen haben wird; die Masse der concernirenden Papiere ist schon in ein Kästchen eingeschlagen, das[374] den nächsten Sandfuhren als blinder Passagier mitgegeben werden soll.

Es ist recht Schade, daß Ihre Bestimmung Ihnen nicht einen etwas weiteren Spielraum erlaubt, die jetzigen für uns und, wenn ich nicht sehr irre, für das Ganze bedeutende Momente ließen mich die Nähe einer jüngern Natur wünschen, wodurch manches für den Augenblick belebt und für die Folge erhalten werden könnte.

Leben Sie indessen recht wohl. Durch Meyers Ankunft und mancherlei Einschiebsel werde ich genöthigt früher, als ich wollte, zu schließen.

Liebe und Vertrauen.

Goethe.

Jena, am 9. December 1803.


16/4777.


An den Herzog Carl August

Unterthänigster Vortrag.

Der Contract der Schauspielerin Beck geht mit nächsten Ostern zu Ende, da sie denn eine Verbesserung ihres Zustandes wünscht. Würde ihr derselbe zu Theil, so wäre wohl ein lebenslänglicher Contract mit ihr zu schließen.

Ew. Durchl. würden die desfallsigen Unterhandlungen besonders befördern, wenn es Höchstdenenselben gefällig wäre dieser brauchbaren beliebten[375] Schauspielerin eine Pension von 200 rthlr. auf den Fall zu verwilligen, wenn sie beym Theater nicht mehr für brauchbar gehalten würde. Wir würden sodann wegen des übrigen nach Pflicht und Überzeugung mit ihr eine Übereinkunft zu treffen suchen. Die wir uns verehrend unterzeichnen

Ew. Durchl

Weimar

unterthänigst treugehorsamster

am 10. Dec. 1803.

Joh. Wolf. v. Goethe.[376]


16/4777a.


An Peter Wagner

[Concept.]

Indem ich zu einem so geschickten Sohne Glück wünsche, übersende hierbey die Summe von 60 Ducaten. Sobald das Programm über unsere Ausstellung fertig ist, wo die Preiszeichnung, im Umriß, dargestellt worden, sende ich solches sogleich an das Herrn Grafen v. Thürheim Excellenz, und eins zu gleicher Zeit an Sie.

Indessen wünsche ich, daß Sie die Bekanntschaft des Herrn Prof. Schellings zu machen suchen, eines Mannes, den ich sehr hoch schätze und der die Kunst, mit ungemeiner Einsicht, zu würdigen weiß.

Ihrem Herrn Sohn nach Paris viele Grüße. Die Zeichnung sende ich ab, so bald ich nach Weimar zurück komme.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena den 10. Dec. 1803.[90]


16/4777b.


An Franz Kirms

Unterzeichneter ist wohl zufrieden daß, auf nachfolgende Bedingungen, mit Mad. Beck ein lebenslänglicher Contract geschlossen werde.

1. Sie erhält eine Pensionsversicherung von 200 rh.

2. Ferner von Ostern 1804 einen Thaler wöchentl. Gagezulage.

3. Es wird ein, von ihr aufzunehmendes und zu verinteressirendes Capital, von 364 rh., von fürstl. Theatercommission garantirt, welche solches nach und nach in acht Jahren abzuzahlen verspricht.

Dagegen macht sich Mad. Beck auf Lebenslang verbindlich und entsagt jeder weiteren Gagenvermehrung.

Jena am 10. Dec. 1803.

Goethe.[79]


16/4778.


An Friedrich Schiller

Vorauszusehen war es daß man mich, wenn Mad. de Staël nach Weimar käme, dahin berufen würde. Ich bin mit mir zu Rathe gegangen, um nicht vom Augenblick überrascht zu werden, und hatte zum Voraus beschlossen hier zu bleiben. Ich habe, besonders in diesem bösen Monat, nur gerade so viel physische Kräfte um nothdürftig auszulangen, da ich zur Mitwirkung zu einem so schweren und bedenklichen Geschäft verpflichtet bin. Von der geistigsten Übersicht bis zum mechanischen typographischen Wesen muß ich's wenigstens vor mir haben, und der Druck des Programms, der, wegen der Polygnotischen Tabellen, recht viele Dornen hat, fordert meine öftere Revision. Wie viele Tage sind denn noch hin, daß das alles fertig seyn und, bey einer leidenschaftlichen[376] Opposition, mit Geschick erscheinen soll? Sie, werther Freund, sehen gewiß mit Grausen meine Lage an, in der mich Meyer trefflich soulagirt, die aber von niemand kann erkannt werden; denn alles was nur einigermaßen möglich ist, wird als etwas Gemeines angesehen. Deßhalb möchte ich Sie recht sehr bitten mich zu vertreten; denn niemanden fällt bey dieser Gelegenheit der Taucher wohl ein als mir und niemand begreift mich als Sie. Leiten Sie daher alles zum besten, in so fern es möglich ist. Will Mad. de Staël mich besuchen, so soll sie wohl empfangen seyn. Weiß ich es 24 Stunden voraus, so soll ein Theil des Loderischen Quartiers meublirt seyn, um sie aufzunehmen, sie soll einen bürgerlichen Tisch finden, wir wollen uns wirklich sehen und sprechen, und sie soll bleiben so lange sie will. Was ich hier zu thun habe ist in einzelnen Viertelstunden gethan, die übrige Zeit soll ihr gehören aber in diesem Wetter zu fahren, zu kommen, mich anzuziehen, bey Hof und in Societät zu seyn, ist rein unmöglich, so entschieden als es jemals von Ihnen, in ähnlichen Fällen, ausgesprochen worden.

Dieß alles sey Ihrer freundschaftlichen Leitung anheim gegeben, denn ich wünsche nichts mehr als diese merkwürdige, so sehr verehrte Frau wirklich zu sehen und zu kennen, und ich wünsche nichts so sehr als daß sie diese Paar Stunden Weges an mich wenden mag. Schlechtere Bewirthung, als sie hier[377] finden wird, ist sie unterweges schon gewohnt. Leiten und behandeln Sie diese Zustände mit Ihrer zarten, freundschaftlichen Hand und schicken Sie mir gleich einen Expressen, sobald sich etwas bedeutendes ereignet.

Glück zu allem, was Ihre Einsamkeit hervorbringt, nach eignem Wünschen und Wollen! Ich rudre in fremdem Element herum, ja, ich möchte sagen, daß ich nur drin patsche, mit Verlust nach außen und ohne die mindeste Befriedigung von innen oder nach innen. Da wir denn aber, wie ich nun immer deutlicher von Polygnot und Homer lerne, die Hölle eigentlich hier oben vorzustellen haben, so mag denn das auch für ein Leben gelten.

Tausend Lebewohl! im himmlischen Sinne.

Jena am 13. Dec. 1803.

G.


16/4779.


An Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Möchten Sie, werthester Herr Doctor, über beykommende Schrift eine Recension verfassen, in dem Sinne, wie Sie mir neulich darüber gesprochen, so würde ein für mich doppelt angenehmer Entzweck erreicht werden, daß Sie dadurch sich an unser kritisches Institut aufschlössen und daß Sie zu interessanten Unterhaltungen nähere Gelegenheit gäben, die ich recht oft mit Ihnen zu wiederholen wünsche.

Jena am 15. Dec. 1803.

Goethe.[378]


16/4780.


An Carl Wilhelm Constantin Stichling

[Concept.]

[Mitte December.]

Ew. Wohlgeb.

haben, mit so vieler gefälliger Thätigkeit, sich bey der Zerschlagung meines Oberroßlaer Gutes verwendet, daß ich dieselben wohl ersuchen darf mir, auch in dem letzten Termin, noch besonders zu assistiren. Die litterarischen Geschäfte halten mich hier, möchten Sie wohl zu meiner Beruhigung nachstehendes vermitteln?

Herr Reimann hat auf Weihnachten noch 2500 rh. zu bezahlen. Bey seiner zwar übrigens redlichen, aber doch etwas zauderhaften Art, könnte es vielleicht nicht schaden, wenn Sie ihm gelegentlich bemerken ließen daß man, zu gedachtem Termin, die Zahlung bestimmt erwarte.

Ich habe dagegen an Frau Geh. Räthin von Herda 2000 rthlr. in Lbthlr. zu 1 rh. 14 gr. zu bezahlen. Schon habe ich Herrn Landkammerrath Ortmann deßhalb ersucht ob nicht diese Summe könnte in Eisenach bezahlt und von mir an fürstl. Weimar. Kammer restituirt werden. Er ließ sich auch deßhalb bereitwillig finden, nur fürchtete er daß draußen die Laubthaler raar seyn möchten und deßhalb einige Schwierigkeiten entstehen könnten.

Wollten Ew. Wohlgeb. nun die Gefälligkeit haben zu vernehmen, in wie fern sich eine solche Einrichtung[379] treffen lasse und mir gefällige Nachricht davon ertheilen; so würde ich, bey meinem verlängerten hiesigen Aufenthalt, mich wegen dieser Angelegenheit sehr beruhigt finden.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken empfehle.


16/4781.


An Friedrich Maximilian Klinger

[Concept.]

[Mitte December.]

Verehrter alter Freund.

Herrn Commissionsrath Heun, einen thätigen und verständigen Mann, der als Unternehmer der jenaischen allgemeinen Litteraturzeitung uns interessant geworden, will ich nicht nach St. Petersburg reisen lassen, ohne ihm ein Wort an Sie mitzugeben.

Oft ist es mir ein angenehmer Gedanke, daß die werthen Unsrigen Ihnen so nahe sind, Ihres Umgangs und Ihrer Neigung genießen.

Vielleicht wird es uns auch einmal noch so wohl uns wieder zu sehen, möge Ihnen indessen ein alter Freund empfohlen bleiben.


16/4782.


An Charlotte von Schiller

Vor allem, werthe Frau, danken Sie Schillern, daß er sich zu meinem besten verwendet hat, es ist[380] nun alles auf einem recht guten Wege. Sodann haben Sie die Güte inliegenden Brief an Frau von Staël zu besorgen und suchen Sie wo möglich auf die Fragen, die hiernächst verzeichnet sind, mir morgen Abend mit den Boten Antwort zu verschaffen; denn wenn ich die Freundin nur einigermaßen empfangen will, daß sie die Paar Tage, welche sie hier zubringt, nicht verflucht, so muß ich doch eigne Anstalten machen; denn es sieht durchaus etwas wüst und zerstört hier aus.

Ich schwimme und bade so gut ich kann. Wenn wir nicht tugendhafter wären als wir selbst wissen und gestehen wollen, so müßte uns ein Zustand, der nichts als Aufopferung enthält, ganz unerträglich werden. Grüßen Sie Schillern ohne ihn an seinem Werke zu stören, worauf ich mich herzlich freue. Leben Sie recht wohl und verzeihen Sie mir diese Zudringlichkeit.

Jena, d. 16. Dec. 1803.

Goethe.[381]


[Beilage.]

Wegen Ankunft der Frau von Stael in Jena wünschte ich über folgende Puncte belehrt zu seyn.

1.) Wäre es ihr wohl gefällig Donnerstag früh hier einzutreffen? Dergestalt, daß sie ein Frühstück nähme und ich mich mit dem Mittagessen gehörig einrichten könnte.

2.) In meiner Nachbarschaft ist ein sehr artiges Quartier bereitet; jedoch nur für sie, eine Kammerfrau und ein Paar Bedienten. Brächte sie mehrere Personen mit; so würde ich diesen rathen im Bären abzusteigen wegen der Nachbarschaft. Die ganze Gesellschaft würde ich mit Vergnügen bey mir zu Tische sehen.

Was pflegt sie zu frühstücken, was für Wein trinkt sie? ich wünschte möglichst alles voraus zu wissen, weil man hier sich vorbereiten muß.

Bitte um jede nöthige Bemerckung

G.[137]


16/4783.


An Anne Germaine de Staël-Holstein

[Concept.]

[16. December.]

Voila, Madame, une des contradictions les plus frappantes, Vous Vous trouves a Weimar et je ne vole pas Vous porter les assurances d'un parfait[381] devouement. Cependant je ne me plaindrai pas ni des affaires momentanement compliquees ni des indispositions physiques qui me retiennent ici, ces accidens me sont chers car ils me procurent un bonheur que je n'aurai jamais ose souhaitter. Vous vous approchez de l'heremite qui fera son possible pour ecarter ce qui pourroit l'empecher de se vouer entierement a la bienvenue. Vous eclaireres ces jours tristes, et les soirees infinies passeront comme des momens.

Soyes persuadee Madame que je sens tout le prix de Votre bonté et que j'attends avec impatience le moment de Vous exprimer combien je Vous suis attaché.

Je Vous arrange un petit logis dans mon Voisinage et je prie Madame de Schiller de vouloir bien me faire parvenir Vos intentions cette. . . de me marquer le jour de Votre arrivée.


16/4784.


An Charlotte von Schiller

Da Frau von Staël erst auf den Sonnabend zu kommen gedachte, so kann ich ihr den unangenehmen Weg recht gut ersparen und was mir obliegt diese Woche hier vollenden.

Ich schreibe ihr das in beyliegendem Briefe und lade sie auf Sonnabend Mittag zu mir ins weimarische[382] Haus. Da werden denn auch Sie liebe Frau und Schiller mich mit Ihrer Gegenwart erfreuen. Am liebsten wäre mirs wir hielten uns in so kleiner Gesellschaft; haben Sie aber sonst noch irgend einen Gedanken, wen ich einladen könnte, so theilen Sie mir ihn inzwischen mit. Wir können uns Glück wünschen, daß diese winternächtliche Kranken- und Todtenbilder durch eine so geistreiche Natur einigermaßen verscheucht und der Glaube ans Leben wieder gestärkt wird.

Danck und Gruß.

Jena d. 19. Dec. 1803.

Goethe.


16/4785.


An Anne Germaine de Staël-Holstein

[Concept.]

[19. December.]

Non Madame ce ne sera pas Vous qui feres par ces neiges le petit mais tres desagreable trajet. Cette semaine me suffit pour arranger les affaires qui me tenoit ici. Samedi je viens me vouer tout a Vous et j'espere que Vous voudrez prendre le diner chez moi avec Mr et Mdme de Schiller. Mon impatience de vous voir Madame s'accroit de jour en jour et Vous series surement contente d'un ancien ami si Vous pouvies lire ce qui passe et repasse dans mon ame. Adieu donc jusqua Samedi jusques Dimanche. N'oublies pas que ces jours en etoit[383] destinés et que j'aurois fait lundi le petit voyage dans votre voiture, de tous ces precieux moments je ne voudrois perdre que le moins possible. Peutetre vous ne penses pas que c'est un ami exigeant [darüber: importun] qui va se presenter. S'il est possible je vous amene Mr Stark.


16/4786.


An Franz Kirms

Ew. Wohlgeb. sage mit Wenigem, daß ich Sonnabend nach Weimar komme.

Wegen der Stelle des hiesigen Stadtmusikus erhalten Sie Mittwoch früh ein Promemoria, woraus zu ersehen sein wird, was für Einkünste er hat und wie sie zu verbessern sein möchten. Der Stadtrath wird indessen seine Wahl suspendiren.

Alles Übrige mag ruhen, bis ich das Vergnügen habe, Sie wieder zu sehen.

Wenn Sie »Tarare« auf den 31. zusammenbringen können, so lassen Sie sich ja nicht stören. Paläophron und Neoterpe kann recht gut wegbleiben, wenn etwas Brillantes an dessen Stelle tritt. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena, 19. December 1803.

G.[384]


16/4787.


An Carl Wilhelm Zimmermann

Bei den Verhältnissen, welche mir theils schon bekannt gewesen, theils durch Ihren Brief, mein werthester Herr Zimmermann, erst bekannt geworden, halte ich es nach reiflicher Überlegung, für beide Theile am Gerathensten, die bisher bestandene Verbindung, dem Contracte gemäß, auf Ostern aufzuheben, um so mehr als bei den lebhaften Anstalten in den Churfürstl. bayerischen Landen es kaum einem Mann von mannigfaltigen Talenten an einem wünschenswerthen Unterkommen fehlen wird.

Indem ich Ihnen also für das bisher Geleistete meinen Dank abstatte, werde ich nicht ermangeln, von Seiten fürstlicher Commission die förmliche Entlassung baldigst zu ertheilen.

Jena den 19. Dec. 1803.

G.


16/4788.


An Charlotte von Schiller

Sie sind so freundlich und gut, daß ich ein Paar Worte an Sie zu dictiren wage, ob ich gleich vom bösesten Humor bin. Dafür bitte ich Sie mir morgen mit den Boten etwas zu sagen, wie es in Weimar aussieht.

[385] Mit unserer Hauptunternehmung geht es gut, schön und vortrefflich! Hätte ich bis Neujahr hier bleiben können; so wäre alles, was mir obliegt, mit einem gewissen behaglichen Geschick zu lösen gewesen. Daß ich aber Sonnabends nach Weimar soll und will, macht mir eine unaussprechliche Differenz, die ich ganz allein dulden, tragen und schleppen muß und wofür mir kein Mensch nichts in die Rechnung schreibt. Das ist das Verwünschte in diesen irdischen Dingen, daß unsere Freundin, der zu Liebe ich, zu gelegner Zeit, 30 Meilen gern und weiter führe, gerade ankommen muß, wo ich dem liebsten was ich auf der Welt habe, meine Aufmerksamkeit zu entziehen genöthigt bin. Gerade zu einer Zeit, die mir die verdrießlichste im Jahre ist; wo ich recht gut begreife wie Heinrich III. den Herzog von Guise erschießen ließ, bloß weil es fatales Wetter war, und wo ich Herdern beneide, wenn ich höre daß er begraben wird.

Demohngeachtet sollen Sie mich Sonnabends nicht unfreundlich finden und es ist schon etwas besser, da ich mir die Erlaubniß genommen habe meinen Unwillen in einigen Worten und Redensarten herauszulassen.

Wenn Sie recht freundlich sind, so schreiben Sie mir noch einmal vor Sonnabend und schicken mir auch ein Blättchen von Schiller und von Frau von Staël. Ich habe nöthiger als jemals mich durch Freundschaft und guten Willen zu stützen und zu[386] steifen. Schöben sich die Umstände nicht so wunderlich über einander; so hättet ihr mich so bald nicht wieder gesehen. Und so ein Lebewohl ohne Bitte um Verzeihung wegen meiner Unarten. Es ist heute der zwanzigste! Nach dem Neuenjahre wird es, wills Gott, besser werden.

[Jena, 20.] Decembr. 1803.

G.


16/4789.


An Charlotte von Schiller

Es bleibt also dabey, verehrte Freundin, daß Sie morgen, Sonnabends um 1 Uhr sich mit Schillern in meinem Hause einfinden und Frau von Staël nochmals einladen ein Gleiches zu thun.

Sie wird mir verzeihen, wenn ich ihr nicht vorher der Form gemäß aufwarte. Ich komme dazu hier nicht früh genug weg.

Leben Sie recht wohl, ich freue mich Sie allerseits zu sehen.

Jena am 23. Dec. 1803.

G.


16/4790.


An Johann Adam Schmidt

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. gönnen, wie ich von Herrn Hofrath Eichstädt vernehme, Ihre männlich ernste Theilnahme[387] der jenaischen allgem. Litt. Zeitung. Dieses fordert, in so fern ich Ursache habe an dieser Anstalt vorzüglich Theil zu nehmen, auch von meiner Seite den lebhaftesten Dank.

Kann ein solches Zeitblatt, das, mit unter, aus sehr heterogenen Elementen besteht, nicht immer eine gleiche Ansicht gewähren; so ist es doch, im Einzelnen, wie im Ganzen, das erfreulichste, wenn die Tüchtigen des Zeitalters nicht verschmähen durch dieses Organ sich hören zu lassen.

In mehrern Gesprächen mit Herrn Hofrath Himly, bey Lesung der ophtalmologischen Bibliothek und bey mehrern andern Gelegenheiten, habe ich mich von dem Werth Ihrer Bemühungen durchdrungen gefühlt und den lebhaften Wunsch nicht unterdrücken können über manches durch Sie belehrt zu werden.

Seit mehrern Jahren bearbeite ich die Farbenlehre, erst zu ästhetischen Zwecken, dann in physischer und chemischer Rücksicht, und wie hätte ich bey diesen redlichen Bemühungen das physiologische versäumen können.

Diesen letzten Theil, nunmehr den ersten meiner Abhandlungen, hätte ich vor allen Dingen dergestalt auszuarbeiten gewünscht, um Ihnen denselben vorlegen und Ihre entscheidenden Winke nutzen zu können.

Aber das Leben geht meisthin ohne daß man ordnen und beleben kann was man gesammelt hat und, wie das Ganze der empirischen Erscheinung, so[388] liefert auch der Einzelne mehr ein Wollen als ein Vollbringen.

Ihren gefälligen Antheil an unserer Litteraturzeitung sehe ich deshalb auch für mich als höchst günstig an, weil ich dadurch in den Fall komme noch mehr auf die Maximen zu merken, welche, in Ihnen, bey That und Urtheil, herrschend sind. Ohne daß ich Ihre Gesinnungen über meine Arbeiten vernehmen kann, betrachte ich alsdann meine Arbeiten in Ihrem Sinne, und sehe getrost der Zeit entgegen wo ich sie Ihnen dereinst senden oder lieber bringen möchte, welche letzte Hoffnung ich mir nie ganz nehmen kann, um so weniger als ich bisher die große Kaiserstadt zu sehen unverantwortlich versäumte.

Jena den 23. Dec. 1803.


16/4791.


An N.N.

[Concept.]

[23. December.]

Wäre die natürliche Tochter nicht schon ausgetheilt gewesen; so wurden wir Ihnen gern solche zur Recension überlassen haben, um so mehr als Ihre Überzeugung, in den Hauptmomenten, mit der diesseitigen Ansicht übereinstimmt. Es ist uns jedoch angenehm auf diesem Wege mit Ihnen in Verbindung zu kommen und wir fragen vorläufig an: ob Sie etwa die Tieckische Übersetzung der altdeutschen Minnelieder einstweilen recensiren möchten pp.[389]


16/4792.


An Johann Friedrich Christian Werneburg

[Concept.]

Die Recension der Eschenmayerischen Schrift werde ich, mein werthester Herr Werneburg, mit Vergnügen erwarten, und hoffe, bey dieser Gelegenheit, mit Ihrer ausgezeichneten Denkweise näher bekannt zu werden; jedoch muß ich mir die Freyheit vorbehalten gedachte Recension, wenn sie mit den Maximen, welche bey der Redaction festgesetzt worden, nicht übereinstimmen sollte, mit höflichem Danck zurück zu senden. Mögen Sie diesen Wünschen sich gemäß erklären; so bin ich überzeugt daß eine solche Communication, theils für diesen Fall, theils für andere Fälle, für beyde Theile, nützlich werden und von guten Folgen seyn könne.

Jena den 23. Dec. 1803.


16/4793.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Indem ich Ew. Wohlgeboren zu einem gesegneten Anfang Glück wünsche und bald wieder zu erscheinen hoffe, übersende ich noch einiges zum Geschäft Gehöriges, dem ich Ihre Aufmerksamkeit erbitte.

1. Das Blatt b zu nochmaliger gefälliger Revision.

2. Das Blatt f nebst dem Manuscripte zur Correctur und weitern gütigen Besorgung. Ich habe es[390] noch nicht durchsehen können; da ich aber einen Abdruck mit hinübernehme, so kann ich, wenn ich etwas zu verändern finden sollte, was das Manuscript nicht schon anzeigt, solches Ew. Wohlgeboren melden.

3. Das überbliebene Manuscript, welches nunmehr in zwei separierten Dosen untern Strich gesetzt werden kann; sonst will ich für diesen Raum nächstens noch manches schicken, womit ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena den 24. December 1803.

G.


16/4794.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Den hierbei zurückkommenden Aufsatz finde recht zweckmäßig und könnte derselbe wohl bald abgedruckt werden. Die in dem Bogen f bemerkten Druckfehler haben Ew. Wohlgeboren schon bei der Revision gefunden und verbessert.

Wohl zu leben wünscht

Weimar den 26. December 1803.

G.


16/4795.


An Friedrich August Wolf

Ich durfte meinen Augen kaum trauen, als ich die Züge Ihrer verehrten Hand in einem Briefe von Jena her erkannte. Meine Freude war desto größer und wie Sie mir dort herzlich willkommen gewesen[391] wären, so sollen Sie mir es auch hier seyn. Die Zimmer, die ich Ihnen in meinem Hause bestimmte, finden sich gegenwärtig von Riemern und meinem Sohne besetzt. Aber in einem Nachbarhause, Wand an Wand, lasse ich Ihnen ein kleines Quartier zurechte machen, für die Nachtruhe bequemer als in einem Wirthshause, und den Tag, hoffe ich, mögen Sie bey mir zubringen. Sie kommen zu einer bedeutenden Zeit, ein erwünschter Rathgeber und Helfer. Von unsern jenaischen Zuständen wird Ihnen nichts unbekannt bleiben, von unsern weimarischen soll es auch nicht.

Zur Freude, die Ihre Ankunft erregt, gesellt sich schon zum Voraus mein Dank.

Möchten Sie Mittwoch vor Tische anlangen? wir würden alsdann einige Stunden ruhiger Unterhaltung genießen und Abends zusammen Maria Stuart sehen können. Das übrige würde sich geben und finden.

Vergeben auch Sie meinen Laconismus; denn ich bin gedrängt diesen Brief noch auf die Post zu schaffen. Mit tausendfältigem Lebewohl.

W. d. 26. Dec. 1803.

Goethe.


16/4796.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren danke bestens für das Übersendete. Dagegen überschicke:

[392] 1. den halben Bogen f, auf welchem ich noch einiges bemerkt habe, welches ich theils (besonders die Stelle von Palamedes) zu corrigiren, theils nach eigner Überzeugung beizubehalten oder zu verändern bitte;

2. das Verzeichniß der pariser Neuigkeiten vom 24. October bis zum 22. November; nach gemachtem Gebrauch haben Sie die Gefälligkeit diese Blätter bei Sich zu bewahren;

3. einen interessanten Brief vom Kriegsrath von Stein, über den wir wohl erst mündlich sprechen ehe ich demselben antworte. Ich glaube daß wir auf diesem Wege sehr gute Theilnehmer gewinnen werden.

4. Die Recension des Herrn S. über die pädagogischen Ereignisse scheint mir auf den ersten Anblick mit vieler Sachkenntniß geschrieben. Vielleicht erlangte man von ihm eine Darstellung der ganzen Lage, nach welcher in der Folge theils dessen eigne, theils fremde Recensionen zu beurtheilen wären.

Die Ankunft des Herrn Professor Wolf hat mich äußerst erfreut. Ich wünschte nur, daß ich noch in Jena gewesen wäre! Empfehlen Sie mich ihm vielmals mit der Versicherung, daß ich mich höchlich freue ihn Mittwoch früh hier zu sehen.

Weimar den 27. December 1803.

Goethe.[393]


16/4797.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeboren sende das zweite Stück mit vielem Danke wieder. Der darin enthaltene Beschluß der Recension wird freilich manches zu reden geben, indessen wenn zur Sprache kommen sollte, was bisher verschwiegen war, so ist nichts anders zu thun, als dergleichen abdrucken zu lassen. Wenn nur öfter etwas so Gehaltvolles einläuft!

Statt der von Ihnen schon gemachten Veränderungen schlage ich ein paar andere vor, wobei ich Ihnen jedoch durchaus die Entscheidung überlasse.

Statt: einem solchen Kampfe – einem Scheinkampfe

Statt: so sonderbar – so eigen

worüber jedoch Ihrem kritischen Gefühl ganz die Entscheidung überlasse.

Wenn es ohne Aufenthalt zu verursachen geschehen kann, wird es mir sehr angenehm sein die Blätter vor dem Abdruck zu sehen.

Die Gegenwart des Herrn Professor Wolf macht mir viel Freude, wie sie Ihnen gewiß auch verursacht hat. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar den 28. December 1803.

Goethe.[394]


16/4798.


An Piat Le-Febre et fils

[Concept.]

[28. December]

Messieurs

J'espere Messieurs que les tapis annonceés par Votre lettre du 19. May arriveront bientot, ayant en notice de leur depart de Francfort par Mssrs Bethmann. Je ne manquerai pas de les deployer d'abord devant S. A. S. M. le Duc et d'en presser le payement.

En attendant je me trouve dans la necessité de Vous envoyer le dessin, la mesure et la description d'un tapis, que 1'on desire avoir bientot. Jl est destiné pour une chambre, qui n'est pas tout a fait rectangle et c'est pour cela que l'on veut eviter de mettre une bordure tout autour. L'intention d'allieurs se concoit aisement par le dessin, sur le quel on a noté les couleurs desirées. La mesure est prise d'apres le pied de Leipzig dont Vous trouveres une Copie ci jointe.

On pense que Vous pouves Messieurs faire coudre les parties differentes qui composent ce tapis, si cela ne se pouvoit pas, Vous auries bien la bonté Messieurs de me le faire scavoir bientot et de m'aider de Vos conseils.

Aussi je Vous prie de m'envoyer avec le premier transport qui se feroit une mesure du Brabant[395] en bois, pour pouvoir determiner en cas de besoin plus precisement les mesures. J'en avois fait copier une d'apres celle de Votre Voyageur qui s'est perdue. Ayant l'honneur de me soussigner.[396]


16/4798a.


An Carl Wilhelm von Fritsch?

[Weimar] d. 30 Dec. 1803.

Möchten Ew. Hochwohlgeb. die Gefälligkeit haben beykommenden Stein in Dresden Gelegentlich schleifen zu lassen, dergestalt daß er eine ovale Form eine flache Seite und eine wenig erhobne bekäme, wie Petschaftsteine durchaus geschliffen sind; so würden Sie mich sehr verbinden. Mit viel empfehlung an die andere Hälfte bin ich der ganzen Familie

Treuverbundener

Goethe.[79]


16/4799.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Mit viel Vergnügen habe ich Ew. Wohlgeboren Sendung erhalten und hoffe davon morgen früh unserm gnädigsten Herrn eine angenehme Neujahrsgabe zu überreichen.

Sollte der kleine Aufsatz über Martin Wagner noch nicht abgedruckt sein, so erbitte mir ihn zurück, indem ich ihn aus einem von dem Künstler selbst erhaltenen Briefe gegenwärtig noch interessanter machen kann.

Alles Übrige hat meinen vollkommenen Beifall, sowie zu Voßens treuer Nähe Glück wünsche.

Professor Wolf, dessen Gegenwart mir viel Freude und Nutzen bringt, grüßt Sie beide mit mir.

Sobald mir's möglich ist, komme ich und wenn auch nur auf kurze Zeit. Ich bereite manches und werde außerdem gern auf jede Veranlassung mich dienstlich erweisen.

Mich zu geneigtem Andenken empfehlend

Weimar am 31. December 1803.

Goethe.[396]


16/4800.


An Friedrich Schiller

Hier mein Werthester die Aushängebogen des Programms, auf Actenweise geheftet, bis ich Ihnen ein besseres Exemplar zuschicken kann. Möchten doch unsere Bemühungen Ihnen einigen Beyfall ablocken.

Ich gehe heute Abend nicht in die Comödie, wie halten Sie es? mögen Sie mich vielleicht gegen 8 Uhr besuchen? und alsdann Wolf bey mir erwarten, welcher wohl in das Schauspiel gehen wird.

Weimar am 31. Dec. 1803.

G.

Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 17.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Die geschwätzigen Kleinode oder die Verräter. (Les Bijoux indiscrets)

Die geschwätzigen Kleinode oder die Verräter. (Les Bijoux indiscrets)

Die frivole Erzählung schildert die skandalösen Bekenntnisse der Damen am Hofe des gelangweilten Sultans Mangogul, der sie mit seinem Zauberring zur unfreiwilligen Preisgabe ihrer Liebesabenteuer nötigt.

180 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon