1825

[63] 39/55.


An den Großherzog Carl Augustund die Großherzogin Louise

[Concept.]

[1. Januar 1825.]

Königliche Hoheiten.

Wenn ich jemals gewünscht habe, den ganzen Inhalt meiner Gesinnungen Höchst Denenselben vorzulegen, so ist es dießmal der Fall, da mich die Bedeutsamkeit einer eintretenden Epoche rückwärts zu schauen anmahnt, wo ich denn unübersehbare Geneigtheit, günstige Vorsehung und hochzuverehrende Nachsicht gewahr werde.

Wenn der Mensch, bey schwer auszugleichendem innern Widerstreit, sich gegen das Ende des Lebens einigermaßen schmeicheln darf, daß er denen, an deren Beyfall alles gelegen ist, nicht ganz mißfallen habe, so ist dieß der größte Gewinn, den er vom Leben erwarten kann.

Möge der Lauf dieses Jahrs alles Gute und Glückliche was um Höchst Dieselben versammelt ist, woran Familie, Staat und so mancher Begünstigte frohen Antheil nimmt, sich vollkommen bewähren und befestigen und eines jeden Muth beleben, neues Wircken und Thätigkeit zu bestehen und ein frisches Daseyn als wie von vorn anzufangen.[63]


39/56.


An Carl Ferdinand Friedrich von Nagler

Ew. Excellenz

unbegränzte Weltübersicht und unermüdliche Thätigkeit auch zu meinen Gunsten wircksam zu sehen, erfüllt mich mit dem gefühltesten Dancke, der nicht in Worte zersplittert werden darf, sondern ganz und ungetheilt in meinem und der Meinigen Herzen fortleben wird. Und so ermangele nicht, in dem glücklich eingeleiteten Geschäft nach denen mir gegebenen Wincken, die ich zu verstehen hoffe, alsobald weiter fortzuschreiten.

An des Herren Grafen Bernsdorf Excellenz, der in früheren Zeiten meinen Producktionen gemüthliche Gunst geschenckt, auch bei einer vor wenigen Jahren in Carlsbad sich ereignenden persönlichen Zusammenkunft mir mit anmuthiger Vertraulichkeit entgegenging, geht ein Schreiben sogleich ab, dem ich denn auch eine geneigte Aufnahme hoffen darf.

Des Herren Fürsten Metternich Durchlaucht haben seit mehreren Jahren, so oft ich meine Aufwartung zu machen das Glück hatte, mich mit ausgezeichnetem Wohlwollen beehrt; wie ich denn Hochdenenselben das Kommandeur-Kreuz des St. Leopolds Ordens schuldig bin.

Ein früheres Verhältniß zu Herrn von Genz ist immer ungetrübt geblieben; wir nahmen beyde gleichen Theil an jener merkwürdigen Bildungs Epoche, die[64] durch Kant den Deutschen bereitet war. Sodann hat derselbe, zu Anfange des Jahrhunderts, bey dem schwierigen Unternehmen der neuen Jenaischen Literaturzeitung unsrer Wircksamkeit kräftig beygestanden. Ein letztes Wiedersehen in Carlsbad mußte, zu bedencklicher Zeit, das wechselseitige Vertrauen erhöhen und bestätigen. Ich erwähne dieser persönlichen Bezüge, da sie im lebendigen Geschäftsgange so großen Einfluß ausüben.

Was nach Wien gelangen soll, werde möglichst beeilen, auch vom Abgange des Ausgefertigten Nachricht zu geben nicht verfehlen. Erhalt ich von dorther günstig Zeichen, so würde Herr v. Münch das Erforderliche zu melden nicht unterlassen.

Der ich unschätzbarem Wohlwollen mich angelegentlich empfehlend, fernere Leitung und Begünstigung erbittend, mich mit vorzüglichster Hochachtung in vollem Vertrauen, zu unterzeichnen die Ehre habe

Ew. Excellenz

gehorsamst verpflichteter

Weimar d. 2. Jan. 1825.

J. W. v. Goethe.


39/57.


An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl

Wie sollt ich, theurer, geprüfter Herr und Freund, Ihre Rückkehr nach Berlin vernehmen, zugleich mit der Nachricht daß Sie Ihr wichtiges Geschäft wieder[65] übernommen haben ohne daß ich mich, um der Sache und um Ihrer selbst willen, deshalb erfreute. Das Theater bleibt immer eine der wichtigsten Angelegenheiten, es knüpft sich aus Vorsatz und durch Zufall gar vieles daran, daß dem jüngeren Manne, der sich eine Zeitlang diesem Kreise gewidmet, eine gewisse Leere bleiben muß, wenn er sich nicht mehr damit beschäftigt. Selbst in meinen alten Tagen, da ich jetzt manchmal das Theater besuche, fühl ich einen stillen Trieb und Wunsch hie und da wieder einzugreifen und mit wenigen Andeutungen günstige Wirkung hervorzubringen.

Mögen Sie, mein Theuerster, die mannichfaltigen Unbilden dieses Geschäftes nur leidlich berühren; ist doch keins unter allen denen die wir unternehmen können, das nicht mehr oder weniger einer Seefahrt zu vergleichen wäre; da wir denn immer von Glück zu sagen haben, wenn es uns nicht so greulich behandelt wie die Ostsee in diesen Tagen jene Unglücklichen die sich als Anwohner, oder als Schiffende ihr früher oder später anvertraut.

Sodann aber freut Sie gewiß, wenn ich glücklicherweise zu vermelden habe, daß ich diese Monate her ohne Anstoß zugebracht, so daß ich, mit einer meinen Jahren geziemenden Genügsamkeit, bekennen darf: mich verhältnißmäßig wohl befunden zu haben; wenigstens sah ich mich keinen Tag ausser Thätigkeit gesetzt und so ist denn manches geleistet und vorgearbeitet worden.

[66] Mit vielem Dank folgt denn auch hier das Exemplar des Paria und zugleich oder doch nächstens das Ölbild die Hütte vorstellend. Gerade diesem Stück, habe ich einige Sorgfalt gewidmet und erkenne dankbarlich geneigte Beyhülfe, es hat sich gut gemacht und ich denke es soll sich halten.

Neigung und Theilnahme!

Treulichst

Weimar d. 2. Jan. 1825.

Goethe.

zu frohem Beginnen!


39/58.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

die treusten Wünsche nochmals aufrichtigst wiederholend, schicke mich an über einiges neuere Eingegangene unterthänigsten Vortrag zu erstatten.

1) Wenn auch die Höchst Dero Bibliothek zugedachte Abhandlung über die Euphorbien nicht gerade wie sie liegt Höchst Denenselben interessant seyn dürfte; so lege sie doch billigerweise mit dem Auszug eines göttingischen Schreibens vor, damit die Namen von zwey jüngeren Deutschen Dr. Ernst Meyer und Dr. Röper nach Verdienst genannt werden. Beide zeichnen sich schon jetzt unter den Botanikern sehr vortheilhaft aus und werden sich in der Folge noch mehr bemerklich machen.

[67] 2) Ein kleines Acten-Heft gibt nähere Nachricht wie der Antrag unsern Heinrich Müllern als Steindrucksbeflissenen in Stuttgart aufgenommen zu sehen erwidert worden. Wenn auch schon, wie allenfalls vorauszusehen war, die Boisseréeschen Gebrüder bey ihrem, zwar höchst bedeutenden, aber doch genau begränzten Unternehmen, die Aufnahme eines Lernbegierigen verweigert haben, so ist man doch auf diesem Wege, durch die Freundlichkeit des jüngeren Boisserée, zu einer genaueren Ansicht des ganzen Geschäftes gelangt. Zu dem fol. 9 beykommender Acten enthaltenen Schreibens Auszug glaube vorerst nichts weiter hinzufügen zu dürfen, nur bemerke daß immer noch in Überlegung gezogen zu werden verdient: ob man [verantworten könne] unsern jungen Mann, der wohl schwerlich im Französischen so geübt und von solchem Charakter und Gewandtheit ist als zu einem solchen Unternehmen nöthig wäre, dem Strudel einer Hauptstadt und einer höchst bewegten Technik zu übergeben? Ich werfe wenigstens die Frage auf ob man ihn nicht nach München senden sollte, wo Ew. Königlichen Hoheit Name schon die beste Empfehlung bleibt, wo er die Verhältnisse schon einigermaßen kennt und nicht ganz als Fremdling auftritt, wo Ritter von Martius, der bey der brasilianischen Reiseschätze selbst Hand anlegt und verschiedene Künstler, in verschiedenen Fächern gewandt, unter sich hat, gewiß, als ein sittlich höchst vorzüglicher Mann dem[68] jungen Lernbegierigen alles Wünschenswerthe erzeigen würde.

Wie man denn nur die Münchner Arbeiten ansehen darf so wird daraus hervorgehen, daß wenn wir es hier nur so weit bringen als es dort schon gebracht ist, wir gar wohl zufrieden seyn und eine gute Weile fortarbeiten können.

Doch sey dieses nur gesagt zur Überlegung und Beurtheilung Anlaß zu geben.

3) Professor Güldenapfel überreicht das Verzeichniß der jenaischen Incunabeln. Es ist, wie zu erwarten war, ein ansehnlicher Vorrath. Werden die hiesigen auf gleiche Weise catalogirt, so läßt sich alsdann gar wohl übersehen inwiefern eins oder das andere Angebotene zu acquiriren wäre.

4) Den Brief des vortrefflichen von Oppen erbitte mir als Testimonium meines Wohlverhaltens in der Tranchée. Wie es scheint, so hat der Werthe keine Kenntniß von meiner Campagnen-Chronik, wo doch auch seiner in allen Ehren gedacht wird. Möchten Höchst Dieselben ihm ein Exemplar übersenden, so würde ein sauber eingebundenes das eben vor mir steht mit einem freundlichen Vorworte alsogleich einhändigen können.

5) Die trierischen Abbildungen sind gleichfalls höchst erfreulich; nun steht zu hoffen daß man uns von dort her bey so vieler architektonischen Fähigkeit das Ygeler Denkmal in seinem jetzigen verderbten Zustande,[69] sodann aber mit kritisch-antiquarischer Restauration gleichfalls vorlegen werde.

Manches andere bescheidentlich vorbehaltend, mich zu fernern Hulden und Gnaden angelegentlichst empfehlend.

Weimar den 3. Januar 1825.


39/59.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

gaben mir vor einiger Zeit Kenntniß von einer gesetzlichen Erklärung des Königs von Sachsen, wegen des Nachdrucks. Dürft ich um Mittheilung derselben bitten oder um Andeutung wo sie zu finden, ich würde deshalb gleichfalls wie für so vieles andere mich für verpflichtet halten.

gehorsamst

Weimar den 3. Januar 1825.

Goethe.


39/60.


An den GrafenChristian Günther von Bernstorff

[Concept.]

Da mir in früherer Zeit durch Friedrich Jacobi, dessen Briefe jetzt noch vorliegen, gar wohl bekannt geworden, daß Ew. Excellenz günstiger als viele von meinen Arbeiten geurtheilt und sich derselben gegen[70] manche Mißverständnisse freundlich und einsichtig angenommen; da mir später das Glück ward bey persönlichem Zusammentreffen in vertraulichem Wohlwollen zu gewahren, daß Hochdenenselben mein fernerer Lebensgang nicht unbemerckt geblieben; so darf ich wohl jetzt, wo mir frische Kunde zukommt von geneigter Aufnahme und günstiger Förderniß eines bedeutenden Gesuchs, dessen glückliche Willfahrung auf mein und der Meinigen Schicksal den wichtigsten Einfluß haben muß, die Veranlassung nehmen meinen verpflichteten Dank für eine so vieljährige und geprüfte Geneigtheit auszusprechen.

Denn was kann bey dem Rückblick auf eine so mannichfaltige, ununterbrochene, wenn schon oft angefochtene Thätigkeit, die man mehr aus innerem dunklen Antrieb als mit Bewußtseyn verfolgt, in mei nen Jahren erfreulicher und erhebender seyn als nach dem Sinne der besten Zeitgenossen gewirkt zu haben.

Sollte sich Gelegenheit finden vor Ihro Königlichen Majestät meiner zu gedenken und Allerhöchst Denenselben mich zu fortdauernden Hulden und Gnaden zu empfehlen, so wird auch dieß meine tief empfundene Dankbarkeit steigern.

Möge das vielfache Gute, das von Ew. Excellenz in den bedenklichen Weltlauf übergegangen, sich immerfort in Ihrem würdigen Kreise bethätigen und mir[71] das Glück gegönnt seyn mich unter die vielen Schuldner, die Hochdenenselben bessere Zustände verdanken, zunächst rechnen zu dürfen.

W. d. 3. Jan. 1825.


39/61.


An Friedrich von Gentz

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

erinnern Sich gewiß mit Vergnügen der frühern Zeit, da wir, in der wichtigen Epoche deutscher philosophischer Bildung, uns frischer Ansichten und einer vorzüglich methodischen Anleitung zusammen erfreuten, die uns im Denken und Handeln gar besondere Vortheile versprach und leistete.

So haben Sie wohl auch noch im Andenken wie Sie später einem wichtigen aber bedenklichen literarischen Unternehmen des Weimar-Jenaischen Kreises besonders wirksame Theilnahme erwiesen. Auch ich gedenke vorzüglich gern wie Ew. Hochwohlgeboren bey späterem Zusammentreffen, selbst in ahndungsvollen Tagen, mir so viel Vertrauen und Geneigtheit blicken lassen daß ich bey manchen Fällen in Versuchung kam für andere, oder auch wohl für mich, Ihre einflußreiche Mitwirkung in Anspruch zu nehmen. Hab ich mir aber dieß schon mehrmals im Laufe der Zeit versagt, so erlaube mir um so eher gegenwärtig, in dem Falle[72] der für mich und die Meinigen von der größten Bedeutung ist.

Im Vertrauen auf gnädigste Geneigtheit, welche Ihro Durchlaucht Herr Fürst Metternich seit vielen Jahren mir gegönnt, bereite mich Höchst Denenselben ein submisses Schreiben an die hohe Bundes Versammlung gerichtet bescheiden vorzulegen, worin ich um ein Privilegium für die neue Ausgabe meiner Werke geziemend ansuche, in der Voraussetzung daß die höchsten Herrscher dasjenige was sie sonst wohl einzeln verliehen auch jetzt zusammen gewähren und einen Act verbündeter Souverainität dadurch auszusprechen geneigt seyn möchten.

In einer für mich so wichtigen auch überhaupt bedeutenden Angelegenheit, wo kein früherer Vorgang mich leitet, wo ich vor einen würdigen Kreis trete, dessen innere Verhältnisse mir unbekannt sind, ja wo sogar die äußere gerathener scheinen als mich dahin zu wenden wo die Vorfrage ob ein solcher Schritt überhaupt räthlich und thunlich sey einzig zu entscheiden ist.

Nun ermuthige mich in gleichem Sinne Ew. Hochwohlgeboren um geneigte Aufnahme des Gegenwärtigen geziemend anzusprechen, auch im vorläufigen Bejahungsfalle Dero einflußreiche Mitwirkung zu erbitten um der höchst schätzbaren Theilnahme eines erhabenen Wirkungskreises auf das Sicherste mich erfreuen zu können.

Weimar den 7. Jenner 1825.[73]


39/62.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Herrn Professor Riemer wünschte heute Abend nach gewohnter Weise bey mir zu sehen; anliegende Revision jedoch hat bis Dienstags Abend Zeit.

W. den 7. Januar 1825.

G.


39/63.


An Carl Ferdinand Friedrich von Nagler

Ew. Excell.

gegenwärtiges nachzusenden möchte fast überflüssig seyn. Doch verfehle nicht anzuzeigen, daß gestern am achten Januar ein Brief an Herrn von Genz als vorläufiger Vortrog und Ankündigung abgegangen; daß ferner nächsten Dienstag den 11ten das Hauptschreiben an Ihro des Herren Fürsten Metternich Durchl. mit der Bittschrift an den Hohen Bundestag abgehen wird. Bey einer von Wien zu hoffenden günstigen Nachricht erlasse sogleich ein Schreiben an Herren Präsidenten von Münch.

Verzeihung! wenn ich in dieser Angelegenheit nicht ganz in der Schnelle verfuhr, wie Ew. Excell. wohl wünschen mochten; der Bejahrte trifft auf innere und äußere Hindernisse, die dem kräftigen Alter glücklicherweise ganz unbekannt sind.

[74] Aber und abermals wirksamer Theilnahme mit vollem Vertrauen mich empfehlend.

Ew. Excell.

gehorsamster Diener

Weimar d. 9. Januar 1825.

J. W. v. Goethe.


39/64.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[9. Januar 1825?]

Ew. Königliche Hoheit

haben mir durch Mittheilung des höchst erfreulichen Bildes das größte Vergnügen gemacht; es gewährt, bey der letzten wie bey der ersten Betrachtung, immer dieselbe Überzeugung, daß der junge Mann, durch Ew. Hoheit Gnade, von der beschränkten Eisbahn in ein weites großes Leben versetzt und dem Mittelpunct einer mehrhundertjährigen großen Kunst genähert worden, seine Zeit gut angewendet hat; denn alles was man bey dieser freylich großen und weitläufigen Composition zu erinnern hätte, beschränkt das Resultat nicht daß er immer besser hat sehen lernen, besonders auch daß er in dem was man eigentlich Malen heißt, worauf denn eigentlich hier alles ankommt, glücklich fortgeschritten ist.[75]


39/65.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

freundlicher Besuch läßt einen längst gefaßten Wunsch und Vorschlag laut werden, um dessen geneigte Beachtung ich Dieselben hiemit geziemend ersuche.

Bey der Absicht, die ich hege, meine sämmtlichen Schriften in einer neuen Ausgabe, so wie das übrige besonders Gedruckte, aufmerksam revidirt und corrigirt werden, welches freylich nur von einem geistreichen und im kritischen Fache geübten Manne geschehen kann; denn zu beobachten wäre:

1) daß der Text genau durchgegangen, auffallende, von selbst sich ergebende Druckfehler corrigirt würden.

2) Daß da, wo sich etwa ein Dunkel- oder Widersinn ergibt, die Stelle bemerkt würde und deshalb Anfrage geschähe.

3) Daß etwa eine, in früherer Zeit gewöhnliche, allzuhäufige Interpunction und Commatisirung ausgelöscht und dadurch ein reinerer Fluß des Vortrags bewirkt werde.

In solchem Falle sind freylich keine Codices zu collationiren, denn die früheren Ausgaben würden hier nur kümmerliche Nachweisung gegen; aber eben deshalb hat der Verfasser zu wünschen daß diese[76] Arbeit bey seinen Lebzeiten geschehe, damit, nach einiger Berathung, der Entschluß alsobald gefaßt werden könne.

Sollte Ew. Wohlgeboren Zeit erlauben dieses Geschäft zu übernehmen so würde ich es mir zur Ehre und Freude rechnen daß Sie die Bemühung, welche Sie alten Schriftstellern zugewandt, auch mir wollten zu Gute kommen lassen; auch würde mir es doppelt angenehm seyn, weil ich hiedurch mit Ew. Wohlgeboren in genauere und fortwährende Berührung kommen würde.

Ich darf kaum erwähnen daß ein genügendes Honorar mit Dank dagegen, theilweise, bey vorschreitender Arbeit sehr gern zu erlegen wäre, wie denn gar manche andere Vortheile, die sich jetzt nur im Allgemeinen übersehen lassen, für beide Theile daraus nothwendig entspringen müßten.

Der ich die Sache geneigt zu überlegen und mir eine baldige Entschließung zukommen zu lassen auf's höflichste zu bitten nicht verfehle.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster

Weimar den 10. Jenner 1825.

J. W. v. Goethe.


39/66.


An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

Ew. Hochwohlgeboren

sollten diesen Brief eigentlich eine gute Zeit früher erhalten; denn ein werther Anverwandter Herr Dr.[77] Christian Schlosser, welcher sich gegenwärtig wohl schon einige Zeit in Bonn aufhält, verlangte daß ich ihn bey Ihnen einführen sollte. Dieses Vertrauen empfand ich zwar sehr schmeichelhaft, allein da ich Ihre und unserer Freunde zu Bonn eigene gute Weise gar wohl zu kennen glaube daß Sie einen jeden nach Gebühr und Würden aufzunehmen und wohl zu behandeln wissen; so ließ ich dieß meinem Zaudern bey ohnehin überhäuften Geschäften zur Entschuldigung dienen und es wird Herrn Dr. Schlosser gewiß Zufriedenheit geben, dasjenige sich selbst ganz schuldig zu seyn, was er sonst Ihrem Wohlwollen gegen mich zum Theil verdankt hätte.

Und so will ich denn auch meinen schönsten Dank sagen daß Sie mir von Ihrem heiligen Christ, in Familienverbundenheit, eine so anmuthige Beschreibung zukommen lassen. Um die Mannichfaltigkeit und Möglichkeit einer solchen Gesammtfreude mir zu vergegenwärtigen diente der Riß von dem Schloß Poppelsdorf, den Sie mir früher mitgetheilt und woraus wirklich gleichsam ein Labyrinth eines geistlichen Hofes uns entgegen tritt. Höchst erfreulich zugleich ist die Einigkeit so vieler Familien unter eines Daches Gezelt; der gewöhnliche Menschenkenner hätte sich nicht unterstanden, sie so nah beysammen zu quartieren.

Auf Browns Werke und was Sie über ihn zu sagen sich entschließen bin ich höchst verlangend; ich[78] wünsche mir wirklich mit Ungeduld einen deutlichen Begriff von dem vorzüglichen Manne.

Die Angelegenheit der neuen Bühne zu Aachen darf ich mir selbst nicht vorlegen, weil ich eine abschlägliche Antwort fürchte. Der Muse jedoch will ich etwas davon merken lassen und wenn sie noch zeitig genug ihre Geneigtheit spüren läßt, so soll es mir höchst angenehm seyn auch dadurch eine Communications-Linie bis in jene schönen merkwürdigen Gegenden gezogen zu sehen.

Der Gedanke unserer Cölner Freunde, die Abenteuer des Don Quixote zur Fastnachts-Lust vorzuführen, scheint mir sehr glücklich; die Fabel mit allen ihren Figuren ist alt und allbekannt, doch in der neuen Zeit gewissermaßen verschollen und durch die Schwindeleyen des Tags in Schatten gesetzt, so daß das Ganze wieder neu seyn wird; wobey zu berechnen ist, daß die Gestalten lebendig hervortretend auf eine entschiedene Weise der Einbildungskraft für alle Zeiten zu Hülfe kommen. Lassen Sie mich an dem Ferneren Theil nehmen.

Und so möge denn [dieses] für heute mit den besten Empfehlungen an alle die Werthen in Bonn abgehen und zu guter Stunde dort anlagen; worauf denn Herr Dr. Schlosser gleichfalls auf's allerschönste zu grüßen wäre.

treulich

Weimar den [10.] Jenner 1825.

J. W. v. Goethe.[79]


39/67.


An Clemens Wenzel Nepomuk Lotharvon Metternich

Durchlauchtigster Fürst,

gnädigster Herr.

Die ausgezeichnet schönen Tage welche mir zu wiederholtenmalen das Glück brachten in Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht Nähe zu verweilen erscheinen mir immer in leuchtender Erinnerung so oft ich in späten Jahren auf die vergangene Lebenszeit zurückschaue, nicht ohne Rührung gedenck ich dann der entschiedenen Beweise gnädigsten Wohlwollens, deren ich mich ohne Anmaßung schmeicheln durfte.

Gern gesteh ich daß in jener Zeit der Wunsch rege ward solche Stunden möchten nicht vorübergehen und ein günstiges Geschick möchte mir bereitet seyn, unter so hoher und sicherer Leitung, diejenigen Gaben welche Natur und Bildung mir verliehen zu bedeutenden Zwecken treulich zu verwenden.

Stand jedoch der eingeschlagne Lebensweg hiemit nicht in Übereinstimmung so erhielt sich doch dagegen jenes Gefühl eines unbedingten Vertrauens in meiner Seele und dieses ist es was mich anregt und aufmuntert gegenwärtigen Schritt zu wagen.

In hohen Jahren versuche ich zum Besten der Meinigen was ich mich selbst zu unternehmen vielleicht angestanden hätte; und ich spreche wohl einen[80] zu kühnen Wunsch in beygehender Schrift aus, deren gnädig-nachsichtige ein Privilegium für die neue Ausgabe meiner sämmtlichen Wercke von dem hohen Bundestage zu erbitten.

Verziehen wird mir seyn wenn ich mich deshalb unmittelbar an Höchstdieselben wende, weil ja die Entscheidung der vorläufigen Frage: ob die Sache räthlich und thulich sey? nur auf so erhabenem Standpunckt entschieden werden kann. Wer sonst würde bestimmen dürfen, ob man einem endlichen Gelingen allenfalls entgegen sehen könne, oder ob man sich, bey abgelehnter Einwirckung im Stillen zu bescheiden habe.

Hierin auch kann nur allein der Muth zu einem solchen Schritte gefunden werden; der Einzelne darf bey einem Unternehmen, das für ihn von so hoher Wichtigkeit ist, die Kühnheit seiner Forderung nicht überlegen, noch alles was seinen Wünschen entgegensteht überdencken; ja kaum steht mir in diesem seltenen, einzigen Falle die Sicherheit einer innern und äußeren Form zu Gebote.

Wenn daher Höchstdenenselben in dieser Angelegenheit mich nähere, so muß ich mir vorstellen daß es mündlich geschehe in einer der Stunden wo das Vertrauen das mich gegenwärtig belebt zuerst sich gründete.

Vor allem daher erbitte mir gnädigste Andeutung in wiefern ich weiter schreiten dürfe und im Bejahungsfalle[81] eine günstige Leitung; wodurch mir jedes Gelingen um so theurer werden müßte als der größte Gewinn zunähst die Überzeugung wäre: daß Höchstdieselben jene so vielfach erprobten, wohlwollenden Gesinnungen bis ans Ende, ja über die Lebensgränze hinaus gnädigst zu erstrecken geruhen wollten.

In tiefster Verehrung

Ew. Hochfürstl. Durchl.

unterthänigster

Weimar d. 11. Jenner 1825.

J. W. v. Goethe.


39/68.


An die deutsche Bundes-Versammlung

Hohe deutsche Bundes-Versammlung!

Die von so erhabener Stelle dem großen Ganzen gewidmete Übersicht schließt eine wohlwollende Betrachtung einzelner Angelegenheiten nicht aus, und es ist in diesem Sinne, daß ich Nachstehendes einer hohen Bundes-Versammlung vorzulegen mich erkühne.

Als ein im Jahre 1825 mit der J. G. Cottaschen Buchhandlung zu Stuttgart auf sieben Jahre geschlossener Contract, über meine damals vorliegenden poetischen und ästhetischen Werke, mit Ablauf der Zeit zu Ende gegangen, dachte man auf eine neue erweiterte Ausgabe, welche nicht allein die zwanzig Bände jener frühern, sondern auch die inzwischen einzeln abgedruckten Arbeiten, nicht weniger manches[82] vorräthige Manuscript in sich fassen sollte. Ferner wünschte man auf die poetischen und ästhetischen auch die historischen, kritischen und artistischen Aufsätze folgen zu lassen und zuletzt, was sich auf Naturwissenschaft bezöge, nachzubringen.

Freylich mußte bey dieser Übersicht, wodurch die Bemühungen eines ganzen Lebens vor Augen treten, der Wunsch entstehen, für so mannichfache Arbeit proportionirten Vortheil und Belohnung zu erhalten, welche dem deutschen Schriftsteller meist verkümmert zu werden pflegen.

Das Mittel jedoch, einen anerkannten geistigen Besitz dem einzelnen Verfasser zu erhalten, hatte sich schon bald nach Erfindung der Buchdruckerkunst hervorgethan, indem, bey ermangelnden allgemeinen Gesetzen, man zu einzelnen Privilegien schritt. Am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts gaben kaiserliche Schutzbriefe genugsame Sicherheit; Könige und Fürsten verliehen auch dergleichen, und so ist es bis auf die neusten Zeiten gehalten worden.

Sollte nun aber gegenwärtig der erhabene Bundestag, der Verein aller deutschen Souveränitäten, nicht dergleichen als Gesammtheit auszuüben geneigt seyn, was die Einzelnen vorher anzuordnen und festzusetzen berechtigt waren und noch sind, und wäre nicht durch einen solchen Act das entschiedenste Gewicht auf deutsche Literatur und Geistesbildung kräftigst zu bethätigen?

[83] Würde daher ein Autor, der so viele Jahre in seinem Vaterlande gewirkt, dessen reine, mit allen bestehenden und zu wünschenden Guten im Einklang beharrende Thätigkeit dem Einsichtigen vor Augen liegt, einen allzukühnen Wunsch aussprechen, wenn er ein solches Privilegium von den verbündeten und vereinten Mächten sich erbäte, und zwar für sich und die Seinigen, so daß er sowohl einen Selbstverlag unternehmen, als auch, wenn er einem Verleger das Recht von seinen Geistesproducten merkantilischen Vortheil zu ziehen übertrüge, auf diesen den gesetzlichen Schutz erstrecken könnte?

Nun aber darf ich ohne Ruhmredigkeit aussprechen daß, während einer langen Lebenszeit, erhabene Herrscher, von welchen ein günstiges Geschick die geneigtesten glücklicherweise in gedeihlichem Wohlseyn erhalten hat, durch mehrfache Beweise von unschätzbarer Huld mich begnadigt und ausgezeichnet haben, weshalb ich denn wohl hoffen darf daß man Allerhöchsten Orts einen alten treuen Diener und Verehrer in Gesammtheit wohlwollend anzublicken geneigt seyn möchte, wobey denn der erlauchten und hochverehrlichen Ministerien und Herren Bundestags-Gesandten erprobte Mitwirkung gleichermaßen anzugehen die Freyheit nehme.

Durch solche Aussicht in meinem Unternehmen gekräftigt wage nunmehr nachstehende Bitte ehrerbietigst auszusprechen:

[84] Daß mir durch den Beschluß der hohen deutschen Bundes-Versammlung für die neue vollständige Ausgabe meiner Werke ein Privilegium ertheilt und dadurch der Schutz gegen Nachdruck in allen Bundesstaaten gesichert werde, unter Androhung der Confiscation und anderer Strafen, welche durch allgemeine gegen das Verbrechen des Nachdrucks künftig erfolgende Bundesbeschlüsse noch festgesetzt werden möchten. Mit der Zusicherung, daß ich hiebey von Seiten aller deutschen Bundesstaaten gehandhabt, auch auf Ansuchen bey einzelnen Bundesregierungen mit besondern Privilegien kostenfrey versehen werden solle.

Und so darf ich denn wohl zum Schlusse dieses für mich so wichtige und zugleich für die ganze deutsche Literatur bedeutende Geschäft einer hohen Bundes-Versammlung zu gnädiger Ansicht und günstigem Beschluß nochmals angelegentlichst empfehlen.

Weimar den [11.] Januar 1825.

Johann Wolfgang von Goethe.


39/69.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Ich wünsche heute Abend das Vergnügen zu haben Herrn Professor Riemer bey mir zu sehen.

Weimar den 14. Jenner 1825.

G.[85]


39/70.


An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

[Concept.]

[17. Januar 1825.]

Ew. Hochwohlgeboren

übersende sogleich einen Auszug aus Serenissimi Billet vom heutigen Datum; da ich in dieser Jahrszeit das Haus, wohl auch das Zimmer hüte, hab ich das Glück solcher schriftlichen Mittheilungen. Ich füge nichts weiter hinzu, damit diese Sendung nicht zurück bleibe; von meiner treuen Anhänglichkeit sind Sie überzeugt. Manches bereitet sich um später mitgetheilt zu werden.


39/71.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königliche Hoheit

erfreuen, ja beglücken mich durch gnädigste Mittheilung in meinem zweifelhaften Zustand.

Die bezügliche Stelle ist sogleich an Nees von Esenbeck abgegangen. Was die Blattläuse betrifft, bin ich gleicher Überzeugung; Pflanzen im Wasser wachsend bringen die seltsamsten lebendigen Gestalten hervor; Pflanzen in Berührung mit der Atmosphäre wachsend, die doch immer als ein höchst feuchtes Element anzusehen, erzeugen eben so gut lebendige Geschöpfe; dieß sind die Analogien, wie sie sich bey mir zusammenstellen.

[86] Was die barometrischen Erscheinungen betrifft, so erbitte mir, sobald meine Geister wieder etwas besser beysammen sind, die Erlaubniß aus, mein Glaubensbekenntniß bescheiden vorzulegen und die Art, wie ich das Problem für mich zu lösen trachte, in einer sinnigen Folge darzustellen.

unterthänigst

Weimar den 17. Januar 1825.

J. W. v. Goethe.


39/72.


An Carl Ernst Adolf von Hoff

Ew. Hochwohlgeboren

meinen besten Dank abzustatten für die freundliche Aufnahme meines Heftes beeilte mich eine kleine Sendung abgehen zu lassen, worin sich sechs von Herrn Soret bestimmte Exemplare Amphibole befinden, zusammengepackt in ein Couvert; zugleich aber auch eine Partie unbestimmter vielleicht unbestimmbarer Exemplare aus dem wüsten Haufen der noch vor mir liegt, worunter doch einige schöne Augitkrystalle sich auszeichnen.

Mit Verlangen und Hoffnung erwarte jede sonstige gefällige Mittheilung; Erfahrungen und Betrachtungen eines so werthen Mitarbeiters werden mir immer höchst angenehm seyn.

gehorsamst

Weimar den 20. Januar 1825.

J. W. v. Goethe.[87]


39/73.


An Johann Heinrich Meyer

Herrn Hofrath Meyer wünsche um 12 Uhr, sodann auch zu einem frugalen Mittagessen bey mir zu sehen.

W. den 21. Jenner 1825.

G.


39/74.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

geneigte Erklärung finde ganz meinen Wünschen gemäß und ich sende daher die zwey ersten Bände der letzten Ausgabe meiner Werke.

Zu demjenigen was ich neulich ausgesprochen füge nichts weiter hinzu; haben Sie die Güte über die Sache selbst weiter nachzudenken und mir das Fernere mitzutheilen; denn erst im Gange des Geschäftes wird Was und Wie es zu thun sey gefunden und beurtheilt werden können.

Mit den aufrichtigen zutraulichsten Wünschen.

ergebenst

Weimar den 22. Jenner 1825.

J. W. v. Goethe.


39/75.


An Carl Gustav Carus

Ew. Wohlgeboren

übersende in freundlichster Erwiderung Ihres gestern erhaltenen, geehrten Schreibens einen wahrhaft extemporirten Schluß zu Jery und Bätely.

[88] Herr Cerf, dem ich mich bestens empfehle, wird als musikalischer Dichter diese Skizze seinen Zwecken am besten anzupassen verstehen.

Mehr sag ich nicht, damit die heutige Post nicht versäumt werde.

ergebenst

Weimar den 22. Januar 1825.

J. W. v. Goethe.


39/76.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

über Friedrich Müllers Strudeley geäußerter Unwille ist vollkommen gerecht; diese jungen Menschen, mit sehr mäßigen Talent, streben nach Unabhängigkeit und wissen sich am Ende doch nicht zu helfen, verführt von Schwäche, Leichtsinn und Dünkel.

Ich werde ihm das Nöthige vorhalten, besonders aber, wenn er unterrichteter zurückkehren sollte, eine Einrichtung treffen, wo er, wie es bey einer solchen Anstalt sich geziemt, hinlänglich controllirt sey.

Wenn Höchst Dieselben dem Canzler v. Müller befehlen wollten in Carlsruhe sich zu erkundigen, so will ich einige Frage-Puncte aufsetzen. Denn da die Carlsruher Anstalt Bestellungen annimmt, so kann Friedrich Müller indem er belehrt wird arbeiten und etwas verdienen.

[89] Anbey liegt das Verzeichniß der Bildersammlung, wornach sie der Aufseherin übergeben worden. Eine Instruction wird die Erhaltung sichern.

Auch liegt ein Meyerisches Gutachten über die geistliche Verlobung bey.

Wegen des meteorologischen Votums erbitte noch einige Nachricht; ich möchte wenigstens die Hauptpuncte worauf es ankommt klar zusammenfassen.

Weimar den 22. Januar 1825.


39/77.


An Carl Ludwig von Knebel

Es freut mich sehr, daß mein letztes Heft dir einen freundlichen Antheil abgewonnen; ich habe gar manches und vieles darin über einander gehäuft; denn diesen Dingen gebührlich zu folgen möchte wohl nicht mehr Zeit seyn.

Ich gestehe dir, daß ich manchmal mich im Stillen gewundert habe, wie du, bey tiefster und treuster Anerkennung des Lucrezischen Gedichtes, dich nicht hast mit leichter Wendung zur Natur herüber werfen können. Doch hielt vielleicht gerade die Trefflichkeit unseres alten Vorfahren dich davon zurück: denn da er doch eigentlich ganz speculativ ist, so hättest du müssen ihm den Rücken zukehren, um nach deiner Weise die Natur anzuschauen, die du schön von ihm reflectirt erblicktest.

[90] Doch laß uns zufrieden seyn mit dem was wir gethan haben und erreicht haben, da unsere Nachfahren auf eine so löbliche Weise uns fortzusetzen versprechen. Dr. Carus ist ein trefflicher Mann; er schreibt mir: »Da meine neuern Arbeiten mich übrigens auf eine Abänderung des § XV in den allgemein naturwissenschaftlichen Sätzen geführt haben und mir gerade eine Gedanken-Folge, welche mich zu dieser Änderung bewog, in mancher Hinsicht ergiebig an sonstiger Ausbeute scheint, so wollte ich nicht verfehlen Ew. pp. eine Abschrift dieser Überarbeitung hier zu beliebigem Gebrauche beyzulegen.«

Von dieser Abänderung übersende dir hiebey eine Abschrift, welche dich sehr erfreuen und zu vielen Gedanken veranlassen wird; wollte man es auch nur als eine Formel gelten lassen, wodurch der menschliche Geist das Unbegreifliche sich aneignen möchte; so steht sie doch sehr hoch und macht dem Individuum Ehre, von dem sie ausging.

Was sagst du zu der wunderlichen Übersetzung der Odysee? Kann man sie auch nicht billigen, so darf man sie doch auch nicht schelten.

treu angehörig

Weimar den 24. Januar 1825.

G.[91]


39/78.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

darf wohl hoffen durch Gegenwärtiges einiges Vergnügen zu machen. Da mein Aufsatz über das meteorologische Geschäft an Masse zunimmt und die Methode des Vortrags dadurch erschwert wird, so kommt mir

1) Ein Brief des Ritter von Martius höchst erfreulich zu Hülfe; er sendet einen erbetenen Aufsatz über die Wolken- und Witterungsbildung unter der Linie, den ich von dem größten Interesse finde.

2) Lege eine bedeutende Sendung vom Grafen Sternberg bey, aus welcher denn doch endlich die Hoffnung hervorleuchtet über die successiven Steinkohlenformationen und die darin vorkommenden Pflanzengeschlechter- und Arten Übersicht und Aufklärung zu erhalten.

3) Die Hundeshagische Sendung ist gleichfalls interessant. Das Siegel für seine Zeit ganz wohl gearbeitet.

Mit einigem Vorbehalt.

Weimar den 26. Januar 1825.[92]


39/79.


An Wilhelm Christoph Günther

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

erlauben eine kleine Anfrage in Bezug auf unser neuliches Gespräch. Ein auswärtiger Naturfreund, Herr Graf Sternberg zu Prag, ein eifriger Beobachter der Flora subterranea, wünscht einige Musterstücke von der Mattstedter Steinkohle, wo möglich mit Pflanzenabdrücken, die darin vorgekommen seyn sollen, als der letzten Erscheinung dieses geologischen Phänomens. Leider find ich in meiner Sammlung keine Spur davon und die gegenwärtige Lage des Flötzes verhindert, besonders in dieser Jahreszeit, das Gewinnen irgend einiger tauglichen Stücke.

Nun ist mir der Gedanke beygegangen, ob nicht vielleicht, da Sie sich mit diesem Geschäft so lange bemüht, bey Ihnen noch irgend etwas der Art vorhanden seyn möchte? oder ob Ihnen bekannt wäre, wo sich sonst dergleichen könnte versteckt haben. Erzeigen Sie mir die Gefälligkeit, hierüber nachzudenken und irgend etwa eine Forschung anzustellen. Es ist wunderbar genug, daß ein zuletzt bey völlig unwerthes Naturzeugniß gegenwärtig einen naturwissenschaftlichen Werth erhält; da dergleichen häufig zu finden war, dachte freylich noch niemand an die Bedeutsamkeit einer solchen Folge. Verzeihung meiner Zudringlichkeit.

[93] Dürft ich nun schließlich noch ersuchen, daß Sie dem Überbringer diese, dem Copisten John, einige Nachricht und Notiz gäben, da er den Auftrag hat, morgen nach Mattstädt zu gehen und zu versuchen, ob er nicht einigen Musterstücken gelangen könne.

Mich bey dieser Gelegenheit zu wohlwollendem Andenken bestens empfehlend.

Weimar den 28. Januar 1825.


39/80.


An Carl Philipp von Martius

Ew. Hochwohlgeboren

reichhaltige Sendung traf so genau zu einer bey meinen Arbeiten empfundenen Lücke, daß es wirklich mehr als Zufall schien, was Sie bewogen hatte, eben gerade jetzt mir zu schreiben. Ich stehe nämlich im Begriff, mich über die atmosphärischen Erscheinungen zu beruhigen, und zwar in dem Sinne wie ich (zur Naturwissenschaft, Bd. II, S. 62 und folgende) mich vielleicht etwas paradox schon ausgelassen habe. Ich bin aber über alles, was man solchen gewagten Ansichten zu Unliebe sprechen könnte, immer getrösteter. Was bleibt dem Naturforschenden, ja einem jeden Betrachtenden endlich übrig, als die Erscheinungen der Außenwelt mit sich in Harmonie zu setzen. Und werden wir nicht alle Tage überzeugt, daß dasjenige, was dem einen Menschen gemäß und[94] angenehm ist, dem andern widerwärtig und unlustig erscheine?

Im Gefolg dieses find ich nun ganz am Platze auszusprechen, wie sehr mich die Art und Weise, womit Sie zu Werke gehen, anmuthet und wie gern ich Sie auf Ihrem Weg begleite. Was mir aus allen bisher bekannten Ihrer öffentlich erschienenen und besonders mitgetheilten Arbeiten und Äußerungen entgegenkommt, ist: daß Sie geneigt sind nach Analogien zu verfahren, welches auf der Höhe, wo sich gegenwärtig wissenschaftliche, ästhetische, sittliche Cultur begegnen und ergreifen, unvermeidlich wird. Ich darf Sie daher wohl aufmuntern, ja auffordern, in Ihren vertraulichen Mittheilungen sich nicht im geringsten zu geniren, sondern, wie Sie es dem Augenblick gemäß finden, aus jeder Region der großen unerschöpflichen Totalität den analogen Ausdruck zu ergreifen.

An dem originellen Gedanken, überall Parasiten aufzusuchen und sie als Repräsentanten selbständiger Pflanzen zu betrachten, kann ich gegenwärtig nur mit allgemeinem Wohlgefallen theilnehmen; um mir aber auch das Einzelne zur Anschauung gebracht zu sehen, thue folgenden Vorschlag: haben Sie die Güte, insofern es möglich ist, die Abbildungen fraglicher Pflanzen in ein Portefeuille zusammenzulegen und mir solche wohlgepackt zuzusenden, wodurch ich dann schnell und unmittelbar mich mit Ihren Gedanken befreundet sehen würde.

[95] Sollte dieses auch nur mit den Parasiten thunlich seyn, so würde ich mir, was die Phanerogamen betrifft, im Curtis und sonstigen Bildwerken der großherzoglichen Bibliothek wohl nachhelfen können. Selbst von einem Theil der parasitischen wäre eine Anzeige, Wo sie zu finden sind, schon hinreichend. Wie denn schon eine Zeichnung von der Rafflesia in meiner Nähe liegt. Überhaupt also bitte zu überlegen, wie meine Absicht, mich von Ihren Gedanken zu penetriren, am schnellsten und sichersten erreicht werden könnte.

Die mitgetheilten Nationallieder vermehrten meine Sammlung gar charakteristisch; wundersam contrastiren die heiterderbgesitteten Tyroler mit den roh- und düster-genaturten Brasilianern; ist uns doch auch schon ein ähnliches Stammeln von Australien her bekannt geworden. Beykommendes Gedicht (das ich mir sowie die Beylage gelegentlich zurückerbitte) weist auf eine höhere Cultur unter trübem, undankbarem Himmel. Die vier Puncte auf dem Planiglobium betrachtet, deuten auf wundersame Erd- und Himmelsformen.

Mit vielen Empfehlungen an die theuern Ihrigen leg ich ein Blatt meiner Tochter an Ihre Frau Gemahlin bey.

Bemerke schließlich, daß von hier aus schon einige Commissionen zu der ansehnlichen Kupferstich-Auction gegeben sind. Bey einem so reichlichen Besitz, dessen[96] wir uns schon erfreuen, würde eine Anschaffung im Ganzen nicht räthlich seyn.

Und so darf ich denn auch nicht vergessen, daß ich die beiden Musterblätter, die hier bey Maler Müller sich befinden, angesehen und sehr erfreulich gefunden habe; ich bin nun neugierig, wie sich unsere Illuminirenden in diesem Falle verhalten werden.

Was ich in Kunst und Alterthum von serbischen Gedichten mitgetheilt, ist wohl noch im frischen Andenken; nächstens noch einige bedeutende Musterstücke und einen kurzen Aufsatz, den ich schnellerer Mittheilung wegen in Aushängebogen bald übersende. Alle diese Mannichfaltigkeiten werden endlich zu einer gar schönen Übersicht zusammengereiht erscheinen.

In treulichster Theilnahme

Weimar den 29. Januar 1825.

J. W. v. Goethe.


39/81.


An die Großherzogin Louise

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

gönnen diesen Zeilen einen gnädigen Blick; sie enthalten abermals die Betheuerung: daß es mein größtes Heil sey in der Nähe meines Fürstlichen Paares zu leben, von Zeit zu Zeit aufzuwarten und eine frohe Theilnahme zu gewahren an dem mannigfach Guten und Schönen das uns Vergangenheit und Gegenwart[97] reichlich darbieten. Möge das Beste Höchst Denenselben immerfort zu Theil werden und mir beschieden seyn als treuster Verehrer Zeuge davon zu bleiben.

Weimar den 30. Januar 1825.


39/82.


An Eduard Joachim von Münch-Bellinghausen

Hochwohlgebohrner Freyherr

Hochzuverehrender Herr.

Ew. Exzell. vergönnen nach gewohnter Güte, womit Sie so manchen Geschäfts-Antrag aufnehmen, und erwägen, auch dem gegenwärtigen geneigte Aufmerksamkeit.

In der Lage in der ich mich befinde, im hohen Alter eine neue Ausgabe meiner sämmtlichen Wercke zu besorgen, mußte freylich bedacht werden wie die literarischen Erzeugnisse meines ganzen vergangenen Lebens und zugleich diese lezten, nicht geringen Bemühungen mir und den Meinigen ökonomisch zu Gute kommen möchten.

Dabey that sich denn die Frage hervor: ob nicht von der hohen Bundes-Versammlung ein Privilegium für diese neue Ausgabe, auf geziemendes Ansuchen zu erhalten wäre? Ein Gedancke der sich auf die Voraussezung stüzt: daß die Höchsten Herren Herrscher und Gewalthaber dasjenige was Höchst Sie sonst[98] einzeln verliehen auch jetzt wohl vereint zu gewähren, und so einen Ackt verbündeter Souverainität auszuüben geneigt seyn möchten.

Um nun aber, im Falle eines möglichen Ablehnens aller Beschämung zu entgehen und mich im Stillen zu beruhigen, wendete ich mich in ehrfurchtsvollem Vertrauen an Ihro des Herren Fürsten Metternich Durchl. da ich von Höchstdenenselben, mehrere Jahre her vorzügliche Gnade und Begünstigung erfahren. Ich überreichte ein an die hohe Bundes-Versammlung zu richtendes Schreiben, gnädigster fernerer Leitung bescheidentlich entgegen sehend.

Nun hab ich aber zu vernehmen daß dieser von mir gewagte Schritt günstigst aufgenommen und eine Beförderung meines Schreibens an die hohe Versammlung gnädigst beschlossen worden.

Meine Schuldigkeit ist es nunmehr, da eine für mich so wichtige Sache zuförderst in Ew. Exzell. Hände gelangt und Dero Geneigtheit ein glücklicher Ausgang anheim gegeben ist, desfalls schuldige Anzeige zu thun und die weitere Leitung Ihrer kräftigen Einwirkung geziemend zu empfehlen.

Möge die Bedeutsamkeit, welche dieses Anliegen für mich haben muß, Ew. Exzell., bey weiter Umsicht und genauster Kenntniß, indem sich denn doch dadurch ein wichtiger Einfluß auf deutsche Literatur für die Zukunft vorbereiten dürfte.

[99] Und so bleibt mir nur der Wunsch noch übrig: das fruchtbare Wohlwollen, wodurch deutsche Herrscher und Geschäftsmänner mich seit mehreren Jahren beglückt, auch zu meinen Gunsten Jahren beglückt, auch zu meinen Gunsten bey Ew. Exzell. entwickelt zu sehen, und des wichtigen Vorzugs: in späten Jahren neue Gönner zu gewinnen mich in diesem Falle abermals danckbar erfreuen zu können.

Hochachtungsvoll

Ew. Exzellenz

gehorsamster Diener

Weimar d. 1. Febr. 1825.

J. W. v. Goethe.


39/83.


An Amalie von Levetzow

Die Fortsetzung meines letzten Blates war gleich zu jener Zeit geschrieben, indessen da ich jetzt wieder darnach suche hat es sich verlegt, wahrscheinlich weil ich es zu gut aufhob. Doch da es nur enthält was ich täglich und stündlich in Gefühlen und Gedancken wiederhole, so ist dies als kein Verlust anzusehen und läßt sich leicht wieder herstellen.

Und so will ich also nur zu dem lieben Familienblatte zurückkehren, das mir gar manchen einsamen Winterabend Gesellschaft leistete. Ich zündete ein paar Lichter mehr an, nahm es vor Augen und fühlte mich jederzeit in Ihre Mitte versetzt.

[100] Da segnete ich denn jenen glücklichen Gedancken, oder vielmehr das reine Gefühl, das Ihnen eingab sich dem lieben Blate zu beschäftigen, und mir, in der Überzeugung daß ich einen herzlichen Ausdruck Ihres gemeinsamen Wohlwollens gar wohl durch meine treue Anhänglichkeit verdient, einen solchen Beweis zukommen lassen. Gewiß ich fand mich dadurch oft unter Ihnen, wohin ich mich stets wünsche, und wiederholte das Erfreuliche was mir drey Sommer in Ihrer Gegenwart und Umgebung zu Theil geworden.

Mich, an vergangnen 28 August, in Dresden zu erwarten war eine Ahnung vollkommen richtig; denn der Gedancke, zu Tag und Stunde dort einzutreffen, stand auf dem Punckte in Vorsatz überzugehen und nur die vielfachen Verhältnisse, die mich an jenem Orte hin und her gezogen, und zwar nicht zerstreut doch in Unruhe versetzt hätten, konnten mich abhalten einen Schritt zu thun von dem ich mir das Allerliebste zu versprechen hatte.

Nun aber thu ich wohl am Besten von dem wunderlichsten aller Unfälle zu schweigen den ich mir gerade durch ein herzlich danckbares Zaudern zuzog. Ich muß mich einer unschuldigen Schuld schuldig bekennen. Es ist mir nicht leicht etwas empfindlicheres begegnet.

Möchte Sie gegenwärtiges in gutem Befinden und freudigen Zusammenseyn glücklich antreffen, und[101] das schöne Strasburg sich um Sie durch manche lustige Winterunterhaltung recht verdient gemacht haben. Dabey darf ich aber wohl gestehen daß mich die schwanckende Gesundheit der guten Mutter in einiger Sorge läßt, die sich noch verstärcken würde wenn ich die Werthe nicht so gut und treulich umgeben wüßte.

In einiger Zeit wird eine kleine Sendung von Genf, durch Vermittlung des Blick zu empfangen bitte. Giebt sie Anlaß daß ich abermals einige Zeilen von der werd ich mich sehr glücklich schätzen.

Unter tausend Grüßen

treu angehörig

Weimar d. 3 Febr. 1825.

J. W. v. Goethe.


39/84.


An den Fürsten von Wittgenstein

[Concept.]

Beykommende Reinschrift wünscht an die Stelle des ersten flüchtigen Entwurfs zu treten.

Weimar den 4. Februar 1825.


39/85.


An Carl Friedrich Zelter

Alles was mir deine Zustände deutlich macht und mich an deine Seite versetzen kann ist mir jederzeit höchst willkommen; wo ich dich denn dießmal in der[102] Oper, sodann bey einer großen Gasterey recht auf gut berlinisch im Schwelgen finde.

Die Geburtstags-Feyer lebender Freunde und Freundinnen incommodiren mich schon gar sehr; kommt nun noch dazu daß man an die Seligen gleichfalls einen Tag wenden muß, so wird man für lauter Geborenheiten nicht mehr zu leben wissen.

Doch gönne ich es gerne den Brüdern und Schwestern die das ergo bibamus begierig überall ergreifen, und freue mich daß mein Zelter einige heitere Stunden dabey genossen hat.

Damit aber doch dieses Blatt einige Begleitung habe, so lege einen Aushängebogen bey, Kunstbetrachtungen enthaltend von 1791, gleichzeitig mit den Venetianischen Epigrammen. Sie sind mehr historisch-ästhetisch und technisch als artistisch und werden dir daher leicht einigen Antheil abgewinnen.

Regierungsrath Schmidt, der einige Zeit wegen Geschäften sich in Berlin aufhielt, führte mich durch mancherlei Erzählungen gleichfalls in jene Regionen. Das Schlimmste ist nur daß die interessantesten Überlieferungen nicht gesehen, nicht gedacht, nicht begriffen werden können, sondern an Ort und Stelle genossen werden müssen; denn wer von Berlin etwas Vorzügliches erzählen will, wird immer von Musik sprechen, und da habe ich denn weiter keine Freude und Antheil daran als daß deiner immer in hohen Ehren und Würden dabey gedacht wird.

[103] Und so, damit der Weg sich nicht berase, wenigstens diese magre Botschaft.

Deinigst

Weimar den 4. Februar 1825.

G.


39/86.


An Carl Ferdinand Friedrich von Nagler

Ew. Exzell.

Beeile mich zu melden: daß am 29ten Jenner, dero Schreiben vom 22ten aus Wien und ein gleiches von Herrn von Genz bey mir eingelangt sey; woraus ich denn, zu meinem grösten Vergnügen ersehe daß die für mich so wichtige Angelegenheit die günstigste Wendung genommen.

Einem so einsichtigen Welt- und Menschenkenner wird nicht verborgen seyn: daß die größte Wahrscheinlichkeit der Erfüllung noch immer Zweifel und Sorge zuläßt; Daher denn das Gehoffte, wenn es in die Wircklichkeit eintritt jederzeit überraschen muß.

Diese Betrachtung spricht vollkommen den Zustand aus in welchen mich die gemeldeten Briefe versetzten, und, ohne mich weiter in Gedancken zu verlieren, eile ich nur die lebhaftesten und ihre Verbindlichsten Empfehlungen auszusprechen.

Mein Sohn, dem ich, wie billig, vertraut was wir Ew. Exzellenz Geneigtheit schuldig sind, theilt[104] meine Gefühle, und mir ist es das angenehmste daß ich zwey Generationen unmittelbar vor mir sehe, die sich Ihnen im Höchsten danckbarlich verbunden anerkennen müssen. Ob ich gleich behaupten darf, daß bey mir die Danckbarkeit sich desto inniger konzentrirt als mir weniger Zeit gegönnt seyn möchte sie auf jede Weise an den Tag zu legen.

Nun aber habe sogleich, früheren Bemerckungen und dem Inhalt jener verehrten Schreiben gemäß, eine schuldige Meldung an des Herren Präsidialgesandten Baron v. Münch-Bellinghausen Ex. abgehen lassen; nach Franckfurt am Mayn, als, wie mir schien, auf dem geeigneten Wege. Das Gegenwärtige sende nach Berlin, in der Aussicht es werde, wo und wie es auch sey, am sichersten zu seiner Bestimmung gelangen.

Und so schließe ich denn mit dem geziemenden Wunsche: daß, in dem Falle wenn von meiner Seite etwas zu beobachten, oder mir zu wissen vortheilhaft wäre Ew. Exzell. mich fernerhin mit geneigten Wincken beehren möchten.

In tiefgefühlter Hochachtung und lebenslänglicher danckbarer Anhänglichkeit

Ew. Exzell.

ganz gehorsamster Diener

Weimar d. 4 Februar 1825.

J. W. v. Goethe.[105]


39/87.


An Kaspar von Sternberg

Die letzte reichhaltige Sendung erwidere mit dem lebhaftesten Dank, Sie gibt Hoffnung zur Übersicht des Unsichtbaren, ja sie gewährt schon den Wunsch den alle Forscher hegen müssen. Die unterirdische Flora hat schon längst aufgehört für uns unsichtbar zu seyn und eine methodische Folge der sucessiven Epochen wird uns bald nunmehr in's Klare setzen; sey dem unermüdlichen Fleiß des verehrten Freundes hiedurch Gruß und Heil gebracht.

Wobey ich nicht verschweigen kann, daß unser gnädigster Herr welcher schönstens grüßt, ingleichen Herr Staats-Minister v. Lindenau und sonst eifrige Naturfreunde lebhaften dankbaren Antheil an den köstlichen Blättern genommen.

Leider kann ich noch nicht wie ich wollte und sollte meinen Beytrag von den letzten und geringsten ja man möchte sagen trivialsten Erscheinungen geben. Mein Beauftragter hat wegen Mattstedt meinen Erwartungen nicht entsprochen und ich entschloß mich kurz und gut einen andern jungen Mann an Ort und Stelle zu schicken. Dessen Relation liegt bey, woraus denn nicht viel Trost zu nehmen ist. In das Innere des Berges wo die Kohle stärker, reicher und von vegetabilischen Resten begabter sich auswies[106] ist nicht mehr zu kommen, allein deswegen doch nicht alle Hoffnung aufzugeben.

Ein dem Werke früher Vorgesetzter der jetzt in Meinungischen Diensten steht hat, wie man mir versichert, auf dergleichen gesammelt und soll im Besitz bedeutender Stücke seyn. An diesen ist nun geschrieben und ich wünsche glücklichen Erfolg. Meine eigene Schränke und Catalogen habe durchgesehen, finde aber nirgends eine Spur der Mattstedter Kohle, ihr Gewinnen fiel in eine Zeit wo mein Antheil anderswo beschäftigt war.

Indessen sende doch die bey dieser Gelegenheit gefundenen Stücken sowohl der Kohle selbst als der Gebirgsarten. An jener ist merkwürdig daß sie so reich mit Schwefelkies durchwachsen ist.

Was aber die Nachrichten von Vegetabilien in der früheren Kohle betrifft so machen sie mich etwas zweifelhaft. Farrnkräuter und Holz kann ich nicht recht zusammen reimen; jene gehören der früheren, diese den spätesten Epochen an; doch bin ich zu wenig unterrichtet um diese Sache ausgleichen zu können. Möchten ein paar gute Musterstücke uns über allen Zweifel erheben und das Gewisse darstellen.

Das Kästchen geht mit der heutigen fahrenden Post ab, begleitet wie Gegenwärtiges von den besten Wünschen.

treu angehörig

Weimar den 5. Februar 1825.

Goethe.[107]


39/88.


An Wilhelm Christoph Günther

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

Einleitung und Anweisung gemäß hat der Copist John seine Untersuchungen in Mattstedt vollbracht und mich vorläufig von den dortigen Zuständen unterrichtet. Freylich ist von der früher gewonnenen guten Kohle weder etwas zu finden noch an Ort und Stelle zu hoffen. Könnte deshalb einiges durch gefällige Vermittelung von Herrn Schreiber in Meinungen zu erhalten seyn, so müßte es mir und meinem edlen Freunde höchst erwünscht werden.

Erhalten Sie mir ein wohlwollendes Andenken, welches von Zeit zu Zeit aufzufrischen das beygeschlossene Bildniß den Auftrag hat.

Weimar den 5. Februar 1825.


39/89.


An Johann Heinrich Meyer

Nach den gestrigen Äußerungen des Herrn Canzlers wären wir sämmtlich über die Anstellung des jungen Mannes einig, wollen Sie ihn anweisen morgen früh um 11 Uhr bey mir zu erscheinen; das Weitere besprächen wir gegen Abend.

Treulich grüßend

Weimar den 5. Februar 1825.

G.[108]


39/90.


An Carl Ernst Schubarth

Ihr Schreiben vom 25. Januar, mein Werthester, hat mich sehr angenehm überrascht, denn Ihr langes Stillschweigen, nach des Berliner Freundes erster Zusage, mußte mir die Vermuthung geben daß Sie bey geändertem Zustand Sich mit diesem Geschäft nicht weiter zu befassen gedächten. Durch die eingetretenen Ereignisse wurde die Communication dorthin erschwert, und ich habe vor einigen Monaten mich, gerade wegen der ersten Theile, mit einem kenntnißreichen Manne in der Nachbarschaft besprochen; da aber die Sache von weitem Umfang ist, so würde mir Ihr Zutritt immer höchst angenehm seyn.

Wollten Sie daher die drey Bände Wahrheit und Dichtung übernehmen, wobey keine Vergleichung statt findet, sondern ein scharfsinniger Corrector allein auf Druck- und Sinnfehler zu sehen hat, wie Sie sich selbst ausdrücken.

Hiebey entsteht die Frage: ob Sie ein Exemplar an dieses Geschäft wenden wollten, wogegen ich ein anderes dankbar ersetzen würde.

Wegen der Lage des vortrefflichen Freundes bin ich eben so wenig aufgeklärt und meine Theilnahme wird um desto schmerzlicher als ich mir das Übel zu erklären nicht im Stande bin.

[109] Und so sag ich Ihnen um desto freudiger Lebewohl als ich hoffen bald wieder von Ihnen zu hören. Mir ist der Winter leidlich hingegangen und ich habe meine Arbeiten nicht unterbrochen gesehen. Das Weitere nächtens.

ergebenst

Weimar den 6. Februar 1825.

J. W. v. Goethe.


39/91.


An Johann Heinrich Meyer

Sie sind, mein Werthester, bey Serenissimo angemeldet, doch wünscht ich Sie vorher zu sprechen; vielleicht seh ich Sie diesen Abend, und bitte Sie das schöne Wetter zu der Expedition im Jägerhaus zu benutzen. Die Schlüssel können bey mir sogleich abgeholt werden. Auch wünsche die gemeldeten Bilder und Risse los zu seyn.

Das Beste wünschend.

Weimar den 7. Februar 1825.

G.


39/92.


An Carl Philipp von Martius

Euer Hochwohlgeboren

erhalten abermals eine kleine Sendung; es sind die Aushängebogen von Kunst und Alterthum, die einige serbische Lieder enthalten und sich übrigens darauf beziehen.

[110] Der Gedanke, von Parasitenpflanzen auszugehen und zu den höher gebildeten hinaufzusteigen, machte mich im ersten Augenblicke so begierig nach dem Anschauen, daß ich einen etwas übereilten Wunsch an Sie gelangen ließ. Ich suche nun in der Nähe die vorhandenen Abbildungen und bemerke dann diejenigen, die mir fehlen; da ich dann wohl eine geneigte Mittheilung hoffen darf.

Die hierher gesendeten Musterbilder, um darnach illuminiren zu können, habe mit Vergnügen gesehen; ich bin neugierig, wie unsere Künstler sich bey diesem Auftrage Ehre machen werden.

Nachstehendes kommt mir soeben unter die Hand: Beobachtung des Professor Vaucher in Genf, wonach der Same der Orobanche ramosa (ästige Sonnenwurz, Hanfwürger), der sonst mehrere Jahre unthätig in der Erde liegen bleibt, wenn er vom Regenwasser zu den Wurzeln des Hanfs, oder der Kletten und Wicken fortgeführt wird, sich an diesen anhängt, sogleich aufschwillt, seine Hülle abwirft und Wurzel treibt. Zwey Orobanchen wachsen und entwickeln sich auf gleiche Art nur an den Wurzeln der Genista tinctoria (Färberginster). Haben die Orobanchen sich so einmal durch Hülfe der Einwirkung dieser andern Pflanzen entwickelt, so bedürfen sie derselben nun nicht weiter mehr zu ihrem fernern Wachsthum.

Hiernach möchte man also diesen Parasiten eine höhere Stellung geben, als den übrigen Pflanzen, deren[111] Samen sich schon in gemeiner Erde mit Hülfe des Wassers entwickeln; der parasitische Samen nähert sich schon der thierischen Natur, er verlangt zu seiner Entwicklung und Nahrung ein organisch Vorbereitetes, da die andern sich mit dem bloßen Element begnügen, obschon auch der zu einer kräftigern Vegetation nöthige Dünger eben dahin deutet: daß ein Durchgearbeitetes nöthig ist zu vollkommenerer Entwicklung gewisser Pflanzennaturen.

So haben denn auch die Parasiten ein eigenes fleischiges und mitunter unerfreuliches, lurides Ansehen pp.

Verzeihung wenn ich Eulen nach Athen trage!

Wie heißt doch die Pflanze dieser Art, die ich vor Jahren auf einer Kieferwurzel fand? vielleicht ist sie auch dieser Holzart eigenthümlich wie die der Genista.

Hierüber geben Sie uns nächtens gewiß die erfreulichsten Aufschlüsse; wie schön wird es Licht über und an der Erde.

Über die Folge der unterirdischen Flora erhielt ich diese Tage von Herrn Grafen Sternberg Nachweisungen wie sie nur zu wünschen sind.

Und so immer zu allem Guten!

treu verbunden

Weimar den 8. Februar 1825.

J. W. v. Goethe.[112]


39/93.


An Johann Heinrich Meyer

Nur Donnerstag und Montag ist das Zimmer geheizt und wird geöffnet. Für heute ist es schon besetzt, für Montag soll für Frau Commerzienräthin eine Karte ausgefertigt werden.

W. den 10. Februar 1825.

G.


39/94.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

achte für Schuldigkeit zu vermelden daß in diesen Tagen mir die Kenntniß zugekommen ist wie ein an die hohe Bundestags-Versammlung zu Frankfurt a/M. zu richtendes Schreiben durch allerhöchsten Einfluß begünstigt für mich von den glücklichsten Folgen seyn möchte; ich bitte darin um ein Privilegium von jener hohen Stelle für die neue Ausgabe meiner sämmtlichen Werke, welches mich vor dem feindseligen Nachdruck, der den deutschen Schriftstellern alles billige Verdienst ihrer Arbeiten verkümmert, fernerhin schützen möge. Indem ich nun nicht verfehlen werde das Weitere nächtens schuldigst einzureichen so bitte vorläufig daß Höchst Dieselben durch Ihro Gesandtschaft am Bundestage diese Sache gnädigst begünstigen und durch einflußreiche[113] Wirkung zum erwünschten Ziele fördern mögen.

Der ich, wie für so vieles auch noch für dieses bedeutende Gelingen mich Höchst Denenselben gern als Schuldner bekennen möchte.

d. 11. Febr. 1825.


39/95.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

habe zuvörderst für die Mittheilung der Cölner Blätter verpflichteten Dank zu sagen; vielleicht konnte sich diese uralte Erscheinung nur am Rhein erneuern. Man muß den Unternehmenden und Ausführenden, bey physischem kräftigen Behagen, originelle Laune zugestehen, eine fruchtbare Erfindungsgabe und einen gewissen Geschmack der in dem Übertriebenen seine Gränze zu finden weiß. Ich habe ihnen auch, wie Beylage zeigt, eine Freundlichkeit erwiesen. Mögen sie sich dieses Jahr noch glücklich erlustigen; der Erzbischof, fürcht ich, wird dem komischen Merkur gelegentlich die Flügel beschneiden. Die Papiere sammle mit gnädigster Erlaubniß.

Ferner liegt Schreiben und Gedicht von den unermüdlichen Niederländern bey; es sind wunderbare Menschen, die von sich und ihren Productionen weit umher Kenntniß geben und sich überall Verhältnisse[114] suchen müssen. Indessen kostet es nicht vielartig gegen sie zu seyn.

Die gnädige Aufnahme des Meyerischen Vortrags bestärkt uns in dem Wunsche bis zum nächsten Frühjahr einige erfreuliche Anstalten zu treffen; im Thurm ist ein Klapptisch am Fenster, zur Probe aufgestellt; sollten Höchst Dieselben die Art genehmigen, so können die übrigen auch sogleich gefertigt werden.

Verehrend

unterthänigst

Weimar den 14. Februar 1825.

J. W. v. Goethe.


39/96.


An die Großherzogin Maria Paulowna

Durchlauchtigste Erbgrosherzoginn,

gnädigste Fürstinn und Frau.

Eine Epoche vorbey zu lassen wo Höchst-Denenselben man, ohne zudringlich zu scheinen, aus der Entfernung aufwarten darf möchte wohl nicht zu verantworten seyn. Geneigt werde daher gegenwärtiges Blat aufgenommen, das nur schwache Andeutungen zusammenfaßt dessen was wir treuen Zurückgebliebnen seit Höchst-Ihro Abreise andaurend empfinden und immerfort besprechen.

Wir vergegenwärtigen uns gern die glückliche Vereinigung des Höchsten Familienkreises und betrachten mit Ehrfurcht die ernste Freude der erhabenen Eltern[115] an den Hoffnungsvollen Erzeugten, welche glücklich einer stetigen Fortbildung genießen, indem sie den Gang des bisherigen Unterrichts ununterbrochen verfolgen und zugleich zu den großen Ansichten eines gränzenlos ausgebreiteten Reichs und aller Schätze der Hauptstadt hingeführt werden.

Wie schmerzlich wir dagegen an dem großen Unheil das jene einzige Stadt betroffen immerfort Antheil nehmen bedarf kaum einiger Erwähnung geschweige umständlicher Versicherung; aber das ist mit Kraft auszusprechen: daß es eine tröstliche Erscheinung sey die große unübersehbare Nation zu erblicken, die sich ihres allerhöchsten Herrschers in einem so unerwarteten Fall durchaus vollkommen werth erwiesen, wodurch uns denn auch eine wunderwürdige schnelle Wiederherstellung schon verkündet und eine sichere fernere Ausführung mitgetheilt wird.

Wend ich nun endlich meine Blicke auf die nächste Nähe, so kann ich nicht anders als mit vielem Vergnügen melden: wie schön unser theurer Prinz in allem Guten zunimmt und das Sittliche dem physischen auf jede Weise sich gleichstellt. Die sorgfältige und kluge Behandlung des werthen Soret wäre unnötig zu rühmen, so erfüllen nicht unterläßt. Ew. Kayserliche Hoheit sind gewiß von allem Einzelnen, aufs genauste regelmäßig unterrichtet. Wir andern aber haben danckbar anzuerkennen daß auch unsere Kinder von[116] einer sorgfältigen hohen Erziehung unmittelbaren Genuß und Vortheil gewinnen dürfen.

Übrigens wäre der Winter freudig hingegangen wenn uns nicht gewisse Zufälligkeiten einigemal Sorge um die Gesundheit unsres verehrten regierenden Paares gegeben hätten; worüber wir denn doch, nach Wunsch und Gebet aller treuen Angehörigen, glücklich hinweggehoben, abermals heitrer und guter Stunden zu genießen haben.

So begehen wir denn mit höchst erfreulichen Gefühlen die gedrängten Feste dieser Tage, wobey ich in meiner stillen Zurückgezogenheit die öffentliche Feyer treu theilnehmend begleite und nicht minder die Sehnsucht nach den Hohen Abwesenden in einem feinen Herzen bewahre.

Darf ich nun zum Schluß geziemend bitten: Allerhöchsten Orts vielleicht meiner zu gedencken, auch des Herrn Erbgroßherzogs und der theuren Prinzessinnen Hoheiten zu gnädigem Andencken mich zu empfehle; wobey ich denn Höchsteigene Gunst und Gnade mir auch für die Folge erbitten und bey zu hoffender glücklichen Rückkehr früheres wohlwollendes Vertrauen fortgesetzt und erneut, in Ergebenheit hoffen darf.

Verehrend, lebenslänglich angehörig und gewidmet

Ew. Kayserlichen Hoheit

unterthänigster

Weimar d. 14 Februar 1825.

J. W. v. Goethe.[117]


39/97.


An Gottfried Bernhard Loos

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

angenehme Sendung erwidere, wiewohl etwas spät, mit geziemendem Dank und ersehe daraus die glückliche Fortsetzung Ihrer ungestörten Thätigkeit.

Was meine Medaille betrifft so wäre freylich die Rauchische Büste gleich nach Ihrem Erscheinen in Besitz zu nehmen gewesen, durch ein plastisches Vorbild im Großen wurden die Medailleurs aller Zeiten gefördert. Nun hat Herr Bovy in Genf den Vorsprung gewonnen und freylich seine Sache vorzüglich gut gemacht. Mein Rath wäre daher die Sache auf sich beruhen zu lassen da hiebey weder sonderlicher Gewinn noch Freude zu hoffen ist.

Die Jubiläums-Medaille mit Serenissimi Bildniß erlebt auch ein eigenes Schicksal; man hatte zu dieser Feyer freylich andere gewisse Dinge in Vorschlag gebracht, welche der hohen Denkart unseres Fürsten mißfallen und jene allgemeine ablehnende Erklärung mochten hervorgebracht haben; die Unternehmenden stehen daher in Zweifel was zu thun sey und müssen abwarten ob ihr wohlgemeinter bescheidener Vorsatz noch vielleicht eine Ausführung finden könnte. Erlauben Sie bey dieser Gelegenheit meine aufrichtig dauernde Hochachtung nochmals zu versichern.

Weimar den [etwa 15?] Februar 1825.[118]


39/98.


An Johann Jacob und Marianne von Willemer

[Concept.]

Es ist nicht zu läugnen daß Weimar oft als eine Charybdis erschien, die aber wenn sie vieles einsog auch genugsam es wieder entließ. Um also unserer Liberalität wieder einigen Kredit einzuleiten sende hier mit den freundlichsten Grüßten ohne weitere Bedingung und Anlaß das wundersame Büchlein dem ich den besten Empfang und mir das liebevolle Andenken aller Guten und Werthen aber und abermals erbitte.


Gerade das Umgekehrte, allerliebste, liebenswürdigste Marianne, sollten Sie dencken! Ihr ganz originelles Geschenck war mir gleich eine höchst gefällige Augenweide und wird es täglich mehr, da die guten Muntern Knaben solche bunte Vögel, in dem sonnigen Garten hin und her fliegen lassen. Diese Aepfelchen, wenn man sie in die Hand nimmt, erregen sogleich den Wunsch: Kind zu seyn. Doch das dauert nicht lange; bleibend aber und immer sich erneuend ist das Verlangen Sie wiederzusehen, und in redlicher Gegenwart fühlen zu lassen: daß ich unwandelbar sey

angehörig

Weimar d. 17 Febr. 1825.

Goethe.[119]


39/99.


An Johann Heinrich Meyer

Gegenwärtiges vermelde, damit unser Geschäft bis zu einer bald zu wünschenden Wiederherstellung einigen Vorschritt nehme.

1) Frage an: ob Schuchardt nach seiner Zurückkunst und Beredung mit den Seinigen noch gesinnt ist bey uns anzutreten? da ich denn wünsche daß er Sonntag 10 Uhr sich bey mir einfinde.

2) Liegt hier eine Anordnung bey, nach welcher Sie vorerst die Oeserischen Zeichnungen, und sodann was Sie von dem übrigen Vorrath verlangen mögen in's Haus erhalten können.

Ich wünsche daß Serenissimus bald die Früchte unserer neuen Einrichtung sehen möchte.

Das Allerbeste wünschend.

treulich

Weimar den 17. Februar 1825.

G.


[Beilage.]

[Concept.]

Gegen Einhändigung dieses sind Herrn Hofrath Meyer die sämmtlichen bey großherzoglicher Bibliothek befindlichen Zeichnungen nach und nach in's Haus zu geben und zwar zuerst die Oeserischen, sodann in einer Folge wie er dieselben verlangen möchte.

Weimar den 17. Februar 1825.[120]


39/100.


An Wilhelm Rehbein

[Concept.]

Von Ew. Wohlgeboren Befinden möchte vor allen Dingen unterrichtet seyn, sodann erfahren wie es mit der lieben Hälfte aussieht? Alsdann würde ich von meinen Gebrechen reden, da ich denn bekennen muß, daß das entzündete rechte Auge mir schmerzlich fällt; Sie hatten ja einmal in Gesellschaft mit Dr. Fischer von Erfurt ein so wohlriechendes als wohlthätiges Säckchen verordnet.

Wäre genanntes Übel gehoben, so würden die übrigens bis zu mündlicher Besprechung sich wohl gedulden müssen. Das Beste wünschend.

Weimar den 17. Februar 1825.


39/101.


An Johanna Schopenhauer

[Concept.]

Meines vieljährig geprüften Freundes, Herrn Hofrath Heinrich Meyers, vollkommenes Kunsturtheil gründet sich auf angeborenes Talent, lebenslängliches Anschauen aller Art Kunstwerke, auf tiefen Blick, scharfe Unterscheidungsgabe und gelehrte Studien. Diese seine schönen Vorzüge sind in Deutschland allgemein anerkannt; sollte für Ausländer noch ein besonderes Zeugniß nöthig seyn, so verweigere nicht[121] solches, einstimmig mit Obgesagtem, hiermit auf Verlangen unbedenklich abzulegen.

Weimar den 19. Februar 1825.


39/102.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeboren

sende verschiedenes Mitgetheilte dankbar zurück, wie denn auch die böhmischen Mineralien mir zwar bekannt aber doch angenehm gewesen.

Von dem Ausscheiden der weniger bedeutenden Suiten verspreche mir viel Gutes, Sowie ich denn zu allseitiger Vermehrung bestens Glück wünsche.

Hiebey bemerke nur daß künftig alle Sendungen an mich der Vollbrachtin zu übergeben sind; indem mit derselben ein vierteljähriger Akkord gemacht worden.

Der ich alles Gute wünschend zu guter Jahrszeit auch einmal unter Ihren Schätzen Sie wieder zu besuchen hoffe.

ergebenst

Weimar den 19. Februar 1825.

Goethe.


39/103.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Königliche Hoheit.

Da mir nähere Nachricht zugegangen daß meine an den deutschen Bundestag eingereichte Bittschrift[122] nächstens zum Vortrag kommen werde, so nehme mir die Freyheit eine Copie derselben schuldigst beyzulegen, mit der geziemenden Bitte: Höchst Dieselben möchten die mir schon gnädigst zugesagte Begünstigung derselben nunmehr erfolgen lassen.

Sollte der im petitum berührte Fall eines hie und da zu erlangenden besondern Privilegiums vielleicht eintreten, so würde Höchst Deroselben Vorsprache an einzelnen Höfen mir auf's Beste zu statten kommen.

Mit welchen Betrachtungen ich in dieser Angelegenheit zu Werke gehe spricht sich von selbst aus, da ich die Resultate eines ganzen Lebens, die ich unter Höchst Dero Gnade, Wohlwollen, ja ich darf sagen Freundschaft erworben habe. Es schließen sich an jedes Blatt die schönsten Erinnerungen, deren Früchte mir bey'm Abschluß höchst erfreulich vor Augen schweben.

Das was ich ferner zu sagen hätte würde in genauer Ausführung sehr weitläufig werden und wenn ich es zusammenzöge vielleicht abstrus erscheinen, deswegen ich mich, mit offenem heitern Sinn und Wort, für jetzt und immer andringlichst empfohlen zu seyn wünschte.

Weimar den 26. Februar 1825.[123]


39/104.


An Johann Heinrich Meyer

Mögen Sie wohl, mein werther Freund, da es allerlei zu besprechen gibt, diesen Abend mit mir zubringen; ich sende den Wagen um sechs Uhr, der Sie denn Späterhin wieder nach Hause bringt.

Weimar den 26. Februar 1825.

G.


39/105.


An Carl Friedrich von Reinhard

[27. Februar 1825.]

Beyliegendes, auf ein für mich bedeutendes Geschäft hindeutend, darf nicht abgehen, verehrtester Freund, ohne Dank für Ihr letztes wahrhaft gehaltvolles Schreiben. Könnten Sie mich mit unserm werthen Canzler im vertraulichen Gespräch überraschen; so dürfte es nicht fehlen daß Sie Ihren Namen und Ihre Angelegenheiten bey uns in traulicher freundlicher Bewegung fänden. Wäre unser Antheil kräftig genug, so würden Sie längst von allen den unerfreulichen Bildern, denen wir auch nicht die geringste Gegenständlichkeit zuschreiben können, befreit seyn; ja wir stellen uns vor daß wenn Sie sich recht vollkommen unsre Liebe und unwandelbare Anhänglichkeit denken wollten, so müßten solche Trugbilder längst unwiederbringlich vertrieben seyn.

[124] Die genaue Beschreibung der Scheinbilder, wie sie sich in Ihrem Auge erzeugen und verwandeln, war mir höchst willkommen; denn es erweist sich daraus: daß dieselbige gesetzliche Operation bey verschiedenen Menschen sich nur verschieden modificire, wodurch wir denn über so ungewisse Dinge doch einigermaßen gewisser werden.

Meine Stunden gehen in großer Gleichheit hin; ein Stück Kunst und Alterthum ist beynahe abgedruckt, anderes auf andere Weise gefördert; und so sind die kurzen Tage überstanden, auch die so vielen Menschen verderblichen letzten Wochen.

Möge, da sich für den jungen Fürsten so schöne Aussichten hervorthun, den lieben Ihrigen das Gleiche werden. Bewahren Sie mir ein geneigtes Abdenken, indeß ich mir vorbehalte es von Zeit zu Zeit durch gelegentliche Mittheilungen zu erneuern und zu beleben.

treulichst

J. W. v. Goethe.


[Beilage.]

So eben, verehrtester Freund, vernehme mit einiger Bestimmtheit daß ein an die hohe Bundes-Versammlung von mir gerichtetes Schreiben nächstens zum Vortrag gelangen werde.

Ich bitte darin um ein Privilegium von jener hohen Stelle für die neue Ausgabe meiner sämmtlichen Werke, welches mich vor dem feindseligen Nachdruck,[125] der den deutschen Autoren alles billige Verdienst ihrer Arbeiten verkümmert, fernerhin schützen möge.

Und nun halt ich es für Freundespflicht, welche dießmal mit einem äußern Vortheil übereintrifft, Ihnen, Verehrtester, hievon Erwähnung zu thun, in der Voraussetzung, daß Sie, an Ihrer Stelle, nach dem mannichfaltigen Einfluß welchen Sie ausüben, dieser Angelegenheit, wie es sich schicken will, freundlich gedenken und auf thuliche Weise dieselbe zu fördern geneigt seyn möchten. Ich bin auf wunderbarem Weg, fast ohne mein Zuthun, zu diesem Schritt geführt worden, den ich nicht gethan haben würde, wenn ich mich höchster Begünstigung nicht zum Voraus erfreuen dürfte.

Wahrscheinlich komm ich Ihnen im Angesichte des deutschen Reiches etwas wunderlich vor; doch gibt es ja wohl auch Fälle wo Einsiedler aus ihrer Klause nicht ohne Glück vor Fürsten und Herren getreten sind. Überhaupt aber, um aufrichtig zu seyn, so möchte dieß Geschäft meinen Jahren nicht ganz proportionirt erscheinen; auch ist mir nur darum zu thun, da alles ziemlich geordnet liegt, es einzuleiten und zu gründen. Unsere Nachfahren müssen auch etwas zu thun haben. Und so, in Erwartung immer gleichen Sinnes

treu angehörig

Weimar den 27. Februar 1825.

J. W. v. Goethe.


[126] Ich weiß, daß mir nichts angehört

Als der Gedanke, der ungestört

Aus meiner Seel' will fließen,

Und jeder günst'ge Augenblick

Den mich ein liebendes Geschick

Von Grund aus läßt genießen.

Febr. 25.

Goethe.


39/106.


An Carl Leopold von Beust

Hochgeborner Graf,

Insonders hochgeehrtester Herr!

Ew. Exzellenz erlauben, in einer für mich sehr bedeutenden Sache eine geziemende Mittheilung. So eben habe näher zu vernehmen, daß ein an die hohe Bundes-Versammlung von mir Gerichtetes Schreiben begünstigt durch allerhöchsten Einfluß ungesäumt zum Vortrag gelangen werde.

Ich erbitte darin von jener hohen Stelle ein Privilegium für die neue Ausgabe meiner sämmtlichen Werke, welches mich vor dem feindseligen Nachdruck, der den deutschen Autoren alles billige Verdienst ihrer Arbeiten verkümmert, fernerhin schützen möge.

Da ich mir nun schmeicheln darf, daß Ihro Königliche Hoheit unser gnädigster Herr diese meine submissesten Wünsche zu fördern gleichfalls geneigt seyn werden, so ist es meine Pflicht Ew. Exzellenz als den glücklichsten Vermittler hiebey, bescheidentlich anzusprechen[127] und gehorsamst zu ersuchen: daß auch Sie mir in diesem Falle Ihre gewandte Geschäftsthätigkeit und erprobte Geneigtheit möchten zu Gute kommen lassen.

Der ich mit besonderm Vergnügen die Gelegenheit ergreife, Ew. Exzellenz meine ausgezeichnete Hochachtung an den Tag zu legen; wie ich mich denn schon zum Voraus des Dankes erfreue, welchen ich wie bisher im Allgemeinen der Staatsgeschäfte, so nun auch für meine Person besonders abzutragen die Veranlassung finde

Ew. Excellenz

ganz gehorsamster

Weimar den 27. Februar 1825.

J. W. v. Goethe.


39/107.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Wenn es Ihre Gesundheit erlaubt so sende heute Abend 6 Uhr den Wagen, der Sie denn auch wieder nach Hause bringen kann.

W. den 1. März 1825.

G.


39/108.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

übersende abermals ein hübsches Fascikel dessen Inhalt die Aufschrift anzeigt. Die beiden Aufsätze gehören[128] eigentlich nicht zusammen, doch habe ich sie der Verwandtschaft und Bequemlichkeit wegen hinter einander heften lassen.

Was Dr. Brandes zu Salzuflen betrifft so wäre demselben ein Gnadenzeichen wohl zu gönnen; es ist ein vorzüglicher Mann und hat sich gegen unsern Kreis immer sehr freundlich bewiesen. Auch ist der Verein dem er vorsteht sehr löblich. Es haben nämlich die Apotheker von Niedersachsen sich verbunden einander selbst zu controlliren, wodurch die, den Regierungen sonst obliegenden Visitationen, wo nicht entbehrlich gemacht, doch wenigstens sehr erleichtert und gesichert werden.

Verehrend

unterthänigst

Weimar den 2. März 1825.

J. W. v. Goethe.


39/109.


An Friedrich Constantin von Stein

[Concept.]

Damit, mein theuerster Freund, das Neuste, was bey uns fertig geworden, nicht einen Posttag zaudere so übersend ich es mit vielem Dank für die neuliche reichliche Sendung, mit Bitte, Ihre wackern Mitarbeiter an dem so schön geregelten Geschäft auf's beste zu grüßen. Und soviel für dießmal.

Weimar den 4. März 1825.[129]


39/110.


An Rudolf Brandes

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

für so manche mir und meinem Kreise erzeigte Aufmerksamkeit den verbindlichsten Dank zu sagen ergreife die angenehme Veranlassung daß Ihro Königliche Hoheit der Großherzog, mein gnädigster Herr, mir den Auftrag ertheilt in Rücksicht auf Ihre neuste Sendung, nicht weniger auf Ihre sonst rühmliche Thätigkeit und frühere Mittheilungen beykommende Medaille zu übersenden; indem ich nun hoffen kann daß hiedurch Ew. Wohlgeboren etwas Angenehmes erzeigt werde, wünsche glücklichen Empfang und erbitte mir auch für die Zukunft ein geneigtes Andenken.

Weimar den [7.] März 1825.


39/111.


An Kaspar von Sternberg

Auszug eines Briefes

des Bergmeister Schreiber zu Sonneberg.


»Eine wahre Freude hat es mir gemacht, nach so langen und vielen Jahren wieder einmal Ihre Handschrift zu lesen. Leid thut es mir, Ihrem Wunsche nicht ganz genügen zu können. Von zwey Exemplaren, meinem ganzen Vorrath der Mattstedter Steinkohlen, lege ich Ihnen das ausgezeichnetste bey, welches aber auch nur einen sehr unvollkommenen Abdruck enthält. Wirkliche Farrenkräuter- Abdrücke hat es wohl nie auf dem Mattstedter Steinkohlenflötz gegeben, wenigstens nicht während meines dreyjährigen Dortseyns,[130] auch scheinen sie mir blos die Begleiter der Steinkohlenformation zu seyn, wohin man denn doch die Mattstedter nicht rechnen kann.

Sonneberg den 21. Februar 1825.«


Vorgemeldetes Mattstedter Kohlenstück zeigt auf seiner Öberfläche ein schmales, nicht gar Zoll langes, lanzetförmiges vielleicht Weidenblatt. Einige Andeutungen machen glauben daß die Kohle gespaltet noch mehr zum Vorschein kommen lasse.

Auch ist mir ein deutliches Stück Holz zu Handen gekommen, mulmig wie Braunkohle, aber kalkartig inkrustirt und, wie es scheint, mit kleinen Selenitblättchen übersäet. Beide gehen wohl eingepackt mit der fahrenden Post ab.

Auch, wie zu erwarten war, läugnet der Bergmeister das Vorkommen der Farrenkräuter; Weidenbäume dagegen, als ein späters Erzeugniß, lassen sich eher in dieser Epoche denken.

Möchte eine zwar geringe doch seltene Sendung zu rechter Zeit eintreffen und wir nun über die so höchst bedeutende Folgenreihe durch unsern treuen Natur- und Herzensfreund abschließlich aufgeklärt werden.

Ich werde wie immer, und oft wider Willen, hin und her gezogen; doch wartet ein neues Heft Kunst und Alterthum zu Ostern auf. Möge ein beykommendes Gleichniß freundlich angeblickt werden.

anhänglichst

Weimar den 8. März 1825.

J. W. v. Goethe.[131]


39/112.


An Joseph Sebastian Grüner

Euer Wohlgeboren

für gefällige Nachricht und Sendung zum allerschönsten dankend vermelde nur mit wenigen Worten: daß die Mineralien des beyliegenden Verzeichnisses, auf die fahrende Post gegeben, nächstens anlangen sollten. Wie sehr ich wünsche Sie diesen Sommer zu besuchen und mich an Ihrem Gesammelten zu erfreuen, davon werden Sie sich wohl gern selbst überzeugen. Die gemeldeten Mineralien machen Ihnen, hoff ich, Vergnügen; es ist manches Seltene darunter das zu neuem Denken und Forschen aufmuntert.

Ich höre von einer Veränderung im Stift Tepl; können Sie mir davon gelegentlich das Nähere mittheilen so geschieht mir eine Gefälligkeit; wie auch wenn ich das Weitere von den Glaßwaren erfahren könnte die noch nicht angelangt sind. Den werthen Ihrigen mich grüßend zu empfehlen bitte.

Auch die Egerischen Sitten und Gewohnheiten ja nicht zu vergessen.

ergebenst

Weimar den 8. März 1825.

J. W. v. Goethe.


Können Sie gelegentlich dem Herrn Bergrath Lenz und durch ihn der mineralogischen Gesellschaft zu Jena etwas Angenehmes erweisen, so geschieht es mir.[132]


39/113.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

sende die gnädig mitgetheilten Opale mit Freuden zurück; sie sind eine sehr schöne Vermehrung des Schatzkästchens wozu ich Glück wünsche.

Beyliegendes Pflanzenverzeichniß kommt mir von Darmstadt, ich weiß nicht ob Höchst Dieselben vielleicht, wegen dortigen Verhältnissen, irgend eine kleine Sendung bey eintretendem Frühjahr beschließen möchten; da ohnehin in Ihro Pflanzenvorräthen so manches Doppelte sich befindet; dort aber man sich einzurichten nur erst anfängt, deshalben auch gar manche nicht eben rare Pflanze willkommen seyn möchte.

Weimar den 9. März 1825.


39/114.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

haben mir abermals sehr schöne Mineralien vorlegen lassen. Die auf solche Art krystallisirten Salze waren mir ganz neu. Nach einigem Beschauen sollen sie, wohlgepackt, sorgfältig nach Jena geschafft werden.

Schrön sendet die geographischen Barstellungen vom November und December; auch den September[133] legt er bey. Die zwey tiefen Barometerstände im November, zwischen welche das Petersburger Unheil eintritt, sind höchst merkwürdig anzuschauen.

Aus einem Briefe des Hofrath v. Storch, Badearzt zu Gastein, theile folgende Stelle zu gefälliger Betrachtung mit

(inserat. von: Unser Thal bis liegen sieht).

Bey den neusten wichtigsten Ereignissen thut man wohl die merkwürdigsten Fälle anzuregen und es werden uns gewiß von allen Seiten Parallel-Geschichten zukommen, so daß auch das Außerordentliche als in dem Kreis der Natur wiederkehrend betrachtet werden kann; in den Fällen, von denen hier geredet wird, ist es freylich keineswegs tröstlich.

Weimar den 10. März 1825.


39/115.


An Friedrich Wilhelm Riemer

In Hoffnung, mein Werthester, Sie heute Abend zu sehen, ersuche Sie der Inschrift für Herrn Oberbaudirector Coudray zu gedenken, welcher sehr darnach verlangt.

W. den 11. März 1825.

G.[134]


39/116.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

genehmigen beykommende unterhaltende Sendung.

1) Sollte das Tagebuch des Congresses von Verona noch nicht bekannt seyn, so wird eine Recapitulation der dermaligen äußerlichen Ereignisse nicht unangenehm erscheinen.

2) Nees v. Esenbeck empfiehlt sich zu Gnaden auf Java und bittet um Entschuldigung des Verspätens.

3) Aufriß des neuen Theaters zu Aachen.

4) Ferner enthält Neesens Brief umständliche Notiz von der merkwürdigen Gastfreyheit der Cölner am Carnevalstage. Sie vermehrt das Verlangen auf die von dorther versprochenen vollständigen Acten.

Weimar den 12. März 1825.


39/117.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

spreche mit wenig Worten den verbindlichsten Dank aus für die so gründlich begonnene Arbeit und gebe zugleich völlige Macht und Gewalt fernerhin[135] nach Ihrer Überzeugung zu handeln: a) die Rechtschreibung betreffend; b) die Flexion; c) Schreiben der aus fremden Sprachen entlehnten Wörter; e) Interpunction.

Die Stellen unter d) werde bald möglichst im Einzelnen betrachten.

Hiebey der Divan in Abschrift. Sollte hier vielleicht, weil er in der neuen Ausgabe auch mit deutschen Lettern zu drucken ist, etwas in der Rechtschreibung besonders zu bedenken seyn?

Die Bücher folgen auf einander, wie sie in den Pappen 2, 3 und 4 eingelegt sind. Der erste Abdruck liegt gleichfalls bey, welcher auch die Folge der Bücher angibt.

Die neueingeschalteten Gedichte sind oben links in der Ecke mit einem Sternchen bezeichnet.

Hochachtungsvoll

ergebenst

Weimar den 12. März 1825.

J. W. v. Goethe.


39/118.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

behellige mit noch einer Anfrage. Wir bedürfen, zu dem bekannten Festzwecke, einer Inschrift, vierzeilig, wortkarg, obgleich der Raum längere Zeilen zuläßt; sie könnte etwa so heißen, und erklärt sich selbst:[136]

Caroli Augusti et Luisae

Regiminis atque matrimonii

Quinquagennalia

MDCCCXXV.

Nun möchten wir nicht ohne Beystimmung gelehrter Kenner dergleichen öffentlich wagen; wollten Sie daher die Gefälligkeit haben darüber nachzudenken, auch Herrn Professor Osann, mit meinen besten Grüßen, deshalb sprechen, nicht weniger auch der freundlichsten Dankbarkeit unserer kleinen geschlossenen Gesellschaft sich stets versichert halten.

ergebenst

Weimar den 12. März 1825.

J. W. v. Goethe.


39/119.


An Friedrich Jacob Soret

Ew. Wohlgeboren

verfehle nicht hiedurch anzuzeigen daß die Büste gepackt und emballirt sey; sowie auch Medaille und Zeichnung apart und zwar so, daß sie mit der reitenden Post abgehen könne. Es kommt also nur noch auf die Adresse an und alles ist zum Abgange bereit, vielleicht habe ich noch das Vergnügen Sie heute darüber zu sprechen.

ergebenst

Weimar den 14. März 1825.

J. W. v. Goethe.[137]


39/120.


An Carl Friedrich von Reinhard

[Concept.]

[18. März 1825?]

Ew. Exzellenz

letzte Mittheilung, welche uns sonst so viel Vergnügen gewährt, hat dießmal die hiesige bekannte Gesellschaft, welcher Aufsicht über die Künste und sorgfältige Beachtung dessen, was darauf Bezug hat, anvertraut ist, in nicht geringe Verlegenheit gesetzt; erlauben Sie einen kurzen Vortrag der eintretenden Umstände: umsomehr als [Sie] selbst nach den letzten Schritten in diese Angelegenheit verwickelt erscheinen.

Der Bildhauer Herr Flatters zu Paris sendete, mit der Büste von Lord Byron, auch Goethens Büste an den Letztgenannten; zu gleicher Zeit zwey Büsten, gleichfalls Goethe vorstellend, an Ihro K. H. den Großherzog. Höchst Dieselben ließen dagegen Herrn Flatters die goldne Medaille mit Ihro Bildniß überreichen; wenn schon die gesandte Goethische Büste zu ungünstigen Bemerkungen Gelegenheit gab. Man hielt aber durch diese fürstliche Aufmercksamkeit diesseits das Geschäft für völlig abgeschlossen. Herr Flatters dagegen scheint sie anders ausgelegt zu haben und dieses ist es was uns Sorge macht und unangenehme Verhältnisse für die Folge fürchten läßt.

Herr Flatters spricht in dem Schreiben an Ew. Exzellenz von einer Büste Seiner K. Hoheit welche er nach der Medaille zu fertigen gedächte. Man ersucht[138] ihn aber ausdrücklich solches zu unterlassen, da ihm ja selbst, als einem geübten Künstler, wohl bekannt seyn wird daß man eine Medaille wohl nach einer gelungenen Büste nicht aber umgekehrt eine Büste nach einer Medaille fertigen könne; wie ja das Beyspiel der Goethischen Büste leider an den Tag gibt, bey welcher doch auch nicht die mindeste Ähnlichkeit übrig geblieben, indessen sie an dem Berliner Profil noch immer wohl zu erkennen ist.

Sollte nun gar von Marmorbüsten die Rede seyn, so müßte man ausdrücklich erklären daß sie hiesigen Orts nicht gewünscht werden noch angenommen werden könnten.

Wird denn schließlich in einem besondern Brief-Auszug einer Reise gedacht, welche Herr Flatters nach Deutschland unternehmen könnte, so muß man abermals entschieden erklären: daß weder die hiesigen Herrschaften noch sonst jemand von den hier markirenden Personen sich in Büste nachbilden zu lassen entschließen würden, da man in späteren Jahren keineswegs geneigt seyn kann eine Gestalt der Nachwelt zu überliefern von der schon frühere günstige Darstellungen vorhanden sind.

Verzeihen Ew. Exzellenz diese vielleicht zu offenherzige Äußerungen, aber es blieb dem Kreise der Weimarischen Kunstfreunde dießmal nichts weiter übrig, da sie wegen alles dessen, was sie unternehmen und zulassen, vom Hofe abhängig und demselben verantwortlich[139] sind, als sich hierüber unbewunden zu erklären. Denn in welcher Lage würden wir uns befinden wenn Herr Flatters, mit unserem Vorwissen, solche Schritte thäte, welche zuletzt von den höchsten Herrschaften nicht anerkannt und gewiß gemißbilligt würden, woher sollte Remuneration und Bezahlung erfolgen, da mit dem Künstler kein Contrackt geschlossen, keine Casse hiezu beauftragt ist.

Ist aber nunmehr wie es durch Gegenwärtiges geschieht Herr Flatters vollkommen von der hiesigen Lage, von den Gesinnungen des Hofes und solcher Personen unterrichtet, welchen dergleichen Geschäfte in der Regel aufgetragen sind, so würde er sich selbst zuzuschreiben haben wenn ein Geschäft das gar nicht hätte begonnen werden sollen am Ende nur mit Schaden und Unannehmlichkeit für ihn auslaufen kann.

Wir bitten um Verzeihung mit Gegenwärtigem lästig zu seyn; es blieb uns aber nichts übrig als dieses auszusprechen und Ew. Exzellenz um weitere Beförderung gehorsamst anzugehen, weil ja das Geschäft durch einen besondern Gang an Hochdieselben gelangt und uns durch Ihre Hand zur Kenntniß gekommen ist. Sollte aber die Sache auf dem eingeschlagenen Wege fortgegangen seyn, so würden auch Sie zuletzt, welches uns äußerst mißfällig gewesen wäre, in die unangenehmen Folgen verwickelt werden, da Sie, durch diese Erklärung, von der[140] wir die getreue Abschrift behalten, so gut wie wir gesichert sind.


39/121.


An Johann Heinrich Meyer

Ist es gefällig so schicke heute Abend den Wagen um 6 Uhr um einige Stunden mit Ihnen mancherlei zu verhandeln.

W. den 19. März 1825.

G.


39/122.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

Sende hiebey die Blätter für Serenissimum, ich hatte noch eben das Glück einen eigenhändigen Brief von Herdern mit dessen Namensunterschrift zu finden. Die einigen poetischen Zeilen liegen gleichfalls bey; es wäre gut wenn sie in der Pappe verschickt würden, vielleicht noch eingepackt in stärkere. Dergleichen Dingen pflegt es auf der Post sehr übel zu gehen. Auch liegt der Gräfin Line kleine Sendung bey, welche mit meinen besten Empfehlungen zu überschicken bitte.

gehorsamst

Weimar den 19. März 1825.

G.[141]


39/123.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

übersende hiebey den besprochenen Aufsatz.

facit indignatio versum!

Ob sie aber auch eine gute Prosa einzugeben weiß, will ich nicht behaupten.

Nehmen Sie das Geschriebene als Stoff, behandeln und redigiren denselben nach Überzeugung, nur nicht viel höflicher; denn Sie werden sehen diesen zudringlichen Franzosen werden wir doch so bald nicht los.

Sollten Sie nicht das Concept Serenissimo vorlegen und höchste Billigung erbitten; vielleicht wäre es räthlich etwas ähnliches an Herrn v. Treitlinger ergehen zu lassen. Vielleicht erschein ich zu ängstlich aber ich kenne das Gezücht. Verzeihung.

gehorsamst

Weimar den 19. März 1825.

J. W. v. Goethe.


39/124.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

lege, in Bezug auf neuliche Äußerung, einen kurzen Aufsatz vor, den ich niederschrieb um einige Beyspiele des allgemeinen Wurzellebens vor Augen zu bringen. Versuche dieser Art können nicht genug empfohlen[142] werden, indem sie die innern geheimen Absichten der Natur an den Tag fördern.

2) Das vorstehende Seestück ist in jedem Sinn erfreulich, des glücklichen Andenkens wegen und auch als Zeugniß daß von der alten Wogen-Durchsichtigkeit und dem Geschmack malerischer Anordnung in den Niederlanden noch genugsam übrig geblieben.

3) Ich höre von einer interessanten, für Rafael zu haltenden Zeichnung; dürfte ich wohl um Mittheilung derselben Gruppe copirt, sogleich vorbereitend.

unterthänigst

Weimar den 20. März 1825.

J. W. v. Goethe.


[Beilage.]

Blatt und Wurzel.

Blatt und Wurzel haben, als zwey Theile der höheren Pflanzen-Organisation, ein Verhältniß zusammen, welches bey den ausgebildeten Gewächsen nicht so deutlich in die Augen fällt, indem das Blatt sich über der Erde, die Wurzel sich unter derselben entwickelt, und also beide von einander ursprünglich getrennt erscheinen; allein wir sehen schon am Hervortreten der Luftwurzeln, daß auch Stamm und Stengel[143] dergleichen hervorzubringen geartet sind. Nur Weniges zu näherer Aufklärung dieses Punctes.

1) Einsichtige Naturforscher haben schon die Längen-Fasern, wodurch die Blätter sich mit Stamm und Stengel herabwärts verbinden und, an dem Leben des Splintes Theil nehmend, sich entwickeln und ernähren, als Wurzeln angesprochen; auch ist es bey näherer Betrachtung nicht etwa blos die Einbildungskraft, welche hier Ähnlichkeiten finden will, sondern der Verstand, der wirklich Analogien entdeckt.

2) Da aber Blatt und Auge im Gedanken unzertrennlich sind, indem ein jedes Blatt ein Auge hinter sich hat, ein jedes Auge aus schuppig über einander geschobenen Blättern besteht, bey jedem dieser Blätter aber, dem ersten sowohl als dem folgenden, immer die ganze Pflanze zu denken ist; so folgt daraus, daß man sich auch überall einen Wurzelpunkt, die Möglichkeit einer Wurzelerscheinung vorzustellen habe.

3) Vor mehreren Jahren vernahm ich, daß, wenn man die Zwiebel-Blätter der kleinen Fritillaria, die in den Gärten gepflegt wird, geschickt wegnehme und solche zwischen Löschpapier, wie zum Herbarium trockne, nach einer gewissen Zeit sich am untern Ende Zwiebelchen entwickelten, welche wieder fortzupflanzen seyen. Ich erinnere mich, den Versuch selbst gemacht zu haben, obgleich das Resultat mir aus dem Gedächtniß geschwunden ist; doch wäre das Experiment[144] gar leicht zu wiederholen und dessen Erfolg abzuwarten.

4) Eine merkwürdige Wurzel-Entwickelung hat Oberforstmeister von Fritsch vor kurzem zur Aufbewahrung übergeben. Es fand sich nämlich bey dem Umhauen einer alten kernfaulen Linde, daß ein oberer Ast in diese Fäule tiefe Wurzel geschlagen und wie auf Grund Boden fortvegetirt habe. Ich suche mir diese Sache folgendermaßen zu erklären. Bey dem früheren Köpfen der Linde, welches jederzeit ein Absterben des Sturzes nach sich zieht, entwickelte sich aus dem Keim eines frischen Zweiges ein Wurzelpunct; dieser fand in der feuchten, dem Verderben übergebenen Fläche des alten Baumes sogleich Nahrung, wuchs fort, nährte sich an der Kernfäule und half dieselbe vermehren.

Wie reich an jungen Trieben eine alte Linde sey, beweisen die unzähligen von der Wurzel an am Stamme herauf sich immerfort entwickelnden Zweige, und es entstände die Frage, ob man mit geschickter Behandlung nicht eben solche junge Zweiglein zum Wurzelschlagen nöthigen könnte.

5) Die Allgegenwart der Wurzel zeigt sich übrigens an der in neuerer Zeit allgemein durchgeführten Vermehrung durch Stecklinge.

Weimar den 20. März 1825.

J. W. v. Goethe.[145]


39/125.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

übersende, dem ausgesprochenen Wunsch gemäß, das an die hohe Bundes-Versammlung vorlängst eingereichte Schreiben. Die neusten Nachrichten lauten: daß die Herren Freyherr von Münch-Bellinghausen und von Nagler diese Angelegenheit mit dem lebhaftesten Eifer unterstützen.

Wie angenehm mir dieses aber auch seyn muß, so bedroht mich doch die Folge eines solchen Geschäftes mit mancher bedenklichen Arbeit, wobey ich Ew. Hochwohlgeboren freundschaftlichen Antheil, so wie eine thätige Mitwirkung mir wohl erbitten darf.

Auch über beykommendes Berliner Schreiben wäre zu conferiren; mir scheint die Präcipitanz jener Künstler eine günstige Wendung vorzubereiten.

gehorsamst

Weimar den 21. März 1825.

J. W. v. Goethe.


39/126.


An Christian Ernst Friedrich Weller

Mögen Sie, mein Werthester, einen kleinen Auftrag gefälligst ausrichten! Ich habe vor ungefähr acht Tagen an Herrn Professor Göttling eine lateinische kurze Inschrift überschickt, die für ein architektonisches Bild[146] bestimmt ist, und zugleich um dessen Rath gebeten. auch ersucht, mit Herrn Professor Osann darüber zu conferiren.

Nun aber höre ich, daß dieser letzte nach Paris verreist ist und wünsche daher, daß Sie in meinem Namen Herrn Professor Göttling höflichst ersuchen: nur mit wenigem über diese Angelegenheit seine Gedanken zu eröffnen; denn der Baumeister, der seine Zeichnung vollenden will, treibt mich unablässig. Möchte Herr Professor Göttling auch nur aussprechen, daß die Inschrift nicht fehlerhaft ist, wenn sie auch nicht als classisch vor Meister und Gesellen gelten könnte. Er sollte überhaupt nicht im mindesten compromittirt seyn, etwa dadurch, daß man sich auf ihn beriefe; denn ich weiß recht gut, wie bedächtig der Kritiker in solchen Fällen zu Werke geht. Leben Sie recht wohl und grüßen Herrn Professor und Herrn von Knebel zum schönsten.

ergebenst

Weimar den 21. März 1825.

J. W. v. Goethe.


39/127.


An Carl Franz Anton von Schreibers

[Concept.]

[21. März 1825.]

Ew. Hochwohlgeboren

nach geraumer Zeit abermals zu begrüßen und Ihre frühere Gefälligkeit gegen unseren Kreis von neuem zu erbitten veranlaßt mich ein Befehl unseres gnädigsten[147] Herrn, von welchem ich die besten Grüße auch dießmal auszurichten habe. Die Angelegenheit jedoch in welcher Ew. Hochwohlgeboren Geneigtheit anspreche ist folgende.

Der hiesige Bataillons-Chirurgus Ernst, welcher sich besonders durch Geschicklichkeit und Fertigkeit der Hand ausgezeichnet, geht auf Serenissimi Befehl nach Wien, um sich daselbst in Behandlung der Zähne zu vervollkommnen. Möchten Sie demselben eine geneigte Aufnahme gönnen und ihn an solche Männer empfehlen, durch deren Unterricht und Leitung er den Zweck seiner Reise am gründlichsten und baldigsten zu erreichen in den Stand gesetzt würde, so könnten dadurch unsere früheren Verbindlichkeiten nur erneut und frisch belebt werden.

Der ich auch mich bey dieser Gelegenheit zum ferneren wohlwollenden Andenken bestens empfohlen wünsche.

Weimar den 5. März 1825.


39/128.


An Carl Wilhelm von Fritsch

Ew. Excellenz

verpflichten mich aufs neue durch die so schleunig mitgetheilte günstige Nachricht. Der Entwurf des Beschlußes weicht zwar einigermaßen von meinem Petitum ab, doch muß man den wohlwollenden Männern[148] vertrauen, die am besten wissen auf welche Weise die Sache zu fördern ist.

Der ich das vorliegende Geschäft aufs andringlichste zu empfehlen mir die Freyheit nehme, und mir für die Folge fernere geneigte Mittheilung, einsichtigen Rath und wirksamen Antheil zuversichtlich geziemend erbitte.

Verehrend

Ew. Excell.

ganz gehorsamer Diener

Weimar d. 21. März 1825.

J. W. v. Goethe.


39/129.


An Carl Ernst Schubarth

Lassen Sie mich, mein Werthester, Ihrem letzten Schreiben vom dritten März Folgendes erwidern.

Auf Ihr erstes worin Sie den früheren Gedanken, an der Ausgabe meiner Schriften Theil zu nehmen, wieder erneuerten that ich den Vorschlag Sie möchten sich mit Wahrheit und Dichtung beschäftigen, ob ich schon die ersteren poetischen Bände einem benachbarten Freund übergeben hatte. Ich dachte mir hiebey einen Versuch: inwiefern es möglich seyn dürfte durch zwey Personen dieses Geschäft fortzuführen.

Allein bey näherer Betrachtung fand sich viele Bedenklichkeit: man mußte sich vorerst über Rechtschreibung der deutschen Worte, sodann der aus fremden[149] Sprachen entlehnten vergleichen, ferner über Flexion, worin ich mir manches Willkürliche erlaubt habe; die Interpunction kommt alsdann in Betracht; und sollten nicht in den meisten dieser Dinge zwey vorzügliche Männer verschiedenen Überzeugungen nachgehen? Wer sollte zuletzt entscheiden? und würde ich nicht gerade, indem ich einer solchen Bemühung auszuweichen gedenke, sie dadurch auf mich heranlocken?

Über diese Betrachtungen, und wenn sie mir auch dunkel vorschwebten, ging ich in meinem vorigen Briefe hinaus, weil der Wunsch, mit Ihnen wieder in eine nähere Verbindung zu treten, mir allzulebhaft wurde.

Nun aber gesellt sich zu dem Vorigen noch Ihre Entfernung von literarischen Hülfsmitteln, die Orts-Entfernung, die uns scheidet, und die Ungewißheit Ihres Aufenthaltes. Wenn ich nun dieß zusammen bedenke und überlege, wie es in meinen Jahren immer nöthiger wird, alles, worauf ich zu wirken habe, nah zu halten, zu vereinigen und die Geschäfte so gut als möglich abzuthun; so wird es mir zur Pflicht Ihnen dieses gleichmäßig vorzulegen.

Ich muß auf gar vieles verzichten, in Betracht daß ich mit jedem Tage auf mehreres zu verzichten habe. Möge Ihrem Lebensgange bald eine günstigere Sonne leuchten.

ergebenst

Weimar den 21. März 1825.

J. W. v. Goethe.[150]


39/130.


An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

haben mich die Zeit her mit so mancher angenehmen belehrenden Sendung erfreut daß ich im gegenwärtigen Augenblick kaum für alles im Besondern zu danken wüßte.

Die beiden Aufsätze über den Ruß der Pflanzen und den Schleim der Irrlichter, nicht weniger was die Haut-Insecten betrifft, haben Serenissimi Aufmerksamkeit, so wie die meinige sogleich auf sich gezogen und mehrere Tage zur Unterhaltung Stoff gegenwärtig unsere Ärzte beschäftigt. Ist es möglich, so schick ich einige Exemplare der höchst unwillkommenen Gäste.

Auch die Sendung des neuen Heftes Rubus Germanicus erkenne mit dem besten Dank.

Ausführlichere Nachricht von dem Cölner Carneval erwarte also durch die Geneigtheit des Herrn Piroli.

Für Aachen hat noch nichts, selbst bey dem Anblick der anständigen Façade, hervortreten wollen. Der Fehler ist daß ich auch nicht die mindeste Anschauung der dortigen Zustände besitze, mein guter Wille leuchtet aber daraus hervor daß ich sogar die alten amusements des Aachner Gesundbrunnens zu diesem Zweck[151] gelesen habe. Und so mag denn das poetische Geschick fernerhin walten wie es kann.

Der Catalog war Serenissimo sehr angenehm. Vorstehender Auftrag ist ein sprechender Beweis davon.


Vorstehendes war geschrieben als in der Nacht vom 21. auf den 22. unser Theater abbrannte und wir uns dadurch in einen leidigen wüsten Zustand versetzt sahen. Welche seltsame Gesichter mir die gerade in dem Augenblick eintretenden Cölner Hanswürste schneiden mußten denken Sie sich selbst und verzeihen wenn ich schließe und auf sonstiges Zurückgebliebenes mich in besserer Stunde vernehmen lasse.

Befördern Sie gefällig beykommende Anzeige zu allgemeinerer Kenntniß.

Weimar den 24. März 1825.


39/131.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

so wie meine übrigen geneigten Freunde, nehmen geneigt auf wenn ich mich noch einige Tage ganz in der Stille halte; denn nur die absolute Einsamkeit macht mir möglich, die physischen und moralischen Folgen jenes schrecklich-traurigen Ereignisses zu übertragen. Schriftliche Mittheilungen jeder Art werden mir sehr angenehm seyn.

[152] Hiebey, vertraulich, das noch unvollständige Verzeichniß meiner sämmtlichen Werke zu geneigter Einsicht und Überlegung. Auch folgt ein Schreiben Herrn Sorets hiebey dessen vollständige und musterhafte Aufklärung des vorliegenden Geschäfts höchst erfreulich wäre, wenn wir nicht befürchten müßten daß der wilde, weitumgreifende Vulkan uns auch dieses hübsche Unternehmen werde zerstört haben.

Meine Erfindungskunst ist gleichfalls dabey compromittirt, denn ich bilde mir ein zwey recht hübsche Rückseiten für die unternommenen Medaillen erfunden zu haben.

Herrn von Naglers Ankunft wird mir doppelt und dreyfach erfreulich seyn; ich hoffe bis dahin mich wie der einigermaßen in's Gleichgewicht gestellt zu haben. Das Mehrere nächstens.

Noch eins, der Brief von Carlsruhe hat sich in diesen verhängnißvollen Stunden bey mir verkrochen; ich darf wohl Heinrich Müller zu Ihnen schicken? damit Sie die Güte haben ihm die Sache zu sagen wie die gemachten Bedingungen sehr annehmlich erscheinen. Er empfängt Reisegeld und von Ostern an bezieht er 100 rh. aus unserer Casse, das übrige wird sich finden.

Verzeihung und Neigung!

Weimar den 25. März 1825.

G.[153]


39/132.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Da eine absolute Einsamkeit zu meiner Wiederherstellung nöthig ist, kann ich Sie auf diesen Abend nicht einladen, sende aber an meiner Statt einen Theil der gestrandeten Ladung, den ich den Strudeln des Lethe kecklich abgewonnen habe. Ich hoffe mit dem übrigen soll es auch gelingen, wenn sich die Elemente nur nicht gar zu wild entgegen setzen. Schenken Sie diesem Hefte Ihre gewohnte liebevoll-einsichtige Aufmerksamkeit. Es gibt freylich mancherlei dabey zu bedenken. Alles Gute und Angenehme!

treulich

Weimar den 25. März 1825.

G.


39/133.


An Johann Heinrich Meyer

Da ich, mein Werthester, mich ganz und gar still und einsam halten muß; so kann ich Sie leider nicht, wie ich gewünscht hatte, zu Mittag sehen. Nächstens mehr. Gehen Sie in unsern Geschäften ruhig fort; Schuchardten ist ein hübsches Stübchen im Jägerhause angewiesen.

treulichst

Weimar den 25. März 1825.

G.


Sie haben, hör ich, schon persönlich abgesagt; möge[154] sich bey Ihnen auch alles bald wieder herstellen. Ich fürchte wir haben alle noch lange an diesem Unfalle zu leiden.


39/134.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

erlauben folgende Mitteilung.

Die letzten verwirrenden Ereignisse und die in demselben Moment mir auferlegte präclusive Pflicht, der Herausgabe meiner Werke ernstlich vorzustehen, nöthigt mich meine Freunde um eine besondre Gefälligkeit zu bitten, da ich mit Zeit und Kräften allerdings zu ökonomisiren habe. Ich wünsche nämlich von allem was Geschäft ist mich schriftlich zu unterhalten, wie ich solches mit Herrn Staatsminister von Voigt viele Jahre fortzusetzen das Glück hatte; wobey in gar manchem Sinne gewonnen wird und ein freundschaftliches Mittagsmahl, mit freyem ungetrübten Geiste von Zeit zu Zeit genossen, desto erquicklicher werden kann. Auch wünschte vor einem geneigten Besuch gefällige Anmeldung, weil das, was ich jetzo vor allen Dingen vorzunehmen habe, ununterbrochene Aufmerksamkeit fordert. Wird mir dieses gewährt, so bleib ich auf's neue meinen so treulich Theilnehmenden dankbar verpflichtet.

Das von Ew. Hochwohlgeboren aufgenommene Geschäft eignet sich gerade zu schriftlicher Unterhaltung;[155] ich sende den Soret'schen Brief zurück und bitte ein Aktenfascikel zu formiren, wie denn nächstens meine unmaßgeblichen Gedanken hierüber schuldigst mittheilen werde.

gehorsamst

Weimar den 26. März 1825.

J. W. v. Goethe.


39/135.


An Carl Friedrich Zelter

Heute, Sonntag den 27. März 1825. Vormittags 11 Uhr, würde Unterzeichneter, als, dem Geiste nach, der Singakademie wohl Verwandter, auf des Herrn Professor Zelter gefällige Einladung, geziemend sich eingefunden haben, um wegen des vorseyenden Baues die, gewiß erfreulichen, Entschließungen zu vernehmen. Ihn halten jedoch ähnliche höchst unerfreuliche Beschäftigungen auf, indem sie nur die Erinnerung eines großen Verlustes aber- und abermals anregen.

Soviel jedoch sey dir, mein Theuerster, im Ernste gesagt, daß ich mich körperlich wohl befinde, psychisch leidlich; nur halt ich mich ganz einsam, weil alle Menschen, ohne es zu wissen, überreizt sind, das Übel fort und fort wiederkäuen und indem sie selbstthätig zur Wiederherstellung beytragen möchten, welches zu loben wäre, jetzt auf ganz unerträgliche Weise mit Rath, Vorschlag und Plan herbeystürmen.

Am meisten find ich jedoch den Großherzog zu bedauern, der, nach seiner schönen fürstlichen Art, einen[156] jeden anhört und so vieles Unnütze, das er weder ablehnen noch zurecht legen kann, über sich muß ergehen lassen.

Das neue Heft von Kunst und Alterthum ist fertig; habe die Gefälligkeit Beykommendes in die Haude und Spenerische Zeitung einrücken zu lassen. In meinen Briefen von 1802 findest du deiner, mit wenigen Worten, auf's löblichste gedacht.

Nach Berlin habe ich mich, wie bisher froh und freundschaftlich, so nun auch dankbarlichst zu wenden; die auch bekannt geworden seyn und Freude gemacht haben.

Gar vieles wäre zu sagen; nach und nach langt manches Erfreuliche bey dir an. Dieses Jahr ist für mich schon so gut als vorüber, indessen ich mich an jeden Augenblick anklammere.

Möge dir der neue Bau und alles gelingen.

treu angehörig

Weimar den 27. März 1825.

G.


[Beilage.]

Zur Nachricht.

Bey Aufräumung des Theaterschuttes fanden sich unter den Trümmern der Bibliothek aus einem von mir noch selbst redigirten Manuscript des Tasso folgende Stellen, die Blätter ringsum angebräunt:

Weimar Ende März 1825.[157]


Erstes Fragment.

Wenn ganz was unerwartetes begegnet

Wenn unser Blick was ungeheures sieht,

Steht unser Geist auf eine Weile still,

Wir haben nichts womit wir das vergleichen.


Zweytes Fragment.

Und wenn das alles nun verloren wäre?

Wenn einen Freund, den du einst reich geglaubt,

Auf einmal du als einen Bettler fändest?


Drittes Fragment.

Zerbrochen ist das Steuer, und es kracht

Das Schiff an allen Seiten. Berstend reißt

Der Boden unter meinen Füßen sich auf!

Ich fasse dich mit beiden Armen an!

So klammert sich der Schiffer endlich noch

Am Felsen fest, indem er scheitern sollte.


39/136.


An Carl Wilhelm von Fritsch

[Concept.]

Ew. Excellenz

das gefällig Mitgetheilte dankbarlichst zurücksendend, nehme mir die Freyheit Hochdieselben zu ersuchen um einen Auszug der Namen und Charaktere sämmtlicher bey der hohen Bundes-Versammlung gegenwärtig anwesenden Herrn Abgesandten, welches auf der Geh. Staats-Canzley unschwer zu fertigen wäre.

Mich und diese Angelegenheit zu fernerer wohlwollender Theilnahme bestens empfehlend.

Weimar den 28. März 1825.[158]


39/137.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Möchten Sie, mein Werthester, sich einrichten daß wir morgen Abend das Geschäft unserer schönen Königin weiter fördern können. Ich halte mich an eine flüchtige Redaction damit wir nur erst durchkommen. Die besten Wünsche.

W. den 28. März 1825.

G.


39/138.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

sende mit vielem Dank das Concept des Schreibens nach Carlsruhe hiebey zurück, mit Bitte solches nächstens dorthin abgehen zu lassen.

Mich geneigtem Antheile, fortdauernder Mitwirkung bestens empfehlend.

gehorsamst

Weimar den 29. März 1825.

J. W. v. Goethe.


39/139.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

sende, nicht ohne eine ganz eigene Empfindung, beykommenden Brief zurück; ich glaube nämlich erst recht einzusehen wie schlecht ich mich befinde, da ich den edlen[159] Freund dießmal nicht zu sehen wünschen kann. Wie sollte man von ihm verlangen daß er in unsere Jeremiaden einstimme und bis jetzt scheint dieß noch unsre einzige Unterhaltung zu seyn. Erfreuen Sie ihn mit Ihrer Gegenwart und bringen ihm auch von mir die herzlichsten Grüße.

Dürft ich um das Concept des Briefs nach Carlsruhe bitten?

gehorsamst

Weimar den 30. März 1825.

G.


39/140.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königliche Hoheit

schildern Sich Selbst, besser als ich ausdrücken kann, den Zustand in welchen mich der neuliche Unfall versetzt, und der mich um so schmerzlicher ergreift als ein bedeutendes Übelbefinden Höchst Deroselben davon die Folge war. Sehnlichst erwarte allem diesen eine günstige Wendung.

Kann ich von meiner Seite in den erneuerten Thätigkeiten einiges mitwirken, so stehe zu Befehl. Schon war es mir eine tröstlich-förderliche Nachricht die Staatsrath Schweitzer mittheilte: daß der alte Platz wieder benutzt werden solle. Hier können mehrjährige, mit Ober-Baudirector Coudray durchgearbeitete Vorgedanken beachtet werden und den Entschluß erleichtern.

[160] Manches Andere wie es der Fortgang des Geschäfts herbeyführen wird, gelegentlich nachzubringen erbitte mir fernere Vergünstigung.

Mit den treusten Wünschen und herzlichster Verehrung mich unterzeichnend

unterthänigst

Weimar den 1. April 1825.

J. W. v. Goethe.


39/141.


An Friedrich Theodor von Müller

Möchten Ew. Hochwohlgeboren Morgen, Sonnabend Mittag, ein frugales Familienmahl mit uns einnehmen so sind Sie dazu schönstens eingeladen.

gehorsamst

Weimar den 1. April 1825.

Goethe.


39/142.


An Heinrich Carl Friedrich Peucer

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

danke verpflichtet für das hier zurückkommende, gefällig Mitgetheilte und erwarte mit Vergnügen das Weitere.

Die schriftstellerische Angelegenheit des wackern Correspondenten jedoch scheint mir bedenklich, wenigstens getrau ich mir nicht Herrn v. Cotta deshalb anzugehen, da ich dessen Geschäftsweg und buchhändlerische Absichten genau zu kennen glaube.

[161] Übrigens scheint mir der junge Mann das weite Feld, auf dem er sich ergehe, sehr wohl durchschritten und nach seiner Weise übersichtlich bezeichnet zu haben.

Mich bestens zu geneigtem Andenken empfehlend.

Weimar den 1. April 1825.


39/143.


An Heinrich Luden

Ew. Wohlgeboren

haben durch Übersendung Ihrer allgemeinen Geschichte der Völker und Staaten mir ein sehr angenehmes Geschenk zugedacht; es gab schon manchen Abend zu bedeutender Unterhaltung mit den nächsten Freunden die beste Gelegenheit.

So wie mir ist Ew. Wohlgeboren gewiß erinnerlich jene schöne frühe Zeit, wo ich einen großen Theil des Jahrs in Jena zubrachte, in der anmuthigsten und höchst belehrenden Gesellschaft Tage verlebte, die zwar nicht wieder kamen, jedoch mir die beruhigende Überzeugung zurückließen daß ein Grund zu fruchtbarster Bildung gelegt sey. Auch fielen in jene Zeit Ihre Anfänge und Sie gedenken gewiß derselben mit Vergnügen auf dem Standpuncte wohin Sie gelangt sind.

Möge auch Ihr Wohlbefinden und das Gelingen Ihrer literarischen Plane sich zu den Freuden meines Alters gesellen, deren mir viele geworden sind, um[162] mich über den Wechsel der menschlichen Dinge, der sich so rasch und mitunter so widerwärtig erzeigt, emporzuhalten, ja deshalb zu entschädigen. Alles Freundliche Gute wünschend.

Andencken und Wohlwollen!

ergebenst

Weimar den 2. April 1825.

J. W. v. Goethe.


39/144.


An Christian Wilhelm Schweitzer

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

Gegenwärtiges übersendend erbitte mir vorläufig die Erlaubniß von Zeit zu Zeit mich schriftlich vernehmen zu lassen.

Ein Besuch des Herrn Oberbaudirector Coudray überzeugt mich daß alles sich auf das Wünschenswertheste gründet und von der Ausführung die schönste Hoffnung sich fassen läßt. Beykommendem Aufsatz wünsche geneigte Beachtung.

Weimar den 2. April 1825.


[Beilage.]

Geneigtest zu gedenken.

Nachdem, wie man sich überzeugen kann, über den Plan des herzustellenden Theaters bald übereinstimmend wird beschlossen werden; so bleibt zu wünschen: daß man sodann Decorateur und Maschinisten hierher zu[163] berufen nicht säume, damit solche gleich bey der Anlage beyräthig seyn können; indem doch zuletzt alles darauf ankommt daß sie ihre Zwecke ungestört erreichen. Nun wissen sie die Vorbereitungen dazu am besten anzugeben und man läuft nicht Gefahr in der Folge manche kostspielige und höchst verdrießliche Umänderung zu veranstalten.

Zum Decorateur schlage ich Herrn Beuther, gegenwärtig in Braunschweig, vor, seine Decorationen machten die Zierde und Bewunderung des vorigen Theaters. Seine größte Kunst ist kleine Räume groß erscheinen zu machen und sein vorzügliches Talent, alle Arten vom Baustyl zu Theaterforderungen geschmackvoll anzuwenden, wie die beykommenden lithographirten Darstellungen am besten beweisen.

Einen Maschinisten wüßte ich nicht zu nennen, doch würde ein solcher von Darmstadt, oder München, wo große Theaterbauten vor kurzem beendigt wurden, am ersten zu erhalten seyn.

Mit dem Wunsch daß diese ohnmaßgeblichen Vorschläge mögen wohlwollend aufgenommen werden.

Weimar den 2. April 1825.


39/145.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Mögen Sie, mein Werthester, Beykommenden Helden- und Gespensterspuk fernere Aufmerksamkeit[164] gönnen, auch einige Bleystiftstriche ihren wunderlichen Redensarten zuwenden; so geschieht mir ein besonderer Gefalle. Wie Sie denn auf morgen Mittag zu einem frugalen Mittagsmahle schönstens eingeladen sind

Weimar den 2. April 1825.

G.


39/146.


An Carl Friedrich Zelter

Aus Beykommendem siehst du, mein Theuerster, daß wir so eben Begriff sind einen neuen Rogus aufzuschichten. Beantworte die Fragen einsichtig-freundlich; mir aber im Besondern vermelde ob dir bey euren ersteren Theater-Bauten, so wie bey den letzteren, irgend noch ein Hauptgedanke oder Bedenken beygegangen, was man vielleicht nicht aussprechen mag, aber einem Freunde gar wohl mittheilt. Und so assistire, aus der Ferne als gegenwärtig, deinem alten Treuen, der noch in den Fall kommt künftigem Ernst und Scherz, unausbleiblichen Thorheiten und Verwirrungen, so wie äußerer Luft und inneren Verdrießlichkeiten einen abermaligen Schauplatz zu eröffnen.

und so fort an!

treulich

Weimar den 3. April 1825.

G.[165]


39/147.


An J. H. Wolff

[Concept.]

[3. April 1825.]

Ew. Wohlgeboren

sende mit vielem Dank die mitgetheilten vorzüglichen Blätter zurück; sie haben allen hiesigen Kunstfreunden großes Vergnügen gewährt.

Wenn es eigentlich von jeder Gemeinde und ihren Vorstehern abhängen sollte, in welchem Geist und Sinn sie ihre Kirchen aufgeführt und ausgeziert haben wollen, so läßt sich über die Anlage Ihres Projects von dem Kunstverständigen weniger sagen; das aber bin ich verpflichtet auszusprechen, daß die große Deutlichkeit und Klarheit der Darstellung vollkommene Zufriedenheit erweckt; so wie die zeichnerische Ausführung der geistreich-geschmackvollen Zierrathen allerdings zu bewundern ist.

Möge sich Gelegenheit finden, Ihr schönes Talent in Thätigkeit zu setzen, damit Sie practisch dasjenige zu leisten vermögen was Sie in diesen Musterblättern so vortheilhaft angekündigt haben.


39/148.


An Carl August Varnhagen von Ense

Ew. Hochwohlgeboren

haben mich durch die übersendete Zeitschrift auf's neue verpflichtet. Es ist auf jeden Fall merkwürdig zu[166] sehen wie so nach und nach die Wirkungen eines langen Lebens durch die Welt schleichen, auch da und dort, nach Zeit und Umständen, Einfluß gewinnen. Ich mußte lächeln als ich mich in einem so fernen und überdieß republikanischen Spiegel zu beschauen hatte.

Übrigens macht dieser Aufsatz auf jedermann eine gute Wirkung; so viel Verstand und Einsicht, verbunden mit einem jugendlich-wohlwollenden Genuß an dem Dichtwerke, erregt eine gewisse theilnehmende anmuthige Empfindung. Selbst die Lücken wo ihm besondere Kenntniß abging wußte er freundlich auszufüllen, und überhaupt das Ganze mit Euphemismus abzurunden.

Meine Schwiegertochter empfiehlt sich zum allerschönsten. Eine Colonie junger Engländer, Schotten und Irländer, die sich hier in einer gewissen Folgenreihe perpetuirt, veranlaßt unsrer Frauenzimmer englische Sprache und Literatur zu cultiviren und es ist nicht zu leugnen daß daraus eine geistreiche interessante Unterhaltung entsteht. Sie grüßt zum besten, nur will sie die Engländer nicht so gar engherzig finden.

Das nordamerikanische Heft sende nächstens zurück, Sie werden selbst am besten beurtheilen welch ein schicklicher Gebrauch davon gelegentlich zu machen sey.

Auch erhalten Sie eine Rolle mit dem Standbilde des Grafen Schulenburg, zu Corfu errichtet; nehmen Sie jenes früher citirte Familienblatt geneigt auf und bewahren es mir zum Andenken. Dem Historiker ist es[167] gewiß interessant daß er, durch zwey Generationen vermittelt, über ein Jahrhundert persönlich zurückgreift; die Statue ist 1716 gesetzt und mein Vater brachte das Blatt etwa zwanzig Jahre später mit zurück.

Ihrer Frau Gemahlin empfehle mich zum besten. An ihrem frühsten Wohlwollen und einer ununterbrochenen auf mich einflußreichen Theilnahme erfreu ich mich schon viele Jahre. Eine solche Dauer der Gesinnung ist doch eigentlich das Kräftigste das an irgend etwas Bestehendes glauben läßt.

Der Unfall unseres Theaters hat Sie gewiß auch um meinetwillen betrübt; ein größeres Unglück haben Sie freylich überstanden; glücklicherweise befind ich mich aus dem Gleichgewicht zu kommen.

Was zu Gunsten einer neuen Ausgabe in Frankfurt verhandelt wird ist meinen Freunden gewiß erfreulich. Ich darf hoffen daß ihre Theilnahme sich bey dieser Gelegenheit zum schönsten hervorthun wird. Meine Sorge ist nur, daß ich in meinen späten Jahren das Geschäft dergestalt einleite um in der Folge, ohne Sorge, daraus abscheiden zu können. An Fleiß und Aufmerksamkeit hat es bisher nicht gefehlt; über die weiteren Fortschritte das Nähere, sobald etwas Entschiedenes zu melden ist.

Nachsicht! Antheil! Wohlwollen!

treulichst

Weimar den 3. April 1825.

Goethe.[168]


39/149.


An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

machten mir vorlängst die angenehme Hoffnung, man werde sich über die für mich so wichtige Angelegenheit einer neuen Ausgabe meiner Werke, mündlich besprechen können; dieses legte ich mir aus, daß Dieselben veranlaßt seyn dürften wieder einmal die Jubilate-Messe zu besuchen.

Mehr als jemals ist es gegenwärtig, da gedachter Termin abermals herannaht, der Fall daß ich eifrig wünschen muß jene Hoffnung erfüllt zu sehen. Denn es steht nahe daran daß, durch gemeinsame Übereinkunft der verehrlichen Bundes-Versammlung, mir zu der neuen Ausgabe meiner Werke die Privilegien von sämmtlichen höchsten Gliedern zugesichert werden dürften.

Wer könnte nun in einem solchen bedeutenden, ja einzigen Falle mit Rath und That besser an Handen gehen als Ew. Hochwohlgeboren. Deswegen ich gegenwärtig vorläufige Meldung thue, mit Bitte mir Ihre einsichtigen Gedanken über die allenfallsige Behandlung des Geschäfts unschwer mitzutheilen und dadurch ein so lange bestandenes glückliches Verhältniß zu erneuen und zu krönen.

Der ich mit altem Vertrauen und frischen Hoffnungen die Ehre habe mich zu unterzeichnen

gehorsamst

Weimar den 4. April 1825.

J. W. v. Goethe.[169]


39/150.


An Sulpiz Boisserée

Ihr lieber Brief, mein Werthester, vom 28. März war mir höchst erfreulich. Da in den irdischen Dingen soviel vorüber geht, so muß man festhalten an dem Bleibenden, wozu ich denn Ihre Freundschaft vorzüglich zu rechnen habe.

Der unglückliche Brand traf mich im physischen und psychischen Gleichgewicht, deshalb ich an den Folgen weniger leide; auch ist über die Art der Wiederherstellung so eine vollkommene Einigkeit, daß in dem Gang dieses Geschäfts nichts Widerwärtiges zu fürchten ist.

Der Lithograph Heinrich Müller ist nach Carlsruhe gezogen; besucht er Sie auf der Rückreise, oder in der Zwischenzeit, so seyn Sie ihm freundlich. Es ist ein gar guter junger Mann, auch gelingt ihm das Porträt ganz wohl.

Einige Handschriften für die Pariser Freundin erhalten Sie nächstens und zwar mit einer Beylage.

Das kleine sitzende Modell steht auch bey uns in Duplo. Es ist auf alle Fälle für eine glückliche Skizze zu halten, und bey der Ausführung einer größern Abbildung wird dem Künstler gewiß jede Erinnerung angenehm seyn; läßt r sie auch nicht geradezu gelten, so hält sie doch immer Einbildungskraft und Werkthätigkeit in Bewegung. Bey uns ergab sich folgendes[170] Angenehme. Der Kopf war unterwegs angebrochen und beym Aufsetzen wurde er zufällig mehr nach der linken Seite gewendet, so daß die perpendikulare Linie des Gesichts fast mit der perpendikularen des Buchs zusammenfällt, wodurch, wie uns scheint, Leben und Anmuth ganz besonders erhöht wird. Möge das alles zum glücklichen Schlusse gelangen!

Indessen aber hab ich die Theilnahme meiner Freunde auf's neue ernstlich anzusprechen. Die Hoffnung von sämmtlichen Bundesstaaten Privilegien für meine Werke zu erhalten erneuert meine Verbindlichkeit für eine würdige Ausführung zu sorgen. Die Anlage hiezu beschäftigt mich schon einige Jahre und es ist um nichts weniger zu thun als einen, so gut als stereotypen Abdruck zu liefern, an welchem künftig keine Veränderung gemacht werden soll. Es tritt eine kleine Societät zusammen die, so lange ich lebe unter meiner Leitung, später unter Anleitung meines Sohnes für einen kritisch-grammatisch gesäuberten Text sorgt, wozu schon der Anfang mit mehrern revidirten Bänden gemacht ist. Das Archiv, worauf jetzt und künftig ein solches Werk zu gründen ist, steht geordnet, jungen Männern, die es catalogirt haben, bekannt und so möchte der Klarheit und Sicherheit wohl nichts im Wege stehn.

Möchten die württembergischen höchsten Gönner und werthesten Freunde sich mit dem übrigen Deutschland auch hierüber vereinigen und meinen abermaligen[171] geziemenden herzlichen Dank sich eigen machen. Ihnen aber, mein Bester, darf ich sagen, daß Ihre geregelte Thätigkeit mir bey diesem Unternehmen zum Muster gedient hat und dient; wie es denn ganz billig ist daß der Jüngere dem Älteren mit gutem Beyspiel zur Seite gehe.

treu anhänglich

Weimar d. 4 Apr. 1825.

Goethe.


39/151.


An Johann Friedrich Röhr

[Concept.]

Ew. Hochwürden

beykommendes traurig interessante Heft unterlasse nicht mitzutheilen, wobey ich mir die Freyheit nehme auf Donnerstag Mittag zu einem freundlichen Gastmahl einzuladen weshalb ich mir geneigte Zustimmung erbitte.

Weimar den 4. April 1825.


39/152.


An Johann Heinrich Meyer

Hiebey sende, mein Bester, ein Büchlein, welches, wenn Sie es noch nicht kennen, Sie gewiß interessiren wird. Können Sie sich einrichten Freytag Mittag mit uns zu speisen und morgen Abend mich auf einige[172] Stunden zu besuchen, so wird es zum Vergnügen und Nutzen gereichen.

Mit den besten Wünschen.

Weimar den 5. April 1825.

G.


39/153.


An Eduard Joachim von Münch-Bellinghausen

[Concept.]

[6. April 1825?]

P. P.

Seit mir in diesen Tagen die gewisse Nachricht zugegangen, wie bey einer hohen Bundesversammlung die mir so wichtige Angelegenheit vorerst mit besonderer Gunst aufgenommen worden, kann ich mich nicht beruhigen finden, bis ich mir die Freyheit nehme durch Gegenwärtiges an Ew. Excellenz zuvörderst meine dankbaren Empfindungen auszusprechen.

Soll ich nun auch in der Folge eine meinen geziemenden Wünschen entsprechende gnädigste Übereinkunft hoffen und erwarten, um so mehr habe ich Ursache eine geneigte Fortsetzung der bisher erwiesenen hohen Gunst zu erbitten.

Ew. Excellenz sind an Ihrer erhabenen Stelle mehr als Jemand im Stande die Schwierigkeiten, welche einem so bedeutenden Gesuche im Wege stehen, völlig zu überschauen; doch darf ich sagen daß sie auch mir größtentheils nicht verborgen sind, und eben deshalb meine dankbaren Empfindungen sich immer steigern, um nur[173] einigermaßen mit einer so außerordentlichen Gewährung im Verhältniß zu stehen.

Nicht augenblicklich kann daher mein dankbares Anerkennen vollständig hervortreten, aber versichern darf ich, daß es sich meinerseits in lebenswieriger Folge, und bey den Meinigen auf ferne Zeiten hinaus unterhalten und bethätigen werde.


39/154.


An Ernst Meyer

Ew. Wohlgeboren

für das Übersendete verbindlichst dankend theile, im maurerischen Vertrauen, den berührten Aufsatz mit. Ich habe ihn bey dieser Gelegenheit nach soviel Jahren zum erstenmal wieder durchgelesen und finde daß man sehr wohl thäte, jeden bedeutenden Augenblick zu benutzen und dessen Andenken, besonders auch schriftlich aufzubewahren. Die vorwaltenden Umstände, die mir hier wieder so deutlich entgegen kommen, sind mir so weit im Gedächtniß zurückgetreten daß sie fast als ganz neu wieder zum Vorschein kommen.

Ihre Recension nehme mit allem Antheil auf; auch habe über das was man Pflanzenphysiognomik zu nennen pflegt wohl nachgedacht und wüßte meine Gedanken darüber unmaßgeblich zu eröffnen, allein ich darf jetzt in Ihr schönes Feld nicht hinüber blicken. Auf einer Seite belagern mich meine sämmtlichen[174] Productionen, denen ich, in Rücksicht auf eine neue Ausgabe, alle Aufmerksamkeit schenken muß; auf der andern Seite liegt, höchst unerfreulich, der Theaterschutt, aus dessen Trümmern ganz Weimar einen Phönix emporsteigen zu sehen große Begierde hat.

Dem Andenken an den genannten Abgeschiedenen ist ein Bildniß des bis jetzt übrig Gebliebenen beygelegt, der sich zu fortdauerndem Antheil und wohlwollendem Andenken zum allerschönsten empfiehlt.

ergebenst

Weimar den 6. April 1825.

J. W. v. Goethe.


39/155.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

habe wohl vor allen Dingen, so wie sämmtlichen verehrenden Angehörigen, Glück zu wünschen daß die so oft erprobte Feld-Wald- und Jagdkur auch dießmal glücklich angeschlagen ist, möchten die Folgen gleichfalls nach unsern Wünschen gesegnet seyn.

Sodann wünschte gar sehr aus allen Weltgegenden die heilsamsten Mittel zu allgemein ersehnter Genesung darbringen zu können. Nun aber folgt hierbey zwar ein geheimes, aber leider nur gleichgültiges Natur-Wasser, mehr eine Curiosität als ersprieslich.

Ferner darf ich wohl abermals im Namen des[175] Publicums, mich eingeschlossen, für die Bestimmung des Schauspielhauses auf den alten Platz verpflichteten Dank aussprechen; jedermann wird eine Reihe von Erinnerungen wie einen Phönix aus der Asche mit dem Gebäude zugleich wieder emporsteigen sehen.

Den mir durch Legations-Rath Conta zugesandten Acten-Extract darf ich als eine Vorarbeit zu einem Aufsatz über das hiesige Theater ansehen; es sey mir erlaubt darüber nachzudenken und einige Vorschläge zu thun wie eine solche Mittheilung dem Publicum recht interessant werden könnte; denn wenn wir einmal was geben so wünscht man gewiß auslangende Nachricht.

Weimar den 6. April 1825.


39/156.


An Carl Friedrich von Reinhard

Den verehrten Freund so nah zu wissen ohne ihn persönlich auf's freundlichste zu begrüßen ist mir peinlich; einladen darf ich Sie nicht. Der gemeinsame Freund kennt vielleicht besser meine Zustände als ich selbst; besprechen Sie sich unter einander und wenn Sie sich entschließen herüber zu kommen so sollen Sie auf's herzlichste empfangen seyn.

treu anhänglich

Weimar den 6. April 1825.

Goethe.[176]


39/157.


An Christian Wilhelm Schweitzer

[Concept.]

[7. April 1825.]

P. P.

So eben erfahre zufällig: daß die Witwe des früher bey Gelegenheit des Schloßbaues hier anwesenden Architekten Catel, angeregt durch den Brand unsers Schauspielhauses, Serenissimo die von ihrem seligen Mann gesammelten Zeichnungen über mehrere Theater so wie dessen eigene Ideen und Pläne zu Errichtung eines Theaters, womit derselbe sich einen großen Theil seines Lebens beschäftigt, verehren wolle. Sollte man nicht diese Arbeiten vor Fassung eines endgiltigen Entschlusses über den Neubau des unsrigen abwarten?


39/158.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

danke abermals verbindlich für die übernommene Mühe; haben Sie die Güte ja fortzufahren. Die Eigenheiten eines Dichters werden gar leicht zu Fehlern und eine Warnung ist sehr wünschenswerth. Vielleicht könnte man dem bezeichneten Gedicht dadurch helfen daß man aus der zweyten Person gleich in die erste überginge und das dazwischen liegende ihm in mir verwandelte, so daß der, durch den Tadel gleichsam[177] entzweyte, in persönlicher Einheit seine Rechtfertigung ausspräche. Doch möge dieß alles noch einige Zeit ruhen bis dahin wo ich mir nach weiterem Vorschreiten eine mündliche Unterhaltung ausbitten werde. Hiebey die Prosa zu jenen Gedichten.

Das Beste wünschend.

ergebenst

Weimar den 9. April 1825.

J. W. v. Goethe.


39/159.


An Sulpiz Boisserée

[9. April 1825.]

Hiebey, mein Bester, das Verlangte und etwas mehr. Zugleich die herzlichsten Grüße. Haben Sie die Medaille von Bovy gesehen wornach beykommendes Bild gestochen ist? Er hat, wie man sieht, nach der Rauchischen Büste gearbeitet und ist vielleicht dem näher gekommen was man von jener wünscht.

Das beste schönste Lebewohl.

Weimar den 7. April 1825.

Goethe.


[Beilage.]

Sendung.

Rosen ihr blendenden

Balsam versendenden;

Flatternde, schwebende,

Heimlich belebende

[178] Zweiglein beflügelte

Knospen entsiegelte

Eilet zu blühn!

Frühling entsprieße

Purpur und Grün;

Tragt Paradiese

Der Liebenden hin.

Weimar den 6. April 1825.

J. W. V. Goethe.


Zur Nachricht.

Bey Aufräumung des Theaterschuttes fanden sich unter den Trümmern der Bibliothek aus einem von mir noch selbst redigirten Manuscript des Tasso folgende Stellen, die Blätter ringsum angebräunt.

Weimar Ende März 1825.


Erstes Fragment.

Wem ganz was unerwartetes begegnet

Wenn unser Blick was ungeheures sieht,

Steht unser Geist auf eine Weile still

Wir haben nichts womit wir das vergleichen.


Zweytes Fragment.

Und wenn das alles nun verloren wäre?

Wenn einen Freund, den du einst reich geglaubt

Auf einmal du als einen Bettler fändest?


Drittes Fragment.

Zerbrochen ist das Steuer, und es kracht

Das Schiff an allen Seiten. Borstend reißt

Der Boden unter meinen Füßen sich auf!

Ich fasse dich mit beiden Armen an!

So klammert sich der Schiffer endlich noch

Am Felsen fest, an dem er scheitern sollte.[179]


39/160.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Heute Abend um 6 Uhr hoff ich Sie, mein Werthester, bey mir zu sehen.

Weimar den 9. April 1825.

G.


39/161.


An Carl Friedrich Zelter

Auch wir, mein Bester, haben an der Pein des Rathschlagens gelitten, doch glücklicherweise nur kurze Zeit. Zwey Architekten standen gegen einander; der eine wollte ein quasi Volkstheater, der andere ein vollkommenes Hoftheater aufführen, und so erschienen auch hier die beiden Partheyen des Tags im Gegensatz und balancirten einander wirklich. Nur die Entschlossenheit des Großherzogs machte dem Schwanken ein Ende, er trat auf die Seite der Majorität, so daß wir etwa sechzehn Tage nach dem Brand entschieden sind was geschehen und da wir einmal einen Hof haben auch ein Hoftheater eingerichtet werden soll.

Hiezu gehörte freylich daß beide obgemeldeten Pläne schon seit Jahren fertig da lagen, und ich will nicht läugnen daß derjenige welcher die Gunst gewann von mir und dem Ober-Bau-Director Coudray seinen Ursprung hat, und es ist wunderlich genug daß wir durch euren Theaterbrand aufgeregt worden und seither[180] immer zur Übung daran dachten und arbeiteten; so wirkt das alles durch auf einander.

Mein neues Heft Kunst und Alterthum erscheint bald; meine Briefe an Schiller nehmen sich nicht übel aus. Die Bemerkung die du machst, daß er in gewissen Dingen mit mir nicht einig ist, wie z.B. wegen der innern oder äußern Furien, diese wird sich auf eine merkwürdige Weise wiederholen, wenn die sämmtliche Correspondenz zum Vorschein kommt. Auch schon in diesem Jahrgange findet sich verschiedenes der Art, und ich habe das Vergnügen zu sehen daß sehr viele für mich votiren, da ich ihm niemals widersprach, sondern ihn, wie in allen Dingen, also auch bey meinen eigenen Sachen gewähren ließ.

Den Aufsatz über die serbische Poesie, so wie die Gedichte selbst, empfehl ich dir besonders; sollte das Wesen dich nicht gleich anmuthen so suche hineinzudringen. Ich habe mit Sorgfalt die Sache behandelt; was ich über die Volkslieder überhaupt sage ist kurz aber wohlbedächtig. Wenn ich nach und nach die Lieder anderer Nationen specifisch ebenso vorführe, wird man hoffentlich zur Einsicht desjenigen kommen um welches man bisher nur mit düsterm Vorurtheil herumschwärmte.

Das letzte Heft der Morphologie liegt bey. Analog Denkende verstehen sich, wenn auch dem einen oder dem andern Theil der Gegenstand worüber gesprochen oder geurtheilt wird fremd wäre; hab ich doch in meinen[181] Heften manches vorgetragen was den Männern vom Fach selbst, eben weil sie anders denken, unfaßlich bleibt. Ich werde so fortfahren so lange es mir gegönnt ist, mit niemand streiten, aber auch niemand zu Liebe Ansicht und Überzeugung verbergen.

Die Gunst des Bundestages wird dir und meinen Berliner Freunden nun schon durch die Zeitung bekannt geworden seyn, wir wollen abwarten wie sich die Sache weiter ausbildet.

Die Franzosen haben gegen die deutsche Literatur eine wunderliche Lage; sie sind ganz eigentlich im Fall des klugen Fuchses, der aus dem langen Halse des Gefäßes sich nichts zueignen kann; mit dem besten Willen wissen sie nicht was sie aus unsern Sachen machen sollen, sie behandeln alle unsre Kunstproducte als rohen Stoff den sie sich erst bearbeiten müssen. Wie jämmerlich haben sie meine Noten zum Rameau durch einander entstellt und gemischt; da ist auch gar nichts an seinem Fleck stehen geblieben.

Schreibe ja öfter. Wenn du durch Berlin gehst denke du seyst auf der Reise und sage mir deine Gedanken über dieses und jenes, ich werde dir gleichfalls melden wie es um mich steht. Man mache es in späteren Jahren schriftlich, wie in früheren bey persönlichem Umgang; ein bischen Hin- und Wiederreden, auch Klatschen (wenn du willst) kann nicht schaden.

treulichst

Weimar den 11. April 1825.

G.[182]


39/162.


An Johann Heinrich Meyer

Hierbey die Blätter die ich anerkenne, numerirt und catalogirt.

Möchten Sie mir wohl den Tag bestimmen wo Sie mit uns speisen mögen, vielleicht Freytag oder wenn's beliebt.

W. den 11. April 1825.


39/163.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey ein Kistchen Mineralien, welches als von Serenissimo gestiftet anzumerken wäre. Beyliegende Papiere enthalten das Verzeichniß.

Die Salze und auf Salzformation bezüglichen Stufen folgen zunächst, wegen ihrer Zerbrechlichkeit einzeln eingepackt.

Mit den besten Wünschen.

ergebenst

Weimar den 12. April 1825.

Goethe.


39/164.


An Friedrich Theodor von Müller

Diese Tage, wo ich mit den nächsten Freunden mir ein vertrauliches Gastmahl ausgedacht hatte, das[183] die Gegenwart des Herr d'Alton noch erheitern sollte, mußt ich mich von allem Guten und Frohen, vom Geschäft und Genuß abgesondert finden. So eben erhebe mich aus den Herrn Kladzig und wir wollen das Beste hoffen.

Der Brief unseres verehrten Freundes schildert eine höchst peinliche Lage, worin sich nur jemand finden kann, der bey den schlimmsten Scenen der Weltgeschichte gegenwärtig war. Möge ihm das kleine niedliche Wesen, das er sich aneignete, Ersatz geben für so manches andere.

Auch ein älterer Brief von Knebel liegt bey, den ich bestens zu grüßen bitte.

Alles Gute! in Hoffnung baldigen Wiedersehens.

gehorsamst

Weimar den 14. April 1825.

J. W. v. Goethe.


39/165.


An Lea Mendelssohn-Bartholdy

[Concept.]

Mit vielem Vergnügen, meine wertheste Frau, werde ich das öffentliche Zeugniß betrachten welches mir Ihr lieber in einem so hohen Grade talentreicher Sohn zudenken will; ich bewundere ihn schon seit langen Jahren und dazu hat er als wohl geartet schon früh meine Neigung gewonnen und sie bis in diese letzten Zeiten zu erhalten und zu vermehren gewußt.[184] Der Freude an seinem unvergleichlichen Talent konnte ich mich um so freyer überlassen als ich ihn von einem trefflichen Lehrer, meinem Freund, in einem hohen Grade geschätzt und geliebt wußte. Möchten seine schönen Gaben ihm auch zum Glück seines Lebens gereichen.

Auf diese Gerechtigkeit des Schicksals trauend empfehl ich mich Ihnen und Ihrem werthen Hause zum allerbesten.

Weimar den [etwa 15?] April 1825.


39/166.


An Kaspar von Sternberg

Nur wenige Worte, zu Begleitung der Inlage, welche nicht liegen bleiben darf, obgleich ein leidiger Catarrh, den ich den ganzen Winter vermied, mich eben jetzt angepackt hat. Aussprechen kann ich aber doch mit heiterem Sinne wie höchst erfreulich mir die günstige Aufnahme der letzten Sendung gewesen.

Manches vorbehältlich

treu angehörig

Weimar den 19. April 1825.

J. W. v. Goethe.


39/167.


An Amalie von Levetzow

Wie aus Beyliegendem ersichtlich hat sich das ältere Blatt wieder gefunden und will gern die früheren in Erinnerung bringen.

[185] Aber es zeigt sich gerade nicht in der besten Zeit, Ihr lieber Brief vermeldet mir das Übelbefinden des lieben Kindes; wie sehr dieß in Ihrem schönen Zirkel peinlich ist fühl ich ganz und würde mich nicht enthalten selbst gegenwärtig diese Gefühle und Leiden tragen zu helfen.

Ich habe unterdessen auch manches zu erdulden. Der Theaterbrand hat mich nicht wenig getroffen; auch der Wiederaufbau nimmt mich in Anspruch, zu einer Zeit wo ich allerdings einer entschiedenen Ruhe bedürfte um meine Thätigkeit zu eigenen Zwecken zu verwenden.

Nehmen Sie Beykommendes freundlich auf und verwahren es im gleichen Sinne; es sollte von Genf aus schon längst zu Ihnen gelangt zu seyn, machte aber den Umweg über Weimar.

Wenn Sie den Ort verändern lassen Sie mir es ja bekannt werden; ich weiß noch nicht wie und wohin der Sommer mich führen wird.

Verzeihung der fremden Hand!

Ganz wie in der Stunde des Abschieds

treu angehörig

Weimar d. 20 Apr. 1825.

Goethe.


[Beilage.]

. . . besonnene Stunde versagten? Eben das Zusammentreffen vielfacher Angelegenheiten mit der Abreise unsrer jungen Herrschaften nach Petersburg, zerstreute mich[186] auf einen Grad daß ich selbst in müßigen Stunden zu einem so herzlichen Zweck die Feder zu ergreifen nicht wagte.


39/168.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

verpflichten mich immer auf's neue, durch die so freundliche als gründliche Theilnahme an meinen Arbeiten, die mir jetzt um so wünschenswerther erscheinen muß, als durch die Gunst des hohen Bundestages mir die Privilegien sämmtlicher vereinten deutschen Bundesglieder zugesagt sind.

Haben Sie die Güte wie bisher fortzufahren, auch Ihre sonstigen Bemerkungen niederzuschreiben. Ich erbitte mir in der Folge einmal Ihre Gegenwart, um Band für Band abzuschließen. Fünfter und sechster folgen hierbey.

Mich und das Meinige zu geneigtem Andenken empfehlend.

ergebenst

Weimar den 23. April 1825.

J. W. v. Goethe.


39/169.


An Carl Friedrich Zelter

Deine Rolle, mein Theurer, ist glücklich, zur rechten Zeit angekommen und gleich zum Buchbinder gewandert,[187] damit er die mehrfachen Risse zuleimte, woran du meine Vorsicht erkennst. Darauf erhielt sie Ober-Bau-Director Coudray, welcher denn auch das nachgesendete Manuscript des guten Ottmer nunmehr in Händen hat. Die Arbeiten des jungen Mannes kommen in diesem Augenblicke auch uns zu Gute. Möge beiden Theilen alles gelingen!

Kunst und Alterthum besitzest du nun; ich hoffe dir aus dieser meiner Winterunterhaltung im Frühling einiges entgegen blühen!

Herrn Hegel grüße zum schönsten und überlaß ihm das Doppelte in meinem Namen; er sollte auch ein Exemplar empfangen haben, aber ich kann die Versendung dieser Freundes-Hefte, so leicht es scheint, nicht gerade ob du schon eins besäßest.

Soviel für diesmal, da Gegenwärtiges nur zu deiner Beruhigung dienen soll.

treulichst

Weimar den 26. April 1825.

J. W. v. Goethe.


39/170.


An Felix Ferdinand Heinrich Küstner

Die bronzene Medaille Carl X. von Frankreich behalte für das großherzogliche Münzkabinett; desgleichen wünsche ein Fünffrankstück, auch kleinere Silbermünzen mit dem Bildniß des jetzigen Königs.

Weimar den 27. April 1825.

Goethe.[188]


39/171.


An Johann Heinrich Meyer

Zu Mittag, mein Theuerster, lad ich Sie nicht ein, wir essen spät, dieß könnte Ihnen unbequem seyn. Mögen Sie aber um 4 Uhr mich besuchen so sollt es mich freuen wieder ein paar Stunden mit Ihnen traulich zuzubringen.

Weimar den 29. April 1825.

G.


39/172.


An Sulpiz Boisserée

Hiebey, mein Theuerster, die Medaille, welche wohl bekannter zu werden verdient. Zur Begleitung nur wenige Worte.

An gründlicher Aufklärung der Zeitfolge und der nächsten Entstehungs-Anlässe meiner Arbeiten soll es der neuen Ausgabe nicht fehlen; ich werde gewiß mehr thun als man erwartet, wenigstens was von meiner Seite möglich und schicklich ist.

Von Ihres Königs Majestät ist eine sehr erwünschte Erklärung schon eingegangen.

Buchhändlerische Anerbieten von schöner Bedeutung habe schon mehrere. Freund Cotta's Lauigkeit weiß mir nicht recht zu erklären; bemerken Sie, aber äußern Sie nichts.

[189] Vom neugriechischen Charon habe ich schon zwey Lösungen gesehen, wovon die eine wirklich originell verdienstlich ist und, nach einiger Berathung, ein bedeutendes Bild geben könnte. Für die angekündigte Sendung werde ich Herrn Schorn besonders dankbar seyn.

Auf Christus von Hemmling bin ich höchst gespannt; so wie ich Ihrem ganzen Unternehmen immer fort die treulichste Aufmerksamkeit widme.

Auch bey uns macht sich der Frühling sehr schön; möchte er mir doch am Rhein, Mayn und Neckar in Ihrer Gesellschaft gegönnt seyn! Doch heißt mich das vorliegende bedeutende Geschäft dieß Jahr meine Lebensgränze innerhalb der herkömmlichen Heimat bezeichnen.

Die besten Wünsche für Sie und die Ihrigen.

anhänglichst

Weimar den 2. May 1825.

Goethe.


39/173.


An Johann Heinrich Meyer

Mögen Sie, mein Werthester, den ersten Aufsatz in beykommenden Bändchen mit einiger Gewogenheit aufmerksam durchlesen; so werden Sie den modernsten Liberalismus in welthistorischer Glorie verherrlicht anschauen. Vielleicht richten Sie sich ein mich morgen Abend zu besuchen da uns diese Unterlage denn manchen Stoff zum Gespräch geben wird.

W. den 3. May 1825.

G.[190]


39/174.


An Johann Heinrich Meyer

Ich erbitte mir die Hefte von Horners Bildern des griechischen Alterthums auf einige Zeit.

Weimar den 5. May 1825.

G.


39/175.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

die Bände 7 und 8 hiebey, mit wiederholtem Dank für die bisherigen Bemühungen, übersendend, spreche mein Vergnügen aus darüber daß die neue Ausgabe, deren Sie sich so freundlich annehmen, durch äußere Umstände einen besondern Werth erhält, auf welchen sie vor kurzem noch nicht rechnen durfte.

In diesem Unternehmen von so wachsender Bedeutsamkeit tragen Ew. Wohlgeboren durch Ihre Mitwirkung zu einer Sicherheit bey auf die ich, nach meiner Art zu seyn, besonders in so hohen Jahren fast hätte verzichten müssen. Auch Professor Riemer und Doctor Eckermann helfen treulich zu mannichfacher Redaction und Reinigung; mein Sohn nimmt sich des Ganzen an, so daß ich dasjenige glückliche eingeleitet sehe was ich zu vollenden kaum hoffen darf.

[191] Mögen wir lange genug zusammen bleiben um uns in einträchtiger Thätigkeit eines guten Erfolgs zu erfreuen.

ergebenst

Weimar den 7. May 1825.

J. W. v. Goethe.


39/176.


An Joseph Max

Ew. Wohlgeboren

verfehle ich nicht für das Vertrauen bestens zu danken, welches Sie mir und meinen Werken zuwenden wollen, sowie für das geneigte Gebot, das jedoch dem höchst bedeutenden Unternehmen wohl nicht gleich zu halten seyn möchte.

Mein Geschäft ist nun, den Abschluß der Verhandlungen am hohen Bundestage, die Art der zugesagten Privilegienertheilung respectvoll abzuwarten und indessen das zu überlassende Exemplar meiner Werke letzter Hand, in mannichfachem Sinne revidirt, seiner Vollendung immer näher zu führen. Ich werde alsdann den resp. Buchhandlungen, welche ernstlichen Antheil an diesem Geschäft bewiesen, eine Übersicht desselben im ganzen Umfange mittheilen und einem endlichen Abschluß mit den besten Hoffnungen entgegensehen.

Dankbar für die mitgetheilten angenehmen Bändchen

ergebenst

Weimar den 10. May 1825.

J. W. v. Goethe.[192]


39/177.


An Johann Heinrich Meyer

Mögen Sie, mein Werthester, morgen Mittag das frugale Familienmahl mit uns einnehmen? Wobey ich anfrage ob Sie mir nicht die Bemerkungen mittheilen wollten, welche Sie bey Gelegenheit gemacht als Sie den Prinzessinnen verschiedene meiner alten Münzen vorzeigten. Ich würde bey einem zu fertigenden Catalog davon vortheilhaften Gebrauch machen können.

Weimar den 12. May 1825.

G.


39/178.


An Johann Heinrich Meyer

Möchten Sie wohl, mein Werthester, heute mich etwa um halb 2 Uhr vor Tische sehen, ich würde mir einiges Ihren freundlichen Rath erbitten.

W. den 13. May 1825.

G.


39/179.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

durfte kaum für die so mannichfaltigen gnädig freundlichen und heilsamen Sendungen meinen schuldigen Dank abstatten, ohne etwas vorzulegen das von unserer bisherigen Thätigkeit ein Zeugniß gäbe.

[193] Hiebey erfolgt ein Catalog der auf großherzoglicher Bibliothek bißher verwahrten Handzeichnungen. Er nimmt sich ganz gut aus, unter Hofrath Meyers Leitung von dem neuangestellten Schuchardt verfertigt, der sich hiedurch zum verständigen Custoden qualificiren möchte. Erhalte ich den Band zurück so soll noch manches nachgetragen werden, wie z.B. bey Carstens die Zeichnungen unter Rahm und Glas noch fehlen.

Auch sind in der ersten Columne die Mappen und Kapseln anzudeuten worin die Blätter niedergelegt sind.

Diesem alphabetischen Catalog wird ein anderer, der die kunstgeschichtlichen Verhältnisse der Schulen und Meister ausspricht, hinzugefügt werden.

Und so versäume denn auch nicht des meiner Sammlung höchst willkommenen Pabstes danckbar zu erwähnen. Vergleicht man ihn mit seinen Vorfahren so erscheint er freylich als der kümmerliche von allen, vielleicht hat aber auch keiner in so bedenklicher Zeit sich mit der Tiare geschmückt. Gefährlicher sah es manchmal aus, aber noch nie so unsicher nach allen Seiten.

Anbey die Bildnisse der tüchtigsten seiner Ahnherren seit vierthalb hundert Jahren.

Paul II.regiertvon1464-1484.

Julius II.""1503-1513.

Leo X""1513-1521.

Gregor""1572-1585.[194]

Innocenz XI""1676-1689.

Clemens XI.""1700-1721.

Pius VI.""1776-1798.


Weimar den 18. May 1825.


39/180.


An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

übersende, dem geäußerten Wunsche gemäß, den ausführlichen Inhalt der vorbereiteten neuen Ausgabe, mit einigen Bemerkungen die zur vollkommenen Aufklärung dienen, und ich darf mir wohl hierauf baldigst eine entscheidende Antwort versprechen. Zu Beförderung derselben füge noch hinzu daß ich das Verlagrecht auf 12 Jahre übertrage, jedoch dabey die möglichste Schnelligkeit des Abdrucks und Betriebes zur Bedingung machen würde. Ansehnliche Gebote die mir von der Leipziger Messe zugekommen, erlauben keine Verzögrung und ich bitte daher die Summe unbewunden auszusprechen welche Sie mir und den Meinigen als den Schlußertrag meines ganzen schriftstellerischen Lebens zusagen können. Sowohl dieser Hauptpunct als alle Beypuncte bedürfen, genau besehen, keiner persönlichen Zusammenkunft, noch mündlichen Besprechung; ich bitte daher aus eben gemeldeten Ursachen noch vor der Pariser Reise [um] eine gefällige Erklärung, welche mir den Weg den ich einzuschlagen[195] habe ohne weiteres andeuten wird. In vorzüglichster Hochachtung.

ergebenst

Weimar den 20. May 1825.

J. W. v. Goethe.


39/181.


An Sulpiz Boisserée

Und so soll mir denn auch, mein Theuerster, in dieser für mich so wichtigen Angelegenheit Ihre Mitwirkung zu Gute kommen! Lassen Sie mich aufrichtig und vertraulich reden, es sey nur zwischen uns beiden: den Antrag wegen einer neuen Ausgabe meiner Werke that ich schon vor zwey Jahren an Herrn v. Cotta; er behandelte die Sache dilatorisch, das ich mir gefallen ließ, weil ich selbst noch viel daran zu thun hatte, verziehen wird es mir daher seyn wenn ich seinen letzten Brief in eben dem Sinne geschrieben fand.

Wie leicht das Geschäft zu übersehen ist ergibt sich daraus, daß die bedeutenden Anträge von der Leipziger Messe ohne weitere Vorkenntniß des Einzelnen geschehen. Auch hieraus ging hervor daß eine persönliche Zusammenkunft, eine mündliche Besprechung nöthig sey.

Herr v. Cotta, der die größten Unternehmungen mit Einem Blick übersieht, ist vor allen im Stande das gegenwärtige Geschäft zu überschauen, da ihm ja das Einzelne seit Jahren durchaus bekannt ist. Ich[196] habe ihm jedoch nach Ihrer Andeutung den ausführlichen Plan übersendet und erwarte dagegen ein entschiedenes erstes und letztes Gebot: welche Summe dem Autor von dieser Unternehmung zu Gute kommen solle. Ich muß wünschen daß er sich hierüber so bald als möglich entscheide. Denn die gethanen Anträge, welche geheim zu halten versprochen habe, sind von der Art daß ich im kurzen entweder zusagen oder mich lossagen muß.

Sie können denken wie wehe es mir thäte ein so gegründetes Verhältniß aufgeben zu müssen; aber ein schneller Entschluß ist mir in meinem hohen, sehr oft bedrohten Alter ausdrücklich durch die Verhältnisse geboten. Machen Sie hievon nach Einsicht und Neigung den besten Gebrauch, da Sie beiden Theilen in jedem Sinne verwandt sind.

Möge Ihnen auch auf der vorhabenden Reise alles glücken! Glauben Sie mir daß ich schon seit Jahren die Last des Domwerks im Stillen mittrage.

Eine neue lithographische Sendung erwarten wir mit dem aufrichtigsten Antheil. Die Zeichnungen des neugriechischen Charons sind noch nicht angekommen.

und so fort an!

Weimar den 20. May 1825.

Goethe.[197]


39/182.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Heute Abend wünsch ich Sie bey einer freundlichen Gesellschaft von Durchreisenden, Neuangekommenen und Musikfreunden bey uns zu sehen.

Weimar den 20. May 1825.

G.


39/183.


An Carl Friedrich Zelter

Hiebey schicke ein Büchlein das du am ersten allen zu beurtheilen berufen bist; mir scheint er wünscht was du zeitlebens gethan hast und noch thust, er trachtet das allgemein zu machen was wenn es gemein werden könnte sogleich vernichtet wäre und erscheint mir überhaupt wie ein Arzt, der eine unheilbare Krankheit deutlich zu beschreiben und ihre Wirkungen aus einander zu setzen sucht. Doch sey dir alles anheim gegeben.

Herr Mendelssohn verweilte auf seiner Rückreise von Paris allzukurze Zeit; Felix producirte sein neustes Quartett zum Erstaunen von jedermann; diese persönliche hör- und vernehmbare Dedication hat mir sehr wohlgethan. Den Vater konnte nur flüchtig sprechen, weil eine große Gesellschaft und die Musik abhielt und zerstreute. Ich hätte so gern durch ihn etwas von Paris vernommen. Felix hat den Frauenzimmern von den dortigen musikalischen Verhältnissen einiges[198] erzählt, was den Augenblick sehr charakterisirt. Grüße die ganze Familie und erhalte mein Andenken auch in diesem Kreise.

Ferner habe zu vermelden daß Gelegenheit und Möglichkeit die neue Ausgabe meiner Werke zu begünstigen scheint; nun arbeite ich fleißig an den Annalen meines Lebens, wovon schon eine große Masse, theils vorbereitet theils ausgeführt, vor mir liegt. Nun find ich daß unser Verhältniß von 1800 an sich durch alles durchschlingt und so möcht ich es denn auch zu ewigen Zeiten erscheinen lassen, und zwar in reiner Steigerung, deren Wahrheit sich nur durch das vollkommenste Detail bezeichnen läßt. So eben studire ich deine Briefe, welche sauber geheftet vorliegen, und nun äußere ich den Wunsch: daß du mir die meinigen, von fünf zu fünf Jahren, auf kurze Zeit mögest zukommen lassen. Ich bearbeite eben jetzt die Epoche von Anfang des Jahrhunderts bis zum Tode Schillers; hast du die Papiere in Ordnung, so sende sie mir baldigst, sie kommen schnell zurück, und wie ich vorschreite bitt ich dich um die andern. Ich möchte diesen edlen Faden gern zart und sorgfältig durch- und ausspinnen; es ist der Mühe werth und eigentlich keine Mühe, sondern die größte Genugthuung, und ich freue mich schon die große Kluft vom Anfang des Jahrhunderts bis heute stetig ausgefüllt zu sehen.

Noch eins fällt mir ein! Es ist in solchen Dingen ein gewisses Gefühl, das ich nicht tadeln kann, daß[199] man Documente solcher Art allein zu besitzen wünscht. Die Briefe sollen ohne deine ausdrückliche Erlaubniß nicht abgeschrieben werden; was ich ausziehe wird mit Bleystift an der Seite bemerkt.

Lebe wohl! Ich freue mich auf das Von vorneleben wodurch das Gegenwärtige nur um soviel theurer werden kann.

und so fort und fort

Weimar den 21. May 1825.

G.


39/184.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Ich wünsche, mein Werthester, Sie heute um 12 Uhr bey mir zu sehen; Sie blieben alsdann bey einem sehr eingeschränkten Familienmahl und hätten die Gefälligkeit mir das Nähere wegen dem altgriechischen reitenden Charon mitzutheilen.

Weimar Pfingstsonntag [22. Mai] 1825.

G.


39/185.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

übersende, für gestrige gnädige Gegenwart und Äußerung höchlich danckbar, drey Curiosa verschiedener Art:

1) Graphische Darstellungen, die inconsequente Consequenz der Witterung immerfort gleichmäßig bezeichnend.

[200] 2) Eine von dem Administrator von Volckamer von Nürnberg eingesendete schmale Gabe; es wäre zu wünschen daß er seine Dankbarkeit etwas würdiger ausgesprochen hätte.

3) Die Documente der lustigen Brüderschaft zu Köln. Man glaubt wirklich dabey die Rheinluft zu wittern und ein Glas über den Durst getrunken zu haben.

Mit dem lebhaftesten Wunsche zu Gnaden und Hulden empfohlen zu seyn.

Weimar den 23 May 1825.


39/186.


An Johann Heinrich Meyer

Unter verschiedenem was ich heute zu besprechen wünschte ist auch Folgendes. Da ich in den Schloßbau beendigt, auch das Künstlern welche mitgewirkt das Nöthige zu sagen.

Die Baumeister habe schon im Laufe der Jahre angeführt, was wir wegen der Maler beabsichtigten ist Ihnen bekannt; das Eckzimmer der Großherzogin gibt den besten Beweis davon. Im Wohnzimmer malte Hoffmann den Plafond pp. Sie im runden Zimmer die Friese. Hier schnappt es aber ab und außer dem Hummelischen Bacchusfries, Grau in Grau[201] im Vorzimmer nach dem Kegelthore zu und Nahls Thürstücken in des Herzogs grünem Zimmer will mir nichts Wandfestes einfallen, Hackert ist auch noch gleichzeitig, Kaatzens und des Landschäftlers aus Cassel wird später zu gedenken seyn.

Man thut wohl am besten Tiecks als Bildhauer, Catels als Marmor-Mosaicisten-Glätter zu gedenken und überhaupt das Technische anzuschließen um einige Masse zu gewinnen. Denken Sie gefälligst darüber nach und helfen mir durch Ihr gutes Gedächtniß.

Von Stuttgart sind concurrirende Zeichnungen, den neugriechischen Charon vorstellend, eingegangen. Es ist auf alle Fälle interessant zu sehen wie die Künstler sich bey solchen Gelegenheiten geberden.

Fünf Stücke sind wohlgemeinte mißlungene Versuche, der sechste hat sich brav gehalten, er heißt Leybold. Haben Sie sonst etwas von ihm vernommen?

Lassen Sie uns bey manchmal gehinderter Zusammenkunft gelegentlich schriftlich communiciren.

treulichst

Weimar den 23. May 1825.

G.


39/187.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

den 9. und 10. Band hiebey übersendend vermelde zugleich daß ich die ersten Bände nunmehro nochmals[202] durchgesehen und alles nach Wunsch richtig befunden habe. Einige zweifelhafte Stellen sind näher bestimmt und insofern alles abgeschlossen worden, da ich denn für gefällige Theilnahme wiederholt besten Dank sage.

Einer Idiosynkrasie werden Sie aber gefällig nachsehen: ich kann mich der Flexion köstlichen Sinnes nicht entschlagen, sie ist so in mein Wesen verwebt daß ich sie, wo nicht für recht, doch mir gemäß achten muß. Ich habe mich besonnen wie dieser Eindruck in der frühsten Zeit bey mir entstanden seyn möchte und mir sind Lessings Briefe antiquarischen Inhalts eingefallen, auch noch verschiedene andere Beyspiele, und ich darf also desto eher einige Nachricht hoffen.

Mit den besten Wünschen und gelegentlicher Bitte in dem begonnenen Geschäft mit gleicher Geneigtheit fortzufahren.

ergebenst

Weimar den 28. May 1825.

J. W. v. Goethe.


39/188.


An Friedrich Theodor von Müller

In dem Augenblicke wird es mir unmöglich, zu dem wohlgeordneten Kranze auch nur ein Blümchen hinzuzulegen. Gelingt es, so verfehle nicht, es noch eiligst zu senden.

Ergebenst

Weimar den 28. May 1825.

Goethe.[203]


39/189.


An Ottilie von Goethe

Wie sehr ich dich bedaure darf ich dir nicht sagen, wie viel du leidest darfst du mir nicht bekennen, und so wollen wir denn mit der größten Aufrichtigkeit eine Zeitlang gegen einander dissimuliren. So viel zu Begleitung der allerfrischesten Neugriechischen Mundbissen. Grüsse den guten armen Knaben. Liebe und schreib.

Weimar d. 29 May 1825.

Goethe.


39/190.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

übersende befohlnermaßen den Derschauischen, freylich höchst verführerischen Catalog.

Auch liegt ein von Nees v. Esenbeck eingesendetes Blatt bey. Er beklagt sehr daß die Antwort Reinwardts Höchst Ihro Wünschen nicht entspricht.

Haben Ew. Königliche Hoheit dem Kreise von Dendera heitere Aufmerksamkeit gegönnt, und sich besonders an der Stellung der Ausleger gegen einander zu ergötzen Ursache gefunden, so hoffe nächstens durch die Auslegung der Hieroglyphen eines andern bedeutenden Kreises zu überraschend lustiger Unterhaltung Gelegenheit zu geben.

Weimar den 30. May 1825.

Verehrend.[204]


39/191.


An Christoph Ludwig Friedrich Schultz

Endlich, mein theurer verehrter Freund, muß ich denn doch einmal aussprechen daß mir der gänzliche Mangel von Nachrichten, die so lange unterbrochene Mittheilung jeder Art sehr unbehaglich werden will. Kaum wüßte ich der Zeit mich zu erinnern als ich zum letztenmal ein freundliches Wort von Ihnen vernommen. Möge Gegenwärtiges in einem leidlichen Befinden Sie antreffen; denn wir sind ja auch wohl zufrieden wenn das Leben nur einigermaßen ruhig genutzt und in der Hauptsache ungestört, wenn auch manchmal gehindert und abgelenkt seinen Weg sachte verfolgen kann.

Meine neusten Hefte zu Kunst und Alterthum und Naturwissenschaft haben Sie erhalten. Diese Mittheilungen werd ich wohl einige Zeit aufgeben müssen, indem ich der neuen Ausgabe meiner Werke alle Aufmerksamkeit schuldig bin. Ich werde von trefflichen Freunden des ästhetischen und kritischen Fachs hiebey unterstützt; ich dachte Schubarth heranzuziehen, allein es wollte sich denn doch nicht fügen.

Mit dem Theaterbrande sind nun alle sinnlichen Documente meiner früheren Thätigkeit dieser Art ver schwunden; denn das Haus nicht allein, sondern auch Bibliothek, Garderobe bis auf die Requisiten herab enthielten noch Spuren meines früheren Antheils.[205] Das wird nun alles neu werden und anders; ich bin zufrieden daß meine Rechnung in diesem Capitel geschlossen ist. Beykommendes Blatt ist merkwürdig genug. Der Zufall hat manchmal Lust sich sibyllinisch zu geberden.

Das was ich nicht recht zu nennen weiß, was aber wohl auf ein paar Bände anschwellen möchte sind Notizen aus meinem Leben; sie gehen durch alle Jahre durch bis auf die neuste Zeit, bleiben dem Sinne nach dieselbigen, der Ausführung nach möchte man sie bald Chronik bald Annalen, Memoiren, Confessionen, und wer weiß wie sonst noch, nicht mit Unrecht benennen; sie streifen in ihrem einfachen Gang an die Weltgeschichte, oder die Weltgeschichte wenn man will streift an sie, und so bewegen sie sich von unbedeutenden Einzelnheiten bis zu dem wichtigsten Allgemeinsten und vielleicht gewinnt grade diese tadelnswerthe Ungleichheit den sonderbaren Heften einige Gunst.

Unser Hofrath Meyer hat einen großen Verlust erlitten, seine Gattin ist gestorben die völlig in sein Leben verwachsen war, allen seinen Wünschen zuvorkam und alle seine Bedürfnisse haushälterisch befriedigte. Er hält sich freylich, wie es jeder in solchen Fällen thut, allein ich freue mich denn doch daß er sich entschlossen hat baldmöglichst nach Carlsbad zu gehen, Reise und Wasser wird ihm körperlich, Zerstreuung geistig zusagen.

[206] In der Naturwissenschaft habe manches Einzelne gefördert; doch bleibt die Witterungsbetrachtung das Vorzüglichere; der einfache Grund aller atmosphärischen Erscheinungen, dem Sie, als ich ihn gedruckt aussprach, einen freundlichen Beyfall gönnten, wird mir täglich bedeutender und werther. Alles hängt wahrhaft nur an einem Zwirnsfaden, und ich wundere mich täglich (oder ich wundere mich, um recht zu sagen, nicht mehr) wie die Menschen ihr Interesse an die augenblicklichen Erscheinungen verschwenden.

Ich habe nach meiner Überzeugung einen umständlichen Aufsatz niedergeschrieben, der nur darum weitläufig geworden weil ich das Mannichfaltigste an das Einfachste heranzuziehen suchte. Leider bedarf dieser Aufsatz noch eines zweyten Durcharbeitens und ich werde ihn deshalb so bald nicht mittheilen können.

Von unserem jenaischen meteorologischen Betrieb sende ein vollgültiges Zeugniß; ich lasse dieß seinen herkömmlichen Gang hingehen, und bin sehr vergnügt Angestellte neben mir zu haben, die meine Fragen beantworten und gewisse allgemeine Forderungen im Besondern durchführen mögen; ohne dieß wäre ich nicht so weit vorwärts gekommen. Jetzt würde ich sehr weit von solchen Betrachtungen abgelenkt, müßt ich nicht tagtäglich, wenn ich nur über mich sehe, wieder an alles im Breiten und Tiefen gedenken.

[207] In Absicht auf bildende Kunst habe ich eine höchst erfreuliche Erscheinung anzuzeigen. Sie erinnern sich aus Kunst und Alterthum des neugriechischen Gedichtes wo Charon als flüchtiger Reuter, durch Nebel und Wolken saust, die Seelen vor sich hintreibt und andere nachschleppt. Im Stuttgarter Kunstblatte war, auf Anregung in Kunst und Alterthum, ein Preis auf die Ausführung dieses Gegenstandes gesetzt. Fünf mißglückte Versuche liegen vor mir und geben genug zu denken; der sechste aber ist über alle Erwartung fürtrefflich, so daß er nichts weiter zu hoffen und zu erwarten übrig läßt. Ich denke man wird das Bild auf irgend eine Weise vervielfältigen; denn mit Worten ist ihm nicht beyzukommen. Wie sehr wünsche ich es Ihnen zu einsichtiger Theilnahme vorzulegen.

Merkwürdig sind die Versuche die man mißlungen nennen muß; ich schildere sie mit wenigen Worten.

1) Irdisch, allzureal, roh, daher widerwärtig.

2) Himmlisch, fromm, weichlich, unbedeutend, also auch auf etwas ganz anders zu deuten.

3) Imaginativ, die einzelnen, gewaltsam sich gebärdenden Figuren nicht glücklich zusammengestellt.

4) Mäßig aber allzuberuhigt, und nicht erfreulich.

5) Etwas belebter, nicht ohne Verdienst, aber unbefriedigend.

6) Fürtrefflich, so daß man es sehen muß, weil nach Worten keine Einbildungskraft sich's erzeugen könnte. Und so kommt denn auch wieder einmal[208] etwas Erfreuliches, das Urtheil in älterem höheren Sinne Aufregendes! Eilig abschließend

treulichst

Weimar 31. May 1825.

Goethe.


[Beilage.]

Zur Nachricht.

Bey Aufräumung des Theaterschuttes fanden sich unter den Trümmern der Bibliothek, aus einem von mir noch selbst redigirten, verbrannten Manuscript des Tasso folgende Stellen, die Blätter ringsum angebräunt noch übrig.

Weimar Ende März 1825.

G.


Erstes Fragment.

Wenn ganz was unerwartetes begegnet

Wenn unser Blick was ungeheures sieht,

Steht unser Geist auf eine Weile still

Wir haben nicht womit wir das vergleichen.


Zweytes Fragment.

Und wenn das alles nun verloren wäre?

Wenn einen Freund, den du einst reich geglaubt

Auf einmal du als einen Bettler fändest?


Drittes Fragment.

Zerbrochen ist das Steuer, und es kracht

Das Schiff an allen Seiten, berstend reißt

Der Boden unter meinen Füßen sich auf!

Ich fasse dich mit beiden Armen an!

So klammert sich der Schiffer endlich noch

Am Felsen fest, an dem er scheitern sollte.[209]


39/192.


An Ottilie von Goethe

Meine neuliche poetisch-, lakonisch-, patriotisch Sendung hat dir gewiß Freude gemacht, denn du bist wohl zufrieden daß die Freyheitshelden sich auch gelegentlich ein verliebtes Späschen zu machen nicht verschmähen.

Hast du den ersten Theil der neugriechischen popularen Gesänge durchgesehen, so schicke ich gegen Rücksendung den zweyten. Ich weiß nicht ob es an mir liegt aber er hat mir nur zu den wenigen vierzeiligen Scherzen Gelegenheit geben wollen.

Wolf ist munter und sehr artig, auch hustet er in meiner Gegenwart sehr wenig, bey'm Frühstück erweist er sich froh und begierig, plagt mich um Papier und Bleystift, liniirt und kritzelt, dann bedarf's Oblaten zu den gefalteten Briefen und nach gekritzelter Addresse ist er auch wieder vergnügt.

Nunmehr aber zur hochgeschätzten englischen Literatur. Lord Gowers Übersetzung ist eigentlich eine völlige Umbildung, vom Original blieb fast gar nichts übrig, deshalb er auch soviel auslassen mußte, worüber er nach seiner Weise nicht Herr werden konnte.

Die frühere Übersetzung, von der wir nur den Anfang haben, ist weit mehr zu billigen; der Mann hält sich, bey gutem Verständniß, sehr wacker an[210] den Text und quält sich nicht mit Rhythmus und Reimen.

Gells Reise durch Morea wird Herr Bran nicht übersetzt in die Minerva einrücken lassen; sie fällt in die Zeit kurz vor Lord Byrons Ankunft. Ein tüchtiger Engländer und Griechenfreund geht nach Smyrna und mischt sich dort in ihre Händel, gewinnt aber dabey zugleich mit genauer Kenntniß der Nation ihre Handlungsweise, ihre Bezüge unter einander und einen solchen Widerwillen dagegen daß er aus der Sache scheidet und mit solchen Gesinnungen einen reichen Engländer wie es scheint begleitend die mühseligste Reise durch Morea macht. Seine Schilderungen und Äußerungen würden auch dir wenig zur Freude gereichen, ich aber glaube mich dadurch sehr aufklärt wobey es denn verbleiben mag.

Indessen sagen die Zeitungen viel vom guten Glück eurer Gemüthsalliirten und Sinnesverwandten; möge der gute Walther sich doch auch gegen den türkischen Keuchhusten zunächst als Überwinder beweisen.

Herrn Frommann danke gelegentlich für das mir übersendete Heft; es wird mir sehr angenehm seyn mich auf diese Weise mit einem schätzbaren jungen Manne zu unterhalten.

Nun wünsch ich zum Schlusse daß du mir nähere Auskunft gebest über das Wort: gullibility, ich merke wohl es geht auf Schelmerey hinaus aber ich[211] wünsche aus deinen lexicalischen Schätzen einige Beyspiele wie es gebraucht ward; wahrscheinlich oder vielmehr gewiß hat Johnson dergleichen.

Und hiermit das schönste Lebewohl! So eben erhalte ein unschätzbares aber höchsttrauriges Werk: The Last Days of Lord Byron. By Parry. Dieser letzte und ausdauernde Freund hat mir nach allen was ich von ihm vernommen von jeher wohl gefallen.

treulichst

Weimar den 1. Juni 1825.

Goethe.


39/193.


An Carl Friedrich Anton von Conta

Ew. Wohlgeboren

für die übernommene Bemühung zum allerbesten dankend vermelde nur zu näherer Aufklärung daß die von mir vermißten Acten Privatacten sind von den Jahren 1803 und folgenden, etwa drey bis vier Fascikel; sie sind bey irgend einem Anlaß Serenissimo vorgelegt worden und wenn sie sich auf Geheimer Staats-Canzley nicht finden, so muß ich in meinen ältern Reposituren nachsehen.

Die Acten, auf welche sich Herr v. Motz bezieht, sind die currenten, welche so eben vor mir liegen.

Mit wiederholtem Dank

gehorsamst

Weimar den 3. Juni 1825.

J. W. v. Goethe.[212]


39/194.


An Ottilie von Goethe

Nur mit wenigen Worten begleit ich diese Sendung:

1) Die Bücher gibst du mit Dank an Frommanns zurück.

2) Major Parrys letzte Tage Lord Byrons sind das Merkwürdigste was über ihn öffentlich bekannt geworden. Das Englische verdankst du Cromie, bey'm Deutschen kannst du meiner Neigung gedenken.

3) Zu Erweiterung deines Romans übersende noch einige Strophen, wer weiß wie weit er noch anschwillt.

4) Auch lege einige ältere an dich gerichtete Briefe bey, daß sie mir von der Hand und dir in die Hände kommen.

Grüße den guten armen Walther, wenn du etwas ihn zu erfreuen findest, so ersetze gern die Auslagen. Wolf hustet bey Nacht, ist aber am Tage munter, artig und trutzig; er dürfte nicht geborner Pair von England seyn so würde er sich sehr unartig gebehrden, so aber wird er sich wohl zu einer mittlern Bildung bequemen.

treu, vertrauend

liebend u.s.w.

Weimar den 4. Juni 1825.

Goethe.[213]


39/195.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

übersende schuldigst die angemeldete bedeutende Scheibe, deren Hieroglyphen vielleicht noch wunderlicher ausgelegt sind als jene des Thierkreises. Mir scheint jedoch immer wohlgethan von solchen gleichzeitigen Verirrungen einige Kenntniß zu nehmen, es erklärt sich manches andere daraus.

Zu Hulden und Gnaden meines verehrten Fürstenpaares mich angelegentlichst empfehlend.

Weimar den 5. Juni 1825.


39/196.


An Carl Friedrich Zelter

[6. Juni 1825?]

Nur mit wenigen Worten begleite Beykommendes. Habe Dank und sage desgleichen deinem jungen frischen Architekten.

Von unsern theatralischen Abenteuern, die eine wunderliche Wendung genommen haben, hörst du nächstens.

Die glücklich angelangten Briefe sind schon in Arbeit, ich lasse sie, mit den meinigen in einander geschaltet, von der bekannten Hand abschreiben. Es werden Codices an denen wir unsere Freude haben[214] wollen. Halte gleich die zweyte Sendung bereit, damit der Abschreiber nicht pausire.

So eben kommt dein werther Brief; wie ist alles so wahr daß sich nicht leicht jemand gegen sein Zeitalter retten kann!

Von den Geschichten nach denen du fragst wird in meinen Annalen unter dem Jahr 1802 das Nöthige und Schickliche zu lesen seyn. Ich schrieb es auf deine neuliche Anregung. Auf alle Fälle verdient das Nähere erhalten zu werden; auch Riemers Wunsch war es; denn die Folgen jener Widerwärtigkeiten ziehen in die folgenden Jahre hinüber. – Der Schlaf war richtig getroffen.

Begegnet dir The Last Days of Lord Byron. By William Parry, in Übersetzung, so greife hastig darnach, man wird nicht leicht auf einen so hohen und klaren Standort gehoben; alles bisher über ihn Gesagte sinkt und verschwindet wie Thalnebel.

Auch die Volkslieder der Serben sind so eben, in einem hübschen Octavband zu Halle herausgekommen. Die Einleitung, ein kurzer Abriß der Geschichte des untergegangenen serbischen Reichs, ist eine höchst brav und kenntnißreich gearbeitete, genügende, aber unvergnügliche Schilderung. Daß man, wie ich wünschte, die Nationallieder gleich in Masse vor sich hat ist höchst ergötzlich und unterrichtend; man weiß sogleich was es ist und was es heißen soll.

Ich kann nicht schließen ohne jener überfüllten Musik nochmals zu gedenken; alles aber, mein Theuerster,[215] ist jetzt ultra, alles transcendirt unaufhaltsam, im Denken wie im Thun. Niemand kennt sich mehr, niemand begreift das Element worin er schwebt und wirkt, niemand den Stoff den er bearbeitet. Von reiner Einfalt kann die Rede nicht seyn; einfältiges Zeug gibt es genug.

Junge Leute werden viel zu früh aufgeregt und dann im Zeitstrudel fortgerissen; Reichthum und Schnelligkeit ist was die Welt bewundert und wor nach jeder strebt; Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe und alle mögliche Facilitäten der Communication sind es worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbieten, zu überbilden und dadurch in der Mittelmäßigkeit zu verharren. Und das ist ja auch das Resultat der Allgemeinheit, daß eine mittlere Cultur gemein werde, dahin streben die Bibelgesellschaften, die Lancasterische Lehrmethode, und was nicht alles.

Eigentlich ist es das Jahrhundert für die fähigen Köpfe, für leichtfassende praktische Menschen, die, mit einer gewissen Gewandtheit ausgestattet, ihre Superiorität über die Menge fühlen, wenn sie gleich selbst nicht zum Höchsten begabt sind. Laß uns soviel als möglich an der Gesinnung halten in der wir herankamen, wir werden, mit vielleicht noch wenigen, die Letzten seyn einer Epoche die sobald nicht wiederkehrt.

Und so allem Guten und ächten empfohlen!

treu beharrlich

Goethe.[216]


39/197.


An Ottilie von Goethe

Hiebey wieder eine Anzahl netter gevierter Steinchen, in die poetische Mosaik, womit du wie ich hoffe dich manchmal beschäftigst. Du kannst nachher wenn du sie in Ordnung geschrieben hast mit diesen Blättchen den Forderungen deiner Freunde genügen. Das war die erste Absicht, da sie noch keinen Bezug unter einander hatten.

Bey uns geht es ordnungsgemäß und fleißig fort; Wolf hustet wohl, ist aber sonst ganz munter und neckisch. Grüße den guten Walther und überstehe die schlimmen Tage, welchen das Wetter freylich nicht nachhilft. Hier hat die Nachricht von des Mays Ankunft einen Gährungsstoff mehr unter Freunde und Freundinnen geworfen; denn fürwahr unser kleiner junger Kreis zieht an, stößt ab, schwebt, schwankt, kuppelt und entführt, intriguirt und klatscht daß es eine Lust ist. Ulrike, obgleich mitunter geheimnißvoll, läßt doch manches verlauten.

Und somit labe wohl, bis du auf diesen irrgärtlichen Schauplatz wieder zurückkehrst.

treu gesinnt

Weimar den 7. Juni 1825.

G.[217]


39/198.


An Ottilie von Goethe

Wie es sich mit dem Röhrwasser zu eräugnen pflegt, daß es einmal ganz reichlich fließt, sodann aber unversehens tröpfelt ja wohl gar ausbleibt, so scheint es dießmal meinen Reimlein zu ergehen welche sich schmal und mager einstellen.

Was du übrigens mit dem Blättchen beginnen willst sey dir in's Gemüth gestellt; und ich kann nicht böse seyn daß du meine Liberalität so freundlich einschränkst ja sogar aufhebst.

Damit wir aber nicht immer bey Lob und Preis der Engländer allein verharren, so muß ich nur melden daß das Krönungsgedicht des Herrn De Lavigne ganz fürtrefflich ist. Ich bin dadurch in meiner alten Überzeugung bestärkt worden, daß man nicht vergleichen müsse sondern daß man jede Nation, jeden Dichter und Schriftsteller, jedes Individuum an sich betrachten und schätzen solle.

Dieser Franzose ist nicht zurückgeblieben, er mag von uns und den Engländern gelernt haben, genug, er hat seinen großen Gegenstand mit voller Freyheit übersehen und ihn auf eine wahrhaft poetische Weise zu behandeln gewußt; er geht grandios, ja kühn zu Werke, und da das Gedicht gewiß nicht ohne stille Censur herausgegeben worden, so hat er einen höchst freysinnigen Censor gehabt. Fürst Talleyrand ist[218] Oberkammerherr und solchem trau ich zu daß er das Werk gebilligt und durchgehen machen. Genug es hat mich sehr vergnügt. Ob es dir dieselbe Wirkung machen wird weiß ich nicht, besonders wenn du denkst daß es Herr Cousin declamire.

Der gute Wolf ist wie immer, sobald er nicht hustet und leidet, gleich wieder bey der Hand. Grüße Walthern schönstens und empfiehl mich Frommanns und gedenke mein im Lieben und Guten.

Weimar den 11. Juni 1825.

G.


Noch bemerke daß das Eine Gedicht zu einem Stammbuche gehört welches du nächstens erhalten wirst. – oder vielmehr schon jetzt erhältst. Ohngefähr in der Hälfte des Büchleins sieht ein Zeichen hervor dort wünsche ich daß, hinter meine und des Canzlers Schrift, die Freunde sich hübsch der Reihe nach einschreiben; Frommanns, Knebels und wer sonst ein gutes artig ein Zeugniß eines so langen Zusammenbleibens aufzustellen. Und hiermit nochmals allerschönstes Lebewohl anbietend.

G.


39/199.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

höchst blüthenreiche Anmahnung, darauf eine wundersame Blume, durch Ihro Frau Gemahlin Gnade bey[219] mir eintreffend, haben auf meine stockenden Zustände eine so glückliche Einwirkung geäußert daß ich mir vorsetze noch heute einen Versuch zu machen inwiefern ich mich wieder zu den Wandernden und Spatzierenden gesellen dürfte. Diese Probe soll in einiger Entfernung von den frequentirten Räumen angestellt werden, wobey ich der angenehmsten Hoffnung lebe Höchst Denenselben auch wieder einmal aufzuwarten.

Zu dem Körnerischen wohlgelungenen Versuche haben wir uns allwegs Glück zu wünschen; die Glaskeile thun gute Wirkung und ich habe ihn aufgefordert die artige englische Vorrichtung von drey einzelnen, unter sich zu verbindenden Prismen, baldigst zu fertigen. Die schwer zu erklärende Lehre der Achromasie wird dadurch faßlich vor die Sinne gestellt.

Die sprachkundigen Abgesandten Ihre Majestät des Königs von Oude werden sich ungesäumt an den Ort ihrer Bestimmung begeben, sobald sie ihre Garderobe einigermaßen ausgebessert sehen. Für Orientalen schienen sie mir nicht anständig genug gekleidet um vor hohen Akademischen Sanhedrin zu erscheinen. Das Nöthige wird im Stillen besorgt.

Wegen Gruithuis habe um Entschuldigung zu bitten. Dergleichen Verrücktheiten sollten freylich in der humoristischen Art unseres guten Musäus erst klar und palpabel dargebracht werden; denn es ist lästig das Lächerliche aus solcher Pedanterey herauszufinden.

[220] Beyliegendes neuentdeckte Monstrum, zeugt von der unermüdlichen Scherzlust des Weltgeistes sich auf die wunderlichste Weise zu maskiren; welche Freude wird Blumenbach abermals an dieser Ungestalt gehabt haben?

Die französische Krönungs-Medaille folgt hier freylich ohne die mindeste Ideen Association, gibt aber zu manchen Betrachtungen im Welt- und Kunstsache genugsamen Anlaß.

Verehrend

unterthänigst

Weimar den 13. Juni 1825.

J. W. v. Goethe.


39/200.


An Johann Carl Ludwig Schorn

Euer Wohlgeboren

haben den Weimarischen Kunstfreunden durch die reichhaltige Sendung ein großes Vergnügen gemacht; sie fanden sich in vergangene Zeit zurück versetzt, wo sie alle Jahre an solchen Vergleichungen sich ergötzend und belehrend zugleich die mitlebenden Talente kennen lernten und an der Betrachtung sich selbst zu bilden Gelegenheit fanden.

Die überschickten Zeichnungen werden die Stuttgarter Kunstfreunde ebenso wie wir beurtheilen; die fünf ersten sind wohlgemeinte Versuche, bleiben aber hinter der Aufgabe zurück, der sechste Leyboldische[221] freylich geht auf eine bewundernswürdige Weise über den Text hinaus, behandelt das Gedicht als mythologischen Urstoff, verwirft was dem bildenden Künstler nicht gemäß ist, fast alles Brauchbare theils real, theils symgbolisch, weislich auf und bringt dennoch ein selbstständiges Werk hervor.

Daß nun deshalb Herrn Leybold der Preis zukomme ist wohl keine Frage; sollte man sich aber öffentlich über die sämmtlichen Bilder erklären, so würde es insofern eine bedenkliche Sache seyn, als man billigermaßen den guten Willen der ersteren Künstler und ihr Verdienst herauszusetzen hätte, wenn man ihnen auch das Gelingen durchaus absprechen müßte.

Über das treffliche Leybold'sche Bild wäre auch schwer etwas zu sagen; er hat für die Augen gedichtet, wer will ihm mit Worten nachkommen? es müßte erst vor dem Publicum vervielfältigt daliegen; alsdann könnte man wohl auf dessen hohes Verdienst, wenn es im allgemeinen anerkannt wäre, noch im besonderen die Aufmerksamkeit leiten.

Welche Technik sich aber eigene das Original in mäßigem Format, nach Würden wieder zu geben, ist auch schwer zu bestimmen; man mag sich's in Kupferstich, schwarzer Kunst, Aquatinta und Steindruck denken, immer bleibt etwas zu wünschen übrig; doch würde hierüber der Künstler vor allen zu hören seyn.

[222] Soviel für jetzt, indem wir das Weitere zu überlegen und vorläufig zu entwerfen so geneigt sind als für Pflicht halten. Theilen Sie hierüber Ihre Gedanken gelegentlich mit und vermelden Herrn von Cotta wie auch dem werthen Künstler meine dankbar anerkennende Theilnahme.

ergebenst

Weimar den 14. Juni 1825.

J. W. v. Goethe.


39/201.


An den Großherzog Ludwig von Hessen-Darmstadt

[Concept.]

[Mitte Juni 1825?]

Eure Königliche Hoheit

haben mich in diesen Tagen doppelt zu beglücken geruht, indem Höchst Dieselben durch eine landesherrliche Verfügung das zeitliche Wohl meiner Familie zu sichern geruhen und zugleich mir noch besonders durch theure Züge der verehrten Hand die Gewährschaft geben, daß mir noch alle Huld und Neigung vergangener Jahre frisch und völlig aufbewahrt sey, ja daß jenes früh gegründete Wohlwollen sich im fortschreitenden Leben weiter gesteigert habe.

Wenn man bey'm Vorrücken in höhere Jahre so manches hinterbleiben, so manches verschwinden sieht, so ist das allertröstlichste daß die wahren menschlichen Gefühle, einmal rein empfangen, durch alle Zeit und Ereignisse durch, in lebendigem Wachsthum einer gesegneten Zukunft entgegen reisen.

[223] Auch ich darf sagen daß mir Ihro und Dero Frau Schwester, Königlichen Hoheiten, vieljährig bewiesenes, bey persönlichem Wiederbegegnen erneutes Zu trauen, immer gegenwärtig bleibt, und der Gedanke daran zu dem schönsten Besitz gehört, dessen unveräußerliche Wohlthat ich am tiefsten empfinde.

Gesegnet sey daher die Gelegenheit, welche Höchst Dieselben veranlaßte meiner so gnädig als thätig zu gedenken, indem ich wohl hoffen darf daß manches was ich in der Reihe der beabsichtigten Ausgabe mitzutheilen gedenke, auch unmittelbar für Höchst Deroselben gefühlvolles Herz und sinnigen Umblick geschrieben seyn werde.


39/202.


An Carl Gottlieb Reinhardt?

[Concept.]

[Mitte Juni 1825?]

Schon in dem letzten Stücke von Kunst und Alterthum hätten die Weimarischen Kunstfreunde gern ihren Antheil ausgesprochen den sie an Ihrem Unternehmen, mein werthester Herr, wie billig genommen. Da jedoch der Raum früher als man gedacht ausging so will ich wenigstens nicht versäumen hierdurch für die mitgetheilte Sendung bestens zu danken.

Wenn manche Ihrer Pasten im allgemeinen eine angenehme Gabe sind, so müssen andere besonders dem Kunstfreunde höchst willkommen seyn.[224]


39/203.


An Carl Friedrich Zelter

Hierbey dankbar die Briefe bis 1805 zurück, 1806 wird abgeschrieben und folgt mit den folgenden. Sende nur gleich zehen Jahre, damit die Arbeit hintereinander weggehe, ein Schreibender der sich dran hält kommt gar weit bey diesen langen Tagen.

Zur Begleitung send ich einige naturdichterische Blätter; willst du dir einmal recht jung scheinen, so finge sie und laß andere sie fingen damit auch diese glauben die paradiesischen Irrthümer der Jugend seyen ihnen wieder verliehen. Die neusten schönen Tage werdet ihr ja wohl auch, wenn meine Universal-Meteorologie nicht trügt, zu genießen haben.

Mir geht es in so ferne gut daß ich an der nothwendigsten Thätigkeit nicht gehindert bin. Möge es dir eben so und besser gehen.

immerfort

und immer grad

Weimar den 16. Juni 1825.

G.


[Beilage.]

Diese Richtung ist gewiß

Immer schreite schreite,

Finsterniß und Hinderniß

Drängt mich nicht zur Seite.


Endlich leuchtest meinem Pfad

Luna! klar und golden[225]

Immer fort und immer grad

Geht mein Weg zur Holden.


Nun der Fluß die Pfade bricht

Ich zum Nachen schreite,

Leite, liebes Himmelslicht

Mich zur andern Seite.


Seh ich doch das Lämpchen schon

Aus der Hütte schimmern,

Laß um deinen Wagenthron

Alle Sterne glimmern.


Immerhin und immerfort,

Allzuschön erscheinend,

Folgt sie mir von Ort zu Ort

Und so hab ich weinend...


Überall umsonst gefragt

Feld und Flur durchmessen,

Auch hat Fels und Berg gesagt:

Kannst sie nicht vergessen.


Wiese sagte: geh nach Haus,

Laß dich dort bedauern;

Siehst mir gar zu traurig aus

Möchte selber trauern.


Endlich fasse dir ein Herz

Und begreifs geschwinder:

Lachen, Weinen, Lust und Schmerz

Sind Geschwisterkinder.[226]


39/204.


An Amalie von Levetzow

Sie sagten einmal, theuerste Freundin, das liebliche Wort: Sie könnten Marienbad nicht ohne mich dencken, und sind nun überzeugt daß ich jetzt gerade in dem Fall bin mich nicht ohne Marienbad dencken zu können. Die schönen Tage des Monats lassen mich nicht im Hause verweilen, und wenn man draußen ist, so möchte man denn auch über alle Berge; und ich weis recht gut über welche.

Sollen denn nun meine lieben schlancken Gestalten quer über die Terrasse hüpfen, oder der Länge nach hin und her wandeln und ich soll weder Zeuge des einen, noch Geselle des andern seyn!

Alle meine Freunde wollen mich von hier weg; denn sie mercken wohl daß mir etwas fehlt das ich auswärts suchen sollte; treten die Ärzte nun gar hinzu und rathen das Gleiche; so können Sie dencken daß ich unruhig und ungedultig werde.

Ganz sicher sind Sie nicht vor mir, denn käm' ich auch nur zum Besuch auf wenige Tage, so sollten das schon Festtage werden, wenn sie sich an die schönen vom goldnen Straus anschließen wollten; von meiner Seite würde sich alles finden wie damals; und hofft man nicht Erwiederung die man wünscht.

Allzuhinderlich aber sind mir tägliche Forderungen, die von allen Seiten an mich ergehen, die ich nicht[227] ablehnen und kaum übertragen kann. Mich bestürmt gar vieles und Bedeutendes, öffentlich und häuslich, herkömmlich und unerwartet. Überdies müssen wir alle mit dem höchsten Antheil vor Augen haben das Jubiläum unseres gnädigsten, verehrten Herren, das am dritten September eintritt. Die wenigen Wochen bis dahin, wie leicht und schnell vergehen sie! Und so werd ich denn zwischen Wollen und Hoffen, zwischen Nothwendigem und Zufälligem dergestalt hingehalten daß ich so leicht nicht einen Entschluß fassen und mich doch auch nicht entschieden resigniren kann.

Nun aber wünsche höchlich Sie mögen meiner fleißig gedencken, daß wenn ich ankäme alles wäre wie gestern Karlsbad auf der Wiese; wobey ich denn hoffe daß die gegitterten schottischen Anzüge wieder gesehen werden, und was sonst noch Bekanntes und liebliches an Ellbogen, Engelhaus, Aich und den Hammer erinnern könnte.

Und so wünscht ich denn auch früheren Gästen die sich wieder eingefunden haben bestens empfolen zu seyn. Frau Pr. v. Bülow, denen Herren von Wartenberg, von Schack und Petrowsky; besonders auch dem Herrn Grafen St: Leu, wenn sein Zutrauen ihn wieder nach Marienbad geführt hat.

Herrn Grafen Klevelsberg und den theuren Eltern, hoffe noch in geneigtem Andencken zu schweben.

Wenn das in Straßburg noch glücklich angelangte Bild der lieben Ältesten übergeben worden, so wird[228] sie ein Eigenthumsrecht daran gewiß empfinden. Möge die Mittlere zu allem ihrem Muthwillen wieder hergestellt seyn! und die Jüngste, in holder Natürlichkeit herangewachsen, ihre Umgebung erfreuen und beleben.

Und so schließ ich, ob ich gleich noch viel zu sagen habe. Führen Sie es untereinander, im freundlichsten Gespräch umständlich aus.

treu anhänglich

Weimar d. 17 Juni 1825.

J. W. v. Goethe.


39/205.


An Marianne von Willemer

Sie haben, allerliebste Freundin, wahrscheinlich vernommen daß ich beschäftigt bin dasjenige was von mir auf dem Papyr schwarz und weiß übrig bleibt, in Zucht und Ordnung zu bringen. Ich würde dessen nicht erwähnen gälte es nicht eine Entschuldigung daß ich so lange nichts von mir sehen ließ. Darf ich doch hoffen daß die in Ihr liebes Herz geschriebenen Zeilen immer frisch lebendig bleiben ohne eines neuen Ein- oder Abdrucks zu bedürfen.

So verzeihen Sie auch beykommendes! Wunderlich sieht es aus daß ich Sie immer mit meinen alten Zügen bestürme; doch habe ich gerade nichts anders zur Hand und ich möchte doch nicht gerne leer vor ihnen erscheinen. Das viereckte rothe Kästchen sey Ihnen gewiedmet, eins der runden geben Sie Freund[229] Riesen mit dem herzlichsten Grus, das andre irgend einem wohlgesinnten. Behalten Sie mich lieb und sagen mirs manchmal; das ist die beste Bewirthung der Abwesenden. Diesen Sommer komme ich wahrscheinlich nicht von der Stelle. Freund Willemer das lieblichste hier oder dort.

treu angehörig

Weimar d. 17. Juni 1825.

Goethe.


39/206.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

halten sich überzeugt daß ich das Geschäft des Grammatikers in seinem ganzen Umfang zu schätzen weiß und daß ich mir gern erst von ihm die Erlaubniß erbitte, als Poet mich einiger Freyheiten bedienen zu dürfen. Haben Sie die Gefälligkeit Ihre Bemühungen, die mir so sehr zu Gute kommen, weiter fortzusetzen, und so werden wir uns zu rechter Zeit mit Freuden am Ziele sehen.

Zu geneigtem Andenken mich bestens empfehlend.

ergebenst

Weimar den 18. Juni 1825.

J. W. v. Goethe.[230]


39/207.


An Felix Mendelssohn-Bartholdy

Du hast mir, mein theurer Felix, durch die gehaltvolle Sendung sehr viel Vergnügen gemacht; obschon angekündigt überraschte sie mich doch. Notenstich, Titelblatt sodann der allerherrlichste Einband wetteifern mit einander die Gabe stattlich zu vollenden. Ich habe sie daher für einen wohlgebildeten Körper zu achten, mit dessen schöner, kräftig-reicher Seele du mich zu höchster Bewunderung schon bekannt machtest. Nimm daher den allerbesten Dank und laß mich hoffen du werdest mir bald wieder Gelegenheit geben deine staunenswürdigen Thätigkeiten in Gegenwart zu bewundern. Empfiehl mich den würdigen Eltern, der gleichbegabten Schwester und dem vortrefflichen Meister. Möge mein Andenken in solchem Kreise immerfort lebendig dauern.

Treulich

Weimar, 18. Juni 1825.

J. W. v. Goethe.


39/208.


An Friedrich Theodor von Müller

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

sende nach abermaligem Durchdenken und Betrachten ein ausführlicheres Promemoria; sollte noch etwas beygehen so bitte solches nachzutragen.

W. den 20. Juni 1825.[231]


39/209.


An Christian Daniel Rauch

Geneigtest zu gedenken.

1) Der Vorschlag der Herrn Berliner, das aus den Wellen hervorsteigende Viergespann auf die Rückseite der Medaille zu bringen, wird mit Dank angenommen.

2) Auch wünscht man die Abtheilung des innern Rundes, so wie die zurückgehende Zeichnung gibt, beybehalten zu sehen, daß nämlich der untere Theil, worin die Inschrift kommt, kleiner sey.

3) Man wünscht die Figuren des Thierkreises, nach der zurückkehrenden Zeichnung, in halber Gestalt gebildet, und ist überzeugt, daß wenn die Berliner Freunde dem Medailleur mit ihren plastischen Talenten zu Hülfe kommen, etwas höchst Erfreuliches mit dem Antiken wetteifernd entstehen werde.

4) Das Honorar der hundert Ducaten verwilligt man gern dem wackern Künstler.

5) Jedoch was die einzelnen Gepräge betrifft, wünschte man gern einige Ersparniß zu machen.

6) Die silberne Medaille betreffend: Sie würde zwey und ein Viertel Loth halten, das Loth 21 Groschen Weimarisch, ihr Silbergehalt würde sein seyn (fin titre), und wäre daher der Werth an Silber zwey Thaler; was könnte von denen verlangten vier Thalern abgehen?

[232] 7) Die bronzne Medaille dürfte ja wohl um 14 Groschen geliefert werden können.

8) Was die Bronzefarbe betrifft so wünscht man einige Muster zu sehen; die Loosische Farbe will nicht gefallen, sie sieht so gemein aus. Die Genfer dagegen gibt der Medaille ein edleres Ansehen. Die neulich übersendete zu Beförderung des Gewerbfleißes nähert sich unsern Wünschen am meisten, nur ist sie noch etwas Weniges zu hell; doch muß man sich in Acht nehmen in's ganz Dunkle zu fallen, wie es den Mayländern wohl begegnet.

9) Sollte wider Verhoffen dem Stempel ein Unglück widerfahren, so würde man sich billig finden lassen.

10) Auch wünschte man einen Probedruck der Rückseite zu sehen.

Weimar den 20. Junius 1825.


39/210.


An Johann Wilhelm Süvern

Ew. Wohlgeboren

empfangen den gefälligst mitgetheilten Schillerschen Brief, nach genommener vergönnter Abschrift, mit dem größten Danke zurück. Ich mußte mich gar sehr freuen den edlen Freund in seiner vollen Energie auf diesen Blättern wieder zu erblicken. Die Maxime daß nur der Lebende Recht hat ziemt einem solchen Geiste;[233] denn freylich, wer auf's Lebendige wirken will, darf am Vergangenen nicht mit allzugroßer Liebe verweilen.

Aber zugleich erneuert diese seine briefliche Äußerung das traurige Gefühl daß wir ihn nun schon zwanzig Jahre vermissen; man darf sich diesem Gedanken nicht hingeben; und ich eile mit der Bitte zu schließen: daß Sie mir als dem Überbliebenen, ein freundlich, wohl wollendes Andenken immerfort erhalten mögen.

ergebenst

Weimar den 21. Juni 1825.

J. W. v. Goethe.


39/211.


An Carl Philipp von Martius

Ew. Hochwohlgeboren

vermelde nur mit den wenigsten Worten die glückliche Ankunft der reichhaltigsten Sendung. Mein Dank wünschte sich der Gabe gleich zu stellen, wodurch meine Ungeduld, endlich wieder einmal von Ihnen zu vernehmen, über Wunsch und Hoffen befriedigt wird; indeß der Inhalt des so tief empfundenen und gedachten Schreibens mich auf eine persönliche Zusammenkunft, auf ein mündliches, vollkommenes Vereinen abermals höchst sehnsüchtig macht.

Nicht mehr, daß die Post nicht versäumt werde.

treu theilnehmend

Weimar den 22. Juni 1825.

J. W. v. Goethe.[234]


39/212.


An Johann Heinrich Meyer

Ihr Schreiben, allertheuerster Freund, mit der schönen Inlage ist mir geworden, wofür ich zum besten danke. Von Genf ist noch nichts zu vernehmen gewesen, deshalb wir denn das Nöthige noch zusammen werden besprechen können.

Von Berlin aus trug man an, den innern runden Raum des Revers in zwey Theile zu theilen, in dem oberen das Viergespann des Helios hervorsteigen zulassen; der Kopf des Gottes sollte unter der Waage zu stehen kommen. Nach gemeinsamer Berathung ließen wir uns das gefallen, weil es wirklich in der mitgesendeten Zeichnung gut aussieht. Sie wollten aber auch am Thierkreise mäkeln, welches wir ablehnten.

Mir gereicht zum höchsten Troste daß Sie ohne Anstoß nach Carlsbad gelangt sind, die Cur bekommt Ihnen gewiß gut und ich hoffe das Beste für die Folge.

Hier weiß man von nichts als freudigem Getümmel; das neue Gesellschaftshaus in Berka wird heute eingeweiht, morgen das Schauspielhaus gerichtet. Das gibt zu soviel Zerstreuungen Anlaß und die Zerstreuungen wieder zu soviel zerstreuendem Klatsch daß die Müßigen es nicht besser wünschen können. Ich[235] halte mich wie immer im Stillen und komme vorwärts in meinen Arbeiten und so können wir bey nächster Zusammenkunft in manchen Guten weiter schreiten.

An Schorn hab ich ein freundlich allgemeines Wort gesagt, das Nähere wenn Sie wieder kommen. Da wir indessen das Bild wieder wegschicken müssen, so laß ich es von Schmeller in schwarzer Kreide in eben derselben Größe copiren, theils behält man doch den Hauptbegriff vor Augen, theils erfährt man was unser unser Mann vermag.

Von Martius hat mir, außer dem Abschluß des großen Palmenwerks, noch manches Angenehme zugesendet; auch zeigt ein umständlicher Brief, daß man ihn unter den mitlebenden Naturforschern sehr hoch zu stellen hat.

Drey bis vier englische Werke auf die griechischen Angelegenheiten der Zeit zwischen 1823 und 24 bezüglich, vor, mit und nach Byron, versetzen unmittelbar in die dortigen Zustände; das Individuelle der wirkenden Menschen und Partheyen ist höchst merkwürdig, und man kann sich daraus einen ganz eigenen Zustand auferbauen, wornach denn die Gegenwart sich einigermaßen beurtheilen und die Zukunft vorahnen läßt. Seit Ihrer Abreise hat mich dieß in ruhigen Stunden meist unterhalten.

Ein Sänger von unserm Zelter gesendet meldet sich an, meine Tochter die ihn gehört hat lobt ihn gar[236] sehr, da werd ich denn auch wieder einmal willkommene Töne vernehmen.

Alles Gute möge mit Ihnen seyn.

treu angehörig

Weimar den 24. Juni 1825.

G.


39/213.


An Carl Friedrich Zelter

Die Briefe sind angekommen und schon in Arbeit; zur frommen architektonischen Begründung Eures Locals den besten Glückwunsch! Nun kann es nicht fehlen da Eure herrliche Anstalt schon so lange artistisch und sittlich auf's Vollkommenste gegründet ist. Mögest du ihr lange erhalten bleiben und sie dir, damit du nicht den Schmerz erlebest das was du gepflanzt und gepflegt hast vor deinem seligen Hintritt untergehen zu sehen. Dieß ist eine der großen Prüfungen die dem lange Lebenden zugedacht ist; dem alsdann, wie dem ehrlichen Hiob, eine humoristische Gottheit anderweitigen Ersatz reichlich gewähren möge.

Herr Spontini eilte durch. Zufällig war ich nicht zu Hause und doch hab ich ihn noch eine Viertelstunde gesprochen. Wie gut es zwischen uns sich anließ ersiehst du daraus daß wir mit einer Umarmung endigten und also deiner Empfehlung die beste Anerkenntniß zu Theil ward.

[237] Mit Eurem Bau seid Ihr aus dem Grunde heraus und wir mit dem unsrigen, wenigstens theilweise, auf dem Gipfel. Beykommender Spruch ist von Riemern; wobey du denn erfahren magst daß ich und Coudray in der Sache nicht weiter wirken. Die Veranlassung ist nicht ganz neu, aber doch noch immer überraschend genug; Specialia lassen sich dem Papiere nicht anvertrauen. Ich bin heilfroh.

Hiebey noch einiges Neue, Halbalte, Uralte, das sich denn eben selbst erklären mag. Inliegenden Brief bitte an unsern Regierungs-Rath Schmidt, den Verfasser des beykommenden Sonetts, gelangen zu lassen.

In der letzten Zeit befind ich mich so daß ich meinen Geschäften ununterbrochen vorstehen kann. Einiges Behagen ist aber auch nöthig; denn zu allem Werke, die mich nicht wenig beschäftigt, aber auch viel Gutes verspricht. Und somit! beiderseits Glück und Heil noch eine Strecke weiter! Laß ja von Zeit zu Zeit von dir vernehmen was es auch sey das um dich vorgeht und dir selbst begegnet; ich werde das Gleiche thun.

und so immer gleich

Weimar den 5. Juni 1825.

G.[238]


39/214.


An den Kronprinzen Ludwig von Bayern

[Concept.]

P. P.

Ew. Königlichen Hoheit gnädigst-wohlwollende Theilnahme, davon mir die angenehme Kenntniß seit mehreren Jahren auf mancherlei Weise zugekommen, gesellte sich zu dem schönsten Glück, das mir gegönnt ist. Diese Überzeugung nun Höchsteigenhändig bekräftigt, diesen hohen Vortheil bestätigt zu sehen, ist mir eine ganz unerwartet neue Freude.

Schon so lange begleite ich Ew. Königliche Hoheit auf Ihren Reisen auf Wegen und Stegen in dem herrlichen Lande, besonders in jener Stadt, wo auch mir zu tausendfältiger Einsicht bereiteste Gelegenheit ward, durch jene Stadt, nach der ich in Gedanken, wie nach einem verlornen Paradiese, immer wieder nicht ohne Trauern zurückkehre.

Auch Sie, verehrtester Fürst, haben empfunden daß die Zustände daselbst eigentlich nur künstlerisch, dichterisch ausgedruckt werden können; Sie fühlen sich genöthigt in rhythmisch-lakonischen Zeilen gewisse große Auffassungen in vielen Einzelnheiten darzustellen, damit das Angeschaute für immer bewahrt bleibe, und wie sehr ich durch diese Mittheilung gefördert worden darf ich wohl aussprechen; ich ward vielfach angeregt[239] und sah die mannichfaltigsten Gegenstände in ihren Eigenheiten mir wieder vergegenwärtigt.

Daß Höchst Dieselben jene von mir mit Neigung aus dem Kern erzogenen und sehr im Kinderzustande zurückgelassenen Pflanzen gnädigst beachten und einen frohen Wachsthum mit unschätzbarem Maaßstabe zu messen geruht, ist von der größten Bedeutung, denn es will sagen daß dasjenige was einmal in's Leben berufen ist, auch ohne weitere Sorge fern so gut als nah gedeihen mag, ja wohl auch einer liebevollen Theilnahme der Trefflichsten sich im echten Sinne zu erfreuen hat.

Die kühne Bitte um einen Abguß der unvergleichlichen Meduse haben Höchst Dieselben auf die gnädigste Weise zu verzeihen und zurecht zu legen geruht. Schon seit beynahe vierzig Jahren vermisse ich den sonst gewohnten Anblick eines Gebildes, das uns auf die höchsten Begriffe hindeutet wie sie sich dem Alterthum aus täglicher Gegenwart entwickelten. Höchst Dieselben haben das Glück so manche dergleichen Reste um sich zu versammeln, die, sonst auf ein Ganzes bezüglich, uns noch in uns selbst gegen die Zerstückelung des Tags zu einem höheren Ganzen herzustellen fähig sind.

Wenn ich nun diese herrlichen Schätze mit Augen zu schauen lebhaft begehren dürfte, so müßte mir doch das Glück Ew. Königlichen Hoheit persönlich aufzuwarten noch erwünschter seyn, da mir schon der unschätzbare Gewinn zu Theil ward, Höchst Ihro[240] huldreichen Eltern und den gleich gnädig für mich gesinnten Geschwistern unlängst in Verehrung und Zutrauen aufwarten zu dürfen.

Weimar den [6.] Juli 1825.


39/215.


An Carl Friedrich Zelter

Beykommendes sollte schon mit dem vorigen Paquet abgehen, nun folgt es mit einer Anfrage gemeldet, erschien auch Herr Reimer aus Berlin. Persönlich gefiel er mir ganz wohl, ich hatte ihn schon früher gesehen. Auch seine Vorschläge waren einfach und tüchtig. Auch hab ich sonst nicht anderes als Gutes von ihm gehört. Die Acquisition einer Buchhandlung in Leipzig scheint auch ausgebreitete Handelsverhältnisse zu beweisen. Was wüßtest du im Allgemeinen mir von ihm zu sagen?

Hofr. Meyer ist von C.[arls] Bad glücklich zurück.

Weimar den 6. Juli 1825.

G.


39/216.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[7. Juli 1825.]

Ew. Königlichen Hoheit

gedachte Beykommendes eilig zu übersenden als ich vernahm daß Höchst Dieselben schon wieder abgereist seyen. In eben dem Augenblick erschien Hofmechanikus[241] Körner mit dem versprochenen dreyfachen Prisma, eine der schönsten Vorrichtungen zur ganzen Farbenlehre, wodurch die so höchst wichtige Achromasie in ihren Bedingungen auf's bequemste darzustellen ist. Das Instrument in der Hand und vor den Augen läßt sich über diese wohl abstrus zu nennende Materie allenfalls einige Unterhaltung pflegen. Denn genau genommen sind es Facta die wir wohl schauen, darstellen, berechnen aber nicht begreifen können.

Eben das ist von kleinen mit Linien versehenen Stahlplatte zu sagen. Beiden Fällen habe ich eigene Capitel in meiner Farbenlehre gewidmet, wo ich mich denn freylich, um zum Ziele zu gelangen, anders ausdrucken mußte als die Männer vom Fach; deswegen aber auch von ihnen ungünstig angesehen werde.

Körner hat sich bey diesem künstlich zusammengesetzten kleinen Instrumente sehr wacker gehalten und es freut mich daß ich dadurch in den Stand gesetzt werde sein Unternehmen mit mehr Aufmerksamkeit verfolgen zu können. Wenn der Mann eben so gut zu hören als zu sprechen verstünde, so wäre er ganz unschätzbar.

Und so darf ich denn auch zum Schluß nicht versäumen auszudrücken wie sehr mich der ganz unerwartete Besuch des Großherzogs von Mecklenburg Königliche Hoheit überrascht und erfreut hat. Solche dauernde Verhältnisse sind wie hochaufgewachsene Bäume von denen man kaum begreift daß man sie als junge Pflanzen gekannt.[242]


39/217.


An den Grafen F. von Eyben

[Concept.]

P. P.

Ew. Excellenz

höchst verehrliche Sendung mußte mich auf's angenehmste überraschen, denn wie durfte ich mir versprechen, daß Ihro Königliche Majestät, ohne vorhergegangenes allerunterthänigstes Gesuch, mich mit der Erfüllung meiner Wünsche begnadigen werden.

Seh ich jedoch hieran daß Ew. Excellenz unaufgefordert mich vertreten und durch Ihr vielgeltendes Vorwort diese mir so wichtige Angelegenheit geneigtest einleiten wollen; so habe ich meiner gefühltesten Dankbezeigung auch die geziemende Bitte hinzuzufügen, an den Stufen des Throns meiner als eines lebenslang allerunterthänigst Verpflichteten und die mir erwiesene ganz besondere Gnade allseitigst Anerkennenden zu gedenken.

Denn wie sollt ich gehörig ausdrucken wie sehr mich die geneigte Umsicht rühren muß, so wie die wohlwollende Sorgfalt, welche eine doppelte Ausfertigung und die Erstreckung eines weiten Termins in Betracht ziehen wollen.

Und so bleibt mir denn auch noch zu bemerken, daß ich für Schuldigkeit achte die mir so vortheilhaften als ehrenvollen Privilegien zur Kenntniß des Publicums auf eine schickliche Weise zu bringen.

[243] Wage ich nun zu bitten und zu hoffen daß Ew. Excellenz die bisher erwiesene Geneigtheit auch auf die Folge zu erstrecken geruhen möchten, so darf ich glauben, daß solche sich auch auf die Meinigen, als die eigentlich in diesem Falle Begünstigten ausdehnen werde; wie denn ebnermaßen mein dankbares Gefühl auf meine Familie übergehen und bis in späte Zukunft sich in ihr lebendig erhalten muß.

Der ich unter lebhaftem Bedauern, Hochdenenselben nicht in Person und mündlich weit ausdrucksvoller und andringlicher, als ein Schreiben erlaubt, meine Gefühle darbringen zu können, mich unterzeichne.

Weimar den 8. Juli 1825.


39/218.


An Carl Philipp von Martius

In Hoffnung daß Beykommendes noch nicht in Ihren Händen seyn werde, übersende solches als ein Zeichen meines fortdauernden lebhaften Andenkens und aufrichtiger Theilnahme, da ich mir nicht anmaßen darf die Hauptschuld auch nur zum Theil abzutragen. Doch bereite mich, mitten unter aufgehäuften Arbeiten, zu mannichfaltiger Mittheilung.

Treuste Gesinnung hegend

und bekennend

Weimar den 8. Juli 1825.

J. W. v. Goethe.[244]


39/219.


An Christian Wilhelm Schweitzer

[Concept.]

[Etwa 9. Juli 1825?]

Ew. Hochwohlgeboren

nehme mir die Freyheit anzuzeigen daß nächsten Montag Herr General-Superintendent Röhr uns das Vergnügen machen wird sich bey einem frugalen Familienmahl gefällig einzufinden, und zugleich die Hoffnung auszusprechen daß Ew. Hochwohlgeboren uns auch die Ehre Ihrer Gegenwart gönnen möchten.


39/220.


An Caroline von Wolzogen

Schon längst hätte ich, meine verehrte Freundin, von Ihnen selbst zu vernehmen gewünscht wie Sie sich befinden, und wie es Ihrem guten Sohn ergeht, dessen Zustand auch mir große Sorge gemacht hat.

Das Besondere jedoch worüber ich zu sprechen wünschte ist unsre bisher stockendes Geschäft; die Redaction der bewußten Briefe ist zwar weit genug gediehen allein zu einem Abschluß schwer zu gelangen; die schönsten und geistreichsten Stellen, die man nicht missen möchte, die als Würze des vielen Gleichgültigen unentbehrlich scheinen, sind solche die entweder noch Lebende, oder die Freunde kurz Verstorbener nothwendig verletzten würden; wie lange man daher den Druck hinzuhalten habe wüßte ich nicht zu sagen.

[245] Damit aber die Schillerischen nicht ihres zu erwartenden Antheils an diesem Unternehmen noch ferner entbehren, so macht es mir Vergnügen erklären zu können daß ich zu Michael im Stande bin denselben mit zwey tausend Thalern vorläufig abzutragen; wobey ich zugleich für mich und die Meinigen verspreche, daß wenn in der Folge auf irgend eine Weise sich ein höherer Gewinn daraus ziehen ließe, solcher im Sinne der alten unverbrüchlichen Freundschaft jener Seite mit zu Theil werden solle.

Mögen Sie, meine Theuerste, mir hierüber Ihre Gedanken eröffnen und vielleicht bey den Interessenten die nöthigen Schritte thun so werde ich es dankbar erkennen und zum Abtrag jenes Anerbietens mich bereit halten.

Mit den treusten Wünschen unverbrüchlich

Der Ihrige

Goethe.


Zu obigem als Sohn mich auf jeden Fall verpflichtend. Weimar den 10 ten Juli 1825.

J. A. von Goethe.


39/221.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

ziehen Beykommendes in gefällige Betrachtung und eröffnen mir ein geneigtes Gutachten. Sollte der[246] Aufsatz zu umständlich scheinen so würde mündlich die Ursache mit wenigem anzugeben seyn.

gehorsamst

Weimar den 11. Juli 1825.

Goethe.


39/222.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

empfangen freundlich Beykommendes in Abschlag meiner immer wachsenden Schuld, welche in der Folge nach Ihren Wünschen abzutragen hoffe, und fahren mit Geneigtheit in einem Geschäfte fort, wozu ich freylich in dem Augenblick theilnehmende Freunde mir erbitten muß.

Die nächsten Bände werden sogleich erfolgen. Mit den besten Wünschen mich schönstens empfehlend.

ergebenst

Weimar den 13. Juli 1825.

J. W. v. Goethe.


39/223.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

erhalten hiebey was über Achromasie in Druck und schriftlich auszusprechen ist; mündliche Erläuterung würde die Angelegenheit geschwinder aufklären. Vielleicht lesen Höchst Dieselben bey diesem Anlaß in dem[247] zweyten geschichtlichen Theil vom 17. Jahrhundert an, wo manches in's Allgemeine Gehende zu angenehmer Unterhaltung dienen kann.

Döbereinern soll die überraschende Notiz sogleich vorgelegt werden, merkwürdig genug ist es daß auch hier eine Natur-Bedingung sich der größeren Brauchbarkeit einer unschätzbaren Technik entgegensetzt, eine Bedingung an die niemand hätte denken können.

Möge die Vermehrung der höchsten Familie sich glücklich einstellen und ein reiselustiger Sohn uns zunächst angekündigt werden.

Erst in diesen letzten Tagen, besonders gestern Abend bey einer Spazierfahrt um's Webicht, konnte ich bey der Congruenz unserer Barometerstände versichert seyn daß über dem Ottowald wie über dem Ettersberg eine heitere Atmosphäre sich ausbreite.

Von Varnhagen und Frau besuchen mich diese Tage; es thut mir leid daß ich ihn nicht mit Ew. Königlichen Hoheit Beyfall habe erfreuen können. Es sind ein paar bedeutende, aufmerkende und mittheilende Personen. Die Schärfe berlinischer Zungen milderten sie in diesen wenigen Stunden ganz freundlich; ich habe manches durch sie vernommen was über Zustände und Vorfallenheiten zur willkommenen Aufklärung diente.

Das nun vollständig angelangte Museum Worsleyanum ist für den Kunst- und Alterthumsfreund ein unerschöpflicher Born, wieviel danken wir Ew. Hoheit[248] daß Sie uns denselben wie so viele andere zugänglich gemacht.

Um aber eine sich eben darbietende Gelegenheit nicht zu versäumen eile zu schließen mich zu fernerer Huld und Gnade angelegentlichst empfehlend.

Weimar den 15. Juli 1825.


[Beilage.]

Gnädigst zu gedenken.

Die Lehre von der Achromasie und Hyperchromasie ist in meiner Farbenlehre Ersten Theil § 285 bis 298 kürzlich vorgetragen und zwar in Bezug auf die beygelegte vierte Tafel und deren vorgedruckte Erklärung pag. 7.

Ferner ist die chemische Wirkung bey der dioptrischen Achromasie § 682-687 im Kurzen verhandelt worden.

Sodann im zweyten Theile Seite 581 die Geschichte der Entdeckung, Resultate und Folgen vorgetragen. Sämmtliche Stellen sind mit Orange-Papierstreifen bezeichnet. Hieraus geht nun hervor daß ein achromatisches Prisma oder Objectiv aus zwey Glasarten, aus Crown- und Flintglas bestehen müsse um den gewünschten Effect: beybehaltene Brechung und entfernte Farbenerscheinung, hervorzubringen. Und so ist denn auch bey dem Körnerischen kleinen Apparat das mittlere Prisma von Flintglas, das obere und untere von Crownglas.

[249] Soviel wüßte schwarz auf weiß von dieser Angelegenheit vorzutragen. Weil aber bey der experimentirenden Beobachtung einige Gewohnheit und Fertigkeit nöthig ist und bey der reflecktirenden Ansicht frühere Prämissen sich nothwendig machen, so würde, wenn noch eine Dunkelheit übrig bleiben sollte, dieselbige nur in Gegenwart mündlich beseitigen können.

Da jedoch Höchst Dieselben der Mathematiker erwähnen so sey es mir erlaubt auszusprechen daß wohl noch ein halbes Jahrhundert hingehen möchte bis sie sich mit mir versöhnen und gewahr werden daß ich auch ihnen zu Vortheil und Bequemlichkeit gearbeitet habe.

Weimar den 15. Juli 1825.


39/224.


An Johann Wolfgang Döbereiner

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

wegen nachstehender Frage hiemit anzugehen, werde hohen Orts veranlaßt.

Des Herzogs von Clarence Königliche Hoheit haben Serenissimo die Notiz mitgetheilt: daß die Dampfschiffe große Seereisen zu machen nicht vermöchten weil die Ruder im Salz oder gesalzenem Wasser beständig oder lange fortwährend bewegt sich entzündeten.

[250] Die Frage entsteht daher ob in physisch-chemischen Experimenten etwas Analoges bekannt sey? woraus eine solche Folgerung gezogen werden könnte; worüber mir gefällige Mittheilung erbitte.

Weimar den 18. Juli 1825.


39/225.


An Johann Jacob von Willemer

Ein herrlicher Baum ist glücklich angekommen, dessen nähere Kenntniß mir bisher völlig abging. Darf ich Sie ersuchen, mein Theuerster, den allerbesten Dank deshalb abzutragen und bey dem prächtigen Sonnenuntergang über Berg, Stadt und Fluß meiner in alter Liebe und Treue zu gedenken.

und so fort an

Weimar den 20. Juli 1825.

J. W. v. Goethe.


39/226.


An Caroline von Egloffstein

Wenn unsere theure Freundin Gräfin Line mir die Barometerstände von Petersburg, und zwar nur vom Februar dieses Jahrs, baldigst verschaffen könnte, so geschähe mir ein großer Gefalle. Könnte man fernerhin die Barometerstände des genannten Monats von Moskau, und wo sonst im großen Kaiserthum beobachtet wird, gleichfalls erhalten, so würde meine Verbindlichkeit noch größer seyn.

[251] Bey der Akademie der Wissenschaften findet sich wohl alles dieß zusammen, auch verbreitet sich der Einfluß unserer theuren Freundin gewiß über diese ernste Gesellschaft. Doch wird der treuen Seele unserer Guten es gewiß scherzhaft erscheinen daß ich sie, die Allerbeständigste, daß ich sie um das Verhalten des Allerbeweglichsten befrage.

Die schönsten Grüße und ein herzliches Lebewohl!

Weimar den 21. Juli 1825.

Goethe.


39/227.


An Friedrich Theodor von Müller?

[Concept.]

Es würde mir viel Vergnügen verschaffen wenn ich die Barometerstände des Februar von diesem Jahre, wie sie in Paris auf der Sternwarte gewiß beobachtet worden, baldigst erhalten könnte. Sodann aber geschähe mir ein bedeutender Gefalle wenn ich die Beobachtungen anderer Orte für eben diesen Monat, wie sie von sonstigen Beobachtern, wo es auch sey, in Europa oder den übrigen Welttheilen verzeichnet worden, nach und nach erhalten könnte. Wahrscheinlicher Weise fließen dergleichen auf der Pariser Sternwarte viele zusammen.

Weimar den 21. Juli 1825.[252]


39/228.


An Clemens Wenzeslaus Coudray

Herr Ober-Baudirector Coudray ist eingeladen, heute Abend um 6 Uhr mit nach Belvedere zu fahren. Hofrath Meyer erwartet unserer zu einer Conferenz wegen der Genfer Medaille.

W. den 21. Juli 1825.

G.


39/229.


An Friedrich Theodor von Müller

Heute Abend gedenke mit Professor Riemer nach Belvedere zu fahren und die Medaille mit Hofrath Meyer schließlich zu besprechen. Vielleicht kommen der Herr Canzler nach Bequemlichkeit auch hinauf.

W. den 21. Juli 1825.

G.


39/230.


An Carl Leopold von Beust

Ew. Excellenz

in der so glücklich eingeleiteten und obschon langsam, doch günstig vorschreitenden Angelegenheit abermals um gefällige Mitwirkung anzugehen, möchte wohl der Zeit und den Umständen gemäß erachtet werden.

Hierbey erfolgen also zuerst drey Bittschreiben an Ihro Majestäten die Könige von Sachsen, Bayern und Würtemberg zu geneigter Besorgung an die respectiven[253] Herren Gesandten, welchen andringlichst empfohlen zu seyn wünsche.

Aus der beygelegten Copie werden Ew. Excellenz ferner den Inhalt und die Art meines Vortrages beurtheilen. Sollte derselbe zu weitläufig erscheinen so möge Folgendes zur Entschuldigung dienen.

Ich habe einige bisher vorgekommene Bedenken und Anforderungen vorläufig beseitigen und anderes, das sich ereignet, vortheilhaft aufstellen wollen. Daher suchte ich hinzudeuten auf das Verlangen Großherzoglich Hessischer Gesandtschaft, den Verleger genannt zu wissen: auf die Anordnung des Königlich Würtembergischen General-Rescripts vom 25. Februar 1825, daß das Privilegium jedem Bande vorgedruckt werden solle, und noch auf anderes, was sich auf die gewöhnlichen bisherigen Vorkommnisse bezog.

So hab ich denn auch den durch das Königlich Dänische Privilegium (welches überhaupt die Sache sehr groß behandelt und weshalb ich des Herrn Grafen v. Eyben Excellenz aber und abermals meinen verpflichteten Dank abzustatten bitte) bis auf 50 Jahre erstreckten Termin gleichfalls mit eingeführt, übrigens aber auch mein Gesuch dem an die hohe Bundestags-Versammlung gerichteten Petitum conform zu halten getrachtet.

Wenn ich nun aber nach und nach die übrigen nöthigen Expeditionen einzusenden nicht ermangeln werde; so enthalte ich mich doch an die Kaiserlich[254] Östereichischen und Königlich Preußischen Majestäten ein besonderes Bittschreiben zu richten, indem ich von dorther gar wohl ein motu proprio erwarten darf.

Eben deshalb hab ich auch des Herrn von Naglers Excellenz mit keiner weiteren Anmeldung belästigt und darf nicht unbemerkt lassen, daß ich von des Freyherrn Herrn von Münch-Bellinghausen Excellenz auf zwey Schreiben, eins nach Wien, das andere nach Frankfurt am Mayn noch mit keiner Antwort beehrt worden bin; weshalb ich denn wohl seiner geneigten Fortwirkung im Stillen mir schmeicheln dürfte.

Sollte, wie in des Herrn Baron von Gruben Excellenz früherer Note geschehen, auch noch über den Inhalt der neuen Auflage weitere Aufklärung verlangt werden, so gibt die Copie meines an die drey königlichen Majestäten gerichteten Schreibens hierüber allgemeine Auskunft, das Nähere jedoch erhellet aus einer Beylage, welche zu Vergleichung der neueren Ausgabe mit dem älteren Abdruck verfaßt worden.

Hiernach sey mir denn ferner erlaubt noch einen Umstand zur Sprache zu bringen: Ihro Majestät der König von Dänemark haben geruht, das allergnädigste Privilegium auch auf das Herzogthum Schleswig, das mit dem deutschen Bunde in keinem Verhältniß steht, durch ein besonderes Document auszudehnen. Sollte man wohl bey Ihro Majestät dem König der Niederlande ein Privilegium für Höchstdero sämmtliche Staaten zugleich mit dem für das Großherzogthum[255] Luxemburg erbitten dürfen? Vielleicht sondiren Hochdieselben des Herrn von Grünne Excellenz, ob man mit dergleichen Gesuch hervortreten dürfe; ich würde mich sodann an denselben unmittelbar wenden und eine frühere aus persönlicher Bekanntschaft entsprungene Gewogenheit bescheidentlich in Anspruch nehmen.

Und so darf ich denn wohl für dießmal mit bescheidenem Vorbehalt fernerer Mittheilungen für die bis jetzt erzeigte unschätzbare Geneigtheit höchlich dankend mich mit vollkommenster Hochachtung unterzeichnen

Ew. Excellenz

ganz gehorsamster Diener

Weimar den 22. Juli 1825.

J. W. v. Goethe.


39/231.


An Johann Lorenz Schmidmer

[Concept.]

[22. Juli 1825?]

Mit Vergnügen erinnere mich daß Dieselben vor geraumer Zeit eine sehr schöne Acquisition für meine Sammlung besorgt die mir bis auf den heutigen Tag noch Freude macht. Sehr angenehm war es mir daher daß Sie einen durch Herrn Hofrath Meyer ergangenen Auftrag gefällig übernehmen und wie aus Ihrer Rückantwort hervorgeht mit so vieler Sorgfalt behandeln wollen.

Hiedurch veranlaßt füge noch die Frage hinzu: wie man sich allenfalls zu benehmen hätte um von[256] der Majolika S. 37 und zwar b Credenz und flache Schalen einige acquiriren wollte?

Da man nur etwa vierzig Gulden Rheinisch daran zu wenden gedenkt, so würde man wohl auf die vier ersten renunciiren müssen; bey den folgenden aber bis Nr. 20 incl. käme es hauptsächlich darauf an inwiefern die Gegenstände von Bedeutung und die Ausführung in der gegebenen Art sorgfältig wäre.

Da man jedoch hierüber in der Entfernung weder urtheilen noch beschließen kann so wollte ich Ew. Wohlgeboren Rath mir erbitten wie Sie, nach Kenntniß der Gegenstände sowohl als der nähern Umstände, darüber denken und was Sie allenfalls räthlich glauben würden, wie ich mir dann auch über die vier ersten und deren besonderen Werth einige nähere Nachricht erbitte.


39/232.


An Eduard Jerrmann

[Concept.]

[22. Juli 1825?]

Ew. Wohlgeboren

danke zuförderst für das mir bewiesene Vertrauen; darf jedoch nicht verhehlen daß ich es für eine schwierige Sache halte, das Vorspiel zu Faust in ein Vorspiel zu Eröffnung eines neuen Theater-Unternehmens zu verwandeln. Es müßte beynahe umgeschrieben werden, wenn es so höflich, artig und einnehmend einem Publicum gebracht werden sollte als es jetzt trotzig und[257] unfreundlich ist, wie man es allenfalls dem Leser, nicht aber dem Zuschauer bieten darf. Sollte man jedoch diese Umwandlung unternehmen, so dürften Sie nach meiner Einsicht Iphigenie nicht darauf folgen lassen, sondern ein recht heiteres und lustiges Personen- und Abwechselungreiches Stück dazu wählen, Iphigenien aber in ihrer ganz ruhigen Erscheinung für sich einige Zeit darauf folgen lassen. Leider kann man, da bey dem Theater alles von augenblicklichen Umständen abhängt, nicht wohl einen passenden und auslangenden Rath geben. Deswegen ich meinen guten Willen auf dieses wenige beschränken und mich Ihrem geneigten Andenken, zu der neuen Laufbahn alles Glück wünschend, angelegentlich empfehlen kann.


39/233.


An die Könige von Bayern,Sachsen und Württemberg

Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König,

Allergnädigster König und Herr!

Ew. Königliche Majestät

haben die von allerunterthänigst Unterzeichnetem bey der hohen Bundes-Versammlung eingereichte submissiste Bitte um ein Privilegium für die Ausgabe seiner Werke letzter Hand schon eines allergnädigsten Blickes gewürdigt und ich erkühne mich daher, das Nähere zu Unterstützung jenes Gesuchs umständlicher vorzulegen.

Die Absicht ist, meine schriftstellerischen Arbeiten,[258] mit denen ich mich lebenslänglich beschäftigt und deren großer Theil schon gedruckt ist, gesammelt herauszugeben und hierauf meine letzten Lebensjahre zu verwenden.

Nun würden zuerst die poetischen, rhetorischen, historischen, kritischen Arbeiten etwa vierzig Bände füllen: hierauf aber wäre dasjenige, was ich in Bezug auf bildende Kunst unternommen, nicht weniger, was ich in der Naturwissenschaft versuchte, in einer nicht füglich zu bestimmenden Zahl von Bänden nach zu bringen.

Da nun aber zu einem solchen Unternehmen schon mehrjährige Aufmerksamkeit und Bemühung erforderlich war, auch zunächst noch seyn wird, um zuletzt eine solche Rechenschaft abzulegen; so würde es um so wünschenswerther seyn, daß der Verfasser von den unausgesetzten Bemühungen seines Lebens billigmäßigen Vortheil ziehe, welcher durch den in Deutschland noch nicht zu hindernden Nachdruck gewöhnlich verkümmert wird. Deshalb erkühne mich nun Ew. Königliche Majestät hiedurch bescheiden anzugehen mich in allen, in Höchst Ihro Landen gegen den Nachdruck schon bestehenden Gesetzen und Anordnungen einzuschließen, besonders aber für gedachte vollständige kritische Ausgabe meiner Werke ein Privilegium zu ertheilen, so daß ich gegen den Nachdruck und dessen Verkauf in Höchst Ihro Staaten völlig gesichert sey, unter Androhung der Confiscation und sonstiger Strafen, welche theils den Landesgesetzen nach schon bestehen, oder künftig nöthig erachtet werden möchten.

[259] Und zwar wage ich, mir ein solches Privilegium für mich, meine Erben und Erbnehmer in der Maaße zu erbitten, daß sowohl ich, wenn ich den Verlag selbst oder in Gemeinschaft besorge, als auch, wenn ich einem Verleger die Befugniß übertrüge, dieser des gesetzlichen Schutzes genießen möge.

Sollte es hiebey nicht genehm seyn, diese Ausgabe der letzten Hand, die für künftig keine Abänderung erleiden, auch um einen annehmlichen Preis verkäuflich seyn soll, auf unbestimmte Zeit zu privilegiren, so erlaube mir doch die allerunterthänigste Bitte, den anzusetzenden Termin auf fünfzig Jahre zu erstrecken, damit meine Familie sich auch unter die vielen mitzählen dürfe, welche in Allerhöchst Ihro Landen eines dauerhaft beschützten Glückes genießen.

Und so werde ich denn auch nicht ermangeln, das mir so vortheilhaft als ehrenvoll gegönnte Privilegium auf eine geziemende Weise dem Publicum vor Augen zu bringen. Eine solche gnädigste Vergünstigung würde ich mit dem reinsten, devotesten Dank erkennen und für die höchste Belohnung achten, die mir für meine unausgesetzten vieljährigen Bemühungen nur immer hätte zu Theil werden können.

In tiefster Ehrfurcht

Ew. Königlichen Majestät

allerunterthänigster Diener

Johann Wolfgang von Goethe.

Weimar den 22. Julius 1825.[260]


39/234.


An Friedrich Theodor von Müller

[Concept.]

[Etwa 22. Juli 1825?]

Indem ich die unterzeichneten Cirkularien hiermit zurücksende lege die Abschrift des Trauergesanges bey.

Ferner bringe die Trippelische Gipsbüste in Berlin in Erinnerung.

Sodann könnte Herr Regierungs-Rath Schmidt mich doppelt verbinden wenn er mir den Berliner Barometerstand vom Februar dieses Jahrs und die Höhe von Berlin über der Meeresfläche baldigst verschaffte.

Könnte man bey dieser Gelegenheit etwas Näheres erfahren was eine dieser Gelegenheit etwas Näheres erfahren was eine vorjährige (oder vielleicht schon gar die vom Jahr 1823)

an das Ufer der Ost- und Nordsee von Berliner wissenschaftlichen Männern unternommene Expedition für Gewinn getragen hat, so wird es sehr angenehm seyn da man schon lange auf einige Notiz gewartet hat.

Einige nach Paris zu sendenden Wünsche lege nächstens vor und erbitte mir die vollständige Adresse an des Herrn Grafen Beust Excellenz nach Frankfurt a/M.[261]


39/235.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey die Wahlverwandtschaften und Wanderjahre Gelegenheit gefälligst durchzugehen und überzeugt zu bleiben daß ich die Gesinnungen, aus welchen Ihre Theilnahme sich herleitet, im reinsten Sinne anzuerkennen und zu würdigen weiß, auch immerfort dankbar vor Augen habe. Diese mir so wichtige Angelegenheit im Allgemeinen und Besondern jetzt und künftig Ihrem dauernden Wohlwollen bestens empfehlend.

ergebenst

Weimar den 23. Juli 1825.

J. W. v. Goethe.


Nachschriftlich

bemerke den Wunsch daß die Paquete der Botenfrau Vollbrachten übergeben werden möchten, welche Accord hat und von deren Vorsicht man überzeugt seyn kann.


39/236.


An Friedrich Jacob Soret

Beygehendes Paquet von Freund Meyer ausgefertigt kann ich nicht abgehen lassen ohne Sie, mein Werthester, auch einmal zu begrüßen und vor allen Dingen auszusprechen wie sehr uns das geglückte Bild unserer Fürstin erfreut hat; Herr Bovy wird gewiß damit[262] Ehre einlegen, wie wir denn, die wir unsern Zweck dadurch erreichen, alle Ursache haben auch Ihnen bestens für die Vermittelung zu danken.

Ferner muß ich versichern daß mir die Erscheinung des bösen Geistes große Freude gemacht hat; es ist völlig derselbe Sinn und Ton wie ihn die Deutschen zu jener Zeit in ähnlichen Productionen vortrugen. Haß und Partheygeist bedienten sich damals zu ihren Absichten auch wohl eines geistreichen Spaßes.

Darf ich bitten mein Andenken in dem schönen Bergthale gelegentlich zu erneuen; welche Kunde ich auch von Witterung die das allgemeine Vergnügen von Zeit zu Zeit stören kann, sonst ist alles wohl und froh. Ich wiederhole die Bitte meiner überall zu gedenken.

Meyers Aufenthalt in Belvedere hat mich schon einmal am schönen Abend hinauf gelockt, ich gönne ihm den freundlichen Aufenthalt von Herzen, zu seiner Erholung. Indessen bereiten wir uns hier am Orte zu einem frohen Empfang der Abwesenden. Unsere Frauenzimmer und jüngere Freunde scheinen sich vorzüglich Berka zu belieben, und sich auf größere Geselligkeit, Feste und Tänze im Stillen vorzubereiten.

Den lieben Prinzen grüßen Sie besonders von mir; unsere Kleinen sind munter und tragen die Nachwehen vergangener Leiden mit frohem Kindersinne.

[263] Möge ich Sie bald wieder sehen, Ihres belehrenden und erfreuenden Umgangs zu genießen.

treulich ergeben

Weimar den 25. Juli 1825.

J. W. v. Goethe.


39/237.


An Julius Eberwein

[Concept.]

Die hier wieder zurückkommenden kleinen Gedichte habe mit Vergnügen gelesen und wird derselben in dem nächsten Heft von Kunst und Alterthum freundlich gedacht werden.

Weimar den 26. Juli 1825.


39/238.


An Friedrich Beuther

[Concept.]

[26. Juli 1825.]

Herr Beuther wird hiedurch auf's höflichste ersucht die Angelegenheit der besprochenen Decoration vorerst auf sich beruhen zu lassen bis zu fernerer Verabredung. Auch ist derselbe auf Sonntag den 31. Juli zum Mittagstische freundlichst eingeladen.


39/239.


An Johann Heinrich Meyer

Hierbey, mein Theuerster, die Silhouette des Charons; wollen Sie mir ein paar Worte darüber sagen,[264] so will ich sie in den Brief an Schorn einschalten, wo sie besser hinpassen als in den Aufsatz. Zu Mittag sind Sie freundlichst eingeladen.

W. den 28. Juli 1825.

J. W. v. G.


39/240.


An Johann Nepomuk Hummel

[Concept.]

[30. Juli 1825.]

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey die verabredeten Gesänge, an denen ich nur Freude haben kann wenn sie durch Ihre Meisterkunst in's Leben gerufen sind, wovon ich mir gelegentlich einige Mittheilung erbitte.

Hochachtungsvoll.


39/241.


An Carl Leopold von Beust

Ew. Excellenz

abermals einige gefällig zu übergebende Schreiben einsendend, verfehle nicht zu bemerken, daß ich bald nach Empfang der Königlich Dänischen Privilegien schon am 8. Juli an des Herrn Grafen von Eyben Excellenz, geleitet durch einen früheren Wink, die schuldige Zuschrift erlassen, welche Hochdenenselben inzwischen vielleicht schon bekannt geworden.

Indem ich mir nun fernerhin die Erlaubniß ähnlicher Sendungen zu erbitten die Freyheit nehme, leb[265] ich der Hoffnung, bey nächster glücklicher Feyer meine aufrichtigste Dankbarkeit und wahrhaft hochachtungsvolle Anhänglichkeit persönlich auszusprechen.

Ew. Excellenz

ganz gehorsamster Diener

Weimar den 30. Juli 1825.

J. W. v. Goethe.


39/242.


An Johann Carl Ludwig Schorn

Euer Wohlgeboren

erhalten hiebey den versprochenen Aufsatz welcher die Gedanken der Weimarischen Kunstfreunde über die eingesendeten Zeichnungen enthält. Möchten die diesseitigen Ansichten mit dem Urtheil der Stuttgarter Kenner und Liebhaber zusammen treffen und Sie davon in dem Kunstblatte einen gefälligen Gebrauch machen. Den anzufügenden Umriß, wenn ihn der Künstler gebilligt hat, werden Sie auch ohne Bedenken beylegen und so die Angelegenheit beschleunigen können.

Sodann erbitte mir von Nummer des Kunstblattes eine Anzahl Abdrücke für hiesige und auswärtige Freunde.

Danken Sie Herrn von Cotta bestens für die Veranlassung, welche so schöne Furcht getragen hat; auch seyen die sämmtlichen Künstler in meinem Namen gegrüßt. Herr Leybold wird an unserer Entwickelung[266] sehen, daß wir in seine Gedanken einzudringen versucht haben. Das Weitere behalten wir uns vor in Kunst und Alterthum zu entwickeln, denn ein Werk dieser Art ist unerschöpflich, es regt einen guten Ge danken nach dem andern.

Ich habe mir es daher durch einen jungen geschickten Künstler genau in derselben Größe mit schwarz und weißer Kreide auf grau Papier nachbilden lassen, und wenn die Copie auch den Geist des Originals nicht ganz wieder gäbe kann man doch zufrieden seyn die Idee des Ganzen und die Intentionen des Einzelnen klar vor Augen zu haben, und mit Fremden und Einheimischen sich darüber zu besprechen.

Und so bleibt denn immer eine glückliche Nachbildung in Steindruck durch den Künstler selbst höchst wünschenswerth, und ich verspreche mir davon für Kunst und Kunstkenntniß vielfaches Gute, denn ein hoher Begriff, meisterhaft dargestellt, muß für den Augenblick und in alle Zeiten sich wirksam erweisen.

Die Kiste wohl eingepackt soll mit der nächsten Fahrgelegenheit abgehen und die hierher gesendete Declaration dem Frachtbrief hinzugefügt werden, mit den besten Wünschen einer glücklichen Rückkehr; wie ich denn mit dem freundlichsten Dank mich nunmehr zu geneigtem wohlwollenden Andenken bestens empfehle. Sie haben ihn durch die fortgesetzten Bemühungen um diese Angelegenheit vielfach verdient, wodurch Sie uns allen, besonders aber mir das größte Vergnügen sowohl[267] durch ein gegenwärtiges Anschauen als durch Erinnerung an vergangene glückliche Zeiten thätig verschafft haben, und es wird sich dar aus noch manches Angenehme und Nützliche entwickeln. Auch den Herren Boisserées bitte mich bestens zu empfehlen.

ergebenst

Weimar den 31. Juli 1825.

J. W. v. Goethe.


39/243.


An Johann Lorenz Schmidmer

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

so wie Herrn Börner danke zum allerschönsten für die mir mitgetheilte Aufklärung. In solchen Dingen bleibt immer etwas zweifelhaft und dem Zufall überlassen.

Meine Erklärung in dieser Sache geht nunmehr dahin daß ich hundert Gulden Rheinisch daran zu wenden gedenke und wäre zuerst auf Nr. 1 Das letzte Abendmahl zu reflectiren. Was die übrigen betrifft so stelle solches Ihrer und Herrn Börners Beurtheilung anheim; es ist freylich zu wünschen daß sie unterhalb der Taxe zu erhalten seyen; doch bleibe dieß alles Ihrer Aufmerksamkeit und Beurtheilung gänzlich überlassen.

Für das Einpacken bitte gleichfalls wohl zu sorgen und wäre die Kiste mit Stroh außen zu emballiren[268] und durch Fuhrgelegenheit an Herrn Carl, angesehenen Handelsmann in Jena, seiner Zeit zu überschicken.

Frühere Anzeige während dem Laufe der Auction mir erbittend. Die Bezahlung erfolgt mit der von Herrn Hofrath Meyer gemachten Bestellung.

Mit den besten Wünschen zu geneigtem Andenken mich empfehlend.

Weimar den 31. Juli 1825.


40/1.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

an so schönen Abenden, deren wir jetzt genießen, einmal aufzuwarten wäre mein höchster Wunsch, welchem leider meine immer zunehmende Immobilität entgegen tritt. Gestern Abend war ich jedoch in Belvedere wo ich die angenehmsten Gewächse des gegenwärtigen Augenblicks in der Wirklichkeit und gar manches höchst bedeutende vergangener Tage im Bilde sah. Die große Trockenheit, mir freylich sehr willkommen, läßt das Pflanzenreich überhaupt trauriger aussehen als billig, die gepflegten und begossenen Gewächse dagegen stehen frisch und munter.

2) Daniells Werk war mir sehr willkommen; seine Worte gleich vorne in der Vorrede »die Wissenschaft der Witterungslehre ist von solcher Ausdehnung daß man ihre Phänomene wahrscheinlich am besten in abgesonderten Theilen oder sogenannten Monographien studirt«, ist ganz nach meiner Überzeugung geschrieben; wie ich mir denn die barometrischen Erscheinungen ganz allein empfohlen seyn lasse; erwartend und hoffend daß andere, wie hier Daniell, die übrigen Capitel eben[1] so behandeln werden. Er hat seine Aufmerksamkeit den Dünsten und Gasarten der Atmosphäre gewidmet. Ich werde ihm in Ew. Königlichen Hoheit Namen einige freundlichen Worte sagen, wenn ich erst von Döbereinern vernommen habe was er über das Instrument denkt. Hört der Erfinder und Verfasser daß es entzwey gegangen, so sendet er wahrscheinlich ein anderes nach, das er nicht so compendios aber sicherer packen wird.

Sollten Höchst Dieselben Gelegenheit finden die Witterungsbeobachtungen von Antwerpen für das vergangene halbe Jahr zu erhalten, so würde dieß gerade jetzt von vorzüglicher Bedeutung seyn.

3) Nees v. Esenbeck sendet den neuen Band der Verhandlungen der Leopoldinischen Gesellschaft. Sie machen auf dieses Werk einen unglaublichen Aufwand, und die ihnen vom Gouvernement gegönnte Unterstützung muß sehr groß seyn wenn sie in dieser Art fortfahren wollen, denn es ist kaum denkbar daß der Absatz verhältnismäßig seyn könne. Indessen muß man gestehen daß das Werk von großem Werthe ist und bleibt.

4) Die Sendung einiger Mineralien des Thüringer Waldes, durch Hofrath Soret, hat mich sehr angenehm an jene Zeiten erinnert wo ich noch selbst in jenen Gegenden wißbegierig umherflatterte und klopfte. Diese Musterstücke wieder frischgeschlagen vor mir zu sehen belebte gar mannigfaltige Erinnerung.[2]

Wie ich denn für dießmal einem starken Gewitter für diesen Abend entgegen sehe und die Erquickung des ganzen organischen Pflanzenreiches hoffe, meinem höchsten Fürstenpaare zu ferneren Hulden und Gnaden angelegentlichst empfehlend das Glück empfinde mich unterzeichnen zu dürfen.

unterthänigst

Weimar den 3. August 1825.

J. W. v. Goethe.


40/2.


An Carl Friedrich Zelter

Hier folgen die Original-Briefe bis 1812 incl., an den nächstfolgenden wird abgeschrieben; die ferneren erbitte mir, damit der Codex vollendet werde; es gibt ein paar starke Bände, wundersamen Inhalts.

Ähnliche Betrachtungen wie man sich in der Welt abmüdet gibt mir die Recapitulation, Revision, Restauration dessen was von mir auf dem Papiere übrig bleibt; es ist viel und wenig und muß sich denn freylich erst wieder in wackern, fähigen Geistern aufbauen wenn es nach etwas aussehen soll. Die zwey neuen Bände kleine Gedichte, in welchen du kaum etwas Neues finden wirst, habe ich mehrmals umgeordnet um sie auf eine anmuthige Weise an einander zu gesellen. Sie sind in widersprechenden Zuständen hervorgetreten, in einem allgemeinen Rahmen nun friedlich zusammen zu erscheinen.

[3] Die Stuttgarter haben mir diesen Monat her ein besonderes Vergnügen bereitet; in ihrem Kunstblatt war vor länger als einem Jahr das neugriechische Gedicht Charon als Gegenstand eines Bildwerkes, mit Preiszusicherung aufgegeben; sechs Zeichnungen wurden mir eingesendet und die Weimarischen Kunstfreunde sahen sich um zwanzig Jahre verjüngt; denn unsere letzte Ausstellung war 1805 gewesen. Nun war an fünf Blättern Ernst und guter Wille nicht zu verkennen, wenn ihnen auch das Zulängliche durchaus abging; das sechste jedoch setzte gleich bey'm ersten Anblick in Erstaunen und man hört noch nicht auf es zu bewundern ob man es gleich auswendig kann. Nun wird es, erst in verkleinertem Umriß, dann mäßig groß, in Steindruck erscheinen und auch in solchen Nachbildungen wird dessen hohes Verdienst dem reinen Blicke kenntlich seyn. Dergleichen war weder überhaupt, noch besonders von unserer Zeit nicht zu erwarten. Der Künstler heißt Leybold, lebt in Stuttgart und gewinnt, mit allen übrigen Malern, sein Leben mit Portraitiren.

Du wirst mir diese Freude gönnen, wie ich herzlich Theil nehme daß das Königstädtische Theater so gut gelungen ist; ein Gleiches hoffe von deinem Musiksaale, von welchem ich die beste Nachricht wünsche. Soviel möge denn für dießmal genug seyn! Erfreue mich bald wieder mit einigen guten Gedanken.

unwandelbar

Weimar d. 5. Aug. 1825.

G.[4]


Die unerwartete Ankunft unseres Schulze hat mich gestern wircklich erschreckt; kannst und magst du mir auf einem gleich zu verbrennenden Blättchen hier über einige Auskunft geben, so wirst du mich zwar nicht beruhigen, aber doch aufklären. Diese Wanderschaft däuchte mich sehr untröstlich.

Beharrlich in Thun und Dulden

der Deine

W. d. 5. Aug. 1825.

G.


40/3.


An Johann Friedrich Cotta

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

haben uns in der letzten Zeit durch die Sendung höchst interessanter Zeichnungen soviel Vergnügen und mit Einheimischen und Fremden so viel Unterhaltung gewährt daß es mir doppelt schmerzlich war dabey zu denken daß ich Ihnen auf eine so wichtige Zuschrift eine gebührende Antwort schuldig geblieben.

In Ihrem letzten verehrlichen Schreiben treffen Sie jedoch den rechten Punct, zu solchen Angelegenheiten bedarf es eines Vermittlers, und wenn wir jenen unschätzbaren Freund im vielfachsten Sinne schon viele Jahre vermissen, so haben wir von Glück zu sagen daß uns beiderseits zu so einem trefflichen jüngeren Manne ein reines, trauliches Verhältniß gegeben ist.

[5] Mit Ew. Hochwohlgeboren Zustimmung geschieht es daher gewiß wenn ich in wenigen Tagen, wie schon früher geschehen, diesem geprüften Freunde von der Lage der Sache wie sie sich bisher gebildet hat und von meinem eigenen Bezug zu diesem Geschäft genaue Kenntniß gebe und so die für beide Theile höchst wichtige Angelegenheit einem erwünschten Abschluß näher zu führen hoffe. Möge mir gelingen alle Stockung zu beseitigen und ein früheres Zusammenwircken in seiner ganzen Klarheit wieder herzustellen.

Weimar den 5. August 1825.


40/4.


An Johann Carl Ludwig Schorn

Ew. Wohlgeboren

Gegenwärtiges zu übersenden ergreife die Gelegenheit eines an Herrn v. Cotta nach dessen glücklicher Rückkehr zu erlassenden Schreibens. Zuvörderst vermelde daß am 31. vorigen Monats mit dem Postwagen das Gutachten der Weimarischen Freunde über die eingesendeten Concurrenzstücke, aus einer Rolle abgegangen, dem ich einen freundlichen Empfang zu wünschen habe. Die Kiste selbst ist gepackt und emballirt, sie wird über Jena und Nürnberg nächstens abgehn.

Zu der bey mir gebliebenen Copie hab ich mir allerdings Glück zu wünschen, denn schon gab sie[6] Gelegenheit zu den angenehmsten Unterhaltungen mit Durchreisenden.

Dürfte ich Sie nunmehr ersuchen mir die Lebens- und Bildungsgeschichte Herrn Leybolds, eines so werthen und tüchtigen Künstlers, baldigst zu übersenden, auch mir von seinen sonstigen Arbeiten, nicht weniger von dessen Behandlungsweise der Porträte und was Sie sonst mögen um den Begriff den ich mir von ihm wünsche aufzuklären sich eignet gefälligst überschreiben.

In Hoffnung und Erwartung fernerer geneigter Communication.

ergebenst

Weimar den 5. August 1825.

J.W.v.Goethe.


40/5.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeboren

ersuche mir gefällig das Datum zu melden, wann Herr Graf Bedemar in unsere Societät aufgenommen worden; ingleichen wann er die Präsidenten-Stelle erhalten. Mögen Sie mir bey dieser Gelegenheit Nachricht geben was Neues angekommen und was sich bey der Gesellschaft Gutes und Angenehmes ereignet habe, so werden Sie mich wie immer auch dießmal erfreuen.

Das Beste wünschend.

ergebenst

Weimar den 6. August 1825.

J. W. v. Goethe.[7]


40/6.


An Carl Friedrich Zelter

[Concept.]

Du bist, soviel ich weiß, dem, Königstädter Theater förderlich; nun les ich in der Zeitung: es habe ein Frauenzimmerchen, geschickt und belobt in Knaben-Rollen, vor kurzer Zeit engagirt.

Unter meinen Papierlasten aber liegt der Schutzgeist von Kotzebue, an dessen Redaction, Bearbeitung, Umarbeitung pp ich mehr als billig gewendet, so daß es ein schickliches und angenehmes Stück geworden ist. Mit weniger Decoration, ein Bischen Musik und sonstigen Theateranmuthigkeiten muß es gefallen, wenn das Kind gefällt zu dessen Bravour es geschrieben ist. Dieses will ich wohl mittheilen, und verlange vorerst weiter nichts dafür. Wird es mit Glück gegeben so bedinge mir ein Frühstücks-Service, meiner Schwiegertochter zu verehren, das die Direction alsdann nach Verhältniß zu schätzen die Freyheit hat. Das Manuscript kann sogleich schicken, denn eine Abschrift liegt von alten Zeiten her bereit.

Ich dächte schon die barocke Inschrift

Der Schutzgeist

ein Schauspiel


von Goethe nach Kotzebue

müßte ein großes Publicum anlocken, wie ein anderes Wunderthier auch.

Und hiemit allen guten Geistern befohlen.

Weimar den 7. August 1825.[8]


40/7.


An Johann Michael Färber

[Concept.]

Sie erhalten, mein guter Färber, hierdurch ein Schreiben an den Handelsmann Herrn Carl, mit dem höflichen Ersuchen daß derselbe das emballirte Kistchen nach Stuttgart spediere, ein Frachtbrief liegt bey. Wollten Sie die Sache mit ihm durchsprechen und wenn irgend ein Bedenken einträte mir davon Nachricht zukommen lassen, so geschieht mir ein besonderer Gefalle weil an der Kiste viel gelegen ist.

W. den 10. August 1825.


40/8.


An Friedrich Carl

[Concept.]

An der Verwahrung des Museumsschreiber Färber befindet sich eine emballirte Kiste signirt I. G. C. B., der Cottaischen Buchhandlung in Stuttgart gehörig, welche Ew. Hochedelgeboren dorthin zu spediren höflichst ersuche.

Es liegt ein Frachtbrief hiebey, mit doppelter Declaration des Inhalts, die eine datirt Stuttgart den 7. May, bey dem Ausgang dieses emballirten Kistchens, die andere unterzeichnet Weimar August, beides 1825.

Nöthig sind diese beiden Declarationen damit die Rücksendung frey einpassire.

[9] Sollte noch etwas zu bemerken seyn, so bitte mir solches anzuzeigen, wie ich denn Ew. Hochedelgeboren Sorgfalt die Wahl eines sichern Fuhrmanns und die Bestimmung der Fracht völlig überlasse.

Zugleich vermelde daß in einiger Zeit ein Kästchen mit zerbrechlicher Waare von Nürnberg bey Denenselben für mich einlangen wird.

Weimar den 10. August 1825.


40/9.


An Sulpiz Boisserée

Es ist schwer, ja fast unmöglich in persönlicher Gegenwart mündlich geschweige abwesend und schriftlich einen Zustand darzustellen wobey ethische, ökonomische, mercantilische Bezüge, frühere, spätere, verschwundene, fortdauernde Verhältnisse sich mannichfaltig verknüpfen, ich habe es in Beykommendem versucht, machen Sie sich das Gesagte freundlich zu eigen.

In meinen hohen Jahren allen, aus dem fraglichen Geschäft entspringenden Vortheil meiner Familie überlassend finde ich billig daß sie auch Sorge und Bemühung übernehme, die damit nothwendig verknüpft sind. Diese vorliegende Masse literarischer Productionen verehrte ich meinem Sohn als Capital, kein Wunder daß er das Resultat meines Lebens höher schätzt als ich von jeher auf meine Productionen gehalten habe.

[10] Die Theilnahme der Nation, die des Auslandes daran ist auffallend und, bey dem vorwärts bewegten Gang der Cultur, so leicht kein Rückschritt denkbar. Meine Pflicht und tägliches Bestreben ist daher meinen Austritt aus diesen Zeitlichkeiten meinen Angehörigen und Freunden so wenig als möglich fühlbar werden zu lassen, weshalb ich nur thun möchte was niemand thun kann, alles übrige den jüngeren Thätigen, naturgemäß länger dauernden sorgfältig zu übergeben, das Innere zu besorgen und in alles Äußere dieselben sorgfältig einzuweihen.

Jede Annäherung des Herrn v. Cotta zu meinem Sohn, jede abschließliche Verbindung mit demselben würde mir von höchstem Werthe seyn wenn ich noch selbst Amen dazu sagen könnte.

Lassen Sie sich dieses mein Vorvalet gefallen! Warum sollte man sich das Unvermeidliche verläugnen. Gelinge Ihnen alles nach Wunsch.

treulichst

Weimar d. 19 [13.] August 1825.

Goethe.


[Beilage.]

Geneigtest zu gedenken.


Als im Jahre 1823 der frühere Contract wegen meiner Werke mit Herrn v. Cotta zu Ende gegangen war, bot ich demselben eine neue vollständige Ausgabe ungesäumt an, brachte auch die Angelegenheit in der Folge abermals zur Sprache; da sie jedoch[11] nicht zu fördern schien, so blieb mir nichts übrig, als, sowohl selbst, nicht weniger von Freunden geholfen, meinen Arbeiten immer mehr Vollständigkeit und Zusammenhang zu geben, auch von meinem Leben und Wirken mehr aufzeichnen als bisher geschehen.

Um nun hierin freyeren Geistes zu walten, übergab ich alle technische, ökonomische und mercantilische Behandlung meinem Sohne. Dieser, ich will es gestehen, mehr als ich durch die Zögerung, besonders auch durch den fortgesetzten Wiener Nachdruck getroffen, berieth sich mit Geschäftsfreunden und ward von bedeutenden wohlwollenden Männern zu dem Schritte an den Bundestag aufgemuntert, der im Allgemeinen sogleich Beyfall und Zustimmung fand, und nun im Einzelnen gar wünschenswerth begünstigt, zunächst vollständig Befriedigung verspricht.

Durch jene öffentliche unbewundene Zustimmung des Bundestages also schien diese Angelegenheit national zu werden und in der Buchhändler-Welt regte sich gar mancher, der sich zu einer solchen Unternehmung Kräfte genug zutraute. Meinem Sohne wurden daher mehrfältige Anträge gethan, Vorschläge zum Selbstverlag, Societäts-Contracte, Übereinkunft auf einen Antheil von jedem abzusetzenden Exemplar und manche andere dem Gesagten mehr oder weniger sich annäherende Propositionen.

Um aber getreulich auf die eigentliche Lage zu kommen, so sind fünfzigtausend Thaler sächsisch geboten[12] mit Erklärung, daß bey ernstlichem Abschluß noch eine Zulage stattfinden solle, und so wäre denn mit Herrn v. Cottas Übergebot zwischen sechzig- und siebenzigtausend Thalern sächsisch der gegenwärtige Stand.

Mein Sohn jedoch und seine Rathgeber glauben den Preis der zu überlassenden Ausgabe von vierzig Bänden auf zwölf Jahre auf wenigstens hunderttausend Thaler sächsisch schätzen zu dürfen und zwar dergestalt daß ein bedeutender Theil der Summe in den ersten Jahren nach Maaßgabe des abgelieferten Manuscripts gezahlt, das übrige aber auf die folgenden Jahre vertheilt werde, so daß die Familie an dem fortdauernden Gewinn gleichfalls einige Antheil hätte. Was das Künftige anbetrifft so würden, nach verflossenen neun Jahre, beide Theile zusammentreten und nach Überzeugung den Contract verlängern, wodurch gar manchem unangenehmen Verhältniß vorgebeugt würde.

Hier wünschte nun daß Herr v. Cotta, der vor allen Übersicht und Kräfte zu solcher Unternehmung besitzt, einträte, seine Meinung eröffnete und solchem Schwanken ein Ende machte, das mir in meinen hohen Jahren besonders peinlich ist. Denn ich darf versichern daß ich immerfort gewünscht habe das alte Verhältniß fortdauern, jeden dazwischen getretenen hindernden Aufschub entfernt und den Abschluß noch bey meinem Leben herbeigeführt zu sehen.

[13] Sie selbst an große Geschäfte umsichtig gewohnt und werden desto eher die Lage beider Theile durchdringen und zu vollständig Einigung das Beste beytragen können.

vertrauend

Weimar d. 19 [13.] Aug. 1825.

Goethe.


Beykommendes, meinem Sohne dicktirt, begleite noch mit wenigen Worten, um auszusprechen: daß mir gerade in diesem Augenblick vollkommen gegenwärtig sey wie Ihre freundschaftliche Gesinnung vor Jahren ein zartes bedeutendes Monument beabsichtigte, welches nachher durch architecktonische Weitläufigkeiten vereitelt wurde; so wie denn auch das projecktirte Marmorbild zu stocken scheint. Lassen Sie uns das als Versuche betrachten in welchen der gute Wille gewogener Landsleute sich auszusprechen den Anlaß nahm! greifen mir mit Ernst und Einigung zu gegenwärtiger Gelegenheit: die schon angeregte Nation dahin zu bestimmen daß sie eine Unternehmung begünstige, die, aus meinen eignen Materialien, mir ein bleibendes Denckmal, wohlmeynend, zu errichten die Absicht hegt.

und so fort an!

Weimar d. 19 [13] August 1825.

Goethe.[14]


40/10.


An Christian Heinrich Ramann

Weimar, den 13. August 1825.


Ew. Wohlgeboren

ersuche mir baldigst folgende Weine anher zu senden, als

1/8 Eimer Roussillon (zu Bischoff)

1/8 "Franzwein (zu Cardinal)

1/4 "von dem letzten Petit Burgunder.

Da die beiden ersten Sorten, nur zu Bischoff und Cardinal verwendet werden sollen, so bitte bey dem Preis darauf Rücksicht zu nehmen.

Mich bestens empfehlend

J. W. v. Goethe.


40/11.


An Johann Nepomuk Hummel

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

verfehle nicht anzuzeigen daß in der dritten Strophe des Schlußgesanges folgende Veränderung zu bemerken wäre:


So äußeres Gebäude

Verkündet innre Freude;

Der Schule Raum erheitert

Zu lichtem Saal erweitert;

Die Kinder scheuen

Nicht Moder noch Zwang.[15]


In Hoffnung bald an Ihren gelungenen Compositionen Antheil zu nehmen empfehl ich mich zum besten.

Weimar den 14. August 1825.


40/12.


An Heinrich Carl Friedrich Peucer

Ew. Wohlgeboren

danke zum allerbesten für die vorläufig gegebene Nachricht des glücklichen Resultates gefälliger Bemühungen in Paris.

Sobald ich mich von einem, zwar nicht schweren aber doch unbequemen katarrhalischen Übel erhole, so wird es mir das größte Vergnügen seyn persönlich zu danken und von einem so interessanten und wohlgenutzten Aufenthalt das Weitere zu vernehmen.

ergebenst

Weimar den 14. August 1825.

J.W.v.Goethe.


40/13.


An Carl Wilhelm von Fritsch

[Concept.]

Ew. Exellenz

nehme Beykommendes vorzulegen mir die Freyheit mit wiederholter Bitte, wo es möglich und schicklich, die gefällige Einleitung zu treffen daß unser gnädigster Herr bey Gelegenheit der Jubiläumsfeyer, wo so[16] manche Gnade wohl ausgespendet wird dem Herrn Grafen Vargas Bedemar zu Copenhagen den Hausorden gnädigst verleihen möge. Ich bin überzeugt daß derselbe den Rittergrad dankbarlichst empfinge; sollte jedoch das Comthurkreuz für ihn zu erhalten seyn so würde sein Bezug zu uns noch thätiger und eingreifender werden.

Darf ich zugleich bey dieser Gelegenheit die beiden bey der ienaischen Bibliothek angestellten Männer, den Bibliothekar Dr. Güldenapfel und Dr. Weller den Assistenten, nochmals zu einiger Auszeichnung empfehlen, so würden diese Männer, welche gegenwärtig nicht also gleich ökonomisch zu verbessern seyn möchten, für ihre nun bald acht Jahre ununterbrochen fortdauernde, mit glücklichem Erfolg gekrönte Bemühung, ein höchstes Anerkennen mit freudiger Dankbarkeit zu entschiedenster Aufmunterung gewahr werden.

Darf ich zum Schluß noch des Bibliotheks-Secretär Kräuter gedenken? Vielleicht haben Serenissimus ihm schon einige Aufmerksamkeit gegönnt.

Seit anderthalbjähriger Krankheit des Bibliothekars versieht er das Technische mit viel Einsicht und Thätigkeit, und nicht etwa nur das laufende Geschäft, sondern die vielen eingetretenen Erneuerungen: die Einrichtung der untern Thurmhälfte, den Transport der Bücher dahin, die Location derselben, die umsichtige Ausfüllung der dadurch in der Hauptbibliothek entstandenen Lücke, die Besorgung eines zur[17] gesellschaftlichen Benutzung neuer Werke eingerichteten Zimmers, die Übergabe der Zeichnungen und Kupfer in das Museum des Jägerhauses und gar manche an solche Veränderungen geknüpfte Obliegenheiten hat er die Zeit her übernommen und bis jetzt durchgeführt. Und würde freylich denselben eine unverhoffte gnädigste Auszeichnung höchlich erfreuen.

Indem ich nun Vorstehendes Ew. Excellenz gefälliger Einwirkung hiermit anheim gebe, kann ich nicht unterlassen uns allen zu der so feyerlich herannahenden Epoche von Herzen Glück zu wünschen auch, zugleich mich und die Meinigen, sowie den kleinen aber angenehmen Geschäftskreis, in welchem einiges Gute zu fördern mir noch erlaubt ist, Ew. Excellenz fortdauernder Geneigtheit und Antheil bestens zu empfehlen.

W. d. 17. Aug. 1825.


[Beilage.]

Herr Graf Edward Vargas-Bedemar ist in Kiel im Jahr 1770 geboren, seine Familie von spanischer Abkunft ist ein Nebenzweig der nun in Neapel ansässigen herzoglichen Familie Vargas er ist Ritter des Maltheser Ordens seit 1795, diente in der neapolitanischen Artillerie bis 1806 und kam nach Dänemark 1809 zurück. Seine Kenntnisse der Geognosie und Oryktognosie wurden erprobt und er als Aufseher des Kabinetts des Kronprinzen angestellt. Im Jahre[18] 1813 ernannte ihn der König zu seinem Kammerherrn; während gemeldeter Zeit ward er von der Regierung mit mehreren Commissionen, besonders in Rücksicht der norwegischen Berg- und Hüttenwerke beehrt.

Bey dieser Gelegenheit und auch sonst auf eigenen Antrieb machte er mehrere Reisen, zu den Inseln des Nordens, seine geognostischen Kenntnisse zu vermehren, und als er nun im Jahr 1817 seine Schrift über die vulkanischen Producte auf Island der großherzoglichen mineralogischen Gesellschaft eingeschickt hatte, erhielt er das Diplom als Ehrenmitglied. Von seinen Reisen sowohl, als von allem was durch sonstige nordische Connexionen ihm Bedeutendes zukam, lies er das jenaische Museum Theil nehmen und die eingesendeten Exemplare sind noch jetzt die Bewunderung der beschauenden Kenner.

Hiegegen dankbar und den Wunsch hegend daß er den Einfluß der mineralogischen Gesellschaft verbreiten möge, ertheilte man ihm nach dem Ableben des Ober-Berghauptmann von Trebra den Charakter eines Vicepräsidenten der Gesellschaft und Ihro Königliche Hoheit beehrten ihn mit der goldnen Medaille.

Nun hat er seit der Zeit seine Sorgfalt für das jenaische Museum immerfort walten lassen, wovon die mannichfaltigen bezeichnenden Inschriften an Ort und Stelle und die verschiedenen Capitel der Catalogen das beste Zeugniß geben.

Daß er aber auch in den nördlichen Gegenden[19] immerfort eines guten Ansehns genießt und besonders als wissenschaftlicher Geognost geschätzt wird, davon zeugt am besten daß die Darstellungen aus dem Felsgebäude Rußlands, erste Lieferung bezüglich auf Finnland, ihm zugleich mit Ludwig von Buch und Ludwig Hausmann von einem bedeutenden Geologen Moritz von Engelhardt gewidmet sind.

Möge Vorstehendes hinreichend seyn den bescheiden geäußerten Wunsch zu begünstigen.

Weimar den 17. August 1825.


40/14.


An Carl Ludwig von Knebel

Wäre der junge Mann, theurer verehrter Freund, dessen du dich annimmst, der Sohn eines Mahlers, hätte er von Jugend aufgekritzelt und gezeichnet, angestrichen und gepinselt, gesudelt und gemahlt; so wär er freylich jetzt auf einem Flecke, wo man ihm forthelfen könnte und sollte. Nun aber, bey aller nicht zu läugnenden Fähigkeit, würden Jahre hingehen, bis er ein verkäufliches Bild hervorbrächte, und wo sind zuletzt die reichen Liebhaber, die einen schon gebildeten Künstler gehörig unterstützten?

Ich kann in meinem Kreise nichts für ihn thun, indem ich, bey sehr eingeschränkten Mitteln, die schon vorhandenen, hier gezogenen, geschickten Menschen einigermaßen fördern muß; wenn ich es aber auch[20] könnte, so würde ich ihm durchaus abrathen, da ihm auf seinem Lebensgange eine Versorgung angeboten ist; ja ich muß dich inständig bitten ihn nicht irre zu machen. Unter unsern Schülern sind junge Leute, die es in der Kunst sehr weit gebracht haben und die deswegen doch auf ihrer bürgerlichen Geschäftsbahn fortgehen.

Möge der junge Mann sein Amt treulich verwalten und daneben seine Pfarre mit hübschen Bildern schmücken, wie ein anderer ein angenehmes Gedicht macht, indem er als Geistlicher eine würdige Stelle einnimmt und vielfachen Nutzen bringt.

Wir wollen sein Gemählde nächstens mit ausstellen; er komme hierher und beurtheile sich selbst; ist er sodann in seine Pfarre eingerichtet so kann man ihm mit guten Mustern zur Hülfe kommen und er ungestört Fortschritte machen, die seinen Geist erheben, indem sie seinen Geschmack reinigen. Es muß nicht gleich alles zum Handwerk werden, was unserm Daseyn zur Zierde gereichen kann.

Besseres wüßte ich nichts zu sagen, da ich die Zustände im Einzelnen durchschaue und nichts trauriger kenne als einen ausgebildeten Künstler, der keine Bestellungen hat und für seine fertigen Bilder keine Abnehmer findet.

Nimm dieses wenige Wohlgemeinte freundlich auf, ich spreche aus Sinnes- und Herzensgrunde; aufrichtig währt am längsten und wirkt am sichersten. Mögest[21] du froh dich wohl befinden; ich mich über meine Zustände nicht zu beklagen; nur das ist mir peinlich, daß ich dich und so manches was mich in Jena interessirt, nicht von Zeit zu Zeit heimsuchen kann.

treu theilnehmend

Weimar den 19. August 1825.

Goethe.


40/15.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[19. August 1825.]

Ew. Königlichen Hoheit

nächstens persönlich aufzuwarten hoffend bitte um die Erlaubniß noch ein schriftliches Lebenszeichen zu übersenden. Vor allen Dingen darf ich meine Freude aussprechen über den so wohl und vergnügt zugebrachten Sommeraufenthalt in Wilhelmsthal, dessen schöne Tage durch den Eintritt eines theuren Enkels in den hohen Familienkreis so entschieden verherrlicht worden.

Sodann erwähne verschiedener zwar kleinen, aber doch einiges Interesse mit sich führenden Vorkommenheiten und Geschäfte.

Das eben so sorgfältig geschriebene als trefflich eingebundene Werk des Engländer Daniell hat mir gar manche angenehme Belehrung gegeben, ich werde ihm deshalb in Höchst Ihro Namen einiges Verbindliche schreiben können, sobald ich einigermaßen diese[22] Gegenstände ernstlich vor mir aufrufen darf; in der letzten Zeit wollten meine Facultäten sich nicht durchaus dem Willen gehorsam erweisen.

Ich setze voraus daß Daniell derselbige ist welchen wir mit General Congreve hier gesehen haben.

Daß aber das Instrument zerbrochen melde ihm nicht, weil er dadurch veranlaßt werden könnte ein neues zu senden. Hofrath Döbereiner, dem ich es übergeben, versichert solches durch den Ilmenauer Glasbläser, welcher nächstens erwartet wird, gehörig wieder herstellen zu lassen.

Nachdem Präsident v. Motz mir Höchst Ihro Absichten wegen Sieglitz eröffnet, habe ich sogleich die Einrichtung getroffen daß Schrön und er sämmtliche Instrumente der Sternwarte zusammen durchgehen und Bericht erstatten was daran etwa zu thun sey? Hiedurch ist denn eine gemeinsame Beschäftigung dieser beiden jungen und tüchtigen Männer eingeleitet, worauf man ein weiteres gutes und thätiges Verhältniß, durch successive Veranlassung, befestigen kann.

Hiezu ist überhaupt die beste Aussicht, da Sieglitz früher bey Schrön Mathematik gehört hat und zunächst, wie in der Folge, den Beystand eines Mathematikers nicht wohl entbehren kann.

Wohin ich die mit beyliegendem Schreiben eingegangene Partitur abzugeben habe werden Höchst Dieselben mir anzudeuten geruhen.[23]


40/16.


An Carl Leopold von Beust

Ew. Excellenz

haben, in meiner sachte fortrückenden Angelegenheit, gar manches zurecht zu legen und zu verzeihen; Ihre Gefälligkeit kann nicht abnehmen, möge aber auch Ihre Geduld nicht ermüden.

Durch eine Verwechselung sind in dem letzten Directorium die drey Schreiben, welche dem Copisten übergeben waren, anstatt den drey wirklich übersendeten notirt worden; erstere liegen nunmehro fertig, bey mir, allein ich zaudere sie abzusenden; denn sollte man fürchten mit der Titulatur anzustoßen und der Hypersuperlativ unerläßlich seyn, so würde mir jene Schreiben zurück erbitten um sie abzuändern, auch zugleich die Copien für die resp. Herren Gesandten beyzulegen.

Von Dresden ist indeß angebogener Interimsschein eingegangen, und es fragt sich daher, wenn das Schreiben an Ihro Königliche Majestät von Sachsen noch nicht abgegeben wäre, ob solches nunmehr nöthig sey?

Jedoch da alles dieses schicklicher Weise den bedächtigen Schritt der hohen Bundes-Versammlung halten darf, so hoffe hierüber, Ew. Excellenz persönlich verehrend, das Weitere zu sprechen und zu vernehmen.

[24] Wenn ich übrigens um Verzeihung bitte daß Gegenwärtiges einigermaßen retardirt worden, so darf ich wohl zu meiner Entschuldigung anführen: daß die nächste uns so erwünschte Feyer auch mich von manchen Seiten in Anspruch nimmt und zu angenehmen Pflichten auffordert. Was uns dabey vorzüglich erfreuen muß ist daß unser gnädigster Herr sehr heitere Sommerwochen, gesund und munter, in Wilhelmsthal zugebracht, welcher Aufenthalt durch die Geburt eines erwünschten Enkelsohns in der Nachbarschaft gegen das Ende noch festlich gekrönt worden.

Hiebey darf ich aber wohl persönlich bemerken daß, da im nächsten November auch die funfzigjährige Epoche meines hiesigen Aufenthalts ein tritt, mir vorkommen will als ob dem Feyernden es in solches Fest mehr Vergnügen machen müsse als dem Gefeyerten. Leider find ich mich bey einem zwar erträglicher Gesundheitszustande doch dießmal nicht in dem Falle an den öffentlichen Gefühls- und Freuden-Bezeigungen Theil nehmen zu können, welches mir wahrhaft schmerzlich ist; an meiner innern und innigsten Theilnahme wird kein Zweifel seyn.

Schließlich enthalte mich nicht zu vermelden: daß die Medaille, welche auch Hochdieselben, geneigtest zu fördern geruht, glücklich gerathen ist und, zu Freude unserer Berliner Künstler, auch zu unserer Beruhigung den Beyfall aller derer, die sie bisher gesehen, erhalten hat. Möge sie auch von Ew. Excellenz als[25] ein angenehmes Andenken einer so seltenen Feyer aufbewahrt werden.

Hochachtungsvoll wie vertrauend

ganz gehorsamst

Weimar d. 19. August 1825.

J. W. v. Goethe.


40/17.


An Christian Leopold von Buch

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

höchst bedeutende Sendung, werde mit dem größten Antheil beachten und studiren und um so eifriger als man bey Ihren Nachrichten und Darstellungen die Natur selbst vor Augen zu haben glaubt. Nehmen Sie daher meinen verpflichtetsten Dank und erhalten mir ein wohlwollendes Andenken.

Weimar den [22.] August 1825.


40/18.


An John Frederic Daniell

[Concept.]

[24. August 1825?]

Ihro Königliche Hoheit der Großherzog haben das übersendete Werk Meteorological Essays and Observations, nebst dem dazu gehörigen Instrument erhalten und mir beides, zu Aufbewahrung und Benutzung bey Ihro Museum und Bibliothek, gnädigst übergeben, auch mir aufgetragen eine dankbare Zufriedenheit deshalb auszudrücken.

[26] Wenn ich es unangenehm empfand daß ich bey Ihrem hiesigen Aufenthalte nicht näher eines belehrenden Umgangs genießen konnte, so ward mir die Ansicht Ihres Werkes um desto erfreulicher, da ich seit mehreren Jahren der Witterungslehre ehre eifrig zugethan bin und die Erfahrung sowohl als die philosophische Benutzung derselben mir die angenehmsten Augenblicke verleihen.

Und so hat mich also Ihr schätzbares Werk, vorerst besonders der vierte Theil, welcher den Phänomenen der Erdatmosphäre gewidmet ist, sehr angezogen, so daß ich denselben als eine vorzügliche Grundlage meiner ernsten Studien in diesem Fache anzusehen hatte. Empfangen Sie daher auch einen verbindlichen Dank für diese höchst schätzbare Mittheilung.

Sollten Sie Herrn Howard, dem wir die wichtigen Belehrungen über die Wolkenformen zu verdanken haben, einen treulichen Gruß von mir auszurichten Gelegenheit finden, so bitte solches gefällig zu thun und meiner vorzüglichen Hochachtung versichert zu seyn.


40/19.


An Carl Ludwig Metzler von Gieseke

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

haben, so wie in früherer auch in der neusten Zeit, meiner freundlich gedacht und mir durch vorzügliche Männer Gruß und angenehme Gaben übersendet, wofür[27] ich meinen aufrichtigen Dank nicht besser auszudrucken wußte als daß ich die werthen Reisenden freundlich empfing und, sowohl selbst als durch die Meinigen, zu ihrer Unterhaltung und Erfüllung ihrer Absicht das Mögliche in kurzer Zeit bereitwillig beyzutragen suchte.

Sollten auch in der Folge dergleichen werthe Personen in unsere Gegend reisen so werden sie immer wohl empfangen seyn; adressiren Sie solche an mich selbst, zugleich aber auch an meine Schwiegertochter, Frau Geh. Kammerräthin von Goethe, so sind sie gewiß, auch in meiner Abwesenheit, oder, wie es in meinen Jahren öfters geschieht, bey einiger augenblicklicher Zurückgezogenheit, auf das freundlichste empfangen zu werden Wir hatten das Vergnügen einige hier, um der deutschen Sprache willen sich aufhaltende Irländer und Engländer den Reisenden vorzustellen.

Indem ich nun für die übersendeten Mineralien hiedurch nochmals schönstens danke, da mir dergleichen höchst schätzbare Erneuerungen früherer Liebhaberey gar erfreulich sind, so erlaube mir Anfrage und Bitte ob Sie mir nicht die barometrischen Beobachtungen, Sie solche gewiß in Dublin angestellt werden, für das laufende Jahr mittheilen könnten. Wäre es möglich solche bis zum Juni incl. baldigst zu erhalten, so geschähe mir ein besonderer Gefalle. An Herrn Hüttner in London gesendet würden sie bald und leicht zu mir gelangen.

[28] Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlseyn und in Hoffnung fernerer geneigter Theilnahme.

Weimar [etwa 24.] August 1825.


40/20.


An Johann Christian Hüttner

[Concept.]

[Etwa 24. August 1825.]

Ew. Wohlgeboren

habe seit langer Zeit (wie ich mir nicht sollte zu Schulden kommen lassen) keinen freundlichen Gruß gesendet, auch Dero gefällige Mitwirkung bisher nicht in Anspruch genommen. Gegenwärtig aber bin so frey Denenselben zwey Briefe zu übersenden, mit der Bitte sie an die Adressen gelangen zu lassen.

Dürft ich zu gleicher Zeit höflichst ersuchen Herrn Dr. Nöhden gelegentlich auf das beste zu grüßen und ihn zu versichern daß wir an den schönen Wekten, die er zu Gunsten von Alterthum und Kunst herausgegeben, den lebhaftesten Antheil genommen.

Die Zeitungen sagen uns daß in Verabredung mit demselben und einigen patriotisch denkenden Deutschen in London eine Societät von Ew. Wohlgeboren errichtet worden, zu Ehren und Förderniß unserer Continental-Literatur. Mögen Sie mir hierüber gelegentlich einige nähere Anzeige thun, so werden Sie mich sehr verbinden und ich würde mir die Freyheit nehmen von Zeit zu Zeit an die vereinigten Freunde einige bescheidene Wünsche gelangen zu lassen.[29]


40/21.


An Friedrich Theodor von Müller

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

bemerke, zum freundlichen guten Morgen, Folgendes: Bey nochmaliger Überlegung des gestern Versprochenen finde am gerathensten: daß ich mit der morgenden Post Herrn Professor Rauch die Ankunft der Medaille vermelde, unsere Zufriedenheit darüber ausdrücke und was sonst noch zu sagen wäre; auch ein Schreiben von Ihnen und die nächste Sendung des Geldes ankündige.

Was den von Ew. Hochwohlgeboren zu erlassenden Brief anbetrifft, so würde ich denselben gleichfalls aufsetzen, allein wir haben ihn wohl zu überlegen, da wir in demselben, nach so viel Schönem und Gutem, doch auch etwas Unangenehmes zu sagen haben. Wenn er Sonntag, oder auch Dienstag wegkäme, so wäre es immer noch zeitig und Sie könnten indeß im unteren Garten aller Muse pflegen.

Mit den besten Wünschen.

Weimar den 26. August 1825.


Nachschrift.

Lege noch ein Blatt bey; da die Papiere in Ihren Händen sind, auch der Contract von mir unterschrieben ist, so können Sie solchen mit Hofrath Meyer unterzeichnen; wegen der Bestellung besagt Beylage das Nöthige.[30]


40/22.


An Hans Ernst von Globig

[Concept.]

Für das geneigtest mir übersendete, meiner Angelegenheit so wichtige Document verfehle nicht Ew. Excellenz den verpflichtetsten Danck abzustatten, der Ausfertigung des allergnädigsten Original Privilegiums in Submission entgegensehend.

Eine solche so hochbedeutende Vergünstigung wird von mir und den Meinigen, als ein kostbarer Schutzbrief danckbarlichst verwahrt, auch solche Berechtigung, an Niemand jemals abgetreten werden. Sollte ich jedoch, wie es bis jetzt noch nicht geschehen, mit einem Verleger einen Zeitkontrackt eingehen; so darf ich wohl voraus setzen das demselben, als einen von mir Beauftragten, jene allerhöchste Gnade gleichfalls zu Gute kommen werde.

Wie ich denn im eintretenden Falle nicht ermangle davon schuldige Anzeige zu thun, auch seiner Zeit, von dem mir von Seiten Ihro Königl. Majestät hochpreislichen Kirchenrath und Oberkonsistorium ausgestellten einsweiligen Schein den gebührenden Gebrauch zu machen.

Weimar den 27. August 1825.[31]


40/23.


An Christian Daniel Rauch

Ew. Wohlgeboren

darf die glückliche Ankunft der Medaillen nicht unangezeigt lassen, so wenig als den Ausdruck der Freude verschweigen, welche das so wohl gerathene Kunstwerk, vorerst im Innern des Vereins erregt hat; wir können nun mit Sicherheit voraussehen daß sie sich bald in's Allgemeine verbreiten wird.

Gold, Silber und Bronze nehmen sich in den Hauptkästchen gar gut neben einander aus, und von der Bronzirung muß man gestehen daß sie gleichfalls wünschenswerth gerathen ist.

Wir können uns also wohl gemeinsam eines glücklichen Gelingens erfreuen und ich darf den Wunsch eines nähern und innigern Zusammen-Wirkens aufrichtig erwidern. Der schöne Verein, von welchem Herr Tieck mir Kenntniß gibt, läßt auch mich das Beste hoffen; dürft ich wohl zu Ihren Zwecken die philostratischen Bilder bestens empfehlen.

Herr Canzler von Müller hat, bey seiner Zurückkunft, das Secretariat wieder angetreten und wird nächstens umständlich antworten, auch für die Vollzahlung der übersandten Berechnung alsobald Sorge tragen.

Herrn Brandt wollen wir dankbar Glück wünschen, so wie die Unternehmer den einflußreichen Antheil,[32] den Sie und Herr Tieck der Angelegenheit haben gönnen wollen, in seinem Umfang und Werth anerkennen und zu schätzen wissen.

Sollte, wie es scheint, die Statue für Frankfurt ernstlich verlangt werden, so nehmen Sie daher ja wohl Gelegenheit (wenn Gelegenheit dazu nöthig ist) sich und uns in Weimar ein acht gute Tage zu machen. Denn es würde Sie gewiß erquicken und fördern einen gebildeten Kreis mit gleicher Anerkennung und Liebe gegen Sie wie sonst durchdrungen zu finden. Die schöne liebe Tochter dürfte nicht fehlen.

Und so lassen Sie mich in diesen angenehmen Hoffnungen für dießmal schließen, auch mich und alles Meinige zu geneigter fernerer Theilnahme bestens empfehlen.

ergebenst

Weimar den 27. August 1825.

J. W. v. Goethe.


40/24.


An Caroline von Wolzogen

[Concept.]

[27. August 1825.]

Das Schreiben Ihrer lieben Frau Schwester, verehrte Freundin bringt eine bedenkliche Verwicklung in die Angelegenheit welche schriftlich kaum zu entwirren ist; wenigstens gegenwärtig in den unruhigen Vortagen unserer großen Feste wage ich nicht daran[33] zu gehen. Lassen wir diese lebhafte Epoche vorüber, vielleicht auch den Abschluß wegen meiner Werke, alsdann klärt sich alles leichter auf. Mit den besten Wünschen und Hoffnungen.

Weimar den 24 August 1825.


40/25.


An Carl Wilhelm von Fritsch

[Concept.]

Ew. Excellenz

beykommende Revision, an welcher nichts zu ändern ist, hiermit zurücksendend, nehme mir die Freyheit zu bemerken daß ich die Velin-Abdrücke nicht in Quart machen zu lassen riethe, der Raum sieht zu leer aus und das Auge fordert größere Schrift. Auch scheinen ja die Abdrücke eigentlich zum Mitsingen einzuladen und da hat das Octav-Format etwas Angenehmeres.

Weimar den 27. August 1825.


40/26.


An Johann Sckell

[Concept.]

Herr Hofgärtner Sckell wird hiedurch höflichst ersucht: soviel Kränze binden zu lassen als nöthig sind die beykommende Pappe achtmal damit zu umgeben, welches dankbar anerkennt.

Weimar den 27. August 1825.[34]


40/27.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

erhalten hiebey die Concepte 1) des Briefs an Hofbildhauer Rauch 2) der neuen Subscription, damit beides morgen Abend fortkomme. Zu einer allenfalls noch nöthigen Beredung finden Sie mich den ganzen Tag bereit.

Auch Herrn Regierungs-Rath Schmidt sagen Sie ja wohl ein vertraulich ernstes Wort, wegen der einigermaßen unziemlichen Forderung: daß man Herrn Brandt den Stempel freygebe.

Zu der unternommenen Arbeit das beste Glück wünschend; das Regenwetter gibt ja zu noch engerer Concentration den besten Anlaß.

gehorsamst

Weimar den 29. August 1825.

J. W. v. Goethe.


Der Bote kommt eben recht das schon Vorbereitete mitzunehmen.


40/28.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

übersende was so eben von Hofrath Meyer erhalte; mir scheint als ob wir unsere Sendung morgen könnten unverändert abgehen lassen, nur wäre die Frage: ob[35] man sie an Herrn Tieck oder Brandt adressirte, da Rauch nach Töplitz gegangen ist. Haben Sie die Güte die Sache zu überlegen und mir morgen von dem Resultat einige Kenntniß zu geben. Ich dächte wir sendeten unsere Expedition morgen pure fort und was wir nachzubringen haben kann Sonnabend geschehen.

Muse und Eingebung wünschend.

gehorsamst

Weimar den 29. August 1825.

J. W. v. Goethe.


40/29.


An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeb.

dancke mit meinem Sohne auf das verbindlichste für die von Cöln aus datirte genügende Erklärung. Möge dieselbe nunmehr zur Base dienen vertraulicher nächster Unterhandlungen!

Eiligst, am Vorabenbe unseres mit Lust und Drang einstehenden Jubiläums.

Herrn Boisseree die danckbarsten besten Grüße!

Vertrauend

Weimar d. 2. Sept. 1825.[36]


40/30.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[3. September 1825?]

Ew. Königliche Hoheit

geruhen Beykommendes gnädigst aufzunehmen, wie Vorschlag und Vorsatz von Höchst Denenselben am frühesten gebilligt und auch das ausgebrachte erste Exemplar schon beyfällig betrachtet worden. Möge alles dem heutigen Tag zum besten und vortheilhaftesten gereichen und auch mir die vieljährige Huld und Gnade immerfort bescheert seyn. Verehrend angeeignet.


40/31.


An Georg Gottlieb Güldenapfel

Ew. Wohlgeboren

empfangen hiebey ein gnädigstes Zeichen daß Ihro Königliche Hoheit den bisherigen Bemühungen auf akademischer Bibliothek und dem glücklichen Erfolg so vieles Fleißes, in diesen feyerlichen Tagen, Höchst Ihro Aufmerksamkeit gegönnt. Sie es denn mir außerordentliche Freude macht Ihnen solches ungesäumt übersenden zu können.

Gewiß ermuthigen Sie sich daran in dem bisherigen Eifer unausgesetzt fortzufahren und sich dadurch die schon erworbene Ehre, den Beyfall des[37] Fürsten und des Publicums auf alle Zeiten zu sichern und zu erhalten.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

Weimar d. 3. September 1825.

J. W. v. Goethe.


40/32.


An Carl Wilhelm von Fritsch

Ew. Excellenz

verfehle nicht beyliegender schuldiger Erwiderung meinen verbindlichsten Dank hinzuzufügen für die den jenaischen sowohl als weimarischen Bibliotheksverwandten gegönnte Aufmunterung; es wird beiden Anstalten zu wahrem Vortheil gereichen, in dem sowohl die begünstigten Personen hieraus neuen Muth schöpfen, als auch der Vorgesetzte ein doppeltes Recht erhält, nach seiner Überzeugung das Möglichste von ihnen zu fordern.

Unserm gnädigsten Herrn habe meinen gefühltesten Dank sogleich abgetragen, welchen jedoch gelegentlich zu wiederholen Ew. Excellenz die Gefälligkeit haben mögen.

Ew. Excellenz

ganz gehorsamster Diener

Weimar den 4. September 1825.

J. W. v. Goethe.[38]


[Beilage.]

[Concept.]

Als der Wunsch des Herrn Grafen Vargas Bedemar sich mit dem großherzoglichen Falkenorden begünstigt zu sehen bescheidentlich zu mir gelangte, verfehlte ich nicht vor allen Dingen Ew. Excellenz davon einige Kenntniß zu geben. Da nun Hochdieselben die Sache nicht ganz unthunlich hielten, veranlaßte ich Jenen einige nähere Nachricht von seinem bisherigen Lebensgange mitzutheilen. Er that es, nicht unbewußt des Zweckes, auf dessen Erreichung er sich zum Voraus in Hoffnung freute.

Hiernach will mir denn scheinen, daß demselben die hohe Gunst, die er eifrig gewünscht welche zu erlangen er die ersten Schritte gethan, auch dankbarlich zu empfangen und sich dadurch vorzüglich geehrt zu fühlen, in jedem Falle wohl erlaubt seyn werde.

Weimar den 4. September 1825.


40/33.


An Johann Heinrich Meyer

Hiedurch vermelde daß die gnädigsten Herrschaften Morgen, Montag nach 11 Uhr in die Ausstellung kommen werden.

Mögen Sie mich heute Abend besuchen so kann noch manches besprochen werden.

Weimar den 4. September 1825.

G.[39]


40/33a.


An Johann Gabriel Wilhelm Münderloh

Herr Münderloh wird hiedurch freundlichst ersucht Morgen früh die Blumen wieder in Empfang zu nehmen, auch Muster zu einem goldnen Rahmen zugleich mit herzusenden.

Weimar den 4. September 1825.

Goethe.[53]


40/34.


An Johann Lorenz Schmidmer

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

vermelde dankbar und mit vielem Vergnügen, daß die sehr schönen Majolika-Schüsseln und Teller glücklich angekommen sind.

Sie Sorgfalt welche Sie bey der Auswahl dieser Seltenheiten, mit Beyrath einsichtiger Kenner angewendet, nicht weniger die Vorsicht bey'm Verpacken erkenne in ihrem ganzen Werth und soll Ihr Andenken in den Verzeichnissen meiner Sammlung auch für die Zukunft lebendig erhalten werden. Vielleicht bin ich nächstens im Stande etwas Angenehmes dagegen zu erweisen. In welcher Hoffnung; ich mich hiedurch schließlich bestens zum geneigten Andenken empfehle.

Weimar den 5. September 1825.


40/35.


An Kaspar von Sternberg

Mit wenigen, aber herzlichtreuen Worten vermelde schuldigst und eiligst: daß unser Jubelfest froh und glücklich auch theilweise vom Wetter begünstigt vorübergegangen. Serenissimus befanden Sich wohl und rüstig um so manche Feyerlichkeit mit Behagen zu überdauern; auch die Seinigen mußten sich strack[40] halten. In dem großen Gewühl theilnehmender Verehrer unsres Fürsten vermißte ich jedoch einen würdigen trefflichen Chorführer voran, mit den eifrigst Wünschenden gleichgesinnt und gleichgestimmt.

Möge beykommende Medaille, die Er kräftigst unterstützen wollen, auch Ihm zu freudigem Andencken gereichen.

Für das bisher, schriftlich und wircklich Mitgetheilte zunächst Erwiederung und Danck. Wie ich denn zugleich um Nachricht des vergnüglich und nützlich zugebrachten Sommers geziemend freundlich gebeten haben will. Treu angehörig

Weimar d. 6 Sept. 1825.

J. W. v. Goethe.


40/36.


An Heinrich Ludwig Friedrich Schrön

Hiebey erfolgen drey meteorologische Tabellen, Dorpat, St. Petersburg und Moskau vom Februar dieses Jahrs, welche bald auf durchscheinend Papier graphisch dargestellt wünsche. Was den Barometerstand von Moskau betrifft so werden Sie den alten Styl und die englische Eintheilung mit unserem Zeit- und Längenmaaß unschwer in Übereinstimmung bringen.

Weimar den 7. September 1825.

J. W. v. Goethe.[41]


40/37.


An Charlotte von Stein

Für freundliche Mittheilung des lieben Briefes dancke der theuren, verehrten Freundinn zum allerschönsten. Die besten Grüße dem treuen Freunde!

In Hoffnung ihn bald hier zu sehen

angehörig

Weimar d. 7. Sept. 1825.

J. W. v. Goethe.


40/38.


An Heinrich Mylius

[Concept.]

[Etwa 7. September 1825.]

Ew. Wohlgeboren

hat Herr Cammerconsulent Schnauß auf eine neuerliche Anfrage vorläufig geantwortet und nun da mir unsere lebhaften Feyerlichkeiten einige Sammlung erlauben darf ich nicht unterlassen gleichfalls dankbar zu äußern: daß Ihre höchstbeutenden Vorschritte Serenissimum zu verbinden gewiß sehr angenehm seyn werden.

Vier Tage nach einander wird gegenwärtig, in dem eilig zugerichteten Hause gespielt alsdann aber pausirt bis alles völlig eingerichtet und vollendet worden.

Zu der neuen Eröffnung alsdann, etwa gegen Ende Septembers, werden Ew. Wohlgeboren schöne[42] und wichtige Gaben höchst willkommen seyn, und ich freue mich zum voraus Sie Selbst als Zeuge davon zu begrüßen.

Höchst wahrscheinlich bleiben Serenissimus diesen Monat über hier und es wird mir höchst erfreulich seyn wenn auch ich das Glück habe Sie und Ihre Frau Gemahlin abermals im besten Wohlseyn zu bewirthen.

Serenissimus haben sich bey dieser wichtigen Epoche gesund und munter gefühlt da denn allen den Seinigen, und soviel wohlmeynenden Theilnehmern, Muth und Freude doppelt gewachsen sind.

Der ich in Hoffnung nächster persönlicher Begrüßung, der Frau Gemahlin mich angelegentlichst empfehlend, die Ehre habe mich zu unterzeichnen


40/39.


An Georg Gottlieb Güldenapfel

Ew. Wohlgeboren

Aufmerksamkeit empfehle Folgendes. Sonntags den 4. September übergab dem Hofmechanikus Dr. Körner ein Paquet an Dieselben, worin die goldnen Verdienstmedaille womit Serenissimus Sie beehrt, nebst dem dazu gehörigen Documente befindlich war. Da nun hierüber einige Tage nichts verlautete so fragte deshalb den 7. September schriftlich bey Dr. Körner an. Da nun aber derselbe heute nicht darauf geantwortet, so[43] finde mich veranlaßt deshalb nachzufragen: obgedachtes Paquet Denenselben überreicht worden und nunmehr in Ihren Händen ist? Die Antwort ersuche an Museumsschreiber Färber schleunigst abzugeben, welcher den Auftrag hat solche durch den rückkehrenden Boten anher einzusenden.

ergebenst

Weimar den 10. September 1825.

J. W. v. Goethe.


40/40.


An Johann Christian Friedrich Körner

[Concept.]

Ich habe Sonntags den 4. September Herrn Hofmechanikus Körner ein Paquet an Herrn Bibliothekar Güldenapfel übergeben und da von dessen Bestellung nichts verlautete, Mittwochs den 7. September deshalb brieflich angefragt. Da nun aber Herr Dr. Körner hierauf sich nicht vernehmen lassen, so wird derselbe hiedurch aufgefordert, eine schriftliche Erklärung deshalb schleunigst an den Museumsschreiber Färber abzugeben welcher solche anher zu befördern den Auftrag hat.


40/41.


An Johann Michael Färber

[Concept.]

Der Museumsschreiber Färber erhält hiebey zwey Briefe, einen an Professor Güldenapfel, den andern[44] an Hofmechanikus Körner, mit dem Auftrag beide alsobald zu überbringen, auf schleunige Anworten zu warten und solche alsdann ungesäumt durch den überbringenden Boten anher zu senden.


40/42.


An Carl Ludwig von Knebel

Der gar gute liebe Nicolovius bringt dir Nachricht und Gruß von uns allen; von mir besonders warmen Danck für dein köstliches Gedicht das mir und vielen große Freude machte. Lebe wohl. Ich fange an mich von soviel Gutem zu erholen.

W. d. 10. S. 1825.

G.


40/43.


An Friedrich von Gentz

Ew. Hochwohlgeboren

haben meine frühere Zuschrift so geneigt aufgenommen und mir zuerst Hoffnung gemacht, daß meine zwar bescheidene, aber doch immer kühne Bitte höchsten und hohen Orts sich einer günstigen Aufnahme werde zu erfreuen haben.

Dieses hat sich denn auch auf das wünschenswertheste erwiesen, indem gleich nach der Rückkehr des Herrn Präsidial-Gesandten Freyherrn v. Münch-Bellinghausen[45] Excellenz, in der achten Sitzung der hohen Bundesversammlung am 24. März d. J. ein günstiger Vortrag eingeleitet worden, welcher denn auch eine allgemein beyfällige Zustimmung erhalten hat. Ob nun schon nicht zu erlangen gewesen, daß die sämmtlichen wohlwollenden Stimmen sich zu Einer vereinigt und das gebetene Privilegium von Seiten des hohen Bundestags selbst wäre ausgefertigt worden; so hatte ich doch mit Dank zu erkennen daß von den allerhöchsten und höchsten Gönnern und Befördern gedachtest Privilegium ohne weiters ertheilt, von andern aber auf geziemende Vorstellung mir übersandt worden und ich habe Ursache den übrigen zunächst entgegen zu sehen.

Da ich jedoch so eben im Begriff stehe mit meinem vorigen Verleger einen Contract zu unterzeichnen, wodurch mir und den Meinigen ein Antheil an dem Gewinn für jetzt und in Zukunft zugesichert wird; so habe ich freylich alle Ursache zu wünschen, daß die Angelegenheit des mir huldvoll zu ertheilenden Privilegiums abgeschlossen werde, indem gedachter Contract und die daraus entspringenden Vortheile blos hierauf gegründet werden können.

In dieser dringenden Rücksicht wage ich nunmehr so Ew. Hochwohlgeboren geneigte Vermittlung abermals zu erbitten, indem es mir zudringlich erscheinen wollte, Ihro des Herrn Fürsten v. Metternich Hochfürstliche[46] Durchlaucht, wie auch des Herrn Präsidial-Gesandten Freyherrn v. Münch-Bellinghausen Excellenz nochmals anzugehen: denn ich bescheide mich gar wohl, daß in einer so großen Monarchie selbst die Form, unter welcher eine dergleichen Begünstigung auszusprechen wäre, Schwierigkeit finden und eine wohlwollende Beendigung verzögern müsse. Ew. Hochwohlgeboren jedoch sind in einer Stellung, wo Sie die Lage der Sache und die Mittel, wodurch dieselbe gegenwärtig, am sichersten zu fördern wäre, vollkommen überschauen und beurtheilen.

Darf ich daher geziemend vertraulich bitten, daß es Ihnen gefallen möge, deshalb einige Erkundigung ein zuziehen, wie nunmehr die, von Allerhöchstem Österreichisch-Kaiserlichen Hofe mir zugesagte Begünstigung zur Ausführung kommen könne, sodann aber geneigtest mitzuwirken, daß, die zugedachte entsprechende Entschließung mir gnädigst mitgetheilt werde, wozu die Gegenwart des Herrn Präsidial-Gesandten Excellenz in Wien wohl die beste Gelegenheit geben dürfte.

Indem ich nun die erste von gedachtem verehrten Geschäftsmann dem Bundestage abgegebene Erklärung abschriftlich hinzufüge, wiederhole die geziemende Bitte, Ew. Hochwohlgeboren mögen zu Förderniß und schließlicher Vervollständigung dieser Angelegenheit kräftigst beytragen, auch mich allenfalls, inwiefern ich selbst noch einige Schritte zu thun hätte, geneigtest zu unterrichten belieben.

[47] Der ich in Hoffnung und Vertrauen mit vollkommenster Hochachtung die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Euer Hochwohlgeboren

gehorsamst ergebenster Diener

Weimar den 11. September 1825.

J. W. v. Goethe.


40/44.


An Ludwig Wilhelm Cramer

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

bin für freundliches Andenken schon längst vielfache Erwiderung schuldig und würde vielleicht noch jetzt zaudern, forderte mich nicht eine angenehme Gelegenheit zu dem Gegenwärtigen auf.

Herr Geh. Oberregierungs-Rath Schultz aus Berlin wird sich einige Zeit in Wetzlar aufhalten, und ich wüßte für ihn nichts Vortheilhafteres als wenn er sich Ihrer Neigung und Umgangs erfreuen könnte; ich kann von ihm als einem vieljährigen geprüften Freunde sprechen. Da ich nur auch durch denselben von Zeit zu Zeit etwas von Ihnen zu vernehmen hoffe, so wird sich auch dadurch zwischen uns ein Verhältniß erneuern, welches so manche Jahre uns zum Vergnügen und Nutzen gereicht hat. Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein auch bey diesem neuen Anlaß freundlichst und bleiben überzeugt, daß die[48] schönen Stunden die ich mit Ihnen verlebte mir immer unvergeßlich bleiben wie ich denn auch meine Mineralien-Sammlung nicht durchsehen kann ohne überall auf Zeugnisse Ihres Wohlwollens zu treffen. Zu geneigtem Andenken und fortwährendem Wohlmeynen mich angelegentlichst empfehlend.

Weimar den 11. September 1825.


40/45.


An Christoph Ludwig Friedrich Schultz

Ein baldiges Schreiben, theuerster Freund, hat mich sehr erfreut; lassen Sie manches andere folgen, ich erwiedere gleichfalls von Zeit zu Zeit, damit Ihre Einsamkeit uns beiden zu Gute komme. An Mittheilungen verschiedener Art soll es auch nicht fehlen. Madame Wolf hat die Medaille meinen Kindern abgegeben, ich habe die Freundin leider nicht gesehen, denn ich lag zu Bette, um die Folgen der Jubelfeyerlichkeiten, denen ich mit wärmeren Gesinnungen, als rüstigen Kräften zum Theil beywohnte, schnell zu übertragen; auch habe ich indem ich dieses schreibe mich schon wieder auf die Füße gestellt.

Die freundliche Medaille ist mit Dank anzunehmen. Wir müssen freylich die Äußerungen der Mitlebenden wie ein anderes Tageserzeugniß auch so eben hinnehmen und wenn fromme Seelen sich nach einer frohen Ewigkeit umsehen, so haben wir uns an den[49] unerreichbaren Verdiensten der Vergangenheit zu erfreuen und können uns im Stillen etwas darauf zu Gute thun daß uns Auge und Sinn dafür gegeben ward.

Unter Mitwirkung der Herren Rauch und Tiek hat Medailleur Brandt in Berlin eine lobenswerte Denkmünze für das großherzogliche Jubiläum gefertigt, ich sende sie nächstens und wünsche daß sie Ihnen auch als Tageserzeugniß nicht mißfallen möge.

Das Emser Bad wird, wie ich hoffen kann, Ihnen und den lieben Ihrigen wohlgethan haben, es wirkt durchaus besänftigend und mildernd, was wir denn doch alle mehr oder weniger nöthig haben.

Es freut mich daß Sie die gothaischen Schätze mit einiger Muße gesehen, ich kenne die Grundlage dieser nunmehr methodisch aufgestellten Sammlungen seit vielen Jahren, indem ich mit Herzog Ernst in genauer Verbindung stand und seiner Besitzlust gar manches Bedeutende zuwenden konnte. Es thut mir leid sie bey'm Abschluß nicht recapituliren zu können.

Da in Wetzlar die allgemeine Zeitung gewiß gehalten wird, und also auch das angeschlossene Kunstblatt dort zu finden ist, so bitte Folgendes geneigt zu beachten: Aufgefordert durch Herrn von Cotta haben mehrere Künstler sich zu bildlicher Darstellung des neugriechischen Gedichtes Charon entschlossen, Herr Leybold, aus Stuttgart gebürtig, nach mehrjährigem Aufenthalt in Wien und Rom wieder daselbst wohnhaft[50] möchte wohl das Ziel am besten getroffen haben. Als Beylage zu gedachtem Kunstblatt finden Sie nächstens den Umriß des gemeldeten Bildes und das Urtheil der Weimarischen Kunstfreunde, das hoffentlich auch dießmal von dem Ihrigen nicht abweichen wird. Sagen Sie mir ein Wort erfreulicher Übereinstimmung.

Soviel für dießmal! Möge dieses Blatt Sie bey Ihrer Rückkehr begrüßen; ich schließe solches an Herrn Bergrath Cramer ein und sage ihm auch ein freundliches Wort um Ihretwillen, dessen es wohl nicht bedürfte. Es ist ein wackerer Lebemann, der seine Thätigkeit, auch aus den Geschäften zurückgezogen, schwerlich lassen wird.

Und da Sie vom gothaischen Medaillenkabinett sprechen fällt mir ein, daß mir in frühster Zeit erlaubt war durch den Hofbildhauer Döll einige auffallend schöne Münzen abformen zu lassen. Die Gypsformen sind noch vorhanden, ich lasse sie ausgießen, und bin überzeugt, Ihnen dadurch eine wahre Freude zu machen.

Mit herzlichsten Grüßen an die lieben Ihrigen

treulichst

Weimar d. 11 Sept. 1825.

J. W. v. Goethe.[51]


40/46.


An Graf Vargas Bedemar

[Concept.]

Hochgeborner Graf

Hochgeehrtester Herr!

Ew. Hochgeboren vermelde mit vielem Vergnügen daß Ihro Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar bey der glücklichen Feyer bey funfzigjährigen Regierungs-Jubiläums, unter mannichfachen Gnadenbezeigungen auch Denenselben den das Comthurkreuz des weißen Falkenordens verleihen wollen. Wie nun Ew. Hochgeboren Verdienste um unsere wissenschaftlichen Anstalten höchsten Orts auf eine so ehrenvolle Weise anerkannt worden, so dürfen wir uns überzeugt halten daß Dieselben in gleichem Eifer fortfahren und uns von den Früchten Ihrer mannichfaltigen Reisen und gründlichen Betrachtungen geneigt werden Theil nehmen lassen.

Die Decoration des Ordens, nebst dem dazu gehörigen Documente, ist bey mir niedergelegt und ich frage nunmehr an ob ich solche in einem Kästchen wohl verpackt, durch die ordinaire Post übersenden soll? oder ob Sie mir in Deutschland eine Mittelsperson angeben wollen, an welche ich solches gelangen ließe.

Wollen Ew. Hochgeboren zunächst ein an Serenissimum gerichtetes Danksagungsschreiben, sowie ein anderes[52] an des Herrn Staats-Ministers von Fritsch Excellenz, als Ordenskanzler, gelangen lassen, so würde für deren Bestellung gehörige Sorge tragen. Ich lege zu diesem Zweck die ausführlichen Adressen hinzu, zu indem ich die Ehre habe mich in vollkommenster Hochachtung und in Hoffnung künftigen näheren Verhältnisses zu unterzeichnen.

Weimar 13. September 1825.


40/47.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Mögen Sie, mein werthester, Morgen früh von zehn Uhr an mir einige Zeit gönnen? Bey der übelsten Verstimmung bin ich zu einer bedeutenden schriftlichen Mittheilung genötigt, wozu mir Ihren grammatisch rhetorischen Beystand erbeten haben wollte. Mittw. [14?] Sept. 1825.

G.


40/48.


An Sulpiz Boisserée

Schon zwey Wochen leben wir in einer buntbekränzten, das seltenste Fest feyernden Stadt. In- und Ausländer aller Stände und jeden Geschlechts nahmen freudig Theil, und es hat noch kein Ende. Die Kinder jauchzen mit Fähnlein in den Händen, die Jugend zieht gepaart täglich zum Tanze, die[53] Männer schauen ernsthaft heiter drein und wer an Ort und Stelle die funfzig Jahre rückwärts wieder zur Erinnerung rufen kann dem ist es wunderlich zu Muthe.

Unendlich angenehm war mir's in diesen Tagen auch die Wiederherstellung alter theurer Verhältnisse und den Abschluß eines so wichtigen Geschäftes durch Ihre Vermittelung zugleich feyern zu können. Das ewige hohe Vorbild von Neigung, Liebe, Freundschaft und Vertrauen zeigt freylich, sobald es in die irdische Thätigkeit eintritt, ein herrliches verklärtes Angesicht, an dem sich selbst der müde Wanderer erquickt und verklärt.

Herrn v. Cotta habe, dankbar anerkennend, geantwortet; sobald ich mich nur es einigermaßen sammeln kann erfolgt das Weitere. Indessen zeigen beykommende wenige Zeilen daß wir nun vollkommen gesichert sind und unser Werk mit Lust und Muth antreten können.

Wie sehr mich das Leyboldische Bild erfreut, das eben auch zu glücklicher Stunde einzutreten bestimmt war, drückt mein Schreiben an Herrn Schorn aus, so wie der Aufsatz der Weimarischen Kunstfreunde. Der reine menschliche Sinn mit welchem der Künstler diese immer bedenkliche Aufgabe heiter aufgefaßt und so den unerfreulichen Begriff zu einem angenehmen, festhaltenden Bilde dargestellt, war mir über und außer aller Erwartung.

[54] Ferner ist mir und Hofrath Meyer bey dieser Angelegenheit höchst angenehm uns zu erinnern daß wir Herrn Leybold, als muntern Knaben, in den Arbeitszimmer seines verdienten Vaters im Jahre 1797 begrüßt haben, worin wir nicht zu irren glauben. Wie manches hätte noch zu vermeiden; lassen Sie uns durch lebhaften Briefwechsel wieder einigermaßen mit den Thätigkeiten der Zeit in's gleiche kommen.

danckbar

treulichst

Weimar den 14. September 1825.

Goethe.


[Beilage.]

Auszug Schreibens

des Herrn Fürsten Metternich Durchlaucht.

Wien den 6. September 1825.


»Se. Majestät der Kaiser haben Ew: pp. ein Privilegium gegen den Nachdruck der von Ihnen veranstalteten neuen Ausgabe Ihrer sämtlichen Werke taxfrey, und zwar nicht nur für die zum deutschen Bund gehörigen Provinzen der österreichischen Monarchie zu ertheilen, sondern dasselbe aus besonderer Rücksicht auf den ganzen Umfang derselben auszudehnen geruht.«[55]


40/49.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

würden mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen wenn Sie mir den Schönschreiber auf einige Stunden überlassen wollten.

Weimar den 14. September 1825.

Goethe.


40/50.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[Mitte September 1825?]

Ew. Königlichen Hoheit

darf ich wohl bekennen: daß an jenem großen Tage, bey äußerer gelassen scheinender Haltung, in meinem Innersten die Empfindungen so mächtig gewirkt, daß ich sie nur in der größten Gesellschaft beschwichtigen zu können glaubte; daher es mir denn zu voller Beruhigung gereicht wenn Höchst Dieselben eine nächtliche Versammlung billigten, welche sich auf's heiterste und treulichste behagte, wenn schon in gewissen Momenten der Raum zur Gäste-Zahl höchst disproportionirt erscheinen mochte.

Nach diesen schönen und guten Tagen erlauben Höchst Dieselben versäumte Vorträge nachzubringen.

Zuvörderst bitten auch beykommende Amerikaner um Entschuldigung sich auf der weiten Reise verspätet[56] zu haben. Ein inliegendes Blatt sagt mehr von ihnen, sie empfehlen sich gnädiger Aufnahme.


Ein Kästchen mit hundert geschliffenen edlen Opalen (Feuer-Opalen u.s.w.) von Guatimala enthält alle bekannte Varietäten dieser vorzüglich schönen Steinart, sie kommen in den Blasenlöchern eines bräunlich-rothen ganz feinsplittrigen Hornsteins vor, als runde, eingewachsene, lavendelblaue Körner, von der Größe einer Erbse; man kann sich denken daß sie sich in Blasenlöchern, nach Art unserer Mandelsteine, erzeugen, wodurch sich denn auch ihre Kleinheit entschuldigen läßt.

Man bittet sie im Sonnenlichte zu betrachten wo sie ihre größte Schönheit offenbaren, übrigens aber sie vor der Sonne, wie vor dem Lichte zu bewahren damit sie nicht trüb werden und das Farbenspiel verlieren.


40/51.


An Carl Leopold von Beust

Ew. Excellenz

verfehle nicht ein höchst günstiges Schreiben Ihro Durchlaucht des Fürsten Metternich abschriftlich zu übersenden, wodurch denn die Angelegenheit als abgeschlossen anzusehen; die übrigen Expeditionen sind nun wohl geruhig abzuwarten, auch hie und da zu[57] sollicitiren, welches, nach Ew. Excellenz Andeutung, mir zum anhaltenden Geschäft machen werde.

Aufrichtig dankbar für den bisherigen Antheil erbitte mir denselben auch für die Folge. Mich und die so erfreulich durchlebten Tage zu geneigtem Andenken angelegentlichst empfehlend.

ganz gehorsamst

Weimar den 15. September 1825.

J. W. v. Goethe.


40/52.


An Carl Wilhelm von Fritsch

Ew. Excellenz

vergönnen daß ich manches in kurzen Raum zusammenfasse. Zuvörderst danke noch auf das verbindlichste für das dem Herrn Grafen Vargas Bedemar verliehene Comthurkreuz.

Sodann spreche meine Freude aus über das mit allgemeinem Beyfall durchgeführte Maurerfest und lege schließlich eine Abschrift bey eines unerwartet günstigen Schreibens Ihro des Fürsten Metternich Durchlaucht, wodurch ich die für mich so wichtige Angelegenheit in der Hauptsache als völlig abgeschlossen gar wohl ansehen darf.

Ew. Excellenz freundschaftlichen Antheils hierin wie im Übrigen völlig versichert, erbitte mir wohlwollende Fortsetzung.

treu anhänglich

Weimar den 15. September 1825.

J. W. v. Goethe.[58]


40/53.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

genehmigen aus einem nicht ganz erfreulichen Zustande in Gegenwärtigem verschiedene zurückgebliebene Vorträge.

1) Der Kammerconsulent Schnauß, um die so willkommene feyerliche Epoche von seiner Seite einigermaßen zu verehren, hat die Büste seines wackern Vaters zur Bibliothek verehrt, zugleich aber auch eine Sammlung von 39 Bänden juristischer Disputationen daselbst aufzustellen die Erlaubniß begehrt. Von dem noch bey Lebzeiten des Geh. Raths Schnauß anerkannten Werthe gedachter Sammlung zeugt beygehendes doppeltes Exemplar des Catalogs. Höchst Dieselben erlauben ja wohl daß ihm auch von Ihro Seite etwas Freundliches dagegen ausgesprochen werde.

2) Für Ertheilung des Comthurkreuzes an den Grafen Vargas Bedemar danke auf das verbindlichste. Man darf wohl sagen daß er schon seit mehreren Jahren reist, forscht, beachtet, sammlet und ordnet eben so für sich wie für uns. Gleichmäßig fährt er gewiß fort da er sich nunmehr auch im edelsten Sinne zu den Ihrigen rechnen darf.

3) Die Angelegenheit wegen der aus der Thümmelschen Verlassenschaft acquirirten galvanischen Batterie ist mit Döbereinern berichtigt.

[59] 4) Zu der Acquisition der Lippertischen Daktyliotek wünsche uns allen Glück. Das Exemplar kenne sehr wohl, es schreibt sich von Prinz August her, der mir dasselbige vor Jahren auf einige Zeit geliehen, und es freut mich dieselben Gegenstände wieder zu sehen an welchen ich meine Studien dieses Faches begonnen.

5) Das gar ähnliche Portrait ist mit zarter und sicherer Hand gezeichnet, von der man sich noch manches Erfreuliche versprechen darf. Ein solches Talent, weiter ausgebildet, ist eine wahre Zierde des Lebens. Wir hätten das Blatt wohl mit ausstellen sollen.

6) Daß die Farbe spielenden Steine auch Ew. Hoheit einen angenehmen Eindruck machen ist mir höchst erfreulich. Es ist wahr diese kleinen Dämonen, deren Priesterthum ich mich längst gewidmet habe, kommen nirgends schöner, selten eben so schön vor Augen.

Mit Vorbehalt einiger schuldigen Mittheilungen empfehle mich zu fernern Hulden und Gnaden.

Weimar den 15. September 1825.


40/54.


An Friedrich von Gentz

Ew. Hochwohlgeboren

erlauben daß ich gegenwärtigen Brief durch eine psychische Bemerkung einleite.

[60] In meinem langen Leben ist es mir öfter begegnet, daß wenn ich von fernen Orten her etwas Bedeutendes erwartete, ich die Sehnsucht darnach, in Betracht der Weite und Verhältnisse, mit Verstand zu beruhigen wußte, nicht weniger gelang es mir eine bey fortdaurendem Außenbleiben sich meldende Ungeduld durch Vernunft zu beschwichtigen; endlich aber traf es gewöhnlich ein daß, wenn die Sorge deshalb sich zu einem hypochondrischen Mißbehagen steigerte und ich verleitet war durch eigene Schritte, Nachfrage oder sonstiges Benehmen selbst einzuwirken, die Erfüllung ganz nah und das Gehoffte wirklich schon unterwegs war.

Diese mehrmals wiederholte, fast bis zum Ahnungsglauben gereiste, mit andern getheilte Erfahrung bewährt sich mir auch im gegenwärtigen Falle, da ich, im Wechsel meines an Ew. Hochwohlgeboren gerichteten Schreibens, den verehrlichsten Erlaß von Ihro des Herrn Fürsten v. Metternich Durchlaucht zu er halten das Glück habe. Die mir daraus erwachsende Beschämung übertrage jedoch gern, weil sie das Gefühl der Gabe nur erhöht, welche großartig und der Majestät würdig in wenigen Worten alles ausspricht, und den größten Umfang der Huld mir zu Gunsten wohlthätig zusammen faßt.

Wenn ich nun aber auch Höchst Ihro Fürstlichen Durchlaucht meinen schuldigen Dank vorzulegen nicht ermangele, so möchte doch kaum schicklich seyn, vor[61] Höchstdenenselben die Gefühle lebhaft auszudrücken, die ein Hausvater empfinden muß, wenn er eine bedeutende verwickelte Angelegenheit auf einmal entwirrt und das Schicksal der Seinigen dadurch für die Zukunft gesichert sieht.

Wäre dergleichen Ereigniß zu jeder Lebenszeit höchsten Dankes werth, so steigert sich die Anerkennung mit den Jahren, wo die Kraft abnimmt da wo sie am meisten gefordert wird, und man diejenigen sich selbst überlassen muß denen man mit Rath und That fortwährend so gern an Hand ginge.

Diese Betrachtungen sämmtlich rufen mir die schönen Zeiten zurück wo wir uns so gern in hochgebildeter Gesellschaft über die Angelegenheiten des Herzens und Geistes unterhielten, und so verleitet mich denn auch diese Stimmung ein Blättchen beyzulegen welches als treuen und frohen Festklang nächstvergangener Tage nicht zu verschmähen bitte.

Verzeihung der fremden Hand, die meinige fördert nicht mehr. Mit vorzüglichster Hochachtung, dankbarem Vertrauen unwandelbar

Ew. Hochwohlgeb.

ganz gehorsamster Diener

Weimar, d. 16. Septbr. 1825.

J. W. v. Goethe.[62]


40/55.


An Friedrich Jacob Soret

Ew. Wohlgeboren

melde unverzüglich daß man bey näherer Betrachtung der angekommenen Medaille sich gestehen muß, das Bildniß sey besonders gut gerathen.

Was die Rückseite betrifft wäre zu wünschen daß der Eichenkranz mehr Relief-Charakter, Licht und Schatten hätte. Läßt sich daran noch etwas thun so wird es dem Werke sehr zum Vortheil gereichen.

Ehe Sie wieder nach Gens schreiben wünsche Sie zu sprechen, da ich auch von meiner Medaille noch Abdrücke wünsche.

Dankbar und ergeben

Weimar den 16. September 1825.

Goethe.


40/56.


An Clemens Wenzel Nepomuk Lotharvon Metternich

Durchlauchtigster Fürst

gnädigster Herr!

Als zu Anfang des Jahrs Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht ein an die hohe Bundes-Versammlung gerichtetes Schreiben ich einzureichen wagte, fühlte ich wohl die mannichfaltigen Hindernisse die sich der Erfüllung des darin ausgesprochenen Wunsches entgegensetzen möchten; Höchstderoselben gnädigster Einleitung[63] jedoch völlig vertrauend fand ich mich bald darauf vorläufig beruhigt, und da das gedachte Schreiben bey der verehrten deutschen Bundes-Versammlung wirklich übergeben und durch ein von allerhöchster Kaiserlich-Österreichischen Seite entschiedenes Vorwort begleitet erschien, durft ich mir die günstigsten Folgen versprechend, welche sich denn auch bald hierauf glücklich bewährten. Denn nicht allein ward sogleich jener hohe Vortrag mit allgemeinem Wohlwollen aufgenommen, sondern ich habe mich auch bis jetzt theils förmlich ausgefertigter Privilegien theils gleichgeltender Documente und auch schriftlicher Zusagen zu erfreuen.

Da nun Ihro des Kaisers von Osterreich Majestät gegenwärtig ein Privilegium, nicht nur für die zum deutschen Bunde gehörigen Provinzen allergnädigst zu ertheilen, sondern auch dasselbe auf den ganzen Umfang der oesterreichischen Monarchie auszudehnen geruht; so sind meine Wünsche auf das vollkommenste erfüllt, jeder Zweck ohne Weiteres erreicht, und ich darf nun mit der Ausführung meines Vorhabens ungesäumt vorschreiten.

Nun aber würde mir schwer ja unmöglich fallen einen allerunterthänigsten Dank gebührend auszusprechen und ich mir deshalb nicht zu rathen wissen, wenn Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht mich nicht auch hier vertreten und nach einsichtigem Ermessen meine allerdevotesten Gesinnungen Allerhöchsten Ortes zu[64] entwickeln und zu deuten mir die Geneigtheit erweisen wollten.

Eine so hohe in Ew. Durchlaucht günstigen Vermittelung mir gewordene Gnade wär einzeln schon als unschätzbar zu betrachten und in tiefer Verehrung mit dem höchsten Danke zu erkennen; da ich sie aber in einer vieljährigen Reihe gnädigen Wohlwollens, unverhoffter Aufmerksamkeit und glänzender Auszeichnung erblicke, so gibt mir dieses den Eindruck von beständiger und unverwüstlicher Dauer desjenigen, was ich als Höchstes in meinem Leben anzuerkennen habe.

Möge nur auch die vorgenommene Sammlung meiner schriftstellerischen Arbeiten fortwährend bethätigten daß ich, wenn ich schon in der verschiedensten, oft leidenschaftlich bewegten Zuständen mein Leben hingebracht, doch jederzeit das bestehende Gute zu schätzen und das Wünschenswerthe zeitgemäß einzuleiten getrachtet, durch welche Gesinnungen ich mehr als durch andere Vorzüge so hoher ja ganz einziger Gnadenerweise nicht unwerth zu bleiben hoffen darf.

Ist denn nun diese von Ew. Durchlaucht mir erwiesene neuste Gunst die höchste worüber hinaus meine Gedanken nicht reichen können, so darf ich doch auf das inständigste geziemend bitten und hoffen daß es nicht die letzte sey, sondern daß Höchstdieselben mir auf meine Lebzeit und fernerhin den Meinigen[65] Huld und Gnade in gleicher und stetiger Folge werden genießen lassen.

Verehrungsvoll

Ew. Hochfürstl. Durchl.

unterthäniger Diener

Johann Wolfgang von Goethe.

Weimar den 17. September 1825.


40/57.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

nehme mir die Freyheit zu bemerken daß man das an Herrn v. Luxburg zu erlassende Blatt mit Umsicht wird zu verfassen haben, damit man mit Bescheidenheit den Zustand der Sache wie wir ihn kennen und ansehen aussprechen möge. Man kann sich Zeit dazu nehmen. Haben Sie die Güte dem Herrn Gesandten ein vorläufig freundlich-dankbares Wort zu sagen; so sieht es im unheiligen so wie ehemals im heiligen römischen Reich aus!

G.

Weimar den 17. September 1825.


40/58.


An Carl Ferdinand Friedrich von Nagler

Ew. Excellenz

Beykommendes ungesäumt schuldigst übersendend erinnere mich gar wohl der Zeit, als Hochdieselben[66] mir zu dem wichtigen Schritte Muth machten und bey Ihrer Gegenwart in Wien dasjenige zu begründen wußten, was sich nun auf eine so höchst vortheilhafte Weise hervorthut.

Wie ich nun überzeugt bin, daß Ew. Excellenz an einem die Sache vollkommen entscheidenden Gelingen den lebhaftesten Antheil nehmen, so darf ich nun wohl hoffen, daß diese Angelegenheit auch von Seiten des allerhöchsten preußischen Hofes zu einer gedeihlichen Endschaft geführt werde.

Es bleibt mir dieses gegenwärtig um so mehr zu wünschen, als ich mit der J. G. Cottaschen Buchhandlung in Stuttgart abzuschließen im Begriffe stehe, welcher Contract auf den vollkommenen Schutz gegen allen Nachdruck zu gründen ist.

Von Ew. Excellenz Gegenwart in Berlin darf ich alles hoffen; deswegen ich auch Weiteres hinzuzufügen anstehe, als daß ich in fortdauerndem Dankgefühl für so große und wirksame Bemühungen die Tage, die mir noch vergönnt sind, verlebe mich und die Meinigen zu fernerem wohlwollendem Antheil um allerbesten empfohlen wünschend.

Verzeihung der fremden Hand! Die eigne fördert nicht mehr.

Hochachtungsvoll

ganz gehorsamst

Weimar den 18. Septbr. 1825.

J. W. v. Goethe.[67]


40/59.


An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

übersende hiermit zwey Copien der für den Augenblick wichtigsten Documente.

Das Fürstlich Metternichische Schreiben sichert nun wohl die ganze Angelegenheit und ist die allerhöchste Kaiserlich Österreichische Erklärung wegen ihrer wahrhaften Großheit und Unbedingtheit, dankbarlichst anzuerkennen und zu verehren.

Der Königlich Sächsische Oberkonsistorialschein ist gleichermassen günstig, und da die Schlußklausul besagt daß dem in Leipzig bestellten Bücher-Inspector derselbe zu insinuiren sey; so versäume nicht solches alsbald zu bewirken und zugleich: daß mit Dero Buchhandlung abgeschlossen worden auszusprechen. Eine Anzeige hievon würde nach Dresden gehen, wie es gedachter Erlaß zu fordern scheint. Womit ich, die Absendung bereitend, die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Ew. Hochwohlgeboren

gehorsamsten Diener

Weimar den 19. September 1825.

J. W. v. Goethe.


40/60.


An Carl Friedrich Zelter

Zuvörderst also vermelde, daß die Briefe nebst allem übrigen Angekündigten und Unerwarteten glücklich[68] angekommen seyen. Die Zeitungen hatten mir schon von deinem so wohl verdienten Feste freudige Nachricht gegeben, und ich konnte sodann in die nachgesendeten Gedichte von Herzen einstimmen. Deine guten und frommen Worte hab ich mir zugeeignet, und wenn du das mittlere Gedicht von den drey beykommenden auf dich beziehen und es deiner Liedertafel, zu Stärkung des Glaubens aller Wohlgesinnten, widmen willst so werd ich dir Dank wissen.

Daß Ihr meinen Geburtstag darauf so freund-feyerlich begangen, ist auch dankbarlichst anerkannt worden.

Von hiesigen Gedichten zum dritten September sende nächstens mehr. Die Zeitungen bringen Euch schon Nachricht von unserm Jubeln. Heute verzeih! denn ich bin durch diese Festtage wirklich zurückgekommen. Die Hoffmanische Buchhandlung will alles was sich darauf bezieht zusammen drucken; ein Exemplar soll dich alsobald aufsuchen.

Unserm treuen Langermann danke allerschönstens für sein wichtiges, gleich vernichtetes Blättchen; er soll doch ja einmal wieder einige Stunden an mich wenden. Sein gerader Sinn, in dieser Vollkommenheit des Um- und Durchschauens, ist nicht genug zu bewundern.

In jenen Tagen des Festes hab ich mich, wie ich nicht läugnen will, männlicher benommen als die Kräfte nachhielten, was ich aber that war nothwendig[69] und gut, und so wird sich denn auch wohl das gewohnte liebe Gleichgewicht bald wieder herstellen. Sonst ist mir noch manches Gute begegnet, dessen Mittheilung nicht außenbleiben soll.

Danke den sämmtlichen Mitgästen vom 28. August zum allerschönsten.

treulichst

Weimar den 19. September 1825.

G.


40/61.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

äußerten neulich daß Sie nicht abgeneigt seyen die revidirten Bände meiner Werke allenfalls noch einmal durchzulaufen. Da ich nun dieselben zum Druck abgehen zu lassen in Begriff stehe, so sende die beiden ersten zu einigem Überblick.

Der zweyte und dritte Band, ganz Manuscript, die ich Ihnen noch nicht vorgelegt, sollen hierauf folgen mit Bitte: denenselben gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, um die ich gegenwärtig auf's neue gebeten haben will indem nun ernstliche Anstalt zu der Ausgabe selbst gemacht wird.

Mich zu geneigtester Theilnahme fernerhin bestens empfehlend.

ergebenst

Weimar den 21. September 1825.

J. W. v. Goethe.[70]


40/62.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeboren

vermelde gewiß zu nicht geringer Zufriedenheit, daß Serenissimus, bey Gelegenheit der höchsten Jubelfeyer, dem Herrn Grafen Vargas Bedemar die große Auszeichnung des Comthurkreuzes gnädigst verleihen wollen; ich habe diesem werthen Manne sogleich davon die nöthige Eröffnung gethan.

Herrn Hofrath Brandes habe in Erwiderung seiner an Serenissimum gesendeten Blitzröhren die silberne Medaille mit Ihro des Fürsten Bildniß als dankbare Anerkennung seiner Freundlichkeit vorlängst übersendet. Da er nun selbige an dem Ordensbande zu tragen wünscht so werde auch dieses zu erlangen und deshalb eine Ausfertigung, bey der Ordenskanzley zu bewirken suchen.

Das Beste unserer herrlichen Anstalt wünschend, hoffend, voraus- und schon gelungen sehend.

ergebenst

Weimar den 21. September 1825.

J. W. v. Goethe.


40/63.


An Johann August Gottlieb Weigel

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

haben die Gefälligkeit zu den neulich bestellten Blättern auch noch Nr. 26, Esaias van de Velde, Ein[71] durchbrochener Damm pp., bey zu packen und der alsbaldigen Zahlung gewärtig zu seyn.

Das Beste wünschend.

Weimar den 21. September 1825.


40/64.


An Carl Wilhelm von Fritsch

Ew. Excellenz

nehme mir die Freyheit den von Kaiserlich Königlich Österreichischen Hofkanzley an mich ergangenen Erlaß im Original vorzulegen und, indem ich mir dessen gefällige Rücksendung erbitte, zugleich anzufragen: Ob Hochdieselben geneigt seyen demnächst eine, an Herrn v. Piquot deshalb abzusendende Depesche an Denselben gelangen zu lassen? ihm auch aufzutragen daß er die wenig bedeutenden Canzleygebühren bey der Kaiserlichen Hofkanzley erlegen und dagegen das Privilegium empfangen möge; um welche Bemühung ich ihn selbst zu ersuchen nicht ermangeln, auch den Betrag allhier zu erstatten nicht verfehlen würde.

Hochdieselben verpflichten hiedurch auf's neue denjenigen der die Ehre hat sich zu unterzeichnen

gehorsamst

treu angehörig

Weimar den 21. September 1825.

J. W. v. Goethe.[72]


40/65.


An Carl Wilhelm von Fritsch

Ew. Excellenz

übersende den, wie mich dünkt glücklich gerathenen Versuch Serenissimi Bildniß in Goldblech auszuprägen. Das Schreiben des Regierungs-Raths Schmidt benachrichtigt uns daß die Kosten gering sind; denn der noch nicht ausgesprochene Betrag des Prägens kann von keiner Bedeutung seyn. Es hängt nur vom höchsten Befehle ab wie viele Exemplare bestellt werden sollen. Zugleich erbitte mir das gefällig verfaßte Schreiben an Herrn v. Piquot, welches ich gestern, aus einer irrigen Ansicht in Ew. Excellenz Händen lies.

Dankbar, vertrauend

gehorsamst

Weimar den 23. September 1825.

J. W. v. Goethe.


40/66.


An Franz Joseph von Saurau

[Concept.]

Hochgeborner Graf

Hochverehrter Herr!

Die zwar bescheiden gehoffte, aber in dem weitesten Maaße von Ihro Kaiserlichen Majestät mir verliehene Gnade eines Privilegiums für die vorseyende vollständige Ausgabe meiner Werke seh ich durch Ew. Excellenz verehrliches Schreiben in volle Wirksamkeit[73] eintreten. Indem ich nun jene allerhöchste Berücksichtigung in ehrfurchtsvoller Devotion nach ihrem ganzen Umfange dankbarlichst anerkenne, fühle ich zugleich wie sehr ich in dieser Angelegenheit Ew. Excellenz verpflichtet geworden.

Wenn man sich bey einem immer unruhig beschäftigten, oft mühevollen Leben zuletzt einige Belohnung und Vergeltung wünschen darf, so ist doch diejenige, die mir geworden ist, von höchst auszeichnender Art und ohne Beyspiel; daher auch das Gefühl vergeblich strebt sich ihr gleich zu stellen und Worte sich nicht finden dasselbige auszudrücken.

Nehmen Ew. Excellenz daher das Wenige, was ich auszusprechen vermag und wage, statt vieler rede künstlichen Äußerungen, welche bey allem Schmuck die Innigkeit meiner dankbaren Gesinnungen auszudrücken nicht vermögend seyn würden.

Weimar den [27.] September 1825.


Schließlich bemerke: daß Herr Geh. Legations-Rath v. Piquot, des Großherzoglich Weimarischen Hofes Geschäftsträger, ersucht ist das allerhöchste; Privilegium bey Kaiserlicher Hofkanzley gegen die schuldigst zu entrichtenden Gebühren ungesäumt zu erheben.

Der ich die entschiedenen Beweise so günstiger Gesinnung dankbar verehrend, mit ausgezeichneter Hochachtung mich zu bekennen das Glück habe.

Weimar den 24. September 1825.[74]


40/67.


An Eduard Joachim von Münch-Bellinghausen

[Concept.]

Hochwohlgeboren Freyherr

Hochzuverehrender Herr!

Die allerhöchste Gnade womit Ihro Kaiserliche Majestät in Ertheilung eines unbegränzten Privilegiums für die Ausgabe letzter Hand meiner sämmtlichen Werke mich zu beglücken geruht, kann ich nicht in ihrem ganzen Umfange dankbar devotest anerkennen ohne mich gleichzeitig zu erinnern daß ich die Einleitung dieser für mich so wichtigen und gewissermassen bedenklichen Angelegenheit von Anfange her Ew. Excellenz vorzüglich verdanke.

Denn bey Dero Ankunft in Frankfurt a/M. im verwichnen Frühjahr ward dieses Geschäft bey dem hohen Bundestage umgesäumt eingeführt, wodurch es sich denn eines weitern Fortgangs bis jetzt anhaltend zu erfreuen hatte. Und nun ist mir abermals das Vergnügen gewährt Hochdieselben in Wien gegenwärtig zu wissen, als Ihro Kaiserliche Majestät geruhen diese für mich einzig wichtige Angelegenheit durch allerhöchste Milde zu entscheiden, zu begründen und meine bisher gehegten Hoffnungen über alle Erwartung zu erfüllen.

Die mir dadurch erwiesene Gunst ist jedoch von solcher Bedeutung daß ich nur mit wenigen Worten[75] versichern kann, meine Dankbarkeit gegen den allerhöchsten Geber und die geneigtest einwirkenden verehrten Personen werde nicht nur von lebenslänglicher Dauer seyn, sondern auch auf die Meinigen übergehen, um so mehr als ich eine solche Gnade nur in gefühltester Bescheidenheit zu empfangen vermag, ohne Aussicht irgend etwas Angemessenes dagegen leisten zu können.

Der ich.

Weimar den [27.] September 1825.


40/68.


An Peter von Piquot

[Concept.]

[27. September 1825.]

Hochwohlgeboren

Insonders hochgeehrtester Herr!!

Mit Zustimmung des Herrn Staats-Ministers v. Fritsch, dessen begleitendes Schreiben hier angefügt ist, nehme mir die Freyheit Ew. Hochwohlgeboren um einige gefällige Bemühung höflichst zu ersuchen.

Durch des Herrn Grafen v. Saurau Excellenz nämlich ist mir die Nachricht zugegangen, daß ein, von Ihro Kaiserlichen Majestät mir allergnädigst zugedachtes Privilegium für die neue Ausgabe meiner sämmtlichen Werke bey der Hof- und Staats-Kanzley taxfrey ausgefertigt liege.

Ew. Hochwohlgeboren ersuche daher geziemend solches geneigt erheben auch die wenig bedeutenden Canzleygebühren[76] dafür abtragen zu wollen. Diese sowohl als was an Porto oder sonst auszulegen wäre, bitte anher gefällig einzurechnen, da ich denn die Schuld sogleich zu entrichten und zu vergüten nicht ermangeln werde.

Da nun hiedurch Hochdieselben eine für mich besonders wichtige Angelegenheit geneigtest zu fördern die Güte haben, so werde dafür mit freudiger Anerkennung zu danken wissen. Der ich mir zur Ehre rechne bey dieser Gelegenheit meine vorzüglichste Hochachtung versichernd, mich unterzeichnen zu können.

Weimar den 26. September 1825.


40/69.


An N.N.

[Concept.]

[Ende September 1825?]

Beachten Sie doch auch das lebhafte Streben, die Sicherheit der Kunstgeschichte zu untergraben und ihre Reinheit zu stören. Dieß wird von so vielen Seiten unternommen weil niemand den Mangel des Unterscheidungsvermögens, niemand den Mangel an vieljährigen Übeln bekennen will. Setzen [Sie] zunächst einem Gast verschiedene vortreffliche Rheinweine vor, und versichert er, das sey alles einerley Geschmack und nichts unzulässiger als Scheidung des Orts, der Lage des Hügels, dieses oder jenes Jahres unterscheiden zu wollen. Begegnet Ihnen das, so verfahren Sie ja[77] glimpflich und nachgiebig gegen einen solchen, denn in weniger Zeit wird er eine Legion neben und hinter sich haben. Beobachten Sie Ihren Kreis und es müssen solche Gestalten hervortreten die wir einem künftigen Wachler empfehlen müssen. Der Decurs eines solchen Unsinns dauert wenigstens zwanzig Jahre.


40/70.


An den Grafen Friedrich Christian Johannvon Luxburg

[Concept.]

Geneigtest zu gedenken!

Das für die neue Ausgabe der von Goetheschen Werke erbetene Privilegium betreffend.


In einem an die hohe deutsche Bundes-Versammlung gerichteten, nicht ungnädig aufgenommenen Schreiben, Weimar den 11. Januar 1825, hat Unterzeichneter seine ehrerbietigen Wünsche dergestalt ausgedruckt, daß er in Gegenwärtigem sich darauf zu beziehen wohl die Erlaubniß finden wird.

1) Die im Jahr 1815 in der J. G. Cottaschen Buchhandlung zu Stuttgart erschienene Ausgabe seiner Werke bestand in zwanzig Bänden, deren Inhalt in einer neuen erweiterten Ausgabe, nebst andern indessen einzeln abgedruckten Arbeiten nicht weniger manchem vorräthigen Manuscript, abermals an's Licht treten sollte.

[78] Ferner gedachte man auf die poetischen und ästhetischen, auch historische, kritische, artistische Aufsätze folgen zu lassen und zuletzt, was sich auf Naturwissenschaft bezöge, nachzubringen; dieses Ganze würde den Titel führen

Goethes Werke

vielleicht mit dem Zusatz: »vollständige Ausgabe der letzten Hand.«

2) Wegen Ertheilung des Privilegiums druckte man sich folgendermaßen aus: daß man solches für sich und die Seinigen erbitte, so daß man sowohl einen Selbstverlag unternehmen, als auch auf einen Verleger den gesetzlichen Schutz erstrecken könne.

Hiernach wird nun in einer aufgeklärten Zeit immer mehr zur Sprache kommen, was eigentlich der Autor zu fordern habe, als Urheber so mancher willkommenen Gabe, dessen Befugniß in Deutschland bisher öfters verkannt worden. Hier ist jedoch die Stelle zu bemerken daß wenn in der älteren Zeit der Verleger durch ein Privilegium seine Kosten zu decken, seinen Gewinn zu steigern suchte, nunmehr wohl die höchsten Staatsverweser dem Autor und den Seinigen einen rechtmäßigen Besitz, der dem geistigen Erwerb so gut als jedem andern zukommen dürfte, zu versichern wohlwollend geneigt seyn werden.

Unterzeichneter hat daher für sich und die Seinigen um ein Privilegium gebeten und zugleich um die Vergünstigung diese Gerechtsame auf irgend einen[79] Verleger zu übertragen, wodurch also beide Theile, höchsten Absichten gemäß, genugsam gesichert wären. Soviel ist jedoch vorläufig anzuzeigen, daß man im Begriff steht mit der J. G. Cottaschen Buchhandlung in Stuttgart über dieses Geschäft sich zu vereinigen.

3) Weil man aber, durch frühere Erfahrungen gewarnt, mit dem Verleger nur auf gewisse Jahre in Verbindung treten wird, so hat man ein, was die Zeit betrifft unbegränztes, oder wenigstens vieljähriges Privilegium vorausgesetzt.

Bedenkt man besonders in gegenwärtigem Falle daß schon mehre Jahre erforderlich sind, eine Sammlung von über vierzig Bänden in's Publikum zu liefern, betrachtet man, daß von einer Ausgabe der letzten Hand die Rede sey, an der keine weitere Veränderung stattfinden darf, deren späterer Abdruck also nur eine Wiederholung des ersten wäre; so wird man sich überzeugen, daß wo nicht eine unbedingte Vergünstigung, doch ein weiter zu erstreckender Termin nothwendig und billig seyn möchte.

Und so sind die bisher dem Unterzeichneten von mehrern hohen Bundesstaaten bereits ausgefertigten Privilegien sämmtlich unbedingt, nur haben Ihre Königliche Majestät von Dänemark den Termin auf funfzig Jahre zu erstrecken geruht; wie denn auch das Gleiche von Ihro des Herzogs von Nassau Durchlaucht beliebt worden ist.

[80] Fügt sich nun hiezu daß in mehren deutschen Staaten und namentlich im Königreich Baiern, bereits Gesetze gegen den Nachdruck vorhanden sind so würden bey einem Privilegium, das aus besonderer Gnade gleichsam nur ehrenhalber verliehen wird, wenn auch die Dauer desselben auf längere Jahre als sonst bey gewöhnlichen Industrie-Privilegien ausgesprochen würde, gewiß in keinem Falle weder der Staat, noch der Autor und Verleger gefährdet seyn.

In solcher Voraussetzung darf ich denn wohl meine submisseste Bitte wiederholen: es möge für die vollständige Ausgabe letzter Hand meiner sämmtlichen Werke mir und den Meinigen ein allergnädigstes Privilegium auf geraume Zeit ertheilt werden: der Erfüllung welches Wunsches ich mit so mehr Zuversicht entgegen sehen darf als Ihro des Königs von Baiern Majestät seit vielen Jahren meine allerunterthänigste Devotion mit allergnädigster Aufmerksamkeit anhaltend zu beglücken geruht.

Weimar den 1. October 1825.


40/71.


An den FreiherrnErnst Franz Ludwig Marschall von Bieberstein

[Concept.]

Hochwohlgeborner Freyherr!

Hochgeehrtester Herr!

Für das auf mein unterthänigstes Gesuch so schnell und vollständig mir gnädigst verliehene Privilegium,[81] die neuste Ausgabe letzter Hand meiner sämmtlichen Werke betreffend, wünsche Ihro Herzoglichen Durchlaucht, Ew. Excellenz gnädigstem Herrn, meinen devotesten Dank schuldigst abgetragen zu wissen.

Indem ich nun hoffen darf Hochdieselben weren diese Bemühung geneigtest übernehmen, so bitte zugleich überzeugt zu seyn daß ich jener Gewährung eines angelegenen Wunsches die Einwirkung eines verehrlichen Wohlwollens erblicke, welches Hochdieselben mir früher gegönnt und welches ich mir schmeichle auch in Zukunft sowohl für mich als die Meinigen, geneigtest erhalten zu sehen.

Der ich die Ehre habe mich mit vorzüglichster Hochachtung zu unterzeichnen.

Weimar den 2. October 1825.


40/72.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

geruhen Beykommendes gnädig aufzunehmen; es ist mir von einem bisher unbekannten Künstler zugesendet worden und da das Bild an einem heitern Tage einen fröhlichen Anblick gewährt so verfehle nicht solches alsobald vorzustellen.

Mich zu Hulden und Gnaden empfehlend.

Weimar den 4. October 1825.[82]


40/73.


An Johann Friedrich Blumenbach

[Concept.]

Drang und Verwirrung jener Tage so wie die Übereilung eines guten herzlichen Willens um zu rechter Zeit an Ort und Stelle zu erscheinen, hätte sich durch poetische so wenig als rhetorische Künste in dem Grade darstellen lassen als es, nicht durch einen Miß-sondern Ungriff geschehen ist, dessen Schuld mir ganz allein zur Last fällt, welche jedoch durch Gegenwärtiges wo nicht getilgt doch gemindert zu sehen hoffe.

Möge das unangenehme Gefühl einer solchen Verzögerung durch den Anblick des freundlichsten Fürsten alsobald ausgeglichen seyn, eines Fürsten, der in reinster Neigung gegen die Wissenschaften und gegen den Mann verharrt, dem sie so Unübersehbares verdanken.

So bleibt denn kein Zweifel an der aufrichtigsten Theilnahme des Abgebildeten so wie des Unterzeichneten, der sich erlaubt mit dem Wunsche zu schließen: uns möge sämmtlich beschieden seyn, mit noch so manchem Zeit- und Fleißgenossen, das bevorstehende göttingische Universitäts-Jubiläum zu feyern, wobey denn das Weitere zu verabreden wäre.

Weimar d. 5. Octbr 1825.[83]


40/74.


An Sulpiz Boisserée

Fräulein Adele Schopenhauer bringt mir von Wiesbaden freundliche Grüße und versichert mir wovon ich denn ohnehin schon überzeugt bin: daß Sie in alter Liebe und Treue meiner gedenken; nur berichtet sie zugleich: daß Sie mit Ihrer Gesundheit nicht so wie ich wünsche zufrieden seyn können. Sagen Sie mir ein näheres Wort, indessen ich von meinen Zuständen soviel vermelden kann: daß ich, in Betracht meiner Jahre, alle Ursache habe zufrieden zu seyn, wenn ich mein Befinden richtig beurtheile mich darnach halte und durch äußere Veranlassung nicht in meinem Gange gestört werde, so bleibt mir nichts zu wünschen übrig als die Gleichheit eines solchen Zustandes so lange mir auf Erden zu verweilen gegönnt ist.

Zu dem ferneren Verhältniß zu Herrn v. Cotta ist durch Sie, mein Theuerster, ein guter Grund gelegt. Freylich! wegen des Fort- und Aufbaues bleibt mir noch einiges auf dem Herzen, welches Ihrer freundlichen Theilnahme nächstens zu empfehlen mir die Erlaubniß ausbitte. Gegenwärtig nur soviel, um mich Ihnen und den lieben Ihrigen zu fortdaurendem, sich immer erneurendem Wohlwollen zu empfehlen.

treulichst

Weimar den [5.] October 1825.

Goethe.[84]


40/75.


An Christian Friedrich Tieck

Ew. Wohlgeboren

bin nun so lange und so vielfach eine Erwiderung schuldig, daß ich sogleich als nur einiger Raum nach vergangenen Festen und deren mannichfaltigen Folgen gegönnt ist, mich bereite meine Schuld, wenn auch nicht vollständig doch einigermaßen abzutragen.

Zuvörderst haben wir uns alle Glück zu wünschen, daß unter Ew. Wohlgeboren und Herrn Professor Rauchs Einwirkung Herrn Brandt die Jubelmedaille so gut gerathen ist. Sie erhält allgemeinen Beyfall, ist aber auch ganz vorzüglich gelungen. Der Abguß meiner jugendlichen Büste ist ebenfalls glücklich angekommen und ich danke Ihnen verbindlich daß Sie diese Erinnerung früherer Zeiten dadurch mir wieder auffrischen wollen.

Mögen Sie ein Exemplar wohlverpackt an die großherzogliche Bibliothek senden, so wird man von daher die Gebühr sehr gerne abtragen.

Nicht weniger würde mir sehr angenehm seyn wenn ich die Zelterische Büste erhalten könnte; sie ist mir angekündigt und zugesagt. Ew. Wohlgeboren haben wohl die Gefälligkeit sie am rechten Orte, zu erinnern.

Von der großen Lebendigkeit des Bauens und sonstigen Kunstwirkens geben mir alle Reisende die erfreulichste Kenntniß; man wünscht davon Zeuge zu[85] seyn, da ein so frisches Leben kaum in der neuern Zeit wieder möchte zur Anschauung kommen.

Empfehlen Sie mich Herrn Professor Rauch zum allerschönsten; ich wünsche zu erfahren, wie seine Reise gelungen ist; einige Tage bin ich bey sinkendem Barometer um ihn in Sorge gewesen.

Der in Berlin zusammentretende Verein ernster Kunstfreunde läßt viel Gutes hoffen; mögen Sie mir im Verlauf der Zeit wohl einige Nachricht geben, welches Gewinnes sich die schöne Absicht zu erfreuen hatte?

Das Stuttgarter Kunstblatt wird in kurzer Zeit Nachricht geben von einem dort eröffneten Concurs, das neugriechische Gedicht, welches ich unter dem Titel Charon in Kunst und Alterthum eingeführt habe, zu versinnlichen. Herr Leybold, aus Stuttgart gebürtig, der seine Studien in Wien und Rom gesteigert hat, scheint uns die Aufgabe trefflich gelöst zu haben. Erst ein Umriß, sodann ein ausgeführtes Blatt in Steindruck wird von dem Verfahren des Künstlers Rechenschaft geben.

Vielleicht suchen Sie gleichfalls was bey Ihnen Gutes gedeiht öffentlich bekannt zu machen; eine allgemeinere Kenntniß was an allen Orten Deutschlands geschieht wird immer wünschenswerther.

Soviel für dießmal mich bestens empfehlend.

ergebenst

Weimar den 5. October 1825.

J. W. v. Goethe.[86]


40/76.


An den Herzog Ernst von Sachsen-Coburg

[Concept.]

Durchlauchtigster Herzog

pp.

Indem Ew. Herzogliche Durchlaucht, als Landesherr, mir und den Meinigen für jetzt und die Zukunft ansehnliche Vortheile durch ein gnädigst weit erstrecktes Privilegium zu sichern geruhen, fügen Höchst Dieselben noch eine unschätzbare Gabe hinzu, den geneigtesten Ausdruck eines persönlichen Wohlwollens und eingreifender Theilnahme an meinem bisherigen Thun und Wirken.

Möge doch diese schließliche Sammlung meiner schriftstellerischen Arbeiten auch noch Einiges enthalten woraus Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht neue Zufriedenheit erwachsen könne; womit ich zugleich den treuen Wunsch verbinde, es möge alles was Höchst Dieselben in einem so weiten und erhabenen Wirkungskreise beabsichtigen und unternehmen, zum Wohle der Ihrigen und zu eigener Belohnung sich gestalten und mir die Kenntniß davon, so lange mir noch an irgend einem Guten theilzunehmen vergönnt ist, unverholen bleiben.

Der ich für ein hohes Glück schätze mich ehrfurchtsvoll unterzeichnen zu dürfen.

Weimar 5. October 1825.[87]


40/77.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Beygehenden Entwurf zu einem Schreiben an den freundlichen sicilianischen Sender lege vor, wie er aus dem Stegreife gerathen wollen, da, bey der Übertragung in's Lateinische, Stellung und Ausdruck auf alle Fälle sich verändern.

Da, wie aus den Beylagen ersichtlich, das Antwortschreiben von Serenissimo unmittelbar gefordert wird, so ersuche Sie dieß Geschäft bald zu übernehmen, damit wir uns Ehre machen, theils durch die Arbeit selbst, theils durch die Geschwindigkeit womit sie geleistet worden.

G.

Weimar den 5. October 1825.


40/78.


An Ernestine Panckoucke

[Concept.]

Schon längst wünschte ich, theuerste Frau, für den Antheil den Sie mir und meinen Arbeiten geschenkt den verbindlichsten Dank zu sagen; nun wird Herr Cammerherr v. Poseck von mir das Freundlichste vermelden.


Möge zu dem vielfachen Guten, das er sich von seiner Reise verspricht, ihm auch von Ihnen eine wohlwollende Aufnahme beschert seyn, und das Gebilde[88] das er überbringt sich eines neigten geneigten Blickes zu erfreuen haben.

Mit dem Wunsche daß alles Glück das Ihnen gegönnt ist, von ununterbrochener Dauer sey, nähre ich die Hoffnung durch meinen reisenden Freund das Willkommenste zu vernehmen.

Weimar, 8. October 1825.


40/79.


An Carl Wilhelm Göttling

Ew. Wohlgeboren

verfehle nicht anzuzeigen: daß die sämmtlichen beygeschriebenen Correcturen der Bände 14. 15. 16 dankbar gebilligt, auch anderes bemerkt und nachgetragen habe. Einiges wie hantiren und die davon heulenden Wölfe werden Sie dem Oberdeutschen und Dichter freundlich nachsehen.

Übrigens billige gern wegen mehre und gypsene die vorgeschlagene Form und bitte fernerhin um geneigten Antheil.

Auch darf ich nicht unbemerkt lassen daß, vielleicht schon in dem [dritten] Theile, mehr noch im vierten gewisse Gedichte aus den vorigen Bänden abermals aufgenommen und mit andern ähnlichen Inhalts zusammengebracht worden.

Der Dichter sieht sich an allen Orten und Enden wieder abgedruckt, daß er auch dergleichen, zu entschiedenen Zwecken, sich wohl erlauben darf.

[89] Die gehaltreiche Einleitungsschrift war mir so angenehm als belehrend.

Dankbar, mit den treulichsten Wünschen.

ergebenst

Weimar den 8. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/80.


An Johann Paul Harl

[Concept.]

Wohlgeborner

Insonders hochgeehrtester Herr!

Während Sie an der für mich so wichtigen Angelegenheit ein freundliches Theilnehmen auszusprechen belieben und zugleich geneigt sind, daraus für das Ganze einigen Vortheil zu hoffen, hat sich die Gunst für mein Unternehmen immer thätiger und entschiedener bewiesen; daher ich denn überzeugt seyn darf daß, wenn ich nach vollendetem Abschluß sämmtliche Documente dem Publicum pflichtschuldigst vorlege, auch daraus manches Erfreuliche in's Allgemeine wird abzuleiten seyn.

Erhalten Sie mir bis dahin einen geneigten Antheil und bleiben überzeugt daß ich das mir sich bereitende Gute erst recht genießen werde wenn ich einen günstigen Einfluß dieses Vorgangs auch meinen Freunden und Mitgenossen heilsam und ersprießlich werden sehe.

Weimar den 8. October 1825.[90]


40/81.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

sende hierbey verschiedenes gnädigst Mitgetheilte und erwähne zugleich einiger verwandten Gegenstände.

1) Den Auszug aus der St. Petersburger Handels-Zeitung mit dem Aufsatz über den uralschen Goldsand; ferner:

2) Das Verzeichniß der eingesendeten Proben gedachten Sandes mit ursprünglicher Mischung der verwitterten Gebirgsarten.

Merkwürdig ist es allerdings daß in der ältesten indischen Mythologie sich die Sage findet von einem wunderbaren im Norden gelegenen Goldberg Meru, wo Kuvero, der Gott des Reichthums, wohnt, und daß problematische Nachrichten überliefert worden großer Wanderungen von Süden nach Norden, die sich darauf beziehen könnten.

Wird man nicht in der Folge die Urgebirgsgänge zu erschürfen suchen, woher dieser so reichhaltige Grus und Grand sich herleitet?

3) Ein Schreiben von Professor Hand mit dem Verzeichniß dessen was er in die jenaischen Museen geliefert, wofür er allerdings Dank verdient. Wie denn dem Vernehmen nach Ew. Königliche Hoheit diese Gegenstände schon geneigt angeschaut haben.

[91] 4) Einen sehr erfreulichen Brief des Grafen Sternberg; woraus ersichtlich daß er sich diesen Sommer gar schön in der Welt umgesehen hat.

Einiges was noch schuldig geblieben soll in Kurzem nachfolgen; wobey nicht versäumen darf anzuzeigen daß des Herrn Großherzogs von Baden Königliche Hoheit auf die allerfreundlichste Weise mein Gesuch um ein Privilegium erwidert haben, worin Höchst Ihro Vorsprache dankbarlichst erkenne.

Verehrend

unterthänigst

Weimar, den 9. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/82.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeboren

werden in den nächsten Tagen eine Kiste erhalten worin eine Sammlung, befindlich des in Perm neu entdeckten goldhaltigen Gruses und Grandes, wobey nicht weniger eine Anzahl Stufen hinzugefügt sind, welche von den Gebirgsarten zeugen woher jene Aufschwemmungen herzuleiten sind.

Die mineralogische Gesellschaft in Petersburg sendet dieses Geschenk und wir wollen überlegen wie wir uns dagegen dankbar erweisen können. Indem ich die deshalb eingesendeten Catalogen nebst übersichtlicher Beschreibung[92] beylege, empfehle mich, das Beste wünschend, zu geneigtem Andenken.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

Weimar den 10. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/83.


An Ferdinand Gotthelf Hand

[Concept.]

[10. October 1825?]

Ew. Wohlgeboren

haben die Hoffnung die wir aus Ihre Mitreise nach Petersburg gehegt vollkommen gerechtfertiget, indem Sie, während fortgesetzter belehrenden Unterhaltung mit unsern liebenswürdigen und höchst gebildeten Prinzessinnen, nicht nur Ihre eigene wissenschaftliche Absichten im Auge gehabt, sondern auch für die akademischen Anstalten aufmerksame Sorge getragen, wovon dem Vernehmen nach Ihro Königliche Hoheit der Großherzog schon persönlich Kenntniß genommen haben.

Sollte mir wegen Vorschritt der Jahrszeit nicht möglich seyn die mitgebrachten Schätze selbst zu beschauen so würde mir angenehm seyn, gelegentlich, hier am Orte, von Ew. Wohlgeboren das Nähere von Ihrem bedeutenden Aufenthalt in der großen Kayserstadt zu vernehmen und dabey versichern zu können:[93] daß ich niemals aufhören werde an dem Wohl der Akademie Jena und der einzelnen Glieder derselben aufrichtig wircksam Theil zu nehmen.


40/84.


An Joseph Sebastian Grüner

Ihro Königliche Hoheit der Großherzog haben Endesunterzeichneten zu beauftragen geruht dem Herrn Polizey- und Criminalrath Grüner zu Eger, für die handschriftliche Beschreibung der Sitten, Gebräuche und Kleidungen des Egerschen Sorbenvolkes, mit der Bemerkung gnädigst zu danken, daß diese Beschreibung nach erfolgter Höchster Durchsicht auf die großherzogliche Bibliothek zu fernerer Benutzung abgegeben worden.

Indem ich mich nun eines so angenehmen Auftrags hiedurch erledige, versäume nicht die Gelegenheit mich Ew. Wohlgeboren zu geneigtem Andenken bestens zu empfehlen.

Ew. Wohlgeboren

ergebenster Diener

Weimar den 10. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/85.


An Friedrich Theodor von Müller

Auf Serenissimi Befehl sollte ein Antworts-Schreiben auf Inliegendes verfaßt werden, welches[94] hiebey, obgleich einigermaßen verspätet geschehen ist. Mögen ihm Ew. Hochwohlgeboren durch Übertragung in's Französische einiges Geschick geben, so wurde die höchste Absicht zunächst erfüllt seyn.

Durch gewisse Wendungen welche jener Sprache eigen sind läßt sich das zu Sagende viel besser auszudrücken.

gehorsamst

Weimar, den 11. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/86.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Ew. Wohlgeboren

haben diesen Morgen durch Gelegenheit schon ein Paquet erhalten, worin Dieselben die bestellten Exemplare der Tafeln zur Farbenlehre, theils schwarz theils illuminirt, finden werden. Ich habe vier Blätter von jeder Tafel zurück behalten, so daß von dem angezeigten 100 nur 96 erfolgen.

Die Aquatinta ist in reinlicher Gleichförmigkeit wieder hergestellt und die colorirten Blätter mit sorgfältiger Auswahl der Farben sowohl, als auch mit vielem Fleiß der Illuminirenden gearbeitet.

Leider wird dieser Theil der Kunsttechnik bey uns gegenwärtig nur von wenig Individuen mit Genauigkeit behandelt, weswegen auch die Verspätung geneigt zu entschuldigen seyn möchte.

[95] Die Rechnung, deren gefällige Berichtigung mir erbitte, erfolgt zugleich mit den Belegen.

Der ich mit den aufrichtigsten Wünschen mich Ew. Wohlgeboren und den werthen Ihrigen allerbestens empfehle.

ergebenst

Weimar den 12. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/87.


An die Großherzogin Louise

Ew. Königl. Hoheit

betrachten, mit gewohnter huldvoller Nachsicht, Beykommendes als ein Zeugniß daß wir jener Schuld, die nicht abzutragen ist, wenigstens tief im Herzen treulich gedenken. Verzeihen Höchstdieselben einer von dem Unternehmen unzertrennlich Kühnheit und erhalten allen Ihren Getreuen Milde, Gunst und Gnade.

Der ich mich vorzüglich zu empfehlen wage

Weimar den 14. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/88.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Herrn Professor Riemer wünsche heute Abend um 5 Uhr in dem Wagen abzuholen und nach einer nützlichen Unterhaltung zum Abendessen bey mir zu sehen. Im bejahenden Fall bedarf es keiner Antwort.

Weimar den 14. October 1825.

G.[96]


40/89.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Genöthigt durch das herkömmliche Treiben und Drängen unseres Freundes, der beykommenden Aufsatz bald möglichst wünscht, übersende solchen zu gefälliger Durchsicht. Man könnte das alles viel besser und anmuthiger sagen; möge er mit Ihren Bemerkungen mir freundlich zurückkehren.

Weimar den 15. October 1825.

G.


40/90.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königliche Hoheit

vermißten neulich in Jena den Präparaten-Catalog der Veterinairschule. In Erinnerung, daß ein solcher vorhanden sey, ließ ich sogleich nachforschen und Höchst Dieselben belieben aus beyliegendem Vortrag den Erfolg gnädigst zu ersehn.

Die Nummern werden gegenwärtig aufgeklebt, größere und zum didactischen Zweck zunächst nicht geforderte platzversperrende Präparate sind schon in's Schloß geschafft und so wird man fortfahren, damit nichts Nothwendiges entfernt werde und nichts Überflüssiges den Raum beenge.

Mit angelegener Bitte, Höchst Dieselben mögen, wenn etwas bey diesen Anstalten sich zu erinnern[97] findet, solches gnädigst bemerken, auch der Beseitigung der Mängel und der Ausführung des Wünschenswerthen jedesmal überzeugt bleiben.

Weimar den 16. October 1825.

G.


40/91.


An Friedrich Theodor von Müller

Darf ich wohl an die französische Übersetzung des vor kurzem übersendeten Danksagungschreibens Serenissimi an die Linnésche Gesellschaft zu Paris erinnern. Unter meinen Agendis find ich diese Besorgung als die dringendste.

Das Beste wünschend und hoffend.

gehorsamst

Weimar den 16. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/92.


An Friedrich Jacob Soret

[Concept.]

[16. October 1825?]

Ew. Wohlgeboren

verfehle nicht zu vermelden daß heute die Hauptlieferung glücklich angekommen ist und wir uns also im Stande sehen sämmtliche Wartende und Hoffende zugleich zu befriedigen.

Da wir nunmehr nach überreichter Medaille von der Höchsten Orts ausgesprochenen Zufriedenheit gewiß und auch von der allgemeinen Theilnahme des[98] Publicums schon benachrichtigt sind so haben wir uns eines trefflich gerathenen Kunstwerks nunmehr mit Sicherheit zu erfreuen; die Unternehmenden aber dürfen nicht säumen Ew. Wohlgeboren für die so kräftige als beständige Mitwirkung zu einem so löblichen Zwecke unverweilt zu danken, auch zugleich den Wunsch zu eröffnen Sie möchten Ihrem Herrn Bruder für dessen Einwirkung unsere Dankbarkeit gleichfalls zu erkennen geben.


40/93.


An den Marchese Enrico Forcella

[Concept.]

Der hohe Werth der Münzkunde ist so allgemein anerkannt daß die Freunde der Kunst und des Alterthums zu Weimar es sich zu keinem Vorzug rechnen dürfen wenn sie solche besonders zu schätzen wissen. Sie suchen vielmehr auch von ihrer Seite daraus allen Vortheil zu ziehen der sich aus die manichfaltigste Weise aus den vorhandenen Schätzen hervorthut.

Wenn nun schon ein reichlicher Vorrath durch Jahrhunderte an's Licht gefördert ist, so wird doch eine jede Bemühung höchlich geachtet welche bisher unbekannte Schätze hervorzieht, und wir halten den für glücklich der sie besitzt, kennt und seine Kenntnisse mittheilt.

In diesem Sinne verehren wir denn auch den hohen Werth deiner Sammlung und freuen uns daß[99] du aus der Ferne uns daran magst Theil nehmen lassen, sowohl durch genaue Abbildung als auch durch einsichtige gelehrte Erklärung wodurch du dasjenige dessen Besitz dir gegönnt ist zum Eigenthum aller zu machen beliebst. Denn nur durch Kenntniß und Mittheilung werden uns die Gaben der Natur und Kunst eigentlich verliehen.

Wir wünschen daher daß deine Sammlung sich immer vermehre, der du dich durch die Gunst eines mächtigen und wohlwollenden Königs immerfort gefördert siehst, damit du selbst Freude daran habest und immerfort geneigt bleibest auch uns in weiter Ferne von deinen Gütern genießen zu lassen, wobey du überzeugt seyn kannst, daß alle die Vortheile die daraus der Geschichte überhaupt und der Kunstgeschichte insbesondere erwachsen mögen, von uns vollkommen anerkannt und dankbar aufgenommen, nicht weniger so weit unser Wirkungskreis reichen mag rühmlichst erwähnt werden sollen.

Weimar 17. October 1825.


40/94.


An den Freiherrn Jacob Friedrichvon Leonhardi

Hochwohlgeborner

Insonders hochgeehrtester Herr!

Ew. Hochwohlgeboren haben die Gefälligkeit gehabt auf Ansuchen des Herren Grafen Beust sich eines mir[100] so wichtigen Geschäftes bereitwillig anzunehmen; indem ich nun hiefür und für die übersendeten Protocoll-Extracte den verbindlichsten Dank abstatte, so darf ich mir auch wohl Ihrer weitern Theilnahme schmeicheln und vermelden daß die ausgefertigten Privilegien theils ohne mein Zuthun, theils auf eingereichte Bittschreiben bey mir einlangen.

Es bleibt mir nur noch die Frage wie es mit den Freyen Städten zu halten sey? ob durch den Herrn Gesandten derselben ohne weitere Anregung etwa die Ausfertigung der Privilegien zu bewirken wäre? oder ob man an jede derselben ein Vorstellungsschreiben einzureichen hätte. Im letzteren Falle würde mir Courtoisie und Adresse von Ew. Hochwohlgeboren erbitten um die Schreiben alsbald zu besorgen.

Der ich, mit den lebhaftesten Empfehlungen für das geneigte Andenken Ihres Herrn Vaters zum besten dankend, die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Ew. Hochwohlgeb.

ganz gehorsamsten Diener

Weimar den 17. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/95.


An Friedrich Jacob Soret

Ew. Wohlgeboren

vermelde nur mit wenig Worten: daß in der gestern von Genf angekommenen Kiste gleichfalls dreyßig[101] Exemplare meiner Medaille in Bronze beygepackt waren, deswegen ich die mir von Ew. Wohlgeboren gestern Abend zugesendeten dreyßig wieder zurück zu geben wünsche.

Mögen Sie mir das Vergnügen machen Sie nächstens zu sprechen so wird sich dieses und anderes leicht berichtigen lassen.

Mich zu geneigtem Andenken bestens empfehlend und für so viele Bemühung in diesem nunmehr glücklich beendigten Geschäft auf das verbindlichste dankend.

ergebenst

Weimar den 17. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/96.


An Carl Wilhelm von Fritsch

[Concept.]

Ew. Excellenz

nehme mir die Freyheit die Expedition an Herrn Marchese Forcella nach Palermo sowohl versiegelt als unversiegelt zuzustellen, und wünsche dem höchsten Befehl, der mir durch einen Protokoll-Auszug vom 1. October d. J. zugekommen, einigermaßen Genüge zu leisten. Die übrigen begleitenden Anordnungen wegen Aufbewahrung des mitgesendeten Heftes, als auch der zu beachtenden Notizen und Bemerkungen sind gleichfalls befolgt. Zu allen ähnlichen Ausrichtungen schuldigst bereit, empfehle mich angelegentlichst.

Weimar den 17. October 1825.[102]


40/97.


An Maurice Schlesinger

[Concept.]

Die Absicht Ihres Hierseyns, werthester Herr Schlesinger, ist mir wohl zu vermuthen. Leider daß ich auf Ihre Anträge nichts Angenehmes zu erwidern habe; doch wünsche ich Sie zu sprechen und deshalb ersuche diesen Abend um 5 Uhr zu Hause zu seyn, da es sich denn ausweisen wird ob es mir möglich wird mich heute Abend noch mit Ihnen zu unterhalten, oder ob wir es auf morgen verschieben müssen.

Mich bestens empfehlend

ergebenst.

Weimar den 17. October 1825.


40/98.


An den Großherzog Carl August

Ew. Königliche Hoheit

betrachten geneigt Beykommendes, es enthält:

1) Das Schreiben des Secretairs der Linnéschen Gesellschaft zu Paris, Thiébeaut de Berneaud.

2) Den Versuch einer Antwort in deutscher Sprache.

3) Eine Übersetzung desselben von Canzler v. Müller, mit dem Wunsche daß solche möge brauchbar gefunden werden.

Verehrend

unterthänigst

Weimar den 18. October 1825.

J. W. v. Goethe.[103]


40/99.


An Caroline von Heygendorf,geb. Jagemann

[Concept.]

Überzeugt, meine theuerste Freundinn, von dem großen, herzlichen Antheil den Sie an der so eben gefeyerten wichtigen Epoche genommen, mache mir die Freude Beygehendes zu übersenden.

Hier finden Sie unser verehrtes Jubelpaar, nach viel gefeyerten Festen, als zur goldenen Hochzeit, in silbernem Kleide geschmückt, sich gar freundlich anschauen und so das eigene wie so vieler Verehrenden Wohl und Heil auf's neue befestigen.

Wenn Sie nun, meine Wertheste, bey'm fernern Betrachten dieser Bilder auch meiner in Liebe und Freundschaft manchmal gedenken, so werd ich es in meinem still aufmerkenden Gemüth höchst angenehm gewahr werden, und dagegen fortfahren Ihnen die Dauer alles des Guten zu wünschen das Sie so sehr verdienen, und woran niemand aufrichtiger Theil nehmen kann als Ihr.

Weimar den 19. October 1825.


40/100.


An Johann Friedrich Blumenbach

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

überbringt Gegenwärtiges Herr Poërio von Neapel, durch namhafte Freunde mir von Florenz her[104] empfohlen. Bey seinem hiesigen, etwa dreywöchentlichen Aufenthalte hat er sich als einen eifrigen Literatur-Freund bewiesen. Möchten Sie die Geneigtheit haben ihn zu prüfen und nach Befund zu fördern.

Beyliegendes Bildniß bitte dem früher gesendeten gegenüber zu stellen und bey'm Anschauen dieser edlen Beiden auch meiner zu gedenken. Denn die eifrigsten Wünsche unserer gnädigsten Herrschaften sind auch die meinigen: daß dem verehrten Manne, dem wir so viel schuldig sind, aus dessen treffliches Gedächtniß und erprobte Neigung wir uns verlassen dürfen, auch forthin alles gelingen und gedeihen möge.

Weimar den 20. October 1825.


40/101.


An Georg Sartorius

[Concept.]

[20. October 1825.]

Eben als ich Beykommendes fortsenden willkommt mir ein junger Neapolitaner, von Florenz her wohl empfohlen, der sich eine Zeitlang in Göttingen aufzuhalten gedenkt. Soviel ich ihm abmerken konnte ist er in der neuern Literatur, auch der deutschen genugsam erfahren und in Gesellschaft nicht unangenehm, sagen meine Kinder.

Freundlichen Empfang und geneigte Prüfung für ihn erbittend sende das wohlgelungene Bild unseres Fürsten, das Ihnen gewiß Freude macht, so wie ein Seitenstück das nächstens folgen soll.

[105] Tausend Grüße, Wünsche, Hoffnungen und was nicht alles!

Ich habe mich seit jenen Festlichkeiten ziemlich wieder in's Gleichgewicht gestellt, gebe mich mit der Vergangenheit ab, suche der Gegenwart etwas abzugewinnen und lausche der Zukunft.

Möchte der Gewinn Ihrer Neigung mir unversehrt bleiben.

Weimar den 8. October 1825.


40/102.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Herrn Professor Riemer wünsche heute Abend zur gewöhnlichen Stunde und sodann auf eine mäßige Kost bey mir zu sehen.

Weimar den 21. October 1825.

G.


40/103.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[22. October 1825?]

Ew. Königliche Hoheit

erhalten hierbey den französischen, nochmals in's Concept geschriebenen Brief, so wie dessen Mundum. Höchst Dieselben werden die Langsamkeit der Expedition dießmal verzeihen; es traten mancherlei Hindernisse dazwischen. Das Diplom der Linnéschen Gesellschaft in Paris mit dem Briefe des Secretärs[106] habe auf die Bibliothek gegeben; so wie das Schreiben des Marquis Forcella zu Palermo über sicilianische Münzen und das Concept einer an ihn ausgefertigten lateinischen Rückantwort.

Der von Schrön aufgezeichnete Barometergang der letztverflossenen Tage verdient besonders aufgehoben zu werden. So seltene Fälle zu vergleichen ist immer gut, wann es auch vorerst zu keinen Resultaten führen sollte.

Versäumen darf ich nun aber nicht, schuldigst anzuzeigen, daß von Wien das Kaiserliche Privilegium, datirt vom 23. August dieses Jahrs, in bester Form, von Ihro Majestät selbst unterzeichnet, auf Pergament mit dem großen Siegel ausgehändiget, glücklich angekommen. Es ist vielleicht das wunderbarste Document, das die Literargeschichte aufzuweisen hat. Auch in diesem Falle höchsten Antheils mich mit Gewißheit erfreuend, verharre ehrfurchtsvoll.


40/104.


An Carl Wilhelm von Fritsch

Ew. Excellenz

das gefällig mitgetheilte Schreiben des Herrn Grafen v. Luxburg dankbarlichst zurücksendend verfehle nicht anzuzeigen, daß das Kaiserliche Privilegium in aller Form aus Pergament mit Allerhöchsteigner Unterschrift und großem Siegel, datirt vom 23. August[107] dieses Jahres durch die Geneigtheit des Herrn v. Piquot glücklich angelangt ist, weshalb ich mir denn eines freundschaftlichen Antheils wohl schmeicheln darf.

Vertrauenvoll, treulich ergeben

gehorsamst

Weimar den 22. October 1825.

J. W. v. Goethe.


40/105.


An Carl Friedrich Zelter

Hiebey, mein Guter! abermals ein Theil der Briefe, die übrigen mir bis zur nächsten Zeit heran freundlich erbittend.

Heute nur soviel mit den schönsten Grüßen. Mir geht es wohl, so daß ich Freud und Leid allenfalls übertragen kann. Wie weit bist du mit deinem Bau gelangt? dessen Fortgang mir am liebsten zu wissen wäre, ob ich gleich sonst viel von Berlin erfahre.

treulichst

Weimar den 22. October 1825.

G.


40/106.


An Johann Christian Friedrich Körner

[Concept.]

[ 22. October 1825.]

Hiebey das früher mitgetheilte concave Glas; wobey zugleich vermelde daß der Würfel sehr gute Wirkung thut; auch folgt die autorisirte Quittung zurück.

Weimar den 21. October 1825.[108]


40/107.


An Graf Vargas Bedemar

[Concept.]

Hochgeborner Graf

Hochgeehrtester Herr

Ew. Hochgeboren habe die Ehre, durch Gegenwärtiges anzuzeigen, daß die Decoration des weißen Falkenordens mit den dazu gehörigen Documenten am 17. dieses auf die fahrende Post abgegeben worden. Das Paquet ist an Ihro des Herrn Kronprinzen Königliche Hoheit addressirt und werden den Ew. Hochgeboren solche Freyheit schon vorläufig entschuldigt haben, auch mich zu fernerer Huld und Gnade allerhöchsten Ortes bestens empfehlend.

Ich wünsche, daß das frühere schöne Verhältniß dadurch noch fester und unauflöslich geknüpft sey, wie ich denn meiner und unserer wissenschaftlich Anstalten zu thätiger Theilnahme andringlich gedacht haben will.

Der ich mich hochachtungsvoll unterzeichne.

Weimar den 23. October 1825.


40/108.


An das kurfürstliche Ministeriumder auswärtigen Angelegenheiten in Cassel

Hochwohlgeborene

Hochzuverehrende Herren.

Das von Ihro Königlichen Hoheit allergnädigst bewilligte Privilegium indem es mir und den Meinigen[109] ansehnliche Vortheile für jetzt und die Zukunft sichert, erregt zugleich die höchsten Dankgefühle indem ich an solchen Begünstigungen ein allergnädigstes Wohlwollen und huldvolle Theilnahme an meinem bisherigen Beginnen und Wirken gewahr zu werden glaube.

Ew. Excellenzen darf ich wohl deshalb gehorsamst ersuchen diesen meinen devotesten Dank bey Gelegenheit und wie es sich ziemen will geneigtest auszusprechen und vielleicht auch den submissesten Wunsch zu äußern daß bey einem so bändereichen und auf die Folge berechneten Unternehmen, nach Verlauf der gegenwärtig gegönnten Frist von zehn Jahren ein geziemendes Gesuch um fernere Erstreckung des Termins nicht ungnädig aufgenommen werden möge.

Der ich nicht verfehle Ew. Excellenzen für höchst geneigte Mitwirkung meinen schuldigen Dank abzutragen und mit Versicherung unbegränzter Hochachtung, zu geneigtem Andenken bestens empfohlen zu seyn wünschend, die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Ew. Excellenzen

ganz gehorsamer Diener

Weimar den 1. November 1825.

J. W. v. Goethe.


40/109.


An Amalie von Levetzow

Mit vieler Freude erhalt ich, theuerste Freundin, Ihren lieben Brief der mir ein vollgültiges Zeugniß[110] giebt Sie seyen von einer Kranckheit wieder hergestellt die, wie ich vernommen hatte, gefährlich bedrohte und woran ich in Furcht und Sorge herzlichen Antheil nahm. Seyen Sie aufs neue im Leben zu Freude und Glück treulichst willkommen! Und so nehm ich denn auch an allem was Ihnen Gutes begegnet meinen freundschaftlichsten Theil und freue mich von Herzen über das holde Geschick Amaliens. Sie soll an mich dencken wenn es ihr beygehen sollte Freund und Gemahl gelegentlich zu necken.

In Gedancken spazierte gar oft mit unsrer lieben, geliebten Aeltesten auf der Terasse hin in und wieder. Die schöne Gewohnheit einige Sommermonate zusammen zu seyn sollte mir diesmal ausgehen, gehen, und ich hätte es nicht ertragen Sie ohne mich zwischen jenen Fichtenwäldern zu wissen, hätte mich die schönste und nothwendigste aller Pflichten nicht in meinem nächsten Kreise gehalten.

Nun aber da ich weis wohin ich beykommendes addressiren kann versäum ich nicht zu sagen wie auf eine unbeschreiblich manigfaltige Weise unser hohes Fest gefeyert worden.

Indessen sammelt man die verschiedenen Gedichte und sucht durch Beschreibung das Vorgefallene zu überliefern und zu erhalten. Das erste Exemplar das mir zu Handen kommt soll Ihnen gewidmet seyn. Gedencken Sie mein in Ihrem heitern Familienkreise, empfehlen Sie mich Ihren theuren Eltern, auch dem[111] Herrn Grafen in der Ferne, und versäumen ja nicht den lieben Kindern aufs freundlichste zu sagen: ich hoffe zu vernehmen daß der anmuthige Landsitz auch diesmal seine holden Gäste mit erquicklichen Früchten und sonstigem Guten, wovon ich vor zwey Jahren mitgenossen reichlich werde empfangen haben.

Mich findet Ihr Gruß immer mit unveränderlichen Gesinnungen an der alten Stelle.

Mit wiederholten Seegenswünschen,

treu anhänglich

Weimar d. 1 Nov. 1825.

J. W. v. Goethe.


Nachträglich bemercke nur: daß jener frühere Brief Marienb. d. 8ten Juli, seiner Zeit richtig angekommen, und HE. von Vaerst freundlich empfangen worden.

Lassen Sie mich zum Schlusse der theuren Ulricke nochmals namentlich gedencken.


40/110.


An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl

Ein freundliches Schreiben, nach so geraumer Pause, von einem theuren und geprüften Freunde erhalten, war mir doppelt erfreulich, da ich es in der festlichen Epoche empfing, in der wir alles was wir lieben und ehren gern um uns versammelt hätten.

Ihres herzlichen Antheils bin ich gewiß und so nehmen Sie auch meinen wärmsten Dank.

[112] Ich habe das Glück in einer meinen Jahren angemeß'nen Thätigkeit fortschreiten zu können, daher war mir die Nachricht desto willkommener, daß auch Sie in voller Kraft Ihrem großen, dem Publicum so wichtigen Unternehmen getreu bleiben.

Ihre Absicht, eins meiner alten Possenspiele auf das große Theater zu bringen, ist mir sehr ehrenhaft, ob ich gleich damit nicht einstimmen kann. Hätte ich das Glück neben Ihnen zu leben, so sollte es bald gethan seyn; allein ich gebe zu bedenken, daß der Jahrmarkt von Plundersweilen auf einen kleinen Raum berechnet war und die Einzelheiten in einer großen Fülle gar glücklich wirkten. In einen größern Raum versetzt müßte man es viel reicher ausstatten, und in Absicht auf die Localitäten der Bühne gar manche besondere Einrichtungen treffen; auch dürfte es nicht hinten so abschnappen, wie mit dem Schattenspiel geschieht. Eine lebhafte und tumultuirende Nachtscene würde dem Ganzen sehr gut thun und ihm ein auffallendes Ende verleihen. Genug man müßte das jetzige Stück, wie es liegt, als ein Samenkorn betrachten, das seit soviel Jahren nun zu einem Baume geworden wäre; das Neuste von Plundersweilen (Meine Wercke. Band 9. Seite 273.) gäbe wohl auch einige Motive her, allein zu allem kann aus der Ferne kein Rath werden, und je mehr ich die Sache überdenke desto mehr will sie mir erscheinen, wie ich sie hier vorstelle.

[113] Die Art wie Sie Ihrer alten Burg eine anmuthige Würde gegeben verdient alles Lob. Ich bin leider niemals in Seifersdorf gewesen und danke deswegen verbindlichst, daß Sie mir durch die gar hübschen Zeichnungen die Vortheile der Gegenwart ersetzen wollen.

Behalten Sie in dem theuren Kreise der Ihrigen meinem Andenken seinen alten Platz; ich lebe mehr als jemals mit dem Werthe meiner ältern Freunde beschäftigt; denn was sich von dieser heiligen Schaar nach und nach verliert, wird nur sparsam wieder ersetzt.

Unser fürstliches Jubelpaar befindet sich in erwünschtem Wohlseyn; mögen die beiden Bildnisse, in Erz geprägt, als kräftige Talismane sich bewähren und uns eine stätige Dauer versichern. Unsere Berliner Künstler haben sich dabey sehr wacker gehalten, vielleicht sind sie Ihnen schon zuhanden gekommen, doch lege ich sie bey mit der Bitte diese Exemplare mit den übrigen weimarischen Erinnerungen an treuer Brust zu hegen.

Herkömmlich und von Herzen liebend und vertrauend

Weimar den 3. November 1825.

J. W. v. Goethe.[114]


40/111.


An Carl Friedrich Zelter

Erst jetzt erfahre ich, mein Theuerster, daß in der Postordnung zwischen hier und Berlin eine Veränderung vorgegangen und bey wechselseitiger Correspondenz auf dich die schwerere Last fällt. Gegenwärtiges schicke durch den weimarischen Hofbildhauer Kaufmann.

Das Hin- und Wiedersenden der Correspondenz hätte dir keine Kosten verursachen sollen. Wegen des Vergangenen bereite ich dir eine willkommene Entschädigung; wegen des Zukünftigen sey Folgendes verabredet: Zwischen Berlin und Weimar ist jetzt ein so lebhafter Personenwechsel, daß ich die letzten Wochen immer zweymal Gelegenheit gehabt hätte, dir etwas zu senden. Laß uns darauf denken und immer ein Briefchen bereit halten, damit es zur rechten Zeit und Stunde fortgeschickt werden könne, unser Verhältniß ist ja ohnehin der Eile nicht unterworfen; auch so verfahre mit dem letzten Paquet der Briefe, um das ich dich gebeten habe.

Von mir habe ich soviel zu sagen, daß meinem Alter und meinen Umständen nach, ich wohl zufrieden seyn darf.

Die Verhandlungen wegen der neuen Ausgabe meiner Werke geben mir mehr als billig zu thun; sie sind nun ein ganzes Jahr im Gange; alles läßt sich aber so gut an und verspricht den Meinigen[115] unerwartete Vortheile, um derentwillen es wohl der Mühe werth ist, sich zu bemühen.

Auch fehlt es nicht mit unter an guten Gedanken und neuen Ansichten, zu denen man auf der Höhe des Lebens doch oft glücklich hingeführt wird. Auch du wirst deinen alten Gang fortgehen und möge dir, so oft das Glück günstig ist, eine frische unerwartete Freude bereitet seyn!

Hiermit wünsche wohl zu leben, baldige Erwiderung hoffend.

treu angehörig

Weimar den 3. November 1825.

G.


Nachschrift.

Auf näheres Befragen erfahre, daß die fragliche Postanordnung nur ein Interimistisches sey und vielleicht bald ausgeglichen werde. Melde mir von deiner Seite was dich davon berührt.


40/112.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

erhalten anbey, mit vielem Dank für baldige Besorgung des kleinen Geschäftes, die quittirte und autorisirte Rechnung über die abgedruckten und colorirten Tafeln.

[116] Bey dem androhenden Winter alles Heil innerhalb Ihrer werthen Familie treulichst anwünschend.

Weimar den 3. November 1825.


40/113.


An Johann Sckell

[Concept.]

Die in diesem Glase befindlichen Wassernüsse (Trapa natans) werden in ein stehendes klares Wasser von 4 bis 6 Fuß Tiefe, so eine geschützte und sonnige Lage hat, baldigst gelegt, woraus sie Ausgang May's keimen und im August reife Früchte bringen werden, die auf den Grund des Wassers fallend die Pflanzen nun jedes Jahr reproduciren.

Ferner findet sich in dem Glase der Samen einer Grasart, die theils als Ziergewächs, theils der Anwendung wegen die man davon in Nordamerika macht, der Aufmerksamkeit des Botanikers nicht unwürdig ist. Es ist die Zizania palustris L. der wilde Reis von Canada, dessen Cultur der Ritter Banks in die englischen Gärten einführte und wovon Franz Bauer (Linn. Transact. VII.) eine vortreffliche Abbildung herausgab. Durch Samen, so Professor Treviranus in Wasser aus England nach Breslau mitbrachte ist ihm geglückt, diese Pflanze auch in Menge im dortigen botanischen Garten zu erziehen. Hiezu ist nichts weiter erforderlich, als den Samen sogleich in ein[117] warm gelegenes stehendes Wasser von anderthalb bis 2 Fuß Tiefe zu legen, worauf denn im Juny die Blätter und im August die schön gefärbten Blüthen hervortreten werden.


Vorstehender Auszug eines Briefes des Herrn Professor Treviranus ist nebst den gemeldeten Samen in einem Glase dem Hofgärtner Sckell übersendet worden, denselben bestens begrüßend und überlassend, inwiefern dieser kleine Beytrag für die große Belvedere'sche Anstalt von einigem Interesse seyn könne.

Weimar den 3. November 1825.


40/114.


An C. B. Zeis

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey ein Schreiben an Frau Baronin v. Levetzow, nebst einem kleinen Paquete in blau Papier, gezeichnet H. B. Z, mit Bitte, beides, wie die vorigen Male, geneigtest weiter zu besorgen. Soviel ich weiß, befindet sich die Dame gegenwärtig in Trzibliz, doch wird Ihnen der Aufenthalt am besten bekannt seyn.

Die freundliche Entschuldigung dieses Auftrags darf ich von Ihrer Gefälligkeit wohl hoffen, indem ich die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Weimar den 3. November 1825.[118]


40/115.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[3. November 1825.]

Ew. Königlichen Hoheit

nehme mir die Freyheit, Beykommendes zu übersenden und wünsche daß es sich als Zeugniß beweise der fortdauernden meteorologischen Aufmerksamkeit auf der Sternwarte zu Jena.

Was die astronomischen Erfordernisse betrifft, so hat Schrön die neuliche Anregung durch Geheimerath Schweitzer bescheiden und dankbar aufgenommen. Ein näheres Verhältniß zu Professor Wahl ist eingeleitet und so wird wohl dieser Winter nicht ohne Nutzen vorübergehen.

Durch eine besondere Veranlassung sind mir ganz frische Früchte der Wassernuß (Trapa natans) auch Körner der Zizania palustris zugekommen, wovon ich dem Hofgärtner Sckell mit beyliegendem Billet den größten Theil zugesendet habe, den übrigen bey mir zu stillem Keimen aufbewahre. Ich wünsche, daß dieser kleine Beytrag zu dem großen Vorrath wenigstens den guten Willen bethätige. Auch darf ich wohl die Betrachtung, der graphischen Darstellung in Folge des ganzen Jahres-Laufes Höchst Deroselben Aufmerksamkeit empfehlen. Es ist eine Arbeit des Bibliotheksecretair Kräuter. Daß die Mitellinie mit rother Farbe gezogen ist, gibt einen bessern Anhalt[119] zu Beurtheilung der Witterung, indem der Stand über derselben auf heitere und trockene Tage, unter derselben auf trübe und regnichte Tage deutet. Es dient eine solche Darstellung gar angenehm zu Recapitulation der vergangenen Wochen und Monate; auch das außerordentliche Steigen und Sinken fällt mehr als anderswo in die Augen.


40/116.


An Carl Wilhelm Stark

Ew. Wohlgeboren

danke verbindlichst, daß Sie mir Gelegenheit gegeben, mich der angenehmsten und fruchtreichsten Tage meines Lebens zu erinnern: indem ich zugleich das besprochene Heft übersende und wünsche, daß es sich schicken möge, Ihr einsichtiges Urtheil darüber zu vernehmen. Im Allgemeinen hat man immer Ursache sich eines solchen Gesprächs zu enthalten da man gewöhnlich nur Enthusiasten und Widersacher antrifft.

Mit den besten Wünschen mich unterzeichnend.

Ew. Wohlgeb.

ergebensten Diener

Weimar den 5. November 1825

J. W. v. Goethe.


40/117.


An Friedrich Theodor von Müller

Herr Canzler v. Müller ist zu einem frugalen Familienmahle Dienstag den VIII. November 1825 freundlichst eingeladen.

Goethe.[120]


40/118.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

verzeihen gnädigst, wenn ich, von alle dem unerwarteten Guten, das mich in diesen Tagen bestürmte, mich erst nach und nach erholend, mit Beykommendem später hervortrete.

1) In der Mappe befindet sich Einiges zu Aufklärung der verwandten und zu verwechselnden emetischen Wurzeln. Das dazu gehörige erste Eschwegische Heft liegt hier bey, so wie

2) das Verzeichniß Raphaelischer Gemälde vom Grafen Löpel.

Was noch auf Höchst Deroselben Befehle und Anordnungen Bezügliches zurücksteht werde nach und nach zu besorgen und auszufertigen nicht verfehlen.

Weimar den 11. November 1825.


40/119.


An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

Ew. Hochwohlgeboren

haben mich die Zeit her mit so mancherlei Gutem heimgesucht, daß ich kaum zur Erinnerung bringe, wofür ich alles zu danken habe. Als Entschuldigung jedoch wäre gar Verschiedenes anzuführen.

Die Ausgabe meiner Werke gibt mir in diesem Augenblick viel Beschäftigung; die Sorge, ein würdiges[121] Exemplar dem Abdrucke zu bereiten, ist nicht gering, wenn sie mir schon von trefflichen Philologen und Grammatikern genugsam erleichtert wird. Die äußern Unterhandlungen in dieser wichtigen Angelegenheit und die Bemühung endlich die mir gnädigst von den teutschen Herrschern zugedachte Auszeichnung eines allgemeinen Privilegiums im Einzelnen bewirkt zu sehen, heischt gar mannichfache Schritte.

Oben an jedoch sollte ich unsere Festlichkeiten stellen, Feyertage, die der Mensch nur Einmal erlebt. Ein Regierungs-Jubiläum verknüpft mit einer goldnen Hochzeit beides ganz nahe vor dem 14. October gefeyert, wo die reinste, so lange im Stillen gehegte Dankbarkeit an's Licht zu treten sich nicht verwehren konnte. Lassen Sie die beykommenden metallenen Zeugnisse sich das Übrige andeuten. Auch habe ich deshalb nur Ihre Einleitung zu Brown lesen können, wofür ich von meiner Seite zum allerschönsten danke; in das Einzelne der Erfahrung wage ich keinen Blick, da Sie mich über die Richtung des Ganzen aufgeklärt haben. Und so erweitert sich denn das Wissen immer mehr, die Wissenschaft ordnet sich, Eins bietet dem Andern willig die Hand; hiernach werden denn fähige klare Geister in der Folge sich nicht über ihre Vorgänger zu beschweren haben. Ich wünschte nichts mehr, als daß wir unsere eignen Schüler seyn könnten.

Höchstmerkwürdig war mir vor einigen Wochen der Besuch von Herrn Professor Gruithausen. Auch[122] hier bewahrheitete sich die alte Lehre, daß ein ächtes Verhältniß nur persönlich seyn kann. Was in der Ferne meiner Vorstellung als Wahrheit oder Irrthum erscheint, zeigt die Gegenwart als in Einer Individualität vereinigt; wir wissen alles zurecht zu legen, oder vielmehr, es legt sich alles von selbst zurechte. Bey dem grundguten Gruithausen ward mir die Operation der Ausgleichung nicht schwer. Die makro- und mikromegischen Beobachtungen wichtiger Gegenstände, begünstigt durch ein scharfes Organ, unterstützt durch hochverbesserte Werkzeuge, sind aller Aufmerksamkeit, aller Schätzung werth. Man nehme die ältern Mondcharten vor sich und sehe die Stufenfolge der Deutlichkeit bis in das Einzelne der Zeichnungen und lithographirten Blätter des genannten Freundes, so wird man freudig erstaunen und ihm gern erlauben, sich Vorstellungen zu machen die ihm zu fernerem Streben Lust und Muth erneuen. Seine Beharrlichkeit am Gegenstande bewährt sich sodann auch noch an manchen andern erfreulichen Entdeckungen im großen Naturfelde; und da war ihm denn die Freude wohl zu gönnen, daß man in Jena, kurz vor seiner Ankunft, sie nicht ahnend, in einer academischen Schrift ihm die Priorität einer seiner frühern Entdeckungen wieder vindicirt hatte.

Und nun sollte ich Ew. Hochwohlgeboren für gar mannichfaltig bisher Gesendetes meinen schönsten Dank abtragen; doch geschehe dieß alles in freundlichster[123] Anerkennung des zuletzt anher Gesendeten, der weitern Behandlung der von mir angedeuteten regelmäßigen Verstäubung einer ablebenden Fliege.

Wir dürfen wohl so sagen, da man ja aus der Verwesung, auf seltsame Weise in Fort- und Fortleben abzuleiten getrachtet hat. Aber höchstmerkwürdig bleibt es hier, daß eben dieses Ableben diese eintretende Herrschaft der Elemente, die auf Zerstörung des Individuums hinausgeht, sich energisch durch Elasticität offenbart, und daß die sich entwickelnde aura sich wieder entschieden gestaltet! Eine solche abermalige Erscheinung möchte denn doch der Hylozoist zur Entschuldigung anführen.

Bey dieser Gelegenheit schien mir auch die Betrachtung merkwürdig, daß das Insect indem es seiner Zerstörung entgegengeht, sich an Fensterscheiben, oder auch erhellten Plätzen anheftet, da es sich sonst, indem es seiner Lebensentwickelung entgegenreift, immer in's düstere Dunkele zurückzieht und seine Vollendung erwartet.

Was mir hierbey leid thut, ist, daß mir unter gegenwärtigen Umständen den morphologischen Heft herauszugeben schwer würde. Manches dazu ist gesammelt, aber ich habe noch viel Anderes wegzuarbeiten. Sollten Sie es jedoch nicht in den Acten brauchen wollen, so lassen Sie mich es zu jenem Zweck aufheben.

Recht Schade ist es daß der schöne Gedanke, den Sie äußern, zu jener Festepoche nicht realisirt werden[124] konnte; ich wünschte es längst; denn fürwahr! es ist immer schön und schmeichelhaft, unter den Sternen der Erde (um mit den Spaniern zu sprechen) einen anmuthigen Platz zu finden. Es hat mich immer gefreut, den König Alfons unter den Mondringen zu treffen.

Übrigens bin ich leider, wie schon geklagt, in mehr als einem Sinne von der Naturanschauung getrennt. Schon zwey Sommer war ich vom Reisen abgehalten; die Unbequemlichkeit meiner jenaischen Wohnung und Studenteneinrichtung überträgt das Alter nicht mehr, und so entbehr ich der nothwendigsten Anregungen; sogar scheue ich mich vor den Belvedere'schen abwechselnden Climaten; doch kommen manchmal die merkwürdigsten Blumen durch die Gunst unsrer hohen Botanophilen mir auf's Zimmer.

In beyliegendem versiegelten Papiere finden Sie den leidigsten Beweis des Hylozoismus, ich sage Beweis, wenn man sich nicht scheuen sollte, etwas so Unerfreuliches zur Gewißheit zu bringen. Schließen Sie es an Ihre frühern Betrachtungen an und gönnen ihm einige mikroscopische Blicke.


(Vorstehendes, als mit gegenwärtiger Sendung unverträglich, erscheint nächstens begleitet von verwandten Dingen.)


Vorstehendes war schon vor einiger Zeit geschrieben und sollte fortgesetzt werden. Nun überfüllt mich der[125] 7. November unerwartet mit überschwänglicher Ehre und Freude. Ew. Hochwohlgeboren darf ich unter diejenigen zählen, die mir solches Glück von Herzen gönnen und die ich auch deshalb als gegenwärtige Theilnehmer gewünscht hätte. Erhalten Sie, in dieser für mich neuen Aera, die Gunst der, früheren und regen mich von Zeit zu Zeit auf damit ich meine Blicke in das Reich der Natur und in jene herrliche Fluß-Region mit neuem Antheil hinwende. Herrn d'Alton meine besten Grüße und Dank für das Übersendete; ich hoffe bald wieder so glücklich zu seyn, meine Wirkung in die Ferne richten zu können.

unwandelbar

Weimar den 13. November 1825.

J. W. v. Goethe.


40/120.


An Carl Ludwig Wilhelm von Grolmannn

[Concept.]

Ew. Excellenz

haben die Geneigtheit gehabt, mir eine vielfach verehrliche Gabe zu übersenden. Von einem verehrten Fürsten wird mir die hohe Gnade, deren Jubelfeyer ich nun auch nächstens zu begehen habe, abermals auf eine Weise bethätigt, die alles in sich schließt: Wohlwollen, Gunst, gnädiges Andenken unschätzbarste Theilnahme zugleich mit Versicherung irdischer Vortheile, wie ich sie nur den Meinigen zu überliefern wünschen kann.

[126] Und so darf ich denn wohl bitten, Ew. Excellenz mögen meine allerunterthänigste dankbare Anerkennung so hoher Geneigtheit in günstiger Stunde kräftigst ausdrücken und zugleich überzeugt seyn, daß ich in dem Maaße, wie mich das Wohl eines so erhabenen Gönners oft in Gedanken beschäftigt, ebenfalls die Thätigkeit seiner Getreuen von fern mit Antheil beobachte und es für Gewinn halte bey diesem Anlaß versichern zu können wie sehr es mich freue den Einfluß eines mit so reinen Gesinnungen ausgestatteten Geistes für das Wohl eines mir so theuren Landes wirksam zu sehen, und so unterzeichne ich mich mit wahrhafter Verehrung

Ew. Excellenz.

Weimar den 14. November 1825.


40/121.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Die mir von des, jetzt reagierenden Königs von Bayern Majestät längst versprochene Gypsmaske der rondaninischen Meduse ist unterwegs und ich bereite mich nach dessen Ankunft sogleich dorthin zu schreiben auch das Etui mit der Frau Großherzogin Bild zugleich abzusenden.

Wollen Sie beyliegendes Concept gefällig durchsehen und es morgen Abend mitbringen? wo ich mit mannichfaltiger Unterhaltung zu erfreuen hoffe.

Das Beste wünschend.

Weimar den 14. November 1825.

G.[127]


40/122.


An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

Über zwey emetische Wurzeln.

Mit der in den Zeitungen auf's neue angepriesenen, besonders gegen die Wassersucht von Herrn v. Langsdorf empfohlenen brasilianischen Wurzel möchte es wohl folgende Bewandniß haben:

In dem Eschwegischen Journal von Brasilien und zwar der Seite 228 des ersten Heftes findet sich eine Pflanze, Raiz preta genannt, wegen ihrer Wurzelkräfte angerühmt. Daß sie dort mit der Ipecacuanha medicinalis zusammengestellt, ja mit ihr für identisch erklärt wird, deutet die nahe Verwandtschaft beider Pflanzen an.

Nun führt Ritter von Martius in dem ersten Heft seines Specimen materiae medicae Brasiliensis Seite 4 die Pflanze der officinellen Brechwurzel unter dem Geschlechtsnamen Cephaelis vor mit der specialen Bezeichnung Ipecacuanha, als dem bisherigen Trivialnamen. Das Kupfer Tab. I. stellt sie dar, und die schon längst berühmte Wurzel wird Tab. VIII Fig. 1. 2. 3 in ihrer braunen Farbe besonders aufgeführt.

Ein Bild der Raiz preta jedoch haben wir bey Eschwege in dem angeführten Theile Tab. III zu suchen. Daß diese Pflanze zum Geschlecht Cephaelis (sonst Callicocca) zu rechnen sey, entscheidet sich wohl. Auch sie gehört zur fünften Linnéischen Klasse, sie ist[128] pentandrich-monogynisch. Inflorescenz, Fructification, sowie der ganze Habitus vergleichen sich sehr erfreulich. Besonders aber haben beide Wurzeln die schlangenartige Tendenz, nur daß die der Cephaelis Ipecacuanha (emetica Persoon) sich paternosterartig trennt, da bey der Raiz preta nur eine Andeutung möglicher Einschnitte gefunden wird. Daß letztere nun auch zu den emetischen Pflanzen gehöre, ist wohl kein Zweifel. Daß sie, wie dem äußern Habitus nach, also auch an Heilkräften mit jener ersten weltbekannten verwandt seyn werde, läßt sich gar wohl vermuthen. Welche specifische Gewalt sie aber ausübe und über jene einen hohen Vorrang gewinne, das wird die ausübende Heilkunde nach und nach erproben.


Practische Mittheilung.

Die vom Herrn v. Eschwege aus Brasilien mitgebrachte Wurzel, deren medicinische Eigenschaften er als laxirend, Brechen erregend, Harntreibend und Schweiß befördernd bezeichnet, habe ich bey verschiedenen Patienten angewendet. Es ließ sich zum voraus schon vermuthen, daß die angegebenen Wirkungen so vielfacher, fast entgegengesetzter Art, von Einem Mittel nicht hervorgebracht werden könnten. Da indeß doch eine zu erwarten war, keine Krankheit aber so viele Indicationen zuläßt als die Wassersucht, so versuchte ich sie bey zwey Subjecten dieser Art, ohne daß eine von jenen Excretionen auf irgend eine Weise wäre vermehrt worden oder auch nur erregt. Der Doctor Mirus, dem ich erlaubte, auf jede mögliche Weise und unter jeder Form Gebrauch davon zu machen hat ebenfalls einen großen Theil der[129] Wurzel erfolglos angewendet und wenn ich nicht irre, habe ich selbst nach Jena an Einen der beiden Herrn Starke einen Theil derselben zum Gebrauche überschickt. Von Jena aus aber bin ich ohne Nachricht darüber.

Sey es, daß ich, wie der Doctor Mirus, die Wurzel in zu kleinen Dosen angewendet habe, sey es, daß die Wirkung im Decoct sich nicht so erfolgreich aussprechen konnte, als in Pulverform; genug ich zog es am Ende doch vor, durch eigne Erfahrung erprobte Mittel anzuwenden als die Patienten, während sie, wie ich, auf die zweifelhafte Wirkung eines unbekannten Mittels hofften, mit jedem Tage kränker werden zu sehen. Proben von solchen Mitteln können nur in Hospitälern und in der Armenpraxis gemacht werden.

Dr. Rehbein.


Vorstehendes haben die Weimarischen Naturfreunde auf höchste Veranlassung zusammengestellt und wünschen nun von dem Meister dieses Faches zu Bonn das Nähere berichtigt und vollendet zu vernehmen.

Weimar den 16. November 1825.

G.


40/123.


An Franz von Elsholtz

Die Hofdame

Lustspiel in fünf Acten.

Dieses Stück, in guten Alexandrinern geschrieben, hat mir viel Vergnügen gemacht. Die Absicht des Verfassers möchte seyn, das Lächerliche des Gefühls darzustellen. Nun ist das Gefühl an sich niemals[130] lächerlich, kann es auch nicht werden, als indem es seiner Würde, die in dem dauernder Gemüthlichen beruht, zu vergessen das Unglück hat. Dieß begegnet ihm, wenn es dem Leichtsinn, der Flatterhaftigkeit sich hingibt.

In unserem Drama spielen sechs Personen, die durch schwankende Neigungen sich in Lagen versetzt finden, die allerdings für komisch gelten dürfen; wobey jedoch, da alles unter edlen Menschen erhöhten Standes vorgeht, weder das Sittliche noch das Schickliche im allgemeinen Sinne verletzt wird. Das Stück ist gut componirt, die Charaktere entschieden gezeichnet; die sechs Personen verwirren sich genugsam durcheinander und die Auflösung beruhigt das hie und da besorgte moralische Gefühl.

Noch deutlicher zu machen, wovon hier die Rede ist, sey mir vergönnt der Mitschuldigen zu erwähnen.

Verbrechen können an und vor sich nicht lächerlich seyn, sie müßten denn etwas von ihrer Eigenschaft verlieren und dieß geschieht, wenn sie durch Noth oder Leidenschaft gleichsam gezwungen verübt werden. In diesem Falle nun sind die vier Personen des gedachten Stücks. Was sie thun sind eigentlich nur Vergehen; der Buffo entschuldigt sein Verbrechen durch das Recht des Wiedervergeltens und somit wäre nichts daran auszusetzen; auch ist es in der deutschen Literatur geschätzt. So oft es jedoch seit funfzig Jahren auf dem[131] Theater hervortauchte, hat es sich niemals eines günstigen Erfolges zu erfreuen gehabt, wie der auf dem Königstädter Theater ganz neuerlich gewagte Versuch abermals ausweiset. Dieses kommt jedoch daher weil das Verbrechen immer Apprehension hervorbringt, und der Genuß am Lächerlichen durch etwas beygemischtes Bängliches gestört wird. In gleichem Sinne ist das neue Stück aus heterogenen Elementen bestehend anzusehen: das Gefühlserregende, Gemüthliche will man in der Darstellung nicht herabsteigen sehen und wenn man sich gleich tagtäglich Liebeswechsel erlaubt, so möchte man da droben gern was Besseres gewahr werden; besonders ist dieß Art der Deutschen, worüber viel zu sagen wäre.

Nur soviel: das Widerspenstige eines solchen Stoffes muß durch Verstand und Anmuth bezwungen wer den und dieß ist dem Dichter meist gelungen. Auch an der Ökonomie des Stücks finde nichts auszusetzen, nichts an der Scenenfolge; demohngeachtet kann es nicht als fertig betrachtet werden. Entschließt sich der Verfasser an dem ersten Acte viel, an den übrigen wenig zu thun, so werde ich, wie mir nur einiger Raum gegeben ist, meine Gedanken umständlich darüber eröffnen.

Weimar den 16. November 1845.

Goethe.[132]


40/124.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

geruhen aus beyliegendem Schrönischen Aufsatz zu ersehen daß er [sich] mit Aufmerksamkeit seinem Geschäfte widmet; da es denn wohl nicht fehlen kann daß er sich nach Höchst Ihro Absichten ausbilde.

Weimar den 16. November 1825.


40/125.


An Bernhard Friedrich Voigt

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

verzeihen, wenn ich den an mich gebrachten Wunsch nicht zu erfüllen vermag. Meine Jahre und gar mannichfache Pflichten verbieten mir irgend ein Geschäft zu übernehmen, das aus der Folge meines gegenwärtigen Lebensganges heraustritt. Sowohl wegen früherer Verhältnisse zu Ihrem guten Vater, als auch in Rücksicht Ihrer besondern Thätigkeit, würde gern in diesem Falle gefällig gewesen seyn; so aber bleibt mir nichts übrig als, das Beste wünschend, mich zu fernerm geneigten Andenken zu empfehlen.

Weimar den [16?] November 1825.[133]


40/126.


An Johann Heinrich Meyer

Mögen Sie wohl, mein Theuerster, beykommenden Abdruck eines von der jungen Facius geschnittenen großherzoglichen Porträts mit der Medaille vergleichen und mir ein schriftliches Gutachten, wie diese Arbeit besonders um Auge und Stirn zu bessern sey, gefällig mittheilen. Ich habe Gelegenheit dem guten und triebsamen Kinde, wenn sie ihre Sachen halbweg leidlich macht, einiges Verdienst zu verschaffen. Morgen Abend unter der Komödie sehen wir uns; ich habe manches vorbereitet.

Weimar den 18. November 1825.

G.


40/127.


An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

verzeihen wenn auf Ihr so geneigtes Schreiben vom 7. October ich erst später zu antworten gelange. Seit Monaten beschäftigen uns bedeutende Feyerlichkeiten und ihre Folgen, zuletzt hat noch der 7. November [mich] mit unerwarteten Gutem und Schönen überhäuft und an jeder andern Betrachtung gehindert, erlauben Sie daher daß ich auch dießmal nur einiger Hauptpuncte erwähne, deren Bestimmung den ersten Rang verdienen.

[134] Bey dem 12. Punct entstehen folgende Fragen:

a) Wie wird der Autor und die Seinigen von der Anzahl der Subscribenten unterrichtet?

b) Wie von der Anzahl der Exemplare die sowohl in der Subscriptionszeit als nachher an Buchhändler überlassen werden?

c) Wie wird es mit dem Antheil des Autors an den einzeln abzudruckenden Stücken gehalten?

Daß dieses Letzte von großer Bedeutung sey, erhellet daraus daß eine besondere neue Ausgabe von Faust, in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1825, hier in Weimar für 1 rh. 10 Groschen verkauft wird.

Mögen Sie uns besonders aufklären wie es mit diesem neuen Abdruck gemeint sey? so werden Sie uns sehr beruhigen, denn wir dürfen nicht leugnen daß uns diese Erscheinung ganz unerwartet gewesen.

Und so muß ich auch noch vorläufig gedenken daß eine Ausgabe, die man ohne Anmaßung eine National-Angelegenheit nennen darf, nicht auf eine bloße Taschen-Ausgabe beschränkt bleiben kann; alle die mir gegenwärtig vorliegen sind unscheinbar, besonders die Schillerische, daher wäre nothwendig einen zwar nicht prächtigen aber doch anständigen Abdruck in Octav zugleich mit anzubieten. Wo man hinhört verlangt und erwartet ihn das Publicum. Auch sind höchst bedeutende neuere Offerten durchaus in solcher Voraussetzung gethan, ich lege die Proben bey die man eingesendet.

[135] Überhaupt wünsche daß wir mit unserer Angelegenheit bald zum Abschluß kommen da man sich in den letzten Zeiten vor gesteigerte Anerbietungen, sogar mit höchster Empfehlung kaum zu retten weiß.

Hochachtungsvoll

gehorsamst

J. W. v. Goethe.

Weimar den 20. November 1825.

J. A. v. Goethe.


40/128.


An Friedrich Theodor von Müller

Möchten Ew. Hochwohlgeboren Beykommendes beurtheilen und mir vielleicht mit einigen Bemerkungen zurücksenden, so würde ein Mundum besorgen, damit solches mit der Copie des k. k. Privilegiums morgen Abend von Ihnen bestens empfohlen nach Berlin abgehen könne

gehorsamst

Weimar den 25. November 1825.

J. W. v. G.


40/129.


An Carl Ferdinand Friedrich von Nagler

Geneigtest zu gedenken.


Vorliegende Fragen, betreffend eine, sich auf dem eingeschlagenen Weg dem Ziele glücklich nähernde Gelegenheit, wären folgendermaßen vielleicht dankbar zu erwidern.

[136] 1) Beyliegende Abschrift des k. k. österreichischen Privilegiums zeigt, wie solches in bester Form, mit größter Geneigtheit ausgefertigt worden.

2) Sollte man königlich preußischer Seits die förmliche Ausfertigung eines gleichen Privilegii, in Betracht besonderer Umstände, nicht belieben, so wäre eine bestimmt zusichernde, von den Herren Ministern des Innern und Äußern vollzogene Eröffnung dankbar zu erkennen.

3) Das k. k. österreichische Privilegium lautet auf die sämmtlichen Länder der Monarchie; ein gleiches wünscht man von allerhöchster königlich preußischer Seite, besonders da, ungeachtet der vorhandenen Gesetze, von Köln aus hie und da Nachdrücke cursiren.

4) Auch ist in vorliegendem k. k. Privilegio der Zeit nicht gedacht; das Gleiche wünscht man von königlich preußischer Gnade, da ja ohnehin, bey Kraft des Gesetzes gegen den Nachdruck, hier gleichsam nur eine Ehrensache für den Verfasser obwaltet.

5) Die Reservation der Censur ist den Zuständen jener kaiserlichen Reiche ganz gemäß; in den protestantischen Landen ist nicht daran gedacht worden, noch daran zu denken.

In welcher Form aber auch man in Berlin mich begünstigen möge, so ergeht die angelegentliche Bitte dahin: daß die Ausfertigung in dem Gesetzblatt, auf die gewöhnliche Weise, wie alle gesetzlichen Verordnungen bekannt gemacht werden, zur öffentlichen[137] Kenntniß gelange. Solches ist schon vom königlichen Ministerium von Hannover, auch in den Großherzogthümern Mecklenburg-Schwerin, Baden und Hessen, ja, wie es verlauten will, von mehreren beliebt worden.

Ein Weiteres will mir in dem Augenblick nicht beygehen.

Verehrend wie vertrauend

gehorsamst

Weimar den 25. November 1825.

J. W. v. Goethe.


40/130.


An Friedrich Theodor von Müller

Ew. Hochwohlgeboren

haben die Geneigtheit mich von der Medaillen-Angelegenheit gefällig zu unterrichten. Von Freund Meyer erfahre daß sie wieder zur Sprache kommt. Ist denn der greuliche Büschel beseitigt?

gehorsamst

Weimar den 26. November 1825.

J. W. v. G.


40/131.


An Johann Christian Friedrich Körner

[Concept.]

Das Manometer von Otto v. Guericke erfunden, nachher auf manche Weise verändert und verbessert, wird bey meteorologischen Untersuchungen nicht mehr[138] gebraucht, weil man aber doch ein solches zu besitzen wünscht, so ergeht hiedurch an Herrn Dr. Körner die Anfrage, welche Art und Einrichtung, dieses Instrumentes er für die zweckmäßigste hält? ob er ein solches verfertigen, um welchen Preis und in welcher Zeit er es liefern wolle?

Hierüber der nöthigen Auskunft entgegensehend, mit den besten Wünschen.

Weimar den 26. November 25.


40/132.


An Christian Wilhelm Schweitzer

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

erlauben einige Zweifel zu gefälliger Beseitigung vorzutragen:

Im Begriff die am siebenten November von Seiten der Academie Jena mir erwiesene bedeutende Aufmerksamkeit schuldig zu erwidern, finde mich wegen der Form in einiger Verlegenheit.

Meine Absicht wäre, der Academie im Ganzen, den vier Facultäten im Besondern, nicht weniger Herrn v. Motz anerkennende Schreiben zu übersenden. Nun fehlt es mir aber an sicherer Bestimmung, was besonders den fünf Ersten gebühre. Äußere Adresse, innere Anrede, Titulatur im Context und am Schluß sind mir nicht ganz klar. Da ich aber das Geziemende und beiden Theilen Gehörige gern in Anwendung[139] bringen möchte: so nehme mir die Freyheit, Hochdieselben zu bitten, mir darin behilflich zu seyn und meine Expedition zu reguliren und zu befördern.

Noch eine Frage sey hinzugefügt, ob ich dem Herrn Prorector besonders ein Schreiben zugehen ließe?

Weimar den [28.] November 1825.


40/133.


An Carl Friedrich Zelter

Dein Griepen – mag ein recht guter Kerl seyn, aber ich weiß nicht mit ihm übereinzukommen; er hat sich von den Dingen unterrichtet die er bespricht, aber theils denk ich sie anders theils in einem anderen Zusammenhange.

Ich schlug das Buch auf und fand S. 336 §.10 »die gewöhnliche Eintheilung in lyrische, didaktische, dramatische und epische Poesie u.s.w.« Da schlug ich das Buch zu und dictirte was die Beylage ausweiset, was du denn für dich behalten wirst. Und auf diese Weise würde es mir mit dem ganzen Bande gehen, da muß ich es eben liegen lassen.

Deine Aphorismen dagegen habe ich mit Freuden auf- und angenommen. Du hast es, wovon du sprichst, und so hat man es auch indem man dich hört; was du hier gibst versteht man, glaubt es zu verstehen und findet wenigstens ein Analogon in dem was man gewiß verstehet.

[140] Laß uns auf unserer Weise beharren, fühlen und gewahr werden, denken und thun, alles Übrige ist vom Übel. Die neuere Welt ist den Worten hingegeben, das mag sie denn so weiter treiben und haben.

Deine Büste ist zu allseitiger Freude angekommen, alles Dankes werth, indem sie dich den Ersehnten so nahe heranbringt; nur find ich, wie bey der meinigen auch, eine gewisse Übertreibung der Züge, die bey näherer Bekanntschaft nicht wohl thut.

So wie der Eindruck des Unglücks durch die Zeit gemildert wird, so bedarf das Glück auch dieses wohlthätigen Einflusses; nach und nach erhol ich mich vom siebenten November. Solchen Tagen sucht man sich im Augenblick möglichst gleichzustellen, fühlt aber erst hinterher, daß eine dergleichen Anstrengung nothwendig einen abgespannten Zustand zur Folge hat.

Versäume nicht, baldmöglichst die Folge meiner Briefe zu senden; die noch hier seyenden gehen über die Hälfte von 1820. Auch dieses Geschäft wünscht ich vollendet zu sehen. Ich bin höchst überdrängt, zwar nicht von Sorgen aber doch von Besorgungen und das kann sich zuletzt zu einem Grade steigern daß es fast dasselbe wird.

Möge dir alles gelingen! Dein neues Gebäude wird nun auch gekrönt seyn; es werde das Gleiche mit Allem was du so redlich heranführst. Und so lebe wohl und fahre fort mein zu gedenken.

Weimar den 26. November 1825.

G[141]


Nachschrift.

So weit war ich gelangt als die heitere Nachricht eintrifft, dein Kranz sey nun auch erhöht und eine neue Epoche deiner großen und schönen Anstalt angetreten. Möge der Eifer im nunmehr befestigten Local gleich bleiben dem der Euch auf bisherigen Wanderungen schmückte. Nächstens gelangen zu dir noch manche Nachklänge unserer Feyerlichkeiten, an die sich die deine so wunderartig anschloß.

Alfred Nicolovius hat dir ja wohl auch einiges mitgebracht, wenigstens ward ihm so manches aufgeladen daß ich hoffen kann du seyst nicht vergessen.

Bis ich das Weitere vermelden kann, wünsche wohl und froh zu leben, auch bitte wiederholt um den Rest der Correspondenz.

Abgesendet den 29. November 1825.


[Beilage.]

Es ist nicht zulässig daß man zu den drey Dichtarten: der lyrischen, epischen und dramatischen noch die didaktische hinzufüge. Dieses begreift Jedermann, welcher bemerkt, daß jene drey ersten der Form nach unterschieden sind und also die letztere, die von dem Inhalt ihren Nahmen hat, nicht in derselben Reihe stehen kann.

Alle Poesie soll belehrend seyn, aber unmerklich; sie soll den Menschen aufmerksam machen, wovon sich zu belehren werth wäre; er muß die Lehre selbst daraus ziehen, wie aus dem Leben.

[142] Die didaktische oder schulmeisterliche Poesie ist und bleibt ein Mittelgeschöpf zwischen Poesie und Rhetorik; deshalb sie sich denn bald der einen bald der andern nähert, auch mehr oder weniger dichterischen Werth haben kann; aber es ist, so wie die beschreibende, die scheltende Poesie, immer eine Ab- und Nebenart die in einer wahren Aesthetik zwischen Dicht- und Redekunst vorgetragen werden sollte.

Der eigene Werth der didaktischen Poesie d.h. eines rhythmisch, mit Schmuck von der Einbildungskraft entlehnt, lieblich oder energisch vorgetragenen Kunstwerkes wird deshalb keineswegs verkümmert. Von gereimten Chroniken an, von den Denkverschen der ältern Pädagogen bis zu dem Besten was man dahin zählen mag, möge alles gelten, nur in seiner Stellung und gebührenden Würde.

Dem näher Betrachtenden fällt sogleich gleich auf, daß die didaktische Poesie um ihrer Popularität willen schätzbar ist; ja der begabteste Dichte sollte es sich zur Ehre rechnen, auch irgend ein Capitel des Wissenswerthen also behandelt zu haben. Die Engländer haben sehr preiswürdige Arbeiten dieser Art; sie schmeicheln sich in Scherz und Ernst erst ein bey der Menge und bringen sodann in aufklärenden Noten dasjenige zur Sprache, was man wissen muß, um das Gedicht verstehen zu können.

und so forthin!

G.[143]


40/34.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[30. November 1825?]

Ew. Königlichen

Hoheit habe vor allen Dingen verpflichteten Dank zu sagen für die beiden Bände Voltairischer Nachlassenschaft. Den ersten habe Ihro Kaiserlichen Hoheit, der Frau Erbgroßherzogin eingehändigt. Ich wüßte nichts Schreckliches in dieser Art gelesen zu haben: man glaubt sich unmittelbar in die Familie des Pelops versetzt; die Impietät gegen den alten Mann wetteifert mit den Grausamkeiten des Atreus und Thyest.

Redlicher, hübscher und treuer kann man dagegen nicht leicht einen Diener finden als Wagnière sich er erweiset.

Dagegen muß man denn freylich dem untreuen Longchamp seine Unredlichkeit verzeihen, da er uns die wichtigsten Blicke in das wüsteste Leben thun läßt.

Bey so hohem Stande, so großem Vermögen, so außerordentlichen Talenten führen diese vorzüglichen Menschen ein so dissolutes Lebe, daß es ganz unbegreiflich wäre, wenn man nicht nach und nach von den Zuständen so vieler Zeit- und Staatsgenossen wäre unterrichtet und zuletzt durch den Untergang des Reichs von der allgemeinen innern Verderbniß wäre[144] überzeugt worden. Indessen kann man sich des Lachens unmöglich enthalten, wenn wir den unziemlichen Situationen begegnen, die, einzig in ihrer Art, die einzigste Verkehrtheit andeuten!

2) Die mayländischen Briefe hefte mit Erlaubniß zu den übrigen, die ich von dortigen Verhältnissen besitze. Unser werther Cattanëo mag sich freylich gegen frühere Zeit sehr genirt fühlen; es scheint man vergibt ihm nicht den Antheil den er an der großen Epoche, wie sie das obere Italien im Stillen noch immer bezeichnet, freylich mit Leidenschaft, den damaligen Zuständen gemäß, genommen.

Lassen Höchst Dieselben an den guten wackern Mylius etwas gelangen, so würde ich bey der nächsten Sendung um das Trauerspiel: Adelchi von Alexander Manzoni und zwar um zwey Exemplare bitten. Ich wünsche eine Übersetzung davon zu veranstalten und dazu darf ich das Prachtexemplar, was ich besitze, nicht aufopfern. Verzeihung!

3) Das versteinte Gehölz und das daraus erbaute Schloß hat Adele Schopenhauer selbst gesehen, ohne zu wissen, was sie daraus machen sollte. Sie hat auf mein Ansuchen in die Nachbarschaft geschrieben; auch werde ich dieses Phänomens in einem Briefe nach Frankfurt dieser Tage gedenken.

4) Döbereiners kurzes Hierseyn hat mir eine sehr angenehme Unterhaltung und auf manches Befragen gar hübsche Aufschlüsse gegeben, wobey ich denn wahres[145] Bedauern empfand, nicht so mobil zu seyn, um von den jenaischen immer fortschreitenden Bestrebungen meinen genügenden Vortheil zu ziehen.


40/135.


An Christian Wilhelm Schweitzer

[Concept.]

[Ende November 1825?]

Ew. Hochwohlgeboren

für geneigt gegebene Fingerzeige auf das verbindlichste dankend, nehme mir die Freyheit anzufragen: ob anliegender Versuch, in die Anreden einiges Gleichgewicht zu bringen, nicht mißlungen sey? Sollte Hochansehnlich für illustris gelten? sollte man sich des hochachtbar bey den zwey letztern Facultäten bedienen können, damit die Anrede an die übrigen nicht allzu kahl erscheine? Der Fall ist außerordentlich und so dürfte auch etwas Ungewöhnliches zu entschuldigen seyn wenn es nicht unschicklich ist.


40/136.


An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius

[Concept.]

[Ende November 1825?]

Der zurückkehrende liebe Sohn, verehrter theurer Freund wird gar vielerlei zu berichten haben; er war mir und den Meinigen sehr willkommen, der ganzen weimarischen Societät nicht weniger. Er[146] selbst wird erzählen, wie gut er überall aufgenommen worden, wie viel Bekanntschaften er gemacht, wie viel er Menschen kennen lernen, und aus diesen Relationen werden [Sie] seine Ansichten, seine Gabe zu beobachten und Verhältnisse zu benutzen am besten; selbst beurtheilen.

Die Reinlichkeit seines jugendlichen Daseyns: Offenheit, Lust sich mitzutheilen, Gefühl des Schicklichen und durchaus anständiges eingängliches Betragen das alles empfiehlt ihn und gewinnt ihm allgemeines Wohlwollen. Seine Kenntnisse die ohne Anmaßung hie und da durchleuchten, ein glückliches Gedächtniß, eine frische Vorstellungsgabe, Lust zur Thätigkeit, Leichtigkeit mit der Feder zu verfahren und in allen die Andeutungen eines mäßigen Vorschreitens geben für seinen Lebensgang die besten Hoffnungen.

Indem ich nun, mein Theuerster! zu einem solchen Sohne Glück zu wünschen habe, so gereicht es mir zur größten Freude, vorauszusehn, daß er an Ihrer Hand in das fernere Wissen, so wie in's thätige Leben geführt, von jugendlicher Reinheit nichts verlieren, sondern das, was einem jeden zum Ruhme und Vortheil gereicht: ein vertrauenswerthes Gemüth, ungetrübt sich erhalten werde.[147]


40/137.


An Johann Sckell

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

überreicht Gegenwärtiges ein junger Mann, der sich der Gärtnerey, mehr noch der Botanik gewidmet hat. Seine Wünsche wird er selbst vortragen, auch sind sie in beyliegendem Briefe der Frau Fürstin von Reuß-Lobenstein umständlicher ausgedruckt.

In Betracht dieser Empfehlung glaube ich nichts besseres thun zu können als ihn an Dieselben zu adressiren, da Sie ihn am besten werden zu beurtheilen wissen; so wie Ihnen auch allein bekannt ist inwiefern er in Ihrem Kreis könnte brauchbar und nützlich werden.

Mit vorzüglicher Hochschätzung.

Weimar den 1. December 1825.


40/138.


An den Auctionator Funke

[Concept.]

Sie erhalten hiebey, mein werthester: Herr Auctionator, 10 rh. unseres Geldes, etwas weniges mehr als Ihre Rechnung beträgt, da ich wünsche daß die Zeichnung mit der größten Sorgfalt, vielleicht zwischen zwey starke Pappen eingepackt werde. Sie könnte alsdann auf der fahrenden Post unmittelbar unfrankirt[148] an mich gesendet werden, so wie die Noten in einem besondern Paquet.

Sie haben wohl gethan die Zeichnung nicht aus Handen zu lassen; daß ein Künstler mit darauf geboten gibt dafür schon ein gutes Vorurtheil. Deshalb dankbar schließe mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen.

W. d. 4. Dez. 1825.


40/139.


An Carl Ernst Adolf von Hoff

[Concept.]

[4. December 1825]

Hochwohlgeborner

Insonders hochgeehrtester Herr!

Erst nach und nach gelange ich zu dem ruhigen Genuß des vielen Guten, das mir am siebenten November überraschend geworden, und mein verspäteter Dank mag selbst als Zeugniß gelten, wie sehr ich auf vielfache Weise mich erfreut und gerührt gefunden.

So wie der Eindruck des Unglücks durch die Zeit gemildert wird, so bedarf das Glück auch dieses wohlthätigen Einflusses und ich also desselben gar sehr, um nur wieder mir selbst anzugehören. Solchen Tagen sucht man sich im Augenblick möglichst gleichzustellen, fühlt aber erst hinterher, daß eine so ungewöhnliche Anstrengung einen abgespannten Zustand zur Folge haben müsse.

[149] Ew. Hochwohlgeboren Sendung gehört zu denen die mich am meisten überraschten; denn ob ich gleich des freundlichsten Wohlwollens seit vielen Jahren versichert bin, so durfte ich doch nicht erwarten, daß mir dadurch ein so bedeutendes, die Vorzeit lieblich heranführendes, der Gegenwart immer gefälliges Geschenk bereitet seyn könne.

Habe ich das Glück, Ew. Hochwohlgeboren bey mir zu sehen so werden Sie das Bild in meiner nächsten Umgebung finden, wo ich es täglich mit dankbarer Zufriedenheit betrachte. Möge dieses Blatt indessen als reines einfaches Zeugniß Ihnen vorliegen.

Bedarf meine verzögerte Antwort jedoch noch einiger Entschuldigung, so finde sie diese in Beyliegendem. Was ich meinen Werthesten bey dieser Gelegenheit mitzutheilen wünschte, kommt in diesem Augenblick erst zusammen; werde es, freundlich empfangen, zu einem Andenken geneigtest aufbewahrt.

Abermals Verzeihung wenn die angezeigte Beylage zurück bleibt; es geschieht daß Gegenwärtiges nicht ferner noch verspätet werde.


40/140.


An Amalie von Voigt

[Concept.]

[4. December 1825.]

Wie herzerhebend war mir eine so freundliche, gewünschte, aber nicht erwartete Stimme, welche mir[150] die schönsten Tage meines Lebens zurückruft, und mich an die Zeiten erinnert, da ich keinen Schritt als an der Hand einer einsichtigen Freundschaft gethan, wodurch es mir allein möglich ward ein höchstbewegtes Leben ohne Anstoß, fortzuführen, indem eine jede Stockung durch weise Leitung und Mitwirkung des erfahrensten und bestgesinnten Mannes sogleich beseitigt werden konnte. Nehmen Sie daher meinen aufrichtigsten Dank für die gemüthvollen Worte, die mir so zutraulich beweisen, daß die Erinnerung des Vergangenen eben so lebendig bey Ihnen geblieben ist als bey mir, der ich durch das innerste Gefühl sowohl als durch äußere andringliche Umstände so oft an denjenigen erinnert werde, dessen Gegenwart mir, so oft ich Heil suchte, Beruhigung und Freude darbot.

Möge Ihnen wie mir, ein solches Andenken so heilig als heilsam bleiben und dadurch eine so wohlgegründete Geistes- und Herzensverwandtschaft sich rein im Stillen verewigen.


40/141.


An Wilhelm Carl Friedrich Succow

[7. December 1825.]

Magnifice,

Wohlgeborner,

insonders hochzuehrender Herr!

Ew. Wohlgeboren danke zuvörderst für den mir neuerlich erzeigten persönlichen Antheil an dem ehrenvollen[151] Feste, welches mir durch den gnädigsten Willen unsers verehrten Fürsten überraschend zu Theil geworden ist, und füge die Bitte hinzu, mich bey der Gesammtheit der hochlöblichen Universität Jena dergestalt zu vertreten, daß dieselbe versichert werde, wie ich alles das mir gegönnte Gute dankbarlichst anerkenne.

Wie sehr das in jedem Sinne beyfallswürdige Gedicht mich erfreut habe, würde ich lebhafter aussprechen, wenn es mich nicht wie alles, was mir an diesem Tage widerfahren, zu stiller und demüthiger Beherzigung anmahnte.

Die beyliegenden Schreiben bitte ich den hochlöblichen Facultäten gefällig vorzulegen. Auch darin habe ich nur versuchen können, dasjenige theilweise auszudrücken, was mich in jenen Stunden, tausend Erinnerungen hervorrufend, ungetheilt beschäftigte. Und so nehmen denn Dieselben auch die Versicherung, daß ich sowohl der ganzen hohen Anstalt, als den einzelnen hochachtbaren Gliedern derselben, wie bisher so auch künftig hin, mich theilnehmend verpflichtet und verbunden halte.

Hochachtungsvoll mich unterzeichnend

Ew. Magnificenz

gehorsamster Diener

Weimar den 6. December 1825.

J. W. v. Goethe.[152]


40/142.


An den Senat der Universität Jena

[7. December 1825.]

Eine unausgesetzte Theilnahme, wie ich sie seit vielen Jahren an der Akademie Jena erwiesen, war eine der schönsten Pflichten, welche die große Thätigkeit eines verehrten Fürsten mir auferlegen legen konnte.

Ich darf mir schmeicheln, daß Beweise vorliegen, wie ich von jeher alles beyzutragen dachte, um daselbst nothwendige, den Wissenschaften unerläßliche, einzelne Anstalten zu gründen; nicht weniger, wie ich in derselben Gesinnung und gleicher Vorsorge bis in die letzten Tage fortgefahren. Wie hoch ich daher die Aufmerksamkeit zu schätzen weiß, welche mir von seiten der verehrungswürdigen Gesammtheit, an dem durch Serenissimi Gnade vorgreifenden Fest einer fünfzigjährigen Dienstfeier, geneigtest erwiesen worden, halte ich für Pflicht, wenn auch nur mit wenigen Worten, dennoch tief empfunden, hier auszusprechen.

Ich muß gerührt seyn, wenn ich überdenke und mir vergegenwärtige, wie ich bey meiner ersten Ankunft einen Landsmann und nahen Familiennachbar, den unvergeßlichen Griesbach, schon zum Besten Jena's eifrigst beschäftigt fand; wie ich an ihm, und in der Folge an so vielen andern, je mehr ich mich in die Wissenschaften versenkte, den treusten Beystand, die redlichste Förderung gefunden. Nun aber muß ich mich[153] höchlich erfreuen, daß ich bis auf den heutigen Tag noch immer Jena und Weimar wie zwey Enden einer großen Stadt anzusehen habe, welche im schönsten Sinne geistig vereint, eins ohne das andere nicht bestehen könnten.

Wenn ich von den vielen mir immer am Herzen bleibenden wissenschaftlichen Anstalten meine Sorgfalt nicht abwenden kann; so gereicht es mir zum größten Vortheil, auch von dorther in wissenschaftlichen und literarischen Unternehmungen erwünschtes Mitwirken und Eingreifen zu erfahren.

Da ich nun ein solches Verhältniß im Allgemeinen bis an das Ende meines Lebens als nothwendige Verwandtschaft zu ehren habe; so wüßte ich nichts mehr zu wünschen, als daß auch die einzelnen Glieder dieser großen Corporation mit Wohlwollen und Neigung mir zugethan bleiben mögen: denn wechselseitig freundlich-treue Gesinnungen fördern allein das was in der Stadt Gottes und der Sitten am dringendsten verlangt und am unerläßlichsten gefordert wird.

Mit Eifer werde ich daher jede Gelegenheit, so lang es mir vergönnt ist, ergreifen, um wie im Laufe meines Lebens, so auch fortan das in Worten Ausgesprochene, in der Wirklichkeit zu bethätigen.

Weimar den 24. November 1825.

J. W. v. Goethe.[154]


40/143.


An die theologische Facultät derUniversität Jena

[7. December 1825.]

Indem ich erst nach und nach mit Bewußtseyn das große Glück einsehen und schätzen lerne, das mir am siebenten November von so vielen Seiten widerfuhr, habe ich vorzüglich das Wohlwollen zu verehren, das mir von ganzen Corporationen gegönnt ward.

Hier begegnet mir nun höchst bedeutend das von einer verehrlichen theologischen Facultät mir zugedachte Zeugniß. In ganz geeigneter einziger Form offenbart sich ein geistreicher Blick in's Ganze der Gegenwart und Vergangenheit und man erzeigt mir die Gunst, dasjenige was ich zu leisten wünschte, als gelungen gelten zu lassen.

Nun muß die Würdigung meines Bestrebens durch so gütige Richter an so hoher Stelle, mich mit dankbarer Freude beleben und den Wunsch ich befeuern: es möge alles was mir noch zu wirken erlaubt ist, immer dem Sinne gemäß erscheinen, welcher von so trefflichen, wohldenkenden Männern gebilliget worden.

Der ich so dankbar als hochachtend mich unterzeichne.

Weimar den 24 November 1825.

J. W. v. Goethe.[155]


40/144.


An die juristische Facultätder Universität Jena

[7. December 1825.]

Einer hochansehnlichen juristischen Facultät, zu der ich, meinen früh'sten Studien und Bestimmungen zu Folge, mich anzuschließen geeignet bin, finde ich mich für die Aufmerksamkeit, welche sie an dem gnädigst angeordneten Festtage mir geneigt erzeigen wollen, dankbar verpflichtet.

Auch noch in gegenwärtigem Zeitmomente muß es mich höchlich freuen, in frühester Jugend dasjenige gewahrt zu haben, was in den Folgejahren als Grund aller rechtlichen Einsicht, als Regel des gesetzlichen Denkens und Urtheilens ohne Widerrede anerkannt wird. Ja ich darf wohl hinzufügen: wäre dieses Fach zu jener Zeit aus Akademieen wie gegenwärtig behandelt worden, so würde ich mich dem selben ganz mit dem größten Eifer gewidmet haben.

Denn die Geschichte des Rechts und dessen Herankommen aus den früh'sten Zuständen, aus jenen der rohen und einfachen Natur, wie zu solchen die schon eine National- und Localbildung wahrnehmen lassen, blieb von jeher der Gegenstand meiner angelegent lichsten Betrachtungen.

Die römischen Antiquitäten, durchaus nicht begreiflich ohne Vergegenwärtigung des strengen Formelwesens[156] dieser Nation, welches zuletzt der Anarchie und Tyranney selbst noch eine gewisse legale Gestalt zu geben trachtete, verfehlten ihre Wirkung nicht auf meinen jugendlich strebsamen Geist; aber nur jetzt, nach dem Verlauf von so vielen Jahrzehnten, wird mir durch die Bemühungen der außerordentlichsten Männer im Einzelnen klar, was ich im Ganzen keineswegs übersah, obwohl ahnungsvoll mir die Stelle bezeichnete, wo solches zu finden und zu entdecken seyn möchte.

Ebenfalls ward ich früh genug durch den Zeitsinn aufmerksam für das Verhältniß der Staatsgewalt aus Sitte und Unsitte, nicht minder für den kaum auszugleichenden Antagonismus des Geistlichen und Weltlichen, zweyer Kräfte, die vereint das Heil der Welt bewirken sollten.

Nur mit Lächeln kann ich an die Versuche denken, die ich damals in diesem Fache, blos geleitet durch allgemeine Ansichten, in einer, zwar nicht tadelnswerthen, aber doch nur in's Ferne gehenden Richtung entworfen, begonnen und ausgeführt: Alles Bestrebungen, die ich weder mißbilligen noch schelten kann, da ich in diesen Anfängen nichts gehwahr werde, was meinen gegenwärtigen Überzeugungen und der Überzeugung verdienter, mitlebender Männer geradezu widersprechen möchte. Wie mich denn auch diese Gesinnungen und Grundsätze in einem langen, vielfachen Geschäftsleben, theils zu eigner Leitung, theils zu[157] Beurtheilung fremden Beginnens, niemals ohne Anweisung und Beyhülfe gelassen haben.

Möge dieses vielleicht zu umständlich Ausgesprochene von einsichtigen Männern verziehen seyn, indem dadurch nur angedeutet werden sollte, wie ich von allem was auch in diesem Fache aus der jenaischen Akademie gewirkt worden und in fremde Länder ausgegangen, mir zu Nutzen und Frommen den geziemenden Theil anzueignen, nicht verfehlt habe.

Der ich mir, so lange es in meinem Kreise zu wirken vergönnt seyn wird, das Wohlwollen des ganzen hochansehnlichen Körpers, wie der einzelnen Glieder, dankbar anerkennend erbitte.

Weimar den 24. November 1825.

J. W. v. Goethe.


40/145.


An die medicinische Facultätder Universität Jena

[7. December 1825.]

Eine verehrliche medicinische Facultät vermehrt auf die angenehmste Weise die höchst erfreulichen Empfindungen, die am siebenten November gar mannichfaltig in meinem Innersten erregt worden.

Die Ehre die Sie mir erweise, einigermaßen verdient zu haben, beruhigt mich bey dem unerwarteten freundlichen Zeugniß. Denn ich darf mir schmeicheln, in den Vorhöfen, welche zu der ärztlichen Kunst[158] führen, nicht müßig gewesen zu seyn, ja mich noch immer gern darin zu beschäftigen.

Ist mir nun ferner aus einem oft erneuerten krankhaften Zustande der bedeutende Vortheil hervorgegangen, daß ich mit würdigen Ärzten über meine eignen Übel und in Gefolg dessen auch über die allgemeinen Gebrechen der Menschheit in vielfachen Gesprächen mich zu belehren, veranlaßt wurde: so bin ich auch der eigentlichen Heilkunde nicht fremd geblieben.

Gelegenheit und Förderung hiezu gab der öftere Besuch mehrerer mineralischen Quellen und die erfahrungsreiche Betrachtung der Wirkung so wichtiger natürlicher Heilmittel auf den gestörten menschlichen Organismus, worüber sich zu ergehen wohl nirgends so viel Anlaß als an solcher Orten gefunden werden mag.

Daher ist es mir zur gewohnten Unterhaltung in trüben Stunden geworden, diejenigen Übel im Zusammenhange und in ihrer Allgemeinheit ruhig gefaßt, zu betrachten, welche den Menschen im Einzelnen mit Ungeduld und Mißmuth zu überwältigen pflegen.

Verzeihe die hochachtbare Facultät, wenn ich meinen gefühltesten Dank in diese Art von Vortrag kleide, wodurch ich mich selbst der mir erzeigten Ehre nicht unwerth zu erweisen suche; denn wir können uns eines solchen Zuvorkommens nur in dem Sinne wahrhaft erfreuen, als wir uns dasselbe mit einigem Bewußtseyn aneignen dürfen.

Weimar den 24. November 1825.

J. W. v. Goethe.[159]


40/146.


An die philosophische Facultätder Universität Jena

[7. December 1895.]

Das unerwartete Glück, welches mich am siebenten November von so manchen Seiten her überraschte, wird mir erst allgemach zu eigen, und mein verspäteter Dank selbst wird Zeugniß, wie sehr ich von so viel Wohlwollen gerührt sey.

Die verehrliche Facultät, welcher das weite Feld des reinen Denkens so wie des Überdenkens aller Naturmerkwürdigkeiten anvertraut worden, ist geneigt auszusprechen, daß Sie meinen Bemühungen von jeher eine schätzbare Aufmerksamkeit gegönnt habe. Von diesem Antheil konnte ich mich in einer langen Reihe von Jahren genugsam überzeugen, und ich ergreife nunmehr die Gelegenheit, ein offnes Geständniß hierüber abzulegen.

So entschieden und leidenschaftlich auch meine Sehnsucht gegen die Natur und ihre gesetzlichen Erscheinungen gerichtet war, so konnte sie doch nur durch einen längeren akademischen Aufenthalt erst recht belebt, genährt, geregelt und stufenweise befriedigt werden.

Ein solcher ward mir seit vielen Jahren zu Jena, und ich bin dieser Akademie ganz eigentlich die Entwickelung[160] meines wissenschaftlichen Bestrebens schuldig geworden.

Manche treffliche Männer, unmittelbare Theilnehmer an meinem gesteigerten rastlosen Bemühen, sind dahin gegangen, andere leben entfernt in glücklicher Lage. Wie erfreuen muß es mich daher, von der gegenwärtigen Generation ein Zeugniß zu erhalten, daß sie die Ausdauer meines Bestrebens mit fortwährender Geneigtheit und Aufmerksamkeit begleite.

Und so hab ich endlich dankbar noch auszusprechen, daß mir am feyerlichen Tage vergönnt gewesen, zwey junge Männer der mir verliehenen Auszeichnung theilhaft zu machen; beide wirken seit längerer und kürzerer Zeit mit mir zu gleichen Zwecken, welche, von so verehrlicher akademischer Corporation mit Beyfall anerkannt, uns auch fernerhin gemeinsam vor Augen unverrückt bleiben sollen.

Hochachtungsvoll mich unterzeichnend

Weimar am 24. November 1825.

J. W. v. Goethe.


40/147.


An Johann Michael Färber

[Concept.]

Der Museumsschreiber Färber erhält hiedurch den Auftrag, inliegende Briefe nach ihren Adressen sogleich zu bestellen; auch hat derselbe von den inliegenden, kleinen, Geld enthaltenden Paquetchen Nr. 1 an die Pedelle, Nr. 2 an den Universitäts-Gärtner[161] und Collegenpförtner gegen Schein abzugeben und wie das geschehen sey anher zu berichten.

Weimar den 7. December 1825.


40/148.


An Luise Seidler

[Concept.]

Demoiselle Seidler erhält hiedurch den Auftrag der Hofdame Julie Gräfin v. Egloffstein Gnaden durch den Museumsdiener die Copie des Bildes von Rubens, dessen beide Söhne vorstellend, in des Atelier auf dem Schloß überbringen zu lassen; wie es denn auch nach Benutzung desselben wieder abzuholen und an seinen vorigen Ort zu bringen ist.

Weimar den 7. December 1825.

Großherzoglich S. Oberaufsicht.


40/149.


An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck

Ew. Hochwohlgeboren

sende hiebey die neusten unerfreulichen Zeugnisse eines krankhaften Organismus, mit den Bekenntnissen des Patienten, dem Gutachten eines denkenden Arztes und dem begleitenden Wunsche daß dadurch Ihre mikroscopischen Untersuchungen mögen gefördert seyn.

Gar vieles drängt sich an mich heran, welches zu beseitigen wünsche; ein angefangener Brief folgt nächstens.

[162] Gedenken Sie mein zu guter Stunde und lassen mich öfterer freundlicher Mittheilungen nicht ermangeln. Die lebhaftesten Grüße an Herrn d'Alton!

gehorsamst

Weimar den [9] December 1825.

J. W. v. Goethe.


40/150.


An Johann Christian Friedrich Körner

Mit dem Wunsch daß beykommendes Fernrohr mit dem von Herrn Dr. Körner gefertigten möge verglichen werden.

Weimar den 10. December 1825.

Goethe.


40/151.


An Friedrich Theodor von Müller

Hiebey erfolgen die Acten. Mein Aufsatz ist fertig, doch ist höchst nothwendig denselben, so wie mein Schreiben an Rauch mündlich zu erläutern. Wünsche baldiges Zusammenkommen.

Weimar den 10. December 1825.

G.


40/152.


An Franz von Elsholtz

Über das Lustspiel:

Die Hofdame.

Es war ein sehr glücklicher Einfall des Dichters, seine vornehmen Weltleute aus Italien zurückkommen zu lassen; dadurch verleiht er ihnen eine Art empirischer[163] Idealität, die sich gewöhnlich in Sinnlichkeit und Ungebundenheit verliert, wovon denn auch schon glücklicher Gebrauch gemacht, noch mehr Vortheil aber daraus zu ziehen ist. Gehen wir schrittweise:

Die Scene, wo der Fürst, Adamar und der Hofmarschall allein bleiben, ist die erste ruhige des Stücks. Hier ist der Zuschauer geneigt aufzumerken, deswegen sie mit großer Umsicht und Sorgfalt zu behandeln ist, ohngefähr folgender Maßen:

Der Hofmarschall formalisirt sich über das Geschehene, als über etwas höchst Tadelnswerthes und Ungewöhnliches.

Der Fürst entschuldigt den Vorfall durch seine alte, wieder aufwachende Jagdliebe, bringt das Beyspiel von Pferden, welche der gewohnten Trompete und dem Jagdhorne unwiderstehlich gehorchen; bemerkt auch, daß über die wilden Schweine vom Landmanne schon viele Klagen geführt worden und schließt, daß der Fall nicht so ganz unerhört sey, daß ein Beyspiel in Welschland ihm sey erzählt worden.

Der Hofmarschall kreuzigt und segnet sich vor Welschland, ergeht sich über die freye ungebundene Lebensart, an die man sich gewöhne, und gibt dem Umgange mit Künstlern alles schuld.

Der Fürst wendet sich scherzend an Adamar und fordert ihn auf, seine Freunde zu vertheidigen.

Adamar erwidert: man habe die Künstler höchlich zu schätzen, daß sie in einem Lande, wo alles zu[164] Müßiggang und Genuß einlade, sich die größten Entbehrungen zumutheten, um einer vollkommnen Kunst, dem Höchsten was die Welt je gesehen, unermüdet nachzustreben. (Dieß kann eine sehr schöne Stelle werden und ist mit großer Sorgfalt auszuführen.)

Der Hofmarschall läßt die Künstler in Italien gelten, findet aber ihr Äußeres gar wunderlich, wenn sie nach Teutschland kommen. Hier ist heiter und ohne Bitterkeit das Costüme der zugeknöpften Schwarzröcke zu schildern, der offne Hals, das Schnurbärtchen, die herabfallenden Locken, allenfalls die Brille.

Der Fürst entgegnet durch Herabsetzung der Hofuniform, die er selbst an hat und die ihm wohl steht: von einem geistreichen talentvollen Menschen, der in der Natur leben wolle, könne man vergleichen Aufzug nicht verlangen. Der Fürst, als seiner Braut entgegenreitend, muß sehr wohl gekleidet erscheinen und das Auge des Zuschauers muß den Worten des Prinzen widersprechen.

Der Hofmarschall läßt die Künstler-Maske in Italien gelten, nur sollten sie nicht an teutschen Höfen erscheinen: so habe sich neulich der Fürst mit Einem ganz familiär betragen, es habe gar wunderlich ausgesehen, wenn Ihro Hoheit mit einem solchen Natursohne aus dem Mittelalter durch die Felder gegangen seyen.

Adamar nimmt das Wort, beschreibt Vergnügen und Vortheile, die Natur mit einem Künstler und[165] durch sein gebildetes Organ anzusehen, dagegen verschwinde für den Kenner und Liebhaber jede andere Betrachtung.

Hofmarschall weiß nur allzusehr, daß man sich wechselseitig nicht überzeugen werde, nur könne er eine Lebensweise niemals billigen, woraus so unerhörte Begebenheiten wie man diesen Tag erlebt, entspringen müßten.

Der Fürst tritt nun mit seiner Geschichte des Prinzen von Parma hervor; nur muß in der Erzählung dem Suchen und Forschen nach dem Bräutigam mehr Breite gegeben werden, so daß der Zuschauer neugierig, ja ungeduldig wird, wo er möge gefunden seyn.

Soviel von dieser Scene. Gelingt sie, so ist der Beyfall dem Stück versichert. Ich wiederhole: daß alles mit Heiterkeit, mit keinem mißwollenden Blick nach irgend einer Seite hin behandelt werden müßte, wie auch der Ausführlichkeit Raum zu geben. Der erste Act des Stücks überhaupt eilt zu sehr und es ist nicht gut, auch nicht nöthig, weil der Zuschauer noch seine volle Geduld beysammen hat.

Hierbey aber wird vorausgesetzt, daß Vorstehendes nur Vorschlag sey, den der Dichter sich erst aneignen, nach Erfahrung Überzeugung, Denkweise bey sich lebendig werden lasse.

Will er das Gesagte benutzen und seine weitere Arbeit mittheilen; so soll es mir angenehm seyn und[166] ich werde sodann über die folgende, so wie über die vorhergehende Scene meine Gedanken eröffnen.

Ich sende das Manuscript zurück mit wenigen Bemerkungen an der Seite dieser gedachten Scene und wünsche, daß es in der Folge mir wieder mitgetheilt werde.

An den übrigen Acten ist wenig zu erinnern. Nur noch ein allgemeines Wort: ein dramatisches Werk zu verfassen, dazu gehört Genie. Am Ende soll die Empfindung, in der Mitte die Vernunft, am Anfange der Verstand vorwalten und alles gleichmäßig durch eine lebhafte Einbildunskraft vorgetragen werden.

Mich geneigtem Andenken empfehlend.

Weimar den 11. December 1825.

J. W. v. Goethe.


Diese Verhandlungen bleiben zwischen uns ein Geheimniß.

G.


40/153.


An Christian Wilhelm Schweitzer

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

Zwecke so wie die Absichten des werthen landwirthschaftlichen Vereines durch Beygehendes gefördert zu sehen, ist mein aufrichtiger Wunsch. Das Allgemeinste halt ich in diesem Falle, ja sogar bey höheren Forderungen, für das Beste: der beschränkteste Geist faßt wenigstens diese Hauptunterschiede, dem Fähigen kann[167] man nicht vorschreiben, wie weit er im Unterschreiben gehen soll.

Mich zu fernerem Wohlwollen angelegentlichst empfehlend.

Weimar den 11. December 1825.


[Beilage.]

Geneigtest zu gedenken.


In den landwirthschaftlichen Berichten wären allerdings nur auffallende Barometer- und Thermometerstände zu verlangen; wohl auch nur von solchen Mitgliedern welche das Instrument schon besitzen und Neigung zu dergleichen Beobachtungen empfinden. Es wird ohnehin in jedem Fall nicht versäumt, weil in den großherzoglichen Landen fast jeder Ökonom in der Nachbarschaft irgend eines angestellten Beobachters wohnt und sich deshalb befragen und belehren kann.

Da jedoch die atmosphärischen Erscheinungen welche jedem Aufmerkenden in die Sinne fallen als Correlate des Barometerstandes anzusehen sind; so wäre Trübe oder Klarheit, Umnebelung und Bewölkung mit Wenigem im Allgemeinen anzuzeigen.

Zu Beobachtung des Windes ist der Wolkenzug das Vorzüglichste und Sicherste; die Wolkengestaltung in ihren einfachsten Bestimmungen wäre auszusprechen, wie beyliegende Kupfertafel den Anlaß gibt.

Das verehrliche Directorium des landwirthschaftlichen Vereins könnte die Witterungsberichte mit der[168] Hauptdarstellung der graphischen Hieroglyphik zusammenhalten, und es würde sich dann eine große Congruenz der atmosphärischen Erscheinungen ergeben, so wie Übereinstimmung derselben an verschiedenen Orten, selbst in Entfernungen von welchen hier die Rede seyn kann.

Da der Ökonom die organischen Erzeugnisse der Erde als Hauptgegenstände zu beobachten hat, auch schon im Einzelnen durch die Tabelle darauf gewiesen ist; so sind auch schon die nutzbaren Haustiere in Betracht gezogen. Nicht weniger ist das, bezüglich aus Schädlichkeit, sogenannte Ungeziefer unvergessen geblieben.

Vielleicht wäre noch die frühere ober spätere Ankunft der Zugvögel, eine geringere oder größere Vermehrung dieser Geschöpfe, wie auch der einheimischen Vögel und sonstigen Geflügels zu beachten.

Weimar den 1. December 1825.


40/154.


An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

Erst nach und nach gelange ich zu dem ruhigen Genuß des vielen Guten, das mir am siebenten November überraschend geworden, und mein verspäteter Dank mag selbst als Zeugniß gelten, wie sehr ich auf vielfache Weise mich erfreut und gerührt gefunden.

[169] So wie der Eindruck des Unglücks durch die Zeit gemildert wird, so bedarf das Glück auch dieses wohlthätigen Einflusses und ich also desselben gar sehr, um nur wieder mir selbst anzugehören. Solchen Tagen sucht man sich im Augenblick möglichst gleichzustellen, fühlt aber erst hinterher, daß eine so ungewöhnliche Anstrengung einen abgespannten Zustand zur Folge haben müsse.

Und so komme ich endlich dazu, auszusprechen, mein Theuerster, wie Höchst angenehm mir die Sendung gewesen und welchen schönen Platz sie unter den reichen, mir gewidmeten Gaben, in diesen Stunden eingenommen.

Daß eine frühere, wie aus dem Gedicht selbst hervorgeht, extemporirte Freundlichkeit gegen meine ältesten Freunde sich so lange erhalten hat und nach so langer Zeit in einer übereinstimmenden Periode eigentlich erst zur Erscheinung kommt, ist gar merkwürdig und ich habe allerdings für die geneigte Mittheilung zu danken, welche sich auch hier einer allgemeinen Theilnahme zu erfreuen hatte.

Lassen Sie beyliegende Blättchen sich empfohlen seyn und erneuern dadurch mein Andenken bey Wohlwollenden und Getreuen; den Passavantschen bitte mich vorzüglich zu empfehlen.

Für die Mittheilung der kräftigen zeitgemäßen Lieder danke zum allerschönsten und schließe mit dem traulichsten Gruß an die lieben Ihrigen und mit dem[170] Wunsche, noch lange an einem so schönen und reinen Familienverhältnisse Theil nehmen zu können.

treu anhänglich

Weimar den 12. December 1825.

Goethe.


40/155.


An Friedrich Theodor von Müller

Eine unbestimmte Trauerpost von Norden her läßt sich in Weimar vernehmen; nur bey Ew. Hochwohlgeboren mag ich anfragen, wen es bedeute.

Weimar den 13. December 1825.

G.


40/156.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[14. December 1825?]

Ew. Königlichen Hoheit

auf verschiedene gnädigste Mittheilungen schuldige Erwiderung vorzulegen, nehme mir gegenwärtig die Freyheit.

1) Die hiebey zurückkehrenden poetischen Meditationen konnten mir keinen eigentlichen Beyfall abgewinnen. Der Dichter ist einer von jenen die ohne poetisches Naturell mit einer gewissen Umsicht und gebildeten Rhythmik aus dem schon Vorhandenen ein Drittes hervorbringen, woran man bey näherer Betrachtung gar leicht die Elemente erkennen kann woraus es gebildet worden. Und so lassen sich gar[171] wohl diejenigen Dichter nachweisen welche der Verfasser wieder verarbeitet hat. Das Subscribenten-Verzeichniß deutet auf einen sehr beschränkten Kreis von Verhältnissen. Canzler v. Müller hat übernommen sich näher darnach zu erkundigen.

2) Die derbe Haut des Alligators geht alsobald nach Jena ab.

3) Das Modell des Dammes behalte so lange hier bis ich es mit der Karte des Hafens, wo sich der merkwürdige Bau befindet, verglichen habe.

4) Die genau und scharf abgegossenen vorzüglichsten geschnittenen Steine des Stoschischen Kabinetts, auf's zierlichste mitgetheilt, werden Höchst Denenselben gewiß Freude machen. Ich für mein Theil sehe einen das ganze Leben hindurch gehegten Wunsch erfüllt. Die Nummern beziehen sich auf Winckelmanns Catalog dieses Kabinetts; wie die Abdrücke weiter fortrücken, werden sie eingesendet. Ein schönes Supplement zu den Lippertischen Ausgüssen.

5) Deren Benutzung sogleich nach Befehl eingeleitet worden.

6) Beygehendes Paquet erhalte durch einen Antiquarius Brewer von Cöln, welcher Höchst Denenselben schon mit einigen seiner Arbeiten will aufgewartet haben.

7) Das Schreiben von Schilling aus Berlin lege bey, um zu vernehmen, was für ein Bescheid daraus etwa gefällig seyn möchte.[172]


40/157.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

erlauben beykommende Sendung mit wenigen Worten zu begleiten.

1) Die beiden graphischen Darstellungen zeugen von der fortdauernden genauen Behandlung der jenaischen meteorologischen Anstalten, wie denn auch alles Übrige, nach neulicher Anordnung und Einleitung, seinen gemessenen Gang fortgeht.

2) Die beyliegende Note des v. Stein aus Breslau erklärt die eingesandten lithographischer Blätter genugsam. Das im neunzehnten Jahrhunderte sisyphische Bestreben erregt Verwunderung und Bedauern. Wenn nur nicht gar das von vielen Stichen durchklüftete Felsstück ehe es an Ort und Stelle gelangt gelegentlich mit Donnergepolter, auseinanderbricht.

3) Ein Schreiben von Frankfurt gibt über den fraglichen Poeten ohngefähr die Auskunft welche sich nach der Subscriptions-Liste vermuthen ließ.

Zu Hulden und Gnaden mich angelegentlichst empfehlend.

Weimar den 14. December 1825.[173]


40/157a.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

[16. December 1825.]

E.[ure] K.[önigliche] H.[oheit]

sagen sich selbst mit welchem Gefühl früh die Frau Erbgrosherzogin heiter zu unterhalten hatte. Es ist ein ungeheuer Fall dessen Wirkung ins Allgemeine sich bey uns im Besondern conzentrirt. Die Absendung des Beykommenden ist auch verspätet worden.[53]


40/158.


An Christian Daniel Rauch

Ew. Wohlgeboren

liebwerthe Schriftzüge nach so geraumer Zeit wieder einmal zu erblicken war mir höchst angenehm; sie erinnern mich an das viele Treffliche was wir einer so theuren Hand schuldig sind.

Ihr thätig ausgesprochener Wunsch, daß die letzte Medaille das Verdienst der frühern erreichen und den gleichen Beyfall verdienen möge, erkenne dankbarlichst, es ist auch der Meine; deshalb hab ich sogleich Ihre gefälligen Bemerkungen der beauftragten Commission mitgetheilt, welche sich unter unmittelbar Leitung Serenissimi dieser Angelegenheit unterzogen hat, und ich hoffe, daß sie davon dienlichen Gebrauch machen werde. Ich selbst darf in dieser Angelegenheit höchstens nur mit einem vertraulichen Rath hervorgehen.

Die Unterzeichnung des Herrn v. Bethmann am siebenten November vermehrt noch um vieles das unschätzbare Gute das mir an diesem Tage geworden ist und das mir erst durch Wohlwollen und Gunst von Ihrer Seite noch im vollsten Maaße werden soll. Aufrichtig zu gestehen so erhole mich erst jetzt von so viel überraschendem Glück; es ist wirklich eine Aufgabe, sich das alles rein zuzueignen was uns Liebe, Freundschaft und Hochachtung in Übermaaß zugedacht hat.

[174] Ihre große Thätigkeit, werthester Mann! wird gewiß immer mehr in Anspruch genommen, je mehr ein so lebendiges Wirken im Allgemeinen Zutrauen erregt, und Sie machen sodann möglich, daß ein frommes Erinnern die würdigste Art sich auszudrücken finde.

Der Waisenvater Francke und der Völkervater Maximilian erscheinen durch Sie auf gleiche Weise der Nachwelt empfohlen.

Möchten Sie auf der Hin- oder Herreise nach oder von München, den Umweg über Weimar für kein zu großes Opfer halten! Sie würden mich und die Meinigen, den Hof und alle Guten höchlichst erfreuen.

Die Statue für Frankfurt verdiente denn auch wohl eine nochmalige ernste Beredung, und mir wäre es zugleich höchst aufmunternd und belebend, ein so kräftiges Thun in meiner Nähe zu sehn, welchem gegeben ist, das was ich wünsche, wornach ich mich sehne, mit Geist und Leichtigkeit zu verkörpern.

Herrn Professor Tieck meine besten Grüße, vielleicht seh ich mit der Zeit auch einige von den kleinen Statuen und Gruppen in Abguß, welche diesem Zwecke gemäß gewiß mit vieler Kunst und Anmuth behandelt sind. Sollte der neu angekommene Apollo-Kopf geformt werden, so gedenken Sie mein. Es ist mir allzuwohlthätig, wenn ich mich von Zeit zu Zeit wieder angefrischt fühle und ich veranlaßt bin, ein[175] höheres Bedürfniß, in dem Augenblick da es befriedigt wird, in mir hervorzurufen.

Hochachtungsvoll

unwandelbar

Weimar d. 16 Dez. 1825.

Goethe.


40/159.


An Carl Leopold von Beust

Ew. Excellenz

verzeihen geneigtest eine verspätete schuldige Antwort, welche durch die uns betroffene traurig-wichtige Nachricht wohl noch ferner aufgehalten werden könnte; doch zaudere ich nicht weiter und erlaube mir Folgendes:

Die am siebenten November mir über die Maaßen erzeigten Freundlichkeiten haben mich so zum Schuldner gemacht, daß dieser ganze Monat nicht hinreichte sie nur einigermaßen dankbar zu erwidern. Nehmen daher Ew. Excellenz zuvörderst die Versicherung, daß Ihr neulicher Besuch von mir sehr freudig anerkannt worden und die persönliche Versicherung einer fortdauernden Theilnahme mir höchst schätzenswerth bleibe. Die sämmtlichen freyen Städte haben sich nun auch förmlich eingefunden. Den verehrlichen Abgeordneten bitte daher gelegentlich meine dankbaren Gesinnungen auszusprechen.

Wären sodann die anhaltischen und schwarzburgischen Häuser sowie Hessen-Homburg hinzuzufügen[176] so würde vor Ablauf eines vollen Jahres diese Angelegenheit wohl geendigt seyn. Immer ein kurzer Termin für den Kreis, in welchem sie betrieben wurde.

Das königlich bayerische Ministerium hatte noch unter der vorigen Regierung mancherlei Bedenken durch Herrn Grafen v. Luxburg an mich gelangen lassen, worauf ich denn in einem umständlichen Promemoria die Lage der Sache nach Möglichkeit in's Klare gestellt und auf demselben Weg dorthin befördert habe. Die eingetretene Regierungs-Veränderung hat wohl eine abschließliche Resolution und Ausfertigung gehindert.

Bis jetzt trug ich Bedenken den neuen Regenten deshalb abermals anzugehen, vielleicht gibt es Gelegenheit bey dortiger Gesandtschaft eine geziemende Erinnerung einzulegen.

Herr v. Nagler verspricht, in dem Sinne der schon am hohen Bundestage gethanen Erklärung, gleichfalls nächstens ein hinreichendes Document. Die Form eines Privilegiums scheint dort nicht angenehm zu seyn: eine bestimmte vom Minister des Innern und Äußern vollzogene zusichernde Eröffnung hält man für hinreichend. Abzuwarten ist auf alle Fälle, was man dort belieben wird; auf jede Art wird wohl der Zweck erreicht werden.

An die Allerdurchlauchtigsten, sowohl Majestäten als Königl. Hoheiten habe Anfangs October nach dem bekannten Formular unmittelbar die Bittschriften gerichtet. Die meisten Documente sind formell und[177] in gnädigsten Ausdrücken eingegangen. Von Braunschweig aus tröstet man mich auf die Wiederkunft des Herzogs; von Brüssel her habe noch nichts vernommen. Da die Ausdrücke meines Schreibens allgemein sind, weder Luxemburg besonders, noch das ganze Königreich überhaupt aussprechen, so wäre die Frage: ob Seine Excellenz Herr Graf von Grünne, dem ich mich angelegentlichst zu empfehlen bitte, vielleicht in die Sache, wie sie schwebt, gefällig einwirken wollten. Wäre das Privilegium auf das Königreich nicht zu erlangen, so würde man wenigstens wegen Luxemburg beruhigt.

Mit vorzüglichster Hochachtung,

diesmal in Trauer und Sorgen,

Ew. Excell.

ganz gehorsamster Diener

Weimar d. 18. Dezember 1825.

J. W. v. Goethe.


40/160.


An Christoph Ludwig Friedrich Schultz

Das Jahr darf nicht zu Ende gehen, ohne daß ich mein Andenken bey Ihnen, verehrter Freund, erneuert hätte. Die Zeitungen haben Ihnen gesagt, in welchem Drang von Feyerlichkeiten ich beynahe seit vier Monaten lebe und ich gestehe gern, es war einige Fassung nöthig, um so viel Gutes zu überstehen. Kaum erhole ich mich von dem Wünscheswerthesten, so tritt[178] das ungeheure Weltereignis herein, das in's Ganze von gränzenloser Wirkung uns im Innersten berührt und den zartesten persönlichen Antheil unbarmherzig verletzt.

Sagen Sie mir, wie Sie diese Zeit in Ihrer Abgesonderheit zugebracht, wie Sie sich mit Ihrer lieben Familie befinden, und ob Sie sich in dem alten Wetzlar nunmehr einheimisch fühlen.

Mit der fahrenden Post kömmt ein wohl emballirtes Kästchen, worin die versprochenen Gypsabgüsse sich befinden. Leider war der Gyps des Bildhauers zu alt und die Formen zu trocken, deshalb denn die Exemplare nicht gut gerathen sind, doch send ich sie einstweilen, weil der Kenner ja auch aus der einigermaßen abgeschliffenen Münze den hohen Werth derselben heraus zu ahnen weiß.

Eine kleine Schachtel ohne Adresse liegt bey, welche ich Herrn Bergrath Cramer einzuhändigen bitte. Will er mir dagegen ein mäßiges Stück Goethit zusenden, so werde ich es dankbar anerkennen, indem ich mich ihm zu geneigtem Andenken bestens empfehle.

Bald hoffe ich wegen Ausgabe meiner Wercke das Nähere zu melden. Die Privilegien-Angelegenheit ist im Laufe des Jahrs so gut als zu Stande. Ein kurzer Termin, verhältnißmäßig zu den Wegen, welche sie hat machen müssen.

Schreiben Sie mir doch einige Worte zur Schilderung der Societät, wie sie den dortigen Club zusammensetzt,[179] auch, ob noch irgend Jemand von meiner Zeit und Wer? sich dort befindet. Jene Localitäten und Verhältnisse bleiben mir eine wundersame Erinnerung.

treu angehörig

Weimar den 18. December 1825.

Goethe.


40/161.


An Siegfried Bendixen

[Concept.]

Die Hamburger Steindrücke haben schon längst den Beyfall und die Bewunderung der Weimarischen Kunstfreunde erworben wie sie solches auch öffentlich gern gestanden; und so dank ich denn ebenmäßig für die letzte Sendung zum allerschönsten; nicht zweifelnd daß mein unternommenes Bildniß glücklich gelingen werde. Und so dacht ich ferner nicht zu fehlen indem ich die Worte Ihres gefälligen Schreibens rhythmisch zurückgab.

Einige Kupferblättchen beygehend empfehle mich zu geneigtem Andenken.

Weimar den 19. December 1825.


40/162.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

nehmen Beykommendes gnädig auf; es ist ein alter Wunsch, der zur Erfüllung reisend manches Gute bestätigen und bewirken kann.

[180] Oberbaudirector Coudray steht zu Befehl das Nähere zu erklären, wie es mich denn höchlich erfreuen würde wenn Höchst Dieselben mich gleichfalls vernehmen wollten.

Weimar den 19. December 1825.


40/163.


An Johann Friedrich Cotta

Hochwohlgeborner

insonders hochzuehrender Herr.

Als wir bey'm Beginn der Verhandlungen über die neue Ausgabe der von Goethischen Werke ein Honorar von hunderttausend Thalern sächsisch für das Verlagsrecht auf zwölf Jahre mit Übertragung sämmtlicher den Nachdruck verbietender Privilegien der deutschen Bundes-Staaten als nicht unbillig voraussetzten, eröffneten Ew. Hochwohlgeborner uns nicht allein eine Aussicht auf diese, sondern zeigten sogar im Hintergrunde noch größeren Gewinn.

Hierauf gründete sich auch der Entwurf zu einem festzustellenden Contract über dieses Unternehmen, wenn manche Nebenerörterungen, nicht ohne Wichtigkeit für das Geschäft beseitigt seyn würden.

Da sich nun durch Ew. Hochwohlgeborner letztes Schreiben vom 30. November d. J. die Sache immer mehr aufklärt, so verfehlen auch wir nicht noch Folgendes zu bemerken.

[181] Ob wir gleich im Fortgang unserer Unterhandlungen manche Offerte bedeutender Buchhandlungen theils stillschweigend theils schriftlich ablehnend zurückwiesen, so kehrten doch selbige in den letzten Zeiten mit solcher Dringlichkeit zurück und wurden so bedeutend daß wenn sie auch unserer ersten Ansicht nicht ganz entsprachen doch derselben ganz nahe kamen.

Hiernach möchte sich nun die Sache folgendermaßen gestalten, ohne jedoch in dem bereits vorliegenden Entwurf das Wesentliche zu verändern.

Alle zeitherigen Anträge und darauf gegründete Gebote zeigen deutlich, daß ein Absatz von vierzigtausend Exemplaren der projectirten Werke in nicht gar langer Zeit zu erreichen sey, wenn solche dem Publicum auf eine gehörige Weise dargeboten würden. Daher geht unser modificirter Vorschlag dahin, auf gedachte Anzahl von vierzigtausend Exemplaren sogleich zu contrahiren und das Honorar von hunderttausend Thalern sächsisch in bestimmten Terminen abgetragen zu sehen.

Die ganze Ausgabe würde in vier Jahren zu vollenden seyn, jährlich zwey Lieferungen jede zu fünf Bänden, welche der Autor successive abreicht.

Dagegen würde von Messe zu Messe der achte Theil des Honorars mit zwölftausend fünfhundert Thalern sächsisch gezahlt.

Und wie nun schon bestimmter Maaßen das Verlagsrecht auf die Privilegien der deutschen Bundes-Staaten[182] auf zwölf Jahre gesichert wird, so bleibt es auch bey der verabredeten doppelten Buchführung über dieses Geschäft, damit wenn erwiesen ist daß vierzigtausend Exemplare abgesetzt sind alsdann die Bedingung einträte daß dem Autor oder den Seinigen von zehntausend ferneren Exemplaren abermals zwanzigtausend Thaler sächsisch zu Gute kommen.

Wie sich nun eine zugleich anzukündigende Octav-Ausgabe nöthig gemacht, so wünscht man auch, wie fernerhin über die Taschen-Ausgabe, Musterblätter, um darüber weitere Überlegungen anstellen zu können. Dieses wird von unserer Seite umdestomehr erforderlich da nicht verhehlt werden soll, daß der Autor von einem größeren Absatze Vortheil ziehe weshalb ihm denn die Verpflichtung gegen das Publicum obliegt für die Annehmlichkeit des Druckes und sonstige Beziehungen Sorge zu tragen.

Was die Taschen-Ausgabe betrifft so wäre zu wünschen, daß die neue Übersetzung der Tausend und einen Nacht, Breslau bey Joseph Max & Comp., zum Muster gewählt werden könnte; der neue Abdruck von Faust ist sowohl was Lettern als Papier betrifft höchst unerfreulich.

Hierbey wäre schließlich zu bemerken daß man von den einzeln zu druckenden Theilen, jeden Vortheil, wenn auch nicht unbedeutend, dem Herrn Verleger überlasse, weil eine dergleichen Berechnung vielleicht Dunkelheit in das Geschäft bringen könnte.[183]

Den Wunsch auch nach Ablauf des gegenwärtig zu schließenden Contracts das alte Verhältniß fortdauern zu sehen glaubt man in dem Entwurf auch schon durch den Vorschlag ausgesprochen zu haben, daß beide Theile drey Jahre vor dem Ablauf desselbigen zusammentreten und sich wegen des Ferneren besprechen möchten. Sollte, wie nicht wahrscheinlich, alsdann keine Vereinigung zu treffen seyn, so müßte eine Concurrenz eröffnet werden und dem Autor frey bleiben dem Mehr- oder Minderbietenden seine Rechte weiter anzuvertrauen. Denn es kann in diesem Falle, wie man auch dießmal gesehen, nicht auf Mehr und Minder allein ankommen, sondern auf das Vertrauen, welches die Verlagshandlung einflößt; wie wir es denn auch dießmal, nach unseren frühesten Ansichten, mit voller Überzeugung Ew. Hochwohlgeboren zugewendet haben.

Sollten vorbemeldete Bedingungen Denenselben angenehm seyn so würde der Abfassung eines förmlichen Contracts nichts entgegenstehen.

Zugleich wünscht man den Entwurf der Anzeige wie sie in das Publicum gehen soll mitgetheilt zu sehen, um dasjenige anzuschließen was von Seiten des Autors hierbey auszusprechen wäre. Alles hierdurch getreulich Vermeldete hat die Absicht ein glückliches Verhältniß in jedem Sinne für jetzt und die Zukunft sicher zu stellen, wobey sich denn das wechselseitige Zutrauen als die beste Garantie jederzeit erweisen würde.

[184] Die wir mit dem Wunsche schließen daß gegenwärtiges Geschäft wie so manche andere glückliche Unternehmungen Ew. Hochwohlgeborner zu vollkommener Zufriedenheit, so wie uns zu Beruhigung unseres Familienzustandes fernerhin gereichen möge.

Mit vorzüglichster Hochachtung

Ew. Hochwohlgeborner

gehorsamster Diener

Weimar den 21. December 1825.

J. A. von Goethe.


40/164.


An Friedrich Theodor von Müller

Hiebey die verlangten Blätter; doch bemercke daß ich sie an Küstner und Gerhard so eben selbst schicke.

W. d. 21. Dez. 1825.

G.


40/165.


An Friedrich Maximilian Klinger

[22. December 1825?]

Die Erinnerung an unsere weimarischen mit froher Erhebung des Geistes und Herzens gefeyerten Feste wird auf einmal durch Trauertage verdüstert.

Lassen Sie sich den Überbringer, einen treuen tüchtigen Weimaraner, bestens empfohlen seyn. Er wird Ihnen im Einzelnen persönlich vortragen und erzählen, was Sie sich von unsern Zuständen im[185] Allgemeinen, auch entfernt recht gut, leider, vergegenwärtigen können. Wie unmittelbar berührt uns der grimmige Schmerz des Ostens! und was sollen wir beide in hohen Jahren dazu sagen, daß dem bedeutenden Manne nicht ebensoviele zum Heil der Welt gegönnt worden.

Ich muß aufhören, da ich gar nicht hätte anfangen mögen; lassen Sie uns bis an's Ende in Liebe und Treue verharren.


40/166.


An den Grafen Sergej Semenowitschvon Uwarow

Ew. Excellenz

empfangen geneigt in gewohnter Güte den Überbringer, Herrn Major v. Germar, einen wackern zuverlässigen Weimaraner.

So höchst traurig die Gelegenheit ist, durch die ich Gegenwärtiges, verehrter Mann, an Sie gelangen lasse, will ich sie doch nicht versäumen, um mit den wenigsten Worten meinen lebhaftesten Dank auszusprechen für so manches wissenschaftliche Gute, was uns durch unsere zurückkehrenden gnädigsten Herrschaften von dorther geworden ist; nicht weniger für das geistreiche Heft, das uns eine der wichtigsten Epochen des classischen Alterthums neu belebt vor die Seele bringt.

[186] Gegenwärtig vereinigt uns leider mit jenen fernen Gönnern und Freunden eine gemeinsame Trauer, welche keinen weiteren Ausdruck zuläßt, aber die Versicherung einer fortdauernden Anhänglichkeit nicht verwehren will; ja, den Wunsch noch nothwendiger macht, Ihrem Andenken unwandelbar empfohlen zu seyn.

Treu angehörig

Weimar den 22. December 1825.

J. W. v. Goethe.


40/167.


An Franz Wörth

[Concept.]

[22. December 1825?]

Wohlgebohrner

Insonders Hochgeehrtester Herr.

Herrn Major v. Germar, welcher in der traurigsten Angelegenheit sich eilends nach Petersburg verfügt, kann ich nicht abreisen lassen, ohne Gegenwärtiges an Ew. Wohlgeboren baldigst befördert zu sehen.

Die höchst schätzenswerthen Gaben, welche uns von der hochansehnlichen mineralogischen Gesellschaft zu Petersburg, durch Vermittlung unsrer rückkehrenden gnädigsten Herrschaften, an die wissenschaftlichen Anstalten nach Jena gelangt sind, haben in mehr als einem Sinne unsern Besitz vermehrt und unsre Einsichten erweitert.

Nehmen Sie dafür meinen aufrichtigsten Dank, um solchen des Herrn Präsidenten Excellenz und den[187] vereinten Gliedern der Societät geneigtest vorzutragen und mich allerseits angelegentlichst zu empfehlen.

Ich bin überzeugt, daß unser gnädigster Herr der Großherzog, bey seinem nächsten Besuche der jenaischen Kabinette, sich an diesen Mittheilungen besonders erfreuen und unmittelbar für so wichtige Gaben seinen Dank abstatten werde, da er ununterbrochen, sowohl für das Ganze solcher Anstalten besorgt ist, als auch das Einzelne, was ihnen theilnehmend gegönnt wird, anzuerkennen und zu würdigen versteht.

Mit dem innigsten Antheil an der von Osten sich über die Welt verbreitenden Trauer.


40/168.


An Theodor Kestner

Hochwohlgeborner

Insonders hochzuehrender Herr.

Es ist noch dieselbige Stadt Leipzig in die ich, gerade nunmehr sind es sechzig Jahre, mit der Welt völlig unbekannt, voll Zutraun und Hoffnung eintrat; dieselben Straßen sind es noch, in denen ich auf- und abwandelte, dieselben Häuser, wo ich aus- und einging und vielleicht dieselben Zimmer, die mich als junges wunderliches Wesen so freundlich aufnahmen; sie sind es noch; wo nunmehr, nach einem solchen Zeitraum, von neu erworbenen Freunden eine ehrenhafte Feyer meiner Ansiedlung in der Nachbarschaft,[188] als bedeutend für die Gegend und für mein Vaterland folgereich, in diesen letzten Tagen veranstaltet worden. Je mehr ich die Vergangenheit überschaue, wie sie sich zur Gegenwart herangebildet hat, desto mehr habe ich mich zu fassen und das Glück anzuerkennen das meinem unablässigen Streben geworden ist.

Da der Trieb, das Gute und Wünschenswerthe zu verwirklichen, von jeher alle Welt in Thätigkeit setzte, so darf ich mich wohl erfreuen, daß gerade das meiner Natur gemäß war, was auf jene Zwecke hin deutete: denn wenn ich meine zufälligen und vorsetzlichen Einwirkungen auf die Außenwelt im Laufe meines Lebens betrachtete, so hätte ich oft zweifeln können, ob im Einzelnen, das was ich zu leisten wünschte, auch zu billigen sey; wenn aber zuletzt der Rechnungsabschluß, die Vergleichung des Sollen und Haben zu meinen Gunsten ausfällt, dergestalt, daß die Besten meiner Nation sich daran erfreuen und mit Eifer und Lebhaftigkeit auf die anmuthigste Weise es anerkennen: so habe ich weiter nichts zu wünschen, als nur die übrige Zeit, welche mir zu verweilen gegönnt ist, in einem solchen Gleichgewicht zu bleiben, daß ich weder an mir selbst, noch ein anderer an mir jemals irre werden könne.

Nehmen Sie diese traulichen Äußerungen als Wirkung derjenigen Empfindungen an, welche Ihr ehrenvolles Schreiben und die anmuthigen Beylagen bey mir erregen mußten, und vertheilen die anliegenden[189] Blättchen unter die wohlwollenden Freunde, denen ich auf's besonderste empfohlen zu seyn wünsche.

Ew. Hochwohlgeb.

gehorsamster Diener

Weimar den 24. December 1825.

J. W. v. Goethe.


40/169.


An Wilhelm Christoph Leonhard Gerhard

Hochwohlgeborner

Insonders hochzuehrender Herr.

Die schätzenswerthe Gesellschaft, die sich um das Zeichen der Lyra versammelt, erzeigte mir bald nach ihrer Stiftung die Ehre, mich unter die Ihrigen zu rechnen. Ihre anmuthigen Unterhaltungen, womit sie manchen Abendgeist- und geschmackvoll zubringt, konnten mir nicht unbekannt bleiben und sind mir mehrmals von Theilnehmenden gerühmt worden.

Wenn sie nun ein Fest, welches freylich für mich von der größten Bedeutung ist, auch durch eine so angenehme Feyerlichkeit hat begehen wollen, so erkenne ich solches auf das vollkommenste und danke Ew. Wohlgeboren, daß Sie mir die Art und Weise wie solches geschehen, ausführlich überliefern mögen.

Ich würde auf alle Fälle, wenn auch mich dieses Unternehmen nicht beträfe, Anordnung und Ausführung höchst glücklich halten; nun aber habe ich den besondern Bezug und zumal das anmuthige Gedicht[190] zu rühmen worin Sie mit Geist darzuthun gewußt wie mannichfaltig die Auslegung und Anwendung eines gegebenen Symbols gefaßt werden mag, welches mir und meinen Freunden zu einer neuen interessanten Unterhaltung gereichte.

Nehmen Sie daher meinen besten auf's innigste anerkennenden Dank und theilen beykommende Blätter den Freunden mit, die ich auf's allerschönste zu grüßen bitte und deren Andenken ich für immer bestens empfohlen zu seyn wünsche.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

Weimar den 24. December 1825.

J. W. v. Goethe.


40/170.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

hatten, es sind nun gerade zehn Jahre, mich in die Region der Meteorologie beordert. Die erste Aufgabe waren die Howardischen Wolkenformen, die ich zu lösen nicht unglücklich schien, wie denn eine einfach belehrende Abbildung noch in diesen Tagen dem landwirtschaftlichen Verein zu Gute kam.

Das Verhältniß der Barometerstände zu diesen Erscheinungen sollte nach und nach gefunden werden, so wie die Congruenz des Barometerstands über große[191] Weltbreiten gegenwärtig eine wichtige Beschäftigung ist. Der Februar des Jahres 1825 ist hiebey als Base genommen und schon sind wir in dem Falle von mehreren östlichen Stellen: von Petersburg, Taganrock, Tobolsk und Charcow Rechenschaft zu geben. Der weiteste westliche Beobachtungsort Dublin, wird uns hoffentlich auch nächstens seine Erfahrungen mittheilen. Schon Daniell spricht aus: daß die Barometerstände in gleichen Breitengraden mehr als in den Längengraden übereinstimmen; wie sich es denn auch durch die neusten graphischen Darstellungen vor Augen legt.

Die Differenz wegen Berechnung und Bezahlung des Heftes der jährlichen Nachrichten 1823 ist nunmehr beseitigt. Bey dem schon ausgearbeiteten Heft von 1824 wird sie nicht vorkommen und mit dem Abschluß von 1825 wird alles vollkommen für jetzt und die Zukunft im Gange seyn.

Ew. Königliche Hoheit genehmigen diese kurzen Bemerkungen als Einleitung zu meinem verpflichteten Danke für das so schön gearbeitete und, wie es die wenigen Tage her scheint, so sehr empfindliche Instrument. Es ist schwer, sich einen Begriff zu machen von dem Elemente, worin es schwebt und wovon es bewegt wird. Die tägliche und stündliche Vergleichung mit Barometer und Thermometer, wozu noch das Hygrometer hinzuzufügen wäre, wird in einer Folge von Zeit die Zweifel vielleicht lösen, vielleicht aber[192] auch vermehren; ein Fall, in den wir gar oft durch die Erfahrung versetzt werden.

An dem so schön gearbeiteten, kräftig zusammengesetzten, dem Hofrath Döbereiner übergebenen Magneten will dieser bemerkt haben: daß das Instrument die ihm gebotene Last bey hohem Barometerstand willig trage, nicht so bey niederm. Bewahrheitet sich diese Entdeckung, so muß ich sie für höchst bedeutend halten.

Und so kann ich, meinen verpflichteten Dank noch mals wiederholend, nichts mehr wünschen, als daß die schönen wissenschaftlichen Mittelpuncte, welche Höchst Dieselben so mannichfaltig angeordnet, sich immer mehr beleben, indem sie vieles vereinigen immer wirksamer werden und die Bezüge des Wißbaren unter sich immer lebendiger darstellen mögen.

Weimar den 25. December 1825.


40/171.


An den König Ludwig I. von Bayern

[Concept.]

[26. December 1825?]

In der wichtigsten Epoche des Herrschers, wo Er zur Sorge für Millionen berufen, die höchsten Forderungen an sich selbst macht, Ew. Majestät allerunterthänigst aufzuwarten und mich zu fernerer Huld und Gnade bescheidentlich zu empfehlen, würde, so sehr ich mich auch dahin gedrungen fühlte, nicht gewagt haben, wenn nicht die glücklichste Ermuthigung mir so eben widerführe.

[193] Daß ein so lange gehegter, so wohlwollend aufgenommener Wunsch ganz nahe der Erfüllung sey, vernehm ich durch den von Ew. Majestät Antlitz zurückkehrenden Major v. Germar, welcher mich auch des allergnädigsten Andenkens wiederholt versichert.

In freudiger Erwägung des hohen Glücks, stellt sich das bedeutende uralte Bild vor mich, dessen Anblick mir durchaus wichtig und erfreulich wird.

Wenn ich bedenke von wem diese Gabe kommt, und in welchem Zeitmoment; so werde ich zu den tiefsten Betrachtungen aufgerufen. Es ist naturgemäß und wir müssen uns im Alter gewöhnen, Verlust zu erleiden, ohne Ersatz zu hoffen; aber ein mir im Leben oft so günstiges Geschick läßt auch hier eine Ausnahme statt finden, in dem Augenblick wo ein verehrtester Fürst der Welt entrissen wird. Diesen schmerzlichen Fall, obgleich in der Entfernung und außer den Vortheilen eines unmittelbaren Bezuges, muß ich tief empfinden, da allerhöchst derselbe seit dreyßig Jahren mein gnädigster Herr geblieben und ununterbrochen, bis auf die neuste Zeit, Sich guter, froher, selbst an den gefahrvollsten Tagen durchlebter Stunden mit Zufriedenheit erinnert. Kaum aber erhole ich mich von der Bestürzung über diesen plötzlichen Verlust, als von eben der höchsten Stelle Trost und Ermuthigung kräftig ausgeht und ich mir jenes bedeutende Wort ohne Anmaßung aneignen kann: der König stirbt nicht.

[194] Möge daher mir erlaubt seyn einer Schuld zu gedenken, die ich nunmehr an Allerhöchst Dieselben abzutragen mich verpflichtet halte.

Zu den Jubelfeyertagen unserer theuren Fürsten gedachte ein Verein Denkmünzen prägen zu lassen, welche gewiß um desto willkommener seyn müßten, wenn eine allgemeine Theilnahme von Vielen auch durch Mitwirkung der höchsten Bezüge gekrönt wäre. Ihro Majestät der König beförderten dieses Vorhaben durch reichliche Unterzeichnung, wogegen ein dreyfaches Exemplar des großherzoglichen Bildes schuldiger Weise überantwortet ward.

Die Unternehmer sodann besorgten eine zweyte Denkmünze, unserer großgesinnten, großdenkenden Fürstin gewidmet; sie folgt hier gleichfalls, in der Überzeugung daß Ew. Majestät mit Beyfall Bild und Inschrift betrachten, wodurch das Andenken einer hohen Verwandten und ihrer großen folgereichen Standhaftigkeit nach Kräften gefeyert wird.

Vor mir aber steht ein lange ersehntes, einer mythischen Urzeit angehöriges Kunstwerck. Ich richte die Augen auf und schaue die ahnungsvollste Gestalt. Das Medusenhaupt, sonst wegen unseliger Wirkungen furchtbar, erscheint mir wohlthätig und heilsam, durch hohe Gunst und unschätzbares Andenken gewürdigt und geheiligt.

Ew. Majestät ist das reine Glück gewährt, sich nur am Fürtrefflichsten zu ergötzen, als würdige[195] Belohnung der wohlthätigen Aufmerksamkeit, die bisher Künstlern und Kunstwerken gewidmet war; und wenn Allerhöchst Dieselben Gelegenheit besitzen, nach unberechenbaren Anstrengungen, an dem Besten was unsern Sinnen bescheert ist Sich zu erquicken und nach wohlthätigen ernsten Bemühungen, Sich erfrischt wieder herstellen, so darf nunmehr auch ich hoffen, daß der Anblick des mir sonst nachbarlichen Originals, außer dem hohen Kunsteindruck den es immer gewährt, bey Ew. Majestät auch jederzeit die Erinnerung werde lebendig erhalten, wie ein getreuer Verehrer durch die unmittelbarste Nachbildung dieses herrlichen Schatzes über die Maßen glücklich geworden.

Weimar den November 1825.


40/172.


An Leo von Klenze

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren geneigtest angekündigte hohe Gabe ist nunmehr glücklich angelangt; ich stelle sie vor mich hin und bin in die Zeit versetzt, wo dieses unschätzbare Kunstwerk mich nachbarlich oft begrüßte, eine Zeit die mir so großen Genuß gab und der ich soviel verdanke.

Da ich nun den Werth eines solches Besitzes in seinem ganzen Umfang anzuerkennen weiß, so macht es mich glücklich zu denken, daß ein erlauchter Fürst dergleichen Schätze um sich zu versammeln gewußt,[196] in deren Betrachtung wir über uns selbst und über die vorhandene Welt hinaufgehoben, von allem was mühsam, beschwerlich und unerfreulich in unsern Zuständen auf uns anzudringen kommt, ohne weiteres befreyt, geheilt und frisch gestärkt erfunden werden.

Indem ich nun meinen submissesten Dank nächstens unmittelbar abzustatten nicht verfehle, so bitte mich indessen auf das geneigteste zu vertreten und meinem devotesten Vortrag eine allergnädigste Aufnahme vorzubereiten.

Und so mag ich denn auch nicht unterlassen Ew. Hochwohlgeboren Glück zu wünschen, daß Ihnen vergönnt war die hohe Kunst in der Sie sich zum Meister erhoben, zu Gründung eines so herrlichen Werkes vorlängst schon zu verwenden. Genießen Sie nunmehr des Glücks ein so großes und edles Unternehmen der letzten Vollendung heranreifen zu sehen; denn es ist von der Art zu schätzen daß es allein ein Menschenleben auf alle Zukunft zu verherrlichen sich zueignet.

Der ich mich hochachtungsvoll zu unterzeichnen die Ehre habe.

Weimar den [26?] December 1825.


40/173.


An Carl Friedrich von Reinhard

Eigentlich, theuerster verehrtester Freund, bin ich auf unsern Canzler v. Müller neidisch, ja verdrießlich,[197] denn seine Viel- und Schnellthätigkeit ist schuld, daß ich weniger unmittelbar von Ihnen vernehme und auch Sie auf diese Weise weniger von mir. Da es aber doch zuletzt auf ein günstiges, mentales Zusammenseyn in der Ferne ankommt, so wollen wir ihn loben daß er, einstimmig mit dem Genius der Zeit, velociferisch zu verfahren geeignet ist.

Und wofür ich ihm vor allen Dingen zu danken habe, sind unausgesetzte Nachrichten von Ihrem Wohlbefinden, von der Zufriedenheit in Ihrem neuen wünscheswerthen Zustand. Ich habe Sie, theuerstes Paar, in der Kronenburger Einsamkeit besucht, bin Ihnen nach Frankreich gefolgt und habe Sie nunmehr wohlbehalten zurückgebracht. Vor einigen Tagen sendeten Freunde mir illuminirte Frankfurter Prospectblättchen. Die Aussicht nach dem Untermaynthor ist gar zu reizend, der Weg deutet nach des Freundes Wohnung und ich glaubte über den Bäumen draußen die Kuppel des Belvederes zu erblicken, wo er einer so einzigen Aussicht in bester Gesellschaft genießt.

Um von mir zu reden: ich bin kaum aus dem Hause, kaum aus meinem Zimmer gekommen; im Verlaufe des vergangenen Jahrs hat mich die Privilegien-Angelegenheit durchaus im Athem erhalten, sie ist aber auch nunmehr so gut wie abgeschlossen. Immer genug für die Wege, die sie innerhalb der Bundesstaaten zu machen hatte. Herr Graf Beust, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, wird auf[198] Anfrage wohl das Weitere zu vermelden die Gefälligkeit haben.

Der Verlag meiner Werke scheint sich auch zu entscheiden, und so könnte ich denn das nächste Jahr zu einer wünschenswerthen Arbeit gelangen. Die Wiederaufnahme meiner früheren Arbeiten, die Redaction der späteren, die Ausfüllung des Lückenhaften, die Sammlung des Zerstreuten, und was sonst noch vorzunehmen wäre, sind freylich angenehme Beschäftigungen, denn sie deuten denn doch zuletzt auf eine gewisse Einheit hin, wodurch das Unternehmen sehr erleichtert wird; nur darf ich nicht überdenken was noch zu thun ist, sondern ich muß mir zur Pflicht machen, nur das Nothwendige vorzunehmen und vom Geschick abwarten, wie weit ich kommen soll, wobey denn die Hauptsorge bleibt, alles so zu stellen, daß das Geschäft auch allenfalls ohne mich seinen Gang fortgehe.

Unsere Fest- und Feyertage, wahrhaft schön, freudig und ehrenvoll, sind Ihnen durch unsern Freund hinlänglich bekannt geworden. Ihr Segenswort aus der Ferne kam mir eben recht liebevoll zu statten.

In so seltenem, ja einigem Fall nimmt man sich über seine Kräfte zusammen, um nur einigermaßen dem Augenblick gewachsen zu erscheinen; hinterdrein fühlt man denn aber doch, daß ein solches Übermaaß von Kräftenaufwand eine gewisse nachlassende Schwäche zur Folge hat.

[199] Von den sonst üblichen, wenigstens halbjährigen Heften ist nichts zum Druck gefördert worden, obgleich davon Manuscript auch vorliegt. In naturwissenschaftlichen Dingen fährt die Witterungskunde fort, mich zu beschäftigen; ich suche meine Vorstellungen in einen Aufsatz zusammenzufassen, als ein Zeugniß wie diese Angelegenheit sich in meinem Kopfe gebildet hat. Ob die Natur mein Denken anerkennen will, muß abgewartet werden. Träfen wir jetzt, wie vor so vielen Jahren in Carlsbad zusammen, so würden Sie, wie damals mit der Chromatik, so jetzt mit der Meteorik geplagt seyn. Mich unterhält sie statt eines Schachspiels, ich ziehe mit meinen Steinen vorwärts gegen die Natur und suche sie aus dem geheimnißvollen Hinterhalt in die Klarheit des Kampfplatzes zu locken. Mit- und Übereindenkende erwart ich nicht so leicht, unvergessen eines alten großen Wortes: Et mundum tradidit disputationi corum, Cohelet III. 11.

Von Kunstwerken mancher Art habe zwar Weniges, aber Vorzügliches erhalten: einen Abguß der Medusa Rondanini danke ich einem Versprechen des Kronprinzen von Baiern, welches nun Königlich zur Erfüllung gekommen.

Eine große sorgfältige Zeichnung von Julius Roman, mit vielen Figuren, zum größten Theil wohl erhalten, ist eine köstliche Acquisition, ohne Zweifel das Original, das Diana von Mantua in Kupfer gestochen hat. Christus, vor der schönen Thüre[200] des Tempels, nach Raphaels Vorgang, mit gewundenen Säulen geschmückt. Er beruhigt warnend die neben ihm aufrecht stehende beschämte Ehebrecherin, indem zugleich die pharisäischen Susannenbrüder durch ein treffendes Wort in die Flucht schlägt. Sie entfliehen so kunstgemäß-tumultuarisch so symmetrisch verworren, daß es eine Lust ist. Sie stolpern über die Bettler, denen sonst ihre Heucheley zu Gute kam und die für dießmal unbeschenkt auf den Stufen liegen. Der Federumriß ist von der größten Nettigkeit und Leichtigkeit und fügt sich dem vollkommensten Ausdruck. Das Kupfer davon ist gewiß in der Städelischen Sammlung. Sollten Sie solche einmal besuchen, so fragen Sie danach und gedenken mein dabey. Bartsch peintre graveur Vol XV. S. 434, Oeuvre der Diane Ghisi Nr. 4. Wird für eine der schönsten und wichtigsten Arbeiten genannter Künstlerin gehalten.

Einiger Majolika-Teller will ich auch noch erwähnen, die sehr geistreich und verständig gemalt sind. In der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts gab es Talente zu Scharren, Mauern und Wände waren bemalt, und nun suchte sich eine geschäftige Kunst die beweglichen Räume der Tafel- und Büfetgeschirre zu ihrem Schauplatz.

Was für einen Kunstwerth man auch diesen Denkmalen einer nicht wiederkehrenden Zeit zugestehen mag, sie geben einen eigenen Eindruck. Es manifestirt[201] sich hier ein heiterer Genius, der sich in Formen und Gestalten mit Beyhülfe der Elementar-Farben leicht und lustig zu verkörpern wußte.

Soll ich nun von diesen Nachbildungen des Lebens zum Lebendigen selbst übergehen, so habe ich zu sagen, daß die Meinigen wenn auch nicht von der robustesten Art, doch im Ganzen wohl sind. Mein Sohn widmet sich nach wie vor den Geschäften, versieht meinen Haushalt und lebt übrigens ein geselliges Hof- und Stadtleben; der Frauenzimmer eigentlichstes Geschäft ist die englische Sprache, begünstigt durch angenehme unterrichtete Personen dieser Nation. Und was sonst Hof und Geselligkeit übrig lassen, verzehrt die Sorge für Weyhnachts- und Geburtstags-Geschenke, denen alle Arten Stickerey gewidmet sind. Der älteste Enkel, durch Leben und Lernen aus dem Kreise großväterlicher Liebe hinausgeführt, läßt mir den kleinen zurück, den zierlichen Pathen, der mir immer liebenswürdiger erscheint, je mehr er sich in meiner Nähe gefällt.

Nun aber, da ich mich an stillen Abenden mit diesen Blättern beschäftige und mich im Andenken an einen so hochverehrten Freund sanft in den Schlaf wiege, trifft uns der unerwartete Schlag aus Osten und zwar um so schrecklicher, als die wenigen Monate seit der Rückkehr der jungen Herrschaften die sämmtlichen mannichfaltigen Persönlichkeiten unsres hohen Familienkreises sich in den glücklichsten Verhältnissen[202] befanden und wirklich aussprechen dürften, daß sie glücklich seyen. Mehr darf ich nicht sagen, denn hier liegt ein Abgrund, an dem man sich nicht aufhalten darf und der immer weiter klafft, je weiter man in die Welt hinaussieht.

Und so nöthigt mich nun der letzte Blattraum düster zu schließen, da ich heiter begonnen habe, doch will ich zugleich, im Gegensatze mit jenem Tadel unsres gemeinsamen Freundes, endigen, mit seinem Lobe; denn er hat viel und überviel zu der Feyer unserer Feste, besonders auch des meinigen beygetragen und er ist's der mir in stetiger Folge, von Ihrem Zustande, Ihrem Glück und fortwährender Neigung höchst erfreuliche Kunde gibt. Möge dieß alles bleiben so fortan bis dem Genius gefällt, auch so schöne Bande zu lösen.

unwandelbar

Weimar den 26. December 1825.

J. W. v. Goethe.


40/174.


An Carl Leopold von Beust

Ew. Excellenz

vergönnen daß ich am Ende des Jahrs, zurückschauend auf so manche Pflichten, welche mir im Laufe desselben zu erfüllen nicht gegeben war, auch der für mich so wichtigen Angelegenheit gedenke und vor allem die geneigte Theilnahme dankbar anerkenne, welche[203] Dieselben mir haben erzeigen wollen; wie ich sodann den treusten und aufrichtigsten Wünschen die Bitte hinzufüge: auch in der Folge möge gleicher Antheil gefällig und mir im vorliegenden Geschäft eine einsichtige Leitung ferner nicht versagt seyn.

Die Privilegien der vier freyen Städte sind nunmehr angelangt: durch gefällige Vermittlung des Herrn v. Leonhardi das von Frankfurt und Lübeck; durch Ew. Excellenz das von Bremen und Hamburg. Jene mit einem Schreiben unterzeichnet Danz, diese mit dem Namen Gries.

In dem Verzeichniß der verehrlichen Bevollmächtigten an einem hohen Bundestage finde ich ersteren als Gesandten der vier freyen Städte bezeichnet; der letztere unterschreibt sich in dem Erlaß vom 13. September als Gesandter der freyen Stadt Hamburg. Hie bey entsteht die Frage, ist Herr Syndicus Danz Gesandter der drey ersten Städte geblieben? und sollte es hinreichend seyn an beide genannte Herren meinen schuldigen Dank abzustatten? mit dem Ersuchen denselben an ihre Herren Committenten in meinem Namen gefällig zu übergeben, oder sollten vier besondere Schreiben an die genannten Städte selbst nöthig seyn? in welchem Falle ich mir Aufschrift Courtoisie und Unterschrift zu meiner Nachachtung erbitten würde.

Ew. Excellenz verzeihen diese fortgesetzten Behelligungen, nicht weniger, in Betracht unserer, gegenwärtigen[204] Lage, eine vielleicht dazwischen tretende Verzögerung ja ein mögliches Versäumniß.

Der große unerwartete Schlag von Osten her, welcher durch seinen Nachhall die ganze Welt erschüttert, trifft unsere Verhältnisse unmittelbar auf das gewaltsamste. Ew. Excellenz übersehen die schmerzliche Wirkung und empfinden das Peinliche meiner Stellung, da ich ein täglich theilnehmender Zeuge solcher Bekümmernisse bleiben muß. Ein hoher Familienkreis, der sich noch vor kurzem vollkommen glücklich preisen durfte, ist auf eine Weise verletzt, die keine Aussicht auf eine völlige Wiederherstellung hoffen läßt.

Und so darf ich denn auch wohl eben in Betracht von Ew. Excellenz wahrhafter Theilnahme zugleich erwähnen, daß ein höchst unangenehmer die Person Serenissimi berührender Fall hinzugetreten, indem Hofrath Rehbein, ein fürtrefflicher Arzt, welchem unser Fürst das verdienteste Vertrauen zugewendet, von einer tödtlichen Krankheit befallen worden, wobey wenig Hoffnung zu völliger Genesung Raum bleibt. Viele Getreuen finden sich dadurch für ihren Fürsten und zugleich für sich selbst besorgt in die bänglichste Verlegenheit gesetzt.

Solche unangenehme Mittheilungen verzeihen Ew. Excellenz gewiß einem unbegränzten Vertrauen: denn so sollten wir in solchen Fällen einige Linderung finden, wär es nicht indem wir uns entschließen[205] gegen verehrte Männer, von denen wir gleiche Gesinnungen erwarten dürfen, unsern Schmerz laut werden zu lassen.

In vollkommenster Hochachtung mich unterzeichnend.

Ew. Exzellenz

ganz gehorsamster Diener

Weimar den 28. December 1825.

J. W. v. Goethe.


40/175.


An den Stadtrath zu Weimar

[29. December 1825.]

Wohlgeborne, Wohlweise

Hochedle, Hochzuehrende Herrn.

Einem eingebürgerten Fremdling kann wohl kein besseres Zeugniß widerfahren als daß ihm seine zweyte Vaterstadt nach funfzigjährigem Bleiben dadurch ihre wohlmeinende Gesinnung zu erkennen gibt, daß sie ihn nicht allein als nützlichen Bürger freundlich begrüßt, sondern auf die Seinigen auch für immer gleiche Rechte und Beziehungen überträgt.

Das ehrenvoll überraschende Fest empfängt einen schönen Theil seines Glanzes durch das Document, welches meinem Sohn und Enkeln das hiesige Bürgerrecht verleiht. Nun bleibt mir zu dem lebhaftesten Danke aufgefordert, nur der Wunsch übrig, mich, so lange mir gewährt ist hier zu verweilen, eines solchen Wohlwollens unverwandt zu erfreuen, nicht weniger[206] daß meine Nachfahren das Zutrauen rechtfertigen mögen, das ein günstiges Vorurtheil in sie setzen wollen.

Mit unwandelbaren Gesinnungen mich unterzeichnend.

Eines hochachtbaren Stadtraths

ganz ergebenster Diener

Weimar den 26. December 1825.

J. W. v. Goethe.


40/176.


An Carl Lebrecht Schwabe

[Concept.]

[29 December 1825.]

Ew. Wohlgeboren

übersende hierbey ein gefällig zu beförderndes Schreiben. Möge es genugsam ausdrücken, wie ich in tief empfund'ner Dankbarkeit verharre, für die mir bezeigte unerwartete Theilnahme an einem glücklich erlebten und auf eine ungemeine Weise gefeyerten Fest.

Erhalten Sie mir mit Ihren würdigen Herren Collegen dieselben Gessinungen, die mich in der Gegenwart erfreuen und für die Zukunft beruhigen, und nehmen wohlwollend beyliegende Blätter auf, in welchen ich kurz gefaßt, dasjenige auszudrücken suchte, was viele Worte eher verhüllen als klar und eigenthümlich an den Tag geben würden.

Weimar den 26. December 1825.[207]


40/177.


An Carl August Hofmann

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

ersuche durch Gegenwärtiges, mir von der Wurzel, welcher emetische Kräfte zugeschrieben werden, Raiz preta genannt, von Herrn v. Eschwege aus Brasilien mitgebracht, für einen auswärtigen Arzt so viel zukommen zu lassen als Sie entbehren können, indem derselbe ihre Heilkräfte näher prüfen möchte. Wäre noch eine ganze Wurzel übrig, so würde sie dem Botaniker sehr willkommen seyn. Der ich diese Gefälligkeit dankbarlichst anzuerkennen nicht verfehlen werde, mich hochachtungsvoll unterzeichnend.

Weimar den 29. December 1825.


40/178.


An Georg Sartorius

[Concept.]

Tausendmal heiße ich Sie zu Hause willkommen und danke dann allervörderst der lieben Frau Gevatterin für das werthe Schreiben das zu guter Stunde bey mir einlangte.

Hiebey folgt die zweyte Medaille, deren Bild Ihnen gar mannichfaltige köstliche Erinnerungen wieder vor die Seele rufen wird. Als die Unternehmer haben[208] wir uns übrigens glücklich zu schätzen, daß die beiden Denkmünzen so gut gerathen sind; denn ich will niemanden vertrauen, was für Wechselfälle mich dieses Jahr über deshalb beunruhigt haben. Von einer dritten, mir im Stilen, überehrenhaft zugedachten hat nur ein Vor- und Probedruck an siebenten November functioniren können. Möge das Werk von schöner Anlage noch einiges Hinderniß überwinden, um auch als Kunsterzeugniß an die vorigen sich glücklich anzuschließen.

Das dreyfache memento mori an unsern theuern lebenslustigen Mitjubilarius will freylich niemand recht zu Sinne, auch ist das Ellenbogenbild ganz unerfreuend; ich dächte der Treffliche hätte Kopfs genug, um ein Medaillenrund vollkommen auszufüllen. Man bedenkt nicht, welch ein ernstes gefährliches Geschäft ein solches Unternehmen sey. Der wackere technischgewandte Loos und Compagnie behandelt es freylich mit behaglicher Trivialität.

Haben Sie auf dießmaliger Fahrt nach Norden genugsamen Stoff zu Ihren großen historischen Zwecken erobert und können Sie nunmehr an die völlige Ausführung Ihres Werkes mit Zuversicht herangehen, so soll es mich wahrhaft freuen und ich werde mir gern auch davon meinen Theil zueignen. Möge uns ein gutes Geschick wieder einmal zu rechter Stunde zusammenführen. Vor einem Jahr mußte ich leider die besuchenden Freunde an kranker Stelle empfangen.

[209] Zum Schlusse Ihres Briefes erwähnen Sie der höchst bedeutenden öffentlichen Angelegenheit. Als Kronprinz hatte der jetzige Souverain sich immer gar freundlich bewiesen, auch hatte Sie ja selbst die Übergabe einer meiner Arbeiten an ihn vermittelt, als er noch in Göttingen studierte und so ist er bis auf die neuste Zeit gnädig und theilnehmend geblieben, deshalb ich denn auch mit einiger Sorge dem so raschen Regierungsantritt zusehe. Freylich erinnert er an Kaiser Joseph: eben so wie dieser mußte er als Zuschauer der unseligsten Mißbräuche allzulange sich still verhalten. Möge ihm glücken was er vorhat!

Bleiben Sie mit den lieben Ihrigen mir immer gleich gesinnt! Freunde mit denen man so viele Jahre herangekommen ist werden immer unschätzbarer und näher verwandt.


Wie hart und grausam die Weltgeschichte abermals in unsere stillen einfachen Zustände eingreift, empfehl ich Ihrem theilnehmenden Gemüthe mit zu empfinden. Das liebenswürdigste, gerad in dem Augenblick heiterste glücklichste Wesen wird genöthigt das Unmögliche schmerzlich gelten zu lassen. Wie uns allen zu Muthe ist und mir besonders wäre nicht auszusprechen. Noch vergangenen 15ten, unterrichtet von dem Unfall, sah ich die jungen Herrschaften bey mir in harmloser heiterer Unterhaltung. Nur so viel um nicht mehr[210] zu sagen! Es ist zerbrochen was nicht hergestellt werden kann.

Möge der gute Geist über Ihnen walten.

Weimar den 29. December 1825.


40/179.


An den Großherzog Carl August

[Concept.]

1) In einigen umständlichen Briefen des Präsidenten v. Esenbeck wird abermals von der Raiz preta gehandelt; zu welchem Geschlecht sie gehöre, können sich die Herren Botaniker nicht vereinigen. v. Martius kennt sie gar nicht und macht die Bemerkungen des v. Eschwege zweifelhaft. Es ist zwar nicht erfreulich, aber doch lustig, zu sehen wie gerade die unterrichteten Männer eine solche Frage mehr in's Weite führen als in's Enge bringen. Ich will nunmehr an Director v. Schreibers deshalb ein Wort ergehen lassen, weshalb ich mir denn dessen Brief zurück erbitte. Vielleicht hat der wackere Dr. Pohl einige Exemplare in seinem Herbarium, woraus das Nähere sich ergibt. Indessen sende von der Wurzel davon sich noch hier in der Apotheke etwas vorfindet, Musterstücke nach Cöln.

2) Mikroskopische Untersuchungen der famösen Haarkrankheit lege, mit oben genannten Naturkenners Zeichnung, bey. Thierisches will nichts erscheinen, allein[211] die Mißbildung: Trennung, Verschmälerung, Ausschwitzung der Haare ist merkwürdig genug und deutet auf den Weichselzopf hin. Die mit laufender Feder beygeschriebene Erklärung so wie der Brief selbst erfolgen copeylich. Dem Verfasser muß man auf alle Fälle nachsagen, daß er die Angelegenheit gründlich behandelt hat.

Leider können wir diesen durch den guten Rehbein veranlaßten Aufsatz ihm nicht mittheilen. Sein unerwarteter Anfall vermehrt die Bedrängniß dieser Tage um desto mehr mich zu ferneren Hulden und Gnaden empfehlend.

Weimar den 30. December 1825.


40/180.


An Carl Wilhelm Göttling

[31. December 1825.]

Indem Ew. Wohlgeboren ich bey'm Schlusse des Jahrs irgend etwas einzuhändigen wünschte, wobey Sie der vergangenen festlichen schönen Tage und zugleich meiner Dankbarkeit für den so geneigten gründlichen Antheil an einem mir so wichtigen Geschäft gedenken möchten scheint mir nichts hiezu geeigneter zu seyn, als beyliegendes Paar wohlgerathener Bildnisse, welche einem jeden verehrenden Angehörigen immer lieb und werth seyn müssen. Nehmen Sie diese wohlgemeinte Gabe freundlich auf, erlauben mir[212] fernere Mittheilung der durchzusehenden literarischen Arbeiten und bleiben versichert daß mir, wieviel ich Ihnen dadurch schuldig geworden, lebe, zeit vorschwebt.

Hochachtungsvoll

ergebenst

Weimar den 29. December 1825.

J. W. v. Goethe.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 40, S. 174-213.
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