Zweiter Akt

[168] SATYROS erwachend.

Das ist eine Hunde-Lagerstätt!

Ein's Missetäters Folterbett!

Aufliegen hab ich tan mein' Rücken,

Und die Unzahl verfluchter Mücken!

Bin kommen in ein garstig Loch.

In meiner Höhl da lebt man doch;

Hat Wein im wohlgeschnitzten Krug

Und fette Milch und Käs genug. –

Kann doch wohl wieder den Fuß betreten? –

Da ist dem Kerl sein Platz zu beten.

Es tut mir in den Augen weh,

Wenn ich dem Narren seinen Herrgott seh.

Wollt lieber eine Zwiebel anbeten,

Bis mir die Trän' in die Augen träten,

Als öffnen meines Herzens Schrein

Einem Schnitzbildlein, Querhölzelein.

Mir geht in der Welt nichts über mich:

Denn Gott ist Gott, und ich bin ich.

Ich denk, ich schleiche so hinaus;

Der Teufel hol den Herrn vom Haus!

Könnt ich nicht etwa brauchen was?

Das Leinwand nu wär so ein Spaß.[168]

Die Maidels laufen so vor mir;

Ich denk, ich bind's so etwa für.

Seinen Herrgott will ich runter reißen

Und draußen in den Gießbach schmeißen.


Ende des zweiten Akts.


Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 5, Berlin 1960 ff, S. 168-169.
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