Entwurf einer Farbenlehre

Didaktischer Teil

Si vera nostra sunt aut falsa, erunt

talia, licet nostra pervitam defendimus.

Post fata nostra pueri qui nunc ludunt

nostri judices erunt.[7]


Der Durchlauchtigsten Herzogin und Frauen

LUISEN

Regierenden Herzogin

von Sachsen-Weimar und Eisenach


Durchlauchtigste Herzogin, gnädigste Frau


Wäre der Inhalt des gegenwärtigen Werkes auch nicht durchaus geeignet Euer Durchlaucht vorgelegt zu werden, könnte die Behandlung des Gegebenen bei schärferer Prüfung kaum genug tun, so gehören doch diese Bände Euer Durchlaucht ganz eigentlich an und sind seit ihrer früheren Entstehung Höchstdenenselben gewidmet geblieben.

Denn hätten Euer Durchlaucht nicht die Gnade gehabt, über die Farbenlehre sowie über verwandte Naturerscheinungen einem mündlichen Vortrag Ihre Aufmerksamkeit zu schenken, so hätte ich mich wohl schwerlich imstande gefunden, mir selbst manches klar zu machen, manches auseinander Liegende zusammenzufassen und meine Arbeit, wo nicht zu vollenden, doch wenigstens abzuschließen.

Wenn es bei einem mündlichen Vortrage möglich wird, die Phänomene sogleich vor Augen zu bringen, manches in verschiedenen Rücksichten wiederkehrend darzustellen, so ist dies freilich ein großer Vorteil welchen das geschriebene, das gedruckte Blatt vermißt. Möge jedoch dasjenige, was auf dem Papier mitgeteilt werden konnte, Höchstdieselben zu einigem Wohlgefallen an jene Stunden erinnern, die mir unvergeßlich bleiben, so wie mir ununterbrochen alles das mannigfaltige Gute vorschwebt, das ich seit längerer Zeit und in den bedeutendsten Augenblicken meines Lebens mit und vor vielen andern Euer Durchlaucht verdanke.

Mit innigster Verehrung mich unterzeichnend Euer Durchlaucht

untertänigster

J. W. v. Goethe


Weimar, den 30. Januar 1808[8]

Quelle:
Johann Wolfgang Goethe. Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche. Band 1–24 und Erg.-Bände 1–3, Band 16, Zürich 1948 ff, S. 7-9,767.
Erstdruck in: Zur Farbenlehre, 1. Bd., Stuttgart 1808.
Lizenz:
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Zur Farbenlehre. Didaktischer Teil
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