März.

[110] Von Tag zu Tag die Geschäffte ordentlich besorgt, und hernach gezeichnet. Ward [*Herzog Carl August] besser. Ball bey d. Gräf. Bernstorf. kam die Gr. Werther. Gährung bey Hofe.

4. war Cr. M. und Probst bey mir zu Tische. fing ich an dem Garten das Pachtkleid auszuziehen. Die Verändrungen die ich nach und nach drinn gemacht habe liesen mich über die Verändrung meiner Sinnesart nachdencken. Es ward mir viel lebendig.

5. Bey Hofe gessen. zu [*Frau v. Stein] war sie kranck. Abends Conzert.

6. Zu Hause besorgt. Briefe geendigt. Nach Belv. wo [*Herzog Carl August] mit W. [*Gräfin v. Werthern] war. Eine schöne Seele, wie in einer reinen Luft, wie an einem heitern Tag ist man neben ihr. Bey ihrer Toilette, war sie charmant. Ich paßte ihr sehr auf konnt aber nichts erlauschen. [*Herzog Carl August] reiste weg mit [*Gräfin v. Werthern]

War ich sehr still, alles der Reihe nach besorgt, gute Stunden mit [*Frau v. Stein]. Eine sehr schöne Erklärung mit [*Herzog Carl August] abends im Kloster.

war d. 11ten d. 12 mit Batty ins Amt Gros-Rudstädt seine Anstalten gut befunden. seine Handelsweise mit den Leuten unverbesserlich. Wenn wir nachhalten, so wirds gut, aber freylich Jahrelang immer gleich nachhalten. Bey Amtm. Schmidt gessen, Abends in Bachstädt.[110]

d 13. Früh 6 hereingeritten. Guter Brief von Rickgen B. war [*Frau v. Stein] mit ihrer Mutter bey mir zu Tische.

14 werden Aepfelkerne bey mir gesät ging meinen Gesch. nach war Conseil. as mit [*Herzog Carl August]. fingen an in den Institutionen zu lesen.

15. mit [*Herzog Carl August] Inst. aufs Theater, auf die Kriegskomm. Cr. und M. bey mir zu Tische. zu [*Frau v. Stein] Abends mit [*Herzog Carl August] im Kloster.

16. früh I. mit [*Herzog Carl August]. spazieren an Egmont geschrieben. nach Tiefurt. da gegessen. Mit Knebeln herein geritten bey Kraus nach Bulern gezeichnet. zu [*Frau v. Stein] zu [*Herzog Carl August] I. wieder zu [*Frau v. Stein] kam Stein und erzählte vielerley. Diese Tage her hatte ich schöne manigfaltige Gedancken.

d. 20. Aerger wegen abgesagter Probe Abends das Theater erleuchtet.

21 Morgens nach Belv. zu fus vorher Monzanb. an H. Bernds Leben im Gehen viel gedacht. Was ich guts finde in Uberlegungen, Gedancken ja so gar Ausdruck kommt mir meist im Gehn. Sizzend bin ich zu nichts aufgelegt. drum das dicktiren weiter zu treiben. War sehr vergnügt den ganzen Tag.

22 Conseil. Alte Sünden in Rechnung.

23 Eyersuchen der Kinder im Redoutenhause. Hälfte der Helena bey [*Herzogin Anna Amalia].

24 Ordnen und auslesen abends Helena andre Hälfte.[111]

25. Kriegskomm. Grose Explikation mit Volgstädt. Mitags Cor. und Mine. mit ihnen spazieren ums ganze Webicht. zu G. R Schardt. [*Frau v. Stein] abgeholt bey ihr geblieben kam die Basch. Wurd mir auf einmal nicht wohl, und sehr schläffrig einige Tage her hab ich den Schmerz beym Schlingen.

26. Früh zu Fus nach Tiefurt Manichfaltige Gedancken und überlegungen, das Leben ist so geknüpft und die Schicksaale so unvermeidlich. Wundersam! ich habe so manches gethan was ich iezt nicht möchte gethan haben, und doch wenns nicht geschehen wäre, würde unentbehrliches Gute nicht entstanden seyn. Es ist als ob ein Genius oft unser hêchemonichon verdunckelte damit wir zu unsrem und andrer Vortheil Fehler machen. war eingehüllt den ganzen Tag und konnte denen vielen Sachen die auf mich drucken weniger widerstehn. Ich muss den Cirkel der sich in mir umdreht, von guten und bößen Tagen näher bemercken, Leidenschafften, Anhänglichkeit Trieb dies oder iens zu thun. Erfindung, Ausführung Ordnung alles wechselt, und hält einen regelmäsigen Kreis. Heiterkeit, Trübe, Stärcke, Elastizität, Schwäche, Gelassenheit, Begier eben so. Da ich sehr diät lebe wird der Gang nicht gestört und ich muss noch herauskriegen in welcher Zeit und Ordnung ich mich um mich selbst bewege.

27. Nachklang von Gestern. Und Ermannung Abends kam [*Frau v. Stein] die Werthern und Schardt zum Essen[112] ich las meine Reisebeschreibung. Knebel kam auch. Vorher waren [*Herzog Carl August] der Prinz, Seckendorf, Einsiedel und Knebel da gewesen. Unterredung mit der Schweizerinn.

28. früh zu Schnaus über Volgst. und Batty, zu Lincker wegen Krafft. mit [*Herzog Carl August] unter den Aschen viel gutes. zu [*Frau v. Stein] essen. Auf Theater die angegebnen Baufehler durchgegangen mit Steinart. um 4 nach Tiefurt. viel getanzt und sehr lustig und verträglich bis 10. mit[*Frau v. Stein] herein noch bey ihr geschw. und gut.

d. 29. ging [*Herzog Carl August] mit d. Prinz und andern nach Querfurt. frühe hat ich den aufräumenden und ordnenden Tag. Viel Briefe weggeschrieben und alles ausgepuzt. Abends Probe d. Kalliste. O Kalliste O! O Kalliste!

d. 30 hatt ich den erfindenden Tag. Anfangs trüblich ich lenckte mich zu Geschäfften, bald wards lebendiger. Brief an Kalb. Zu Mittag nach Tiefurt zu Fus Gute Erfindung Tasso. Herders Stein Werthern Knebel, gut, nur beyde Männer bissig, um 4 herein. Abends wenig Momente sinckender Krafft. darauf acht zu geben. Woher.

d. 31. Die Dämmrung des Schlafs gleich mit frischer Luft und Wasser weggescheucht. sehnte sich schon die Seele nach Ruh und ich wär gern herumgeschlichen. Raffte mich und dicktirte an der Schweizer Reise. Antwort von Kalb, angesagt Conseil. Momentanen Bewegung, Widerstanden und überwunden.[113] Es scheint das Glück mich zu begünstigen dass ich in wenig Tagen viel garstige mitgeschleppte Verhältnisse abschütteln soll Nemo coronatur nisi qui certaverit ante. sauer lass ich mirs denn doch werden. zu [*Herzog Carl August]. Erzählung von Querfurt. Conseil. Volgstädts Sache leidlich präparirt. in diesem Monat muss alles zurecht. Zu Hause gessen nach Tisch Briefe und Ordnung. Weggearbeitet. [*Frau v. Stein] Kranck.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 1, S. 110-114.
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