Juni.

[33] 1. Die Wahlverwandtschaften. Briefe. An Hrn. Zelter nach Berlin. Hirtische Werke durchgesehen. Mittags bey Herrn von Knebel, wo Frau von Stein, von Seebach und Fräulein von Bose waren. Daselbst geblieben auch Abends.

2. Die Wahlverwandtschaften. Briefe und Expeditionen nach Weimar. An meine Frau. An Hrn. Geh. Rath v. Voigt. Abends Major von Knebel. Hernach Major von Hendrich.

3. Einige Briefe. Aufsatz an Herrn von Müffling. Bey Bibliothekar Vulpius in dem Auctionszimmer. Büchelchen über die deutschen Begräbnißurnen und die Todtenseyer der Deutschen überhaupt. Einiges zum 18. Jahrhundert. Nachher im botanischen Garten, wohin Herr von Knebel[33] und Professor Voigt kamen. Abends zu Fuß nach Burgau; dann kurze Zeit zu Major von Knebel, der mich nach Haus begleitete. Sendung von Weimar.

4. Schema zum 18. Jahrhundert. Bibliothekar Walch und Werner. Tristan und Isalde. Nach Tische diese Geschichte ausgelesen. Abends mit Major von Knebel zu Frommanns, wo Werner und Gries, Dem. Seidler, Mad. Bohn und Dem. Wesselhöft. Las Werner seine neue Ballade von den drey Freyern vor.

5. Die Wahlverwandtschaften. Okens natürliches System der Erze. Über die neuen Bauanlagen in der Ackerwand nachgedacht. Abends spatzieren mit von Knebel, Seebeck und Voigt bey Rath Wedel im Garten. Vorzüglich blühende Pelargonien und Geranien. Eisenhart Deutsches Recht in Sprüchwörtern.

»Es ist nichts erwünschter, als daß ein Narr seine Meynung drucken läßt; man kann sich mit so ihm unterhalten, ohne ihn zu sehen.«

»Und doch kennt man einen Narren blos insofern man ihn gesehen hat.«

6. Die Wahlverwandtschaften. Briefe. An Hrn. Geh. Rath Voigt, an Hrn. von Müffling, an meine Frau, an Frau von Stein nach Weimar. Den Roman durchgegangen. Nach[34] Tische Herr Major von Hendrich. Abends mit Herrn von Knebel in den botanischen Garten.

7. Wahlverwandtschaften am 1. Theil revidirt. Nach Tische in dem Auctionszimmer, mehrere alte Bücher mitgenommen, ältere französische Beschreibung des Hercules. Mit Professor Voigt über seine Pariser Reise. Abends zu Major von Knebel, mit demselben, Seebeck und Voigt spatzieren. Nachher dort geblieben.

8. Wahlverwandtschaften am 1. Theil zu revidiren fortgefahren. Briefe concipirt. Kam Major von Knebel. Nach Tische mit Major von Hendrich nach Drakendorf gefahren. Mit Ziegesars auf die Promenaden und die Lobdaburg bestiegen.

9. Wahlverwandtschaften 1. Theil zu revidiren fortgefahren. Nebenstehende Briefe. An Hrn. Hofrath Hirt nach Berlin. An Hrn. Gesandten Reinhard nach Cassel. An Hrn. Hofrath Meyer, an Hrn. Geh. Rath Voigt, an meine Frau nach Weimar. Nach Tische die Geschichte der Entdeckung und Eroberung von Neuspanien. Abends bey Herrn Major von Hendrich.

10. Verschiedenes überlegt und schematisirt. Amerikanische Geschichte. Betrachtungen über den Charakter und die Thaten des Cortez. Major von Knebel. Nachher Mad. Schopenhauer und Dr. Stieglitz in der Sonne besucht. Abends bey[35] Major von Knebel, wo große Gesellschaft: Geheimer Hofrath Stark, Frau von Germar und andre.

11. Kam meine Frau durch, als Sie nach Kahla fuhr. Einiges zum Roman gehörige durchgedacht. Prof. Oken, der von Weimar kam. Nach Tische Geschichte von Mexico. Abends bey Frommanns.

12. Anfang des 18. Jahrhunderts. Besuch von meiner Frau, die von Kahla zurückkam. Mittags aß dieselbe mit uns. Nach Tische Herr von Hendrich. Abends zu Major von Knebel, wo verschiedene Latina und Graeca, besonders die Jamben des Simonides zur Sprache kamen.

13. Des Morgens eingepackt und zur Abreise vorbereitet. Nach Tische abgefahren. Nachrichten von Bewegungen der Östreicher. Einen Wagen abgeschickt, um die Zurückgebliebenen zu holen.

14. Früh Einrichtung. Bey Durchlaucht der Herzogin, Frau von Stein, und Geheimen Rath Voigt. Nachmittag bey Kaaz um die Bilder zu sehen, woselbst auch Frau von Wolzogen, von Schiller und von Stein. Abends kurze Zeit im Theater. Ward der politische Zinngießer gegeben.

15. Bey Durchlaucht dem Herzog im römischen Hause. Bey Herrn und Frau von Wolzogen. Nach Tische Kaazens Umrisse und Entwürfe betrachtet. Abends zu Hause. Den Tag über den Anfang des 18. Jahrhunderts bezüglich aus die Farbengeschichte durchgedacht.[36]

16. Früh nebenstehende Briefe. An August nach Heidelberg, an Hrn. Dr. Cotta eingeschlossen. An Frau von Eybenberg, unter Adresse der Herrn Weigel und Söhne nach Breslau. Einige Besuche. Mittags Dem. Elsermann. Nach Tische ihr die Rolle aus Kabale und Liebe überhört. Abends bey Durchlaucht der Herzogin zum Thee.

17. Früh die 22. und 23. Aushängebogen vom zweiten Theil der Farbenlehre. Mittags Kaaz zu Tische. Nachher die bunten Glasscheiben vorgewiesen. Abends im Theater: der Wasserträger.

18. Einige Geschäfte. Banquier Dufour und Frau, um die Kaazischen Zeichnungen zu sehen. Mittags Dem. Elsermann und Lortzing und Dem. Ulrich. Einige Besuche. Abends Benvenuto Cellini.

19. Anfang des 18. Jahrhunderts schematisirt. Nachher auf der Bibliothek, wo Durchlaucht der Herzog und der Erbprinz sich einfanden. Unterhaltung über den vorgeschlagenen Anbau zur Bibliothek. Mittags Wolffs zu Tische. Thee bei der Großfürstin.

20. Vorbereitungen zur Geschichte der Chromatik. Nachher auf die Bibliothek die erforderlichen Bücher aufzusuchen. Mittags Haide und Moltke zu Tische. Abends Loge.

21. Briefe. An Hrn. von Humboldt nach Königsberg. An Frau Hofrath Sartorius nach[37] Göttingen. Erste Controversen Newtons erregt durch den Brief an Oldenburg. Mittags allein. Nach Tische im Garten. Nachher bey Hofrath Reinhold, sodann bey Hofrath Wieland, bey Mad. Schopenhauer, wo Reinholds und Dufours gegenwärtig waren.

23. Newtonische erste Controversen. Mittag Dem. Elsermann, und Luise Beck. Abends in der Loge.

24. Titel und erster Bogen zum zweiten Theil der Farbenlehre von Jena. Newtons erste Controvers. Bey Durchlaucht dem Herzog im römischen Hause und in den verschiedenen Gärten. Mittag allein. Abends im Theater. Titus. Nach Tisch in den Park spatzieren.

25. Erste Newtonische Controversen. Vorbereitung zu der erwarteten Thee Gesellschaft. Hofrath Meyer. Über die englischen Kunstbesitzungen. Mittags mit Kaaz. Nach Tische Tischbeiniana angesehen. Abends große Theegesellschaft. Nachher einige Schauspieler zu Tische. Morgens kam Herr von Ziegesar aus dem Hauptquartier des Königs von Westphalen und brachte Complimente von Reinhard.

26. Beschäftigung mit Rizzetti. Sodann auf der Bibliothek verschiedene Notizen gesammelt, Männer betreffend, die zu Anfang des 18. Jahrhunderts gelebt. Mittags allein. Nach Tische[38] einige Portefeuilles. Abends im Zimmer, wegen kalten Wetters. Brief an Fräulein von Knaben von nach Leipzig.

27. Rizzetti. Einiges andere litterarische aus dieser Epoche. Mittags allein mit Kaaz. Nach Tische im Gartenhause Ordnung gemacht, besonders die Steinschränke revidirt. Herr Dufour Feronce nahm Abschied. Hofrath Meyer. Über eine Vorlesung die Kunstgeschichte betreffend. Abends Vasconiana. Brief an Hrn. Gesandten von Reinhard durch Herrn von Ziegesar.

28. Aufsatz über Rizzetti. Im Spatzierengehen diese Materie weiter durchgedacht. Mittag allein, weit Herr Kaaz krank war. Nach Tische im Gartenhause, die Mineralien in Ordnung gebracht. Abends Vasconiana.

29. Theatergeschäfte und Session. Portefeuilles aufgesucht und gesondert. Zu Tisch mit Kaaz. Demselben Zeichnungen vorgelegt. Abends zu Hause.

30. Beschäftigung mit der Geschichte des 18. Jahrhunderts. Nachher auf der Bibliothek, litterarische Notizen aufzusuchen. Mittag Dem. Elsermann. Nach Tische Portefeuilles mit Kaaz durchgesehen. Kobellsche Familie, ihre Arbeiten und Unterschiede. Nachher gezeichnet im Garten. Abends Legationsrath Falk.[39]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 4, S. 33-40.
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