November.

[131] 1. Professor Güldenapfel und Weller, zum Jahrstage der neuen Bibliotheksanstalt und zum Antritt des fünften Jahrs dieses bisher thätig und glücklich geführten Geschäfts. Nebenstehende Expeditionen: Herrn Professor Güldenapfel, Verordnung. Herrn Professor Lavés, Kunstanzeige. Herrn Professor Posselt, meteorologische Tabelle. – Näheres Schema zu Nöhdens Einleitung. Abschriften der Naturgedichte. Mit Major von Knebel spazieren gefahren gegen Winzerle. Weitere Abschriften wie Morgens. Nichts anders als. Nachricht von der Ankunft Serenissimi und des Erzherzogs Ferdinands. An Boisserée, wegen der heiligen drey Könige. An Riemer, wegen der Naturgedichte. Späterhin Reinecke Fuchs. Kam ein Expresser von meinem Sohn.[131]

2. Schickte den Kutscher zeitig nach Weimar. Lucrez- Übersetzung von Knebel Einleitung. Anderes vorbereitet, besonders zur Abfahrt. Hofmarschall von Spiegel und Oberbaudirector Coudray, die Ankunft des Großherzogs vorverkündigend. Gegen 3 Uhr die Fürsten und Gefolge. Stiegen bey den Cabinetten ab. Besahen das sämmtliche Mineralogische. Zur Bibliothek gefahren. Dort verweilt bis 1/2 6 Uhr. Zu Tafel, nach vorhergehender Pause. Nach Tafel Hofrath Voigt und Döbereiner.

3. Ganz früh der Großherzog. Schrön wegen der Tabellen. Färber wegen verschiedener Quittungen. Hofrath Döbereiner, Chemica. Professor Posselt, Meteorologica. Der Erbgroßherzog, auf die Reise nach Rußland bezüglich. Gegen Mittag mit Knebel spazieren gefahren. Bey demselben gespeist. Um 5 Uhr mit Dr. Weller die nöthigen Geschäfte abgethan. Nachricht Zelter sey angekommen. Sendung von Weimar, meine Werke für die hiesige Bibliothek. Cicero mit dem gemalten Einband. Nachts Reinecke Fuchs.

4. Zeitig aufgestanden; alles noch geordnet und eingepackt. Güldenapfel und Weller, Bibliotheksgeschäfte besprochen. Um 8 Uhr abgefahren. Gewaltiger Sturm von N.W. Gegen 1 Uhr angekommen. Fand Zelter, dessen Tochter, Mendelssohn und Nicolovius. Unterhaltung im Garten.[132] Augusts Versteinerungen besehen. Mittag zusammen gespeist. Später spielte Mendelssohn auf dem Flügel. Abends mit Zelter, zuletzt mit der Gesellschaft gespeist.

5. Ausgepackt die Papiere. Kurze Unterhaltung mit Zelter. Die Papiere rangirt und an ihre Orte gebracht. Besuch von Herrn Major von Staff, der nach Erfurt beordert ist. Über die Wanderjahre von Varnhagen. Blätter aus dem Gesellschafter. Mittag zusammen gegessen. Nach Tische Musik bis Abends. Die Kinder gingen in's Theater. Kamen Canzler von Müller und Riemer. Letzterer blieb bis Nachts.

6. Fortsetzung der Abschrift naturhistorischer Gedichte. Revision des nächsten Manuscripts für Kunst und Alterthum. Unterhaltung mit Zelter, welcher um 11 Uhr zur Frau Großherzogin ging. Hofmechanicus Rehbein. Walther beschäftigte sich den ganzen Morgen in meiner Nähe. Mittag mit den Gästen. Nach Tische Hofrath Meyer. Gegen Abend mit Zelter. Später mit zum Abendessen. – An Oberforstmeister von Fritsch, wegen des Stützerbacher Glasbläsers.

7. Nebenstehende Expeditionen: Herrn Geh. Hofrath von Cotta nach Stuttgardt. Herrn Carl Ernst Schubarth nach Berlin. An die Wesselhöftsche Druckerey den Bogen X. – Dr. Nöhdens Übersetzung des Abendmahls. Mit[133] Badeinspector Schütz im Garten. Sodann dem kleinen Virtuosen zugehört. Mittag zusammen. Nach Tische spielte der Kleine. Abends Canzler von Müller, Oberbaudirector Coudray. Riemer. Fragmente Phaethons und französischer Feldzug. Blieb zu Tische.

8. Über Nöhdens Abendmahl. Nachricht von dem Tode der Frau Schlosser, durch ihre Tochter Henriette Hasenklever. Unterhaltung mit Zeltern. Mittag mit der Gesellschaft. Waren vor Tische die beyden Fürstinnen und der Erbgroßherzog gekommen, um den Felix zu hören. Der junge Müller brachte das Porträt der Frau von Gersdorff und die Steinzeichnung nach Angelika. Nach Tische Kupferstiche besehen. Abends größere Gesellschaft.

9. An der Campagne corrigirt. Die Fragmente des Phaethons genauer durchgesehen und rangirt. Mittags die Gesellschaft. Nach Tische Unterhaltung. Abends für mich, da alles bey Schopenhauers zum Concerte war. Nachts Euripides Electra. Später mit der Familie zu Tische.

10. Nebenstehende Expeditionen: An Professor Güldenapfel, Testimonium für Rinaldo Vulpius. An denselben Verordnung wegen der Sparbüchse der Bibliothek zu Jena. – Feldzug. Der junge Müller wegen des Steindrucks. Professor Zelter zu Gräfin Julie, die sein Porträt machen[134] wollte. Im Garten bey sehr schönem Wetter. Mittag die Gesellschaft. Gegen Abend Madame Mara. Professor Riemer und Zelter. Mit letzterem allein. Kleinere Aufsätze zu Kunst und Alterthum. Später Phaethon.

11. Früh Phaethon und jene kleinen Aufsätze. Bücher ausgepackt. Um 11 Uhr großes Concert. Die Prinzessinnen und alle nähere Bekannte von Damen und Herren. Unterhaltung mit Hofrath Meyer über den Müllerischen Steindruck nach Angelika. Auswahl von Zeichnungen für's nächste Heft von Schwerdgeburth. Mittag mit der Gesellschaft. Nach Tische blieb man beysammen; Felix spielte. Abends zu Tische las Zelter seine Lebensbeschreibung.

12. Kleine Aufsätze für Kunst und Alterthum durchgesehen und mundirt. Damit den ganzen Morgen beschäftigt. Spät gegessen. Gräfin Egloffstein hatte Felix gezeichnet. Mittag zusammen. Nach Tische kam Herr Moltke und trug verschiedenes vor; brachte auch aus der Reise gesammelte Mineralien. Nachts zusammen. Später im Conversationslexicon gelesen.

13. Fragmente des Phaethon redigirt. Frau Oberhofmeisterin von Hopfgarten, in Auftrag Ihro Kaiserl. Hoheit. Im Garten mit den Kindern. Zelter war nach Jena gefahren. Mittag die Überbliebenen. Nach Tische Felix; er trägt[135] mancherley vor. Abends Musik und große Gesellschaft bey den Kindern.

14. Fernere Revision des Phaethons und Umsetzung einiger Stellen. Homer und sein Zeitalter von Schubarth kam an. Geh. Hofrath Kirms. Mittag mit den Kindern. Abends am Phaethon. Schubarths Ilias, besonders in Rücksicht der Moden. – An Wesselhöfts Druckerey der 6. Revisionsbogen von Kunst und Alterthum.

15. Einiges zu Kunst und Alterthum redigirt und mundirt. Empfing die 100 Ducaten von Berlin. Kam der 7. Bogen Kunst und Alterthum 3. Bandes 3. Heft. Am Phaethon gearbeitet. Mittags kam Zelter von Jena zurück. Wir blieben Abends zusammen und lasen einiges. Nachts am Euripides fortgelesen. – Herrn von Joukowsky nach St. Petersburg. An die Königl. Preuß. Haupt-Theatercasse nach Berlin.

16. Manuscript zu Kunst und Alterthum. Phaethon. Professor Müller. Musikalische Unterhaltung: Stromeyer sang, auch Moltke. Im Garten. Mittags zusammen. Gegen Abend Oberbaudirector Coudray. Münchner Monatsblatt für Bauwesen; dazu Zelter. Geschichte des unter dem Bauen eingefallenen Kirchthurms. Bey Tische mehrere dergleichen frühere Berliner Anecdoten.

17. Meyersche Recensionen abgeschrieben; anderes revidirt und geordnet. Herr von Struve, welcher[136] Herrn von Freygang von Leipzig brachte. Zelter und ich bis Neu-Wallendorf gefahren. Mittag zusammen. Abends Canzler von Müller und Zelter. Die Familie ging in's Schauspiel. Zeitig zu Bett. – An Wesselhöfts Druckerey den 7. Bogen von Kunst und Alterthum.

18. An weiterer Ordnung fortgefahren. Mit Zelter auswärtige Angelegenheiten besprochen. Einiges zu Kunst und Alterthum. Brief an Boisserée mundirt. Unterhaltung mit Zelter. Manches bey Seite geschafft und geordnet. Mittag zusammen. Nach Tisch Unterhaltung. Felix spielte noch. Ging ich zeitig zu Bette.

19. Früh 5 Uhr gingen die Gäste fort. Ulrike mit ihnen. Nebenstehende Briefe: Herrn Sulpiz Boisserée nach Stuttgardt. Herrn Baron von Stein nach Breslau, mit einer Rolle Radirungen. Herrn Schubarth nach Berlin. – Tischbeinische Skizzen aufgezogen. Einiges vorbereitet. Mittag zu vieren. Anmeldung von Hagen aus Königsberg, welcher bey den Kindern zum Thee war. Mit Professor Riemer Manuscript zu Kunst und Alterthum besprochen. Über Knebels Lucrez. Plan für die nächste Zeit. Nachts Euripides.

20. Zu Kunst und Alterthum Vorbereitungen. Serenissimus den Pilsner Käs. Geordnet und eingeheftet. Tischbeinische Skizzen fernerhin aufgezogen.[137] Mit Hofrath Meyer Geschäfte besprochen. Mit demselben und Walther spazieren gefahren. Mittag Nicolovius und Hagen von Königsberg. Nach Tische Unterhaltung. Abends Oberbaudirector Coudray Zeichnungen des römischen Hauses und Grundriß der ersten Etage des Schlosses für die Frau Erbgroßherzogin. Vor Tische war Dr. Weller angekommen, Nachrichten von Major Knebels Übelbefinden bringend. Bis in die Nacht Ballenstedts Archiv der Urwelt. Besonders über den Urstier von Körte, 3. Bandes 2. Heft.

21. Französische Campagne. Einige Briefe concipirt. An Dr. Weller, wegen von Knebels Krankheit, die sich verschlimmert haben sollte. Dr. Hagen Unterhaltung mit demselben über seine nächsten Arbeiten. Rath Helbig wegen den meteorologischen Angelegenheiten. Tempel des Jupiters von Agrigent, von Klenze. Mittag Dr. Hagen und Nicolovius. Nach Tische Kupferstiche geordnet. Nicolovius nahm Abschied, Gräfin Lina Egloffstein gleichfalls. Abends mit meinem Sohn. Kupferstiche betrachtet und besprochen.

22. Briefe concipirt und mundirt. An der Campagne von 92 revidirt. War früh die junge Herrschaft abgereist. Mittag zu dreyen. Nach Tische die Kinder. Abends Niederländer mit meinem Sohne durchgegangen. Nachts mit demselben über die nächsten Gegenstände.[138]

23. Nebenstehendes: Communicat an die Großherzogl. Sächs. Cammer, allhier. Verordnung an Rath Vulpius, wegen der Schreibmaterialien. – An der Campagne von 92. Briefe vorbereitet. Mittag zu dreyen. Nach Tische meldete sich der Musikhändler Schulz von London mit einem Briefe von Zelter. Abends Lombardisches Portefeuille. Späterhin Riemer. Knebels Übersetzung des Lucrez. Euripides Phaethon.

24. Nachricht von Knebels Besserung. Der Musikhändler Schulz einen Brief von Dr. Nöhden bringend. Herr von Beaulieu und Canzler von Müller. Kenilworth, Roman nach Walther Scott, zu lesen angefangen. Am Phaethon des Euripides mundirt. Ingleichen an der Campagne von 92. Mittag zu drey. Sodann Kenilworth ersten Band abgeschlossen. Mein Sohn erzählte die neue Einrichtung des Cammerrechnungswesens. – Wesselhöfts Druckerey, Manuscript bis Fol. R. Verordnung an Rentamtmann Müller nach Jena. Verordnung an Rath Vulpius durch John.

25. Nebenstehende Expeditionen: An Grafen Brühl durch Zelter die Landschaften nach Berlin. An Staatsrath Nicolovius nach Berlin dieselbigen. Beydes durch die Post. An Dr. Nöhden dieselben, durch Musikverleger Schulz aus London. – Damit meistens den Morgen zugebracht.[139] Einiges zu Kunst und Alterthum. Brief an Staatsrath Schultz. Mittag zu dreyen. Nach Tische Kupfer, besonders die Berliner Zierrathen. Kam die verguldete Leyer für Jena. Abends Oberbaudirector Coudray. Dieses Geschäft besprochen. In den Branischen Miscellen den Tod Napoleons und die Lateiner in Constantinopel gelesen. Nachts Euripides Bacchantinnen.

26. Fuhr mein Sohn nach Niederroßla. Beschäftigung mit Kunst und Alterthum, besonders mit dem Berliner Prachtwerke für Handwerker. Mundum des Briefs an Staatsrath Schultz. Mittag zu zweyen. Nach Tische Gräfin Julie Egloffstein ihr Zeichenbuch vorweisend. Abends für mich. Euripides. – An Dr. Nöhden nach London durch Rath Haage.

27. Vorschriften für Handwerker, in Berlin herausgegeben. Den Text dazu gelesen und die Tafeln geordnet. Im Garten. Mittag Generalsuperintendent Röhr. Später Fräulein Adele und der Canzler. Den zweyten Theil von Kenilworth ausgelesen.

28. Nebenstehende Expeditionen: Herrn Geh. Staatsrath Schultz nach Berlin, mit einer Rolle Radirungen. An Wesselhöfts Druckerey nach Jena 8. Revisionsbogen. An Färber autorisirte Quittungen und noch das Fremdenbuch etc.,[140] Basalt vom Riesengebirge. An Professor Posselt nach Jena, Monatstabellen. – Die Vorbilder von Berlin durchgegangen und die Zahl der Tafeln rectificirt. Gedicht für Adelen. Mundum desselben. Spazieren gefahren mit Walther. Mittag zu dreyn. Abends für mich. August aus dem Schauspiel kommend.

29. Berliner Vorschriften der Handwerker. Berliner Decoration. Um 12 Uhr Hofrath Meyer. Abhandlung über einiges Kunst und Alterthum betreffend. Mittag zu dreyen. Kenilworth dritter Theil. Die gefährliche Nachlässigkeit, eine Novelle. Briefe von Grüner, Graf Auersperg, Mendelssohn.

30. Abschriften von Kunst und Alterthum 3. Bandes 3. Heft. Verschiedene Briefe concipirt. Mittag zu dreyen. Dr. Wagner von Hamburg. Waren Briefe von Henrietten angekommen. Nach Tische die großen Portefeuilles durchgesehen. Gegen Abend Adele, Professor Riemer. Manuscript durchgesehen. Sowohl von Kunst und Alterthum als Übersetzung des Euripides. Über Leonhards Krystallographie.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 8, S. 131-141.
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