Juli.

[90] 1. Mein Sohn fuhr mit Herrn Rauch nach Tiefurt. Die Mayländischen Mineralien kamen an, welche Wölfchen auspackte. John an Philipp Neri mundirend. Professor Rauch mit seinem Gehülfen[90] Ritschel. Dessen Friese, den Einzug Christi in Jerusalem vorstellend, beschauend. Das Einzelne in Gedanken und Ausführung gebilligt, das Unternehmen im Ganzen bedauert. Mehrere Zeichnungen besehen. Manches Gute dabey vernommen. Von der Berliner Thätigkeit gränzenlose Relation, von dem was geschieht und geschehen soll genaue Nachricht. Mittag jene beyde, Hofrath Meyer, Coudray, Riemer. Ersterer nahm Abschied für Carlsbad. Mein Sohn fuhr mit Rauch in den untern Garten, sich an den Rosenwänden zu ergötzen, und sodann weiter. Abends kamen wir zum Thee zusammen, Frau von Häseler war gegenwärtig. Ich hatte nach Tische einen Theil der italiänischen Mineralien in Ordnung gebracht und fuhr bis spät damit fort.

2. Revisionen, Munda, Concepte, Absendungen. Burgemeister Kuhlenkamp von Bremen. Nachricht von dem neuen Bremer Hafen, Schifffahrt überhaupt, und Handelsverhältnisse eröffnet nach Brasilien. Mein Sohn beschäftigt mit Um- und Einräumen älterer Mineralien, um den neuen Platz zu machen. Mittag mit Dr. Eckermann allein. Nach Tische die italiänischen Mineralien nach den Nummern gelegt. Gräfin Caroline von Egloffstein. Einiges von der neusten französischen Litteratur, ingleichen das Neuste von Berlin.[91] Persische Erzählungen durch Rauch von Nicolovius gesendet.

3. Die von Reichel gesendeten Aushängebogen der verschiedenen Werkabtheilungen in Ordnung gebracht. Anderes eingeleitet. Die Agenda recapitulirt. Absendungen vorbereitet. Mittag Dr. Eckermann. Abends Professor Riemer. Einiges Römische. Antheil desselben an dem kunstreichen Piedestal von Berlin gesendet. – Herrn Factor Reichel den 30. Band, Original, nach Augsburg. Herrn Reichel, Brief nach Augsburg. Herrn Hofrath Rochlitz nach Leipzig.

4. Nach einer übeln Nacht im Bette geblieben. Unterhaltung mit der Familie. Die Frauenzimmer erzählten viel von Dessau und Berlin.

5. Bey besserem Befinden das Nothwendigste beseitigt. Oberbaudirector Coudray, den Gang der Gewerkschule vermeldend. Auch wegen Kirchners neustem Brief aus Paris sich besprechend. Herr Hofrath Soret von seiner Reise erzählend, Grüße von Hofrath Blumenbach bringend, versichernd, daß die Reise dem Prinzen sowohl geistig als leiblich wohlbekommen. Walther viel von Dessau referirend. Ottilie deßgleichen, auch sonstiges Hiesige besprechend. Mittag für mich. Noch Tische Wölfchen, sodann Dr. Eckermann. Ich las die angekommenen Vorlesungen von Guizot, Villemain und Cousin. Revidirte die italiänischen[92] Mineralien. Mit verschiedenen Entwürfen beschäftigt. – Herrn Professor Zelter nach Berlin, einige Briefe zurück. Herrn Hofrath Rochlitz, mit einer Rolle, Leipzig. Herrn Dr. Meyer in Königsberg, mit Blumensaamen.

6. Einige Geschäftssachen fortgeschoben. Gedichte des Prinzen Johann. Munda der Briefe nach Mailand. Besuche, das Porträt der Frau von Heygendorf zu sehen. Die Sache der Hoffmannischen Buchhandlung wegen Fortsetzung und sonstigem der Entscheidung näher gebracht. Mittags Eckermann und die Kinder. Mein Sohn war der Kronprinzeß der Niederlande entgegen gesendet. Ich regulirte einiges in der Kupfersammlung. Ich las Delavigne's Marino Falieri, und bewunderte, wie er sich von seinem Vorbilde, der Tragödie Byrons, so völlig losgemacht und das Ganze aus dem innern geistigen Anschauen in ein äußeres Theaterschauen verwandelt habe. Herr Geh. Rath von Müller. Später Fräulein Jacobi. Hofrath Vogel.

7. Ermer, neue Copie der alten Inschrift bringend. Lieber mit dem gefirnißten Bilde Prellers. Tischer Hager wegen der Kisten. Dr. Weller. Betrachtung der Heilsberger Inschrift. Einige Concepte. Mittag Dr. Weller. Jenaische Verhältnisse, academische, städtische, bürgerliche, häusliche. Nach Tische in Guizots Vorlesungen fortgefahren. Oberbaudirector[93] Coudray, die Gewerbschulen-Angelegenheit betreffend. Professor Riemer. Einiges aus Rom Bezügliche. Einiges allgemein Sittliche, auch Litterarische. War ein Brief des Herrn Hofrath Rochlitz an den Herrn Canzler angekommen. – Schreiben an Frau von Pogwisch. Herrn Grafen Caspar von Sternberg, mit einem Packet.

8. Nebenstehendes, nicht weniger mancherley beseitigt und vorbereitet: Herrn Carl Jügel nach Frankfurt a. M. Herrn Grafen Caspar von Sternberg, nach Bemerkung zu dem Packet von gestern. – Frau Großherzogin Mutter und Frau Generalin von Egloffstein. Zeigte die Stielerischen Porträte vor und das letzte Zahnische Heft. Fuhr mit Ottilien spazieren. Oberappellationsgerichtsrath von Schröter aus Jena, Herrn und Madame Schwarz, bey Dresden wohnhaft, vorstellend. Speiste für mich und las die neuste französische Sendung. Die Vorlesungen der Herren Guizot, Villemain und Cousin und die Revue Française. Herr Soret einige angenehme Mineralien vom Harze bringend, die italiänischen durchschauend, beurtheilend und zum größten Theile billigend. Mein Sohn theilnehmend. Sodann für mich jene Lectüre fortsetzend.

9. Wunderbares Schreiben von Kurowsky-Eichen, abgesendet von Erfurt. Im französischen Lesen[94] fortgefahren. Einiges Bibliotheksgeschäft mit Kräuter abgeschlossen. Dictirt und Munda. Frau Großherzogin, nachher Herr Großherzog und Demoiselle Mazelet. Spazieren gefahren mit Wölfchen. Mit demselben zu Tische. Nachmittags Revue Française. – An Frau Dr. d'Alton, hier für sie liegende Briefe abgesendet.

10. Die currenten Angelegenheiten fortgeführt. Briefconcepte. Philipp Neri's sehen in einigen Puncten näher betrachtet. Frau Großherzogin sowie die Frau Kronprinzessin der Niederlande. Allein um's Webicht ausgefahren. Mittag für mich. Nach Tische Kefersteins neustes Heft mit großer Zufriedenheit gelesen, da es ein Zeugniß ablegt, er beuge seine Kniee nicht vor Baal dem Erschütterer. Verzeichniß der Fossilien bis Buchstaben M. Merkwürdig, August zu empfehlen.

11. Besuch von dem Musikmeister Xaver Schnyder von Wartensee, einiges von Frankfurt bringend, anderes erzählend. Nebenstehendes: An Frau Großherzogin in Belvedere, die Acten wegen der Gewerkschule gesendet, adressirt an Herrn Hofrath Soret. Herrn Quandt nach Dresden. Herrn Dr. Weller, Quittung. – Anderes fortgesetzt. Fürst Mestschwersky und Sohn. Spazieren gefahren mit meiner Schwiegertochter. Mittag Herr Hofrath Vogel. Abends zum Thee Graf Reinhard und Schwester, Fräulein Jacobi,[95] Geh. Rath von Müller und der Schweizer Musicus von Wartensee. Später für mich, einen Brief von Grafen Reinhard überlegend.

12. Einiges dictirt. Sodann in den untern Garten, wo ich das Vorliegende bedachte und einiges vorbereitete. Blieb allein bis gegen Abend. Besuchte einige Stellen des Parks und erinnerte mich, was Baumgruppen betrifft sowie die Beleuchtung der großen Massen, der allerbesten Arbeiten in diesem Fache. Merkwürdig waren mir einige auffallende, einzige, sogar malerische, aber nicht zu malende Effecte. Besuch von Herrn Professor Göbel aus Dorpat, welcher mit seinen dortigen Verhältnissen sehr wohl zufrieden zu seyn sich aussprach.

13. Einiges dictirt. In den unteren Garten, daselbst zu verweilen Anstalt gemacht und die nöthigen Einrichtungen getroffen. Besuch von Herrn Soret und seinem fürstlichen Zöglinge. Unterhaltung über die Localitäten von Rom nach den aufgehängten Bildern. Ich fuhr selbst fort hierüber nachzudenken. Speiste allein. Abends Herr Oberbaudirector Coudray. Graf Reinhard der Jüngere, einen Brief an seinen Herrn Vater mittheilend. Blieb die Nacht daselbst.

14. An den nächsten Arbeiten fortgefahren. Anderes besorgt. Billet von Eckermann. Mittag allein gespeist. Römische Antiquitäten. Abends meine[96] Schwiegertochter und Fräulein Alten von Hannover. – Herrn Thomas Carlyle nach Craigenputtock bey Dumfries.

15. An der Arbeit fortgeschritten. Frau Großherzogin und Erbprinzeß der Niederlande. Sodann Herr Großherzog. Mittag für mich. Römische Antiquitäten. Ein von Erfurt gekommenes Kästchen abgelehnt. Abends in die Stadt gefahren. Einiges herausgeholt. Vorher hatte mich Herr Hofrath Vogel besucht. – Herrn Ernst Kopp nach Hochheim bey Erfurt, Handzeichnungen zurück.

16. Kam die entoptische Maschine von München an. Packte dieselbe aus und untersuchte sie. War sehr wohl gerathen. Dictirte verschiedenes in Gefolg gestriger Aufsätze. Anmeldung einiger schottischen Geistlichen, die jedoch nicht eintraten. Polnisches Lexicon von der Frau Großherzogin empfangen, zur Bibliothek geschafft. Einiges Prismatische. Munda und dergleichen. Mittag für mich. Beschäftigte mich mit dem angekommenen Instrumente und machte noch einige chromatische Versuche. Anmeldung eines Herrn van Heusde, Professor der alten Litteratur zu Utrecht. Herr Geh. Rath von Müller, die bevorstehende Abreise seines Sohns nach Livorno besprechend. Ich las nachher in dem Werke des genannten Niederländers.

17. Nebenstehendes: Bericht wegen der Gewerkschule mit dem Actenstück an Serenissimum. Herrn[97] Geh. Rath von Müller mitgetheilte Briefe zurück. – Anderes notirt und gefördert. Das Hygrometer aus der Stadt hergeschafft. Kamen die vier ersten Monate von Herrn Professor Göttling zurück. Betrachtung hierüber. Herr van Heusde und Sohn. Der Vater noch ein Schüler von Wyttenbach, bey dem reinen Studio Plato's verharrend, deßhalb auch alle neue Platoniker und in Gefolg dessen Herrn Creuzers Bemühungen ablehnend. Mittags für mich. Las im Volkmann weiter. Ging das Werk des Fontana durch, die Bauwerke Sixtus V. darstellend. Kam mein Sohn, und wurden mit demselben die Verhandlungen des landwirthschaftlichen Vereins und sonstiges durchgesprochen. Kam Ottilie und Walther auf einen Augenblick, vom gestrigen Ball erzählend. Professor Riemer, die neusten Bogen durchgehend; den römischen Aufenthalt, dortige Gefühle und Gesinnungen besprechend.

18. Einige Correcturen und Redaction. Die Herren Döbereiner, Göttling, Niemeyer. Mannigfaltige auf die Geschäfte genannter Herren bezügliche Gespräche. Kam Wölfchen aus der Stadt und brachte einige Briefe, worunter ein gehaltreicher von Zeltern. In Betrachtung derselben und anderes Eingekommenen verging die Zeit. Mittag Hofrath Vogel und Wölfchen. Mit ersterem Verhandlung über sein neustes Werk. Andere Krankheits-[98] und Curfälle. Schreiben an Zeltern dictirt. Der Tapezier hatte die Vorhänge im Erdsälchen aufgemacht. Fräulein Jacobi besuchte mich und sprach von den Verhältnissen und Ereignissen ihres hiesigen Aufenthalts, klar, gemäßigt und verständig.

19. Nebenstehendes: Herrn Professor Zelter, Berlin. – Verschiedenes mundirt und concipirt. Besonders den December des römischen Aufenthalts redigirt, ausgestattet und geheftet. Der junge von Müller nach Livorno gehend nahm Abschied zugleich mit seinem Begleiter. Sie gehen nach Livorno, wo ersterer die Seebäder zu brauchen gedenkt. Hieraus Graf Hoverden-Plencken, Königl. Preußischer Kammerherr und Geh. Rath des Oberlandesgerichts von Schlesien. Herr Hofrath Döbereiner. Sodann Professor Göttling und Niemeyer. Letzterer Abschied nehmend, indem er nach Halle an's Pädagogium berufen ist. Musikdirector Eberwein, wegen der ersten Scene von Faust und deren Composition sich besprechend. Mittag für mich. War ein sehr angenehmes Büchlein: Ferienschriften von Carl Zell, zweyte Sammlung, angekommen. Nach Tische Herr: Canzler und Ottilie. Später Oberbaudirector Coudray, von einer Expedition nach Berka erzählend.

20. Neu Unternommenes angegriffen. Kam der dritte Theil Calderons von Ernst Fleischer. Secretär[99] Kräuter wegen einiger Bibliotheksangelegenheiten. Der Buchbinder hatte den 4. und 5. Band der Schillerischen Correspondenz gebracht. Zells Ferienschriften hinausgelesen. Mittag für mich. Neue Arbeit fortgesetzt und weiter bedacht.

21. Wie gestern Abend. Frau Großherzogin Mutter, im untern Sälchen mit den Bildern beschäftigt. Mittag für mich. Abends Professor Riemer. Sodann Ottilie mit Nachstehenden: Mr. und Mrs. Parry, Mr. Fred. Parry, Mr. Crosbie, Mr. Foley, Mr. Mead, Alwine Frommann. Herr Canzler von Müller. Mit Professor Riemern das Büchlein von Zoll besprochen.

22. Einige Briefe: Herrn Hofrath Soret mit 4 Bänden von Guizot und Villemain. Herrn Hofrath Helbig. – Einen Boten nach Belvedere mit Büchern für Ihro Kaiserliche Hoheit. Hofrath Soret manches besprechend. Um 12 Uhr Ihro Königliche Hoheit und Demoiselle Mazelet. Mittags allein, lesend in der Bibliothéque universelle. Herr Hofrath Soret, besprechend die verschiedenen Mineralien, die er gesendet hatte. Abends Herr und Frau von Varnhagen, Frau von Zielinska; nachher Ottilie, Frau und Fräulein von Spiegel, Fräulein von Herder, Herr Seymour. Thee vorgesetzt. Interessantes Gespräch mit Herrn von Varnhagen über die Wanderjahre und die Correspondenz.[100]

23. Die neue Arbeit fortgeführt. Leben des Peter Cornelius fortgesetzt. Mittag für mich. Nach Tische Herr Geh. Rath von Müller. Nachher Fräulein Jacobi. Sodann Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Später Ottilie mit Herrn und Frau von Varnhagen, auch Frau von Zielinska.

24. Nebenstehendes expedirt: Herrn von Quandt, mit Brief und Packet, enthaltend geschnittene Steine und Gipsabguß. Herrn Hofrath Meyer, Carlsbad. Herrn Registrator Schuchardt, Dresden. – Cornelius' Leben geendigt. Besuchte mich Dr. Weller; Secretär Kräuter, einiges Geschäftliche; ich sah den durch meinen Sohn gesendeten Blechkasten durch. Compter von Jena, wegen einiger Ausbesserung seines Quartiers. Briefe von Adelen, Rochlitz und Schuchardt. Mittag für mich. Verschiedenes gelesen. Oberbaudirector Coudray, der sich an den italiänischen Antiquitäten und Rauchs letzten Hälfte erfreute. Professor Riemer, welcher sich daran gleichfals ergötzte, sodann manches Litterarische und Antiquarische mittheilte.

25. In der Revue Française gelesen. Den Aufsatz de l'Etat des Opinions. Branische Sendung von Jena. Kam mein Sohn. Wir besprachen mehrere Geschäfte und andere Angelegenheiten. Besuchte mich Herr Ludwig Cauer, Director einer Erziehungsanstalt zu Charlottenburg, empfohlen[101] von Zelter. Ich fuhr fort in den angekommenen Heften zu lesen. Mittag Hofrath Vogel. Tabelle seiner neuen Therapie. Später Landgerichtsrath Esser von Trier, empfohlen von Schiller. Kam zugleich Rath Töpfer mit und mein Sohn. Blieb Abends allein. Fing an die neue Ausgabe von St. Simon zu lesen. Schmeller hatte den schattirten Charon gebracht.

26. An gestriger Lectüre fortgefahren. Einiges an der neuen Arbeit. Malerische Reise durch Jamaika von Hakewill. Der Lauf der seine und die neuen Straßen in Graubündten. Kamen die Enkel, mit mir zu speisen. Ich las weiter in den Memoiren von St. Simon. Gegen Abend von Froriep, Vater, Sohn und Tochter, Gräfin Henckel, Gräfin Schulenburg und Ottilie.

27. Mémoires de St. Simon geendigt. Verschiedenes vorbereitet und dictirt. Inspector Weise wegen Portos bey der Militär-Bibliothek. Um 12 Uhr mit Ottilien um's Webicht, sodann in die Stadt. Speiste mit der Familie. Besorgte manches und fuhr Abends wieder heraus. – An Gräfin Caroline Egloffstein nach Carlsbad.

28. St. Simons 2. Theil angefangen. Nebenstehendes: Herrn Geh. Rath von Willemer, Frankfurt. Herrn Hofrath Rochlitz, Leipzig. – Einige Munda unterschrieben. Die verschiedenen Angelegenheiten vorgeschoben. Mittag Herr Geh. Rath[102] von Müller. Verschiedentliche Mittheilungen. Gegen Abend Professor Wolff mit ...... von Leipzig, welcher von dortigen Zuständen einsichtige Nachrichten gab. Der Mann gefiel mir so gilt und besser als jemals. Hiezu Herr Cammerdirector Stichling, Ottilie, Frau Rath Vulpius und Frau Professor Riemer. War Professor Riemer schon früher angekommen. Blieben bis 8 Uhr. Ich fuhr fort in den Memoiren von St. Simon zu lesen.

29. Einiges zum April 1788. Den Beytrag zum Berliner Almanach bedacht und gefördert. Betrachtung der keimenden vicia faba in Bezug auf Ernst Schulzens Anfrage. Sonstige Betrachtungen und Überlegungen. Um 12 Uhr holte mich Ottilie ab. Ich fuhr mit ihr in die Stadt, speiste daselbst. Besorgte manches. Ordnete die Münzsammlung zurück in die Schatulle. Mancherley botanische Betrachtungen. Abends mit Wölfchen im Garten. Herr und Frau Minister von Gersdorff, Tochter und Söhne zum Thee. Unterhaltung über die Bilder von Rom, wobey sich Herr von Gersdorff seiner dortigen Anwesenheit erinnerte. Über französische Litteratur, auch sonstige neuere Weltereignisse. – Herrn Dr. Körner nach Jena. Herrn Dr. Weller, dahin.

30. Memoiren de St. Simon. Betrachtungen zu 17 der Metamorphose. Schemata zu dem April.[103] Allein um's Webicht gefahren. Mittag für mich. Nachricht von der gefährlichen Krankheit des Hofbildhauer Kaufmann. Hofrath Vogel mich deßwegen besuchend. Botanische Betrachtung der Lilienstengel, ingleichen der Stengel des Wollkrauts. Abends ein Engländer J. Guillemard. Ein seiner umschriebener reinlicher Mann in den Sechzigern. – Herrn Hofmaler Stieler nach München. An Färber nach Jena, autorisirte Quittungen zurück.

31. Nebenstehendes: An Herrn Mylius, Mayland, inliegend Briefe an Herrn Cattaneo und Herrn de Cristofori. – Einiges zum April. Viel geordnet und geheftet. Frau Hofrath Rehbein, welche noch Eger zu gehen gedachte. Besuchte mich Wölfchen. Holte mich um 12 Uhr Ottilie ab und fuhren um's Webicht. Besprachen die Tagsverhältnisse und anderes. Wölfchen blieb bey mir zu Tische. Frau und Fräulein von Diemar gegen 6 Uhr. Ich blieb für mich. Bedachte manches und las in den Memoiren de St. Simon weiter den 3. Theil.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 12, S. 90-104.
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