Januar.

1. Walter Scotts Demonology. Ein Werk, das immer interessanter wird, indem er den Wahn einer wirklichen Verwandtschaft, eines bestehenden Verhältnisses zu außernatürlichen, phantastischen Wesen historisch gar anmuthig entwickelt und die merkwürdigsten Anecdoten und Traditionen heiter vorträgt. Besuche der Nächsten. Revisor Hoffmann übersandte die Rechnungsauszüge; diese überlegt. Botanica gefördert. Mittag Hofrath Vogel. Fortgefahren in der Demonology zu lesen. Manches geordnet und vorbereitet. Herr Geh. Rath von Müller. Später Ottilie, Zelters Correspondenz gelesen.

2. Visitenkarten herumgeschickt in Erwiderung der gestrigen Gratulation. Einiges Oberaufsichtliche. Haushaltungsangelegenheiten. Herr Lawrence. Herr Staatsminister von Fritsch. Sodann Professor Riemer. Wir gingen den ersten Nachtrag zur Metamorphose durch. Speisen zusammen und besprachen Allgemeines und Besonderes. Demonology. Devrient spielte den Falstaff. Die Kinder waren im Schauspiele. Ich dictirte an Friedrich. – An den Cammercontroleur Hoffmann hier, autorisirte Zettel. An Rentamtmann Steinert, Verordnung. An die Frau Großherzogin, Verzeichniß der im letzten Monat eingegangenen Bücher.

3. Einiges zum Nachtrag Nr. I. Herr Graf Winzingerode, Gemahlin und Schwiegerin. Revisor Hoffmann, wegen des Quartalextracts. Verabredung wie es zu Ostern gehalten werden sollte. John mundirte. Kam eine angenehme Sendung von Adelen. Ingleichen von Niebuhr, Römische Geschichte 2. Theil. Ich las sogleich die kurze Vorrede, die man ihm schrecklich übel nimmt, weil er das drucken ließ, was gar viele im Stillen fürchten. Mittag Herr Rothe. Sprachen über die Studien der Knaben, was zunächst vorauszusehen und zu hoffen sey. Über Predigten und Prediger. Auch die Existenz der Adeligen in der Umgegend. Las weiter in Niebuhrs Römischer Geschichte 2. Theil. Kriege und anderes, besonders auch Besitz und Eigenthum betreffend. Wie nach und nach die Anstellung der Decemvirn herankommt. Der Staatsrath Fabritius aus Kopenhagen und Sohn, ein vorzüglicher Pianospieler, um 12 Uhr. Später las Ottilie in Zelters Correspondenz. Vorher Oberbaudirector[2] Coudray, welcher allerley Stadtneuigkeiten erzählte. – Den Text von Nr. II der Nachträge an Herrn Soret.

4. Nebenstehendes: Billet und Original mit Übersetzung, zur Metamorphose gehörig, an Herrn Hofrath Soret. Herrn Geh. Rath von Müller, den Gagernschen Brief zurück. Herrn Graf Sternberg, Prag. Herrn Dr. Zelter, Berlin. – Einige Notizen meine Werke betreffend. Verschiedenes geordnet, geheftet, vorbereitet. Mittag Dr. Eckermann. Nach Tische Niebuhr gelesen. Vergleichung der Schwefelabdrücke mit den Kupfern des Büchleins von dem Schatz der Heiligen Drey Könige, welches Adele gesendet. Abends Professor Riemer. Wir gingen das Manuscript des vierten Bandes durch. Später Ottilie; sie referirte aus den Zeitungen. Las nachher in den Zelterischen Briefen. Von Herrn Soret communicirte Carricaturfabel des talentreichen Herrn Töpfer in Genf.

5. Einiges Botanische. Verhandlungen deßhalb mit Herrn Soret. Einiges Codicillarische. Kam das Concept des verabredeten Documents vom Herrn Canzler. Mittag Dr. Eckermann. Weitere Verhandlung wegen der Correspondenz. Demonology fortgelesen. Abend Herr Canzler mit dem Concept des Documentes. Theilte demselbigen einige eingegangene Briefe mit. Später Ottilie. Zelterische[3] Correspondenz. Es waren einige Hefte von Herrn Soret angekommen. Auch der Probedruck von der Medaillen-Rückseite.

6. Nebenstehendes: Das Concept des Documentes an Herrn Geh. Rath von Müller zurückgesendet. Herrn Hofrath Soret, die Hefte zurück. – Die Schachtel mit den Musterstücken der verglasten Burgen in Schottland von Leonhard eröffnet. Einiges revidirt und mundirt. John beschäftigte sich mit der Küchrechnung. Ihro Hoheit die Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Politica, erheitert durch die Demonology und darin vorkommende Geschichtchen. Brief von Leonhard. Mittag Dr. Eckermann. Reiseerinnerungen, Gegenden, Charaktere u.s.w. Las in der Dämonologie Walter Scotts. Abends Herr Canzler, das Mundum des Documents bringend. Serenissimus. Erwähnung von Walter Scotts Dämonologie. Später Ottilie. Zelterische Briefe bis 1808.

7. Ausfertigung des Documents. Um 12 Uhr Regierungs-Deputation in der Person des Regierungsrath Schmidt und Secretär Schnaubert. Beobachtete Formalitäten. Vorher einige Briefe dictirt. Mittag Dr. Eckermann. Über die Möglichkeit und Thulichkeit von Vorlesungen über die Geschichte deutscher Litteratur wie sie verlangt wird. Fortgesetzt Niebuhrs Römische Geschichte[4] zweyten Theil. Abends Professor Riemer, die Schweizerreise von 1775 durchgegangen. Nachher referirte Ottilie aus den Zeitungen. Die verschiedenartigen Verwirrungen in den großen Reichen. Lasen darauf in der Zelterischen Correspondenz. Die Kinder kamen von Melos. Merkwürdiges Nordlicht bey sehr hohem Barometerstände 28'' 3'''.


Nach acht Uhr zeigten sich die ersten Spuren des Nordlichtes, indem der Himmel im Norden sich rothgelb färbte. Nach und nach wurden die Nebelwolken roth, es bildete sich ein Bogen in weiter Ausdehnung von Nordosten bis Nordwesten; das Halbrund im Bogen war unten graugelb gefärbt, höher zeigte sich dasselbe immer gelber, bis an die Peripherie des Bogens beynahe ganz gelb. So wie das Nordlicht das höchste Licht erreicht haben mochte, bemerkte man die schönsten und deutlichsten Strahlen in den nunmehr dunkel-carminroth gefärbten Nebelwolken, das Licht im Bogen wurde sehr helle, und man konnte am Ettersberge alles sehr deutlich unterscheiden. Im Süden, gleich hinter dem abgeschlossenen Bogen der Nebelwolken, war der Himmel dunkel-blaugrau gefärbt, die Sterne funkelten sehr hell und leuchtend. Gegen das Ende der Erscheinung verlor sich das schöne Roth[5] der Wolken, das Gelb trat wieder ein, der Bogen verlor sich nach und nach gänzlich, und der ganze Himmel war rein. Doch blieb da, wo das Nordlicht erschienen, eine lange Zeit nachher der Himmel noch gelb und zwar in horizontalen Strahlen. Die Zeit der ganzen Erscheinung dauerte ungefähr eine gute Stunde.

8. Nebenstehendes: Professor Riemer, Botanica. Professor Zelter, Documente wegen unsrer Correspondenz. – Herrn Sorets Übersetzung conferirt mit dem Original. Voigts Übersetzung von Cuviers Naturgeschichte und Zugaben. Einiges Oberaufsichtliche. Um Zwölf Regierungssecretär Schnaubert, das gestrige Protocoll vorlegend. Zu Mittag Hofrath Vogel. Verschiedenes Oberaufsichtliche, Theoretische, Praktische. Niebuhrs Römische Geschichte. Einzelne Überlegungen was morgen vorzunehmen. Betrachtung über die Zeichnung von Annibale Carracci, das Wunder des heiligen Didacus vorstellend. Fräulein Ulrike, gesellschaftliche Ereignisse, Charactere und Irrungen erzählend. Ottilie, in der Zelterischen Correspondenz das Jahr 1830 vorlesend. Angekommen waren die Tagebücher der academischen Bibliothek von 1830. Wölfchen kam aus der Vorstellung von Lear noch ganz leidlich zusammengenommen.

9. Nebenstehendes: Verordnung an Hoffmann[6] wegen einer Zahlung nach München. An Professor Göttling deßgleichen, Buchbinderzettel zurück. An Herrn Hofrath Voigt, Aushängebogen zurück von seiner Übersetzung der Cuvierschen Naturgeschichte. Schreiben des Schullehrer Fack an Herrn Hofrath Meyer. Herrn Hofrath Völkel, den jungen Martersteig betreffend. – Die Cuviersche Gesinnung und Behandlung wissenschaftlicher Angelegenheiten näher bedenkend. Schreiben von der Fürstin Carolath. Schon gestern hatte ich angefangen, die auf Natur bezüglichen Druckschriften aufzulösen und zu ordnen. Schreiben von Schubarth aus Hirschberg. Rechnungsauszüge näher betrachtet und revidirt. Anderes beseitigt. Mittags Dr. Eckermann. Niebuhrs Römische Geschichte 2. Theil. Abends Herr Canzler von Müller. Unerfreuliche Nachricht von Niebuhrs Tod. Später Ottilie von Hof kommend. Las noch die Zelterische Correspondenz von 1809.

10. Nebenstehendes: An Fräulein Adele nach Bonn. Herrn Parry hier. Herrn Präsident Weyland hier. Herrn Hofrath Soret, Bücher zurück und 7. Aushängebogen von der Übersetzung. – Besondere Einrichtung des Artikels Privatacten, wegen verschiedener Druckschriften und deren künftiger Besorgung. Mittags Dr. Eckermann. Weitere Verabredung wegen[7] der Correspondenz. Dr. Weller, Jenaische Verhältnisse. Niebuhrs Römische Geschichte. Zusammenstellung der physikalischen, morphologischen Druckschriften. Später Ottilie. Las in Zelters Briefen weiter.

11. Einiges Oberaufsichtliche, nachdem ich mit Revisor Hoffmann gesprochen. Manches andere vorgesehen und eingeleitet. Die Privatacten wegen vorliegender Manuscripte weiter gefördert. Herr Hofrath Soret. Mittag Herr Hofrath Meyer. Vorher besahen wir verschiedenes was von Kunstwerken indessen angekommen war und beredeten einiges für die Folge. Ich setze das Nothwendigste nachher fort. Schematisirte was morgen zu thun. Abends Professor Riemer. Wir gingen einige Concepte durch sowie einige Lagen des vierten Bandes. Kamen wegen Sonstigem überein. Später nöthigte mich Wölfchen mit großer Heiterkeit, ein Stück von Kotzebue anzuhören, welches er lebhaft und gehörig vortrug. – An Herrn Frommann nach Jena, Original und Übersetzung der Metamorphose.

12. Nebenstehendes: Herrn Hofrath Soret hier. Verordnung an Schrön, mit zwey autorisirten Zetteln. Deßgleichen an Dr. Gustav Succow, Jena. Herrn Dr. und Professor Zelter in Berlin. Herrn Hofrath Vogel, Antwort an den Handelsmann nach Calbe. – Nähere Überlegung[8] wegen Zelters Medaille. Wegen Niebuhr an Zelter zur nächsten Sendung. Mittag Dr. Eckermann. Nachher L'Occasion, Tragödie von Clara Gazul. Völlig der vorigen Arbeiten werth. Der Dichter hat das Talent die eigentlichen unverträglichen, wahrhaft tragischen Motive zu finden, die auf keine Weise zu versöhnen sind und welche den Untergang nach sich ziehen müssen. Ein zweytes Stück, Le Carosse du Saint Sacrement, ist gleichfalls ein komisches Meisterstück, wo das Unverträgliche, quasi Unversöhnliche auf dem Absurden ruht und am Ende durch's Absurde in's Gleichgewicht gebracht wird.

13. John überzieht die Bleystiftcorrecturen mit Dinte. Ich bringe manches in Ordnung, bereite anderes vor und wende mich zur Betrachtung der Spiraltendenz. Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin. Äußere und innere Lage der Zustände, gelungene Einrichtung des Museums. Schreiben von Färber, ingleichen von Hofrath Voigt. Ein junger Franzos, von Frau Generalin Dentzel in Erinnerung alter Zeiten einen Gruß bringend. General Dentzel war 1806 in den bedenklichen Tagen Kommandant in Weimar gewesen und hat sich überhaupt, besonders auch gegen mich sehr gut benommen. Er quartirte Herrn Denon bey mir ein und machte dadurch die unglücklichen Tage zu frohen Festtagen, indem[9] auch der Genannte wegen früherer Verhältnisse und einem herkömmlichen Zutrauen wir das Lästige des Augenblicks nicht fühlen ließ. Mittag allein für mich. Hatte Botanica wieder angegriffen. Abends Serenissimus; hierauf Oberbaudirector Coudray, Alwine Frommann, Ottilie zuletzt, vom Hof kommend. Revision der corrigirten Bogen des 4. Bandes.

14. John fuhr fort die Correcturen zu berichtigen. Ich wandte mich an den Aufsatz über die Spiraltendenz. Nahm deßhalb Martius' Vorträge in der Isis wieder auf. Hofrath Meyer in Auftrag Ihro Kaiserlichen Hoheit wegen Abänderung gewisser Vorsätze und Anstalten. Schreiben von Frankfurt. Mittag Dr. Eckermann. Die Redaction der Briefconcepte betreffend. Nach Tische zeigt' ich ihm das Portefeuille der Venetianischen Schule, zur Erinnerung dessen was er an Ort und Stelle gesehen hatte. Ich besah für mich Menzels architektonische Hefte und bedauerte, daß er nicht in die friedliche Zeit von Hirschfeld und andern Gartenfreunden gekommen sey, wo ein tiefer Friede den Menschen Mittel und Muße gab, mit ihrer Umgebung zu spielen. Geh. Rath von Müller, über den codicillarischen Entwurf verhandlend. Später Professor Riemer. Wir gingen die Schweizerreise von 1775 durch. Später Ottilie und die Kinder.[10]

15. Nebenstehendes: Herrn Frommann d. J. in Jena. – John fuhr fort die Bleystiftcorrecturen zu fixiren. Der Pfarrer von Ulrichshalben ein Gemälde vorzeigend, eine Copia der Madonna della Seggiola von Rafael, reinlich von einem beginnenden Dilettanten. Mittag Hofrath Vogel. Nachher Architektonik der Blüthen und Blumen von Martius in der Isis. Abends Professor Riemer. Fortsetzung der Schweizerreise von 1775 durchgegangen.

16. Einiges corrigirt und beseitigt. Herr und Frau von Münchhausen zum Frühstück. Wurde einiges Allgemeine, dann auch Besondere, aus den preußischen Staat Bezügliche durchgesprochen. Fuhren um 12 Uhr ab. Mittag Dr. Eckermann. Die Redaction der altern Correspondenz besprochen. Verschiedene Sendungen von Düsseldorf eine Anzahl meist frömmelnder Bilder, die mich bis zum Lachen betrübten. Die Menschen versinken immer tiefer in Absurdität; es wäre jetzt Zeit für einen trefflich gebornen Künstler, wenn er als wahrhaft menschliches Kunstoriginal geboren würde und sich im Stillen hartnäckig bildete. 's ist aber kaum möglich, denn der Mensch ist immer mehr oder weniger ein Organ seiner Zeit. Sendung vom Herrn von Hoff und freundlich theilnehmender Brief. Herr Geh. Rath von Müller, einiges Litterarische durchsprechend.[11] Herr Oberbaudirector Coudray, die Menzelischen Kupfer erinnernd. Serenissimus, manches Vorliegende zur Sprache bringend. Später Ottilie von Hof kommend; zuletzt blieb Wolf und erzählte mir ein Märchen, das er sich ausgedacht hatte. – Brief und Kästchen an Frau von Münchhausen nach Herrengosserstedt.

17. Nebenstehendes: Herrn Professor Zelter, Klagebrief wegen Niebuhrs Tod. Herrn Hofrath Soret, die letzte Revision des 8. Bogens. – Den Aufsatz über die Spiraltendenz angegriffen. Schreiben von Frommann, eine Irrung auflösend. Einiges Concept. Secretär Kräuter, die Völkerische Sache in's Klare setzend. Verabredung wegen morgen. Boisseréesche Sendung von Darmstadt. Fortdauernde Betrübniß über die jammervollen kunstzerstörenden frommen Blätter. Hofrath Meyer zu Tische. Betrachtungen über den frömmelnden Kunstwahnsinn im Besondern, wo es ganz unbegreiflich wird, wie ein Director dergleichen in seinem Sprengel dulden, durch Ankauf honoriren und durch Nachbildung die Kenntnisse eines so gräßlichen Mißbrauchs noch über die übrige Welt verbreiten möchte, ohne die mindeste Ahnung, daß noch irgendwo ein vernünftiger Mensch leben möchte. Oberbaudirector Coudray von seinen weiteren Anstalten bey der Gewerkschule berichtend, die Menzelischen[12] Risse mit mir beschauend, wozu Hofrath Soret sich gesellte. Später Herr Geh. Rath von Müller, ein Festgedicht für Madame Mara sollicitirend. Ich schrieb solches vor Schlafengehen, da ein glückliches Motiv in der Vergangenheit gefunden war.

18. Mundum des Gedichtes durch John in Duplo. Einiges an den Acten der Spiraltendenz. Sonstige Concepte theils corrigirt theils frisch dictirt. Anderes vorbereitet. Kräuter brachte die Tafeln zu dem Dictionnaire des Sciences Naturelles schließlich gebunden. Mittag Waltherchen, der mich von seinen Taschenspielerkünsten unterhielt. Sodann das Separatportefeuille der Niederländer durchgesehen. Ferner die nächsten Naturbetrachtungen durchgedacht. Abends Professor Riemer, das 19. Buch des 4. Bandes durchgegangen. – Herrn Geh. Rath von Müller, das Gedicht für Madame Mara.

19. Den Aufsatz über die Spiraltendenz gefördert. Die Wirkung jener Äußerung in Sachen Cuvier contra Geoffroy überdacht, da indessen eine neue von der einen Seite approbatorische Eröffnung vorgegangen. Nebenstehendes: Herrn Oberberghauptmann von Herder nach Freyberg. Herrn Hofrath Voigt nach Jena. Herrn Hofrath Meyer, wegen der Genfer Medaille. – Kupferplatten zu dem Dictionnaire des Sciences[13] Naturelles. Mittag Dr. Eckermann. Fernere Verabredung, wie es mit den Briefen, Tagebüchern und dergleichen gehalten werden solle. Überlegung des zunächst zu Behandelnden. Niederländisches Portefeuille, einige neue Sachen hineingelegt. Ottilie, manches erzählend und berichtend. Las in der Zelterschen Correspondenz das Jahr 1816.

20. Vertical- und Spiraltendenz. Anordnung auf die Zukunft. Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin. Hatte eben Grafen Mortimart auf seiner Durchreise nach Petersburg gesprochen. Veranlassung zu bedeutenden Gesprächen. Kam ein Kästchen mit Spargel von Bloch aus Berlin. Ingleichen eine Rolle, enthaltend eine Sendung von Rom, von dem dortigen Kunstverein. Mittags Dr. Eckermann, weitere Überlegung, wie die vorliegenden Papiere zu nutzen. Sodann einige Absonderung italiänischer und niederländischer Radirungen und Zeichnungen. Abends Besuch von Serenissimo. Las Ottilie sodann in Zelters Briefwechsel. Ich hatte vorher die Sendung von Rom beachtet. Sowohl Text als Tafeln.

21. Nebenstehendes expedirt: Herrn Frommann, mit dem 8. Bogen nach Jena. Herrn Hofrath Soret, mit den Meyerschen Bemerkungen zu Bovy Medaillen- Rückseite. – Mundum des[14] Codicills. Wiener Jahrbücher der Litteratur 49. Band. Einiges auf Bibliothek bezüglich, weßhalb denn auch Secretär Kräuter einsprach. Mittag Hofrath Meyer. Wir besahen und besprachen die Sendung der römisch-antiquarischen Gesellschaft. Auch anderes auf alte Kunst Bezügliche. Ich las im zweyten Theil jener Memoiren fort. Abends Hofrath Soret, die Bemerkungen bey der Genfer Rückseite übersetzt vorlegend. Einiges daran geändert. Professor Riemer. Abschluß des Verhältnisses zu Lili. Verhältniß zu Kraus.

22. Spiraltendenz weitergeführt. Oberaufsichtliche Expeditionen: An Museumsschreiber Färber, autorisirte Zettel und Verordnung. Herrn Rentamtmann Mahr in Ilmenau, durch Secretär Vulpius. – Vulpius übergab mir Rechnungen und Belege vom Vorigen Vierteljahr, soweit sie gediehen. Herr Canzler von Müller, freundlich Abschied zu nehmen. Einiges auf die Durchreise des Herzogs v. Mortimart Bezügliches. Mit Ottilien einiges Ökonomische. Das Codicill ausgefertigt. Mittag Hofrath Vogel und Ottilie. Auswärtige Politik. Blieb allein und suchte das Mögliche zu fördern. Brans Minerva. Einige interessante Briefe. Ottilie und die Kinder. Sie lasen in der Minerva. Sodann Zelters Briefwechsel.

23. Oberaufsichtliche Angelegenheiten. Um 12 Uhr[15] der Prinz. Die Kinder zeigten ihre Weihnachten und Walther seine Taschenspielerkünste vor. Mittag Dr. Eckermann. Die Behandlung der Briefe und anderer Hülfsmittel wurden näher bestimmt. Nachher für mich die römische Sendung näher betrachtend. Ein Kistchen von Mayland eröffnet, den Inhalt gesondert. Abends bey Zeiten Ottilie, mancherley Städtisches und Weltliches mittheilend. Kamen die Kinder von einer nächtlichen Eisfahrt mit Pechfackeln. Walther besonders höchst vergnügt, welches bey einem unerfreulichen Spaße man ihm gern gönnen mußte.

24. Oberaufsichtliches, besonders die Angelegenheiten der Jenaischen Sternwarte betreffend. Nebenstehendes ausgefertigt: An Cammercontroleur Hoffmann, hier. – Weniges auf Kunst Bezügliches. Einige gute alte Kupfer salvirt und ansehnlicher gemacht. Mittags Wölfchen. Nachher las ich in der Beschreibung Roms fort. Gegen Abend Ihro Königliche Hoheit der Großherzog, welcher in Zelters Briefen las. Die Kinder waren bey General Vavasour zum Ball.

25. Nebenstehendes: Herrn Geh. Rath von Willemer, Frankfurt a. M. – John überzog die Bleystiftcorrecturen. Ich las in Zenkers botanischem Grundriß, welcher zum Recapituliren besonders vortheilhaft ist. Mittag Dr. Eckermann. Brachte die Auszüge des Tagebuchs von 1807[16] zu weiterer Prüfung und Überlegung des Geschäftes. Nach Tische Beschreibung von Rom. Abends Professor Riemer. Wir fuhren in der Revision des 20. Buches fort. Besprachen anderes Obliegende. Später Ottilie, vorlesend aus den Zelterischen Briefen. Einiges über die Sendungen Augusts aus Italien besprochen.

26. Einiges Botanische. Oberaufsichtliches. Besuchte mich Salinendirector Glenck. Ich fragte nach den artesischen Brunnen. Unter 49 verschiedenen Bohrversuchen fand er nur zwey wirkliche Springquellen. Nr. 1: Ein Stark mineralisches Wasser bey Groitzsch ohnweit Pegau im Königreich Sachsen; es wurde bey 286 Fuß Teufe unter einer Thonschicht erbohrt und sprang 36 Fuß hoch über den Boden. Nr. 2: Eine Starke Quelle von reinem Wasser in 800 Fuß Tiefe, sprang 3 – 4 Fuß über den Boden, gebohrt bey Bühl im Canton Bern. Um 12 Uhr Herr Alexander von Humboldt, mich über die Vorfälle von Paris aufklärend, Individualitäten schildernd und Verhältnisse näher bezeichnend. Herr Professor Riemer zu Mittag. Speisten im vordern Zimmer. Verhandelten wegen der Zelterschen Briefe das Nähere. Auch zufällig angeregt einiges Naturhistorische. Beschreibung von Rom fortgesetzt. Ottilie später, Zelters Briefe vorlesend. – Herrn von Beulwitz, Billet.[17] Herrn Inspector Schrön, Sternwarte-Acten zurück.

27. Die letzte Sendung meiner Werke war vom Buchbinder gekommen. Mein Exemplar completirt und rubricirt. Andere ausgetheilt an die Freunde. Kam die Zelterische Erklärung wegen der Briefe gerichtlich ausgefertigt. Herr von Humboldt um 11 Uhr. Seine Reise durch das russische Reich in Gegenwart der Karte kürzlich erzählend, auch einige merkwürdige dort gewonnnene Mineralien versprechend. Um 12 Uhr Frau Großherzogin, Demoiselle Mazelet. Die schwierige politische Lage des Augenblicks confidentiell durchgesprochen. Ich blieb in den vordern Zimmern und ließ im letztern einheizen. Mittag Ottilie. Allen Stadtklatsch durchgearbeitet, wobey denn doch gar hübsche novellenartige Verhältnisse zum Vorschein kamen. Ich fuhr in der neuen Beschreibung von Rom fort und freute mich der Niebuhrschen Fundamente. Von jener Gesellschaft mit großem Fleiß ergriffen, sich angeeignet und fortgebaut. Die 40 Bände der Sedez-Ausgabe in einer Reihe vor mir aufgestellt zu sehen, machte mir ein dankbar anerkennendes Vergnügen. Ich hatte das zu erleben nicht gehofft. Abends Oberbaudirector Coudray. Ich ging mit ihm das Portefeuille italiänischer Miscellen durch. Seine künstlerische Theilnahme, die das Würdige lebhaft[18] ergreift, ist höchst angenehm. Er legte mir die wohlgerathenen Decorationen zu dem neuen Zimmer der Frau Großherzogin vor. Später Ottilie, Zelters Briefwechsel vorlesend. Sodann die Kinder, gutwollend und artig.

28. Umsicht über das Verschiedenste. Einiges Oberaufsichtliche. Rückseite der Zelterischen Medaille. Schreiben an denselben. Starken einige Zeichnungen bezahlt. Briefconcepte durchgesehen. Vorbereitungen. Anfrage bey Facius wegen der Congreß- Medaille, verneinend beantwortet. Mittags Dr. Eckermann. Fortgesetzte Betrachtungen und Unterhaltungen. Die Beschreibung von Rom zu lesen fortgesetzt. Abends Professor Riemer. Den Abschluß des 4. Bandes durchgegangen. Humboldts Aufenthalt und Einwirkung besprochen. Die unglaublichen socialen Einwirkungen dieses Mannes bewundert. Derselbe nahm den Aufsatz über die Spiralgefäße mit.

29. Nebenstehendes: An den Bibliothekar Göttling, Jena, mit der letzten Lieferung meiner Werke für ihn und die academische Bibliothek. An denselben die zum Theil unterzeichneten Buchbinderrechnungen zurück. An Professor Renner, Anfrage wegen den Unbilden der Veterinärschule. An Schrön eine vermißte Beylage gesendet. An Färber nach Jena, wegen Succow. An Rentamtmann Lange, wegen[19] 300 Thlr. Geschenk und deren Vereinnahmung und Verausgabung. Alles durch die Botenfrau. Herrn Professor Zelter, die letzte Lieferung meiner Werke, Berlin. Herrn Hofrath Winkler, Dresden, mit 45 Thlr. Sächs. An das Staatsministerium, wegen des heraldischen Werkes. – Inzwischen noch einiges andere vorgearbeitet und vorbereitet. Mittag Hofrath Vogel. Medicinisches, Hof- und Geschäftsverhältnisse. Blieb für mich. Beschreibung von Rom. Ottilie las in Zelters Correspondenz. Die Knaben kamen von einem Besuch bey Germars.

30. John überzog Bleystiftcorrecturen. Ich mundirte den Glückwunsch auf den 2. Februar. Professor Huschke, zeigte braunschweigische Wachspräparate vor; das Gehirn in horizontalem und verticalem Durchschnitt. Referirte verschiedenes Academische und Sonstiges. Wölfchen zeichnete Kleidertrachten durch. Mittag Dr. Eckermann. Nach Tische die niederländische politische Mappe mit Wölfschen durchgesehen. Ein Willkommenes Heft über Bohuslas Hassenstein de Lobkowitz, und ein Gedicht desselben auf Carlsbad. Abends Canzler von Müller. Darauf Serenissimus. Später Ottilie; lasen in Zelters Briefwechsel. Nachher die Knaben vom Prinzen kommend. Besahen Theatercostumes.

31. Nebenstehendes: Serenissimä, Monatsbericht[20] von Secretär Kräuter. Herrn Hofrath von Quandt, Dresden. Herrn Hofrath Winkler, dahin. – Das in dem gestrigen Schriftchen angekündigte Werk von Herrn Hassenstein-Lobkowitz fand sich in hiesiger Bibliothek aus dem Nachlaß des Herrn Logau. Wenige Blicke darein gaben das höchste Interesse. Persönlich war mir sehr angenehm die Abbildung des Schlosses Hassenstein zu sehen, wo ich in dessen Ruinen in der besten Gesellschaft von Eisenberg aus die köstlichsten Stunden zugebracht. Seit langer Zeit eine völlig verrückte Sendung des verkehrten Kurowski-Eichen. Niederer Barometerstand, Kälte 18 Grad; klarer Himmel, vollkommener Sonnenschein. Mittag Herr Hofrath Meyer. Das kleine Portefeuille Italien durchgesehen, einige Probleme besprochen und bis auf einen gewissen Grad gelöst. Die Gedichte des von Lobkowitz-Hassenstein, dessen Prosa und Correspondenz. Höchste Cultur und Veredlung der Welt durch die Griechen aus dem überwundenen Byzanz; unglaublich energische Cultur, woraus zuletzt aus dem Naturell der Norddeutsch-Gebildeten der Protestantismus entstand, der auch in den vordern Kreisen Böhmens sich entwickeln mußte. Abends Vaucher, dessen botanische Bemühungen und Tendenzen. Sodann Ottilie, Zelters Correspondenz.[21]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 13, S. 2-22.
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