Achtzehnter Auftritt.

[18] Silvio, Florindo.


SILVIO. Rasponi kommt nicht.

FLORINDO. Sie wollen mich sprechen, mein Herr?[18]

SILVIO. Ich? ich habe gar nicht die Ehre, Sie zu kennen.

FLORINDO. Und doch sagt mir der Bediente, daß Sie es mit drohendem Tone verlangt hätten.

SILVIO. Er hat mich unrecht verstanden; ich wollte mit seinem Herrn sprechen.

FLORINDO. Nun? ich bin sein Herr.

SILVIO. Sie der Herr von jenem Bedienten?

FLORINDO. Ja.

SILVIO. So hat man mich falsch berichtet, und ich bitte um Verzeihung.

FLORINDO. Es ist sehr verzeihlich, zu irren.

SILVIO. Sie sind hier fremd, Signor?

FLORINDO. Ja, ich bin aus Turin.

SILVIO. Aus Turin? – So kennen Sie wohl einen gewissen Federigo Rasponi?

FLORINDO. Ich hab' ihn gekannt; nun ist er tot.

SILVIO. So glaubte jedermann; aber diesen Morgen kam er zu meinem Unglück und um mir meine Braut zu rauben, lebendig und gesund in Venedig an.

FLORINDO. Federigo Rasponi? ich versichere, daß er tot ist.

SILVIO. Federigo Rasponi! ich versichere, daß er lebt.

FLORINDO für sich. Er lebt! verwünscht sei dann meine Flucht; sie bringt mich in den Verdacht der Tat.

SILVIO. Er soll hier wohnen.

FLORINDO. Mir hat man gesagt, daß ich der einzige Fremde sei.

SILVIO. Er hat vielleicht für gut gefunden, seinen Vorsatz zu ändern. Wenn Sie ihn sehen, so raten Sie ihm, von der Heirat abzustehen; oder einer von uns muß sterben. Mein Name ist Silvio Lombardi. Verzeihen Sie, daß ich Ihnen beschwerlich war.

FLORINDO. Ihre Bekanntschaft ist mir sehr angenehm.

SILVIO. Darf ich Ihren Namen wissen?

FLORINDO. Orazio Ardenti.

SILVIO. Ergebener Diener! Geht ab.


Quelle:
Goldoni, Carlo: Der Diener zweier Herren. Halle a. d. S. [o. J.], S. 18-19.
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