Dritter Auftritt.

[8] Vorige, Truffaldino, Blandina.


TRUFFALDINO. Übrigens hab' ich die Ehre, mit aller Hochachtung zu sein: Euer Wohledeln ergebenster Diener und Freund!

DOKTOR. Der Mensch beginnt seine Rede mit dem Schlusse eines Briefes.

PANDOLFO. Was will Er?

TRUFFALDINO. Kann ich vorher die Ehre haben, Sie um etwas zu fragen?

PANDOLFO. O ja.

TRUFFALDINO. Wer ist das artige, wohlerzogene, gutgenährte, rotbäckige, freundliche Mamsellchen?

PANDOLFO. Was geht Ihn das an? Es ist meiner Tochter Mädchen.

TRUFFALDINO. Ich wünsche Euer Wohledeln viel Freude an ihr! Zu Blandina. Und schätze mich glücklich, Sie kennen zu lernen.

PANDOLFO. Ist der Mensch ein Narr! – Komm' Er zur Sache, Freund! Was will Er? wer ist Er? wer schickt Ihn?

TRUFFALDINO. Gemach, mein Herr, gemach! Drei Fragen auf einmal, das ist zu viel für einen armen Teufel, wie ich bin.[8]

PANDOLFO zum Doktor. Was ist das für ein Mensch? – gewiß keiner von den klügsten.

DOKTOR. Auch wohl nicht von den ehrlichsten.

TRUFFALDINO zu Blandina. Sind Sie eine Braut?

BLANDINA. Ach nein.

PANDOLFO. Will Er bald sagen, wer Er ist; oder will Er seiner Wege gehen?

TRUFFALDINO. Wenn Sie nichts anderes wissen wollen, als wer ich bin, so bin ich mit zwei Worten fertig. Ich bin der Diener meines Herrn. Zu Blandina. Wir wollen wieder auf unsere Sache kommen.

PANDOLFO wendet ihn zu sich. Wer zum Henker ist denn Sein Herr?

TRUFFALDINO. Ein Fremder, der Sie besuchen will. Zu Blandina. Ich bin auch kein Bräutigam.

PANDOLFO wendet ihn zu sich. Will Er bald antworten? Wer ist Sein Herr? wie nennt er sich? was will er von mir?

TRUFFALDINO. Nur sachte, Ihro Wohledeln. Es ist der Herr Federigo Rasponi aus Turin. Er läßt Sie grüßen. Er ist mit der Post gekommen. Er ist unten. Er hat mich zu Ihnen geschickt. Er will Ihnen seine Aufwartung machen. Er erwartet mich mit der Antwort. – Sind Sie nun zufrieden? Wollen Sie noch mehr wissen? Zu Blandina. Wir wollen wieder auf unsere Sache kommen.

PANDOLFO wendet ihn. Ist Er von Sinnen? Mensch! was schwatzt Er?

TRUFFALDINO. Und wenn Sie wissen wollen, wer ich bin? – mein Name ist Truffaldino Battacchio aus Bergamo. Zu Blandina. Wir wollen vom Heiraten sprechen.

PANDOLFO wendet ihn. Wer Er ist, weiß ich – Er ist ein Narr. – Aber noch einmal – wer ist Sein Herr? ich fürchte, unrecht verstanden zu haben.

TRUFFALDINO für sich. Der arme Mann hört nicht gut. Schreiend. Mein Patron ist der Herr Rasponi von Turin.

PANDOLFO. Er ist toll oder besoffen. Herr Rasponi ist tot.

TRUFFALDINO. Er ist tot?

PANDOLFO. Ja, tot.

DOKTOR. Tot, tot.

TRUFFALDINO für sich. Was, mein Herr soll tot sein, und ich hab' ihn doch unten lebendig verlassen. Laut. Mit Erlaubnis –

PANDOLFO. Will Er sonst nichts?

TRUFFALDINO. Wenn er tot ist, so ist nichts mehr nötig. Beiseite. Ich muß sehen, ob es wahr ist. Geht ab.[9]

PANDOLFO. Wofür soll man den Menschen halten? Für einen Spitzbuben oder Narren?

DOKTOR. Für einen Spitzbuben.

TEBALDO. Für etwas von beiden.

BLANDINA. Und ich sage, es ist ein netter Spaßvogel. Aber ich muß doch dem jungen Brautpaare die Neuigkeit melden.


Läuft ab.


PANDOLFO. Wenn's wahr wäre, daß er lebte!


Quelle:
Goldoni, Carlo: Der Diener zweier Herren. Halle a. d. S. [o. J.], S. 8-10.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Diener zweier Herren
Der Diener zweier Herren
Der Diener zweier Herren (Italienisch/Deutsch)
Der Diener zweier Herren / Mirandolina
5 Stücke von Goldoni: Der Diener zweier Herren / Der Lügenbold / Der Impresario von Smyrna / Die Ungehobelten / Das Kaffeehaus
Diener zweier Herren. Nach der Komödie von Carlo Goldoni