Vierter Auftritt.

[27] Truffaldino, nachher Tebaldo.


TRUFFALDINO. Nun muß ich suchen Ehre einzulegen! – Ich will dies Papier verwahren, und dann. – Nein! Ich habe keine Zeit zu verlieren. Er ruft zur Mitteltür hinaus. Heda! der Wirt soll herkommen. – Nun muß ich zeigen, daß ich Geschmack habe! Eine gute Mahlzeit besteht nicht sowohl in der Zahl der Gerichte, als in der guten Ordnung – das hab' ich wohl tausendmal gehört.

TEBALDO. Nun, mein Freund, was steht zu Diensten?

TRUFFALDINO. Mein Herr wird einen guten Freund zum Essen mitbringen. Sie sind doch gehörig versehen?

TEBALDO. Das versteht sich! und wenn er zwanzig mitbringt, so kann in einer halben Stunde angerichtet werden.

TRUFFALDINO. Das ist gut. Was werden Sie ihm denn vorsetzen?

TEBALDO. Wir wollen zwei Gänge machen, jeder von vier Gerichten.

TRUFFALDINO für sich. Er hat gesagt fünf oder sechs Gerichte. Sechs oder acht ist wenig Unterschied. Laut. Auch gut. Aber worin werden diese Gerichte bestehen?

TEBALDO. Im ersten Gang wollen wir eine Suppe geben, Rindfleisch, Fische und ein Frikassee.[27]

TRUFFALDINO. Drei Gerichte kenn' ich recht gut, aber das vierte nicht.

TEBALDO. Es ist ein sehr gutes französisches Gericht.

TRUFFALDINO. Schön! Mit dem ersten Gange wären wir in Ordnung.

TEBALDO. Im zweiten wollen wir geben eine Fleischpastete, Braten, Salat und einen Pudding.

TRUFFALDINO. Das letzte kennen ich wieder nicht. Was ist das, ein Puddeling?

TEBALDO. Pudding! Ein sehr gutes englisches Gericht.

TRUFFALDINO. Gut, damit bin ich zufrieden. Aber wie werden wir diese Sache auf dem Tische rangieren?

TEBALDO. Das ist des Aufwärters Sache.

TRUFFALDINO. Ei was, Aufwärter! Alles kommt darauf an, die Schüsseln gut zu rangieren.

TEBALDO. Hier kann zum Exempel die Suppe stehen, hier das Fleisch, hier die Fische und hier das Frikassee. Er bezeichnet es mit dem Finger.

TRUFFALDINO. Nein, das gefällt mir nicht. – In der Mitte soll also nichts stehen?

TEBALDO. Dann müssen wir fünf Gerichte machen.

TRUFFALDINO. Gut; machen Sie fünf Gerichte.

TEBALDO. In der Mitte können wir eine Sauce zum Fleische setzen.

TRUFFALDINO. Nein, nein, nein; in der Mitte muß die Suppe stehen.

TEBALDO. So setzen wir auf die eine Seite das Fleisch und auf die andere die Sauce.

TRUFFALDINO. Nein, nein, nein; das ist wieder – nicht gut. Ihr Herren Wirte wißt wohl in der Küche Bescheid; aber eine Tafel zu rangieren – so macht man's in Bergamo! gucken Sie! – Posito, dies ist der Tisch! Er kniet und bezeichnet den Boden. Er reißt jedesmal ein Stück von dem Wechsel und bezeichnet die Schüssel. Geben Sie acht, wie man diese fünf Schüsseln rangieren muß. – Hier in der Mitte die Suppe! – Auf dieser Seite das Fleisch; hier die Sauce, hier die Fische und hier das Gericht, das ich nicht kenne. – Nun, was sagen Sie dazu?

TEBALDO. Die Sauce steht zu weit vom Fleische.

TRUFFALDINO. Wir wollen sie bald näher bringen.[28]


Quelle:
Goldoni, Carlo: Der Diener zweier Herren. Halle a. d. S. [o. J.], S. 27-29.
Lizenz:
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Der Diener zweier Herren
Der Diener zweier Herren
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Der Diener zweier Herren / Mirandolina
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Diener zweier Herren. Nach der Komödie von Carlo Goldoni