Zweites Kapitel

[920] Der Iwantag wurde feierlich begangen. Iwan Matwejewitsch ging am vorhergehenden Tage nicht in die Kanzlei, fuhr wie besessen in der Stadt herum und kam jedesmal mit einem Paket oder einem Korb zurück.

Agafja Matwejewna lebte drei Tage lang von Kaffee, und nur für Ilja Iljitsch wurden drei Gerichte gekocht, während die übrigen von irgendwas und irgendwie lebten.

Anissja legte sich am Tage vorher sogar überhaupt nicht schlafen! Nur Sachar schlief für sie beide und sah alle diese Vorbereitungen nachlässig und mit halber Verachtung an.

»Bei uns in Oblomowka wurde an jedem Feiertag so gekocht«, sagte er den beiden Köchen, die man aus der gräflichen Küche bestellt hatte. »Es gab manchmal fünf Torten, und die Soßen waren nicht zu zählen! Die Herrschaften haben den ganzen Tag daran gegessen und auch noch am nächsten Tag. Und wir haben fünf Tage lang an den Resten genug gehabt. Sowie wir damit fertig waren, sind wieder Gäste gekommen, und dann hat die Sache von vorn angefangen, und hier ist das einmal im Jahre!«

Bei Tische reichte er zuerst Oblomow und war für nichts auf der Welt zu bewegen, einen Herrn mit einem großen Orden auf der Brust zu bedienen.

»Unser Herr ist ein Edelmann«, sprach er stolz, »und wer sind denn diese Gäste!«

Tarantjew, der am Ende des Tisches saß, bekam von ihm entweder gar nichts, oder er legte ihm selbst so viel auf den Teller, als er es für gut hielt. Alle Kollegen Iwan[921] Matwejewitschs, etwa dreißig Personen, waren erschienen. Eine riesengroße Forelle, gefüllte junge Hühner, Wachteln, Gefrorenes und ausgezeichneter Wein, das alles trug in würdiger Weise zur Feierlichkeit des Tages bei. Zum Schlusse umarmten die Gäste einander, lobten den Geschmack des Hausherrn über alles und setzten sich dann an die Kartentische. Muchojarow verneigte sich und dankte, indem er sagte, daß er für das große Glück, die teuren Gäste bewirten zu können, den dritten Teil seines Gehaltes geopfert hätte.

Gegen Morgen fuhren und gingen die Gäste, so gut es ging, fort, und im Hause beruhigte sich alles wieder bis zum Iljatage.

An diesem Tage waren von Fremden nur Iwan Gerassimowitsch und Alexejew, der stumme und bescheidene Gast, der Oblomow einst am Ersten Mai zum Spaziergang eingeladen hatte, zu Besuch. Oblomow wollte Iwan Matwejewitsch noch übertreffen und bestrebte sich, mit der Feinheit und Eleganz der Servierung, die in diesem Winkel unbekannt waren, zu glänzen.

Statt der fetten Fischpiroge erschienen mit Luft gefüllte Pastetchen; vor der Suppe wurden Austern gereicht; dann kamen Hühner in Papillotten, mit Trüffeln, süßes Fleisch, feines Gemüse und englische Suppe. In der Mitte des Tisches prangte eine ungeheure Ananas, von Pfirsichen, Kirschen und Aprikosen umringt. In den Vasen standen frische Blumen. Als man die Suppe in Angriff nahm und Tarantjew über die Pastetchen und den Koch für den dummen Einfall, nichts hineinzugeben, schimpfte, ertönte das verzweifelte Zerren an der Kette und das Bellen des Hundes. Ein Wagen fuhr in den Hof hinein, indem er mit der Deichsel gegen den Zaun stieß, und jemand fragte nach Oblomow. Alle rissen den Mund auf.

»Jemand von den vorjährigen Bekannten hat sich an meinen Namenstag erinnert«, sagte Oblomow. »Ich bin nicht zu Hause, sag, daß ich nicht zu Hause bin!« rief er Sachar flüsternd zu.[922]

Man speiste im Garten in der Laube, Sachar wollte fortstürzen und stieß auf dem Gartenwege mit Stolz zusammen.

»Andrej Iwanowitsch!« krächzte er freudig.

»Andrej!« schrie Oblomow laut auf, stürzte auf ihn zu und umarmte ihn.

»Ich komme gerade zur rechten Zeit, zum Mittagessen!« sagte Stolz. »Gib mir zu essen, ich habe Hunger. Ich habe dich mit Mühe und Not gefunden!«

»Komm, komm, setze dich!« sagte Oblomow eilig, ihm neben sich Platz machend.

Bei Stolz' Erscheinen erhob sich zuerst Tarantjew, stieg rasch über den Zaun und verschwand im Gemüsegarten; ihm folgte Iwan Matwejewitsch, der sich hinter die Laube versteckte und sich dann in sein Giebelzimmer zurückzog. Auch die Hausfrau erhob sich von ihrem Platze.

»Ich störe ...« sagte Stolz aufspringend.

»Wohin denn, warum? Iwan Matwejewitsch! Michej Andreitsch!« rief Oblomow.

Er überredete die Hausfrau, sitzen zu bleiben, aber Iwan Matwejewitsch und Tarantjew ließen sich nicht mehr blicken.

»Woher, wieso, auf lange?« fragte Oblomow.

Stolz war geschäftlich auf zwei Wochen gekommen, begab sich dann aufs Gut, nach Kiew und Gott weiß wohin noch. Stolz sprach bei Tische wenig, aß aber viel; man sah, daß er tatsächlich hungrig war. Die anderen schwiegen erst recht. Nach dem Essen, als alles abgeräumt war, ließ Oblomow Champagner und Selters in die Laube stellen und blieb mit Stolz allein.

Sie schwiegen einige Zeit. Stolz blickte ihn lange und forschend an.

»Nun, Ilja!?« sagte er endlich so streng und fragend, daß Oblomow zu Boden blickte und schwieg.

»Also ›nie‹?«

»Was ›nie‹?« fragte Oblomow, als wüßte er nicht, worum es sich handelte.[923]

»Du hast schon vergessen: ›Jetzt oder nie!‹«.

»Ich bin jetzt anders ... als ich damals war, Andrej!« sagte er endlich. »Meine Angelegenheiten sind Gott sei Dank in Ordnung. Ich liege nicht müßig da; mein Plan ist fast fertig, ich halte mir zwei Zeitschriften; ich habe die Bücher, die du mir zurückgelassen hast, fast alle gelesen ...«

»Warum bist du denn nicht ins Ausland gekommen?« fragte Stolz.

»An der Reise ins Ausland hat mich jemand verhindert ...« Er schwieg.

»Oljga?« sagte Stolz, ihn bedeutungsvoll anblickend.

Oblomow wurde blutrot.

»Wie, ist es möglich, daß du das gehört hast ... Wo ist sie jetzt?« fragte er rasch, indem er Stolz anblickte.

Stolz fuhr fort, ihm, ohne zu antworten, in die Augen zu schauen und drang tief in seine Seele ein.

»Ich habe gehört, sie sei mit der Tante ins Ausland gereist«, sagte Oblomow, »gleich nachdem ...«

»Nachdem sie ihren Irrtum eingesehen hat!« schloß Stolz.

»Weißt du denn das? ...« fragte Oblomow und wußte nicht, wo er vor Verlegenheit hin sollte.

»Alles«, sagte Stolz, »sogar von dem Fliederzweig. Und es tut dir nicht weh, du schämst dich nicht, Ilja? Nagt an dir keine Reue, kein Bedauern? ...«

»Sprich nicht, erwähne das nicht!« unterbrach ihn Oblomow. »Ich bin erkrankt, als ich sah, welch ein Abgrund zwischen mir und ihr liegt, als ich mich davon überzeugte, daß ich ihrer nicht wert bin ... Ach, Andrej! Wenn du mich liebst, dann quäle mich nicht und erinnere mich nicht an sie. Ich habe sie längst auf ihren Irrtum hingewiesen, sie wollte mir nicht glauben ... meine Schuld ist wirklich nicht sehr groß ...«

»Ich beschuldige dich ja nicht, Ilja!« fuhr Stolz freundschaftlich und weich fort. »Ich habe deinen Brief gelesen. Die meiste Schuld trage ich, dann sie und ganz zuletzt du, aber in sehr geringem Maße.«[924]

»Was ist mit ihr jetzt?« fragte Oblomow traurig.

»Was? Sie trauert, weint unaufhörlich und flucht dir ...« Bei jedem Worte erschien auf Oblomows Gesicht Angst, Mitleid, Entsetzen und Reue.

»Was sagst du, Andrej?« rief er aus, indem er sich erhob. »Fahren wir um Gottes willen gleich zu ihr, sofort! Ich werde ihr zu Füßen fallen und mir ihre Verzeihung erflehen ...«

»Bleibe ruhig sitzen!« unterbrach ihn Stolz lachend. »Sie ist guter Laune, sogar glücklich, hat dich grüßen lassen und wollte dir schreiben; ich habe ihr aber davon abgeraten und habe gesagt, daß dich das aufregen würde.«

»Gott sei Dank!« rief Oblomow fast mit Tränen aus. »Wie froh bin ich, Andrej, laß dich küssen, und wollen wir auf ihre Gesundheit trinken!«

Sie leerten ein Glas Champagner.

»Wo ist sie denn jetzt?«

»Jetzt ist sie in der Schweiz. Zum Herbst fährt sie mit der Tante auf ihr Gut. Ich bin deswegen jetzt hier. Man muß sich noch für ihre Angelegenheiten verwenden. Der Baron hat den Prozeß nicht zu Ende geführt; es ist ihm eingefallen, um Oljgas Hand anzuhalten ...«

»Ist's möglich? Das ist also doch wahr?« fragte Oblomow.

»Nun, und was hat sie darauf erwidert?«

»Sie hat ihn natürlich abgewiesen; er war gekränkt und ist abgereist, so daß ich jetzt die Sache zu Ende führen muß! Nächste Woche wird alles erledigt sein. Nun, wie geht es dir? Warum hast du dich in diese abgelegene Straße verkrochen?«

»Hier ist es ruhig und still, Andrej; niemand stört ...«

»Wobei?«

»Bei der Arbeit ...«

»Ich bitte dich, hier ist es ganz wie in Oblomowka, nur noch widerwärtiger!« sagte Stolz, um sich schauend. »Wollen wir aufs Gut fahren, Ilja?«

»Aufs Gut ... vielleicht, dort beginnt man auch bald zu[925] bauen; aber nicht so plötzlich, Andrej, laß es uns überlegen ...«

»Wieder überlegen! Ich kenne dieses Überlegen; es wird so sein, wie mit deiner Reise ins Ausland vor zwei Jahren. Fahren wir nächste Woche hin.«

»Wieso nächste Woche?« wehrte sich Oblomow. »Du bist frei, ich aber muß Vorbereitungen treffen ... ich habe meine ganze Wirtschaft hier; wie, soll ich das alles liegen und stehen lassen? Ich habe ja nichts.«

»Du brauchst ja auch nichts. Was brauchst du denn?«

Oblomow schwieg.

»Es steht schlecht mit meiner Gesundheit, Andrej«, sagte er, »die Atemnot quält mich so. Dann kehren auch die Gerstenkörner immer wieder, bald auf dem einen und bald auf dem anderen Auge, und die Füße schwellen mir an. Wenn ich manchmal in der Nacht sehr fest schlafe, ist's plötzlich, als schlage mich jemand auf den Kopf oder den Rücken, so daß ich aufspringen muß ...«

»Höre, Ilja, ich werde dir ganz ernsthaft sagen, daß du die Lebensweise verändern mußt, sonst bekommst du die Wassersucht oder den Schlagfluß. Mit den Hoffnungen auf die Zukunft ist es jetzt zu Ende. Wenn Oljga, dieser Engel, dich auf ihren Flügeln nicht aus deinem Sumpfe forttragen konnte, werde ich nichts mehr tun können. Aber du könntest und müßtest dir ein kleines Arbeitsfeld wählen, dir dein Gut einrichten, dich mit den Bauern und ihren Angelegenheiten abgeben, bauen und pflanzen ... Ich werde davon nicht abstehen. Jetzt erfülle ich nicht mehr meinen eigenen Wunsch, sondern Oljgas Willen; sie will es – hörst du? – Daß du nicht ganz stirbst und dich nicht lebend begraben läßt – und ich habe versprochen, dich aus dem Grabe herauszureißen ...«

»Sie hat mich noch nicht vergessen! Bin ich es denn wert?« sagte Oblomow voll Empfindung.

»Nein, sie hat nicht vergessen und wird wohl auch nie vergessen; das ist keine solche Frau. Du mußt noch zu ihr aufs Gut zu Besuch kommen.«[926]

»Aber nur nicht jetzt, um Gottes willen, nicht jetzt, Andrej! Laß mich vergessen. Ach, hier ist noch ...«

Er zeigte aufs Herz.

»Was ist da? Doch nicht Liebe?«

»Nein, Scham und Traurigkeit!« antwortete Oblomow seufzend.

»Nun gut! Wollen wir zu dir hinfahren? Du mußt ja jetzt bauen lassen; es ist Sommer, die wertvollste Zeit vergeht ...«

»Nein, ich habe einen Bevollmächtigten. Er ist jetzt auf dem Gute, und ich kann auch später kommen, wenn ich mit allem fertig bin und mir alles überlegt habe.«

Er begann vor Stolz damit zu prahlen, wie gut er, ohne sich vom Fleck zu rühren, seine Angelegenheiten geordnet habe, wie der Bevollmächtigte über die flüchtigen Bauern Erkundigungen einziehe, wie vorteilhaft er das Getreide verkaufe, daß er ihm anderthalb Tausend geschickt habe und in diesem Jahre wahrscheinlich auch die Abgaben einsammeln und schicken würde.

Stolz schlug bei diesem Berichte die Hände zusammen.

»Man hat dich bestohlen!« sagte er. »Anderthalb Tausend von dreihundert Seelen! Wer ist dieser Bevollmächtigte, was für ein Mensch?«

»Mehr als anderthalb Tausend«, verbesserte sich Oblomow. »Er hat aus dem Erlös für das Getreide auch die Vergütung für seine Mühe erhalten ...«

»Wieviel denn?«

»Ich erinnere mich wirklich nicht; ich werde es dir aber zeigen; ich habe irgendwo eine Rechnung.«

»Nun, Ilja! Du bist wirklich zugrunde gegangen und gestorben!« entschied er. »Zieh dich an und komm mit!«

Oblomow wollte sich wehren, aber Stolz führte ihn fast gewaltsam in sein Zimmer, setzte eine Vollmacht auf seinen Namen auf, ließ dieselbe von Oblomow bestätigen und erklärte ihm, er selbst wolle Oblomowka so lange in Pacht nehmen, bis Oblomow persönlich aufs Gut kommen und sich an die Landwirtschaft gewöhnen würde.[927]

»Du wirst dreimal soviel bekommen«, sagte er, »aber ich werde nicht lange dein Pächter sein; ich habe meine eigenen Angelegenheiten. Komm jetzt aufs Gut mit oder folge mir bald nach. Ich werde auf Oljgas Gut sein; das befindet sich in einer Entfernung von dreihundert Werst von dem deinigen; ich werde hinfahren, den Bevollmächtigten fortjagen, alles anordnen, und dann kannst du selbst kommen. Ich werde dich nicht in Ruhe lassen.«

Oblomow seufzte.

»Ach, das Leben!« sagte er.

»Was ist mit dem Leben?«

»Es greift überall an, man hat keine Ruhe! Ich möchte mich hinlegen ... und für immer einschlafen ...«

»Das heißt, du würdest das Licht auslöschen und im Dunkeln bleiben! Ein schönes Leben! Ach, Ilja! wenn du doch wenigstens ein wenig philosophieren würdest, wirklich! Das Leben wird wie ein Augenblick dahineilen, und du möchtest dich noch hinlegen und einschlafen. Es soll ein ewiges Flammen sein! Ach, wenn man zwei-, dreihundert Jahre leben könnte!« schloß er. »Was man da alles leisten könnte!«

»Du bist etwas anders, Andrej!« entgegnete Oblomow. »Du hast Flügel, du lebst nicht, du fliegst, du bist begabt und ehrgeizig. Du bist nicht dick, leidest nicht an Gerstenkörnern und an Nackenjucken. Du bist ganz anders ...«

»Aber laß das! Der Mensch ist so erschaffen, daß er sich selbst lenken und selbst seine Natur verändern kann, und du hast dir einen Bauch wachsen lassen und glaubst, daß die Natur dir diese Last auferlegt hat! Du hattest Flügel, du hast sie dir aber gestutzt.«

»Wo sind denn die Flügel?« fragte Oblomow traurig. »Ich kann nichts ...«

»Das heißt, du willst nichts können!« unterbrach ihn Stolz. »Es gibt keinen Menschen, der nicht irgend etwas versteht; das gibt es wirklich nicht!«

»Ich kann aber nichts!« sagte Oblomow.

»Wenn man dir zuhört, müßte man glauben, du könntest nicht einmal ein Papier an die Polizeiverwaltung und[928] einen Brief an den Hausherrn schreiben. Du hast aber doch an Oljga geschrieben? Du hast darin ›welches‹ und ›daß‹ immer an richtiger Stelle angewendet. Da hat sich bei dir auch Atlaspapier und Tinte aus dem englischen Geschäft gefunden, und deine Handschrift ist darin so energisch, nicht wahr?«

Oblomow errötete.

»Als du es gebraucht hast, sind dir Gedanken und Ausdrücke eingefallen, wie man sie irgendwo in einem Roman drucken lassen könnte. Wenn aber keine Notwendigkeit vorliegt, kann man nichts, dann sehen die Augen nicht und sind die Hände schwach! Du hast dein Können schon in der Kindheit in Oblomowka, inmitten von Tanten, Kinderfrauen und Dienern eingebüßt. Du hast zuerst die Strümpfe nicht anzuziehen verstanden und hast damit geendet, daß du nicht zu leben verstehst.«

»Das alles mag wahr sein, Andrej. Man kann aber nichts dagegen tun und das Leben nicht von vorne beginnen!« sagte Ilja, entschlossen aufseufzend.

»Wieso kann man es nicht wieder beginnen!« entgegnete Stolz ärgerlich. »Welch ein Unsinn! Höre mir zu und tue, was ich sage, dann kannst du wieder zu leben beginnen!«

Aber Stolz fuhr allein aufs Gut, und Oblomow blieb da und versprach, im Herbste hinzukommen.

»Was soll ich Oljga sagen?« fragte Stolz Oblomow vor der Abreise.

Oblomow senkte den Kopf und schwieg traurig; dann seufzte er.

»Sag ihr nichts von mir!« antwortete er endlich verlegen. »Sag, daß du mich nicht gesehen und von mir nichts gehört hast ...«

»Sie glaubt es nicht.«

»Nun, dann sag ihr, daß ich zugrunde gegangen, gestorben und verschwunden bin ...«

»Dann wird sie weinen und lange nicht zu trösten sein. Warum sollte man sie denn traurig machen?«

Oblomow dachte gerührt nach; seine Augen waren feucht.[929]

»Nein, gut; ich werde lügen und ihr sagen, daß du in der Erinnerung an sie lebst«, schloß Stolz, »und nach einem ernsten, wahren Lebensziel suchst. Merke dir, daß das Leben selbst und die Arbeit das Ziel des Lebens ist, nicht aber ein Weib. Darin habt ihr euch beide geirrt. Wie froh sie sein wird!«

Sie verabschiedeten sich voneinander.

Quelle:
Gontscharow, Iwan: Oblomow. Zürich 1960, S. 920-930.
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