Drittes Kapitel

[619] »Guten Tag, Ilja! Wie freue ich mich, dich zu sehen! Nun, wie geht's dir? Gut?« fragte Stolz.

»O nein, mir geht's schlecht, Bruder Andrej«, sagte Oblomow seufzend. »Auch in der Gesundheit.«

»Bist du denn krank?« fragte Stolz besorgt.

»Die Gerstenkörner quälen mich so; erst vorige Woche ist eins vom rechten Auge herunter und jetzt kommt wieder ein anderes.«

Stolz lachte.

»Nur das?« fragte er. »Das hast du vom vielen Schlafen.«

»Es ist aber nicht ›nur‹ das; ich leide so an Sodbrennen. Du solltest hören, was der Doktor vor kurzem gesagt hat. ›Gehen Sie ins Ausland‹, sagt er, ›sonst kann es schlecht enden. Sie bekommen einen Schlagfluß.‹«

»Nun, was tust du?«

»Ich fahre nicht hin.«

»Warum denn nicht?«

»Aber ich bitte dich! Höre nur, was er mir alles gesagt hat: Ich soll auf irgendeinem Berg wohnen und nach Ägypten oder nach Amerika reisen ...«

»Was ist denn dabei?« sagte Stolz kaltblütig. »Du wirst in zwei Wochen in Ägypten und in drei Wochen in Amerika sein.«

»Aber Bruder Andrej, auch du? Es hat bisher einen einzigen vernünftigen Menschen gegeben, aber auch dieser ist von Sinnen. Wer reist denn nach Amerika und nach Ägypten? Die Engländer sind schon vom Herrgott dementsprechend erschaffen worden; sie haben außerdem keinen Platz bei sich zu Hause. Wer fährt denn[620] aber von uns hin? Irgendein Verzweifelter, dem das Leben nichts wert ist!«

»Man könnte wirklich glauben, daß das Heldentaten sind; man steigt in einen Wagen oder ins Schiff, atmet frische Luft ein, sieht fremde Länder, Städte, Sitten und alle Wunder ... ach du! Nun sag, was ist's mit deinen Angelegenheiten, wie steht's in Oblomowka?«

»Ach! ...« sagte Oblomow, mit einer verzweifelten Handbewegung.

»Was ist geschehen?«

»Das Leben macht sich fühlbar!«

»Gott sei Dank, daß es so ist!«

»Wieso, Gott sei Dank? Wenn es einem immer den Kopf streicheln wollte; es läßt mich aber nicht in Ruhe, so wie in der Schule die Raufbolde den ruhigen Schüler necken, ihn bald heimlich kneifen oder plötzlich von vorne heranstürmen und mit Sand bestreuen ... ich hält's nicht aus!«

»Du bist auch zu ruheliebend. Was ist denn geschehen?«

»Ein zwiefaches Unglück.«

»Was denn für eins?«

»Ich bin ganz zugrunde gerichtet!«

»Wieso?«

»Ich werde dir vorlesen, was der Dorfschulze schreibt ... Wo ist der Brief? Sachar! Sachar!«

Sachar fand den Brief. Stolz durchflog ihn und lachte, wahrscheinlich über den Stil des Dorfschulzen.

»Was der Dorfschulze für ein Schuft ist!« sagte er. »Er hat die Bauern fortgelassen und beklagt sich noch! Es wäre am besten, ihnen die Pässe zu geben und sie, wohin sie wollen, ziehen zu lassen.«

»Aber ich bitte dich, da werden ja alle fortwollen«, entgegnete Oblomow.

»Laß sie nur fort!« sagte Stolz sorglos. »Derjenige, dem das Bleiben angenehm und einträglich ist, geht nicht fort; wenn das aber nicht der Fall ist, dann ist's auch für dich nicht einträglich; wozu ihn also halten?«

»Was du dir ausdenkst!« sagte Ilja Iljitsch. »Die Bauern[621] in Oblomowka sind ruhig und seßhaft; warum sollen sie sich herumtreiben? ...«

»Weißt du denn nicht«, unterbrach ihn Stolz, »daß man in Werchljowo einen Hafen einrichten will und eine Landstraße geplant wird, so daß Oblomowka von der Chaussee nicht weit entfernt sein wird, und in der Stadt wird man einen Jahrmarkt abhalten ...«

»Ach du mein Gott!« sagte Oblomow. »Das hat noch gefehlt! Oblomowka war so ruhig abseits gelegen, und jetzt kommt ein Jahrmarkt, eine Chaussee! Die Bauern werden in die Stadt gehen, und die Kaufleute werden zu uns kommen – alles ist verloren! Es ist ein Unglück!«

Stolz lachte.

»Wieso, ist denn das kein Unglück?« sprach Oblomow weiter. »Von den Bauern hat man früher weder Gutes noch Schlechtes gehört, sie haben ihre Arbeit getan und haben nirgends hin wollen; und jetzt werden sie verdorben werden! Sie werden sich Tee, Kaffee, Sammethosen, Harmonikas und Schmierstiefel anschaffen ... es wird dabei nichts Gutes herauskommen!«

»Ja, wenn es so ist, wird natürlich nichts Gutes dabei herauskommen«, bemerkte Stolz. »Richte aber im Dorfe eine Schule ein ...«

»Ist es nicht zu früh?« sagte Oblomow. »Die Bildung schadet dem Bauer; wenn man ihn lernen läßt, wird er vielleicht gar nicht pflügen wollen ...«

»Die Bauern werden doch dann lesen, wie sie pflügen müssen, du komischer Kauz! Aber höre einmal ernstlich: Du mußt in diesem Jahre selbst auf dem Gute sein.«

»Ja, das ist wahr; aber mein Plan ist noch nicht ganz fertig ...« bemerkte Oblomow schüchtern.

»Du brauchst ihn ja gar nicht!« sagte Stolz. »Fahre nur hin; du wirst an Ort und Stelle sehen, was zu tun ist. Du arbeitest schon so lange an dem Plan; ist's möglich, daß noch nicht alles fertig ist? Was machst du denn?«

»Ach Bruder! Habe ich denn nur mit dem Gut zu tun? Und mein zweites Unglück?«

»Was für eins denn?«[622]

»Man jagt mich aus der Wohnung hinaus.«

»Wieso jagt man dich hinaus?«

»Man sagt mir, ich soll ausziehen und sonst nichts.«

»Nun also!«

»Was also? Ich habe mir den Rücken und die Seiten abgewetzt, soviel wälze ich mich vor Sorgen hin und her. Ich bin ja allein; es ist bald das eine, bald das andere notwendig; ich muß die Rechnungen durchsehen, hier und dort zahlen, und jetzt kommt noch der Umzug! Ich verbrauche furchtbar viel Geld, ohne daß ich selbst weiß wieso! Ich kann immer erwarten, daß ich ohne eine Kopeke dableibe ...«

»Bist du ein verwöhnter Mensch! Es ist dir schwer, aus der Wohnung auszuziehen!« sagte Stolz erstaunt. »Sag mir, da wir schon von Geld sprechen: Hast du viel davon? Gib mir fünfhundert Rubel, ich muß sie gleich fortschicken; ich nehme das Geld morgen aus unserem Kontor ...«

»Wart! Laß mich nachdenken ... Vor kurzem hat man mir aus dem Gute tausend Rubel geschickt, und jetzt hab' ich ... warte ...«

Oblomow begann in den Schubladen herumzustöbern.

»Hier sind ... zehn, zwanzig, hier sind zweihundert Rubel ... und noch zwanzig. Es war hier noch Kupfergeld ... Sachar! Sachar!«

Sachar sprang auf gewohnte Weise von der Ofenbank herab und trat ins Zimmer.

»Wo sind die zwanzig Kopeken, die hier auf dem Tische lagen? Ich habe sie gestern hingelegt ...«

»Was Sie mit diesen zwanzig Kopeken haben, Ilja Iljitsch! Ich habe doch schon gesagt, daß hier keine zwanzig Kopeken gewesen sind ...«

»Wieso nicht! Es war der Rest für die Orangen ...«

»Sie haben's jemand gegeben und es vergessen«, sagte Sachar, sich zur Tür wendend.

Stolz lachte.

»Ach, ihr Oblomower!« warf er ihnen vor. »Sie wissen nicht einmal, wieviel Geld sie in der Tasche haben!«[623]

»Und was für Geld haben Sie vorhin Michej Andreitsch gegeben?« erinnerte Sachar.

»Ach ja, Tarantjew hat zehn Rubel genommen«, wandte sich Oblomow rasch an Stolz. »Ich habe ganz vergessen!«

»Warum läßt du diese Bestie zu dir!« bemerkte Stolz.

»Wozu man ihn nur hereinläßt!« mengte sich Sachar hinein. »Er kommt wie in sein Haus oder in eine Schenke. Er hat das Hemd und die Weste vom Herrn genommen, und wir haben die Sachen seitdem nicht wieder gesehen! Vor kurzem hat er den Frack verlangt: Laß ihn mich anziehen! Wenn doch wenigstens Sie, Väterchen Andrej Iwanowitsch, nach dem Rechten sehen wollten ...«

»Das ist nicht deine Sache, Sachar; geh in dein Zimmer!« sagte Oblomow streng.

»Gib mir einen Bogen Briefpapier«, bat Stolz, »ich möchte etwas schreiben.«

»Sachar, gib Papier her, Andrej Iwanowitsch braucht welches«, sagte Oblomow.

»Wir haben keins! Ich hab' ja schon gesucht«, antwortete Sachar aus dem Vorzimmer, ohne ins Zimmer zu kommen.

»Gib mir irgendein Stückchen!« verlangte Stolz.

Oblomow suchte auf dem Tisch; es war nicht einmal ein Stückchen da.

»Nun, gib mir wenigstens eine Visitenkarte.«

»Ich habe längst keine Visitenkarte mehr«, sagte Oblomow.

»Was ist denn mit dir?« entgegnete Stolz ironisch. »Und dabei hast du vor, zu arbeiten und einen Plan zu entwerfen. Sag einmal, gehst du irgendwohin? Wo verkehrst du? Wen siehst du?«

»Wohin ich komme? Ich verkehre wenig, ich sitze meistens zu Hause; der Plan macht mir Sorgen, und jetzt noch die Geschichte mit der Wohnung ... Zum Glück wollte Tarantjew sich verwenden und suchen ...«

»Kommt jemand zu dir?«

»Ja ... Tarantjew und Alexejew. Vor kurzem war der Doktor hier ... Dann auch Pjenkin, Sudjbinski, Wolkow.«[624]

»Ich sehe bei dir keine Bücher«, sagte Stolz.

»Hier ist eins!« bemerkte Oblomow, auf das auf dem Tisch liegende Buch hinweisend.

»Was ist das?« fragte Stolz hineinblickend, »›Reise nach Afrika‹! Und die Seite, auf der du stehengeblieben bist, ist verschimmelt. Man sieht auch keine Zeitung ... Liest du Zeitungen?«

»Nein, das ist mir eine zu kleine Schrift, sie verdirbt die Augen ... und es ist auch gar nicht notwendig; wenn es etwas Neues gibt, so hört man den ganzen Tag von allen Seiten von nichts anderem.«

»Aber ich bitte dich, Ilja!« sagte Stolz, Oblomow erstaunt anblickend. »Was machst denn du selbst? Du hast dich wie ein Teigklumpen zusammengerollt und liegst da.«

»Das ist wahr, Andrej, wie ein Teigklumpen«, gab Oblomow traurig zur Antwort.

»Ist denn dies Bewußtsein eine Rechtfertigung?«

»Nein, das ist nur eine Antwort auf deine Worte; ich rechtfertige mich nicht«, bemerkte Oblomow seufzend.

»Man muß doch diesen Schlaf von sich abschütteln.«

»Ich hab' das früher versucht, es ist mir nicht gelungen und jetzt ... wozu? Nichts bringt mich aus dem Zustand heraus, die Seele strebt nirgends hin, der Geist schläft ruhig!« schloß er mit kaum merklicher Bitterkeit. »Genug davon ... Sag lieber, woher du jetzt kommst!«

»Aus Kiew. Nach etwa vierzehn Tagen reise ich ins Ausland. Komm auch mit ...«

»Gut; vielleicht ...« beschloß Oblomow.

»Also setz dich hin und schreibe eine Bittschrift, du reichst sie dann gleich morgen ein ...«

»Schon morgen!« begann Oblomow erschrocken. »Wie eilig es alle haben, als ob ihnen jemand im Nacken säße! Wir wollen es uns überlegen, alles besprechen, und dann wollen wir weitersehen! Vielleicht fahren wir erst ins Dorf und dann ins Ausland ... später ...«

»Warum denn später? Der Doktor hat dir's doch verordnet? Wirf erst das Fett, die Schwere des Körpers, von[625] dir, dann wird auch deine Seele den Schlaf abschütteln. Man braucht eine körperliche und eine seelische Gymnastik.«

»Nein, Andrej, das alles wird mich ermüden; mit meiner Gesundheit ist es schlecht bestellt. Nein, laß mich lieber hier und fahre allein ...«

Stolz blickte den liegenden Oblomow an, und Oblomow erwiderte den Blick. Stolz schüttelte den Kopf, und Oblomow seufzte.

»Ich glaube, du bist auch zum Leben zu faul?« fragte Stolz.

»Du hast wohl recht, Andrej; ich bin zu faul dazu.«

Andrej erwog in seinem Kopf die Frage, wodurch er ihn packen konnte, und wo er noch eine lebendige Stelle besaß; dabei betrachtete er ihn schweigend und lachte plötzlich auf.

»Warum trägst du einen Zwirnstrumpf und einen Baumwollstrumpf?« bemerkte er plötzlich, auf Oblomows Füße hinweisend. »Du hast auch das Hemd verkehrt an!«

Oblomow blickte seine Füße und dann sein Hemd an.

»Wirklich!« gab er verlegen zu. »Dieser Sachar ist mir zur Strafe geschickt worden! Du wirst nicht glauben, wie ich mich mit ihm abquäle! Er streitet mit mir, ist grob, läßt sich aber nichts sagen!«

»Ach, Ilja, Ilja!« sagte Stolz, »nein, ich lasse dich nicht in diesem Zustand. In einer Woche wirst du dich nicht wiedererkennen. Abends werde ich dir meinen genauen Plan mitteilen, was ich mit mir und mit dir anzufangen beabsichtige, und jetzt zieh dich an.«

»Wart nur, ich werde dich schon aufrütteln. Sachar!« schrie er, »Ilja Iljitsch wird sich ankleiden!«

»Wohin soll ich, ich bitte dich, was hast du? Gleich kommen Tarantjew und Alexejew zum Mittagessen. Dann wollten wir ...«

»Sachar!« sagte Stolz, ohne ihm zuzuhören, »hilf ihm beim Ankleiden.«

»Zu Befehl, Väterchen Andrej Iwanowitsch, ich putze nur erst noch die Schuhe«, sagte Sachar gutgelaunt.[626]

»Wie? Die Schuhe sind um fünf Uhr noch ungeputzt?«

»Sie sind schon seit voriger Woche geputzt, aber der Herr ist nicht ausgegangen, und da ist der Glanz wieder verlorengegangen ...«

»Dann gib sie so, wie sie sind, her. Trag meinen Koffer in den Salon, ich steige bei euch ab. Ich ziehe mich gleich an, mache auch du dich fertig, Ilja. Wir werden irgendwo unterwegs Mittag essen, dann fahren wir zu zwei, drei Familien hin, und ...«

»Aber du kommst so plötzlich damit ... warte ... laß mich erst überlegen ... ich bin ja nicht rasiert ...«

»Du brauchst dir gar nichts zu überlegen und dich hinter dem Ohr zu kratzen ... Du wirst dich unterwegs rasieren lassen; ich führe dich schon irgendwohin.«

»Zu welchen Familien werden wir denn hinfahren?« rief Oblomow betrübt aus, »zu unbekannten? Was du dir ausdenkst! Ich gehe lieber zu Iwan Gerassimowitsch hin; ich war schon drei Tage nicht bei ihm.«

»Wer ist das, Iwan Gerassimowitsch?«

»Er war früher mein Kollege im Amt ...«

»Ah! Dieser grauhaarige Exekutor; was hast du an ihm gefunden? Was ist das für ein Vergnügen, die Zeit mit diesem Dummkopf totzuschlagen!«

»Wie schroff du manchmal über die Menschen urteilst, Andrej, Gott weiß, wie du dazukommst. Er ist doch ein guter Mensch, nur daß er keine holländischen Hemden trägt.«

»Was machst du bei ihm? Worüber sprecht ihr?« fragte Stolz.

»Weißt du, bei ihm im Hause ist es so bequem und gemütlich. Die Zimmer sind klein, die Sofas sind so tief, daß man mit dem Kopf einsinkt und gar nicht zu sehen ist. Die Fenster sind mit Efeu und mit Kakteen ganz bedeckt. Er hat mehr als ein Dutzend Kanarienvögel und drei so gute Hunde! Auf dem Tisch steht immer ein Imbiß vorbereitet. Die Stiche stellen lauter Familienszenen vor. Wenn man hinkommt, möchte man gar nicht wieder fortgehen. Man sitzt sorglos da, ohne[627] an irgend etwas zu denken, und weiß, daß daneben ein ... zwar nicht gescheiter Mensch sitzt; man kann natürlich nicht daran denken, mit ihm Gedanken auszutauschen, dafür ist er einfach, gutmütig, gastfreundlich, ohne Ansprüche und verspottet einen nicht hinter dem Rücken!«

»Was macht ihr denn?«

»Was? Ich komme hin, wir setzen uns einander gegenüber auf die Sofas, ziehen die Füße hinauf, er raucht ...«

»Nun, und du?«

»Ich ... rauche auch und höre zu, wie die Kanarienvögel rollen. Dann bringt Marfa den Samowar.«

»Tarantjew, Iwan Gerassimowitsch!« sagte Stolz achselzuckend. »Nun zieh dich schnell an«, mahnte er zur Eile. »Und wenn Tarantjew kommt, sag ihm«, fügte er, sich an Sachar wendend, hinzu, »daß wir auswärts zu Mittag essen und daß Ilja Iljitsch den ganzen Sommer auswärts speisen wird, daß er dann im Herbst viel zu tun haben wird und daß er ihn wohl kaum empfangen können wird ...«

»Ich werde es sagen, ich vergesse es nicht, ich werde es schon sagen«, antwortete Sachar, »und was befehlen Sie mit dem Mittagessen anzufangen?«

»Iß es mit irgend jemand auf und laß dir's gut schmecken.«

»Zu Befehl, gnädiger Herr.«

Nach etwa zehn Minuten kam Stolz angekleidet, rasiert und gekämmt herein und fand Oblomow melancholisch auf dem Bett sitzend und sich langsam die Hemdbrust zuknöpfend vor, wobei er mit dem Knopf nicht ins Knopfloch hineinfinden konnte. Vor ihm kniete auf einem Knie Sachar mit dem ungeputzten Schuh wie mit einer Platte und wartete darauf, daß der Herr fertig würde, um ihn anzuziehen.

»Du hast noch keine Schuhe an!« sagte Stolz erstaunt. »Nun, Ilja, geschwind, geschwind!«

»Wohin denn? Wozu?« sagte Oblomow voll Bangigkeit, »was habe ich dort zu suchen? Ich bin zurückgeblieben, ich habe keine Lust ...«

»Geschwind, geschwind!« trieb Stolz zur Eile an.

Quelle:
Gontscharow, Iwan: Oblomow. Zürich 1960, S. 619-628.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Oblomow
Oblomow

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Horribilicribrifax

Horribilicribrifax

Das 1663 erschienene Scherzspiel schildert verwickelte Liebeshändel und Verwechselungen voller Prahlerei und Feigheit um den Helden Don Horribilicribrifax von Donnerkeil auf Wüsthausen. Schließlich finden sich die Paare doch und Diener Florian freut sich: »Hochzeiten über Hochzeiten! Was werde ich Marcepan bekommen!«

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon