[729] Oblomow befand sich im Zustand eines Menschen, der soeben dem Untergang der Sommersonne mit den Augen gefolgt ist und ihre glühenden Spuren bewundert, ohne den Blick vom Abendrot zu wenden, ohne nach rückwärts zu schauen, wo die Nacht herabsinkt, und nur an die morgige Rückkehr der Wärme und des Lichtes denkt. Er lag auf dem Rücken und genoß den letzten Widerhall des gestrigen Beisammenseins. »Ich liebe, ich liebe, ich liebe«, klang es noch in seinen Ohren, viel schöner als Oljgas Gesang. Auf ihm ruhten noch die letzten Strahlen ihres tiefen Blickes. Er suchte dessen Bedeutung zu erforschen und den Grad ihrer Liebe zu bestimmen, und begann schon in Schlaf zu sinken, als plötzlich ...
Am nächsten Tag stand Oblomow bleich und düster auf; auf seinem Gesicht waren die Spuren einer schlaflosen Nacht zu lesen; die Stirne war voller Furchen; in den Augen war kein Feuer und kein Wunsch. Das Selbstbewußtsein, der frische, belebte Blick, die mäßige, bewußte Schnelligkeit der Bewegungen eines beschäftigten Menschen, alles war verschwunden. Er trank träge Tee, rührte kein einziges Buch an, sondern rauchte nachdenklich eine Zigarre an und setzte sich auf das Sofa. Früher würde er sich hingelegt haben, aber jetzt war er es nicht mehr gewohnt, und es zog ihn nicht einmal zum Kissen hin; aber er stützte sich darauf mit dem Ellbogen, ein Anzeichen, das auf seine frühere Lebensweise hindeutete. Er war mißgestimmt, seufzte manchmal, zuckte plötzlich die Achseln und schüttelte betrübt den Kopf. In ihm arbeitete etwas angestrengt; es war aber nicht die Liebe.[730] Oljgas Gestalt ist vor ihm; doch sie scheint in der Ferne, im Nebel und ohne Strahlen zu schweben, als wäre sie ihm fremd; er blickt sie schmerzlich an und seufzt.
»Man soll leben wie Gott befiehlt und nicht, wie man will, das ist eine weise Regel, aber ...« Er sann nach. »Ja, man kann nicht so leben, wie man will – das ist klar,« begann in ihm eine düstere, trotzige Stimme zu sprechen: »Man kommt in ein Chaos von Widersprüchen hinein, die kein Menschenverstand, wie tief und kühn er auch sein mag, lösen kann! Gestern hat man etwas gewünscht, strebt heute leidenschaftlich bis zur Ermattung zum Gewünschten hin und errötet übermorgen, weil man gewünscht hat, verwünscht das Leben, weil der Wunsch in Erfüllung gegangen ist – das kommt beim selbständigen und dreisten Schreiten durchs Leben, beim eigenmächtigen ›ich will‹ heraus. Man muß vorsichtig vorwärtsgehen, bei vielem die Augen schließen und nicht vom Glück träumen, nicht zu murren wagen, weil es entschwindet – das ist das Leben! Wer hat sich ausgedacht, daß es Glück und Genuß ist? Die Toren! Das Leben ist das Leben, ›die Pflicht‹, sagte Oljga, ›und eine Pflicht ist schwer. Wollen wir also unsere Pflicht erfüllen.‹« Er seufzte. »Ich werde Oljga nicht mehr sehen ... Mein Gott, du hast mir die Augen geöffnet und mich auf meine Pflicht hingewiesen,« sagte er, gen Himmel blickend. »Wo soll ich denn die Kraft hernehmen? Mich von ihr trennen! Jetzt geht es noch, wenn es auch weh tut, dafür werde ich mir später nicht fluchen, sie nicht verlassen zu haben! Es wird gleich jemand von ihr kommen, sie wollte herschicken ... Sie erwartet das nicht ...«
Aus was für einem Grunde? Welcher Wind hatte Oblomow plötzlich angeweht? Was für Wolken hatte er gebracht? Und warum legte er sich ein so trauriges Joch auf? Er hatte ja erst gestern in Oljgas Seele geblickt und dort eine lichte Welt und ein lichtes Schicksal gesehen, er hatte ihr und sein Horoskop gelesen. Was war denn geschehen? Er hatte gewiß abends gegessen, und er war auf dem Rücken gelegen, und die poetische Stimmung hatte[731] solch einen Schrecken zur Folge gehabt. Es kommt oft vor, daß man im Sommer an einem stillen, wolkenlosen Abend, bei glitzernden Sternen einschläft und daran denkt, wie schön morgen das Feld in den hellen Morgentönen erscheinen wird! Und wie lustig es sein wird, sich in das Waldesdickicht vor der Hitze zu verstecken ... Und plötzlich erwacht man beim Rieseln des Regens und sieht graue, traurige Wolken; es ist kalt und feucht ... Oblomow hatte des Abends wie gewöhnlich dem Klopfen seines Herzens gelauscht und sich in die Analyse seines Glückes vertieft, und plötzlich war er auf einen bitteren Tropfen gestoßen und hatte sich vergiftet. Das Gift wirkte stark und schnell. Er ließ im Geiste sein ganzes Leben an sich vorübergleiten; Reue und zu spätes Bedauern seiner Vergangenheit stiegen zum hundertsten Male in ihm auf. Er stellte sich vor, was er jetzt wäre, wenn er rüstig vorwärtsschreiten würde, um wieviel vielseitiger und inhaltsreicher sein Leben sich gestaltet hätte, wenn er tätig wäre, und ging zur Frage über, wie Oljga ihn lieben konnte, wofür? War das kein Irrtum? – tauchte es in ihm wie ein Blitz auf, und dieser Blitz hatte ihn ins Herz getroffen und es zerstört.
Er stöhnte: »Ein Irrtum! Ja ... das ist es!« wälzte sich der furchtbare Gedanke durch seinen Kopf. »Ich liebe, ich liebe, ich liebe« – ertönte es plötzlich in seiner Erinnerung, und das Herz begann sich zu erwärmen; doch dann erkaltete es wieder. Und was war dieses dreifache »Ich liebe« von Oljga? Eine Täuschung ihrer Augen, das tückische Flüstern des noch feiernden Herzens; keine Liebe, sondern nur eine Vorahnung von Liebe. Diese Stimme würde einst erwachen und so mächtig ertönen, in einen solchen Akkord ausklingen, daß die ganze Welt erbeben würde! Selbst die Tante und der Baron würden es erfahren, und der Klang dieser Stimme würde einen lauten Widerhall wecken! Jenes Gefühl würde nicht so still wie ein Bach vorwärtsschreiten, der sich im Grase verbirgt und kaum hörbar plätschert. Sie liebt jetzt ebenso, wie sie auf Kanevas stickt. Das Muster kommt langsam[732] und träge zum Vorschein, sie rollt es noch träger auf, bewundert es, legt es dann fort und vergißt es. Ja, das war nur eine Vorbereitung zur Liebe, ein Experiment, und er war ein Objekt, das ihr zuerst unterkam und zu einem gelegentlichen Versuche ganz tauglich war ... Ein Zufall hatte sie zueinander geführt und sie einander nahegebracht. Sie hätte ihn nicht bemerkt; Stolz hatte sie auf ihn hingewiesen und das junge, empfängliche Herz mit seiner Teilnahme angesteckt, in ihr war Mitleid mit seiner Lage und der eitle Wunsch erwacht, den Schlaf von seiner trägen Seele abzuschütteln, um ihn dann zu verlassen. »So ist es also!« sprach er entsetzt, sich vom Bette erhebend und mit zitternder Hand die Kerze anzündend. »Es ist und war nichts anderes! Sie war zur Empfängnis der Liebe bereit, ihr Herz wartete gespannt, sie ist ihm zufällig begegnet und hat sich ihm irrtümlicherweise zugewendet ... Es brauchte nur ein anderer zu erscheinen, und sie würde entsetzt und ernüchtert ihren Irrtum einsehen! Wie würde sie ihn dann anblicken und sich abwenden ... Das wäre furchtbar! Ich stehle fremdes Gut. Ich bin ein Dieb! Was tue ich? Was tue ich? Wie verblendet ich bin – o Gott!«
Er blickte in den Spiegel; er war blaß und gelb, seine Augen waren trüb. Er dachte an jene glücklichen Jünglinge, die einen feuchten, sinnenden, aber tiefen und mächtigen Blick mit dem zitternden Funken im Auge hatten wie sie, die ein siegesbewußtes Lächeln, einen so rüstigen Gang und eine klangvolle Stimme besaß. Und er würde es erleben, daß so einer erschien, sie würde plötzlich Feuer fangen, ihn anblicken und ... auflachen!
Er blickte wieder in den Spiegel. »Solche liebt man nicht!« sagte er.
Dann legte er sich hin und preßte das Gesicht aufs Kissen. »Leb wohl, Oljga, sei glücklich!« schloß er.
»Sachar!« rief er des Morgens. »Wenn jemand von Iljinskys mich holen kommt, sage, daß ich nicht zu Hause bin, daß ich in die Stadt gefahren bin.«
»Zu Befehl!«[733]
»Nein ... Ich schreibe ihr lieber,« sagte er zu sich selbst, »sonst wird es ihr wunderlich erscheinen, daß ich plötzlich verschwunden bin. Eine Erklärung ist unvermeidlich.«
Er setzte sich an den Tisch und begann rasch, leidenschaftlich und mit fieberhafter Schnelligkeit zu schreiben, ganz anders, als er Anfang Mai an seinen Hausherrn geschrieben hatte. Es kam kein einziges Mal eine unangenehme und zu nahe Begegnung zweier »welcher« und »daß« vor.
»Es wundert Sie, Oljga Sjergejewna,« schrieb er, »statt meiner diesen Brief zu sehen, da wir so oft zusammenkommen. Lesen Sie bis zu Ende, und Sie werden sehen, daß ich nicht anders handeln konnte. Wir hätten mit diesem Briefe beginnen sollen, dann wären uns beiden in Zukunft viele Gewissensbisse erspart; es ist aber auch jetzt noch nicht zu spät. Wir haben einander so plötzlich und schnell liebgewonnen, als ob wir beide plötzlich erkrankt wären, und das hat mich daran verhindert, früher zur Besinnung zu kommen. Wer würde übrigens, ganze Stunden lang Ihren Anblick genießend und Ihnen lauschend, gutwillig die schwere Pflicht, sich vom Zauber zu ernüchtern, auf sich nehmen? Wo könnte man einen genügenden Vorrat an Vorsicht und Willenskraft ansammeln, um bei jedem Abhange stehenzubleiben und sich nicht herablocken zu lassen? Ich habe jeden Tag gedacht: Ich lasse mich nicht weiter hinreißen, und ich bleibe stehen; es hängt ja von mir ab, und ich habe mich hinreißen lassen, und jetzt beginnt ein Kampf, in dem ich Ihren Beistand fordere. Ich habe erst heute in dieser Nacht begriffen, wie schnell meine Füße herabgleiten; es ist mir erst gestern gelungen, tiefer in den Abgrund zu schauen, in den ich falle, und ich habe beschlossen, stehenzubleiben. Ich spreche nicht aus Egoismus immer von mir, sondern weil Sie, während ich in der Tiefe dieses Abgrundes liegen werde, immer noch wie ein reiner Engel in der Höhe schweben und wohl schwerlich einen Blick hineinwerfen wollen. Hören Sie mich an, ich sage es Ihnen einfach und geradeheraus, ohne alle Anspielungen. Sie lieben mich nicht und können mich nicht lieben. Hören Sie auf meine Erfahrenheit und glauben Sie mir unbedingt. Mein Herz hat ja schon längst zu schlagen begonnen, wenn sein Schlag[734] auch falsch und unregelmäßig sein mochte, doch gerade das hat mich gelehrt, sein regelrechtes Schlagen von einem zufälligen zu unterscheiden. Sie können nicht, aber ich kann und muß missen, wo die Wahrheit und wo die Verirrung ist, und es ist meine Pflicht, denjenigen, der noch nicht Zeit hatte, es zu erfahren, zu warnen. Und ich warne Sie also: Sie haben sich verirrt, blicken Sie zurück! Solange die Liebe uns in Gestalt einer unbestimmten lächelnden Vision erschien, solange sie in Casta diva erklang und im Dufte eines Fliederzweiges, in der unausgesprochenen Teilnahme, im schüchternen Blicke vor uns schwebte, vertraute ich ihr, indem ich sie für ein Spiel der Phantasie und ein Flüstern der Eitelkeit hielt. Doch jetzt ist das Spiel zu Ende; ich bin an der Liebe erkrankt und fühle die Symptome der Leidenschaft in mir. Sie sind nachdenklich und ernst geworden. Sie widmen mir Ihre freie Zeit; Ihre Nerven sind gespannt; Sie sind aufgeregt und dann, das heißt jetzt erst, bin ich erschrocken und habe gefühlt, daß mir die Pflicht, stehenzubleiben und zu sagen, was das ist, zufällt. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich Sie liebe, und Sie erwidern dieses Gefühl – hören Sie, was für einen Mißklang das ergibt? Hören Sie es nicht? Dann werden Sie es später hören, wenn ich mich schon im Abgrunde befinden werde. Schauen Sie mich an, denken Sie sich in mein Leben hinein. Können Sie mich denn lieben, lieben Sie mich denn? ›Ich liebe, ich liebe, ich liebe!‹ haben Sie gestern gesagt. Nein, nein, nein! antworte ich überzeugt. Sie lieben mich nicht, aber Sie lügen nicht – beeile ich mich hinzuzufügen –, Sie betrügen mich nicht; Sie können nicht ja sagen, wenn in Ihnen ein ›Nein‹ erklingt. Ich will Ihnen nur beweisen, daß Ihr jetziges ›ich liebe‹ keine wahre Liebe ist, sondern eine zukünftige; das ist nur ein unbewußtes Bedürfnis zu lieben, das in Ermangelung von wirklicher Nahrung, von echtem Feuer als ein falsches Licht ohne Wärme brennt, das sich bei manchen Frauen in Zärtlichkeit Kindern gegenüber oder einfach in Tränen oder hysterischen Anfällen äußert. Ich hätte Ihnen gleich am Anfange streng sagen sollen: Sie haben sich geirrt; vor Ihnen steht nicht derjenige, den Sie erwartet und von dem Sie geträumt haben. Warten Sie, er wird kommen, und dann werden Sie erwachen. Sie werden sich Ihres Irrtums schämen und sich darüber ärgern, und mir wird dieser Ärger und diese Scham weh tun – das hätte[735] ich Ihnen sagen sollen, wenn ich von Natur aus weitsichtiger und mutiger und endlich aufrichtiger wäre ... Ich habe es Ihnen gesagt, aber Sie werden sich noch erinnern wie: mit Angst, Sie könnten es glauben und es könnte eintreffen; ich habe Ihnen im voraus alles gesagt, was Ihnen später die andern sagen könnten, um Sie darauf vorzubereiten, nicht zuzuhören und nicht zu glauben, und dabei habe ich mich beeilt, Sie zu sehen und gedacht: ›Wer weiß, wann der andere kommt, vorläufig bin ich glücklich.‹ So ist die Logik der Liebe und der Leidenschaften!
Jetzt denke ich schon anders. Was wird sein, wenn ich mich an Sie gewöhnen werde, wenn es für mich nicht mehr ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit sein wird, Sie zu sehen, wenn die Liebe sich an mein Herz festkrallen wird (es ist kein Zufall, daß ich darin eine Verhärtung fühle)? Wie soll ich mich denn losreißen? Wie werde ich dann diesen Schmerz überleben? Wie wird es mir dann zumute sein? Ich kann schon jetzt nicht ohne Entsetzen daran denken. Wenn sie älter wären und mehr Erfahrung hätten, würde ich mein Glück segnen und Ihnen für immer die Hand reichen. Aber so ...
Warum schreibe ich denn? Warum bin ich denn nicht einfach Ihnen sagen gekommen, daß der Wunsch, Sie zu sehen, in mir mit jedem Tage wächst, daß ich Sie aber nicht sehen darf? Urteilen Sie selbst, ob mein Mut ausreichen würde, Ihnen das ins Gesicht zu sagen! Ich will Ihnen ja manchmal etwas Ähnliches sagen, ich sage aber etwas ganz anderes. Vielleicht würde sich über Ihr Gesicht Traurigkeit ausbreiten (wenn es wahr ist, daß Sie sich mit mir nicht gelangweilt haben) oder Sie hätten meine guten Absichten nicht verstanden und wären beleidigt. Ich würde weder das eine noch das andere ertragen haben, würde wieder etwas ganz anderes gesagt haben, und meine ehrlichen Vorsätze würden zerstieben und mit der Verabredung, uns am nächsten Tage zu treffen, enden. Jetzt, ohne Sie, ist es ganz anders. Ich sehe Ihre sanften Augen und Ihr gutes, anmutiges Gesichtchen nicht vor mir; das Papier duldet alles und schweigt, und ich schreibe ruhig (ich lüge): wir werden uns nicht mehr sehen (ich lüge nicht). Ein anderer hätte hinzugefügt: ich schreibe und ströme vor Tränen über, doch ich posiere vor Ihnen nicht und schmücke mich nicht mit meiner Trauer, denn ich will den Schmerz nicht verstärken,[736] das Mitleid und die Trauer nicht noch verschärfen. Diese Pose birgt in sich gewöhnlich die Absicht, im Boden des Gefühles tiefer Wurzel zu fassen, während ich sowohl in Ihnen als in mir dessen Keim ersticken will. Die Tränen ziemen auch nur entweder Verführern, welche die unbedachte Eitelkeit der Frauen mit Phrasen ködern wollen, oder sentimentalen Träumern. Ich sage das, indem ich mich von Ihnen wie von einem guten Freunde verabschiede, dem man bei Antritt einer weiten Reise das Geleite gibt. In drei Wochen, in einem Monate wäre es zu spät, zu schwer. Die Liebe macht unglaubliche Fortschritte, das ist ein seelischer Brand. Ich bin auch jetzt gar nicht mehr wiederzuerkennen, rechne nicht mehr nach Stunden und Tagen, nach Sonnenaufgang und -untergang, sondern danach, ob ich Sie gesehen habe oder nicht, ob ich Sie sehen werde oder nicht, ob Sie gekommen sind oder nicht, und ob Sie kommen werden ... Das alles steht der Jugend gut, die angenehme oder unangenehme Erregungen leicht erträgt; und mir ziemt Ruhe, wenn sie auch langweilig und schläfrig ist, doch sie ist mir vertraut, und mit Stürmen werde ich nicht fertig.
Viele würden sich über meine Handlung wundern. Warum flieht er? sagen sie; andere werden mich auslachen, ich bin auch darauf gefaßt. Wenn ich einmal entschlossen bin, Sie nicht mehr zu sehen, bin ich zu allem bereit.
Mich tröstet in meiner tiefen Trauer der Gedanke, daß diese kurze Episode unseres Lebens mir für immer eine so reine, duftige Erinnerung zurücklassen wird, daß sie allein ausreichen wird, mich nicht in den früheren Schlaf der Seele zurücksinken zu lassen, und Ihnen wird sie, ohne Ihnen zu schaden, als Leitfaden in Ihrer künftigen, normalen Liebe dienen. Leben Sie wohl, Sie Engel, fliegen Sie schnell fort, wie ein erschreckter Vogel vom Zweige fortfliegt, auf den er sich irrtümlich gesetzt hat, ebenso leicht, frisch und lustig wie er.«
Oblomow schrieb voll Begeisterung; die Feder flog über die Seiten hin. Seine Augen leuchteten, seine Wangen glühten. Der Brief wurde lang wie alle Liebesbriefe; die Liebenden sind furchtbar geschwätzig.
Seltsam! Jetzt ist es mir nicht mehr traurig und schwer ums Herz, dachte er, ich bin beinahe glücklich ... Warum?[737] Wahrscheinlich, weil ich die Last von meiner Seele in den Brief hineingelegt habe.
Er las nochmals den Brief, legte ihn zusammen und versiegelte ihn.
»Sachar!« sagte er, »wenn der Diener kommt, gib ihm diesen Brief für das Fräulein mit.«
»Zu Befehl!« sagte Sachar.
Oblomow war tatsächlich fast fröhlich geworden. Er zog die Füße auf das Sofa hinauf und fragte sogar, ob etwas zum Frühstück da wäre. Er aß zwei Eier und rauchte eine Zigarre an. Sein Herz und sein Kopf arbeiteten, er lebte. Er stellte sich vor, wie Oljga den Brief erhalten, wie sie erstaunen und was für ein Gesicht sie beim Lesen machen würde. Was würde dann sein? ... Er genoß die Perspektive dieses Tages, das Neue in der Situation ... Er lauschte mit Herzklopfen dem Knarren der Türe, ob der Diener nicht schon da war und ob Oljga nicht schon den Brief las ...
Nein, im Vorzimmer war alles still.
Was hat das zu bedeuten? dachte er unruhig – niemand war da; wieso denn?
Eine heimliche Stimme flüsterte ihm gleich zu: »Warum beunruhigst du dich? Das ist ja gerade recht, wenn du jeden Verkehr abbrechen willst!« Doch er erstickte diese Stimme.
Nach einer halben Stunde war es ihm gelungen, Sachar, der mit einem Kutscher auf dem Hofe saß, ins Zimmer zu rufen.
»War niemand da?« fragte er.
»Es war jemand da!« antwortete Sachar.
»Und was hast du gesagt?«
»Ich hab' gesagt, daß Sie nicht da sind, daß Sie in die Stadt gefahren sind.«
Oblomow öffnete weit die Augen.
»Warum hast du denn das gesagt?« fragte er. »Was habe ich dir zu sagen befohlen, wenn der Diener kommt?«
»Es war ja nicht der Diener da, sondern das Stubenmädchen,«[738] antwortete Sachar mit unerschütterlichem Gleichmut.
»Und hast du den Brief abgegeben?«
»Nein. Sie haben ja befohlen, erst zu sagen, daß Sie nicht zu Hause sind, und dann den Brief abzugeben. Wenn der Diener kommt, gebe ich ihm den Brief.«
»Nein, nein, du ... du bist einfach ein Mörder! Wo ist der Brief? Gib ihn her!«
Sachar brachte den Brief, der schon ziemlich verschmiert war.
»Wasch dir deine Hände und nimm dich in acht!« sagte Oblomow zornig, auf einen Fleck hinweisend.
»Ich habe reine Hände,« gab Sachar, zur Seite blickend, zur Antwort.
»Anissja! Anissja!« rief Oblomow.
Anissja steckte ihren halben Körper aus dem Vorzimmer herein.
»Schau, was Sachar macht!« beklagte er sich bei ihr. »Da hast du den Brief und gib ihn dem Diener oder dem Stubenmädchen, die von Iljinskys kommen, sie möchten ihn dem Fräulein geben, hörst du?«
»Ich höre, Väterchen. Geben Sie ihn mir, bitte, ich richte es schon aus.«
Sowie sie aber ins Vorzimmer kam, riß ihr Sachar den Brief aus der Hand.
»Geh, geh,« schrie er, »nimm deine Frauenzimmerarbeit vor!«
Nach einiger Zeit kam das Stubenmädchen. Sachar machte ihr die Türe auf, und Anissja wollte unterdessen auf sie zugehen, doch Sachar blickte sie wütend an.
»Was hast du hier zu suchen?« fragte er heiser.
»Ich wollte nur zuhören, wie du ...«
»Ruhig!« donnerte er, auf sie mit dem Ellbogen zielend, »du fängst auch an?«
Sie lachte und ging, schaute aber aus dem Nebenzimmer zu, ob Sachar das, was der Herr angeordnet hatte, auch erfüllte.
Als Ilja Iljitsch den Lärm hörte, lief er selbst hinaus.[739]
»Was willst du, Katja?«
»Das Fräulein hat zu fragen befohlen, wohin Sie gefahren sind, und Sie sind ja gar nicht weggefahren, Sie sind ja zu Hause! Ich werde es dem Fräulein melden,« sagte sie und wollte fortlaufen.
»Ich bin zu Hause. Der da lügt immer,« sagte Oblomow. »Da, gib dem Fräulein den Brief!«
»Zu Befehl, ich trage ihn hin!«
»Wo ist das Fräulein jetzt?«
»Das Fräulein ist ins Dorf gegangen und hat mir zu übergeben befohlen, Sie möchten gegen zwei Uhr in den Garten kommen, wenn Sie mit dem Buche fertig sind.« Sie ging.
Nein, ich gehe nicht ... wozu soll ich meine Gefühle aufreizen, wenn alles beendet sein muß? ... dachte Oblomow, die Richtung nach dem Dorfe einschlagend.
Er sah aus der Ferne, wie Oljga über den Berg ging, wie Katja sie einholte und ihr den Brief gab; dann sah er, wie Oljga einen Augenblick stehenblieb, den Brief betrachtete, nachsann, dann Katja zunickte und in die Parkallee ging.
Oblomow ging um den Berg herum, trat von der anderen Seite in die Allee, und als er sie bis zu ihrer Mitte durchschritten hatte, setzte er sich ins Gras zwischen das Gebüsch und wartete.
Sie wird hier vorübergehen, dachte er, ich werde unbemerkt beobachten, was mit ihr ist, und entferne mich dann auf immer.
Er erwartete klopfenden Herzens ihre Schritte. Nein, es war still. In der Natur herrschte reges Leben; um ihn herum wurde unsichtbar und unmerklich gearbeitet, während alles in feierlicher Ruhe dazuliegen schien. Unterdessen bewegte sich, kroch und wimmelte alles im Grase. Da laufen Ameisen geschäftig und eilig nach verschiedenen Seiten hin, sie stoßen aufeinander, weichen einander aus, eilen, genau so, wie wenn man von einer Höhe auf irgendeinen Markt der Menschen herabschaut; dieselben Haufen, dasselbe Gedränge, dasselbe Hin- und[740] Herrennen des Volkes. Hier summt eine Hummel über eine Blume und kriecht in ihren Kelch hinein; dort umringt ein Fliegenschwarm einen Tropfen, der aus der Ritze einer Linde hervorgequollen ist; jetzt wiederholt ein Vogel irgendwo vom Dickicht immer denselben Ton, er ruft vielleicht einen andern. Hier eilen zwei Schmetterlinge, nebeneinander wie im Walzer durch die Luft schwirrend, an den Baumstämmen vorbei. Das Gras duftet stark; aus ihm ertönt ein unaufhörliches Zirpen ...
Was hier für ein Trubel ist! dachte Oblomow, der ununterbrochenen Bewegung folgend und den einzelnen Geräuschen der Natur lauschend: und von außen ist alles so still und ruhig! ...
Es waren noch immer keine Schritte zu hören. Endlich, jetzt ... »Ach!« seufzte Oblomow, die Zweige leise auseinanderschiebend. »Sie ist es, sie ... Was ist das? Sie weint! O Gott!«
Oljga ging langsam und wischte sich mit dem Tuch die Tränen ab; aber sowie sie sie getrocknet hatte, erschienen neue. Sie schämte sich, verschluckte sie, wollte sie sogar vor den Bäumen verbergen, es gelang ihr aber nicht. Oblomow hatte Oljga noch nie weinen gesehen; er hatte ihre Tränen nicht erwartet, und sie verbrannten ihn gleichsam, aber so, daß es ihm dabei nicht heiß, sondern warm wurde.
Er folgte ihr schnell.
»Oljga, Oljga!« sagte er zärtlich ihr folgend.
Sie fuhr zusammen, schaute sich um, blickte ihn erstaunt an, wandte sich dann um und ging weiter.
Er schritt neben ihr her.
»Sie weinen!« sagte er.
Ihre Tränen strömten noch heftiger, sie konnte sie nicht mehr zurückhalten, preßte sich das Tuch ans Gesicht, brach in Schluchzen aus und setzte sich auf die Bank, die sie fand.
»Was hab' ich getan!« flüsterte er entsetzt, indem er ihre Hand ergriff und sie vom Gesicht fortreißen wollte.[741]
»Lassen Sie mich,« sagte sie, »gehen Sie! Warum sind Sie hier? Ich weiß, daß ich nicht weinen darf, weswegen denn? Sie haben recht; ja, alles kann vorkommen.«
»Was soll ich denn tun, damit diese Tränen aufhören?« fragte er, vor ihr niederkniend, »sprechen Sie, befehlen Sie, ich bin zu allem bereit ...«
»Sie haben meine Tränen verursacht, und es steht nicht in Ihrer Macht, sie zu stillen ... Sie sind nicht so stark! Lassen Sie mich!« sagte sie, sich mit dem Tuch das Gesicht fächelnd.
Er sah sie an und überschüttete sich im Geiste mit Verwünschungen.
»Der unglückselige Brief!« sprach er voll Reue.
Sie öffnete ihren Arbeitskorb, nahm den Brief heraus und reichte ihn ihm.
»Nehmen Sie,« sagte sie, »und tragen Sie ihn fort, damit ich nicht noch länger weinen muß, wenn ich ihn sehe.«
Er versteckte ihn schweigend in die Tasche und saß mit gesenktem Kopf da.
»Sie werden wenigstens meinen Absichten Gerechtigkeit widerfahren lassen, Oljga?« sprach er leise, »das ist ein Beweis, wie teuer mir Ihr Glück ist.«
»Ja, sehr teuer!« sagte sie seufzend. »Nein, Ilja Iljitsch, Sie haben es mir wahrscheinlich nicht gegönnt, daß ich ein so stilles Glück genoß, und Sie haben sich beeilt, dieses Glück zu trüben.«
»Zu trüben! Sie haben also meinen Brief nicht gelesen? Ich werde ihn wiederholen ...«
»Ich habe ihn nicht zu Ende gelesen, weil meine Augen sich mit Tränen gefüllt haben; ich bin noch so dumm! Ich habe aber das übrige erraten; wiederholen Sie nicht, damit ich nicht mehr zu weinen brauche.«
Die Tränen tropften wieder herab.
»Sage ich mich denn nicht deshalb von Ihnen los,« begann er, »weil ich Ihr Glück in der Zukunft sehe und mich ihm zum Opfer bringe? ... Tue ich es denn ruhig? Weint denn nicht alles in mir? Warum tue ich es denn?«[742]
»Warum?« wiederholte sie, hörte plötzlich zu weinen auf und wandte sich zu ihm um, »aus demselben Grunde, aus dem Sie sich jetzt ins Gebüsch versteckt haben; um zu sehen, ob ich weinen werde und wie ich es tue, darum! Wenn Sie aufrichtig das wollten, was im Briefe steht, wenn Sie überzeugt wären, daß wir uns trennen müssen, würden Sie ins Ausland reisen, ohne mich wiedergesehen zu haben.«
»Welch ein Gedanke ...!« sagte er vorwurfsvoll, sprach aber nicht weiter. Diese Voraussetzung machte ihn stutzig, denn es wurde ihm plötzlich klar, daß sie recht hatte.
»Ja,« wiederholte sie, »gestern haben Sie mein ›ich liebe‹ verlangt, heute wollen Sie meine Tränen sehen, und morgen werden Sie vielleicht zu sehen wünschen, wie ich sterbe.«
»Oljga, wie können Sie mich so kränken! Glauben Sie mir denn nicht, daß ich jetzt das halbe Leben dafür geben würde, um Ihr Lachen zu hören und Ihre Tränen nicht zu sehen ...«
»Ja, vielleicht jetzt, da Sie schon gesehen haben, wie ein Weib um Sie weint ... Nein,« fügte sie hinzu, »Sie haben kein Herz. Sie sagen, daß Sie meine Tränen nicht wollten; dann hätten Sie aber anders gehandelt ...«
»Habe ich es denn gewußt?!« rief er mit fragender Stimme aus und legte sich beide Handflächen auf die Brust.
»Das Herz hat, wenn es liebt, seinen eigenen Verstand,« entgegnete sie, »es weiß, was es will, und weiß im voraus, was sein wird. Ich habe gestern nicht herkommen können; zu uns sind plötzlich Gäste gekommen, aber ich wußte, daß Sie sich in Erwartung abquälen und vielleicht schlecht schlafen würden; ich bin gekommen, weil ich nicht wollte, daß Sie sich quälen ... Und Sie ... Sie belustigt es, wenn ich weine. Schauen Sie, schauen Sie, genießen Sie! ...«
Sie weinte wieder.
»Ich habe auch wirklich so schlecht geschlafen, Oljga; ich habe mich in der Nacht abgequält ...«[743]
»Und es hat Ihnen leid getan, daß ich gut geschlafen und mich nicht gequält habe – nicht wahr? Wenn ich jetzt nicht geweint hätte, würden Sie heute schlecht schlafen.«
»Was soll ich denn jetzt tun, um Verzeihung bitten?« sagte er mit demütiger Zärtlichkeit.
»Um Verzeihung bitten Kinder oder Menschen, die in der Volksmenge jemand auf den Fuß treten, hier hilft das aber nicht,« sagte sie, sich wieder mit dem Tuch das Gesicht fächelnd.
»Wenn es aber wahr ist, Oljga, wenn mein Gedanke richtig ist und Ihre Liebe auf einem Irrtum beruht? Wenn Sie einen anderen lieben und dann bei meinem Anblick erröten werden ...«
»Und wenn?« fragte sie, ihn so tief ironisch und durchdringend anblickend, daß er verlegen wurde. Sie will etwas aus mir herausbekommen! dachte er, gib acht, Ilja Iljitsch!
»Wieso ›und wenn‹!« wiederholte er mechanisch, sie unruhig anblickend, und konnte nicht erraten, was für ein Gedanke sich in ihrem Kopf gestaltete und wie sie ihr ›und wenn‹ rechtfertigen würde, da es doch augenscheinlich war, daß diese Liebe, wenn sie auf einem Irrtum beruhte, nicht zu rechtfertigen war.
Sie blickte ihn so sicher und ruhig an und schien ihren Gedanken so zu beherrschen.
»Sie fürchten sich,« entgegnete sie spitz, »›in die Tiefe des Abgrundes zu stürzen‹; Sie fürchten die künftige Kränkung, die ich Ihnen, wenn ich Sie zu lieben aufhöre, zufügen werde! ... ›Wie wird es mir dann zumute sein?‹ schreiben Sie ...«
Er begriff immer noch nicht.
»Es wird mir ja dann gut gehen, wenn ich einen anderen liebe; ich werde also glücklich sein! Und Sie sagen, daß Sie mein Glück in der Zukunft voraussehen und bereit sind, für mich alles, selbst das Leben, zu opfern?«
Er sah sie forschend an und blinzelte seltsam und langsam.[744]
»Also da wollte sie hinaus!« flüsterte er, »ich muß gestehen, das habe ich nicht erwartet ...«
Und sie musterte ihn so spöttisch vom Kopf bis zu den Füßen.
»Und das Glück, das Sie wahnsinnig macht?« fuhr sie fort, »die Morgen und Abende, dieser Park und mein ›ich liebe‹, ist das alles nichts wert, verdient es kein Opfer, keinen Schmerz?«
Ach, wenn ich in die Erde sinken könnte! dachte er, sich innerlich immer mehr quälend, je klarer ihm Oljgas Gedanke wurde.
»Und wenn,« fragte sie leidenschaftlich, »diese Liebe Sie ermüdet, wie die Bücher, das Amt und die Gesellschaft Sie ermüdet haben; wenn Sie mit der Zeit, ohne daß meine Nebenbuhlerin, ohne daß eine andere Liebe kommt, plötzlich neben mir wie auf Ihrem Sofa einschlafen und meine Stimme Sie nicht erweckt; wenn die Geschwulst an Ihrem Herzen vergeht, wenn nicht einmal eine andere Frau, sondern der Schlafrock Ihnen teurer ist? ...«
»Oljga, das ist unmöglich!« unterbrach er sie mißmutig und rückte von ihr fort.
»Warum ist das unmöglich? Sie sagen, daß ich mich irre, daß ich einen anderen lieben werde. Und was dann? Wie werde ich mich davon, was ich dann tue, freisprechen? Was werde ich nicht den Menschen oder der Welt, sondern mir selbst sagen? ... Auch ich schlafe manchmal deswegen nicht, ich quäle Sie aber nicht mit Vermutungen über die Zukunft, denn ich glaube daran, daß es besser wird. Bei mir überwiegt das Glück, nicht die Furcht. Ich halte es für etwas wert, wenn ich Ihre Augen leuchten mache, wenn Sie auf die Hügel steigen, um mich zu suchen, wenn Sie Ihre Trägheit vergessen und in der Hitze meinetwegen in die Stadt eilen, um ein Buch oder Blumen zu holen; wenn ich sehe, daß ich Sie lächeln und das Leben lieben gemacht habe ... Ich warte nur auf eines und suche nur eines – das Glück, und glaube, daß ich es gefunden habe. Wenn ich mich[745] irre, wenn es wahr ist, daß ich meines Irrtums wegen weinen werde, fühle ich wenigstens hier (sie legte sich die Hand aufs Herz), daß ich keine Schuld daran habe; das Schicksal hat es wohl so gewollt, und Gott hat es mir nicht anders gegeben. Doch ich fürchte die künftigen Tränen nicht; ich werde nicht vergeblich weinen; ich habe dafür etwas gehabt ... Ich war ja so glücklich! ...« fügte sie hinzu.
»Sie sollen wieder glücklich sein!« flehte Oblomow.
»Und Sie sehen nur Düsteres vor sich; Ihnen ist das Glück nichts wert ... Das ist undankbar,« fuhr er fort, »das ist keine Liebe, das ist ...«
»Egoismus!« sprach Oblomow zu Ende und wagte es nicht, Oljga anzublicken, zu sprechen und um Verzeihung zu bitten.
»Gehen Sie,« sagte sie leise, »wohin Sie gehen wollten.«
Er blickte sie an. Ihre Augen waren trocken. Sie blickte sinnend nach unten und zeichnete mit dem Schirm im Sande.
»Legen Sie sich wieder auf den Rücken,« fügte sie hinzu, »dann irren Sie sich nicht und stürzen nicht in die Tiefe des Abgrundes.«
»Ich habe Sie und mich vergiftet, anstatt einfach und unbefangen glücklich zu sein ...« murmelte er reuevoll.
»Trinken Sie Kwaß, dann vergiften Sie sich nicht,« spottete sie.
»Oljga! Das ist nicht edelmütig,« sagte er, »nachdem ich mich selbst mit dem Bewußtsein gefoltert habe ...«
»Ja, in Worten foltern Sie sich, stürzen Sie sich in Abgründe, wollen Ihr halbes Leben hergeben, und dann kommt ein Zweifel, eine schlaflose Nacht. Wie zärtlich und besorgt werden Sie dann sich selbst gegenüber, wie weitsichtig sind Sie dann! ...«
Wie wahr und wie einfach das ist! dachte Oblomow, schämte sich aber, es laut zu sagen. Warum hatte er sich das nicht selbst klargemacht, warum mußte das eine Frau, die erst zu leben begann, tun? Und wie schnell sie[746] gereift ist; sie hat noch vor kurzem ganz wie ein Kind ausgesehen!
»Wir haben uns nichts mehr zu sagen,« schloß sie aufstehend, »leben Sie wohl, Ilja Iljitsch, und seien Sie ... ruhig; darin besteht ja Ihr Glück.«
»Oljga, nein, um Gottes willen, nein! Jagen Sie mich jetzt, da alles klar geworden ist, nicht fort ...« sagte er, ihre Hand ergreifend.
»Was wollen Sie denn von mir? Sie zweifeln, ob meine Liebe zu Ihnen nicht ein Irrtum ist; ich kann Ihren Zweifel nicht verscheuchen; vielleicht ist sie ein Irrtum ... ich weiß es nicht ...«
Er ließ ihre Hand los. Wieder war der Dolch auf ihn gezückt.
»Wieso wissen Sie das nicht? Fühlen Sie es denn nicht?« fragte er wieder mit dem Ausdruck von Zweifel im Gesicht – »glauben Sie denn? ...«
»Ich glaube nichts; ich habe Ihnen gestern gesagt, was ich fühle, ich weiß aber nicht, was in einem Jahre sein wird. Gibt es denn nach dem einen Glück ein zweites, dann ein drittes ebensolches?« fragte sie, ihn mit weit offenen Augen anblickend. »Sprechen Sie, Sie sind erfahrener als ich.«
Doch er wollte sie in dieser Meinung nicht mehr bekräftigen und schwieg, mit der Hand einen Akazienbaum wiegend.
»Nein, man liebt nur einmal,« wiederholte er wie ein Schulknabe den auswendig gelernten Satz.
»Sehen Sie; auch ich glaube daran,« fügte sie hinzu. »Wenn es aber nicht so ist, werde ich Sie vielleicht einmal nicht mehr lieben, und mein Irrtum wird sowohl mir als Ihnen weh tun; wir werden uns dann vielleicht trennen! ... Zwei-, dreimal lieben ... nein, nein ... Ich will daran nicht glauben!«
Er seufzte. Dieses »vielleicht« schnitt ihm ins Herz, und er schlich ihr sinnend nach. Doch es wurde ihm mit jedem Schritt leichter ums Herz; aller Irrtum, den er sich in der Nacht ausgedacht hatte, lag in so ferner Zukunft ...[747] Nicht die Liebe allein, sondern das ganze Leben ist ja so ... fiel es ihm plötzlich ein; und wenn man jeden Zufall als einen Irrtum von sich stößt, wo bleibt dann das Wahre? Was ist denn mit mir? Bin ich denn blind ...
»Oljga,« sagte er, ihre Taille leicht mit zwei Fingern berührend (sie blieb stehen), »Sie sind klüger als ich.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, einfacher und dreister. Wovor fürchten Sie sich? Glauben Sie denn ernstlich daran, daß man zu lieben aufhören kann?« fragte sie mit stolzer Gewißheit.
»Jetzt fürchte ich mich auch nicht!« sagte er mutig. »Mit Ihnen ist für mich kein Schicksal schrecklich!«
»Diese Worte habe ich unlängst irgendwo gelesen ... ich glaube bei Sue,« sagte sie ironisch, sich zu ihm umwendend, »aber dort sagt sie eine Frau zu ihrem Mann ...«
Oblomow stieg das Blut ins Gesicht.
»Oljga! Lassen Sie alles wieder wie gestern sein,« flehte er, »ich werde mich vor keinen ›Irrtümern‹ mehr fürchten.«
Sie schwieg.
»Ja?« fragte er schüchtern.
Sie schwieg.
»Nun, wenn Sie nicht sprechen wollen, dann geben Sie mir irgendein Zeichen ... einen Fliederzweig ...«
»Der Flieder ist schon vorüber und verblüht,« antwortete sie. »Schauen Sie, wie er jetzt ist; ganz welk.«
»Welk, verblüht!« wiederholte er, den Flieder anblickend. »Auch der Brief ist vorüber!« sagte er plötzlich.
Sie schüttelte verneinend den Kopf. Er folgte ihr und grübelte über den Brief, über das gestrige Glück und den verwelkten Flieder.
Der Flieder welkt wirklich hin! dachte er. Wozu war dieser Brief? Warum habe ich die ganze Nacht nicht geschlafen und des Morgens geschrieben? Wie ruhig es mir jetzt wieder ums Herz ist ... (er gähnte) ... ich bin furchtbar schläfrig. Und wenn der Brief nicht wäre, wäre auch das alles nicht so gekommen; sie hätte nicht geweint und alles wäre wie gestern; wir würden hier[748] still in der Allee sitzen, einander anblicken und von Glück sprechen. Und heute wäre es ebenso und auch morgen ... Er gähnte mit weit offenem Mund.
Dann fiel es ihm ein, was wohl geschehen wäre, wenn der Brief sein Ziel erreicht hätte, wenn sie seinen Gedanken teilen und sich wie vor Irrtümern und entfernten künftigen Gewittern fürchten würde; wenn sie auf seine sogenannte Erfahrenheit und Vernunft gehört und eingewilligt hätte, sich von ihm zu trennen und ihn zu vergessen? O Gott! Er müßte dann Abschied nehmen und in die Stadt, in die neue Wohnung fahren! Dann würde auf diesen Tag eine lange Nacht, ein langweiliger Morgen, ein unerträgliches Übermorgen und eine Reihe immer farbloserer Tage folgen. Wie wäre das möglich? Das ist ja der Tod! Und es wäre so gekommen! Er wäre krank geworden. Er wollte ja gar keine Trennung, er hätte sie nicht ertragen, er wäre zu ihr gekommen und hätte sie angefleht zu bleiben. Warum habe ich denn den Brief geschrieben? fragte er sich.
»Oljga Sjergejewna!« sagte er.
»Was denn!«
»Ich muß zu allen meinen Geständnissen noch eines hinzufügen ...«
»Was für eins?«
»Der Brief war ja ganz unnötig ...«
»Das ist nicht wahr, er war unumgänglich notwendig.«
Sie schaute sich um und lachte, als sie sah, was für ein Gesicht er machte, wie seine Schläfrigkeit plötzlich vorüberging und wie seine Augen sich vor Verwunderung öffneten.
»Notwendig?« wiederholte er langsam, seinen erstaunten Blick auf ihren Rücken richtend. Doch er sah darauf nur die beiden Quasten ihrer Mantille.
Was bedeuten dann diese Tränen und Vorwürfe? Ist denn das eine List? Aber Oljga war nicht listig; das sah er deutlich. Nur mehr oder weniger beschränkte Frauen wenden solche Mittel an. Sie arbeiten in Ermangelung eines geraden Verstandes mit den Triebfedern des alltäglichen,[749] kleinlichen Lebens, sie häkeln mit Zuhilfenahme von List ihre häusliche Politik wie Spitzen, ohne zu bemerken, welche Richtung um sie herum die Hauptlinien des Lebens verfolgen, wohin sie sich wenden und wo sie sich kreuzen. Die List ist dasselbe wie kleine Münze, für die man sich nicht viel kaufen kann. Ebenso wie diese ausreicht, um eine oder zwei Stunden zu leben, so kann man auch mit der List hier etwas vertuschen, dort betrügen und ändern; sie reicht aber nicht aus, um einen ganzen Horizont zu überblicken und den Anfang und das Ende der großen Hauptereignisse zu verbinden. Die List ist kurzsichtig; sie sieht nur das gut, was dicht vor ihrer Nase ist, sie schaut aber nicht in die Ferne und kommt dadurch oft in dieselbe Falle, die sie anderen aufgestellt hat. Oljga ist einfach klug; zum Beispiel wie einfach und leicht sie die heutige Frage gelöst hat, und sie hätte auch jede andere gelöst! Sie sieht gleich den Sinn des verborgenen Ereignisses und schreitet auf geradem Wege darauf zu. Und die List ist wie eine Maus; sie läuft ringsherum und versteckt sich ... Auch ist Oljgas Charakter ganz anders. Was ist denn das? Was hat sie?
»Warum ist denn dieser Brief notwendig?« fragte er.
»Warum?« wiederholte sie und wandte ihm rasch ihr fröhliches Gesicht zu, sich darüber freuend, daß sie ihn auf jedem Schritt stutzig zu machen verstand. »Darum,« begann sie dann langsam, »weil Sie die ganze Nacht nicht geschlafen haben und nur für mich geschrieben haben – ich bin auch eine Egoistin. Das erstens ...«
»Warum haben Sie mir soeben Vorwürfe gemacht, wenn Sie jetzt selbst mit mir einverstanden sind?« unterbrach Oblomow sie.
»Weil Sie das Quälen ersonnen haben. Ich hab' es nicht ausgedacht, es ist über mich gekommen, und ich freue mich darüber, daß es vorüber ist. Sie haben es aber vorbereitet und im vorhinein genossen. Sie sind boshaft, deswegen habe ich Ihnen Vorwürfe gemacht. Dann ... ist Ihr Brief von Gedanken und Gefühlen durchdrungen ... Sie haben diese Nacht nicht auf Ihre gewohnte[750] Art, sondern so, wie Ihr Freund und ich es gewünscht hätten, verlebt – das ist zweitens; und endlich drittens ...«
Sie trat an ihn so nahe heran, daß ihm das Blut ins Herz und in den Kopf stieg; er begann schwer und erregt zu atmen. Und sie blickte ihm gerade in die Augen.
»Drittens, weil in diesem Brief wie in einem Spiegel Ihre ganze Zärtlichkeit, Ihre Vorsicht, Ihre Sorge um mich, Ihre Furcht für mein Glück, Ihr reines Gewissen zu sehen sind ... Alles, was Andrej Iwanowitsch mir von Ihnen gezeigt hat, und was ich liebgewonnen habe, um dessentwillen ich Ihre Trägheit und Apathie vergesse ... Sie haben sich da gegen Ihr Wollen ausgesprochen, Sie sind kein Egoist, Ilja Iljitsch, Sie haben gar nicht deswegen geschrieben, um sich von mir zu trennen – das wollten Sie gar nicht, sondern weil Sie mich zu betrügen fürchteten ... Ihre Ehrlichkeit hat darin gesprochen, sonst hätte der Brief mich gekränkt, und ich würde nicht vor Stolz geweint haben. Sehen Sie, ich weiß, wofür ich Sie liebe, und fürchte mich vor keinem Irrtum; ich habe mich in Ihnen nicht geirrt ...«
Sie erschien Oblomow, während sie das sagte, in einem Glanz und Leuchten. Ihre Augen flammten im Triumph der Liebe und dem Bewußtsein ihrer Macht auf; auf den Wangen blühten die beiden rosigen Flecken. Und er, er war die Ursache all dessen! Er hatte durch eine einzige Regung seines ehrlichen Herzens dieses Feuer, dieses Sprühen und Leuchten in ihrer Seele entzündet.
»Oljga! Sie sind ... die beste der Frauen, Sie sind die bedeutendste Frau der Welt!« sagte er entzückt, breitete die Arme aus und beugte sich hingerissen zu ihr hin.
»Um Gottes willen ... einen einzigen Kuß, als Pfand des unbeschreiblichen Glückes ...« flüsterte er wie im Fieber.
Sie trat augenblicklich um einen Schritt zurück; das feierliche Leuchten und die Farben verschwanden von ihrem Gesicht; die sanften Augen schleuderten Blitze.
»Nie! Nie! Kommen Sie nicht näher,« sagte sie erschrocken und fast entsetzt, beide Hände und den[751] Schirm zwischen ihn und sich haltend, und blieb wie erstarrt und versteinert, ohne zu atmen, in einer drohenden Stellung und mit drohendem Blick halb abgewendet stehen.
Er beruhigte sich plötzlich; vor ihm stand nicht die sanfte Oljga, sondern die gekränkte Göttin des Stolzes und Zornes, mit aufeinandergepreßten Lippen und flammenden Augen.
»Verzeihung! ...« flüsterte er verlegen und vernichtet.
Sie wandte sich langsam um und ging weiter, indem sie ängstlich über die Schulter zu ihm hinüberschielte. Er unternahm aber nichts; er ging langsam, wie ein Hund, der seinen Schweif hängen läßt, nachdem man ihn gescholten hat. Sie wollte ihren Schritt beschleunigen; als sie aber sein Gesicht sah, unterdrückte sie ein Lächeln und ging ruhiger, zitterte nur ab und zu. Der rosige Fleck erschien auf der einen Wange, verschwand und erschien dann auf der zweiten. Je weiter sie ging, desto heller wurde ihr Gesicht, desto seltener und ruhiger atmete sie, und sie machte wieder gleichmäßige Schritte.
Sie sah, wie heilig ihr »Nie!« für Oblomow war; ihr Zorn legte sich allmählich und machte dem Mitleid Platz. Sie ging immer langsamer und langsamer ... Sie wollte ihre Zurückweisung mildern; sie suchte nach einem Vorwande, ihn anzureden.
Ich habe alles verhunzt! Jetzt habe ich den größten Fehler begangen! Nie! O Gott! Der Flieder ist verwelkt! dachte er, auf die herabhängenden Zweige blickend. Das Gestern und auch der Brief sind verblaßt, und dieser Augenblick, der schönste meines Lebens, da eine Frau mir gleich einer Stimme vom Himmel zum ersten Male gesagt hat, was es in mir Gutes gibt, ist auch verblaßt ... Er blickte Oljga an – sie stand und wartete mit gesenkten Augen auf ihn.
»Geben Sie mir den Brief! ...« sagte sie leise.
»Er ist verblaßt!« antwortete er traurig, ihr den Brief reichend.[752]
Sie ging wieder nahe an ihn heran und neigte den Kopf noch mehr; ihre Lider waren ganz gesenkt ... Sie zitterte fast. Er gab den Brief zurück; sie hob den Kopf nicht und trat nicht zurück.
»Sie haben mich erschreckt,« fügte sie sanft hinzu.
»Verzeihen Sie, Oljga,« murmelte er. Sie schwieg.
»Dieses zornige ›Nie!‹ ...« sagte er traurig und seufzte.
»Wird verblassen!« flüsterte sie kaum hörbar und errötete. Sie warf ihm einen verschämten, freundlichen Blick zu, faßte seine beiden Hände, preßte sie fest zwischen den ihrigen zusammen und legte sie auf ihr Herz.
»Hören Sie, wie es klopft!« sagte sie; »Sie haben mich erschreckt! Lassen Sie mich fort!«
Und sie wandte sich, ohne ihn anzublicken, um und lief über den Weg hin, indem sie das Kleid vorne ein wenig aufhob.
»Wohin eilen Sie?« fragte er. »Ich bin müde und kann Sie nicht einholen ...«
»Lassen Sie mich. Ich laufe singen, singen, singen! ...« sagte sie mit glühendem Gesicht. »Mir ist die Brust benommen, sie tut mir fast weh!«
Er blieb stehen und blickte ihr lange wie einem fortfliegenden Engel nach.
»Ist's denn möglich, daß auch dieser Augenblick verblassen wird?« fragte er fast traurig und fühlte selbst nicht, ob er ging oder auf demselben Fleck stand. Der Flieder ist verwelkt! dachte er, das Gestern ist vorüber und auch die Nacht mit ihren Gespenstern und dem Alpdrücken ist vorüber ... Ja! Und dieser Augenblick wird wie der Flieder verblassen! Aber während die heutige Nacht vorüberging, blühte schon der jetzige Morgen auf ... »Was ist denn das?« sagte er laut und verloren; – und auch die Liebe ... die Liebe! Und ich dachte, sie schwebte wie ein heißer Mittag über den Liebenden, und nichts bewegte sich, nichts atmete in ihrer Atmosphäre; es ist aber auch in der Liebe keine Ruhe, auch sie verändert sich immer, bewegt sich immer und immer nach vorwärts ... »wie das ganze Leben!« pflegte Stolz[753] zu sagen. Und der Josua, der ihr zugerufen hätte: »Bleibe stehen und bewege dich nicht!« ist noch nicht auf die Welt gekommen! Was wird morgen sein? fragte er sich angstvoll, und er ging sinnend und träge nach Hause. Als er an Oljgas Fenstern vorbeischritt, hörte er, wie ihre beengte Brust sich in Schuberts Liedern Luft machte, als schluchzte sie vor Glück.
Mein Gott! Wie schön ist es auf Erden zu leben!
Ausgewählte Ausgaben von
Oblomow
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
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