Dritter Auftritt.

[69] Lene. Die Vorigen.


LENE. Sieh da, Fikfakerle! Guten Abend! Wie geht dir's?

FIKFAK. Treflich, wie du siehst. Willst du nicht mit mir trinken? Schenkt ihr ein.

LENE. Wenn du mit mir handeln willst.[69]

FIKFAK auf Lukas zeigend. Da hab' ich meine Messe schon.

LENE. Tausendsasa! Bist glücklich gewesen, Gauner. So einen braven gesunden Bruder! Nimmt das Glas, und klopft Lukas auf die Achsel. Glück zu, Herr Soldat! Trinkt.

LUKAS sich verdrüßlich wegwendend. M!

LENE. Macht er doch ein Gesicht, als ob er schon zehn Jahre mitgelaufen wäre! Zu Fikfak. Hör' einmal, du! Halblaut. Der Lieutenant schickt mich her. Ob ich dir vielleicht helfen könnte? Du brauchtest dich nicht zu übereilen. Er sey mit dem Obristen spazieren geritten.

FIKFAK halblaut. Desto besser!

LENE laut. Hast's verstanden, Brüderle? Willst's auch thun?

FIKFAK. Wenn's der Kamerad zufrieden ist. – Höre doch, Lukas. Die Trutschel muß diesen Abend wie der nach der Stadt, und fürchtet sich, allein zu gehen. Wir möchten sie doch mitnehmen. Wollen wir?

LUKAS sauersehend. Meinethalben.[70]

FIKFAK. Es ist eine gute Trutschel. Der Weg wird uns nicht lang werden. Nicht wahr, Lenchen? Will sie liebkosen.

LENE. Hübsch manierlich. Du weißt wohl' daß ich das Geziere nicht leiden kann.

FIKFAK. Ey, Lenchen, was hab' ich dir versprochen?

LENE. Da könnt' ich lange warten. Nein, Dicker, du schickst dich nicht für mich, und ich schicke mich nicht für dich.

FIKFAK. Der lange Pfefferkuchenmann aber, heh? –

LENE. Wird mir doch zehnmal lieber, als du, seyn.

FIKFAK. Schön!

LENE. Weil er's zehnmal ehrlicher meynt. Und wenn ich heute noch einschlüge, wär's ihm recht.

FIKFAK. Mir wär's schon vor Jahr und Tag recht gewesen. Aber ein Soldat kann nicht immer, wie er will. Laß mich nur erst von der Hauptstadt[71] zurückseyn! Morgen reis' ich hin, um den Trauschein zu holen.

LENE. Und den Konsens von deiner alten Frau hast du schon?

FIKFAK. Von meiner alten Frau? Hahaha! – So wahr ich von keiner alten Frau weiß, so gewiß sollst du Frau Fikfakinn werden. Noch diesen Abend wollen wir Verlöbniß halten. Der Kamerad soll Zeuge seyn. Aber morgen sobald der Tag grauet – Sieht nach der Uhr.

Terzett.


FIKFAK.

Pflicht und Ehre winken,

Folge, Kamerad!

LENE.

Thau und Schatten sinken.

Freunde, kommt zur Stadt.

LUKAS.

Pflicht und Ehre winken;

Dörfchen, lebe wohl![72]

FIKFAK.

Laßt uns noch in Freuden

Diese Nacht begehn.

LENE.

Lasset uns zum Scheiden

Wie zum Tanze gehn.

LUKAS.

Ach, daß ich dich meiden,

Ewig meiden soll!

ZUSAMMEN

Scheiden bringet Leiden.

Doch es muß geschehn.


Sie wollen alle drey Arm in Arm ab, und begegnen Tobis und Jeremis. Greif hat indessen Tisch und Stühle bey Seite geräumt.


Quelle:
Georg Anton Benda: Der Dorfjahrmarkt. Leipzig 1778, S. 69-73.
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