Siebenter Auftritt.

[474] Fabio. Oronzio.


FABIO ruft ängstlich im Kommen. Fernando! Fernando!

ORONZIO. Du wirst dich heiser nach ihm rufen. Wer weiß, in welchem Wallfischbauche der steckt?

FABIO. Ach, mein armer, junger, lieber Herr! Ich wollte, ich läg' an deiner Seite!

ORONZIO. Ruchloser Jüngling! ist das der Dank, den du dem Schutzpatrone schuldig bist?

FABIO. Schweig, alter Betbruder, und bekümmre dich nur um dein Gelübde!

ORONZIO. Zweifelst du, daß ichs lösen werde?[474]

FABIO. Wenigstens glaub' ichs nicht eher, als bis ichs mit meinen Augen sehe, daß ein Küchenmeister ein Eremit wird.

ORONZIO. Ein Eremit? das hab' ich nicht gelobt!

FABIO. Du! ich habs mit meinen Ohren gehört.

ORONZIO. Ein Ruder von gediegnem Silber hab' ich ihm versprochen.

FABIO. Schön! und das Silber dazu willst du stehlen?

ORONZIO. Das ist meine Sorge. Laß meinen Fuß nur erst wieder auf fester Lava stehen!

FABIO. Schleicher! du machst einen Winkelzug über den andern, um den guten Patron um sein Opfer zu schnellen. Wie kannst du dir[475] schmeicheln, jemals den grauen Rücken des Vesuvs wieder zu sehen?

ORONZIO. Ich verstehe mich auf kräftiges Beten.

FABIO. Ha! ha! ha! Wenns eine kräftige Sauce wäre.

ORONZIO. So profan kann nur ein Page sprechen.

FABIO. Still! mir däucht ich höre etwas tappen – Lauscht.

ORONZIO zitternd. Der Himmel bewahre uns vor reissenden Thieren![476]


Quelle:
Johann Friedrich Reichardt: Die Geisterinsel, in: Friedrich Wilhelm Gotter: Literarischer Nachlass, Gotha 1802, S. 419–564, S. 474-477.
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