Erster Auftritt.

[62] Cäsar. Domitius. Cäsars Gefolg.


CÄSAR.

So läßt es diesesmal, der Waffen Stillstand zu,

Daß ich, und Cato hier so gar vertraulich thu?

In Wahrheit! bloß sein Wohl, hat mich dazu bewogen:

Sonst hätte mich wohl nichts an diesen Ort gezogen.

Doch sage, geht es an, Arsenen erst zu sehn?

DOMITIUS.

Was du gewünschet hast, das wird sofort geschehn.

Doch, ob du sie gleich sprichst, so wird dirs schwerlich glücken,

Sie wird dich, glaube mir, verächtlich von sich schicken.

CÄSAR.

Mein Herz ist ohne falsch und von Verstellung frey.

Die Ehre flieht nicht stets vor Amors Sklaverey:

Drum kann zuweilen auch ein Heldengeist ihm dienen.

Doch haßt Arsene mich, wie es bisher geschienen:

So siegt die Ehre doch! Denn Cäsar ist ein Mann,

Der auch sein eigen Herz zur Noth bezwingen kann.[62]

Die Wollust soll mich nicht so gar in Fessel treiben,

Und Cäsar wird auch wohl im Lieben Cäsar bleiben.

Allein Domitius, hast du der Königinn

Auch deutlich vorgesagt, wie groß, und wer ich bin?

DOMITIUS.

Ja, Herr, sie weis es schon, daß sich vor deinem Degen,

Das unbesiegte Rom schon muß zu Boden legen?

Ja daß fast kein Soldat bey deinen Adlern ficht,

Der nicht von Königen als seinen Sklaven spricht.

Doch deiner Thaten Glanz und deines Herzens Triebe,

Das alles lenkt sie noch zu keiner Gegenliebe.

Wiewohl, da dir bisher das Glück im Streit geblüht,

Ersetzet Mars vieleicht, was Amor dir entzieht.

Pompejens Ueberrest an Führern und Soldaten,

Wird heute zweifelsfrey in deine Hand gerathen.

CÄSAR.

Ist dieser Sieg gewiß, so wird mein Arm schon matt.

Wenn mich die Welt mehr scheut, als Liebe zu mir hat,

So bin ich misvergnügt. Es ist zwar schön, zu siegen;

Weit schöner aber ists, im Siege sich vergnügen,

Und seiner Rachbegier vernünftig Einhalt thun!

Der Römer Ehre muß im Wüthen nicht beruhn:

Nein! Rom beherrscht vielmehr der Ueberwundnen Herzen,

Und läßt sich oftermals auch fremde Wunden schmerzen.[63]

Ich selber hatte nie am Blutvergießen Lust:

Es klopft ein zartes Herz in meiner Vaterbrust.

Ihr, Götter! kennt mich schon! Erfüllt denn mein Verlangen!

Laßt mich den Cato hier, und Rom in ihm umfangen!

Das ist das einzige, wornach ich lüstern bin.

DOMITIUS.

Wie mich bedünkt, so kömmt der Parther Königinn.

CÄSAR.

Geh, warte dort auf mich, bis ich dich ruffen werde.


Domitius geht ab.


O welch ein edler Gang! Der Zepter dieser Erde

Wird keinem schöner stehn, als dieser Fürstinn Hand.


Quelle:
Johann Christoph Gottsched: Ausgewählte Werke. Herausgegeben von Joachim Birke, Band 2: Sämtliche Dramen, Berlin 1968/1970, S. 62-64.
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