Siebenter Auftritt.

[33] Die Vorigen. Jungfer Lottchen.


JUNGFER LOTTCHEN. Nun? Es geht fein burschikoos auf meiner Stube zu.

HERR VIELWITZ. Verzeihe Sie es Mademoiselle. Ich dachte ich wäre unter gelehrten Männern gekommen: so sehe ich wohl, daß es nichts mehr, als Studenten sind.

HERR JAMBUS. Ja, wir geben Lection im Lateinischen conjugiren und decliniren. Wenn Sie etwa auf der Schule damit nicht fertig geworden sind, Herr Vielwitz: so dörfen Sie es nur sagen.[33]

JUNGFER LOTTCHEN. Ey meine Herren! In meiner Gegenwart bitte ich, sich entweder nicht zu zanken; oder einen andern Ort dazu zu erwählen, als mein Zimmer. Herr Vielwitz hat mir heute früh etwas von seinen Versen geschickt, das wollen wir durchlesen. Der Herr Jambus und Sinnreich verstehen die Poesie so wohl, daß sie entweder die Arbeit bewundern, oder tadeln können werden. Sie nimmt den Brief vom Tische und erbricht ihn.

HERR JAMBUS schreyt sehr. Was? ich sollte mich dahin setzen, und eines andern Dichters Arbeit anhören? Das ist mir unmöglich! Daß andere Leute mir meine Gedichte 6 Stunden lang zuhören müssen, das ist wohl meine Gewohnheit: allein so, scheide ich davon. Er läuft in den Winkel, rafft seinen Degen und Stock auf, und läuft ungestüm ab.


Quelle:
Luise Adelgunde Victorie Gottsched: Der Witzling. Berlin 1962, S. 33-34.
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