44. Der gespenstige Hase zu Windeck.

[58] (Nach Montanus Bd. II. S. 233.)


Auf Schloß Windeck wohnte einst ein Vogt des Grafen von Berg, der durch seine wüste Jagdlust der Schrecken der benachbarten Gemeinden Rosbach und Dattenfeld war. Er jagte an Sonn- und Feiertagen und holte unter Hörnerschall die Bauern aus der Kirche, um ihm auf der Jagd Frohndienste zu leisten. Einst jagte er am Dreifaltigkeitssonntag in der Gemeinde Dattenfeld und verfolgte hoch zu Roß mit der Meute und seinem Gefolge einen Eber mitten durch blühende Kornfelder. Da zog ein Gewitter herauf, der Vogt aber achtete deß nicht, sondern schleuderte, seinem Gefolge voraus, seinen Spieß auf den Eber. Da ertönte ein furchtbarer Donnerschlag, das Roß scheute, warf den Reiter ab, derselbe brach das Genick und der wüthende Keuler zerfetzte seinen Körper, derselbe Blitzstrahl aber erschlug acht Jäger aus seinem Gefolge. Der Vogt ward auf dem Schloßberge von Windeck begraben, dort geht sein Geist in Gestalt eines Hasen ewig um, bei Tage wird er ruhelos umhergejagt, aber nie getroffen, des Nachts aber sitzt er mit feurigen Augen auf dem Grabe des Vogts und schreckt die Vorübergehenden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 58.
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