1158. Guten Abend.

[935] (S. Firmenich a.a.O. S. 206.)


In einem Dorfe bei Celle lag ein Reiter, der einen Brief bekam, worin er bedeutet ward, noch an demselben Abend nach dem andern Dorfe zu gehen. »Nimm Dich in Acht«, sagten die Leute zu ihm, »wenn Du über den Bach gehst, so grüße nicht wieder, wenn Dir ein guter Abend geboten wird.« – »Laßt mich nur gewähren«, meinte der Reiter, »mit dem guten Abend will ich schon fertig werden.« Er ging also fort und als er an den Steig kam, der über den Bach führte, sagte er nichts, hörte aber, daß einer »guten Abend« sagte. »Guten Abend!« versetzte der Reiter, und da sprach der Spuk wieder: »Ich habe bei Lebzeiten keinem Menschen guten Tag oder guten Weg geboten, nun muß ich hier schon so lange umgehen, als diese[935] alte Bohle hier liegt, nun Du mir aber guten Abend gesagt hast, kann ich ausruhen und Ihr auch ruhen!« Von der Zeit an hat sich das Spukding nicht wieder sehen lassen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 935-936.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band