[305] 1.
Tugend / duck dich / bis das Wetter
deiner Plag vorüber gehr /
dir des Gottes aller Götter
unerhörte Hülff bey steht.
laß das Braussen
nur versaussen.
Ungelück hat auch sein Ziel /
währt nit länger als Gott will.
2.
Gott will seine letzlich schutzen:
Ihrer Feind tollkühne Macht
kan Er bald mit Spotten trutzen;
ihre Ränck' Er nur verlacht.
Ihr ersinnen
und beginnen /
muß Ihm dienen zu dem Ziel /
welches Er erheben will.
3.
Tugend mustu kläglich schwimmen
in der Thränen Wasserflut:
Lasse nur das Dächtlein glimmen
deines Christen-Helden-Muht.[306]
Laß' im Weinen
auch erscheinen /
daß das endlich sey dein Ziel /
was der Höchste haben will.
4.
Ube dich nur in dem Schweigen /
in Pythagors Nutzen-Kunst.
Durch die Wort sein Recht bezeigen /
ist höchstschädlich / auch umsonst /
durch Vertragen /
hilfft der Magen
zu des Leibs Gesundheit Ziel.
Gott schickt letzlich / was man will.
5.
Wort entzünden / Wort erhitzen /
sind des Zornes Zunderfleck:
Auf sie folgen Unglücks-Blitzen /
nehmen doch kein Trübsal wegk.
Weißheit-Stille /
bringt die Fülle
süsser Freud' / erwartt das Ziel /
da der Himmel helffen will.
6.
Laß dich schmähen / laß dich schelten.
Ehr nit achten / ist ein Ehr.[307]
Tugend-Kron / kan alls vergelten /
litte man auch noch viel mehr.
Laß nur doben!
der / so droben /
leitet selbst dich zu dem Ziel.
Trotz / wehrt / was Er haben will!
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
|
Buchempfehlung
Kammerspiel in drei Akten. Der Student Arkenholz und der Greis Hummel nehmen an den Gespenstersoirees eines Oberst teil und werden Zeuge und Protagonist brisanter Enthüllungen. Strindberg setzt die verzerrten Traumdimensionen seiner Figuren in steten Konflikt mit szenisch realen Bildern. Fließende Übergänge vom alltäglich Trivialem in absurde Traumebenen entlarven Fiktionen des bürgerlich-aristokratischen Milieus.
40 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro