[11] Vorhof im Tempel der Aphrodite zu Sestos. Den Mittelgrund bilden Säulen mit weiten Zwischenräumen, das Peristyl bezeichnend. Im Hintergrunde der Tempel, zu dem mehrere Stufen emporführen. Nach vorne, rechts die Statue Amors, links Hymenäus Bildsäule. Früher Morgen.
HERO ein Körbchen mit Blumen im Arme haltend, tritt aus dem Tempel und steigt die Stufen herab.
Nun, so weit wärs getan. Geschmückt der Tempel,
Mit Myrt und Rosen ist er rings bestreut
Und harret auf das kommende, das Fest.
Und ich bin dieses Festes Gegenstand.
Mir wird vergönnt, die unbemerkten Tage,
Die fernhin rollen ohne Richt und Ziel,
Dem Dienst der hohen Himmlischen zu weihn;
Die einzelnen, die Wiesenblümchen gleich,
Der Fuß des Wanderers zertritt und knickt,
Zum Kranz gewunden um der Göttin Haupt,
Zu weihen und verklären. Sie und mich.
Wie bin ich glücklich, daß nun heut der Tag,
Und daß der Tag so schön, so still, so lieblich.
Kein Wölkchen trübt das blaue Firmament,
Und Phöbus blickt, dem hellen Meer entstiegen,
Schon über jene Zinnen segnend her.
Schaust du mich schon als eine von den Euren?
Ward es dir kund, daß jene muntre Hero,
Die du wohl spielen sahst an Tempels Stufen,
Daß sie, ergreifend ihrer Ahnen Recht,
Die Priester gaben von Urväterzeit
Dem hehren Heiligtum – daß sies ergreifend,
Das schöne Vorrecht, Priesterin nun selbst,
Und heute, heut; an diesem, diesem Tage.
Auf jenen Stufen wird das Volk sie sehn,
Den Himmlischen der Opfer Gaben spendend.
Von jeder Lippe ringt sich Jubel los,
Und in dem Glanz, der Göttin dargebracht,
Strahlt auf der Priestrin Haupt –[11]
Allein, wie nur?
Beginn ich mit Versäumen meinen Dienst?
Hier sind noch Kränze, Blumen hab ich noch,
Und jene Bilder stehen ungeschmückt?
Hier, Hymenäus, der die Menschen bindet,
Nimm diesen Kranz von einer, die gern frei.
Die Seelen tauschest du? Ei, gute Götter,
Ich will die meine nur für mich behalten,
Wer weiß, ob eine andre mir so nütz?
Dir, Amor, sei der zweite meiner Kränze.
Bist du der Göttin Sohn und ich ihr Kind,
Sind wir verwandt; und redliche Geschwister
Beschädigen sich nicht und halten Ruh.
So seis mit uns, und ehren will ich dich,
Wie man verehrt, was man auch nicht erkennt.
Nun noch die Blumen auf den Estrich. – Doch
Wie liegt nur das Geräte rings am Boden?
Der Sprengkrug und der Wedel, Bast und Binden.
Saumselge Dienerinnen dieses Hauses,
Euch stand es zu. Übt so ihr eure Pflicht?
Lieg immer denn und gib ein kundbar Zeugnis –
Und doch, es martert mein erglühend Auge.
Fort, Niedriges, und laß mich dich nicht schaun.
Sich mit Zurechtstellen beschäftigend.
Dort kommt der Schwarm, von lautem Spiel erhitzt,
Nunmehr zu tun, was ohne sie vollendet.
Janthe und mehrere Dienerinnen kommen.
JANTHE.
Ei, schöne Hero, schon so früh beschäftigt?
HERO.
So früh, weils andre nicht, wenn noch so spät.
Die Dienerinnen stellen das übrige zurecht.
JANTHE.
Ei seht, sie tadelt uns, weil wir die Kanne,
Das wenige Gerät nicht weggeschafft.
HERO.
Viel oder wenig, du hasts nicht getan.
JANTHE.
Wir waren früh am Werk und sprengten, fegten.
Da kam die Lust, im Grünen uns zu jagen.[12]
HERO.
Drauf gingt ihr hin und – Nun, beim hohen Himmel!
Als du den leichten Fuß erhobst und senktest,
Kam dir der Vorhof deiner Göttin nicht,
Dein unvollendet Werk dir nicht vors Auge?
Genug, ich faß euch nicht, wir wollen schweigen.
JANTHE.
Weil du so grämlich bist und einsam schmollst,
Beneidest du dem Frohen jede Lust.
HERO.
Ich bin nicht grämlich, froher leicht als ihr,
Und oft hab ich zur Abendzeit beklagt,
Wo Spiel vergönnt, daß ihr des Spielens müde,
Doch nehm ich nicht dem Ernste seine Lust,
Indem ich mit des Scherzes Lust sie menge.
JANTHE.
Verzeih, wir sind gemeines, niedres Volk.
Du freilich, aus der Priester Stamm entsprossen –
HERO.
Du sagst es.
JANTHE.
Und zu Höherem bestimmt.
HERO.
Mit Stolz entgegn ich: ja.
JANTHE.
Ganz andre Freuden,
Erhabnere Genüsse sind für dich.
HERO.
Du weißt, ich kann nicht spotten; spotte nur!
JANTHE.
Und doch, gingst du mit uns, und sahst die beiden,
Die fremden Jünglinge am Gittertor –
HERO.
Nun schweig!
JANTHE.
Was gilts? du blinzeltest wohl selber
Ein wenig durch die Stäbe.
HERO.
Schweige, sag ich.
Ich habe deiner Torheit Raum gegeben,
Leichtfertigem verschließt sich dieses Ohr.
Sprich nicht und reg dich nicht! denn bei den Göttern!
Dem Priester, meinem Oheim sag ichs an,
Und er bestraft dich, wie dus wohl verdienst.
Ich bin mir gram, daß mich der Zorn bemeistert,
Und doch kann ich nicht anders, hör ich dies.
Du sollst nicht reden, sag ich, nicht ein Wort!
Der Priester, von dem Tempelhüter begleitet, ist von der rechten Seite her aufgetreten.
HERO ihm entgegen.
O wohl mir, daß du kömmst, mein edler Ohm.
Dein Kind war im Begriff zu zürnen, heut,[13]
Am Morgen dieses feierlichen Tags,
Der sie auf immer – O verzeih, mein Ohm!
PRIESTER.
Was aber war der heißen Regung Grund?
HERO.
Die argen Worte dieser Leichtgesinnten;
Der frevle Hohn, der, was er selbst nicht achtet,
So gern als unwert aller Achtung malte.
O, daß die Weisheit halb so eifrig wäre
Nach Schülern und Bekehrten, als der Spott!
PRIESTER.
Und welche wars, die vor den andern kühn,
Die Sitte unsers Hauses so verletzt?
HERO nach einer Pause.
Genau besehn, will ich sie dir nicht nennen,
Ob ihr die Rüge gleich gar wohl verdient.
Schilt sie nur alle, Herr, und heiß sie gehn,
Die Schuldge nimmt sich selbst wohl ihren Teil.
Zum Tempelhüter.
Du aber sieh zum äußern Gittertor,
Damit nicht Fremde –
PRIESTER.
Hätte denn –?
HERO.
Ich bitte!
PRIESTER.
So geh! – Und ihr! und meidet zu begegnen
Dem Zorne, der sein Recht und seine Mittel kennt.
Der Tempelhüter nach der linken, die Mädchen nach der rechten Seite ab.
HERO.
Nun ist mir leicht! Ich könnte sie bedauern,
Wenn ihre Torheit an sich selber zehrte,
Nicht um Genossen würb und Billigung.
PRIESTER.
So sehr mich freut, daß du den Schwarm vermeidest
Und aus der Menge nicht die Freundin wählst,
So sehr befremdet mich, ja, ich beklag es,
Daß dich zu keiner unter deinesgleichen
Des Herzens Zug, ein still Bedürfnis führte.
Ein einsam Leben harrt der Priesterin,
Zu zweien trägt und wirkt sichs noch so leicht.
HERO.
Ich kann nicht finden, daß Gesellschaft fördert;
Was einem obliegt, muß man selber tun.
Dann, nennst du einsam einer Priestrin Leben?
Wann war es einsam hier im Tempel je?
Vom frühen Morgen drängt die laute Menge,[14]
Aus Ost und Westen strömt herbei das Volk.
Von Weihgeschenken und von Opfergaben,
Von Festeszügen, fremden Beterscharen
War nimmer dieses Hauses Schwelle leer.
Dann fehlts ja nicht an mancherlei zu tun:
Der Wasserkrug, der Opferherd, die Kränze,
Und Säul und Sockel, Estrich und Altar
Zu reinigen, zu schmücken, zu bewahren.
Wo bliebe da zum Schwätzen wohl die Zeit,
Zum Kosen mit der Freundin, wie du meinst.
PRIESTER.
Du hast mich nicht gefaßt.
HERO.
Wohl denn, es sei!
Was man nicht faßt, erregt auch kein Verlangen.
Laß mich so, wie ich bin, ich bin es gern.
PRIESTER.
Doch kommt die Zeit und ändert Wunsch und Neigung.
HERO.
Man klagt ja täglich, daß der Unverständge
Beharrt und bleibt, man tadl ihn wie man will;
Weshalb nun den Verständgen unverständger
Und unbeständger glauben als den Tor?
Ich weiß ja, was ich will und was wir wählten,
Wenn wählen heißen kann, wo keine Wahl.
Vielmehr ein glücklich Ungefähr hat mich,
Nur halb bewußt, an diesen Ort gebracht,
Wo – wie der Mensch, der müd am Sommerabend,
Vom Ufer steigt ins weiche Wellenbad,
Und, von dem lauen Strome rings umfangen,
In gleiche Wärme seine Glieder breitet,
So daß er, prüfend, kaum vermag zu sagen:
Hier fühl ich mich und hier fühl ich ein Fremdes –
Mein Wesen sich hindangibt und besitzt.
Aus langer Kindheit träumerischem Staunen
Bin hier ich zum Bewußtsein erst erwacht;
Im Tempel, an der Göttin Fußgestelle,
Ward mir ein Dasein erst, ein Ziel, ein Zweck.
Wer, wenn er mühsam nur das Land gewonnen,
Sehnt sich ins Meer zurück, wos wüst und schwindelnd?
Ja, diese Bilder, diese Säulengänge,
Sie sind ein Äußeres mir nicht, ein Totes;[15]
Mein Wesen rankt sich auf an diesen Stützen,
Getrennt von ihnen, wär ich tot wie sie.
PRIESTER.
Nur hüte dich, daß so beschränktes Streben
Ein Billiger nicht möge selbstisch nennen!
Es hält der Mensch mit Recht von seinem Wesen
Jegliche Störung fern; allein sein Leben,
Ablehnend alles andre, nur auf sich,
Des eignen Sinns Bewahrung zu beschränken,
Scheint widrig, unerlaubt, ja ungeheuer,
Und doch auch wieder eng und schwach und klein.
Du weißt, es war seit undenkbaren Zeiten
Begnadet von den Göttern unser Stamm
Mit Priesterehren, Zeichen und Orakeln,
Zu sprechen liebten sie durch unsern Mund:
Lockts dich nun nicht, zurück es zu gewinnen,
Das schöne Vorrecht, dir zum höchsten Ruhm
Und allem Volk zu segensreichem Frommen?
Ich riet dir oft, in still verborgner Nacht
Zu nahen unsrer Göttin Heiligtum
Und dort zu lauschen auf die leisen Stimmen,
Mit denen wohl das Überirdsche spricht.
HERO.
Verschiednes geben Götter an Verschiedne;
Mich haben sie zur Sehrin nicht bestimmt.
Auch ist die Nacht, zu ruhn; der Tag, zu wirken,
Ich kann mich freuen nur am Strahl des Lichts.
PRIESTER.
Vor allem sollte heut –
HERO.
Ich war ja dort,
Noch eh die Sonne kam, in unserm Tempel,
Und setzte mich bei meiner Göttin Thron
Und sann. Doch keine Stimme kam von oben.
Da griff ich zu den Blumen, die du siehst,
Und wand ihr Kränze, meiner hohen Herrin,
Erst ihr, dann jenen beiden Himmlischen,
Und war vergnügt.
PRIESTER.
Und dachtest?
HERO.
An mein Werk.
PRIESTER.
An andres nicht?
HERO.
Was sonst?[16]
PRIESTER.
An deine Eltern.
HERO.
Was nützt es auch? sie denken nicht an mich.
PRIESTER.
Sie denken dein und sehnen sich nach dir.
HERO.
Ich weiß das anders, doch du glaubst es nicht.
War ihnen ich doch immer eine Last,
Und fort und fort ging Sturm in ihrem Hause.
Mein Vater wollte, was kein andres wollte,
Und drängte mich und zürnte ohne Grund.
Die Mutter duldete und schwieg.
Mein Bruder – Von den Menschen all, die leben,
Bin ich nur einem gram, es ist mein Bruder.
Als Älterer, und weil ich nur ein Weib,
Ersah er mich zum Spielwerk seiner Launen.
Doch hielt ich gut und grollte still und tief.
PRIESTER.
So zürnst du deinen Eltern?
HERO.
Zürnen? O!
Vergaß ich sie, geschahs, um sie zu lieben.
Auch ist mein Wesen umgekehrt und eben,
Seit mich die Göttin nahm in ihren Schutz.
PRIESTER.
Wenn sie nun kämen?
HERO.
Ach, sie werdens nicht.
PRIESTER.
Dich heimzuholen.
HERO.
Mich? Von hier? Vergebens!
PRIESTER.
Die Mutter mit dem Bräutgam an der Hand.
HERO zum Gehen gewendet.
Du scherzest, Herr, und ich, ich scherzte nicht.
PRIESTER.
Bleib nur! Auch ist es Scherz. Doch deine Eltern
Sind hier.
HERO.
Nein! Hier?
PRIESTER.
Seit gestern abends.
HERO.
O!
Und du verhehltest mirs?
PRIESTER.
Sie wolltens selbst,
Die Weihe nicht zu stören dieser Nacht,
Die dir ein Morgen ist für viele Tage.
Doch bist du stark, und mögen sie denn nahn.
Sieh dort den Kommenden. Er wandelt, steht,
Holt tiefer Atem, nähert sich.[17]
HERO.
Mein Vater?
PRIESTER.
Er selber, ja.
HERO.
Und ist der Mann so alt?
PRIESTER.
Die Frau an seiner Seite –
HERO.
Mutter! Mutter!
PRIESTER.
Erbleichst du? Eilst den Lieben nicht entgegen
In froher Hast?
HERO.
O, laß mich sie betrachten!
Hab ich sie doch so lange nicht gesehn!
Heros Eltern kommen.
VATER.
Mein Kind! Hero, mein Kind!
HERO auf ihre Mutter zueilend.
O meine Mutter!
VATER.
Sieh nur, wir kommen her, den weiten Weg –
Mein Atem wird schon kurz! – So fern vom Hause,
Als Zeugen deines götternahen Glücks.
Zu schauen, wie du in der Ahnen Spur
Antrittst das Recht, um das sie uns beneiden,
Die andern alle ringsumher im Land;
Wie um das Amt, mit dem seit manchem Jahr
Bekleidet das Vertraun mich unsrer Stadt,
Und das – die böse Brust! – Was wollt ich sagen?
Nun, eben deshalb kamen wir hierher.
Ei, guten Morgen, Bruder!
HERO.
Meine Mutter!
VATER.
Sie auch! Auch sie! Ob kränkelnd schon und schwach,
Es duldete sie nicht im leeren Hause.
Teilnehmen wollte sie an deinem Glück.
Der Wagen faßt wohl zwei, so kam sie mit.
Erfreuten Sinns. Und wer, wenn noch so stumpf,
Erfreute sich an seinem Kinde nicht,
Wenn es einhergeht auf der Hoheit Spuren?
Wer horchte da auf kleinlich dunkle Zweifel,
Auf, was weiß ich? Nu, wie gesagt, erfreut.
HERO.
Allein sie spricht nicht.
VATER.
Nicht? Frag sie: warum?
Sie spricht wohl sonst, wenns auch nicht an der Zeit,
Im Haus, den langen Tag. Frag sie: Warum?
Und wieder ists auch besser, spricht sie nicht.[18]
Wer Förderliches nicht vermag zu sagen,
Tut klüger, schweigt er völlig. Bruder, nicht?
HERO.
O, guter Ohm, heiß deinen Bruder schweigen,
Daß meine Mutter rede.
PRIESTER.
Bruder, laß sie!
VATER.
So sprich; allein –
HERO.
Nicht so! Nach ihrem Herzen.
Wies ihr gefällt.
MUTTER halblaut.
Mein gutes Kind!
HERO.
Hörst du? Sie sprach. O süßer, süßer Klang,
So lange nicht gehört. O meine Mutter!
PRIESTER in den Hintergrund tretend, zu einem Diener.
Komm hier!
VATER.
Nun weint sie gar. Daß doch! – Was schaffst du,
Bruder?
Er geht nach rückwärts, die Hand dem gleichfalls dort stehenden Tempelhüter auf die Schulter legend.
Ah, du mein Ehrenmann? – Was schafft ihr da?
PRIESTER.
Ein Ringeltauber flog in diesen Busch,
Wohl gar zu Nest. Das darf nicht sein. He, Sklave,
Durchforsche du das Laub und nimm es aus!
VATER.
Wie nur? Warum?
PRIESTER.
So wills des Tempels Übung.
VATER.
Doch jene –
PRIESTER.
Laß sie nur!
VATER.
Sie reden.
PRIESTER.
Laß sie!
HERO mit ihrer Mutter im Vorgrunde rechts.
Nun aber, Mutter, hemme deine Tränen,
Vielmehr sag deutlich, was du fühlst und denkst.
Ich höre dich und folge leicht und gern;
Denn nicht mehr jenes wilde Mädchen bin ich,
Das du gekannt in deines Gatten Hause,
Die Göttin hat das Herz mir umgewandelt,
Und ruhig kann ich denken nun und schaun.
Auch –
MUTTER.
Kind!
HERO.
Was ist?[19]
MUTTER.
Sie sehn nach uns.
HERO.
Ei, immer!
Im Tempel hier hat auch die Frau ein Recht,
Und die Gekränkten haben freie Sprache.
Doch ängstet dich ihr Aug, wohlan, so tret ich
Hin zwischen dich und sie. Kein Blick erreicht dich.
Nun aber sag, ob ich dich recht erriet:
Nicht gleichen Sinns mit deinem Gatten kamst du,
Und wäre dir der freie Wunsch gewährt,
Du führtest gar die Tochter mit dir heim.
Aus ihres Glückes sturmbeschützter Ruh
In deiner dunkeln Sorgen niedre Hütte?
Ists also? Ist es wahr? Sprich nein, o Mutter!
MUTTER.
Kind, ich bin alt und bin allein.
HERO.
Allein?
Dir ist dein Gatte ja. Zwar er –? Ein reiches Haus;
Sind Dienerinnen, die dein sorglich warten.
Dann – Gute Götter, so vergaß ich denn
Das Beste bis zuletzt. Dir ist mein Bruder,
Der bringt die Braut ins Haus und dehnt sich breit,
Und gibt dir Enkel mit der Väter Namen.
MUTTER.
Dein Bruder, Kind –
VATER im Hintergrunde zum Sklaven.
Greif herzhaft immer zu!
MUTTER.
Dein Bruder, Kind, ist nicht mehr heim bei uns!
HERO.
Wie, nicht?
MUTTER.
Nach manchem herben Leid,
Den Eltern doppelt schwer, verließ er uns,
Verließ die Braut, die sein in Tränen dachte,
Und zog dahin mit gleichgesinnten Männern
Auf kühne Wagnis in entferntes Land.
Zu Schiff, zu Roß? Wer weiß? wer kann es wissen?
HERO.
So ist er nicht mehr da? Nun doppelt gerne
Kehrt ich mit dir nach Haus, seit kund mir solches.
Doch ist nicht er, sind da noch hundert andre,
Von gleichem Sinn und störrisch wildem Wesen.
Das ehrne Band der Roheit um die Stirn,
Je minder denkend, um so heftger wollend.[20]
Gewohnt zu greifen mit der starren Hand
Ins stille Reich geordneter Gedanken,
Wo die Entschlüsse keimen, wachsen, reifen
Am milden Strahl des gottentsprungnen Lichts.
Hineinzugreifen da und zu zerstören,
Hier zu entwurzeln, dort zu treiben, fördern
Mit blindem Sinn und ungeschlachter Hand.
Und unter solchen wünschtest du dein Kind?
Vielleicht wohl gar –?
MUTTER.
Was soll ich dirs verhehlen?
Das Weib ist glücklich nur an Gattenhand.
HERO.
Das darfst du sagen, ohne zu erröten?
Wie? und mußt hüten jenes Mannes Blick,
Des Herren, deines Gatten? Darfst nicht reden,
Mußt schweigen, flüstern, ob du gleich im Recht,
Ob du die Weisre gleich, stillwaltend Beßre?
Und wagst zu sprechen mir ein solches Wort?
VATER im Hintergrunde.
Die Mutter flattert auf.
MUTTER.
O wehe, weh!
Sie haben mir mein frommes Kind entwendet,
Ihr Herz geraubt mit selbstisch eitlen Lehren,
Daß meiner nicht mehr denkend, harten Sinns,
Sie achtlos hört der Nahverwandten Worte!
HERO von ihr wegtretend.
Ich aber will mit heiterm Sinne wandeln
Hier an der Göttin Altar, meiner Frau.
Das Rechte tun, nicht, weil man mirs befahl,
Nein, weil es recht, weil ich es so erkannt.
Und niemand soll mirs rauben und entziehn.
Mit starker Betonung.
Wahrhaftig!
DER SKLAVE der im Hintergrunde, auf einem Schemmel stehend, den Busch durchsucht, strauchelnd.
Ah!
HERO umschauend.
Was ist?
MUTTER.
So siehst du nicht?
Unschuldig fromme Vögel stören sie[21]
Und nehmen aus ihr Nest. So reißen sie
Das Kind auch von der Mutter, Herz vom Herzen,
Und haben des ihr Spiel. O, weh mir, weh!
HERO.
Du zitterst, du bist bleich.
MUTTER.
O, seh ich doch
Mein eignes Los.
PRIESTER zu dem Diener, der das Nest in ein Körbchen gelegt, auf dem oben die brütende Taube sichtbar ist.
Geh nur und trag es fort!
Der Diener geht.
HERO.
Halt du und setz es ab, wenns jene kränkt.
Gib, sag ich!
Sie hat dem Diener das Körbchen abgenommen.
Armes Tier, was zitterst du?
Sieh, Mutter, es ist heil.
Die Taube streichelnd.
Bist du erschrocken?
Sie setzt sich auf den Stufen der Bildsäule links im Vorgrunde nieder, das Körbchen in den Händen; indem sie bald durch Emporheben die Taube zum Fortfliegen anlockt, bald betrachtend und untersuchend sich mit ihr beschäftigt.
PRIESTER zum Diener.
Was ist? Befahl ich nicht?
Der Diener weist entschuldigend auf Hero.
PRIESTER zu ihr tretend.
Bist du so neu im Dienst,
Daß du nicht weißt, was Brauches hier und Sitte?
MUTTER rechts im Vorgrunde stehend.
Mein Herz vergeht. O jammervoller Anblick!
PRIESTER zu ihr hinübersprechend.
Nun also denn zu dir. Schwachmütig Weib,
Was kommst du her, zu stören diese Stunde?
Und staunst ob dem, was du doch längst gewußt,
Der heilgen Ordnung dieses Götterhauses.
Kein Vogel baut beim Tempel hier sein Nest,
Nicht girren ungestraft im Hain die Tauben,
Die Rebe kriecht um Ulmen nicht hinan.
All, was sich paart, bleibt ferne diesem Hause,
Und jene dort fügt heut sich gleichem Los.
HERO die Taube streichelnd.
Du armes Tier, wie streiten sie um uns![22]
PRIESTER.
Scheint dir das schwer, und zitterst du darob?
Was willst du? soll sie heim? Komm hier und nimm sie!
Was braucht die Göttin dein und deines Kinds?
Nicht ehrt man hier die irdsche Aphrodite,
Die Mensch an Menschen knüpft wie Tier an Tier,
Die Himmlische, dem Meeresschaum entstiegen,
Einend den Sinn, allein die Sinne nicht,
Der Eintracht alles Wesens hohe Mutter,
Geschlechtlos, weil sie selber das Geschlecht,
Und himmlisch, weil sie stammt vom Himmel oben.
Was braucht die Göttin dein und deines Kinds?
Geh hin und bette sie in Niedrigkeit,
In der du selbst, dir selbst zur Qual, dich abmühst.
Sie sei die Magd des Knechtes, der sie freit,
Statt hier auf lichter Bahn, nach eignem Ziel,
Die einzge sie des dürftigen Geschlechts,
Ein Selbst zu sein, ein Wesen, eine Welt.
Allein du willst es, sie ist frei, hier nimm sie!
Bist du die Mutter doch! Du, Hero, folge!
Die Torheit ruft. Folg ihr als Mensch, als Weib!
HERO aufstehend, zur Taube.
Da gilt es denn zu reden, kleines Ding!
Das Körbchen dem Diener gebend.
Du nimms und trag es hin und gib ihm Freiheit,
Die Freiheit wie das Tier sie kennt und wünscht.
Diener ab.
Du aber, Ohm, schilt meine Mutter nicht,
Denn fromm ist ihre Meinung und sie liebt mich.
Uns andre laß nur schweigen, Stille, Gute!
Hat er doch recht und tut nur, was ihm Pflicht.
Ich soll mit dir? Bleib du bei mir! O, Mutter!
Wenn dich die Deinen quälen, komm zu mir.
Hier ist kein Krieg, hier schlägt man keine Wunden,
Die Göttin grollet nicht, und dieser Tempel
Sieht immerdar mich an mit gleichem Blick.
Kennst du das Glück des stillen Selbstbesitzes?
Du hast es nie gekannt; drum sei nicht neidisch!
Nein, frohen Mutes folge mir zum Fest![23]
Heut, stolz im Siegerschritt, und kommt der Morgen,
Einförmig still, den Wasserkrug zur Hand,
Beschäftigt, wie bisher, an den Altären;
Und fort so, Tag um Tag. Willst du, so komm!
Sieh nur: sonst trag ich dich, denn ich bin stark.
Allein sie will. Sie lächelt. Siehst du, Ohm?
Halblaut.
Gib nur das Zeichen nun. Du aber folge,
Die Zeit verrinnt, man rüstet schon das Fest.
Im Gehen, tändelnd.
Und siehst du erst den Schmuck, die reichen Kleider,
Und was man all mir Herrliches bereitet,
Du sollst wohl selbst –
Ein paar Schritte voraus und dann zurückkehrend.
Und eile mir ein wenig!
Beide nach der rechten Seite ab.
VATER.
Nun, Bruder, aber rasch –
PRIESTER.
Rasch, und warum?
Was lange dauern soll, sei lang erwogen.
Wüßt ich sie schwach, noch jetzt entließ ich sie.
VATER.
Allein bedenk!
PRIESTER.
Zugleich bedenk ich wirklich,
Daß heilsam feste Nötigung der Abschluß
Von jedem irdisch wankem, wirrem Tun.
Du wähltest ewig unter Möglichkeiten,
Wär nicht die Wirklichkeit als Grenzstein hingesetzt.
Die freie Wahl ist schwacher Toren Spielzeug.
Der Tüchtge sieht in jedem Soll ein Muß,
Und Zwang, als erste Pflicht, ist ihm die Wahrheit.
Zu den Dienern gewendet.
Das Fest beginnt.
NAUKLEROS STIMME hinter der Szene.
Hierher nur, hier!
PRIESTER.
Was ist?
TEMPELHÜTER.
Zwei Fremdlinge, des langen Harrens müde,
Sie bahnen selbst durch Büsche sich den Weg.
– Kehrt ihr zurück? – Dieselben sind es, Herr,
Die heute morgens schon am Gittertor –[24]
Auch dort von rückwärts wächst des Volkes Drang,
Das murrend nur erträgt die Zögerung.
PRIESTER.
Weis jene dort zurück.
Der Tempelhüter nach der linken Seite ab.
Ihr andern öffnet
Zu mehreren Dienern, die nach und nach vom Hintergrunde her eingetreten sind.
Die äußern Pforten nach dem Weg zur Stadt.
Zu seinem Bruder.
Gönn nur indes ein Wort des Danks den Göttern,
Die Nachruhm dir in deinem Kind erweckt.
Der Alte steht an seinem Stabe gegen den Tempel geneigt.
Laßt ein das Volk und haltet Ordnung, hört ihr?
Daß Roheit nicht die schöne Feier störe.
Auch über euch wacht sorglich, eben heut;
Die Lust hat ihren Tag, so wie die Sonne,
Doch auch wie jene einen Abend: Reue.
TEMPELHÜTER hinter der Szene.
Nein, sag ich, nein.
NAUKLEROS ebenso.
So hört doch, lieber Herr!
PRIESTER.
Tut eure Pflicht, du, Bruder, aber komm!
Beide nach der rechten Seite ab.
DER TEMPELHÜTER auftretend.
Hier steh ich, hier. Und wagst dus, kühner Knabe,
Und setzest über mich hin deinen Fuß?
NAUKLEROS der gleichfalls sichtbar geworden ist.
Nicht über euch, doch, seht ihr, neben euch.
Und also bin ich hier. Leander, komm!
Leander tritt auf.
TEMPELHÜTER.
O Jugendübermut! Ward euch nicht kund –?
NAUKLEROS.
Nichts ward uns kund; denn Fremde sind wir, Herr,
Und kommen von Abydos naher Küste
Nach Sestos her, um euer Fest zu schaun.
TEMPELHÜTER.
Doch lehrt man Sittsamkeit nicht auch bei euch?
NAUKLEROS.
Wohl lehrt man sie, zugleich mit andern Sprüchen,
Als: sei nicht blöd! sonst kehrst du hungrig heim.
TEMPELHÜTER.
Ich aber –
NAUKLEROS.
Seht, indes ihr hier euch abmüht
Um uns, die zwei, strömt dort das Volk in Haufen.[25]
TEMPELHÜTER.
Zurück da! Hört ihr wohl?
Er wendet sich nach dem Hintergrunde und ordnet das Volk, das von der linken Seite, nahe den Stufen des Tempels, hereindringt.
NAUKLEROS zu Leander.
Was zerrst du mich?
Wir sind nun einmal da. Wer wagt, gewinnt.
Hier ist der beste Platz. Fest auf den Sockel
Setz ich den Fuß. Laß sehn, wer mich vertreibt,
Und sieh mir nur nach all der Herrlichkeit!
Das Gotteshäuslein dort, das Tor, die Säulen;
So was erblickst du nimmermehr daheim.
Schau! einen Altar setzt man in die Mitte,
Wohl um zu opfern drauf. – Doch wonach schaust du?
Blickt er zu Boden nicht! Nu, bei den Göttern!
Befällt er hier dich auch, der alte Trübsinn?
Ich aber sage dir –
Das Volk hat sich nach und nach, der linken Seite entlang, geordnet, bis dahin, wo die beiden Freunde stehen.
NAUKLEROS umschauend.
Nun, guter Freund,
Ihr drängt gar scharf.
Zu Leander.
Hörst du? ich sage dir:
Weißt du nicht heute abend klein und groß
Mir zu erzählen, was sich hier begab,
Und trinkst nicht einen großen Becher Wein
Lautjubelnd drauf, sind wir geschiedne Leute.
Denn all der düstre Sinn – Allein, sieh dort!
Die beiden Mädchen. Schau! es sind dieselben,
Die heute früh wir sahn am Gittertor.
Sie blinzeln her. Gefällt dir eine? Sprich!
Janthe und eine zweite Dienerin haben einen tragbaren Altar gebracht und stellen ihn, rechts im Vorgrunde, vor der Bildsäule Amors nieder.
JANTHE während des Zurechtstellens ihrer Gefährtin zuflüsternd.
Dort sind sie. Rechts der Blonde, Größere.
Der Braune scheint betrübt. Was fehlt ihm nur?
NAUKLEROS.
Absichtlich zögern sie. Hui, welch ein Blick!
TEMPELHÜTER nach vorn kommend, zu den Mädchen.
Ei ja, und nun auch ihr! Das findet sich.
Die Mädchen gehen[26] zu den Jünglingen.
Ihr scheint mir rasch zu allem, was verwehrt.
NAUKLEROS.
Je, wies nun kommt. Wer zweifelt, der verliert.
Man hat einen zweiten Altar gebracht, der links vor Hymenäus Bildsäule hingestellt wird. Ein dritter stand schon früher an den Stufen in der Mitte.
TEMPELHÜTER.
Ihr gebt nur Raum! Der Altar soll dort hin.
NAUKLEROS.
Hab ich erst Raum, so teil ich gerne mit.
TEMPELHÜTER.
Und seid nur sittig und vermeßt euch nichts.
Musik von Flöten beginnt.
Der Zug beginnt. Zurück! Laßt frei die Mitte!
Das Volk ordnend, das auf der linken Seite sich in Reihen stellt.
NAUKLEROS.
Sie kommen, schau! Betrachte mirs mit Fleiß!
Und naht die Priesterin, streif an ihr Kleid,
Das soll den Trübsinn heilen, sagt man. Hörst du?
Unter Musik von Flöten kommt der Zug von der rechten Seite her auf die Bühne. Opferknaben mit Gefäßen. Die Oberhäupter von Sestos. Tempeldienerinnen, darunter Janthe. Priester. Hero mit Mantel und Kopfbinde an der Seite ihres Oheims. Ihre Eltern folgen.
Gesang.
Mutter der Sterblichen,
Himmelbewohnerin,
Neig uns ein günstiges,
Schirmendes Aug!
Die Begleiter des Zuges stellen sich zur rechten Seite auf, den Reihen des Volkes gegenüber. Der mittlere Teil der Bühne ist leer.
DIE PRIESTER indem sie sich aufstellen.
Den Göttern Ehrfurcht!
DAS VOLK antwortend.
Glück mit uns!
NAUKLEROS.
Dort kommt die Priesterin. Ein schönes Weib.
Komm, laß uns knien. Doch nein, vorher noch schau mir
Querüber hier dem Fußgestell nach rückwärts,
Wie sie die Weihen üben, was sie tun.
HERO im Hintergrunde, bei dem dort angesetzten tragbaren Altare stehend. Vor ihr knien zwei Opferknaben, Rauchwerk in reichen Gefäßen haltend.
Ein neuer Sprößling deines alten Hauses.
Sei ihm geneigt, und mehr, als er verdient.
Sie gießt Rauchwerk in die Flamme und geht dann nach vorn, der Priester zu ihrer Linken, hinter ihr die Eltern. Der Tempelhüter in einiger Entfernung.
DIE PRIESTER.
Den Göttern Ehrfurcht![27]
DAS VOLK.
Glück mit uns!
NAUKLEROS.
Sie kommen näher. Nun, Leander, knie!
Sie knien. Leander hart an der Bildsäule des Hymenäus, Naukleros etwas zurück.
Auch das übrige Volk kniet.
Hero ist zu Amors Bildsäule gekommen und gießt Rauchwerk in die Flamme des daneben stehenden Altars, der Priester ihr zur Seite.
HERO.
Der du die Liebe gibst, nimm all die meine.
Dich grüßend, nehm ich Abschied auch von dir.
Sie entfernt sich.
DIE PRIESTER.
Den Göttern Ehrfurcht!
DAS VOLK.
Glück mit uns!
HERO an der Bildsäule des Hymenäus stehend.
Dein Bruder sendet mich –
NAUKLEROS leise zu Leander.
Siehst du nicht auf?
LEANDER der gerade vor sich hin auf den Boden gesehen hat, hebt jetzt das Haupt empor.
PRIESTER.
Was ist? Du stockst.
HERO.
Herr, ich vergaß die Zange.
PRIESTER.
Du hältst sie in der Hand.
HERO.
Der du die Liebe –
PRIESTER.
So hieß der erste Spruch. Laß nur! Zum Opfer!
Hero gießt Rauchwerk ins Feuer. Eine lebhaftere Flamme zuckt empor.
PRIESTER.
Zu viel! – Doch gut! – Nun noch zum Tempel! Komm!
Sie entfernen sich. In die Mitte der Bühne gekommen, sieht Hero, als nach etwas Fehlendem an ihrem Schuh, über die rechte Schulter zurück. Ihr Blick trifft dabei auf die beiden Jünglinge. Die Eltern kommen ihr entgegen. Die Musik ertönt von neuem.
Der Vorhang fällt.
Ausgewählte Ausgaben von
Des Meeres und der Liebe Wellen
|
Buchempfehlung
Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
62 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro