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[773] Ein Landmann. Vorige.
LANDMANN.
Heil, Sappho, dir!
EUCHARIS.
Ist er gefangen?
LANDMANN.
Ja!
RHAMNES.
Wo denn?
EUCHARIS.
Und wie?
LANDMANN.
Sie hatten tüchtgen Vorsprung,
Und er versteht zu rudern. Fast schon glaubt ich,
Wir würden nun und nimmer sie erreichen!
Doch endlich, schon in hoher See, erblickten
Wir seinen Kahn und drauf in rascher Jagd!
Bald ist er eingeholt und schnell umringt.
Wir heißen um ihn lenken, doch er will nicht
Und faßt sein Mädchen mit der linken Hand,
Das blanke Eisen in der Rechten schwingend. –
Begehrt ihr was, erhabne Frau?
Sappho winkt ihm fortzufahren.
LANDMANN.
Nun denn!
Und schwingt das Eisen drohend gegen uns;
Bis nun ein Ruderschlag, der ihm gegolten,
Das kleine Mädchen an der Stirne trifft.
Sappho verhüllt sich die Augen mit der Hand.
LANDMANN.
Sie sinkt, er faßt sie in die Arme, wir,
Den Augenblick benützend, rasch an Bord
Und greifen ihn und bringen ihn zurück!
Sie steigen schon ans Land! Seht ihr die beiden?
Das kleine Mädchen wankt noch taumelnd
SAPPHO.
Ha,
Nicht hierher!
RHAMNES.
Wohin sonst, sie kommen schon!
SAPPHO.
Wer rettet mich vor seinem Anblick? – Mädchen! –
Du, Aphrodite, schütze deine Magd!
Sie eilt dem Hintergrunde zu und umklammert den Altar, ihre Dienerinnen stehen rings um sie her.
[773]
Ausgewählte Ausgaben von
Sappho
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