Zweite Scene.

[22] (In Schira's Hause. Wohnzimmer.)


Hirlande, Astralle und Roselinde.


Astralle.


Meine Spitzen sind jetzt fertig.

Jetzt hab' ich den schönsten Anzug,

Den ich mir nur wünschen könnte:

Denket euch mein Kleid von Scharlach,

Meine goldgestickten Schuhe,

Meine Diamantenringe,

Und jetzt gar mein Spitzenschleier! –

Ach, wie stolz will ich dahergehn!

Meine Perlen in den Haaren!

Aber Eines fehlt noch, – Eines:

Gold'ne Ohrgehäng' mit Steinen,

Die im Lichte strahlend flimmern.

Doch die bringt mir ja der Vater,[22]

Wenn er kommt von seiner Reise.

Aber dann ist auch mein Anzug

So vollkommen, als nur möglich.


Hirlande.


Und mir fehlt es nur an Ringen.

Weißt du? Ohrgehänge hab' ich,

Aber keine Demantringe.

Darum sagt ich auch dem Vater,

Als er fragte, was ich wollte:

Schöne Fingerringe möcht' ich

Wohl an meinen Händen tragen.

Die versprach er mir zu bringen. –

Ach, er bleibt nur gar zu lange

Diesesmal auf seinen Reisen.


Roselinde.


Fast kann ich ihn nicht erwarten.

Als die Veilchen kaum noch blühten,

Zog er mit der Karawane

Nach dem reichen Morgenlande.

Jetzt sind schon die Asterblumen

Bald verblüht, und immer, immer

Will er noch nicht wiederkehren.


Hirlande.


Ei, mich freut's, wenn lang er bleibet.[23]

Solches ist ein sicher Zeichen,

Daß er viele reiche Waaren

Sich ertauscht in fernen Landen.

Und so wird er immer reicher,

Gar so reich, als unser König,

Und wenn man von uns dann redet,

Sagt man nur: die reichen Damen –

Täglich dürfen wir in Seide

Und in Gold gestickt dann gehen,

Dürfen bei des Königs Festen

Sitzen unter seinen Rittern,

Wie die Gräfinnen und Fräulein,

Spielen dann mit seinen Töchtern,

Tanzen auch mit seinen Söhnen.


Astralle.


Ja, da hast du Recht. Wir sehen

Ja schon jetzt, wie alle Leute,

Die an uns vorüber gehen,

Tief sich neigend uns verehren.


Roselinde.


Ja, sie grüßen uns sehr höflich.

Aber sag mir, liebe Schwester,

Wenn wir nun in schlechten Kleidern[24]

Gingen, wie im Hof die Mägde,

Würden sie dann auch uns grüßen?


Astralle.


Ei, wie dumm!


Hirlande.


Einfältig Mädchen!


Astralle.


Wer wird eine Magd denn grüßen,

Die in schlechten Kleidern gehet,

Wie man reiche Kaufmannstöchter

Grüßet, die in Seide gehen?


Roselinde.


Ei, da grüßen ja die Leute

Uns nicht, sondern unsre Kleider.


Hirlande.


Wie du wieder kindisch redest

Für ein Mädchen von elf Jahren.


(zu Astrallen:)


Komm, Astralle! komm, wir wollen

Uns an's Kaufgewölbe setzen,

Wo die Leute aus- und eingehn.

Habe von des Königs Hofe

Eingehn sehn zwei hohe Diener,

Die sind immer gar zu höflich[25]

Ach, wie werden die sich neigen,

Wenn sie uns da sitzen sehen.


(Sie gehen ab.)


Roselinde allein.


Ich weiß nicht, was meine Schwestern

Nur in aller Welt dran haben,

Wenn sie fremde Leute grüßen,

Da man doch ihr Kleid nur grüßet.

Und warum denn möchten gar sie

Mit des Königs Töchtern spielen?

Pfui! mit diesen spielt ich gar nicht!

Hab' ihnen noch vor wenig Tagen

In dem Garten ihres Schlosses

Beim Spazierengehn begegnet.

Als die Eine springen wollte,

Einen Schmetterling zu haschen,

Sagte gleich die alte Dame

Mit der spitzen, rothen Nase,

Die sie überall begleitet,

Auf Französisch ein Par Worte:

»Fi ma chère vous êtes prinçesse!«

Und des Vaters Schreiber sagte,

Dieses heiße: »Pfui doch, Liebe!

Schickt sich das für die Prinzessinn?«[26]

Nein, wenn ich nicht laufen dürfte,

Nicht nach Schmetterlingen haschen,

Nicht mit meinem Lämmchen springen,

Nicht im Garten Fangens spielen,

Oder meine Blumen gießen –

Sitzend möcht' ich gar nicht spielen.

– Ei, da kommt das liebe Mädchen

Aus den kleinen Häuschen drüben,

Wo der Besenbinder wohnet.


Besenstielchen

guckt furchtsam zur Thüre herein; in der Hand hat sie eine Handvoll Samenkronen vom Löwenzahn.


Darf ich' rein?


Roselinde.


Ja, Besenstielchen;

Meine Schwestern sitzen unten.

Freilich, wenn die bei mir wären

Würden sie dich von mir schicken;

Denn sie sagen, ich sey reicher,

Hätte viele schöne Kleider,

Und da woll' es sich nicht schicken,

Daß ich mit dir freundlich spiele,

Denn du hättest schlechte Kleider;[27]

Aber ich hab' doch dich gerne. –

Ei, was hast du da für Dinge?


Besenstielchen.


Blumenlichter. Guck!


(Sie bläst die Samenkrone von einem Stiel ab.)


Ei, Alles!

Das bedeut' mir langes Leben.


Roselinde.


Ach, du liebes Besenstielchen,

Sey so gut, schenk mir doch eines.


Besenstielchen.


Da, da!


(Sie gibt ihr alle.)


Nimm nur alle. Morgen

Geh' ich wieder mit dem Vater

In den Wald nach Besenreisern,

Bring dir da den ganzen Arm voll.


Roselinde bläst eine Samenkrone ab.


Sieh, das hab' ich ausgeblasen,

Alles ist davon geflogen.


(Sie bläst die andern auch ab.)


Besenstielchen.


Guck, ei, guck! du wirst recht alt noch.


[28] Roselinde.


Ei, wo kannst du das denn sehen?


Besenstielchen.


Ist kein Härchen dran geblieben,

Das bedeutet langes Leben.

Mein' Großmutter weiß so Vieles,

Die hat mir das auch gelehret.

Aber die muß sehr bald sterben,

Sie hat so 'nen schwachen Athem,

Kann dir keines halb ausblasen,

Bleiben alle beinah hängen.

– Ach, was hast du da für schöne

Rothe Schuh an, Roselinde?


Roselinde zeigt sie.


Gelt, du hast nur immer schwarze?

Schwarze Schuh sind aber besser,

Da darf man doch auf der Straße

Gehn und springen nach Gefallen,

Auf den Wiesen und im Walde.

Aber da mit meinen Schuhen

Darf ich morgens nicht im Garten

Anders, als im Wege gehen,

Weil sie sonst vom Thau verderben.

Ich möcht' lieber schwarze Schuhe!


[29] Besenstielchen.


Nein, ich nicht, ich lieber rothe.


Roselinde zieht die rothen Schuhe aus.


Da!


(Sie gibt sie hin und springt in den Strümpfen herum).


So ist es noch viel besser,

Ohne Schuh, in bloßen Strümpfen.


Besenstielchen

betrachtet die rothen Schuhe mit Vergnügen.


Roselinde.


Nun, so zieh sie an, sie sind dir

Groß genug.


Besenstielchen.


Ach, nein! ich darf nicht!

Deine Schwestern werden schelten.


Roselinde.


Nein! ach, nein!


(Sie bückt sich, hilft Besenstielchen die rothen Schuhe anziehen, und sich zieht sie die schwarzen Schuhe an.)


Wie angemessen,

Passen sie dir ja am Fuße.

Sieh, jetzt hast du rothe Schuhe.


Besenstielchen.


Dürft' ich sie nur auch behalten!


[30] Roselinde.


Ei, du sollst sie ja behalten.


Besenstielchen.


Deine Schwestern –


Roselinde.


Ach, das thut nichts.

Aber wart', zu rothen Schuhen

Steht nicht gut dein braunes Kleidchen.


(Sie fängt an, ihr Oberkleid auszuziehen.)


Komm, ich geb dir auch mein Kleidchen,

Und du mußt mir deines geben.


Besenstielchen fängt an sich auszuziehen.


Ach, das schöne weiße Kleidchen!

– Aber –


Roselinde.


Was denn?


Besenstielchen.


Deine Schwestern!


Roselinde.


Ach, die werden mir nicht zanken,

Hab' ja noch gar viele Kleider.

So! – Gib mir nun auch die Mütze;

Da hast du mein Bändernetzchen.


(Sie zieht es ab, und setzt es ihr auf.)
[31]

Ei, wie steht dir das so niedlich.


(Sie ziehn sich gegenseitig vollends an.)


Roselinde.


Sieh, jetzt bist du Roselinde,

Und ich bin das Besenstielchen.

– Wart, wir wollen 'mal so spielen,

Ich wär du, und käm jetzt zu dir.


(Sie geht zur Thüre hinaus, klopft an, und kommt wieder herein.)


Guten Morgen, Roselinde?


Besenstielchen.


Guten Morgen, Besenstielchen.


(Sie lachen beide).


Roselinde.


Ist dein Vater noch nicht kommen

Aus dem reichen Morgenlande?


Besenstielchen.


Weiß nicht, liebes Besenstielchen.


Roselinde halb still, verweisend.


Ach, das war ja dumm! du wirst doch

Wissen, ob dein Vater hier ist?


(verbessernd:)


Nein, er ist noch nicht gekommen!

Sieh, so hätt'st du sagen sollen.


[32] Besenstielchen.


Frag mich wieder, will's dann sagen.


Roselinde.


Ist dein Vater noch nicht kommen?


Besenstielchen.


Nein, er ist noch nicht gekommen.


(Man hört vor der Thüre Schira's Stimme.)


Roselinde freudig.


Ach, da kommt er, Besenstielchen!

Draußen hör' ich seine Stimme.

Freu dich! freu dich! ja, das ist er!


Besenstielchen.


Könnt ich nur hinaus noch kommen.

Kann ich mich denn nicht verstecken?


(Sie versteckt sich hinter die Tische.)


Schira kommt mit Hirlande und Astralle.


Roselinde dem Vater entgegen.


Bist du kommen, lieber Vater?

Bist du endlich wieder kommen?


(Sie springt an ihm hinauf, und küßt ihn.)


Bist so lange ausgeblieben.


Schira.


Ei, was ist das, Roselinde?

Bist du's denn?


[33] Roselinde steht beschämt.


Hirlande.


Um Himmelswillen!

Wie ist das denn zugegangen?


Astralle.


Hätt' ich doch darauf geschworen,

Du seist Nachbars Besenstielchen

Drüben aus dem kleinen Häuschen!


Schira.


Wie kamst du zu diesem Kleide?


Roselinde.


Ach, ich spielte mit dem Mädchen,

Tauschte mit ihm meine Kleider. –

So hab' ich doch auch ein Kleidchen,

Drin ich auf dem Gras darf purzeln,

Und mit andern Kindern spielen.


Hirlande.


Siehst du, Vater! solche Streiche

Macht sie immerfort. Wir haben

Recht viel mit ihr ausgestanden,

Seit allein wir bei ihr waren.

Und auf uns will sie nicht hören.


Astralle.


Ist so groß und noch so kindisch.


[34] Schira.


Schweigt, o schweigt, ich weiß es lange,

Daß ihr sie auch gern zur Puppe

Putzen möchtet, wie euch selber.

Immer noch das alte Liedchen?

Gleich zum Willkomm nichts als Klagen?

–Und besonders heute müsset

Ihr sie mir nicht schelten. Komm nur!

Komm, mein Roselindchen, komm denn?


(Da Roselinde zu ihm kommt, hebt er sie in die Höhe, drückt sie an sein Herz, seufzt schwer, und die Thränen fallen ihm aus den Augen. Darauf stellt er sie wieder nieder, und spricht zu ihren Schwestern.)


Seht, ihr wißt ja nicht, wie lange

Ihr die Schwester bei euch habet.

Eh' vielleicht, als ihr es glaubet,

Wird sie von uns scheiden müssen.

Armes, armes Roselindchen!


(Er drückt sie noch einmal heftig und im Schmerz an sich; dann eilt er, seine Thränen verbergend, ab.)


Roselinde sieht ihm weinend nach.


Hirlande.


Ei, was fehlt denn nur dem Vater?


Astralle gleichgültig.


Was wirds seyn? er ist halt traurig.

Ich mag auch nicht immer lachen.[35]

Aergert mich nur, daß er's grade

Heut zum Willkomm so gewesen.

Jetzt, wer weiß es, noch wie lange

Zeit es dauert, bis wir endlich

Kriegen, was er uns versprochen.

Und ich bin so ungeduldig,

Kann es beinah nicht erwarten.


Hirlande.


Ach, vielleicht hat er es gar nicht.


Roselinde folgt dem Vater nach.


Ich muß sehen, was ihm fehlet.


(ab.)


Lugar und Guran kommen.


Lugar.


Hier, ihr Jungfraun, sind vom Vater

Die versprochenen Geschenke.

Hier die reichen Ohrgehänge.


Astralle nimmt sie ihm schnell ab.


Lugar.


Hier die Diamantenringe.


Hirlande nimmt sie, steckt sie an.


Ach, wie herrlich!


Astralle, ihre Ohrringe betrachtend.


Ach, wie kostbar!


[36] Guran.


Und für Roselinde hab' ich

Hier ein Röslein in der Dose.


Astralle zeigt nach der Thüre.


Roselinde ist da drinnen.


Hirlande.


Sag dem Vater nur einstweilen

Unsern Dank.


Astralle.


Wir kämen selber

Gleich, bei ihm uns zu bedanken.


Hirlande.


Sag, wir wollten die Geschenke

Hier nur erst noch anprobiren,

Und im Schmucke dann uns zeigen.


(Lugar und Guran ab.)


Hirlande.


Sieh die Ringe! sieh die Ringe!

Just für jeden Finger einen,

Und sie passen, wie gegossen.


Besenstielchen

guckt neugierig hervor, versteckt sich aber sogleich wieder.


Astralle.


Aber diese Ohrgehänge![37]

Sieh, wie bunt, in Farben spielend!

Rothe, blaue, grüne Lichter!

Wie die Diamanten blitzen!


(Sie zieht sie vor dem Spiegel an.)


Und wie leicht sie angehn, sieh doch!


Hirlande.


Ach, jetzt sind wir gar zu glücklich!

Alles, was wir uns nur wünschten,

Haben wir jetzt, Alles, Alles!


Astralle.


Roselinde war recht kindisch,

Daß sie nur ein Röslein wollte.


Hirlande.


Komm, jetzt wollen wir zum Vater.


Astralle.


Geh, er ist ja gar zu mürrisch.


Hirlande.


Komm, wir müssen ihm doch danken.


Astralle.


Ach was! danken! – Glaub nur sicher,

Das ist ihm für seinen Reichthum

Nichts gewesen, das zu kaufen.

Und er ist ja unser Vater,

Muß uns geben, was wir brauchen.[38]

Bleib nur bei mir. Wenn er wieder

Heiter ist, und seine Waaren

Einmal im Gewölbe ordnet,

Dann, dann wollen wir ihm danken.

Weißt du? dann erzählt er immer,

Wo er das und jenes tauschte,

Und wie viel er dran gewinnet.

Und am Ende gibt es immer

Dann noch allerlei Geschenke.


Hirlande.


Ja, das können wir noch immer.

Aber jetzt laß uns doch sehen,

Thränen standen ihm in seinen

Augen, als er von uns eilte.


Schira kommt mit Roselinden.


Roselinde hat das Röslein vorstecken.


Setz dich daher, lieber Vater,

Sey nicht traurig. – Nein, ich sterbe

Nicht so bald; mich wird's nicht fressen.

Besenstielchen soll dir's sagen.


(Sie sieht sich umher.)


Ei, wo ist sie hingekommen?


Besenstielchen schüchtern hinter dem Tische.


Da!


[39] Roselinde.


Ei, wo denn?


Besenstielchen.


Hinterm Tische.


Roselinde will sie hervorziehen.


Ei, so komm doch vor. Gelt, Vater,

Sie darf hier seyn?


Schira.


Ei, ja freilich.

Komm hervor dort, Besenstielchen.


Besenstielchen kommt furchtsam.


Roselinde.


Gelt, ich hab die Blumenlichter

Heute alle ausgeblasen,

Daß kein Härchen dran geblieben?


Besenstielchen.


Das muß wahr seyn, nicht ein Härchen.


Roselinde.


Sag auch, was mir das bedeutet.


Besenstielchen.


Das bedeutet langes Leben.


Schira.


Zeig einmal, lieb Besenstielchen.


(Er nimmt sie beim Arm und betrachtet sie.)
[40]

Ei, du siehst wie Roselinde

Völlig aus in diesen Kleidern.


Besenstielchen lacht in sich.


Bin's doch nicht. – Ei, Roselinde,

Ei da hast du noch ein Röslein?


Schira seufzend.


Ja, da hat sie noch ein Röslein –

Aber denk, um dieses Röslein

Muß sie übermorgen sterben,

Wird ein häßlich Thier sie fressen.


Besenstielchen.


Fressen?


Schira.


Ja, Herr Mordi –


Besenstielchen.


Mordi?

Das ist der dort in dem Garten,

Wo die Blumen immer blühen?


Schira.


Weißt du von ihm?


Besenstielchen.


Ja! Großmutter

Weiß von ihm gar schöne Mährchen,[41]

– Habt Ihr ihm in seinem Garten

Dieses Röslein abgebrochen?


Schira.


Ja.


Besenstielchen.


Für wen man etwas abbricht,

Der muß ihm zu eigen werden.

Nein, dem dürft Ihr sie nicht schicken.

Ach, das arme Roselindchen

Würde sich gar vor ihm fürchten,

Und da würd' es gleich gefressen.

Nein, da schicket mich hinüber, –

Wär ja Schad um Roselindchen!

Und ich weiß mich gut zu schicken,

Denn ich weiß es aus den Mährchen,

Die Großmutter mir erzählte.


Schira.


Ei, du bist ein braves Mädchen,

Besenstielchen. Ach, ich wollte

Recht für deinen Vater sorgen,

Wollt' ihm Geld und Waaren geben,

Und ihm sonst noch manche Wohlthat

Bei Gelegenheit erzeigen.


[42] Besenstielchen.


Ach, der Vater wird schon froh seyn,

Wenn er mich nicht mehr darf kleiden,

Und mich nicht mehr muß ernähren.

Denn er klagt ja oft, er könne

Uns nicht Alle mehr ernähren,

Weil das Brot so theuer wäre.

Hab' ich ja noch sieben Schwestern,

Und ich bin die kleinste, kann ihm

Auch noch nichts verdienen helfen.

Kommt nur schnell mit mir hinüber.


Roselinde.


Aber, liebes Besenstielchen –


Besenstielchen.


Nein, du darfst nicht, Roselinde!

Kommt nur, kommt nur mit zum Vater.


(Sie geht mit Schira und Roselinde ab.)


Astralle und Hirlande

standen während der letzten Scene ganz verwundert und schweigend da.


Hirlande.


Ei, was war denn das, Astralle?


Astralle.


Kam das kleine Besenstielchen[43]

Doch am Ende ganz in Eifer. –

Wär' es nur nicht da gewesen!


Hirlande.


Möcht' es nur ausführlich wissen,

Was denn eigentlich geschehen.

Wart, ich frag den alten Sami,

Der wird mir es schon erzählen.


(Sie geht ab.)


Astralle.


Und ich geh zum Besenbinder.

Ich will doch nur gerne sehen,

Wie das Ding zu End mag gehen.


(Sie geht ab.)


Quelle:
Albert Ludewig Grimm: Lina’s Mährchenbuch 1–2. Band 1, Grimma 21837, S. 22-44.
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