3. Dat Schicksal

[350] Ębn is de Hadbar kam, he's oppe Schün,

He wannert langs de Föst un kikt int Nest.

Dat's wat verfulln; he stellt sik op klappert:

Das doch je Fröhjahr na en harren Winter!

De Lurken singt, de Luf is hoch un wittli,

En echt Gewülv ut Steenbrügg, süden op,

Warm awer scharp, Een släpert Kopp un Hart,

As in en Dusel hört man Spree un Kiwitt. –

Dat Feld is ok noch, as en Vett des Morgens,

Wat tuseli, wo Snee un Winter raut hebbt,

Doch iwri platschert all de lütten Water[351]

In Rünn' un Rilln, ut Mus- un Mullwarpslöcker,

Un klar sünd Bęk un Gröben bet ton Grund.

Wa lacht dat eerste Grön ni anne Kanten,

Un hin un wedder lurt en Botterblom,

Un Wippsteert hüppt behenn' vun Priel to Priel,

Un Spatz int Dörp hollt Klubb un räsoneert.

De Larm stickt an, as Lachen: Kinner singt,

Dat Fröhjahr hett en ganz besunnern Ton,

Sogar de Gös' un Kreiden passt der mank.


De Klocken ok?

Das schudri! jüs int Vœrjahr

Ut Sünn un Hoffnung in de düstre Kul!

Un dochen grönt de Karkhof meist am eersten,

Un de der na blivt tröst de milde Tid. –


De Toch geit langsam, dat sünd vęle Wagens,

En düstre Kęd, man süht dat Enn' ni af.

De eersten treckt al Süden vœr de Kath

Un kamt hier bald ann Fotstig umme Eck,

Un noch is't as en Klun op Wurth un Hofstell,

Un jümmer bögt vœrsichti een ut Dor.


Dar steit de Kœthners Sœn un süht se to,

En lütten Kruskopp mit de Mütz in Nack,

He bu't en Dik un fahrt sik Eer inn Schuflad.

Nu hollt he still un kikt mit grote Ogen;

Ob he wul denkt, he will mal Vullmacht warrn?

Dat is't ni weerth, min Jung, ga hin un spęl,

Bu du din Welt, un lat de annern trecken,[352]

De Vullmacht un dat Glück sünd tweerlei!

Hest wul dat Sark sehn mit den smucken Kranz?

Un de der achter fahrt? wa seht se ut!

Twee Ekenstämm, de een in vuller Kraft,

Utweddert is de Ole an sin Sit,

Nu beide drapen vun desülwe Blitz,

Un beide slagen vun desülwe Slag,

Bögt as se sitt, de stolte Kopp na Eer,

Un all ęr Hœpen op den Weg to Grav:

Hans Hansen is dat un de junge Reimer.


De Ol is as en Steenbild wat man fahrt,

En Hot derop stülpt un en Mantel umhungn,

De Ogen stier, so fahrt se mit em hin.

Keen Thran, keen Mien, he süht man na dat Sark,

Wat vœr em an in warmen Sünnschin spegelt.

So seeg he al sit Węken op ęr Bett,

De dar nu ruht, un op ęr bleken Lippen,

Ob se wat wünsch un wull, wenn se se röhr,

Bi Nacht un Dag, keen Wink keem in sin Ogen,

Bet se se todę to den längsten Slap;

Do sack he ok in Slummer op sin Armstohl. –

Nös hett he stan an't Finster un herutsehn.

Nu fahrt he achteran un süht opt Sark.


Dat Unglück hett em drapen as en Wedder,

Slag œwer Slag, dat harr em doch ni bögt,

Dat leet sik œwerwinn' mit isern Willen,

Dat harr sin Nücken, meen he, as dat Spill,

Un ewig kunn't ni durn, so war't sik wenn'.[353]

He harr sin Schipp verlarn, sin Ladung tosett,

Vunt Glück bedragen un vun slechte Lüd,

Do weer he brutt un egensinni warn,

Harr kofft un verkofft, wagt un wedder wagt,

Sik hier vertifft un dar sik œwerilt,

Ut Stolt behaupt un denn ut Noth versleidert,

Bi Juden lehnt um Christen to betalen,

Fotisen lös't un Handschelln wedder nam,

Toletz Credit un Totrun œwerspannt,

Un as en hitzi Spęler, blind un trotzi,

Den Dum sett op en eenzi hoge Kart:

He harr en Eddelgut int Holsten kofft,

Nu stunn't derop: en Jahr lang dat to holen,

De Creditors de Ogen totodrücken;

Nös much dat stuben, he harr Geld in Hann',

Ob sin, ob anner – he verstunn't to bruken!


Doch anners is't mit Krankheit un de Dod.

De kenn he nich, de harr he nich in Ręken,

De keem em as en Unheil œwer Nacht,

As wenn de Borrn em bęv, de Eer sik schütter,

Wo he op bu't un gan mit sękern Knaken.

Do störtt he hin, do gung dat mit em rund,

Do leet he't gan un fat ni na de Speken,

Dar feil em Enn' un Anfang un dat Leid.

He harr man lęvt un stręvt un lenkt un stürt,

An Himmel seeg he nix, ni Stür noch Haken,

Un mit sin Dochder weer sin Welt to Enn'.[354]

De Junge harr dat sehn, harr hœpt un twifelt,

Doch eerst mal rett' un holen wat he kunn.

Un as de Ol nu seet as bi en Schippbruch,

Un Wind un Wellen inne Sęgeln spęln,

Neem he dat Ror op egen Hand to faten,

Un jag dat oppen Strand, um wat to bargen.

Concurs keem œwert Gut, he koff de Burstell,

He ree un fahr vun Kiel na Hamborg rum,

Weer jümmer oppe Landstrat un mank Lüden,

Un mött un heel, wat man to möten weer.


Doch as he nu toletz ut Holsten keem,

Toręden un toręten op sin Schimmel,

Un ili hinjag langs de wide Marsch:

Do klopp dat Hart em twischen Angst un Freiden,

Do dach he an den Hof, de nu sin egen,

De Garn un Blomhof un sin heemli Glück, –

Doch nich vœr sik, vœr Een de em de leefste,

De vœr em lee un sorg so lang se kunn,

Vellicht vœr em opt Krankenlager leeg;

Denn richti weer se mank twee harre Steen,

Un wul to week un gut węn un todrückt;

De harr he do verlaten inne Noth,

Um Hus un Hav to retten un to bargen:

Nu harr he't dwungn, weer se em nu man blęben,

So föhl he Kraft dat Swarste dœrtosetten,

Ut Brand- un Strandgut, wat der blęben weer,

En Schipp to buden, weer dat noch so enk,

Wat wul de Dree mit Ehren dręgen schull.[355]

So keem he an, un funn ęr as en Lik.

Nu fahrt he achterna un süht opt Sark.


Dat Glück is blind. Hör man de Wörner Klocken!

Wa kumt de Ton ni lisen œwert Feld!

Wer hört dat rut, ob vœr en braken Hart,

Ob vœr een, wat in Lust un Hoffnung lacht?


Hoch œwer alle treckt de Vœrjahrshimmel,

As jümmer blau, as jümmer deep un klar;

De Kinner singt, de Blöm un Vageln kamt,

Un ruhi kumt de Dag un geit to Rau.


Doch inne Deep, wo Og un Ohr ni hinreckt,

Dar, hœpt wi, is de Hand de Allens hollt,

Dar, hœpt wi, is de Hand de Allens lös't:

So lat uns tröstli wandeln bet to Enn'.

Quelle:
Klaus Groth: Quickborn. Volksleben in plattdeutschen Gedichten, Berlin 1968, S. 350-356.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Quickborn
Quickborn
Klaus Groth's Gesammelte Werke: Erster band. Quickborn
Quickborn: Volksleben in Plattdeutschen Dichtungen Ditmarscher Mundart, Volume 2 (German Edition)

Buchempfehlung

Lessing, Gotthold Ephraim

Miß Sara Sampson. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Miß Sara Sampson. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Die tugendhafte Sara Sampson macht die Bekanntschaft des Lebemannes Mellefont, der sie entführt und sie heiraten will. Sara gerät in schwere Gewissenskonflikte und schließlich wird sie Opfer der intriganten Marwood, der Ex-Geliebten Mellefonts. Das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel ist bereits bei seiner Uraufführung 1755 in Frankfurt an der Oder ein großer Publikumserfolg.

78 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon