Geh unter, schöne Sonne ...

[311] Geh unter, schöne Sonne, sie achteten

Nur wenig dein, sie kannten dich, Heilge, nicht,

Denn mühelos und stille bist du

Über den Mühsamen aufgegangen.


Mir gehst du freundlich unter und auf, o Licht!

Und wohl erkennt mein Auge dich, Herrliches!

Denn göttlich stille ehren lernt ich,

Da Diotima den Sinn mir heilte.


O du des Himmels Botin! wie lauscht ich dir!

Dir, Diotima! Liebe! wie sah von dir

Zum goldnen Tage dieses Auge

Glänzend und dankend empor. Da rauschten


Lebendiger die Quellen, es atmeten

Der dunkeln Erde Blüten mich liebend an,

Und lächelnd über Silberwolken

Neigte sich segnend herab der Aether.

Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Stuttgart 1946, S. 311-312.
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