Zweyter Auftritt

[118] Der Hausmeister aus des Hasenkopfs Hause, und die Vorigen.


HAUSMEISTER. Was ist denn dieß für ein Lärm bey anbrechendem Tage? bey der Nacht ist keine Ruh, und kaum als der Tag anfängt, so ist schon das verdammte Getöß an der Hausthüre, / was solls seyn? –

VALERE. Guten Tag Hausmeister!

HAUSMEISTER. Wie? was sagen euer Gnaden?

VALERE. Ich sage guten Tag, Hausmeister! grüß ihn der Himmel!

HAUSMEISTER. Was? / warum Limmel? / euer Gnaden geb ich keinen Limmel ab, und wenn sie türkischer Kaiser wären, da hört es auf.

VALERE zum Hanswurst. Er versteht mich nicht, was ich sagen will.

HANSWURST zu Valere. Da werden euer Gnaden Müh genug haben, mit ihm zu reden, er ist gehörlos, sie müssen mit ihm lauter reden.

VALERE laut zum Hausmeister. Woltet ihr mir nicht einen Gefallen thun? –

HAUSMEISTER. Gefallen sind sie. O weh! wie sind sie denn angegangen?

VALERE immermehr schreyend. Einen Gefallen sollt ihr mir erweisen! / hört mich nur.

HAUSMEISTER. Wie viel Uhr? – fünf Uhr ist erst vorbey.

VALERE vor sich. Da möcht einem wohl die Gedult vergehen Zum Hausmeister. Wollt ihr euch drey Ducaten verdienen? /

HAUSMEISTER. Ducaten? / ja warum denn nicht? / wenn sie gewichtig sind, will ich sie schon wechseln lassen.

VALERE. Nicht wechseln, ich will sie euch schenken.

HAUSMEISTER. Ja so wohl! euer Gnaden verzeihen, ich hör nicht gar zu gut / aber itzt hab ich sie schon verstanden.

VALERE. Nu gut! so hört mich nun wohl. Ihr sollt diesen Brief dem Fräulein Henriette heimlich übergeben.

HAUSMEISTER. Wie?

VALERE. Ihr sollt diesen Brief dem Fräulein Henriette heimlich übergeben. Wollt ihr dieses auf euch nehmen?

HAUSMEISTER ohne eine Antwort zu geben, bleibt immer in Gedanken stehen, nachdem zu Hanswurst. Was sagt der Herr?

HANSWURST vor sich. Itzt fragt er mich, und ich hab kein Wort geredt.

HAUSMEISTER zu Hanswurst. Wie? / was hat der Herr gesagt?

HANSWURST. Ich sag, daß er ein gehörloser Ochs ist.[118]

HAUSMEISTER macht dem Hanswurst ein Compliment. Ja! / auf alle Weis / der Herr hat recht.

VALERE nimmt den Hausmeister beym Ohr, und hält ihm den Brief vor das Gesicht. Hier ist ein Brief, wenn ihr diesen heimlich dem Fräulein Henriette zustellt, so bekommt ihr drey Ducaten.

HAUSMEISTER. Ey beyleibe nicht / ich darf nicht gnädiger Herr! / mein Herr schmiß mir den ganzen Dienst in Kopf / ich bin schon einmal angekommen / und ein Hausmeister ist kein Kuppler.

VALERE. Was Kuppler? ein Brieftrager ist kein Kuppler, und zudeme könnt ihr ja behutsam umgehen, der alte Herr wird so noch schlaffen.

HAUSMEISTER. Warum wollen sie mich strafen? – sie sind nicht mein Herr / und ich bin ein ehrlicher Kerl.

HANSWURST zu Valere. Lassen sie ihn gehen, sie sehen ja, daß mit dem Püffel nichts zu thun ist, zuletzt wird er noch Lärm machen, daß wir verrathen werden.

VALERE. Ich weiß nicht, was ich mit diesem Rindviehe anfangen soll! Zum Hausmeister. hört guter Freund! schläft Henriette noch?

HAUSMEISTER. Ey freylich! sie wird sich erst niedergelegt haben, denn sie und ich haben die ganze Nacht kein Maul zugemacht.

VALERE. Und warum denn nicht?

HAUSMEISTER. Wie? was sagen sie?

VALERE. Warum seyd ihr denn immer munter gewesen?

HAUSMEISTER. Ja! es ist gewiß wahr.

HANSWURST schreyt überlaut. Warum er nichts geschlafen hat, fragt mein gnädiger Herr! Vor sich. der Kerl muß eine Doppelthür vor den Ohren haben.

HAUSMEISTER. Ich versteh es schon. / Wir haben nicht schlafen dörfen, denn unser alter Herr fürchtet sich vor den Geistern erschröcklich, und da kommen sie öfters bey der Nacht, und discourisiren mit ihm; und heut Nacht hätt die Trud auch wieder kommen sollen, drum haben wir die ganze Nacht bey ihm wachen müssen, das Fräulein und ich; ich hab auf die Geister acht haben müssen, und das Fräulein auf die Trud.

VALERE vor sich. Was gibt es doch für Thoren in der Welt! Zum Hausmeister. aber itzt könnt ihr ja sehr leicht dem Fräulein den Brief bringen.

HAUSMEISTER. Ja ja! die Trud kömmt öfters zu meinem Herrn, und da steigt sie auf ihn hinauf, und sauft drey Seitel oder gar eine Maaß Blut, darnach sie durstig ist, und nachdem geht sie wieder fort, und mein Herr wird entsetzlich krank darauf.

VALERE. Hier ist der Brief, itzt frag ich euch zum letztenmal, wollt ihr ihn überbringen oder nicht?

HAUSMEISTER. Nein! nein! ich kann nicht, ich darf nicht, ich will nicht, ich trau mir nicht, ich soll nicht, ich mag nicht. –

VALERE zum Hausmeister. So will ich euch denn sagen –

HAUSMEISTER zornig. Was schlagen? / mich / schlagen? / ihr Brod ist nicht in meinem Dienst. / Itzt geh ich gleich, und sag es meinem Herrn / sie sollen mir Schläg antragen? Eine Weile still stehend, auf einmal wieder zornig. Was? / wie? / wer ist ein Flegel? / ich bin kein Kuppler? / ich bin ein ehrlicher Kerl / mein Herr wird ihnen schon weisen, was zu weisen ist / Lauft zornig in das Haus ab.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 118-119.
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