[270] Der Schau-Platz verändert sich in der Prinzeßin Liberatæ Zimmer.
LIBERATA.
Gott! Dreymahl Grosser GOTT! HErr über Leib und Geist /
Der die verirrte Seel' auß düstrem Nebel reißt /
Monarch / ob dessen Glantz die Engel selbst erbeben /[270]
Wie sol ich ärmste Magd doch deine Gnad erheben!
Es ist zwar grosses Glück / daß Fürst Alphonsus mich
Auff diese Welt gezeugt / daß Witz und Schönheit sich
Vermählet meinem Haupt / daß Perlen und Rubinen
Den lieblichen Pallast der Glieder mir bedienen /
Daß Lisabona mir der Ehre Purpur gibt /
Ja gantz Hispanien die Liberatam liebt;
Alleine dieses Glück ist nichts alß Dunst und Schatten /
Weil falsche Lehrer mir die Seel' umnebelt hatten
Mit solchem Götzen-Dienst / der ins Verterben stürtzt
Und diesem / der jhm folgt / den edlen Geist verkürtzt.
Von diesem Unglück nun hast du / O GOTT / befreyet
Die ärmste Liberat / du hast mein Hertz verneuet /
Weil deine Allmacht mir den rechten Weg gezeigt /
Der zu dem Himmel führt und zu den Sternen steigt.
Ade nun Heydenthum! Sey tausendmahl verfluchet!
Willkommen aber sey mein JESUS / den stets suchet
Der Liberaten Geist zu seinem Bräutigam /
Weil Er sich mir vertraut anß Heilgen Creutzes Stamm!
Vor diese Gnad / O GOTT / wil ich dich stets erheben /
So lange Seel' und Hertz in meinem Cörper schweben!
Ach schütze ferner nur der Christen ärmste Schaar /
Der Fürst Alphonsus stets deß Henckers Mord-Altar
Jn höchstem Eifer baut durch Fackeln / Rad und Eisen /
So wird den starcken Schutz stets deine Sclavin preisen!