Fünfter Auftritt.

[285] Arimantes. Canidia.


ARIMANTES.

Ach wo in dieser Hölen

Mehr alß Hochweise Frau die höchst-verliebten Seelen

Dein Heiligthum geküßt und dich umb Rath gefragt

Wenn Sie der Venus Grimm bis auff das Marck geplagt /

So hilff / O Jsis / mir und den geqvählten Geistern /

Die itzt Cupido wil Tyrannisch übermeistern!

Librata ist der Schütz / Jhr schöner Leib der Pfeil /

Der Bogen Jhr Gesicht / die Schwanen-Brust das Seil /

Und das getroffne Ziel mein gantz verwundtes Hertze!

Hilff mir Canidia von dem so strengen Schmertze

Eh mich die grimme Glutt in Asch und Spreu verkehrt

Und in den Abgrund stürtzt!

CANIDIA.

Was seinen Geist beschwert /[285]

Jst zwar Durchlauchter Printz / unmöglich zu ertragen;

Doch Liebe / die man zwingt / erweckt nur größre Plagen.

Es muß ein Mittel seyn / durch welches die Natur /

Und keine Zauberey / ertheilt die Liebes-Cur

Dem schwachen Patient. Doch wir ich sehr vergnüget /

Wenn Er ein Zeichen nur von Der so Jhn besieget /

Mir könte stellen zu: Ein Ring von Jhrer Hand /

Ein Haar / ein Tropffen Blutt / von jhrem Arm ein Band /

Ein Nagel von der Faust / ein Drat von jhrem Kleide /

Ein Schnupfftuch / eine Blum / und Nadel vom Geschmeide /

Ein Seidenreicher Flor von jhrer Schwanen-Brust /

Die könten Augenblicks erwecken grosse Lust /

So daß Jhn die Prinzeß freywillig müst' umbfangen.

ARIMANTES.

Man kan nicht einen Kuß / geschweige diß / erlangen!

CANIDIA.

Es zeigt mein Cabinet zwar Tausend-fache Cur /

Doch derer Wunder-Macht laufft wider die Natur!

Hier liegt Gutthurnens Bild / daß durch der Augen Stärcke

Bey der Napæen Schaar thut rechte Wunder-Wercke!

Hier ist der Plejas Schweiß! Der Dipsas Myrten-Krantz /

Den Mycale geraubt des Mondens Silber-Glantz!

Hier ist der Circen Kraut / das Nymfen kan entzünden

Und ein Demantnes Hertz der Paphien verbinden!

Hierinnen liegt die Haut der rauchenden Geburth /

Die / wenn man sie zertheilt und derer Wunder-Gurth

Legt auff geweihten Stein und fünffmahl spricht den Seegen /

Den Marmor-harten Sinn zur Liebe kan bewegen

Diß Glaß verbirgt das Oel / das durch deß Priesters Hand

Vermischt dem heilgen Bad die Seelen mir verband /

Wenn sie mit dessen Krafft so Brust als Mund befeuchtet!

Hier ist das Pergament mit Jungfern-Blut erleuchtet /

Das selbst den Mavors zwingt und zu der Liebe führt![286]

Hier ist der Edle Strick / der alle Sinnen rührt /

Und dehn Agrippens Kunst bey der Dianen Schimmer

Gehenckten nehmen ließ in dem durchsicht'gen Zimmer!

Allein mir fallt was bey! Es sol Jhm seyn gewehrt /

Was ich noch keinem gab der meinen Rath begehrt!

Jch wil die strenge Glut und heisse Liebes-Flammen

Durch solche Heimligkeit vergötternd ziehn zusammen /

So daß stracks die Prinzeß durch Liebe wird bestrickt.

Jn diesem Golde wird des Balsams Krafft erblickt /

Der / wann Er nur erwärmt in der Prinzeßin Händen /

Durch sondre Würckung Jhm wird Pein und Schmertzen enden.

Doch muß die lincke Hand empfinden seine Krafft /

Sonst wird in diesem Werck vergeblich Rath geschafft.

ARIMANTES.

Jch werde diese Gunst nach Mögligkeit bedienen!

So bald Dian' erscheint / besuch Sie mich im grünen.


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 285-287.
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