[301] Alphonsus. Der Königin Jsabellæ Geist.
ISABELLÆ Geist.
Alphonsus! Ach mein Schatz! Was wil dein Hertz beschlüßen?
Wilst du der geilen Lust
Auff deiner Tochter Brust
Jn höchst-verbothner Eh und toller Brunst genüßen?
Sol Liberata Dir
Durch jhren Purpur-Mund und Alabaster-Brüste[301]
Erfüllen die Begier
Und stillen deine Lüste?
Sol dann die zarte Schoß
Der Mutter und des Kinds von Dir berühret werden?
O grimmer Hertzens-Stoß!
Entweiche Phaëton mit deinen göldnen Pferden!
Ach gehe doch in Dich!
Bedencke Sie und Mich!
Schau! Jsabella muß auß jhrer Ruh sich heben
Und umb dein Antlitz schweben!
Ach! Ach! Ach!
Laß ab von dieser Sach!
Laß die Begierde nicht beherrschen dein Gemüthe!
Denn dieser Libes-Schluß
Und schnöde Geilheits-Kuß
Laufft wider die Natur und kämpft mit dem Geblüthe!
Laß Jhre Schönheit nicht umbnebeln deinen Sinn!
Es gibet mehr Fürstinnen auff der Erden;
Durch die dein lodernd Hertz nach Wunsch vergnügt kan werden.
Nur laß den Glantz der Tochter fahren hin!
Drumb lasse die Vernunfft in dir den Zepter führen /
So wird dein göldner Thron
Und Diamantne Kron
Jn Siges-reicher Ruh der Götter Segen spühren!
Der Geist verschwindet.
ALPHONSUS.
Geh eitler Schatten! geh! diß rede Kindern ein!
Die Flamme brennt zu sehr! Es kan nicht anders seyn!
Ach! Liberata sol mein Eh-Schatz seyn und bleiben /
Bis mir der dürre Tod wird meine Grab-Schrifft schreiben!
Diego bringe stracks Uns die Prinzeßin her /
Vermeldend' daß diß sey des Königes Begehr![302]
Trotz allen Furien! Trotz allen Schatten-Geistern!
Ja Pluto Selber sol mein Hertz nicht übermeistern!
Hat Hercules auß Libe sich verhüllt
Jn eine Frau und spinnend Weibes-Bild /
Was Wunder ists daß auch Alphons auff Erden
Ein Sclave muß der schönen Tochter werden?
Hat Jupitern der Libe Siges-Fahn
Verkehrt in Gold / Weib / Satyr / Rind / und Schwan /
Was Wunder ists daß auch Alphons auff Erden
Ein Sclave muß der schönen Tochter werden?
Hat Cypripor dem Phöbus seinen Schmuck
Durch List verkehrt in einen Schäffer-Rock /
Was Wunder ists daß auch Alphons auff Erden
Ein Sclave muß der schönen Tochter werden?
Hat Venus auch Selbst den Gradiv bewegt /
Daß Er den Helm und Harnisch abgelegt /
Was Wunder ists daß auch Alphons auff Erden
Ein Sclave muß der schönen Tochter werden?
Jhr Himmel! Ach itzt kommt itzt kommt die Göttin an!
Bewaffne Cypris mich mit deinem Siges-Fahn!
Buchempfehlung
Als E.T.A. Hoffmann 1813 in Bamberg Arbeiten des französischen Kupferstechers Jacques Callot sieht, fühlt er sich unmittelbar hingezogen zu diesen »sonderbaren, fantastischen Blättern« und widmet ihrem Schöpfer die einleitende Hommage seiner ersten Buchveröffentlichung, mit der ihm 1814 der Durchbruch als Dichter gelingt. Enthalten sind u.a. diese Erzählungen: Ritter Gluck, Don Juan, Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, Der Magnetiseur, Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvester-Nacht
282 Seiten, 13.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro