[315] PALAMEDES.
Was dünckt dich Palamed zu diesem Glaubens-Werck?
Jch zitter und erstarr ob Liberatens Stärck /
Daß die Amazonin den klugen Geist bezwungen
Durch das geschärffte Schwerdt der wolberedten Zungen!
Fürwahr diß Wunderwerck und grosse Helden-That /
Weil einen Prister selbst ein Weib besiget hat /
Wodurch sich Liberat kan bis zum Pol erhöhen /
Erleuchtet mein Gemüth und gibt mir zu verstehen /
Daß Christus seiner Schaar gewaltig stehe bey
Jn Sachen / welches doch der rechte Glaube sey.
Ach Dreymahl grosser GOTT! Jn diesem Hospitale
Ligt nun mein Hertze kranck; Allein die göldne Schale /
So Jhm zur Heilung sol ertheilen Hülff und Rath /
Jst eintzig und allein die Fürstin Liberat.
Drumb muß ich wachsam seyn den klugen Artzt zu schauen.
Vor keiner Tyranney sol Palameden grauen!
Denn dieses ist mein Schluß: So wenig Antonin[315]
Den Muth Mauritii / wie auch den Saturnin
Valerian erschreckt / so wenig wird im Hertzen
Der Fürst mir leschen auß die reinen Glaubens-Kertzen!
Er raase wie Er wil auff meines Leibes Zelt!
Hier steht Sebastian der unbewegte Held /
Dehm deß Tyrannen Pfeil wird keine Furcht erwecken!
Nur Muth! Ein kluger Geist laßt sich kein Wetter schrecken!