Fünfter Auftritt.

[355] POLLIO ASINIUS der Juliana schleunig nacheilende. Ritornate Prencipessa! Ritornate! Ritornate! ô Dio! Che veggio! O Misera Donna! O questa Pazzia senza Esempio! ô! ô! ô!


Ad Spectatores.


Signori Illustrissimi! Io son Romano, ma non Portugese. Son servo faceto da questa Corte en Lisabona. Mio Nome e Pollio Asinio, fu fatto cattivo da mio signore Rodrigo Capitano del Re. Allein ich muß Deutsch reden daß mich auch das Frauenzimmer verstehen könne. Sie wundern sich nicht / daß ich alß ein kurtzweiliger Hoff-Bedienter des Königes Alphonsi mich so sparsam sehen lasse; Denn bey traurigen Sachen müssen derogleichen Personen / wie ich bin / nur wie die Würtze in der Speise gebrauchet werden. Die Ursach aber warumb ich mich præsentire / haben die erschröcklichen Begebenheiten dieses Hofes causiret. Denn hir wird bald einer verbrennet / bald ersäuffet / bald mit Pfeilen erschossen / bald mit dem Beile des Kopfes kürtzer gemachet / bald gehencket / bald gerädert / und was des Scharff-Richters Ingeniosität etwan nur ersinnen kan / meisterlich practiciret. So sind auch meine Tractamente dermassen schlecht beschaffen / daß ich anstatt eines gebratenen Cappauns nur mit einem stücke schwartzen Brodts und anstatt eines gutten Spanischen[355] Weins nur mit einem starcken Truncke auß dem Fluße Tagus vorlieb nehmen muß. Der Hertz-kränckenden Exagitirungen / daß die Pagen und Lacqveyen offters meinen gravitätischen Nahmen Pollio Asinio abutiren und mich einen vollen Asinum nennen / zu geschweigen. Hingegen in mea Patria zu Rom en la Santa Città e Miracolo del Mondo ist von derogleichen Henckereyen und Mördereyen nichts zu befinden / sondern dar kan ich meinem Magen eine Ehre anthun con Boccale del Vino Bianco, Vino Rosso, Vino Muscato, Vino di Belvedere, Vino di Luca, Vino de Montefiascono, Vino d'Albano, und was vor delicate Liquores allda mehr zu befinden seyn / worzu das annehmliche Käyser-Brodt nicht übel accordiret. Jch schmecke schon im Geiste wie mir diese Delicatezzen so wol bekommen werden! Allein ich sehe von fernen den König ankommen! Mein Gott wie sauer sehen seine Augen auß alß wann Er zwantzig Eimer des schärffsten Wein-Eßigs in seinem Leibe hatte! Fürwar ich traue nicht / Er möchte mich wol etwan meines Capitolii berauben oder wol gar in der Lufft arrestiren lassen! Drumb ist es am besten daß ich mich schleunig unsichtbar mache ehe etwan diese Tragödie an meiner Person möchte geendiget werden. Adio donque Lisabona! Io vado à la Roma! Adio Signori! Adio!


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 355-356.
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