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[175] Dreyerley Hertz / soll ein Mensch haben: 1. Jacobs Hertz / Gen. 32. c. daß er sagen könne: HERR ich laß dich nicht / du segnest mich denn. 2. Davids Hertz. Psalm. 73. HERR / wenn ich nur dich hab / so frag ich nichts nach Himmel und Erden. 3. Jobs Hertz. Job. 13. Rom. am 5. HErr wenn du mich schon tödtest / so wil ich dennoch auff dich hoffen.
Jud sagte:
Sabbatha sancta colo, de stercore surgere nolo.
Bürgermeister spricht.
Sabbatha nostra qvidem Salomon celebrabis ibidem.
Zu Magdeburg hat sichs begeben / daß ein Jüd an einem Sabbathtas in die Cloac gefallen / und nicht wieder heraus kommen können. Die Jüden wolten auch seinet wegen den Sabbath nicht entheiligen / und ihm raus helffen; die Sach kam endlich vor den Bischoff / der sagte: Weil die Jüden so[176] starck über ihren Sabbath hielten / so solten wie Christen solches vielmehr thun / und an dem lieben Sontag ihn auch drinnen lassen; muste also der Jüd zweene Tag / als an der Christen Sontag und der Jüden Sabbath in der Cloac verpausieren. Dulcia non meminit, qvi non gustavit amara. Münster.
Dienstu eim Herrn gleich hundert Jahr /
Vnd bist getreu ihm immerdar /
Versihst aber ein halb stund die Schantz /
So ist all Treu verlohren gantz.
Eine Wittbe betete sehr andächtig vor ihren Heren /das hörte der Tyrann und verwunderte sich darüber /fragte sie; warumb sie so fleißig vor ihn betete; denn er wohl wuste / daß ihm iederman feind war / und er dieser Wittben auch viel leids gethan hatte / dem gab sie zur antwort; als dein Großvater lebete / hatte ich zehen Küh / darvon nam er mir zwo / da betet ich /daß er bald sterben solte; als nun sein Sohn dem Vater an die Stell kam / nam er mir mit grosser Gewalt und Vnrecht drey Küh / ungeacht ich vermeinete / er würde frömmer seyn; da betet ich abermals daß du soltest Herr werden / und dein Vater sterben. Nun bist du viel hefftiger und geschwinder / und hast mir armen Frauen vier Küh genommen / darumb bete ich fleißig vor dich / daß nach dir nicht etwan einer käm /und mir die übrigen Küh / vollend gantz und gar nehme / neben dem was ich noch sonsten[177] habe. Erat Rex Sicilia Dionysius. Valerius Maximus lib. 6. cap. 2. Flitn. pag. 88.
Die Königinnen in Macedonien haben sich deß Nähens / Strickens / Spinnens / Wirckens / von Gold und Silber / wie auch deß Keyser Carls V. Großmutter / Isabella Königs in Spanien Ehegemahl beflissen. Wie dann der grosse König Alexander seiner Mutter Olympias gemachte Kleidungen weisen thät. Sedulitas hominis juvat àtque socordia lædit. Zad. pag. 164.
Eine Christin wurd in die Heydenschafft verkaufft; der Kauffer fragte sie / was sie könt / sie sprach ich kan wohl Haußhalten / und durch diß Wort kauffte er sie. Zad. 164.
Christo fide, tuum fac munus alacriter, ora.
Ein fauler Gassenhauer kömpt auff eine Zeit zu einem Wagner / spricht ihn umb eine Zehrung an; er fragt ihn was er sey und könne / er sagt / er sey ein Gelehrter und könne die sieben Freye Künst / was sagte der Wagner / kanst du vor eine Kunst / sieben /und gehest dabey betteln / ich habe nicht mehr als diese einige Kunst gelernt / daß ich ein Wagner worden bin / und dennoch ernehre ich mein Weib und Kinder auch darneben mein Gesind / back dich mit deinen sieben Künsten / und lerne diese eintzige die ich treibe / wilt du anders dich deß Bettelns oder auch gar des Henckens erwehren. Ne pudeat qvæ nescierit velle doceri. Flit. cap. 35.
[178] Anser, apis, vitulus, Bombyx, ovis, ostrea, linum,
Mercurius; servant totius orbis opes.
Den Gebrauch hatten sie in Weischland vor Jahren / wenn eine Braut frü von ihrem Braütigam auffstund / haben ihr die Frauen zu einer Verehrung vorgetragen / Rocken / Spindel / Flachs / Scher / Fingerhut /Nadel / Zwirn / zuerinnern daß sie nun müste eine fleißige Haußmutter werden. Ubiqve labor est, ubique patientia, ubique adjutorio DEI opus est. Zaderus. pag. 165.
Wenn dem Carolo Magno die Nacht im Schlaff was ein fiel / hatte er bey seinem Bett eine Taffel hengen / mit Wachs durchzogen / darbey war ein eiserner Griffel / setzte er sich im Bett auff / und notirte es /war ein liebhaber der Historien. Zaderus.
Im Schiffbruch einen g'lehrten Man /
Nicht viel Schad wiederfahren kan /
Wo er hinkompt ist er ernehrt /
Kunst ist in allen Landen werth.
Esdra der Hebräische Priester konte die Bücher Moises von Wort zu Wort hersagen. Eusebius.
Georgius Trapezuntius so ein hochgelehrter Mann und Professor Gracæ Lingvæ gewesen / hat in seinem alter nicht mehr als das Grichische Alphabet hersagen können. dele Cic..[179]
Die Drucker giessen aus Metall ihre Buchstaben /nehmen hart Pley / Wießmat und Spiesglaß darzu: Eins theils melden daß in Candia oder Creta erstmals die Schrifften und Buchstaben sollen erfunden worden seyn. Anno Christi 1440. ist durch Johann Gutenberg die Druckerey erfunden worden / zu Straßburg / bald nach Johan Hussen Zeiten: Adam hat die verheissung von Weibes Samen in eine steinerne Tafel eingeschrieben. Mathesius. Flitner. pag. 658.
Volfilas Bischoff in Vngarn / hat die Bibel erstmal verteutscher / aber sehr dunckel. Doctor Lutherus hat sie mit vieler und grosser Müh ins hochteutsche versetzt. Ptolemæus Philadelphus hat durch die 72. Interpretes solche in Griechische sprach bringen lassen. Antiochus hat die H. Schrifft etlichemal vor Christi Geburt verbrennen lassen. In der Lateinischen Kirch aber ist sie verblieben: Die Lateinische Sprach gieng an per Evandrum in Welschland. Anno Christi 1240. lib. 2. Zeitb. pag. 61.
Die Hebräische Sprach aber ist 1000. Jahr älter. lib. 4.
Keyser Carolus Crassus ist der erste gewesen / so die Jahrzahl auff die Brieff zu setzen befohlen Michael Sax in seiner Chronica. part. 3. fol. 78.
Rabi Jonathan hat die Bibel in die Chaldeischē Sprach bracht 40. Jahr vor Christi Geburt. Constantinus Magnus hat auch solche auff seine Vnkosten[180] abschreiben lassen; Keyser Theodosius schrieb mit eigener Hand das Neue Testament; auff begehren deß Hohenpriesters Eleasart ist in der Edlen Stadt Alexandria eine Liberey auffgerichtet worden von 50. Tausend stück Büchern / und sind also der Propheten Bücher damals in die weite Land gebracht worden. Josephus lib. 12. Zeitbuch Nicolai. pag. 61. Thudoret. lib. 2
Alle Ding sind müglich Gott allein /
Vnd mus ihm nichts versaget seyn.
Vor der Sündflut sol kein Schiff auff dem Meer gefunden worden seyn / so ist die Archa Nohæ das erste gewesen / und nach diesen Muster haben Ebers Einigklein allererst Schiff gebauet.
Wer arm und vom niedrigen Stand /
Vnd ihm das Glück geht wohl zu Hand /
Der habs in acht / und ehr das Glück /
Damits an ihm nicht üb sein Tück.
Fortunam reverenter habe, qvicunque repentè
Dives ab exili progrediêre loco.
Eines Wagners Sohn Willigis wurde Bischoff zu Meintz / der führte allzeit diß Memorial.
Willigis / nicht vergiß /
Daß dein Vater ein Rad macher g'wesen ist.
[181]
Von dem an ists Churfürstliche Wapen mit dem Rad gezieret worden. Saxo & Funccius.
Cætera si vis noscere te ipsum noscere discas,
Cætera si vis vincere te ipsum vincere discas.
Als König Christianus der dritte zu Dennemarck einem seiner Hoffprediger zum ersten mahl heichtete /und ihn derselbe mit seinem Tittul absolviren wolte! Aller Durchläuchrigster Großmächtigster König fiel er ihm in die Red / und sprach: Ich bin itzt nicht bey euch / als ein König in Dennemarck / sondern als ein armer Sünder / und weil ihr an Gottes statt sitzt / wil ich von euch die H. Absolution empfangen / als von einem Diener Christi. Strigen.
»Wir lesen im Speculo Historiarum / daß einsten ein grosser König auff einem vergüldenen Wagen sey ausgefahren / und ihm zwo Geistliche Personen gekommen / gar elend bekleidet / hat er solche gehertzet und geküsset / seinen Räthen aber hat es verdrossen /stifften deß Königs Bruder an / er solt doch fragen /weßwegen solches geschehe / der thut es / fragt den Könige; aber er gibt ihm eine antwort / die er nicht recht verstehen kan / und dieweiln der König den Gebrauch gehabt / so iemand was verwircket / deß Tods würdig / hat er demselben durch einen Trometer ein todten Liedlein blasen lassen / hat man nicht anders dencken mögen / als daß er müsse fort; dieses hat der König seinem Bruder auch gethan / ein todten Lied blasen lassen / darüber er hefftig erschrocken / sich die[182] Nacht über zum Tod bereitet / unwissend die Vrsach: Frü am Tag geht er mit Weib und Kindern vor deß Brudern Pallast / führt ein erbärmliches geschrey / der König läst ihn vor sich / und sagt ihm /du närrisches Mensch / entsetzest du dich so sehr vor den Todes-Boten / und Gericht deß leiblichen Bruders / und tadelst mich / daß ich die Boten Gottes geehret /welche mir den ewigen Tod und jüngstes Gericht ankündigen / wegen meiner Sünden / drumb magst du stets forthin an das jüngste Gericht gedencken / und in Bußfertigkeit leben. Münsterus lib. 2. pag. 356.«
Disce homo, qvi tenui constructus pulvere, qva te
Edidit in lucem conditione DEUS.
Vor Christi Geburt 228. hat Jesus Syrach angefangen / sein Büchlein von Tugenten tempore Ptolemæi in Egypten zu schreiben. Euseb. Zeitbuch. pag. 279.
Drusus Julius hatte ein sehr böses löcherichtes Hauß / zu dem spricht ein künstlicher Baumeister / er soll ihm 500. fl. geben / so wil er es ihm künstlich ausbauen; er spricht darauff / ich gebe euch 1000. fl. wenn ihr mir es könt bauen / daß es aller Orten durchsichtig sey / denn ich lebe mit meinen Weib und Kind / also daß es niemand tadeln kan. Rüdiger. 157.
Fide DEO, atque tua meditatus in arte labora.
Non labor in Domino talis in anis erit.
[183]
Es kommet auff eine Zeit eine Nahrhafftige Frau zu ihrer Nachbarin; da klagt sie ihr / wie sie in ihrem Haußhalten gantz nicht fort kommen könne / es gienge alles zu Grund und Boden; die Häußliche spricht /sie will ihr eine Wurtzel geben / daß sie besser Glück haben soll / und fasset ihr in ein Lümplein ein gemeines Steinlein ein / das soll sie mit ihr in alle Winckel deß Hausses umbtragen / so werd es besser werden; solches geschicht und geht ihr drauff alles wohl zu statten / auff eine Zeit kompt die Häußliche Frau wieder / fragt ob es besser mit ihr stehe / ja sagte sie / ich stehe itzunder viel besser / da hieß sie ihr das Steinlein / wieder geben / und zeigete ihres; sprechend / es wäre vorher nichts anders bey ihr gewesen / als die hinlässigkeit deß Haußhaltens / daß sie nicht fleißig nachgesehen hätte / was frommen und schaden gebracht, hätte: Plus est servasse repertum qvàm qvasiisse novum. M. Mich. Julius.
Lusus fortunæ variatur imagine Lunæ,
Crescit, decrescit, constans persistere nescit.
Als Leschezko König in Pohlen vom geringen stand zum Königreich kam / demütigte er sich so sehr daß er auch seine geringe Kleider im Saal auffhängen ließ / und das that auch der erste Potentat in Böhmen. Chron. Polon. Sundel. Regentenb.
Als Konig Porus überwunden war / wolt er sich nicht mehr König nennen lassen. Reg. pag. 300.[184]
Gallicanus Römischer Bürgermeister scheuete sich nicht den armen die Füß zu waschen / den Tisch zu bedecken / und Essen auffzutragen.
Julius Cæsar als er mit Valerio zu Meiland einen Salat mit Butter aß / kunte nicht gnug rühmen / wie gut er geschmecket.
Hadrianus ließ sich vielmals nur mit Speck und Käs zur Malzeit begnügen.
Die Egyptier haben ihren Königen ein gewisses an Essen und Trincken vorgesetzt / darmit haben sie müssen zu frieden seyn. Diodorus Siculus, lib. 2. Regentenbuch. pag. 325.
Omnia prætereunt: Sanctorum gloria durat.
Die Weisen aus Morgenland sind von Susan 232. Meilen nach anweisung deß Sterns gen Betlehem gezogen: Die Eltern Christi 92. Meilen aus Egypten gen Nazareth / wir faulen Leute ziehen nicht gern drey oder vier Schritt zur Kirchen Zeitb. pag. 407. 410.
Das Buch der Weißheit sol Philo der Jüd von Alexandria bürtig gefertiget haben. Hieronymus epist. 115.
Socrates der weise Heid der lernete die Gedult reichlich üben / an seinem bösen Weib / war ihr doch nicht gram / auff eine Zeit wurd er von einem fürnehmen Mann darumb besprochen / wie er doch alles von ihr so gedultig leiden könt; sagt er: Ich lieb sie deswegen /[185] daß sie mir so viel herrlicher Früchte bringet /(seine Kinder meinent) und als er auff eine Zeit den Alcibiaden zu Gast hatte / und das Weib im Zorn über der Mahlzeit das Tischtuch mit Vngestüm sambt den Essen hinweg riß / sagte Alcibiades er solte es nicht leiden / da sprach er; mustu doch solchs der Hennen zu gut halten / wenn sie dir auff den Kopff fleucht / die Gläser zu bricht / und alles umbkehrt: und da sie fort fuhr mit schelten / sprach Alcibiades /leide es nicht / da sagt er; must du doch das Rad an deinem Hauß knarren hören / und schweigen; und da ihm das Weib im Zorn den Rock vom Halß risse /sagten die Leut er solte zu schlagen / Ja sagte er; schlügen wir ein ander / so hättet ihr ein gelechter drüber / ist besser ich schweige gantz stiller / ich kan sie nicht sehrer trotzen / es möcht ihr das Hertz drüber zubrechen / wenn ich nur schweigen thue. M. Mich. Julius. pag. 79.
Vor Christi Geburt 722. ist der alte Tobias 4. Jahr blind gewesen / solchs mit aller gedult ertragen / als er wieder sehend worden / hat er noch 42. Jahr gelebt / und sein leben beschlossen auff 102. Jahr. Geschicht. Nic. im 6. pag. 132.
Agathocles König in Sicilien so eines Töpffers Sohn war / braucht zum gedächtnüß stets irdene Gefäß auff seiner Taffel. Saxo.
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