Das XXXVI. Capitel.

Von Träumen.

[410] O Sancta TRINITAS in morte nos non deseras.


Wir lesen vom löblichen Keyser Mauritio / daß er /als er seine Sünd bereuet / in dem er seine arme gefangene Leut mit schlechtem Gelt nicht wieder zu sich gelöset hatte / und Busse that / auch in vielen Kirchen vor sich bitten ließ / daß Gott derwegen ihn in diesem und nicht in jenem Leben straffen wolte / da traumete ihm / wie er und viel Volcks vor einem Crucifix stünde / dasselbe spreche zu ihm / so führet mir Mauritium her / da kamen die Büttel[410] und führeten ihn hin / da sprach das Crucifix / wo wiltu daß ich dich straffen sol / da sprach er / ach nicht dorten / sondern in diesem leben / so sprach das Crucifix / so übergebt ihn mit Weib und Kindern neben seinem gantzen Geschlecht dem Phoca / als nun bald darauff durchs Kriegs-Volck Phocas zum Keyserthumb erhoben war / brachte er Mauritium und sein Gemahl Constantinam mit 4. Söhnen und 3. Töchtern umb / ließ ihnen allen die Köpff abhauen / wann nun eines hingerichtet war / sagte der Keyser öffentlich / HERR du bist Gerecht / und alle dein Gericht ist recht / aus dem 119. Psalm. Vnd als er gefragt wurde / ob er nur 4. Söhne hätte / sagte er / daß das kleineste noch bey der Ammen wäre / da wurd es gebracht und auch hingerichtet / und schreibt Nicephorus / daß mehrer Milch als Blut von dem kleinen Kind gelauffen / zuletzt ward auch der Keyser hingerichtet. Post factum pænitet actum. Rinow.

Deß Herren Doctoris Aegidii Hunnii sel. Mutter traumete auff eine Zeit wie sie in der Kirchen in ihrem Stand sässe / einen Strohalm auffhübe / so ihr sehr schwer im heben war / und zu einer Kirchen-Seulen wuchs und stund / und hat der ausgang hernach solches geben / daß sie an ihrem Sohn eine Kirchen-Seul erzogen. D. Salomon Gesner in c.f.


Non prius in dulcem declines lumina somnum,

Omnia qvàm longi reputaveris acta diei.
[411]

Agathias schreibt / daß etliche Philosophi mit einander gereiset / auff dem Weg einen todten Cörper gefunden / solchen aus barmhertzigkeit begraben haben / die Nacht werden sie im Traum gewarnet / solchen wieder aus zugraben / dem die Erde könne einen solchen nicht tragen / so mit der Mutter Vnzucht getrieben hätte. Nil lachrymæ & gemitus defuncto corpore prosunt. Schaupl. pag. 17.


Hodie sum sanus, cras attigit Domini manus: hodie sum fortis, cras filius mortis.


Hertzog Johann Wilhelm zu Sachsen so Anno Christi 1537. gestorben / hat kurtz vor seinem End diesen Traum gehabt / als ob er in einem schönen lustigen Hauß wäre / da alles mit Tapecereyen gezieret /da hörete er den 42. Psalm lustig und lieblich singen /Was betrübstu dich mein Hertz? Drauff folgete eine schöne liebliche Music von Freudenspiel / welcher Music nachfolgen thät ein schöner grosser lieblicher Engel / so auff seinem Rücken einen angehefften Zettel hatte / mit diesen Worten / Vertrau du deinem Herren Gott / der wird dir helffen und dich zur Ruhe bringen. Solchen Traum hat er also balden früh Doctor Ratzenbergern seinem Leib Medico erzehlet / und zu verzeichnen befohlen / auch gesagt / wie ihm noch immer dauchte / er sehe alles Augenscheinlich vor sich.


Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 410-412.
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